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Diözesanmuseum

Diö­ze­san­mu­se­um

Aus­stel­lung „Kreu­ze: Begeg­nung von Edel­stein und Kettensäge“

Zum Geden­ken an das 1000. Todes­jahr von Kai­ser und Bam­bergs Bis­tums-Grün­der Hein­rich II. zeigt das Diö­ze­san­mu­se­um die Aus­stel­lung „Kreu­ze: Begeg­nung von Edel­stein und Ket­ten­sä­ge“. Noch bis zum 14. Mai ste­hen dar­in der Kai­ser als Kreuz­stif­ter und das Kreuz mit sei­ner ehe­ma­li­gen und heu­ti­gen Bedeu­tung im Mit­tel­punkt. Ein Aspekt wur­de dabei aller­dings nicht beachtet.

Etwa 30 Stü­cke und Wer­ke zeigt die Aus­stel­lung „Kreu­ze: Begeg­nung von Edel­stein und Ket­ten­sä­ge“. Alle davon sind christ­li­che Kreu­ze, behan­deln sie oder ste­hen asso­zia­tiv mit ihnen in Ver­bin­dung. Die­sen Schwer­punkt zu sei­nem Bei­trag zum 1000. Todes­jahr Hein­richs II. hat das Diö­ze­san­mu­se­um gelegt, „weil es kein ande­res Sym­bol gibt, dass einen christ­li­chen Herr­scher so gut defi­niert“, sagt Caro­la Marie Schmidt, Lei­te­rin des Muse­ums. „Und weil Kai­ser Hein­rich auf­grund sei­ner eige­nen per­sön­li­chen Fröm­mig­keit im Zei­chen des Kreu­zes geherrscht und regiert hat und gesalbt wor­den ist. Hein­richs Leit­idee eines „Kir­chen­reichs auf Erden“, sei­ne enge Ver­flech­tung von Poli­tik und Kir­che, die Wahl Chris­tus‘ als Erben und die zahl­rei­chen Kreuz- und Reli­qui­en­stif­tun­gen im gesam­ten Reich rücken das Bild und Zei­chen des Kreu­zes in den Vor­der­grund der Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Gedenkjahr.“

Die­se Aus­ein­an­der­set­zung soll zudem Mit­tel­al­ter und Gegen­wart mit­ein­an­der ver­bin­den, ein­zel­ne Aus­stel­lungs­stü­cke sol­len in einen Dia­log auf­grund von Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­den mit­ein­an­der tre­ten. „Wich­tig war uns bei der Aus­stel­lungs­kon­zep­ti­on auch die Rol­le des Kreu­zes in unse­rer Gesell­schaft abzu­bil­den. Dadurch kommt es zu einer brei­ten Aus­wahl, in der Mate­ri­al, Tech­nik und Form berück­sich­tigt sind und was die Kreu­ze über unse­re Gesell­schaft wider­spie­geln“, sagt Caro­la Marie Schmidt. So stün­den eini­ge Wer­ke für einen geleb­ten Glau­ben, ande­re für die bis heu­te wäh­ren­de Tra­di­ti­on der Kir­che als Auf­trag­ge­ber für Kunst, oder für die Spi­ri­tua­li­tät als Inspi­ra­ti­ons­quel­le der Kunst. Auf eini­ge der Aus­stel­lungs­stü­cke soll hier näher ein­ge­gan­gen werden.

Rund­gang durch die Ausstellung

Unter­teilt ist die Aus­stel­lung in fünf The­men­räu­me, in jedem davon ste­hen unter einem Mot­to his­to­ri­sche Objek­te gegen­wär­ti­gen Bear­bei­tun­gen des Motivs „Kreuz“ gegen­über. Dabei geht es um die The­men „Ver­gäng­lich­keit“, „Glau­ben“, „Heil“, „Krieg und Instru­men­ta­li­sie­rung“ und „Macht“.

Unter „Ver­gäng­lich­keit“ ver­sucht die Aus­stel­lung, ein Bild der Gegen­wart der katho­li­schen Kir­che zu zeich­nen. Bei die­ser Gegen­wart han­delt es sich laut Eigen­be­schrei­bung im Aus­stel­lungs­ka­ta­log unter ande­rem um eine Gegen­wart unauf­halt­sa­mer Kir­chen­aus­trit­te und eines Rück­zugs aus dem öffent­li­chen Raum. Die­sen Zustand bebil­dert die Aus­stel­lung zum Bei­spiel mit dem recht anschau­li­chen Werk „Ent­sorgt“. Dabei han­delt es sich um ein hau­fen­ar­tig in eine Glas­vi­tri­ne gestopf­tes Sam­mel­su­ri­um aus­ge­dien­ter Kreu­ze und Kru­zi­fi­xe, die unter ande­rem aus Haus­halts­auf­lö­sun­gen oder auf­ge­ge­be­nen Kapel­len stammen.

Die Bild­haue­rin Son­ja Toep­fer sieht in einem sol­chen Bedeu­tungs­ver­lust des Kreu­zes aller­dings auch einen Neu­an­fang. Für ihre Instal­la­ti­on „Oxy­gen 21 ecce lig­num cru­cis“ (zu deutsch etwa: „Seht, ver­narb­te Kreu­ze“) hat sie aus Stü­cken wurm­sti­chi­ger Holz­bal­ken eines sanie­rungs­be­dürf­ti­gen Fach­werk­hau­ses 21 Kreu­ze gestal­tet. Die­se schwe­ben wie neu­be­lebt an Nylon­fä­den über den Köp­fen des Publi­kums. Ihre Anzahl erklärt sich aus der Quer­sum­me von 21 – die Zahl der Dreifaltigkeit.

Auch ein Werk von Joseph Beuys geht auf das Kreuz, das immer weni­ger öffent­lich ist, ein. Der Bron­ze­guss „Son­nen­kreuz“ aus dem Jahr 1947 zeigt Jesus Chris­tus in für einen Gekreu­zig­ten typi­scher Kör­per­hal­tung: Der Kopf hängt nach unten, die Arme sind gewalt­sam aus­ge­streckt. Was fehlt, ist jedoch das dazu­ge­hö­ri­ge Kreuz. Trotz­dem erkennt man sofort, dass es sich um eine Kreu­zi­gungs­sze­ne han­delt. Denn vor dem inne­ren, auch säku­la­ri­sier­ten Auge ergän­zen sich unwill­kür­lich die recht­wink­lig zuein­an­der lie­gen­den Bal­ken des Kreu­zes, weil man eben­sol­che Dar­stel­lun­gen schon oft gese­hen hat. Das Kreuz ist da, aber eigent­lich nicht.

