Am 15. Mai öffnen Museen weltweit zum Internationalen Museumstag ihre Türen besonders weit und machen mit Sonderausstellungen, Spezialführungen und Rahmenprogrammen auf ihre
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Diözesanmuseum
Ausstellung: 750 Jahre Karmeliten in Bamberg
Die Karmeliten sind seit 750 Jahren in Bamberg ansässig. Eine Sonderausstellung im Diözesanmuseum zeigt die Verwurzelung des Bettelordens in der Stadt.
Der Karmelitenorden, ein mittelalterlicher Bettelorden, begeht 2023 sein 750-jähriges Bestehen in Bamberg. Das Diözesanmuseum zeigt ab 4. November in der Ausstellung „Leidenschaft für Gott – 750 Jahre Karmeliten in Bamberg“, welche Spuren die Mönche in Bamberg hinterlassen haben.
Die Ausstellung führt ihr Publikum von der Gegenwart in die Vergangenheit des Ordens. Sie beleuchtet die aktuellen Aufgaben der elf Ordensbrüder in Stadt und Landkreis Bamberg ebenso wie die Anfänge. „Dass die Sonderausstellung nicht trocken historisierend ist, sondern auch die Gegenwart thematisiert, ist wichtig“, sagt Museumsleiterin Carola Marie Schmidt. „Außergewöhnlich ist sicherlich, dass die Brüder des Karmelitenordens auch selbst durch die Ausstellung führen.“
Dabei geht die Ausstellung auf markante Punkte der Geschichte des Bamberger Karmelitenklosters ein, wie die Umwandlung des Konvents zu Wohnraum in den vergangenen Jahren, die Restaurierung der Klosteranlagen in den 1960er und ‑70er Jahren oder die Gründungen des Marianums (1918) und des Theresianums (1946).
Ein Augenmerk legt die Ausstellung auch auf die Blütezeit der Karmeliten im 17. Jahrhundert, die sich auch in vermehrter Bautätigkeit manifestierte. Im Jahr 1658 begann der Umbau der Klosterkirche, die durch die Barockisierung ein völlig neues Erscheinungsbild erhielt. Einzelne Künstler, aber auch Bischöfe, die den Neubau des Klosters unterstützten, werden anhand von Gemälden, Kupferstichen und Münzen näher vorgestellt.
Einen kunsthistorischen Höhepunkt in der Ausstellung geben zudem die Bestandteile des Marienaltars von Veit Stoß ab, die die Zeit der Reformation und den Prior Andreas Stoß dokumentieren.
- Oktober 31, 2023
- Redaktion Webecho Bamberg
Weihnachtsausstellungen am Domberg
„Die magische Nuss Krakatuk“ und Krippen von Max Huscher
Auch das Historische Museum möchte es sich nicht entgehen lassen, das beherrschende Bamberger Kulturthema 2022 zu bedienen – den 200. Todestag von E.T.A. Hoffmann. So widmet sich die diesjährige Weihnachtsausstellung „Die magische Nuss Krakatuk“ Hoffmanns Weihnachtsmärchen „Nussknacker und Mausekönig“. Auch im Diözesanmuseum wird es mit den Krippen von Max Huscher weihnachtlich. Wir haben mit Dombergkoordinatorin Christiane Wendenburg, Ausstellungskurator Arne Schönfeld und Carola Marie Schmidt, Leiterin des Diözesanmuseums, über die Ausstellungen gesprochen.
Herr Schönfeld, was zeigt die Weihnachtsausstellung „Die magische Nuss Krakatuk“ zu E.T.A. Hoffmann, das die anderen E.T.A.-Ausstellungen von BBK oder Staatsbibliothek in diesem Jahr noch nicht gezeigt haben?
Arne Schönfeld: „Die magische Nuss Krakatuk“ ist keine Ausstellung über E.T.A. Hoffmann, sein Leben oder seine Werke. Wir werden keine Illustrationen aufhängen und auch keine umfassenden Erklärungen zu den Episoden seines Schaffens anbieten. Stattdessen wollen wir unsere Gäste in eine seiner Erzählungen mitnehmen.
Was ist die „magische Nuss Krakatuk“?
Arne Schönfeld: Das kommt darauf an, wen Sie fragen. Der Ballett-Direktor Goyo Montero hat Krakatuk in seiner Nussknacker-Inszenierung als Maries, das ist die Protagonistin, Verstand angelegt, der durch ihre Erfahrungen während des Stückes von allem befreit werden muss, was sie glaubte zu wissen. In Hoffmanns Erzählung ist die magische Nuss der Schlüssel, einen mächtigen Fluch zu brechen und Gegenstand einer 15 Jahre andauernden Suche. Bei uns ist sie der Namenspatron für die gesamte Ausstellung, weil sie in vielerlei Hinsicht das Zentrum der gesamten Erzählung bildet.
Die Ausstellung ist eine Reise durch E.T.A. Hoffmanns Weihnachtsmärchen „Nussknacker und Mausekönig“. Wie wird das aussehen?
Arne Schönfeld: Mitreißend, will ich hoffen. Die Ausstellung basiert auf einem stark szenografischen Ansatz. Wir haben uns Requisiten und Bühnenbilder vom Theater ausgeliehen, haben Bäume aus dem Stadtforst geholt und bauen eigens neue Möbel. Wer das Historische Museum betritt, soll in Hoffmanns Erzählung eintauchen. Natürlich stellen wir spannende Objekte aus und natürlich liefern wir Hintergrundinformationen, aber vor allem sollen die Räume das Märchen erzählen. Wer dann noch etwas über Versandhandel um 1800 – quasi den Urgroßvater des heutigen Onlinehandels – oder Zinnsoldaten erfahren möchte, für den ist ebenso gesorgt.
Sie kündigen lebende Spielzeuge und sprechende Standuhren an. Wie wird das technisch dargestellt?
Arne Schönfeld: Wir haben eine großartige Illustratorin für dieses Projekt gewinnen können, die uns Bilder von den verschiedenen Figuren angefertigt hat. Mit einer Ausnahme finden sich in jedem Raum der Ausstellung Projektoren oder Bildschirme, über die wir die magischen Aspekte der Erzählung als Bilder und Videos in die Räume integrieren können. Und das so immersiv wie möglich, unsere Gäste sollen also in die Scheinwelt des Märchens eintauchen können.
Ist die Ausstellung auch für Erwachsene geeignet?
Arne Schönfeld: Ganz klar: Ja! Hoffmanns Erzählung ist mit Anspielungen gespickt, von denen seine Zeitgenossen meinten, sie wären für Kinder völlig unverständlich. Zu kompliziert, zu verworren, zu akademisch. Aber Kinder verstehen oft mehr als man denkt. Und andersherum haben viele Erwachsene weit mehr Fantasie und Vorstellungskraft in sich, als ihnen ihr Alltag zugesteht. Zu Weihnachten ist die ideale Zeit, um auch als Erwachsener Kinderfreuden zu genießen. Und wie schon gesagt, kommt auch die wissenschaftliche Arbeit mit dem Objekt nicht zu kurz, etwa bei unserer Leihgabe eines Automaten aus dem Mathematisch-Physikalischen Salon der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Ein wirklich tolles Stück, samt einem kurzen Film, der die Mechanik in Aktion zeigt. Hoffmann und seine Zeitgenossen waren überzeugt, die Maschinentechnik stünde kurz vor der Entwicklung eines Androiden, also künstlichen Menschen. Dieser Aspekt zieht sich durch viele seiner Werke und auch wir werden darauf eingehen.

Sie schreiben, dass das Märchen Hoffmanns Zeitgenossen als überkompliziert galt. Warum hat es sich trotzdem bis heute gehalten?
Christiane Wendenburg: Die Werksgeschichte ist recht verwinkelt. Seine Berühmtheit verdankt es vor allem Alexandre Dumas, dem Autor von „Die drei Musketiere“, der eine französische Version davon veröffentlichte, die sich wiederum im damals sehr frankophilen Russland sehr gut verkaufte. Daher Tschaikowskys Ballett. Ohne das wäre die Erzählung heute mit Sicherheit nicht derart bekannt.
Worin besteht der psychologische Reiz des Märchens, der bis heute erforscht wird?
Christiane Wendenburg: Hoffmanns Märchen stellt die Wahrnehmung und die Perspektive eines Kindes in den Mittelpunkt und weist dabei Parallelen mit Erkenntnissen der zeitgenössischen Kinderpsychologie auf. Diese betonte die Bedeutung der kindlichen Fantasie-Tätigkeit für die kindliche Entwicklung, wies aber auch darauf hin, dass Kinder in ihren ersten Lebensjahren gar nicht zwischen Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden können; diese Fähigkeit entwickeln sie erst später. Hoffmanns Blick in die kindliche Seele, sein Verständnis für psychische Phänomene und nicht zuletzt seine Fähigkeit, sie in seinem Märchen eindringlich darzustellen, war für seine Zeit innovativ. Einen Gegenpol zu Maries Fantasiewelt bilden die Eltern, die sich vom aufklärerischen Prinzip der Vernunft leiten lassen, wohingegen die Figur des Paten Drosselmeier eine Mittlerfunktion einnimmt. Dadurch wird der Zusammenprall zwischen Märchenwelt und Realitätserfahrung mehrdeutig, die fantastischen Ereignisse können als Einbildung, Traum, Wirklichkeit oder auch als Bewusstseinskrise gedeutet werden.
Was sagt das Märchen über Hoffmanns Zeit, das frühe 19. Jahrhundert?
Christiane Wendenburg: Es gibt uns tiefe Einblicke in die Wahrnehmung von Kindern und Kindheit in der damaligen Zeit. Eine Lebensphase, zu der sich die Einstellungen gerade dramatisch änderten. Spielen wird gesellschaftsfähig und ein Aspekt der Bildung und Pädagogik. Gleichzeitig war Hoffmann die Vorstellung ein Graus, die Aufklärung könnte die Kindheit „durchrationalisieren“. Kinder sollten die Freiheit haben, unbeschwerte Jahre zu verleben, ohne dass alles, was sie tun, einen Zweck erfüllen oder eine bestimmte pädagogische Zielsetzung haben muss. Wird dieser kindliche Drang unterdrückt – und da pflichtete Sigmund Freud Hoffmann bei –, hat das psychologische Auswirkungen, kann es Kinder krank und depressiv machen oder anderweitig stark belasten. Kann der Drang dagegen ausgelebt werden, entwickeln Kinder die Fähigkeit, außerhalb vorgegebener Bahnen zu denken, Widersinnigkeiten zu hinterfragen und für sich selbst zu entscheiden, was sie sich wünschen und wie sie es erreichen wollen. Solche Kinder werden zu Erwachsenen, die sich, so zumindest Hoffmanns Hoffnung, einen Teil ihrer kindlichen Fantasie erhalten und auch zwischen Pflicht, Beruf und Alltag noch die magischen Augenblicke finden können.