Doch auch in der Gegen­wart, die die Aus­stel­lung vom Kreuz zeich­net, fehlt etwas Ent­schei­den­des. So sucht man eine Aus­ein­an­der­set­zung mit den Grün­den für die erwähn­ten Aus­trit­te, wie zum Bei­spiel immer neue Ent­hül­lun­gen über sexu­el­len Miss­brauch und die oft wider­wil­li­ge Bereit­schaft zur Auf­klä­rung der­sel­ben, ver­ge­bens. Wahr­schein­lich wäre es von einer kirch­li­chen Ein­rich­tung, wie dem Diö­ze­san­mu­se­um, auch zu viel erwar­tet, der Aus­stel­lung eine sol­che selbst­kri­ti­sche Hal­tung mit­zu­ge­ben. Es wäre grund­sätz­lich sogar kaum ver­werf­lich – das Kreuz kann ja nichts für die Ver­bre­chen, die in sei­nem Namen began­gen wur­den und wer­den. Wür­de die Aus­stel­lung die­se Aus­sa­ge über sich selbst tref­fen – wäre es in Ordnung.

Die Tat­sa­che, dass einer ande­ren (Selbst-) Dar­stel­lung der Kir­che in der Aus­sa­ge der Aus­stel­lung aber Platz ein­ge­räumt wur­de, ist aller­dings schwer zu akzep­tie­ren. Dazu spä­ter mehr.

Edelstein und Kettensäge
Von links: „Drug lord“ von Imbue, 2023; „Adac­ta?“ von Jörg Län­ger, 2005; „Osten­so­ri­um für den Hei­li­gen Nagel“ von Tho­mas Rocken­bach, 1484, Fotos: Domi­nik Schreiner
Raum „Glau­ben“

Der nächs­te Raum von „Kreu­ze: Begeg­nung von Edel­stein und Ket­ten­sä­ge“ ist dem Kreuz als Zei­chen des Glau­bens und der Fröm­mig­keit gewid­met. Obwohl die katho­li­sche Kir­che über Jahr­hun­der­te immer wie­der als Auf­trag­ge­ber für die Kunst fun­gier­te, haben Künstler:innen auch immer wie­der aus per­sön­li­chem Antrieb her­aus den Glau­ben und sei­ne Sym­bo­le künst­le­risch verwertet.

So fer­tig­te etwa Rudolf Acker­mann den Holz­druck „Brett­dru­cke“ an. Dar­in expe­ri­men­tiert er in ers­ter Linie mit der Kreuz­form selbst. Als Drucks­tem­pel dien­ten ihm meter­lan­ge, mit Far­be bestri­che­ne Holz­bal­ken. Die­se press­te er auf Papier­bah­nen, mal in recht­wink­li­ger Anord­nung, mal dia­go­nal, eher einem Andre­as­kreuz ähnelnd. Die Kreuz­form und damit ihre glau­bens­mä­ßi­ge Ver­wend­bar­keit, so eine mög­li­che Aus­sa­ge des Werks, blei­ben aber trotz­dem erhalten.

Eben­so an der Form des Kreu­zes inter­es­siert geht Johan­nes Schrei­ber in sei­ner Glas­skulp­tur „Kreis­kreuz“ vor. Bei die­ser kirch­li­chen Auf­trags­ar­beit ergibt sich zwi­schen vier, mit jeweils etwas Abstand zuein­an­der auf einem wei­ßen Unter­grund ange­brach­ten Vier­tel­krei­sen in der Mit­te eine kreuz­för­mi­ge Aus­las­sung. Die Vier­tel­krei­se bestehen aus bun­ten kon­zen­trisch ange­ord­ne­ten Glas­strei­fen. Das leuch­ten­de Werk spielt sei­ner­seits mit der Form des Kreu­zes und fügt ihm eine leich­te, aus sich her­aus strah­len­de Ele­ganz hinzu.

Ein gro­ßes Feld der Auf­trag­ge­ber­schaft der Kir­che sind Objek­te für den lit­ur­gi­schen Gebrauch. Ein sol­ches hat der Künst­ler Micha­el Amberg mit einem gol­de­nen Bischofs­stab her­ge­stellt. In der Mit­te des kreis­för­mig geschwun­ge­nen Kopf­teils sitzt ein reich ver­zier­tes Kreuz, in des­sen Mit­te wie­der­um ein Berg­kris­tall steckt. Die­ser ent­hält Reli­qui­en von Kai­ser Hein­rich (Kno­chen­split­ter) und sei­ner Frau Kai­se­rin Kuni­gun­de (Haa­re).

Raum „Heil“

Vie­le Kul­tur-Auf­trä­ge der Kir­che soll­ten ihr Heil sichern, wes­halb Hein­rich und Kuni­gun­de nicht nur Kreu­ze gestif­tet haben, son­dern in Bam­berg auch Kir­chen in Kreuz­form über die Stadt ver­teilt bau­en lie­ßen. Auch Reli­qui­en schreibt man eine sol­che heils­si­chern­de Wir­kung zu. Eine Art Best-of der­sel­ben bie­tet der nächs­te Raum der Aus­stel­lung, beti­telt mit „Heil“.

So wur­de aus der Nagel­ka­pel­le des Bam­ber­ger Doms der hei­li­ge Nagel her­bei­ge­holt. Die­ser wird als Kreuz-Reli­quie ver­ehrt und gehört zu den Hei­lig­tü­mern des Dom­schat­zes. Hein­rich II. soll ihn als soge­nann­te Berüh­rungs­re­li­quie nach Bam­berg gebracht haben, das heißt, der Nagel wur­de an sei­nem Her­kunfts­ort Rom mit einem ver­meint­lich ech­ten Nagel der Kreu­zi­gung von Jesus Chris­tus in Berüh­rung gebracht. Seit 1993 war der Nagel nicht mehr in einer Aus­stel­lung zu sehen. Neben dem Nagel besitzt der Dom auch eini­ge Kreuz­par­ti­kel aus Holz­split­tern. Die­se zeigt ein ver­gol­de­tes Mes­sing­kreuz aus dem Jahr 1750.

Die­sen Aus­stel­lungs­stü­cken ste­hen zwei zeit­ge­nös­si­sche Bear­bei­tun­gen christ­li­cher Sym­bo­lik gegen­über. Alfred Haber­point­ners Holz-Skulp­tur „K‑TLFI“ hat die Form eines mensch­li­chen Kop­fes, auch wenn nähe­re Merk­ma­le wie Gesichts­zü­ge feh­len. Viel­mehr ist die Skulp­tur auf fast ihrer gesam­ten Ober­flä­che mit Krat­zern, Schram­men, Del­len und von Feu­er ver­kohl­ten schwar­zen Flä­chen bedeckt. Auch Ohren weist die Skulp­tur kei­ne auf, statt­des­sen führt an der Schlä­fe zusätz­lich ein kreuz­för­mi­ger Schnitt quer durch den Kopf. Die­sen hat Haber­point­ner mit einer Ket­ten­sä­ge ein­ge­fügt. Daher, und von ande­ren Wer­ken der Aus­stel­lung, die eben­falls mit die­sem Gerät bear­bei­tet wur­den, rührt auch der Titel­zu­satz der Schau. „Ist der Glau­be eine Sache des Her­zens oder in säku­la­ri­sier­ten Zei­ten eher des Kop­fes?“, scheint die Skulp­tur zu fra­gen. Auf jeden Fall scheint der Mensch und die Mensch­lich­keit im Mit­tel­punkt des Werks zu stehen.

Einen nega­ti­ve­ren Kom­men­tar zu Kreuz und Glau­be legt gegen­über von „K‑TLFI“ die Skulp­tur „Drug lord“ des bri­ti­schen Künst­lers Imbue nahe. Sie stellt ein rotes Plas­tik­kreuz gefüllt mit blau­en medi­zi­ni­schen Kap­seln, also Medi­ka­men­ten oder Dro­gen, dar. Obwohl das Werk mit sei­nen grel­len Far­ben dem Betrach­ten­den gera­de­zu „Reli­gi­on als Dro­ge, Ein­lul­lung, Pla­ce­bo, Abhän­gig­ma­chung“ und so wei­ter ent­ge­gen schreit, ver­sucht die Kata­log­be­schrei­bung von „Drug lord“ eine Bezie­hung und fast Gleich­wer­tig­keit von Glau­be und Medi­zin zu behaup­ten. „Was unter­schei­det die Not­wen­dig­keit von Medi­zin und Reli­gi­on in der Gegen­wart?“, wird dort gefragt. „Wenn doch bei­des den Men­schen Heil oder zumin­dest Hei­lung brin­gen kann?“ Als Beleg für die Gleich­ran­gig­keit wer­den US-ame­ri­ka­ni­sche Ärz­te ange­führt, die mit ihren Pati­en­ten beten.

Edelstein und Kettensäge
Von links: Reli­qui­en­kreuz „Hein­richs-Kreuz“, 1130–1150; „K‑TLFI“ von Alfred Haber­poin­ter, 2015, Fotos: Domi­nik Schreiner
Raum „Krieg“

Ähn­lich letzt­lich wenig inter­es­siert an den Abgrün­den des Kreu­zes wird die Aus­stel­lung im mit „Krieg.Instrumentalisiert“ über­ti­tel­ten nächs­ten Abschnitt. Im Raum­text weist sie pflicht­schul­dig auf die Krie­ge hin, die, zum Bei­spiel durch Hein­rich II., im Namen des Kreu­zes geführt wur­den. Die Aus­stel­lungs­stü­cke dazu sind die mit Gold und Edel­stei­nen ver­zier­te Reichs­kro­ne Hein­richs oder der mili­tä­ri­sche St. Heinrichs-Orden.

Dar­auf ange­spro­chen, dass Hin­wei­se auf heu­ti­ge Ver­feh­lun­gen der Kir­che aller­dings feh­len, sagt Caro­la Marie Schmidt: „Für die Aus­stel­lung haben wir uns Kreu­ze als Zei­chen für Hein­rich II. und die 1000 Jah­re nach ihm aus­ge­wählt. Um eine Auf­ar­bei­tung aller Miss­stän­de zu ermög­li­chen, ist die­se Art der Aus­stel­lung nicht der rich­ti­ge Rahmen.“

Die­ser Ver­zicht auf Wer­ke, die auf die Opfer der Kir­che ein­ge­hen, wäre in Ord­nung, wenn die Aus­stel­lung ent­spre­chend genau­so auf Wer­ke ver­zich­tet hät­te, die das Opfer­sein der Kir­che zei­gen. Das tut sie bedau­er­li­cher­wei­se jedoch nicht. Bei­spiel: Das soge­nann­te Mut­ter­kreuz war ein Orden, den die Natio­nal­so­zia­lis­ten Müt­tern ver­lie­hen, die dem Regime beson­ders vie­le Kin­der gebo­ren hat­ten. Das in der Mit­te des Ordens ange­brach­te Haken­kreuz hat­te nichts mehr mit christ­li­chen Wer­ten zu tun und war in gewis­ser Wei­se eine Per­ver­tie­rung des reli­giö­sen Sym­bols. Sol­che Kreu­ze zeigt die Aus­stel­lung auch mit der Absicht, die Kir­che und ihr Sym­bol als Opfer zu prä­sen­tie­ren. Schon zu Beginn der Aus­stel­lung, im Abschnitt „Ver­gäng­lich­keit“, tat sie dies. Der dort plat­zier­te Foto­druck „Berg der Kreu­ze“ von Mar­tin Sei­den­sch­wann zeigt einen beträcht­li­chen Hau­fen durch das sowje­ti­sche Regime in Litau­en ent­sorg­ter und zer­stör­ter Kreuze.

Ähn­li­ches hat das Werk „Cross memo­ri­al Hall“ der chi­ne­si­schen Künst­ler­grup­pe Uto­pia zum Inhalt. Die­se Druck­gra­fik eines Kreu­zes behan­delt kurz gesagt, dass unter einem ande­ren Regime, in die­sem Fall dem chi­ne­si­schen, immer wie­der und immer mehr christ­li­che Kir­chen abge­ris­sen wer­den. Erneut: Die Kir­che als Opfer.

Raum „Macht“

Im nächs­ten und letz­ten Teil der Aus­stel­lung war­tet ihr präch­tigs­tes Stück. Zur wei­te­ren Ver­an­schau­li­chung, wel­che For­men die christ­li­che Macht und ihr vor­dring­lichs­tes Sym­bol in 1000 Jah­ren noch annah­men, ste­hen sich auch hier his­to­ri­sche und zeit­ge­nös­si­sche Objek­te gegenüber.