Das Märchen war die Grundlage für Pjotr Tschaikowskys Ballett. Wie geht das in die Ausstellung ein?
Arne Schönfeld: Vor allem durch fantastische Leihgaben. Die Staatsoper München stellt etwa Originalkostüme aus ihrer Nussknacker-Inszenierung zur Verfügung. So dicht wie unsere Gäste kommt also kaum jemand an Kostüme ran, die Balletttänzer in einer weltberühmten Inszenierung getragen haben und auch wieder tragen werden. Auch die Ensembles aus Nürnberg und der Semperoper sind filmisch vertreten und das Theatermuseum München leiht uns Material, das einen Blick hinter die Kulissen einer Ballettproduktion erlaubt.
Auch im Diözesanmuseum wird es mit einer Krippenausstellung weihnachtlich. Was genau gibt es zu sehen?
Carola Marie Schmidt: Detailliert geschnitzte Charakterköpfe bärtiger Männer, schöne Frauengesichter und die typischen sprechenden Hände machen Max Huschers Krippenfigurengruppen einzigartig. Bis 15. Januar bietet die Weihnachtausstellung Einblicke in das Leben des vor 30 Jahren verstorbenen gelernten Konditors und veranschaulicht die Vorlagen für seine Krippen und deren Inspirationsquellen wie auch die Machart der Figuren. Erstmals zeigen wir auch eine figurenreiche Jahreskrippe, welche als private Schenkung ins Diözesanmuseum kam.
Werden auch wieder Geschäfte im Umkreis des Dombergs Krippen ausstellen?
Carola Marie Schmidt: Da die diesjährige Weihnachtsausstellung eine monografische Ausstellung ist, lag es auf der Hand, mal wieder alle Ausstellungsstücke in den Sonderausstellungs-Räumlichkeiten des Diözesanmuseums zu zeigen. Diese Räumlichkeiten, welche erst seit letztem Sommer für Sonderausstellungen genutzt werden, erlauben es, dort die Krippe und Max Huschers Leben zu präsentieren.
Sie schreiben in der Ankündigung der Ausstellung, das Publikum liebe die Krippen. Warum sind Krippen jedes Jahr wieder interessant, was ist ihr Reiz?
Carola Marie Schmidt: Krippen erwecken bei den Betrachtern viele Emotionen. Wenn man das Leben von Max Huscher betrachtet, wird deutlich, dass die Leidenschaft zum Schnitzen von Krippenfiguren schon im Kindesalter anfangen kann. Darum eignen sich Krippenausstellungen für einen Besuch mit der ganzen Familie.
Gibt es zum Krippen-Thema noch Neues zu zeigen?
Carola Marie Schmidt: Die vielen Krippenbauvereine in Franken und anderenorts zeigen, dass es immer etwas Neues gibt. Man kann wohl ohne Vorbehalt sagen, dass Max Huscher bis heute andere Krippenbauer beeinflusst und inspiriert.

- Dezember 31, 2022
- Autor: Sebastian Quenzer
Auf zum Domberg
Internationaler Museumstag 2022
Am 15. Mai öffnen Museen weltweit zum Internationalen Museumstag ihre Türen besonders weit und machen mit Sonderausstellungen, Spezialführungen und Rahmenprogrammen auf ihre Bestände aufmerksam. Mit Diözesanmuseum, Historischem Museum und Neuer Residenz beteiligen sich auch die Museen am Bamberger Domberg. Wir haben mit Christiane Wendenburg, Dombergkoordinatorin, über das Angebot des 15. Mai gesprochen.
Frau Wendenburg, das Motto des Museumstags 2022 lautet „Museum mit Freude entdecken“. Was bedeutet es?
Christiane Wendenburg: Auf der ganzen Welt machen Museen am Internationalen Museumstag auf die Vielfalt ihrer Sammlungen und Vermittlungsprogramme aufmerksam. Am 15. Mai zeigen sie einer breiten Öffentlichkeit, was für einen wichtigen Beitrag sie zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben leisten. Der Museumstag soll dabei auch Menschen, die ansonsten keine klassischen Museumsbesucher*innen sind, Appetit auf mehr machen. Der Eintritt ist frei und das Programm ist so vielfältig, dass für jede und jeden etwas dabei sein wird.
Welche Bedeutung haben Museen für eine Gesellschaft?
Christiane Wendenburg: Im allgemeinen Verständnis erscheint ein Gang durchs Museum wie eine Zeitreise in die Vergangenheit und nicht wie eine in die Zukunft. Aber Geschichte zu bewahren und zu verstehen, ist von entscheidender Bedeutung, wenn sich eine Gesellschaft weiterentwickeln will. Museen sind schließlich nicht nur eine nutzlose Ansammlung alter Dinge, wie manche sagen. Sie sind Orte der Begegnung, der Reflexion, der Diskussion, der Erfahrung, der Entdeckung. Sie sind öffentliche Orte einer offenen Gesellschaft.
Ein Beispiel: Die Museen der Stadt Bamberg bieten seit mehreren Jahren sogenannte KulturWerkRäume an. Das sind Programme, die Geflüchtete und Einheimische im Rahmen eines Museumsbesuchs zusammenbringen, das gemeinsame Erleben und der interkulturelle Austausch stehen dabei im Vordergrund. Die Teilnahme ist natürlich kostenlos. Die Museen nehmen also das Ziel sozialer Nachhaltigkeit – gemäß dem Motto „leave no one behind“ – ernst. Museen sind für die Menschen da, nicht nur für die Dinge.
Wie viele Leute haben den Domberg am Museumstag letztes Jahr besucht? Wie viele erwarten und erhoffen Sie diesmal?
Christiane Wendenburg: Letztes Jahr war eine richtige Zitterpartie. Ob Bamberger Museen am Museumstag überhaupt geöffnet haben dürfen, war wegen der damaligen Corona-Bestimmungen bis vier Tage vorher gar nicht sicher. Immerhin kamen dann etwa 500 Besucher*innen auf den Domberg. Zusätzlich nahmen knapp 200 Personen aus dem ganzen Bundesgebiet an den neu konzipierten Führungen via Livestream teil. Die Resonanz war durchweg sehr positiv. Unsere Gäste waren richtig glücklich, wieder Kultur analog genießen zu können. Natürlich hoffen wir dieses Jahr, wieder an die Zahlen aus Vor-Corona-Zeiten anknüpfen zu können – 2019 zählte allein das Historische Museum knapp 1.800 Gäste.
Wie möchten Sie der Bevölkerung den Museumstag und einen Besuch in den Museen schmackhaft machen?
Christiane Wendenburg: Unter anderem mit freiem Eintritt in alle Häuser. Und auch die Teilnahme an allen Angeboten, seien es Führungen oder Bastelaktionen, ist kostenlos. Die kurzweiligen, abwechslungsreichen Programmangebote sind alle rund um den Domplatz angesiedelt, zu Fuß also bestens erreichbar. Und für eine Pause zwischendurch bietet sich der Rosengarten und das dortige Café geradezu ideal an.
Ein Programmschwerpunkt mit Ausstellungen wie „Holz macht Sachen“ im Historischen Museum wird Nachhaltigkeit sein. Wie kam es dazu?
Christiane Wendenburg: „Holz macht Sachen“ ist nicht einfach nur eine Ausstellung, sondern vielmehr ein Kooperationsprojekt mehrerer Museen mit dem Ziel, Nachhaltigkeitsthemen zu vermitteln und das Umweltbewusstsein der Menschen zu stärken. Das Historische Museum ist prädestiniert dafür, diese Ausstellung zu zeigen. Und zwar nicht nur wegen der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlung, die vielerlei Holzobjekte beherbergt, sondern auch weil es einen Ausstellungsraum zu bieten hat, der zum Thema Holz wie geschaffen ist. Der Marstall der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz Bamberg hat hölzerne Decken und Pferdeboxen. Er eignet sich hervorragend für diese Sonderausstellung. Zudem hat die Stadt Bamberg eigene bewirtschaftete Wälder, Förster und Waldarbeiter, die auch mit dabei sind, wenn es um das vielfältige Rahmenprogramm zur Ausstellung geht.
Die Highlightführung ist „Götzen, Papst und Kaiser“. Was gibt es hier zu sehen, warum ist sie das Highlight?
Christiane Wendenburg: Der Rundgang, der chronologisch der Stadtgeschichte folgt, beginnt in der Alten Hofhaltung, genauer gesagt im Historischen Museum. Dort lernen Besucher*innen die Bamberger Götzen kennen, außergewöhnliche, für die Region einmalige Menhire, das sind in die Höhe ragende Steinblöcke, in Menschengestalt. Ein weiteres Highlight im Historischen Museum ist das Gemälde „Der Apostelabschied“, die älteste erhaltene Stadtansicht Bambergs und eines der ältesten Stadtpanoramen überhaupt. Es lädt zu einem Stadtrundgang durch das Bamberg im Jahr 1485 ein.
Im Diözesanmuseum, der nächsten Station des Rundgangs, können einzigartige Schätze der Bistumsgeschichte bestaunt werden. Das weltweit einzige erhaltene Papstornat des Hochmittelalters aus dem Grab Papst Clemens’ II., den mit feinen Goldfäden bestickten, blauen Kunigundenmantel aus dem 11. Jahrhundert und das prächtige, 600 Kilogramm schwere Domkreuz, ein Zeugnis gelebter und lebendiger Religiosität. Letzte Station der Zeitreise über den Domberg ist die Neue Residenz. Der Kaisersaal, der bedeutendste Raum der Residenz, wurde ab 1707 von Melchior Steidl ausgemalt. Das Deckengemälde zeigt den „Triumphzug der Weisheit als Allegorie der guten Herrschaft“, die Wände schmücken 16 überlebensgroße, aber nicht immer besonders schmeichelhafte Porträts von Kaisern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, vom Bistumsgründer Heinrich II. bis hin zu Joseph I.

Welches Programm bietet das Diözesanmuseum?