Die heu­ti­gen Kreu­ze, das zei­gen die Arbei­ten von zum Bei­spiel Ortrud Sturm – sie prä­sen­tiert mit der Holz­skulp­tur „Block-Kreuz“ ein wei­te­res mit der Ket­ten­sä­ge gemach­tes Stück – oder die fein­sin­ni­ge Radie­rung „Gro­ßes Kreuz“ von Arnulf Rai­ner, kom­men optisch reiz­voll und gleich­zei­tig beschei­den daher. Vom Fritz­laer Hein­rich­skreuz, das Aus­stel­lungs-High­light und zum ers­ten Mal in Bam­berg zu sehen, kann man das nicht sagen. Das Kreuz, auf dem kaum ein Qua­drat­mil­li­me­ter nicht mit Edel­stei­nen und Gold besetzt ist, wur­de zwar nicht vom Kai­ser gestif­tet. Die Kreuz-Reli­quie, die in der Mit­te unter einem mit Lupen­ef­fekt geschlif­fe­nen Kris­tall plat­ziert ist, jedoch schon.

Dann endet die Aus­stel­lung „Kreu­ze: Begeg­nung von Edel­stein und Ket­ten­sä­ge“. Die Opfer des Kreu­zes wer­den mit kei­nem Aus­stel­lungs­stück bedacht. Das wäre, wie gesagt, in die­sem Fall in Ord­nung. Die Ent­schei­dung, die Dar­stel­lung der Kir­che als Opfer nicht eben­falls weg­zu­las­sen, ist es nicht.

Diö­ze­san­mu­se­um

Aus­stel­lung: „Kreu­ze. 1000 Jah­re nach Hein­rich II. – Begeg­nung von Edel­stein und Kettensäge“

Im 1000. Todes­jahr Kai­ser Hein­rich II. zeigt das Bam­ber­ger Diö­ze­san­mu­se­um die Aus­stel­lung „Kreu­ze. 1000 Jah­re nach Hein­rich II. – Begeg­nung von Edel­stein und Ket­ten­sä­ge“. Dar­in ist bis 14. Mai unter ande­rem ein wert­vol­les Gem­men­kreuz, das der Kai­ser gestif­tet haben soll, zu sehen. Und Ket­ten­sä­gen spie­len auch eine Rolle.

Das Diö­ze­san­mu­se­um Bam­berg hat am 24. Febru­ar die Rei­he sicher­lich zahl­rei­cher Ver­an­stal­tun­gen, die es in die­sem Jahr zum Geden­ken an den 1000. Todes­tag von Kai­ser Hein­rich II. geben wird, eröff­net. Bis zum 14. Mai ist die Son­der­aus­stel­lung „Kreu­ze. 1000 Jah­re nach Hein­rich II. – Begeg­nung von Edel­stein und Ket­ten­sä­ge“ zu sehen.

Im Fokus ste­hen der Kai­ser als Kreuz­stif­ter und das Kreuz als Zei­chen bis in die Gegen­wart, wie das Muse­um mit­teil­te. „Die Kunst­aus­stel­lung will so Mit­tel­al­ter und Gegen­wart mit­ein­an­der ver­bin­den“, sagt Caro­la M. Schmidt, Lei­te­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums, wäh­rend der Ver­nis­sa­ge. „Hein­rich II. stif­te­te zahl­rei­chen und bedeu­ten­den Kir­chen sei­nes Rei­ches Kreuz­re­li­qui­en und Kreu­ze – kost­ba­re Gem­men­kreu­ze, Vor­tra­ge­kreu­ze, Altar­kreu­ze, die kost­ba­re Reli­qui­en bar­gen.“ Die mit Gold beschla­ge­nen und mit Edel­stei­nen ver­zier­ten Reli­qui­en­kreu­ze gal­ten als Zei­chen des Heils und auch als Zei­chen des christ­li­chen Herr­schafts­an­spruchs des letz­ten otto­ni­schen Kaisers.

Bir­git Kast­ner, Haupt­ab­tei­lungs­lei­te­rin für Kunst und Kul­tur, wies zudem auf die Bedeu­tung der kirch­li­chen Kunst­schät­ze hin, die über­all im Erz­bis­tum Bam­berg ver­teilt sind. „Wir haben ein unfass­bar gro­ßes, wert­vol­les Erbe an kirch­li­chen Kunst­schät­zen, ver­teilt auf über 700 Kir­chen und Kapel­len im Erz­bis­tum Bam­berg. Und ein Erbe von Welt­rang im Bam­ber­ger Dom­schatz, der auf die Stif­tun­gen Kai­ser Hein­richs II. zurückgeht.“

High­light der Ausstellung

Ein beson­de­res Objekt der Aus­stel­lung ist das Fritz­la­rer Hein­rich­skreuz. Dabei han­delt es sich um ein soge­nann­tes Gem­men­kreuz, eine Kreuz­art, die mit Edel­stei­nen ver­ziert ist. Das Kreuz aus dem hes­si­schen Fritz­lar soll Hein­rich II. gestif­tet haben. Nun ist es zum ers­ten Mal in Bam­berg zu sehen.

Zusam­men mit ande­ren his­to­ri­schen Objek­ten soll es zudem in einen Dia­log mit zeit­ge­nös­si­schen Kreu­zen tre­ten. Denn heu­ti­ge Künstler:innen inter­pre­tie­ren das reli­giö­se Motiv nicht nur als Glau­bens­sym­bol, so die Mit­tei­lung wei­ter, son­dern auch als Zei­chen und Gegen­stand exis­ten­zi­el­ler Fra­gen oder wirt­schaft­li­cher und poli­ti­scher Interessen.

Mit Wer­ken von Joseph Beuys, Her­mann Bigel­mayr, Son­ja Toep­fer, Alfred Haber­point­ner, Horst Egon Kali­now­ski, Arnulf Rai­ner, Jörg Län­ger, Ortrud Sturm, imbue (sie­he Foto) und ande­ren sol­len dem Publi­kum neue Blick­win­kel eröff­nen. Auch will die Aus­stel­lung den Wan­del der Bedeu­tungs­ebe­nen des Kreu­zes durch die letz­ten 1000 Jah­re aufzeigen.

„Denn der Haupt­ab­tei­lung Kunst und Kul­tur des Erz­bis­tums ist sehr viel an der Zeit­ge­nos­sen­schaft gele­gen“, sagt Bir­git Kast­ner. „Die Kunst­aus­stel­lung ist daher kei­ne Mit­tel­al­ter­schau, son­dern sucht Dia­log und Kon­fron­ta­ti­on mit Kreu­zen des 20. und 21. Jahrhunderts.“

So erklärt sich auch die titel­ge­ben­de Ket­ten­sä­ge. Die­se ist ein in der moder­nen Kunst bezie­hungs­wei­se der zeit­ge­nös­si­schen Bild­haue­rei häu­fig zur Holz­be­ar­bei­tung ein­ge­setz­tes Werk­zeug. „Der Span­nungs­bo­gen“, so Kast­ner, „zwi­schen dem 11. und dem 21. Jahr­hun­dert besteht somit auf meh­re­ren Ebe­nen.“ Dabei han­delt es sich zum Bei­spiel ein­mal um die Ebe­ne kost­ba­rer Mate­ria­li­en wie Gold und Edel­stei­ne ver­sus Holz, Glas, Kunst­stoff, Stahl, oder auch um die Ebe­ne der Ver­ar­bei­tung der Mate­ria­li­en: fili­gra­ne Gold­schmie­de­ar­bei­ten und Edel­stein­schnit­te auf der einen Sei­te, gro­be Säge- oder Axt­ar­bei­ten auf der anderen.

Buch­vor­stel­lung

Kai­ser­ge­wän­der: Exper­tin­nen prä­sen­tie­ren neue Forschungsergebnisse

Die Kai­ser­ge­wän­der aus der Zeit der Bis­tums­grün­der Hein­rich und Kuni­gun­de gehö­ren zu den Aus­hän­ge­schil­der des Bam­ber­ger Dom­schat­zes. Ihre Geschich­te, ihr Mate­ri­al und ihre Her­stel­lung haben Sibyl­le Ruß und Ursu­la Dre­wel­lo in den letz­ten acht Jah­ren erforscht. Die neu­en Ergeb­nis­se die­ser For­schung stel­len die bei­den Autorin­nen am 12. Janu­ar im Diö­ze­san­mu­se­um vor.

Sechs reich und präch­tig mit Gold­fä­den bestick­te Män­tel aus der Samm­lung des Diö­ze­san­mu­se­ums sind als „Bam­ber­ger Kai­ser­ge­wän­der“ bekannt. Die Tex­ti­li­en, die am kai­ser­li­chen Hof und im Dom getra­gen und wohl vom Kai­ser­paar Hein­rich und Kuni­gun­de gestif­tet wur­den, gehö­ren welt­weit zu den kost­bars­ten Tex­ti­li­en des 11. Jahr­hun­derts, so das Muse­um in einer Mitteilung.

Im Zuge eines For­schungs­pro­jekts der Uni­ver­si­tät Bam­berg haben die Tex­til­re­stau­ra­to­rin Sibyl­le Ruß und die Bio­lo­gin Ursu­la Dre­wel­lo die 1.000 Jah­re alten Gewän­der von 2015 bis 2022 nun erst­mals auch kunst­tech­no­lo­gisch und mate­ri­al­wis­sen­schaft­lich unter­sucht. Das Ergeb­nis über­trifft laut Muse­um die Erwar­tun­gen. Mit 482 Farb­ab­bil­dun­gen doku­men­tie­ren Ruß und Dre­wel­lo ihre For­schun­gen. Mit Mikro­skop und Labor­tech­nik beant­wor­te­ten sie die Fra­gen nach den ori­gi­na­len Bestand­tei­len, such­ten Spu­ren von Ver­än­de­run­gen und Repa­ra­tu­ren vom Mit­tel­al­ter bis ins 20. Jahr­hun­dert und konn­ten so Quel­len und For­schungs­er­geb­nis­se neu deuten.

Buch­vor­stel­lung am 12. Januar

Als Sen­sa­ti­on gilt laut Diö­ze­san­mu­se­um die Ent­de­ckung und Ana­ly­se von unter­schied­li­chen Vor­zeich­nun­gen, die Hin­wei­se auf den Ent­ste­hungs­ort des jewei­li­gen Man­tels, also zu den ver­schie­de­nen Werk­stät­ten geben kön­nen. Auch die neue Datie­rung des Rei­ter­man­tels Hein­richs II. und der Nach­weis sei­nes ori­gi­na­len Zuschnitts zäh­len zu den Mei­len­stei­nen der jah­re­lan­gen Forschung.

Der Ster­nen­man­tel Hein­richs II. gibt zwar nach wie vor Rät­sel auf, doch konn­ten auch hier neue Erkennt­nis­se gewon­nen wer­den. So haben gewe­be­tech­ni­sche Unter­su­chun­gen eine Annä­he­rung an die ursprüng­li­che Kon­zep­ti­on des Ster­nen­man­tels ermög­licht. Auch wider­le­gen sie bis­he­ri­ge Theo­rien wie etwa die des Auf­trag­ge­bers, der Funk­ti­on des Man­tels oder sei­ner Ver­än­de­run­gen im 15. Jahrhundert.

Bei allen unter­such­ten Gewän­dern lie­fer­ten die Ana­ly­sen der Gewe­be und ver­wen­de­ten Farb­stof­fe, der Faden­ver­läu­fe, Schnitt­mus­ter und Vor­zeich­nun­gen außer­dem wert­vol­le Hin­wei­se für die Rekon­struk­ti­on des ursprüng­li­chen mit­tel­al­ter­li­chen Zustands der Gewän­der, ihrer Moti­ve und Inschrif­ten. Die Zusam­men­set­zung, Her­stel­lung und Ver­ar­bei­tung der Gold­fä­den und die kom­ple­xe Gold­sti­cke­rei bezeu­gen die her­aus­ra­gen­de Hand­werks­kunst und Pracht­ent­fal­tung im Umfeld Kai­ser Hein­richs II. im frü­hen 11. Jahrhundert.

Über die­se und wei­te­re Ergeb­nis­se ihrer For­schun­gen haben Sibyl­le Ruß und Ursu­la Dre­wel­lo das Buch „Die Bam­ber­ger Kai­ser­ge­wän­der im Wan­del. Tex­til­tech­no­lo­gi­sche und mate­ri­al­wis­sen­schaft­li­che Aspek­te“ geschrie­ben. Die­ses stel­len sie am 12. Janu­ar um 18 Uhr im Diö­ze­san­mu­se­um vor.

Diö­ze­san­mu­se­um

Aus­stel­lung: 750 Jah­re Kar­me­li­ten in Bamberg

Die Kar­me­li­ten sind seit 750 Jah­ren in Bam­berg ansäs­sig. Eine Son­der­aus­stel­lung im Diö­ze­san­mu­se­um zeigt die Ver­wur­ze­lung des Bet­tel­or­dens in der Stadt.

Der Kar­me­li­ten­or­den, ein mit­tel­al­ter­li­cher Bet­tel­or­den, begeht 2023 sein 750-jäh­ri­ges Bestehen in Bam­berg. Das Diö­ze­san­mu­se­um zeigt ab 4. Novem­ber in der Aus­stel­lung „Lei­den­schaft für Gott – 750 Jah­re Kar­me­li­ten in Bam­berg“, wel­che Spu­ren die Mön­che in Bam­berg hin­ter­las­sen haben.