Christiane Wendenburg: Alle, die denken, dass sie dieses Museum schon ganz gut kennen, können bei halbstündigen Führungen durch das ehemalige Kapitelhaus Räumlichkeiten erkunden, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind und auch das eine oder andere Detail entdecken, das man vielleicht leicht übersieht. Außerdem präsentiert eine Führung den Domschatz und die Textilsammlung mit den mittelalterlichen Kaisergewändern. Im Kreuzgang kann man den Originalfiguren von der Fassade des Doms, darunter auch die Domkühe, ganz nahekommen.
Welches das Historische Museum?
Christiane Wendenburg: Neben der Sonderausstellung „Holz macht Sachen“ gibt es Führungen mit dem Initiator der Ausstellung, eine Schnitz-Vorführung in einem ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Innenhof der Alten Hofhaltung sowie zahlreiche Aktivstationen, die den Gästen einen Einstieg in dieses komplexe Thema bieten. Außerdem stellt Dr. Marina Scheinost eine Kurzführung zu Highlights aus der Sammlung des Historischen Vereins vor. Und die neue Direktorin der städtischen Museen, Dr. Kristin Knebel, stellt in der Gemäldegalerie die Frage „100 Meisterwerke?“. Natürlich können am Museumstag auch alle anderen Abteilungen des Historischen Museums erkundet werden, zum Beispiel „Jüdisches Leben in Bamberg“, „Zeit und Raum“ – die Abteilung zu Astronomie und Zeitmessung, oder auch „Im Fluss der Geschichte – Bambergs Lebensader Regnitz“.

Wie beteiligen sich Neue Residenz und Staatsgalerie am Museumstag?
Christiane Wendenburg: Das Publikum kann durch den Kaisersaal mit dem angrenzenden Kaiserappartement und durch das Fürstbischöfliche Appartement, das normalerweise nur im Rahmen von Führungen zugänglich ist, flanieren. In der Staatsgalerie kann man monumentale Galeriebilder, die Sammel- und Präsentationsgewohnheiten des Barock, aber auch Meisterwerke bambergischer, fränkischer und kölnischer Malerei der Spätgotik und Frührenaissance betrachten. Und für alle Blumenliebhaber*innen bieten wir Führungen zur Geschichte des Rosengartens an.
Was gibt es in der Sammlung Ludwig zu sehen?
Christiane Wendenburg: Am Fuße des Dombergs zeigen wir im Alten Rathaus die Ausstellung „Wunderwerke“ der zeitgenössischen Keramikkünstlerin Grita Götze. Figürliche Malerei steht dabei im Vordergrund. Die Motive findet Gritta Götze in der Natur. In der Dauerausstellung zu Fayence und Porzellan aus der Sammlung Ludwig bieten wir zudem unsere beliebten Kurzführungen im Barockkostüm an.
Was ist für Kinder und Jugendliche geboten?
Christiane Wendenburg: Für alle Altersgruppen gibt es Aktivstationen in der Ausstellung „Holz macht Sachen“ im Historischen Museum, Jüngere können dort auch in der Kinder-Museumswerkstatt mit Holzresten, Zweigen und Stoff kreativ werden. Das Diözesanmuseum bietet außer Rätselbögen auf Papier auch einen Actionbound, eine Art digitale Schatzsuche, fürs Smartphone an und die Selfie-Station „Einmal Kaiser sein…“. In der Sammlung Ludwig im Alten Rathaus entstehen – passend zur Ausstellung „Wunderwerke“ – bunte Schmetterlinge und lustige Krabbeltierchen aus Papier.
In der Alten Hofhaltung zeigt Antje Vowinckel ihre Klanginstallation „Reichweiten“. Wie kam das zustande, auch vor dem Hintergrund, dass am Domberg sonst wenig zeitgenössische Kunst gezeigt wird?
Christiane Wendenburg: Die Klanginstallation war bereits zur Feier der 1000-jährigen Weihe der Thomaskapelle im Jahr 2020 geplant, musste aber coronabedingt verschoben werden. Außer der Weiheinschrift, die im Original jetzt als Dauerleihgabe im Diözesanmuseum zu sehen ist, und als Kopie in der Kapelle, besitzen wir keinerlei Objekte, die mit der Weihe und dem Papstbesuch im Jahr 1020 in Zusammenhang stehen. Um das Jubiläum also wirklich würdig begehen zu können, jenseits einer Mini-Ausstellung, die nur Spezialisten interessieren würde, muss man einen zeitgenössischen Blick auf das historische Erbe werfen. Und genau das wird Frau Vowinckel sicher hervorragend machen. Die Künstlerin wurde übrigens in Kooperation mit der Villa Concordia ausgesucht, weil sie dort Stipendiatin war.
- Mai 13, 2022
- Autor: Sebastian Quenzer
Stadtecho Fragebogen
Das Stadtecho fragt: Carola Marie Schmidt antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Carola Marie Schmidt die Fragen beantwortet. Seit Anfang 2021 ist die Kunsthistorikerin und gebürtige Salzburgerin die Leiterin des Bamberger Diözesanmuseums.
Auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht) bis 10 (komplett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Corona-Pandemie verändert?
10, aber auch zum Positiven.
Was braucht gute Kunst?
Betrachter, die sich Zeit nehmen.
Was mögen Sie an Kunst besonders?
Dass sie bei jedem Menschen andere Emotionen auslöst.
Was sind drei grundlegende kulturelle Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland?
Der Umgang mit Schnee und vor allem der „politische“ Stellenwert von öffentlichen Transportmitteln. Zum Beispiel kostet das Klimaticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Österreich rund 1000 Euro im Jahr. Aber auch die unterschiedliche Emotionalität gleichklingender Ausdrücke, zum Beispiel „Passt“ – im Gegensatz zum Fränkischen bedeutet es im Salzburgerischen etwas positiv Bestärkendes.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Noch öfter? Ich fahre jeden Tag, allerdings hätte ich nichts dagegen, jeweils noch länger zu radeln.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Qualitätsmedien und guter Journalismus haben ihren berechtigten Preis.
Töten Sie Insekten?
Nur, wenn sie mein Blut saugen wollen.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nein, auch in keinem anderen Zimmer meiner Wohnung.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Das sollten Expertinnen und Experten entscheiden, aber der Vorteil der Steuereinnahmen für den Staat könnte durchaus interessant sein.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Uma Thurman.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Und welche benutzen Sie am meisten?
Mit allen Systemapplikationen 60, am meisten benutze ich – neben dem CovPass – WhatsApp und Evangelizo.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Wie schlau meine Nichten und Neffen sind.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Dass mir der Herr nicht das gibt, was ich mir wünsche, sondern das, was ich wirklich brauche.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Das hängt vom Ort und vom Anlass ab, er ist geprägt von Kunst, Sport, gutem Essen und bereichernden Begegnungen – passend zum geographischen und inhaltlichen Umfeld.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über mich selbst.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Eher zwei: das Knistern von Schnee und das Rieseln von Wüstensand im leichten Wind.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Mein selbstbestimmtes Leben empfinde ich als Luxus.
Wovor haben Sie Angst?
Mein Gottvertrauen bewahrt mich vor Angst, aber natürlich habe ich Respekt.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
In Coronazeiten ist das gar nicht so einfach.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Mit der Exekutive nicht, allerdings hatte ich 2015 in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit mit einzelnen wenigen Polizistinnen Dispute über den respektvollen Umgang mit Flüchtlingen und Schutzsuchenden.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Auf das Blitzlichtgewitter, das 2006 Angelina Jolie und Brad Pitt in der ALBERTINA auslösten.
Mit welcher großen Künstlerin oder welchem großen Künstler können Sie gar nichts anfangen?
Ganz ehrlich, wenn man nichts mit bestimmter großer Kunst anfangen kann, hat man sich noch nicht ausreichend mit ihr beschäftigt.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Ich schimpfe, wenn überhaupt, in Fremdsprachen oder im Dialekt – das lässt sich hier nicht übersetzen.
Bei welchem historischen Ereignis
wären Sie gern dabei gewesen?
Bei der (Habsburger) Wiener Doppelhochzeit vom 22. Juli 1515, bei den politischen Verhandlungen und am liebsten natürlich bei der Zeremonie im Stephansdom.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Dass ich manchmal in unpassenden Momenten gelangweilt dreinschaue.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Rechtschreibfehler.
Ihre Lieblingstugend?
Demut – und dabei sollte man nicht übersehen, dass darin auch das Wort Mut enthalten ist.
Ihr Hauptcharakterzug?
Begeisterungsfähigkeit.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Eine Uhr, die uns erinnert, das Richtige in jeder auch kleinen Entscheidung zu tun und zwar für die Allgemeinheit und nicht für das eigene Ego.
Haben Sie ein Vorbild?
Oh ja, das hängt vom Lebensbereich ab. Deshalb habe ich nicht nur eines. Für mich sind starke Persönlichkeiten, die der Gesellschaft etwas positives gebracht haben, vorbildlich
Wofür sind Sie dankbar?
Freunde, Familie, Gesundheit, dass ich mich als Glückskind fühlen darf.
Was lesen Sie gerade?
„Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Den Kurzkommentar zum österreichischen Sexualstrafrecht – für die Art von Lektüre bin ich zu zartbesaitet.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
„Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch, aber auch die Bibel, der Koran und den Talmud lese ich gerne. „London Calling“ von The Clash und „Der Geiger des Jahrhunderts“ von Yehudi Menuhin sind Alben, welche ich immer hören kann. Bei Filmen find ich „Der dritte Mann“ von Carol Reed und „Lang lebe Ned Devine!“ als Regiedebüt von Kirk Jones sehenswert.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Ich höre die Musik, die mir gefällt, die muss mein Umfeld dann auch ertragen, ich habe keine Heimlichkeiten. Außerdem braucht Musik nicht immer volle Lautstärke – bis jetzt hat sich noch nie eine Nachbarin oder ein Nachbar beschwert.
Was war Ihre größte Modesünde?
Davor haben mich meine Brüder bewahrt.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Sport.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Eine Skipiste.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Maria Theresia, Winston Churchill, Stephen Hawking, Kamala Harris.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Würde ich das wissen, sollte ich das ändern.
Was finden Sie langweilig?
Menschen ohne eigenen Antrieb.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
„Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
In diesem Punkt sympathisiere ich mit den Theologinnen und Theologen, die die Existenz der Hölle verneinen.
Wie glauben Sie, würde die Carola Marie Schmidt von vor zehn Jahren auf die heutige Carola Marie Schmidt reagieren?
Sie würden sich gut verstehen.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Mit 1,87 Körpergröße passiert mir das eher selten.