Die Aus­stel­lung führt ihr Publi­kum von der Gegen­wart in die Ver­gan­gen­heit des Ordens. Sie beleuch­tet die aktu­el­len Auf­ga­ben der elf Ordens­brü­der in Stadt und Land­kreis Bam­berg eben­so wie die Anfän­ge. „Dass die Son­der­aus­stel­lung nicht tro­cken his­to­ri­sie­rend ist, son­dern auch die Gegen­wart the­ma­ti­siert, ist wich­tig“, sagt Muse­ums­lei­te­rin Caro­la Marie Schmidt. „Außer­ge­wöhn­lich ist sicher­lich, dass die Brü­der des Kar­me­li­ten­or­dens auch selbst durch die Aus­stel­lung führen.“

Dabei geht die Aus­stel­lung auf mar­kan­te Punk­te der Geschich­te des Bam­ber­ger Kar­me­li­ten­klos­ters ein, wie die Umwand­lung des Kon­vents zu Wohn­raum in den ver­gan­ge­nen Jah­ren, die Restau­rie­rung der Klos­ter­an­la­gen in den 1960er und ‑70er Jah­ren oder die Grün­dun­gen des Marianums (1918) und des The­re­sianums (1946).

Ein Augen­merk legt die Aus­stel­lung auch auf die Blü­te­zeit der Kar­me­li­ten im 17. Jahr­hun­dert, die sich auch in ver­mehr­ter Bau­tä­tig­keit mani­fes­tier­te. Im Jahr 1658 begann der Umbau der Klos­ter­kir­che, die durch die Baro­cki­sie­rung ein völ­lig neu­es Erschei­nungs­bild erhielt. Ein­zel­ne Künst­ler, aber auch Bischö­fe, die den Neu­bau des Klos­ters unter­stütz­ten, wer­den anhand von Gemäl­den, Kup­fer­sti­chen und Mün­zen näher vorgestellt.

Einen kunst­his­to­ri­schen Höhe­punkt in der Aus­stel­lung geben zudem die Bestand­tei­le des Mari­en­al­tars von Veit Stoß ab, die die Zeit der Refor­ma­ti­on und den Pri­or Andre­as Stoß dokumentieren.

Weih­nachts­aus­stel­lun­gen am Domberg

„Die magi­sche Nuss Kra­ka­tuk“ und Krip­pen von Max Huscher

Auch das His­to­ri­sche Muse­um möch­te es sich nicht ent­ge­hen las­sen, das beherr­schen­de Bam­ber­ger Kul­tur­the­ma 2022 zu bedie­nen – den 200. Todes­tag von E.T.A. Hoff­mann. So wid­met sich die dies­jäh­ri­ge Weih­nachts­aus­stel­lung „Die magi­sche Nuss Kra­ka­tuk“ Hoff­manns Weih­nachts­mär­chen „Nuss­kna­cker und Mau­se­kö­nig“. Auch im Diö­ze­san­mu­se­um wird es mit den Krip­pen von Max Huscher weih­nacht­lich. Wir haben mit Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin Chris­tia­ne Wen­den­burg, Aus­stel­lungs­ku­ra­tor Arne Schön­feld und Caro­la Marie Schmidt, Lei­te­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums, über die Aus­stel­lun­gen gesprochen.
Herr Schön­feld, was zeigt die Weih­nachts­aus­stel­lung „Die magi­sche Nuss Kra­ka­tuk“ zu E.T.A. Hoff­mann, das die ande­ren E.T.A.-Ausstellungen von BBK oder Staats­bi­blio­thek in die­sem Jahr noch nicht gezeigt haben?

Arne Schön­feld: „Die magi­sche Nuss Kra­ka­tuk“ ist kei­ne Aus­stel­lung über E.T.A. Hoff­mann, sein Leben oder sei­ne Wer­ke. Wir wer­den kei­ne Illus­tra­tio­nen auf­hän­gen und auch kei­ne umfas­sen­den Erklä­run­gen zu den Epi­so­den sei­nes Schaf­fens anbie­ten. Statt­des­sen wol­len wir unse­re Gäs­te in eine sei­ner Erzäh­lun­gen mitnehmen.

Was ist die „magi­sche Nuss Krakatuk“?

Arne Schön­feld: Das kommt dar­auf an, wen Sie fra­gen. Der Bal­lett-Direk­tor Goyo Mon­te­ro hat Kra­ka­tuk in sei­ner Nuss­kna­cker-Insze­nie­rung als Maries, das ist die Prot­ago­nis­tin, Ver­stand ange­legt, der durch ihre Erfah­run­gen wäh­rend des Stü­ckes von allem befreit wer­den muss, was sie glaub­te zu wis­sen. In Hoff­manns Erzäh­lung ist die magi­sche Nuss der Schlüs­sel, einen mäch­ti­gen Fluch zu bre­chen und Gegen­stand einer 15 Jah­re andau­ern­den Suche. Bei uns ist sie der Namens­pa­tron für die gesam­te Aus­stel­lung, weil sie in vie­ler­lei Hin­sicht das Zen­trum der gesam­ten Erzäh­lung bildet.

Die Aus­stel­lung ist eine Rei­se durch E.T.A. Hoff­manns Weih­nachts­mär­chen „Nuss­kna­cker und Mau­se­kö­nig“. Wie wird das aussehen?

Arne Schön­feld: Mit­rei­ßend, will ich hof­fen. Die Aus­stel­lung basiert auf einem stark szen­o­gra­fi­schen Ansatz. Wir haben uns Requi­si­ten und Büh­nen­bil­der vom Thea­ter aus­ge­lie­hen, haben Bäu­me aus dem Stadt­forst geholt und bau­en eigens neue Möbel. Wer das His­to­ri­sche Muse­um betritt, soll in Hoff­manns Erzäh­lung ein­tau­chen. Natür­lich stel­len wir span­nen­de Objek­te aus und natür­lich lie­fern wir Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen, aber vor allem sol­len die Räu­me das Mär­chen erzäh­len. Wer dann noch etwas über Ver­sand­han­del um 1800 – qua­si den Urgroß­va­ter des heu­ti­gen Online­han­dels – oder Zinn­sol­da­ten erfah­ren möch­te, für den ist eben­so gesorgt.

Sie kün­di­gen leben­de Spiel­zeu­ge und spre­chen­de Stand­uh­ren an. Wie wird das tech­nisch dargestellt?