Ich kann nicht leben ohne…
… Bücher, Freundschaften und Sauerstoff.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
In jeder Stadt, in der man lebt, in den jeweils angesagten, auch wenn es so wie bei mir nur dazu dient, festzustellen, dass man eigentlich lieber in ein Konzert oder auf einen tollen Ball gehe. Die Clubszene sagt viel über den Geist einer Stadt aus.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin.
Was war die größte Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Darüber schweige ich.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Dass ich alle Probleme lösen möchte.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Gin Tonic, außer wenn der Gin wirklich gut ist, dann darf sich das Stadtecho das Tonic sparen.
Carola Marie Schmidt,
Leiterin Diözesanmuseum,
Januar 2022.
- Februar 27, 2022
- Autor: Sebastian Quenzer
Neue Leiterin des Diözesanmuseums
Carola Schmidt im Interview
Seit Anfang des Jahres ist Carola Schmidt die neue Leiterin des Diözesanmuseums. Vorher war die Salzburger Kunsthistorikerin unter anderem in der Wiener Albertina, im Bergbau- und Gotikmuseum Leogang und im Domquartier Salzburg tätig. Ihren Dienst in Bamberg trat sie mit der Absicht an, dem Diözesanmuseum ein schärferes Profil zu verleihen. Mit Foto möchte sie sich noch nicht abgebildet sehen, um in der Stadt noch eine zeitlang unerkannt über das Museum ins Gespräch kommen zu können.
Frau Schmidt, Sie sind seit knapp einem Jahr in Bamberg. Haben Sie sich schon eingelebt?
Carola Schmidt: Ja, soweit ein Einleben unter Corona-Bedingungen möglich ist.
Wie waren die ersten Eindrücke der Stadt?
Carola Schmidt: Ich bin mitten im Lockdown hergezogen, es war also sehr ruhig.
Wie waren die ersten Eindrücke, die Sie über die Bamberger Kulturlandschaft sammeln konnten?
Carola Schmidt: Auch hier war alles geschlossen und ich habe mich ohnehin primär auf das Diözesanmuseum konzentriert. Aber man hatte mir im Vorfeld viel berichtet – über die Symphoniker zum Beispiel.
Welches Bild hatten Sie vorher vom Diözesanmuseum?
Carola Schmidt: Das Diözesanmuseum hat eine spannende Sammlung mit sehr viel Material, vor allem Textilien. Was mittelalterliche Textilien angeht, gibt es eigentlich kein vergleichbares Museum. Was die Sammlung so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass in ihr Textilien bewahrt wurden und nicht wie andernorts nur Gemälde von Personen, die diese Textilien trugen. Gewundert hat mich allerdings, wie wenig sich die Bambergerinnen und Bamberger dieser Einzigartigkeit bewusst zu sein scheinen.
Woran liegt dieses mangelnde Bewusstsein?
Carola Schmidt: Manchmal, wenn man irgendwo in der Stadt unterwegs ist und erzählt, dass man vom Diözesanmuseum ist, reagieren die Leute schon mit Anerkennung der schönen Textilien. Andere sagen zumindest noch Dinge wie „das ist doch nur altes Zeug“. Manchen sagt das Angebot des Diözesanmuseums aber tatsächlich gar nichts. Da macht sich eine zunehmende Säkularisierung bemerkbar.
Sind Ihnen bei Ihren ersten Eindrücken des Diözesanmuseums Dinge aufgefallen, die Sie nicht gut fanden?
Carola Schmidt: Das wäre, glaube ich, zu stark gewichtet. Aber das Museum hat seit den 1990er Jahren kein Makeover bekommen, um modernen Sehgewohnheiten gerecht zu werden.
Worin bestehen diese Sehgewohnheiten?
Carola Schmidt: Was zum Beispiel die Objektzahl in einer Ausstellung angeht, ist weniger heute mehr. Auch geht es darum, den Hintergrund oder Kontext der Objekte interreligiös zu thematisieren. Warum sind die Objekte Katholiken wichtig, warum kann es aber auch durchaus für säkularisierte Menschen spannend sein, sie sich anzuschauen?
Spielen bei diesen Sehgewohnheiten auch Aspekte einer potentiellen Verwertbarkeit in sozialen Medien eine Rolle?
Carola Schmidt: Auf jeden Fall. Das Diözesanmuseum hat selbst einen Facebook- und einen Instagram-Account. Und diese Plattformen sind als Bild-Content-Lieferanten maßgeblich.
Sie haben also nichts dagegen, wenn das Publikum Ausstellungsobjekte fotografiert, um die Bilder online zu posten?
Carola Schmidt: Genau, solange ohne Blitz für private Zwecke fotografiert wird, dann ist das kein Problem. Wenn der richtige Hashtag #DioezesanmuseumBamberg verwendet und das Diözesanmuseum verlinkt wird, sind wir sogar glücklich.
Wie sehen Sie die Stellung des Diözesanmuseums in der örtlichen Kulturszene?
Carola Schmidt: Ich denke, den kulturellen Protagonisten ist schon klar, dass wir eine der besucherstärksten Institutionen in der Stadt sind.
Wie geht es dem Diözesanmuseum nach bald zwei Jahren Pandemie, auch wirtschaftlich?
Carola Schmidt: Besser als vielen anderen Institutionen. Wir sind mit unserer festen Sammlung nicht auf so viele Leihgaben angewiesen. Was das Finanzielle angeht: Wir bekommen dank unserer vielen tollen Objekte in der Sammlung gute Drittmittel, aber wie immer in der Kultur könnte es natürlich mehr sein. Aber während der Pandemie darüber zu jammern, wäre müsig, vor allem im Angesicht kultureller Einzelschicksale, die viel härter sind.
Haben Sie sich um die Stelle der Leitung des Diözesanmuseums beworben oder wurden Sie abgeworben?
Carola Schmidt: Ich habe mich beworben. Für eine studierte Kunsthistorikerin mit Textilschwerpunkt wie mich gibt es nicht so viele Häuser, die mich derart reizen. Als ich die Ausschreibung gesehen habe, dachte ich, ich versuche es. Ich kannte hier vorher niemanden, hatte also auch keine Verbindungen. Das spricht vielleicht für die Bamberger Kulturlandschaft, dass Leitungspositionen hier offensichtlich ganz korrekt ausgeschrieben und besetzt werden und das, was man Vitamin B nennen kann, nicht so wichtig ist.
Sie haben angekündigt, dem Diözesanmuseum ein schärferes Profil zu verleihen. Was heißt das?
Carola Schmidt: Das schärfere Profil besteht darin, mehr Bewusstsein dafür zu bilden, dass die Textilien einzigartig sind. Auch soll es beim Rundgang durchs Haus einen deutlicheren roten Faden geben, eine Kontextualisierung, die klar macht, dass die Kunst im Diözesanmuseum über Jahrhunderte bewahrt wurde, aber auch heute durchaus noch zur Selbstreflexion und Unterhaltung anregt, also aus verschiedenen Perspektiven gelesen werden kann, die aber für alle nachvollziehbar ist.
Möchten Sie das Profil auch im Sinne von politischer Haltung schärfen?
Carola Schmidt: Wir haben eine Weihnachtskrippenausstellung namens „Willkommene Fremde“. Das würde ich schon ein Profil nennen. Wie bereits im letzten Jahr stellen wir Krippen im Diözesanmuseum und in den Schaufenstern von Bamberger Geschäften rund um den Domberg aus. In einigen dieser Krippen haben wir für die Thematik fremde Figuren platziert. Sie stehen für die christliche Gastfreundschaft und symbolisch für die Flucht und Vertreibung in verschiedenen Nationen.
Wie scharf kann das Profil einer kirchlichen Institution aber sein? Ist man nicht immer gezwungen, ein Stück weit im Vergangenen verhaftet zu bleiben?
Carola Schmidt: Überhaupt nicht. Es gibt keinen Ort, wo ein moderner Religionsdialog besser funktioniert als in einem Museum. Darum ist es uns auch so wichtig, dass zum Beispiel das Thema Ecclesia-Synagoga aus katholischer, jüdischer und säkularisierter Sicht beleuchtet wird.
Die Zeichen stehen also auf Neukonzeption?
Carola Schmidt: Ja. Es ist auch so, dass wir das Haus barrierefrei machen wollen. Dazu wird der Hintereingang umgebaut. Gerade ein Haus mit einem katholischen Träger muss Inklusion soweit wie möglich leben. Dazu gehört Barrierefreiheit.
Ihr Vorgänger Holger Kempkens hatte dem Diözesanmuseum mit Ausstellungen wie „Der Funke Gottes“ zuletzt eine sehr zeitgenössische Ausrichtung verliehen. Werden Sie einen ähnlichen Ansatz verfolgen?
Carola Schmidt: Ja. Ich denke, mit einer zeitgenössischen Thematik kann man am klarsten nach außen kommunizieren, dass man nicht in der Vergangenheit verhaftet ist. Dementsprechend wird es bei uns immer wieder einen modernen Input geben.
Betreiben Sie Kooperationen mit anderen Kulturanbietern der Stadt?
Carola Schmidt: Wir stehen in Kontakt mit den Verantwortlichen von zum Beispiel Kunstverein oder BBK, wir sitzen ja in denselben Gremien. Coronabedingt ist es da aber zurzeit schwer, längerfristige Kooperationen zu planen.
Was ist im Diözesanmuseum für 2022 geplant?
Carola Schmidt: Sofern die es die Situation auf dem Baumarkt zulässt, wir genug Baumaterialien zusammenbekommen – es herrscht ja zurzeit eine gewisse Knappheit – werden wir, wie gesagt, den Umbau zur Barrierefreiheit angehen. Im Sommer steht außerdem zum Beispiel eine Ausstellung an, die exquisite Stücke aus der Metropolitanbibliothek zeigt. Diese wird 2022 200 Jahre alt.
Gibt es große Namen, Künstlerinnen oder Künstler, deren Werke Sie einmal gern im Diözesanmuseum präsentieren würden?
Carola Schmidt: Ich glaube, große Namen kommen in dem Moment von selbst, wenn sie wissen, dass ein Haus die Räumlichkeiten bietet, die sie brauchen. Das Diözesanmuseum hat die dazu nötige Aura, tolles Licht und eine sichere Alarmanlage. Es ist einzigartig. Das Gebäude ist direkt am Dom, erzählt Geschichte in jedem Detail und wurde niemals überrenoviert. Wenn ein Künstler in Bayern in besonderen Räumlichkeiten ausstellen möchte, weiß er, wo er anfragen muss.
2019 gelang dem Diözesanmuseum was man als einen kulturellen Knüller bezeichnen könnte, als im Zuge der Ausstellung „Der Funke Gottes“ zwischen den Türmen des Doms das Werk „Good God“ von Via Lewandowski angebracht wurde. Werden Sie einen adäquaten Nachfolger präsentieren?
Carola Schmidt: „Good God“ war eine geniale Idee und es wird genau solche Ideen wieder geben und dann werden sie umgesetzt. Wir möchten noch mehr in die Stadt hineinwirken und auch ganz niederschwellige Fragen beantworten.
Zum Beispiel?
Carola Schmidt: Was hat Religion mit der Stadt gemacht, was macht sie heute, wie wird sie praktiziert. Oder auch: Wer waren Kunigunde und Heinrich, was haben sie für die Stadt gemacht?
Sie haben den Eindruck, dass nicht einmal Kunigunde und Heinrich in der Stadt bekannt sind?
Carola Schmidt: Ja. Ich habe in Bamberg den Vorteil, also noch, dass nicht jeder weiß, wer ich bin. So kann ich mich mit den Leuten viel freier unterhalten und sie geben mir
viel freier Auskunft über zum Beispiel solche Themen.
Marktforschung inkognito in der Kneipe sozusagen?
Carola Schmidt: Bingo.
- Dezember 19, 2021
- Autor: Sebastian Quenzer
Volles Programm
Dezemberausstellungen der Museen am Domberg
Nach Monaten der Schließungen geht es für die Museen am Domberg Bamberg derzeit Schlag auf Schlag. Diözesanmuseum, Staatsbibliothek, Staatsgalerie, Neue Residenz und Historisches Museum bieten im Dezember nicht nur ein volles Ausstellungsprogramm. Vor Kurzem gab der Domberg auch die Kulisse für die Dreharbeiten einer Netflix-Serie ab.
Christiane Wendenburg ist Koordinatorin der Museen am Domberg. Sie hat uns über das Dezemberprogramm und die jüngsten Ereignisse Aufschluss gegeben.
Frau Wendenburg, wie lassen sich die eineinhalb Coronajahre aus Sicht der Museen am Domberg zusammenfassen?
Christiane Wendenburg: Es war ein nervenaufreibender Wechsel aus Schließungen und Öffnungen unter immer neuen Auflagen. Wir hatten wochenlang kein Publikum und somit auch keine Einnahmen. Es gab keine Führungen, keine Schulprogramme, keine Kindergeburtstagsfeiern im Museum und auch keinen direkten Austausch mit den Kooperationspartnern, Kolleginnen und Kollegen. Digitale Angebote und Zoom-Konferenzen sind hierfür leider kein adäquater Ersatz.
Wie geht es den Museen heute? Sind Sie schon wieder mitten im Geschäft mit neuen Projekten oder muss erst noch nachgeholt werden, was schon 2020 geplant war?
Christiane Wendenburg: Die Ausstellungs- und Veranstaltungsvorbereitungen für 2022, und zum Teil auch 2023, sind natürlich schon im vollen Gange. Außerdem ist der barrierefreie Ausbau des Diözesanmuseums geplant.
Gibt es Ausstellungen, die geplant waren, aber nicht zustande gekommen sind?
Christiane Wendenburg: Die meisten Ausstellungen wurden verschoben oder ihre Laufzeit verlängert. Leider konnten jedoch sehr, sehr viele Veranstaltungen nicht stattfinden. Das Veranstaltungsprogramm der Neuen Residenz für 2020 musste ausnahmslos abgesagt werden, unter anderem die Feierstunde zur 1000-jährigen Weihe der Thomas-Kapelle, die „Tage der alten Musik“, die Eröffnungsfeier zur Wiedereröffnung des Fürstbischöflichen Appartements nach der umfangreichen Restaurierung, ein vielfältiges Kammermusikprogramm in den Räumen am Tag des offenen Denkmals und die geplante Vortragsreihe zu den Restaurierungsmaßnahmen. Im Historischen Museum entfiel ebenfalls fast das komplette, umfangreiche Begleitprogramm zur Ausstellung „Tüte um Tüte“. Immerhin konnte zumindest die Modenschau „Ausgetütet“ mit Modekreationen aus Plastiktüten in Kooperation mit dem Maria Ward-Schulen im Innenhof der Alten Hofhaltung stattfinden.
Vor Kurzem gab der Domberg die Kulisse ab für Dreharbeiten zur Serie „The Empress“, die vom Leben von Elisabeth von Österreich, bekannt als Sisi, handelt. Konnten Sie Eindrücke der Dreharbeiten sammeln?
Christiane Wendenburg: Es ist immer wieder spannend, wenn auf dem Domberg Dreharbeiten stattfinden. Der Dreh zu „The Empress“ war natürlich besonders aufregend – immerhin wurden zwei der größten und wichtigsten Szenen dieser Netflix-Produktion auf dem Domplatz und in der Alten Hofhaltung gedreht. Welche Szenen das sind, werde ich natürlich nicht verraten – nur so viel: Auf dem Weg ins Büro kam man nicht nur am festlich geschmückten Dom und an adeligen Hofdamen in Reifröcken vorbei, sondern auch an einem Galgen. Übrigens: Der Vater der historischen Sisi, Herzog Max in Bayern, wurde in Bamberg geboren, genauer gesagt in der Neuen Residenz!
Seit wann durften die Museen am Domberg wieder Publikum empfangen? Wie entwickelt sich seither der Andrang?
Christiane Wendenburg: Seit dem 6. Mai – mit Voranmeldung, aber immerhin kurz vor dem Internationalen Museumstag am 16. Mai, zu dem wir schon wieder viele interessierte Besucherinnen und Besucher begrüßen durften.
Ist ein Bedürfnis nach Kultur nach wie vor vorhanden?
Christiane Wendenburg: Das Bedürfnis ist auf jeden Fall vorhanden! O‑Ton einer Besucherin am Museumstag: „Ich bin ja sooo glücklich, dass ich endlich wieder Ausstellungen besuchen kann!“ Worüber wir uns besonders freuen: Es besuchen wieder vermehrt Bambergerinnen und Bamberger sozusagen ihre Museen und auch der Zuspruch von jungen Familien ist gewachsen.
Die Staatsbibliothek zeigt noch bis 18. Dezember die Ausstellung „Joseph Heller und die Kunst des Sammelns“. Heller war Bamberger, Kunstsammler und Mäzen der Staatsbibliothek. Welchen Stellenwert hat er für das Haus?
Christiane Wendenburg: Joseph Heller, der von 1798 bis 1849 lebte, hatte die zu seiner Zeit noch königliche Bibliothek zur Erbin seiner Kunstgegenstände, Handbibliothek sowie Schriftstücke erklärt. Hellers Mentor war nämlich der damalige Bibliotheksdirektor Joachim Heinrich Jäck, beide verband eine lebenslange Freundschaft. Ihre gemeinsame Reise durch Deutschland, Österreich und Italien kann anhand der unterwegs erworbenen Objekte nachvollzogen werden. Im wunderschönen Scagliola-Saal zeigt die Staatsbibliothek ihren Umgang mit diesem reichen Erbe. An einem Medientisch kann man sich noch mehr Objekte aus dem Heller’schen Nachlass ansehen: als Digitalisate samt Kurzbeschreibung. Und auch ein kostenfreier Audioguide fürs Smartphone ist vor Ort über abrufbar. Übrigens hat sich die Staatsbibliothek noch etwas Besonderes für lange Winterabende einfallen lassen, nämlich die Online-Vortragsreihe „Bamberger Buchgeschichten“. Dienstags erzählen Referentinnen und Referenten Geschichten über Bücher und andere in Bibliotheken verborgene Schätze. Die Zugangsdaten werden auf der Website der Staatsbibliothek Bamberg veröffentlicht, die Vorträge beginnen in der Regel um 19 Uhr.
Im Historischen Museum zeigen Sie die Ausstellung „Geschenkt! Geschenke aus 22 Jahren an die Museen der Stadt Bamberg“. Wie wichtig sind Schenkungen für ein Museum? Von wem kamen oder kommen sie? Was waren die Highlights?
Christiane Wendenburg: Geschenke sind für Museen sehr wichtig und unverzichtbar – und dies nicht nur aus pekuniären Gründen. Sie ergänzen nicht nur die großartige Kunstsammlung der Stadt Bamberg durch zeitgenössische und historische Gemälde, sondern bieten auch einen Einblick in die Geschichte, Kunst und Kultur der Stadt Bamberg und das Alltags-Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger. Beispiele wären Spielzeug, Vereinspokale oder Erzeugnisse Bamberger Handwerksbetriebe. Sie stammen von Sammelnden, von Künstlerinnen und Künstlern oder aus Erbschaften. Teilweise sind es auch Bamberger Dachbodenfunde, wie zum Beispiel eine gusseiserne Toilette aus der Zeit um 1900. Eines der Highlights ist sicherlich das Kunstwerk von Gerhard Hoehme, der von 1920 bis 1989 lebte, einem bedeutenden Vertreter der abstrakten Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg. Hoehme steht für die Informelle Kunst, ein Sammelbegriff für abstrakte, soll in diesem Fall heißen, nicht-geometrische Kunst, die ihre Ursprünge in den 1950er Jahren hatte.
Was gibt es im Dezember im Diözesanmuseum zu sehen?
Christiane Wendenburg: Noch bis 9. Januar 2022 zeigt das Diözesanmuseum die Krippen-Ausstellung „Willkommene Fremde“. Wie bereits im letzten Jahr werden die Krippen im Diözesanmuseum und in Geschäften Bambergs ausgestellt. Und in einigen Krippen haben Figuren Platz genommen, die dem Krippenthema fremd sind. Sie stehen für die christliche Gastfreundschaft und symbolisch für die Flucht und Vertreibung in verschiedenen Nationen. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung sind dazu eingeladen, sich auf die Suche dieser fremden Figuren zu machen und können mit etwas Glück einen schönen Preis gewinnen.
Welche Ausstellung kann man im Dezember in der Staatsgalerie besuchen?
Christiane Wendenburg: Die Barockabteilung der Staatsgalerie zeigt monumentale Galeriebilder – das größte misst 222 mal 338 Zentimeter – von Johann Michael Bretschneider, der von 1656 bis 1727 lebte. Außerdem gibt es Werke des Rubens-Lehrers Otto van Veen, 1556 bis 1629, und des Rembrandt-Zeitgenossens Jan Lievens, 1607 bis 1674, sowie niederländische Landschaftsgemälde und Stillleben. Ein eigener Raum ist der Sammlung der Bamberger Fürstbischöfe gewidmet: 40 Gemälde veranschaulichen dort die Sammel- und Präsentationsgewohnheiten des Barock. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die 14 Supraportengemälde – das sind Gemälde, die über Türen oder Portalen angebracht sind – der Bamberger Malerfamilie Treu, die als geschlossener Bestand die Malerei des ausklingenden Rokokos in Mainfranken repräsentieren.