Arne Schön­feld: Wir haben eine groß­ar­ti­ge Illus­tra­to­rin für die­ses Pro­jekt gewin­nen kön­nen, die uns Bil­der von den ver­schie­de­nen Figu­ren ange­fer­tigt hat. Mit einer Aus­nah­me fin­den sich in jedem Raum der Aus­stel­lung Pro­jek­to­ren oder Bild­schir­me, über die wir die magi­schen Aspek­te der Erzäh­lung als Bil­der und Vide­os in die Räu­me inte­grie­ren kön­nen. Und das so immersiv wie mög­lich, unse­re Gäs­te sol­len also in die Schein­welt des Mär­chens ein­tau­chen können.

Ist die Aus­stel­lung auch für Erwach­se­ne geeignet?

Arne Schön­feld: Ganz klar: Ja! Hoff­manns Erzäh­lung ist mit Anspie­lun­gen gespickt, von denen sei­ne Zeit­ge­nos­sen mein­ten, sie wären für Kin­der völ­lig unver­ständ­lich. Zu kom­pli­ziert, zu ver­wor­ren, zu aka­de­misch. Aber Kin­der ver­ste­hen oft mehr als man denkt. Und anders­her­um haben vie­le Erwach­se­ne weit mehr Fan­ta­sie und Vor­stel­lungs­kraft in sich, als ihnen ihr All­tag zuge­steht. Zu Weih­nach­ten ist die idea­le Zeit, um auch als Erwach­se­ner Kin­der­freu­den zu genie­ßen. Und wie schon gesagt, kommt auch die wis­sen­schaft­li­che Arbeit mit dem Objekt nicht zu kurz, etwa bei unse­rer Leih­ga­be eines Auto­ma­ten aus dem Mathe­ma­tisch-Phy­si­ka­li­schen Salon der Staat­li­chen Kunst­samm­lun­gen Dres­den. Ein wirk­lich tol­les Stück, samt einem kur­zen Film, der die Mecha­nik in Akti­on zeigt. Hoff­mann und sei­ne Zeit­ge­nos­sen waren über­zeugt, die Maschi­nen­tech­nik stün­de kurz vor der Ent­wick­lung eines Andro­iden, also künst­li­chen Men­schen. Die­ser Aspekt zieht sich durch vie­le sei­ner Wer­ke und auch wir wer­den dar­auf eingehen.

Krakatuk
Auto­ma­ti­sche Türm­chen­uhr aus den Staat­li­chen Kunst­samm­lun­gen Dres­den, Foto: Peter Müller
Sie schrei­ben, dass das Mär­chen Hoff­manns Zeit­ge­nos­sen als über­kom­pli­ziert galt. War­um hat es sich trotz­dem bis heu­te gehalten?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Die Werks­ge­schich­te ist recht ver­win­kelt. Sei­ne Berühmt­heit ver­dankt es vor allem Alex­and­re Dumas, dem Autor von „Die drei Mus­ke­tie­re“, der eine fran­zö­si­sche Ver­si­on davon ver­öf­fent­lich­te, die sich wie­der­um im damals sehr fran­ko­phi­len Russ­land sehr gut ver­kauf­te. Daher Tschai­kow­skys Bal­lett. Ohne das wäre die Erzäh­lung heu­te mit Sicher­heit nicht der­art bekannt.

Wor­in besteht der psy­cho­lo­gi­sche Reiz des Mär­chens, der bis heu­te erforscht wird?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Hoff­manns Mär­chen stellt die Wahr­neh­mung und die Per­spek­ti­ve eines Kin­des in den Mit­tel­punkt und weist dabei Par­al­le­len mit Erkennt­nis­sen der zeit­ge­nös­si­schen Kin­der­psy­cho­lo­gie auf. Die­se beton­te die Bedeu­tung der kind­li­chen Fan­ta­sie-Tätig­keit für die kind­li­che Ent­wick­lung, wies aber auch dar­auf hin, dass Kin­der in ihren ers­ten Lebens­jah­ren gar nicht zwi­schen Fan­ta­sie und Wirk­lich­keit unter­schei­den kön­nen; die­se Fähig­keit ent­wi­ckeln sie erst spä­ter. Hoff­manns Blick in die kind­li­che See­le, sein Ver­ständ­nis für psy­chi­sche Phä­no­me­ne und nicht zuletzt sei­ne Fähig­keit, sie in sei­nem Mär­chen ein­dring­lich dar­zu­stel­len, war für sei­ne Zeit inno­va­tiv. Einen Gegen­pol zu Maries Fan­ta­sie­welt bil­den die Eltern, die sich vom auf­klä­re­ri­schen Prin­zip der Ver­nunft lei­ten las­sen, wohin­ge­gen die Figur des Paten Dros­sel­mei­er eine Mitt­ler­funk­ti­on ein­nimmt. Dadurch wird der Zusam­men­prall zwi­schen Mär­chen­welt und Rea­li­täts­er­fah­rung mehr­deu­tig, die fan­tas­ti­schen Ereig­nis­se kön­nen als Ein­bil­dung, Traum, Wirk­lich­keit oder auch als Bewusst­seins­kri­se gedeu­tet werden.

Was sagt das Mär­chen über Hoff­manns Zeit, das frü­he 19. Jahrhundert?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Es gibt uns tie­fe Ein­bli­cke in die Wahr­neh­mung von Kin­dern und Kind­heit in der dama­li­gen Zeit. Eine Lebens­pha­se, zu der sich die Ein­stel­lun­gen gera­de dra­ma­tisch änder­ten. Spie­len wird gesell­schafts­fä­hig und ein Aspekt der Bil­dung und Päd­ago­gik. Gleich­zei­tig war Hoff­mann die Vor­stel­lung ein Graus, die Auf­klä­rung könn­te die Kind­heit „durch­ra­tio­na­li­sie­ren“. Kin­der soll­ten die Frei­heit haben, unbe­schwer­te Jah­re zu ver­le­ben, ohne dass alles, was sie tun, einen Zweck erfül­len oder eine bestimm­te päd­ago­gi­sche Ziel­set­zung haben muss. Wird die­ser kind­li­che Drang unter­drückt – und da pflich­te­te Sig­mund Freud Hoff­mann bei –, hat das psy­cho­lo­gi­sche Aus­wir­kun­gen, kann es Kin­der krank und depres­siv machen oder ander­wei­tig stark belas­ten. Kann der Drang dage­gen aus­ge­lebt wer­den, ent­wi­ckeln Kin­der die Fähig­keit, außer­halb vor­ge­ge­be­ner Bah­nen zu den­ken, Wider­sin­nig­kei­ten zu hin­ter­fra­gen und für sich selbst zu ent­schei­den, was sie sich wün­schen und wie sie es errei­chen wol­len. Sol­che Kin­der wer­den zu Erwach­se­nen, die sich, so zumin­dest Hoff­manns Hoff­nung, einen Teil ihrer kind­li­chen Fan­ta­sie erhal­ten und auch zwi­schen Pflicht, Beruf und All­tag noch die magi­schen Augen­bli­cke fin­den können.