In der Neuen Residenz können seit 2019 die renovierten Räumlichkeiten des Fürstbischöflichen Appartements besichtigt werden. Wie entwickelt sich das Publikumsinteresse?
Christiane Wendenburg: Sehr gut! Für die Führungen durch das Appartement muss die Gruppengröße, Stand Anfang November, allerdings noch auf sieben Personen begrenzt sein. Gerade an Wochenenden kann es darum zu Wartezeiten kommen.
Was gibt es im Dezember außerdem in der Residenz?
Christiane Wendenburg: Der neue Museumsraum „Die verlorenen Räume“ im Kaiserappartement wird eröffnet. Seit der 2009 beendeten Restaurierung des Kaiserappartements der Neuen Residenz präsentiert sich dieses in der Form, die ihm das Erbprinzenpaar Rupprecht und Marie Gabriele um 1900 gegeben hat. Die Bayerische Schlösserverwaltung zeigt nun einen neu eingerichteten Museumsraum. Dieser zeugt von jenen Wohnräumen des Erbprinzenpaares, die durch den Einzug der Staatsbibliothek 1962 vom Kaiserappartement abgetrennt wurden. Der Raum ist – wie auch das gesamte Kaiserappartement – ab 2. Dezember bis zum Ende des Jahres zu den regulären Öffnungszeiten täglich von 10 bis 16 Uhr im freien Rundgang, das heißt ohne Führung, zu sehen. Mit dem Themenraum „Die verlorenen Räume“ erhält die Raumflucht des Kaiserappartements zudem einen zeitgenössischen musealen Abschluss, der nicht zuletzt auch über die Baugeschichte der Residenz nach den letzten fürstlichen Bewohnern informiert. Im Ausstellungsraum selbst, dem ehemaligen Toilettenzimmer der Prinzessin, das übrigens später als Hausmeisterwohnung der Staatsbibliothek diente, wurden Teile des Bodens und der Decke wie bei einer archäologischen Ausgrabungsstelle offengelegt. Von der ursprünglichen Bausubstanz können so barocke Parketttafeln, die beim Umbau ausgebaut worden waren, und eine von einer abgehängten Decke verborgene ebenfalls barocke Stuckdecke neu entdeckt werden.
Wird es im Dezember auch zeitgenössische Kunst in den Museen am Domberg zu sehen geben?
Christiane Wendenburg: Ja – in der Ausstellung „Geschenkt!“ im Historischen Museum werden auch Arbeiten zeitgenössischer und zum Teil Bamberger Künstlerinnen und Künstler gezeigt, zum Beispiel Objekte und Gemälde von Michael Huth, Volker Hinniger, Gerhard Hoehme, Christiane Toewe und Ottmar Mohring.
Unterhalten Sie auch Kooperation mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern?
Christiane Wendenburg: Ja, die städtischen Museen, also auch die Museen am Domberg, arbeiten mit dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Oberfranken und dem Bamberger Kunstverein zusammen. Das Diözesanmuseum stellt lokale Künstlerinnen und Künstler aus und die Neue Residenz kooperiert mit der Villa Concordia.
Worin besteht Ihr Angebot für junges Publikum?
Christiane Wendenburg: Wir haben museumspädagogische Programme und Führungen für Schulklassen in allen Häusern, Taschenlampenführungen und digitale Rundgänge im Diözesanmuseum, sonntags freien Eintritt für Familien, Kinderstationen in der Ausstellung sowie Angebote für Kindergeburtstage im Historischen Museum oder auch mal einen InstaWalk mit Studierenden der Uni Bamberg.
Welche Ausstellungen stehen 2022 auf dem Plan?
Christiane Wendenburg: In der Neuen Residenz ist zwischen 8. und 10. April 2022 zum Tag der offenen Kapellen eine Klanginstallation von Antje Vowinckel in Kooperation mit der Villa Concordia geplant. Zu den Tagen der alten Musik im Juni 2022 soll die Musikgruppe Musica Canterey Bambergensis im Kaisersaal spielen. Begleitend dazu wird ein vielfältiges Führungsprogramm angeboten. Von September bis November 2022 wird die Sonderausstellung zum Maler Alexander Macco „MACCO. Von Rom nach Bamberg“ in fünf Räumen der Residenz gezeigt. In der Staatsbibliothek begehen wir 2022 den 200. Todestag von E.T.A. Hoffmann gemeinsam mit diversen Bamberger Institutionen wie dem ETA Hoffmann-Theater, dem ETA Hoffmann-Haus, dem Marionettentheater Bamberg, aber auch mit deutschlandweiten Kooperationen wie mit der Staatsbibliothek Berlin und dem Romantik-Museum Frankfurt. Dazu wird es eine gemeinsame Sonderausstellung mit umfassendem Begleitprogramm geben. Die Ausstellungseröffnung ist für den 24. Juli geplant. Im Diözesanmuseum soll am 1. Juli die Sonderausstellung „Erlesen“ eröffnet werden, die dann bis 18. September 2022 besucht werden kann. Und im Historischen Museum gastiert von Mai bis Oktober 2022 die Wanderausstellung „Holz macht Sachen: Holz, Baum, Wald und Du?“, bei der eine Kooperation mit den Kulturinstitutionen der Museen am Domberg angedacht ist.
- Dezember 8, 2021
- Autor: Sebastian Quenzer
„Der Caritas ein Gesicht geben“
Fotoausstellung im Domkreuzgang zu 100 Jahren Diözesan-Caritasverband Bamberg
Die Fotoausstellung „Der Caritas ein Gesicht geben“ ist ab kommendem Dienstag, dem 19. Oktober, im Domkreuzgang im Diözesanmuseum in Bamberg zu sehen. Sie ist ein Beitrag zum 100jährigen Jubiläum des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg e.V.
Im Jahr 2021 feiert der Caritasverband Bamberg sein 100jähriges Gründungsjubiläum. Aus diesem Anlass haben der Fotograf Marcus Bauer und Horst Engelhardt, Referent für Caritas & Pastoral im Diözesan-Caritasverbandes Bamberg, die Idee einer Ausstellung entwickelt, die ab Dienstag im Domkreuzgang zu sehen ist.
Der Domkreuzgang ist Teil des Diözesanmuseums. Daher ist die Ausstellung zu dessen Öffnungszeiten von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr zugänglich. Es ist der Eintritt für den Besuch des Diözesanmuseums zu entrichten.
Mit ihrem Lebensalter repräsentieren die Porträtierten 100 Jahre Caritas
Unter dem Motto „Der Caritas in der Erzdiözese Bamberg ein Gesicht geben” porträtieren 20 großformatige schwarz-weiß-Aufnahmen des Fotografen Marcus Bauer Mitarbeiter, Bewohner, Klienten, Ehrenamtliche und Schüler aus Einrichtungen und Diensten der Caritas aus dem gesamten Erzbistum Bamberg.
Mit ihrem Lebensalter repräsentieren die dargestellten Personen 100 Jahre Caritas. Die100- jährige Ella P. aus dem St. Martin-Caritas-Altenheim in Bayreuth und die 1‑jährige Julia, Krippenkind in der Caritas-Kindertagesstätte „Kreuzberg“ in Altenkunstadt, bilden den Rahmen für 18 weitere Porträts von Menschen, die stellvertretend stehen für die Vielfalt und das Engagement christlicher Nächstenliebe.
In Kurz-Interviews erzählen die Porträtierten „ihre Geschichte“ mit der Caritas. Diese Interviews sind als Tonaufnahmen ins Internet gestellt; mit Hilfe von QR-Codes auf den Bildtafeln können sie mit dem Smartphone aufgerufen werden. Auf diese Weise geben die Menschen der Caritas ein Gesicht und die Caritas gibt den Menschen Gesicht und damit Unterstützung, Wert und Würde.
Die Fotoausstellung „Der Caritas ein Gesicht geben“ ist bis 14. November im Domkreuzgang zu besichtigen. Danach wandert sie an weitere Orte in Ober- und Mittelfranken.
- Oktober 16, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg e.V.
Ab Freitag im Museumsshop erhältlich
Neues Buch über die Bamberger Kaisergewänder
So spektakulär wie die Ausstellung „Die Kaisergewänder unter der Lupe“ im Diözesanmuseum Bamberg ist das gleichnamige Buch, das jetzt erschienen und ab Freitag im Museumsshop erhältlich ist. Ebenso am Freitag präsentiert Textilrestauratorin Sibylle Ruß die verwendete Sticktechnik, teilt das Erzbistum Bamberg mit.
Damit stehen die Informationen, Beschreibungen und Bilder der Ausstellung auch nach deren Ende am 30. September weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung. „Das neue Standardwerk ist ein eindrucksvolles Buch für alle, die sich über die Bamberger Kaisergewänder informieren wollen“, sagt Museumsleiterin Carola Marie Schmidt. „Denn unter Lupe und Mikroskop erblickten die Forscher so manche Sensation.“
Textilrestauratorin Sibylle Ruß präsentiert die verwendete Sticktechnik
Ausführlich und verständlich werden die einzelnen Kaisergewänder vorgestellt und auch beschrieben, wie jedes Textil entstanden und über die Jahrhunderte verändert worden ist. Mittels Vergleichen mit abgewanderten Fragmenten und anderen erlesenen Stücken wird die einzigartige Stellung der Sammlung des Diözesanmuseums veranschaulicht. Dazu kommen Berichte über die Materialanalysen sowie ein Abschnitt über St. Stephan.
Das Buch ist ab Freitag im Museumsshop zum Vorzugspreis von 19,90 Euro (statt 25 Euro) erhältlich. Ebenfalls am Freitag zeigt um 11 Uhr und um 15 Uhr Textilrestauratorin Sibylle Ruß die Technik der an den Kaisergewändern verwendeten Goldstickerei. Sie hat in ihrer Tätigkeit zusammen mit anderen Forschenden jedes der Kaisergewänder genauesten untersucht und ist eine der Autorinnen des neuen Standardwerkes.
- September 15, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Erzbistum Bamberg
Kultur auch virtuell erleben
Die Bamberger Museen laden zum Museumstag
von Manuel Werner
Am 16. Mai ist Internationaler Museumstag, der dieses Jahr bereits zum 44. Mal begangen wird. So auch in Bamberg. Nachdem die Inzidenz in der Stadt Bamberg unter 100 fiel, sind seit Donnerstag auch die Museen wieder geöffnet. Auch am kommenden Sonntag, sofern das Infektionsgeschehen unter diesem Wert bleibt. Unabhängig von einer möglichen Öffnung wird der Museumstag auf alle Fälle vom ausrichtenden Zusammenschluss der Museen, „Domberg – Museen um den Bamberger Dom“, virtuell begangen.
Ziel des Aktionstages ist es, auf die Vielfalt der mehr als 6.500 Museen in Deutschland sowie der Museen weltweit aufmerksam zu machen. Die Leitlinie des Museumstages lautet in diesem Jahr „Museen mit Freude entdecken“.
Da vieles derzeit von der Inzidenz abhängt und bislang noch völlig unklar ist, ob Bambergs Museen an diesem Tag öffnen dürfen, um ihre Schätze zu präsentieren, wurde ein großer Teil der Vorbereitungszeit in digitale Angebote und Entdeckungen investiert.
Virtueller Stick-Workshop und virtuelle Führungen
„Abgesehen davon, dass wir trotz derzeit sinkender Inzidenz nicht mit Sicherheit sagen können, ob die Museen geöffnet werden dürfen, gibt es einige Neuerungen, die sich die Verantwortlichen der Häuser haben einfallen lassen“, so Dombergkoordinatorin Christiane Wendenburg.
Selbstredend sieht das Hygienekonzept vor, dass FFP2-Masken getragen und Abstände eingehalten werden müssen. Desinfektionsspender sind in sämtlichen Museen aufgestellt.
In den Vorjahren war der Andrang bei den Führungen groß, in diesem Jahr können leider keine Führungen angeboten werden.
„Die Besucher werden in Form eines Einbahnstraßensystems durch die Häuser geleitet. Es wird kein großes Gedränge geben bedingt durch die Abstandsregelung. Wir können leider kein klassisches Programm wie in den Vorjahren bieten, weder Bastelworkshops für Kinder noch Führungen für Erwachsene. Doch wird haben uns etwas neues einfallen lassen, so die Dombergkoordinatorin weiter.“

Neu beim diesjährigen Museumstag sind virtuelle Führungen. Nachdem die Corona-Pandemie zum Schließen von Kultureinrichtungen geführt hatte, ließen sich Frau Wendenburg und KollegInnen Alternativen einfallen. „Jost Lohmann von „AGIL –Bamberg erleben“ bietet schon seit Jahren Führungen in unseren Häusern an, unter anderem auch viele Schulprogramme. Im Zuge der Pandemie kam die Idee auf, Führungen auch virtuell durchzuführen. Die „Highlight-Führung“ durch die Dombergmuseen feiert am Museumstag Premiere.“ Während ansonsten Gruppenbuchungen nötig sind, kann sich im Zuge des Museumstages jede Besucherin und jeder Besucher virtuell zuschalten.
Morgens um 9.30 Uhr beginnt Jost Lohmann mit der erwähnten Highlight-Führung, die den Titel „Götzen, Papst und Kaiser“ trägt und am Nachmittag um 14.30 Uhr ein zweites Mal stattfindet. Ausgewählte Kunstobjekte, weltberühmte Exponate und geheimnisvolle Schätze, die eng verknüpft sind mit der Geschichte Bambergs, sind hier im Livestream zu entdecken. „Der Vorteil an den virtuellen Führungen ist, dass man auch als Besucher Details in Bildern entdecken kann, die man so nicht sehen würde.

Dadurch dass im Livestream reingezoomt werden kann, hat man das Gefühl, näher dran zu sein.“ Die BesucherInnen erfahren beispielsweise, welches Kunstwerk im Diözesanmuseum 600 Kilogramm schwer ist und können die „Allegorie des Guten Regiments“ im frisch renovierten Kaisersaal der Neuen Residenz bestaunen.
Im Historischen Museum ist die Ausstellung „Jüdisches in Bamberg“ aufgebaut. Sie möchte den Gästen die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Bamberg vor Augen führen. Um diese Ausstellung dreht sich auch Herrn Lohmanns zweites Führungsthema, dieser Livestream beginnt um 11.30 Uhr.
Der Eintritt am Museumstag ist in allen Häusern frei, ebenso können dank der finanziellen Unterstützung durch den “Freundeskreis der Museen um den Bamberger Dom” die Livestreams am Museumstag kostenfrei angeboten werden.
Ein Hauch von Kunigundenmantel für Zuhause
Bei der Highlight-Führung wird auch der blaue Kunigundenmantel mit seinen kunstvollen Goldstickereien vorgestellt. Für diejenigen, die selbst sticken möchten, hat sich die neue Leiterin des Diözesanmuseums, Carola Schmidt etwas ganz Besonderes ausgedacht. „Wer gerne sticken möchte wie am Hofe Kaiser Heinrichs“, so Frau Wendenburg, „sollte sich zum Online-Workshop via Zoom im Diözesanmuseum anmelden. Frau Schmidt hat dazu eine Expertin gewinnen können, unter deren fachkundiger Anleitung ein „Sternchen“ vom blauen Kunigundenmantel entsteht – mit vergoldeten Fäden in Anlegetechnik auf Seide, genauso wie im 11. Jahrhundert!“

Die Anmeldung unter dioezesanmuseum@erzbistum-bamberg.de sollte frühzeitig erfolgen, damit das kostenlose Materialpaket, das vom Diözesanmuseum zur Verfügung gestellt wird, zeitig zugesendet werden kann.
Die Staatsbibliothek hat leider nicht geöffnet, weil derzeit keine Ausstellungen stattfinden können. „Allerdings ist die StaBi digital hervorragend aufgestellt“, wie Frau Wendenburg betont, „deshalb wird sie einen virtuellen Blick in ihre Schatzkammer ermöglichen.“
Nicht weit vom Domberg entfernt, hat – vorbehaltlich des Infektionsgeschehens – die Sammlung Ludwig Bamberg im Alten Rathaus geöffnet und präsentiert auch am Museumstag in ihrer ständige Schau „Glanz des Barock – Fayence und Porzellan“ ihre prunkvollen Kostbarkeiten, außerdem „Ludwig unter der Lupe – 25 Jahre Sammlung Ludwig in Bamberg“.
In der Villa Dessauer kann endlich auch die brandneue Ausstellung „Papier“ des Bamberger Kunstvereins live und in Farbe besichtigt werden. In dieser Ausstellung zeigen die Künstlerinnen und Künstler, was Papier an gestalterischen Möglichkeiten bietet. Die Ausstellung wird darüberhinaus unabhängig von den Öffnungsperspektiven auch digital begleitet, beispielsweise durch Interviews mit den ausstellenden Künstlern.

Weiterführende Informationen und Links
Livestreams mit „Agil“ am Museumstag
https://www.agil-bamberg.de/museumstagL.php
„Bamberger Schätze“ in der Staatsbibliothek Bamberg
https://www.staatsbibliothek-bamberg.de/digitale-sammlungen/bamberger-schaetze/
Ausstellungen der Staatsbibliothek auf Google Arts & Culture
https://artsandculture.google.com/partner/staatsbibliothek-bamberg?hl=de
Online-Ausstellungen und virtuelle Spaziergänge durch die Prunkräume der Neuen Residenz
https://www.residenz-bamberg.de/deutsch/digital/index.htm
https://schloesserblog.bayern.de/tag/residenz-bamberg
Ausstellung „Papier“ in der Villa Dessauer mit virtuellem Begleitprogramm
https://www.kunstverein-bamberg.de/
Organisatorischer Hinweis der Stadt Bamberg
Liegt der Corona-Inzidenzwert in Bamberg zwischen 50 und 100, ist eine vorherige Anmeldung per Telefon (0951 87–1140 Kasse Historisches Museum, 0951 87–1871 Kasse Sammlung Ludwig, 0951 87–1861 Kasse Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer und Mikwe: 0151–16971088 während der Öffnungszeiten) erforderlich. Zu einer eventuell nötigen Rückverfolgung muss ein Kontakt hinterlegt werden. Die Besucher:innen sind zum Tragen einer FFP2-Maske verpflichtet, der Mindestabstand von 1,5 m zueinander ist einzuhalten. Die Verantwortlichen bitten, die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen zu beherzigen. Die Besucherzahl wird begrenzt, so dass die geltenden Abstandsregeln eingehalten werden können. Die Belüftung mit Frischluft wird in den Ausstellungsräumen erhöht. Ausgeschilderte Rundwege helfen bei der Vermeidung von Kontakten. Es gibt die Möglichkeit zur Desinfektion der Hände.
- Mai 9, 2021
- Manuel Werner
Rund um den Domberg
Krippenausstellung in Schaufenstern
von Helke Jacob
Auch in der diesjährigen Weihnachtszeit freuen sich Menschen aus Nah und Fern auf die Krippenausstellung in Bamberg. Da das Diözesanmuseum und das Historische Museum corona-bedingt zur Zeit aber geschlossen sind, wurden aus den geplanten Ausstellung Schaufensterausstellungen rund um den Bamberger Domberg.
Besonders stimmungsvoll und weihnachtlich einladend sind Krippen immer, so auch die fränkischen Krippen mit charakteristischen Fachwerkhäusern, Bauer- und Handwerkerfiguren. Ein Highlight in der diesjährigen Krippenausstellung stellt das Tonrelief mit dem Bamberger Alten Rathaus dar, in dessen Durchgang die Geburt Christi situiert ist. Die Krippen bestechen aber auch durch die Vielfalt der gewählten Materialien und Formen. Häufig werden sie in Gegenstände eingebaut, die man primär nicht mit einer Krippe in Zusammenhang bringen würde.
So kann eine Krippe das Jahr über in einem Koffer verstaut bleiben und an Weihnachten einfach aufgeklappt werden. Die verschneiten Schneekrippen stellen die Weihnachtsstimmung her. Verschiedene orientalisch anmutende Krippen, Wurzelkrippen, Turm‑, Ruinen- und Tempelkrippen runden die Krippenlandschaft im Diözesanmuseum ab. Horst Wende und Karl-Heinz Exner – das sind die Namen und die zwei Stränge, die die diesjährige Bamberger Krippenausstellungen auszeichnet. Ergänzt werden sie durch zwei Großkrippen. Im Folgenden bieten wir eine Auswahl der Krippenausstellung.
Krippenausstellung während der Corona-Beschränkungen
Dr. Ludmila Kvapilová-Klüsener und die Domkoordinatorin Christiane Wendenburg sind sich einig: Bamberg ist die Krippenstadt. Da kann kommen, was will: Die Krippen werden gezeigt. Da die Museen am Domberg geschlossen haben, hat sich Ludmila Kvapilová-Klüsener etwas Besonderes einfallen lassen.
„Wir gestalten eine Frischluft-Krippenausstellung, denn wir möchten den Umständen zum Trotz den Menschen eine adventliche Atmosphäre schenken und ihnen die Möglichkeit geben, sich auf das Fest zu besinnen. Es ist unser Ansinnen, dass wir als kirchliche Institution auch einen Beitrag zur Auflockerung der jetzigen ernsten Lage leisten“, sagt sie. Viele anliegende Geschäfte zwischen Dom und Altem Rathaus haben ihre Bereitschaft erklärt, die Krippen in ihren Schaufenstern auszustellen. Das hat den Vorteil, dass sie unabhängig von den Öffnungszeiten der Museen gezeigt und von vielen Menschen gesehen werden können.
Horst Wende – Krippen mit Gegenwartsbezug
Schon viele Jahre bietet der gelernte Krippenbaumeisters Horst Wende in Hirschaid Krippen- und Modellierkurse an. Er beherrscht die Techniken und Fertigkeiten meisterhaft und ist mit vielen Preisen dafür geehrt worden. Seine Spezialität sind Tonkrippen.
Wie man Krippen gestaltet und auf was zu achten ist, bringt er Interessierten in seinen Krippenbaukursen bei. Horst Wende selbst hat zur diesjährigen Krippenausstellung zwei sozialkritische Krippen, eine Heimatkrippe und eine Volltonkrippe, beigesteuert.
Für die Arbeit „Ground Zero. Weihnacht im zerstörten World Trade Center“ erhielt er 2011 beim Internationalen Krippenwettbewerb in Mindelheim im Allgäu den St. Lukas Preis in der Kategorie „Laienkünstler“. In der Meinung der Jury zum Preisträger heißt es: „Der Inhalt des Weihnachtgeschehens ist in dieser Arbeit in unsere Zeit, in die Nächte und das Dunkel der Gegenwart umgesetzt. (…) Inmitten des Todes, der Gewalt, der Verzweiflung und der Nacht des 11. Septembers 2001 kommen durch die Gegenwart Gottes Hoffnung und Licht in unsere Welt. Zudem hat Herr Wende seine starke Aussage handwerklich in einer stimmigen Komposition in einer fast graphisch anmutenden Wirkung umgesetzt. Sie ist beispielhaft für alle Katastrophenorte der Welt.“
Im Schaufenster der Dekorationsartikel-Geschäfts Artasia in der Karolinenstraße 19 ist die Krippe „Ground Zero“ derzeit ausgestellt.
Einige Schritte weiter, bei sixdaysfashion an der Oberen Brücke 11, steht Horst Wendes Krippe „Gott – inmitten einer zerrütteten Welt“. In der 2014 entstandenen Tonkrippe berühren sich zwei Kugeln. Die Erdkugel und eine Tonkugel, in der wiederum Tonfiguren eingearbeitet sind. Wende dazu: „Die Idee hierzu bestand schon sehr lange. Bis ich dann auf dieses Stück eines alten Eibenstammes stieß: Die perfekte Kugel für die Darstellung eines zerstörten Planeten. Und das war auch die Idee: Das Bewusstsein schärfen für die Zerstörung der Natur – und nicht erst, wenn es zu spät ist, wenn sie zerstört ist, wie dieser karge Planet mit einem kleinen Lichtblick inmitten dieser zerrütteten Welt.“
Wendes Wunsch ist es, die Lichtblicke allen deutlich werden zu lassen, die sich die Zeit für diese Krippe nehmen, ein paar Minuten tief in diesen Krater schauen und im Innern das Licht, die Wärme und vielleicht auch das Glück spüren, die von dieser Krippe ausgehen. Weiter zieht Wende Parallelen zum deutschen Astronauten Alexander Gerst, der 2014 nach seinem sechsmonatigen Forschungsaufenthalt im Weltall zur Erde zurückkehrte und sagte: „Wenn man da oben auf der Raumstation schwebt und runterschaut auf den herrlichen blauen Planeten, dann wirkt es grotesk, dass sich die Menschen bekriegen oder Wälder abbrennen, die wir zum Überleben brauchen – das ist meine Botschaft!“
Karl-Heinz Exner – Krippenbauer seit 70 Jahren
Des Weiteren präsentiert die diesjährige Krippenausstellung vier große Krippen des Bischberger Krippenbauers Karl-Heinz Exner. Bereits im Alter von sieben Jahren baute er seine erste Krippe. Neben seinem Meisterstück mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige von 1990, der großen Schneekrippe und einer als Zelt gestalteten Krippe stellt die 2014 entstandene Weihnachtskrippe „Schlafende Maria-Krippe“ eine Besonderheit dar: Sowohl die Muttergottes als auch das Jesukind sind müde geworden und eingeschlafen. Dabei hält die auf dem Heu ruhende Maria das Kind auf ihrem Arm. Josef bewacht sie und ermahnt die fröhlich gestikulierenden Kinder zur Ruhe. Zu sehen ist die Krippe im Souvenirshop des Diözesanmuseums.
Geschichten um die Krippen und den Krippenbau
Zu den Krippen aus den Krippenbaukursen von Horst Wende gehören individuelle und spannende Geschichten, die von den Erbauern selbst erzählt werden. Dr. Ludmila Kvapilová-Klüsener, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Diözesanmuseum Bamberg, hat sie gesammelt und den Objekten zugeordnet. So kann der interessierte Betrachter nicht nur die Krippendarstellungen anschauen, sondern auch die oftmals lebendige und liebevolle Art des Gestaltungsprozesses nachlesen. Die Geschichten erläutern den Hintergrund des Vorhabens sowie den gesamten Entstehungsprozess.
Die Geschichte der Wandkrippe mit Altem Rathaus
Von Thomas und Franzi Teubner stammt die 2017 in Hirschaid in drei Monaten Bauzeit entstandene Wandkrippe „Altes Rathaus“ aus dem Krippenbaukurs von Horst Wende. Diese hat ihren alternativen Ausstellungsort im Schaufenster des Antiquariats Lorang in der Karolinenstraße 1 gefunden.
Familie Teubner sagt zur Krippe: „Es war schon lange unser Wunsch, die schöne Altstadt Bamberg als Krippen-Relief ins Wohnzimmer zu holen. Anfangs war es sehr schwierig, von einem Bamberger Foto ein reliefartiges, dreidimensionales Gebilde zu erzeugen. Ein derartiges Stadtbild zu formen, das eine gute Tiefenwirkung haben soll, wo aber als Relief-Platte nur wenig Material in der Tiefe zur Verfügung steht. Das war schon eine echte Herausforderung für einen Laien und wurde in vielen schlaflosen Nächten realisiert, mit viel Nachbesserungsarbeiten und einer intensiven Abstimmung mit unserem Kursleiter. Raffiniert ausgeklügelt war das Herstellen des Balkons am Alten Rathaus und letztendlich der letzte Schliff, also das Krippenfärben und der raffiniert maltechnische Nacht-Nebel-Effekt, die sogenannte Patinierung. Mit dem Ergebnis sind wir recht zufrieden: Ein Krippen-Relief, das nun wunderschön und ganzjährig unser Wohnzimmer bereichert!“
Die Geschichte der klappbaren orientalischen Kofferkrippe
Besonders praktisch und vielfältig einsetzbar ist die klappbare orientalische Kofferkrippe von Sabine Meidinger aus Hirschaid, die sie – ebenfalls in einer dreimonatigen Bauzeit – 2019 herstellte und die nun im Schaufenster von Der Laden am Geyerswörthplatz 2 steht.
„Krippengröße, Anzahl und Größe der Figuren wurden entsprechend dem Objekt „Koffer“ festgelegt“, sagt Krippenbauerin Sabine Meidinger. „Mein Wunsch war es, den Koffer aufgeklappt in eine orientalische Vorstadt zu verwandeln, mit verschiedenen Ebenen, Treppchen, vielen Winkeln, zwei großen Portalen, und einem Gelände für Elefant und Kamel. Tiere und Figuren habe ich im Modellierkurs aus Ton im orientalischem Stil geformt, auf Drahtgestelle gesteckt, speziell bemalt und mit Stoffen bekleidet. Zusammen mit dem Kursleiter wurde ein Bau-Plan entwickelt, der während der Bauphase immer wieder im Winkel und mit Vertiefungen nachgebessert werden musste – es war alles recht verzwickt, denn der Koffer sollte trotz der vielen Details am Ende wieder verschließbar sein: Ein alter Koffer meiner Vorfahren, in dem die Krippe und Figuren nach Weihnachten aufgeräumt und verstaut sind. Diese verschließbare Krippe ist praktisch und gleichzeitig kein Schlafplatz für unsere Katze mehr, die im letzten Jahr meine selbstgebautes Krippe als Katzenhaus missbraucht hatte.“
Krippenausstellung 2020
„Schlafende Maria“: Souvenirshop Diözesanmuseum
„Kofferkrippe“: Der Laden, Geyerswörthplatz 2
„Ground Zero“: Artasia, Karolinenstraße 19
„Altes Rathaus“: Lorang, Karolinenstraße 1
„Erde“: sixdaysfashion, Obere Brücke 11
Weitere Ausstellungs-Schaufenster
Carmen Gebert Lingerie, Obstmarkt 10
ALi er & sie, Obere Brücke 7
FELDBAUM, Obere Brücke 2–4
Senger Kunsthandel, Karolinenstraße 14
Hauptmann Antiquitäten, Geyerswörthplatz 2
ZEITLOS, Geyerswörthplatz 3
Wenzel Kunsthandel, Karolinenstraße 16
Auktionshaus Schlosser, Karolinenstraße 11
Kaffeerösterei Minges, Karolinenstraße 9
Antiquitäten Löblein, Karolinenstraße 13
Weinstube Nüßlein, Lugbank 1
Das Würzhaus, Lugbank 9
KARO 18, Karolinenstraße 18
Hof Apotheke, Karolinenstraße 20
Heilmann – Gute Bücher, Karolinenstraße 22
Bamberger Dom, Nagelkapelle
Dompfarrheim, Domstraße 3
Hof Bäckerei Seel, Dominikanerstraße 8
- Dezember 10, 2020
- Autorin: Helke Jacob
- Fotos: Diözesanmuseum Bamberg