Das Mär­chen war die Grund­la­ge für Pjotr Tschai­kow­skys Bal­lett. Wie geht das in die Aus­stel­lung ein?

Arne Schön­feld: Vor allem durch fan­tas­ti­sche Leih­ga­ben. Die Staats­oper Mün­chen stellt etwa Ori­gi­nal­kos­tü­me aus ihrer Nuss­kna­cker-Insze­nie­rung zur Ver­fü­gung. So dicht wie unse­re Gäs­te kommt also kaum jemand an Kos­tü­me ran, die Bal­lett­tän­zer in einer welt­be­rühm­ten Insze­nie­rung getra­gen haben und auch wie­der tra­gen wer­den. Auch die Ensem­bles aus Nürn­berg und der Sem­per­oper sind fil­misch ver­tre­ten und das Thea­ter­mu­se­um Mün­chen leiht uns Mate­ri­al, das einen Blick hin­ter die Kulis­sen einer Bal­lett­pro­duk­ti­on erlaubt.

Auch im Diö­ze­san­mu­se­um wird es mit einer Krip­pen­aus­stel­lung weih­nacht­lich. Was genau gibt es zu sehen?

Caro­la Marie Schmidt: Detail­liert geschnitz­te Cha­rak­ter­köp­fe bär­ti­ger Män­ner, schö­ne Frau­en­ge­sich­ter und die typi­schen spre­chen­den Hän­de machen Max Huschers Krip­pen­fi­gu­ren­grup­pen ein­zig­ar­tig. Bis 15. Janu­ar bie­tet die Weih­nacht­aus­stel­lung Ein­bli­cke in das Leben des vor 30 Jah­ren ver­stor­be­nen gelern­ten Kon­di­tors und ver­an­schau­licht die Vor­la­gen für sei­ne Krip­pen und deren Inspi­ra­ti­ons­quel­len wie auch die Mach­art der Figu­ren. Erst­mals zei­gen wir auch eine figu­ren­rei­che Jah­res­krip­pe, wel­che als pri­va­te Schen­kung ins Diö­ze­san­mu­se­um kam.

Wer­den auch wie­der Geschäf­te im Umkreis des Dom­bergs Krip­pen ausstellen?

Caro­la Marie Schmidt: Da die dies­jäh­ri­ge Weih­nachts­aus­stel­lung eine mono­gra­fi­sche Aus­stel­lung ist, lag es auf der Hand, mal wie­der alle Aus­stel­lungs­stü­cke in den Son­der­aus­stel­lungs-Räum­lich­kei­ten des Diö­ze­san­mu­se­ums zu zei­gen. Die­se Räum­lich­kei­ten, wel­che erst seit letz­tem Som­mer für Son­der­aus­stel­lun­gen genutzt wer­den, erlau­ben es, dort die Krip­pe und Max Huschers Leben zu präsentieren.

Sie schrei­ben in der Ankün­di­gung der Aus­stel­lung, das Publi­kum lie­be die Krip­pen. War­um sind Krip­pen jedes Jahr wie­der inter­es­sant, was ist ihr Reiz?

Caro­la Marie Schmidt: Krip­pen erwe­cken bei den Betrach­tern vie­le Emo­tio­nen. Wenn man das Leben von Max Huscher betrach­tet, wird deut­lich, dass die Lei­den­schaft zum Schnit­zen von Krip­pen­fi­gu­ren schon im Kin­des­al­ter anfan­gen kann. Dar­um eig­nen sich Krip­pen­aus­stel­lun­gen für einen Besuch mit der gan­zen Familie.

Gibt es zum Krip­pen-The­ma noch Neu­es zu zeigen?

Caro­la Marie Schmidt: Die vie­len Krip­pen­bau­ver­ei­ne in Fran­ken und ande­ren­orts zei­gen, dass es immer etwas Neu­es gibt. Man kann wohl ohne Vor­be­halt sagen, dass Max Huscher bis heu­te ande­re Krip­pen­bau­er beein­flusst und inspiriert.

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Krip­pe von Max Huscher im Diö­ze­san­mu­se­um, Foto: Lud­mi­la Kvapilova

Auf zum Domberg

Inter­na­tio­na­ler Muse­ums­tag 2022

Am 15. Mai öff­nen Muse­en welt­weit zum Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag ihre Türen beson­ders weit und machen mit Son­der­aus­stel­lun­gen, Spe­zi­al­füh­run­gen und Rah­men­pro­gram­men auf ihre Bestän­de auf­merk­sam. Mit Diö­ze­san­mu­se­um, His­to­ri­schem Muse­um und Neu­er Resi­denz betei­li­gen sich auch die Muse­en am Bam­ber­ger Dom­berg. Wir haben mit Chris­tia­ne Wen­den­burg, Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin, über das Ange­bot des 15. Mai gesprochen.
Frau Wen­den­burg, das Mot­to des Muse­ums­tags 2022 lau­tet „Muse­um mit Freu­de ent­de­cken“. Was bedeu­tet es?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Auf der gan­zen Welt machen Muse­en am Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag auf die Viel­falt ihrer Samm­lun­gen und Ver­mitt­lungs­pro­gram­me auf­merk­sam. Am 15. Mai zei­gen sie einer brei­ten Öffent­lich­keit, was für einen wich­ti­gen Bei­trag sie zum kul­tu­rel­len und gesell­schaft­li­chen Leben leis­ten. Der Muse­ums­tag soll dabei auch Men­schen, die ansons­ten kei­ne klas­si­schen Museumsbesucher*innen sind, Appe­tit auf mehr machen. Der Ein­tritt ist frei und das Pro­gramm ist so viel­fäl­tig, dass für jede und jeden etwas dabei sein wird.

Wel­che Bedeu­tung haben Muse­en für eine Gesellschaft?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Im all­ge­mei­nen Ver­ständ­nis erscheint ein Gang durchs Muse­um wie eine Zeit­rei­se in die Ver­gan­gen­heit und nicht wie eine in die Zukunft. Aber Geschich­te zu bewah­ren und zu ver­ste­hen, ist von ent­schei­den­der Bedeu­tung, wenn sich eine Gesell­schaft wei­ter­ent­wi­ckeln will. Muse­en sind schließ­lich nicht nur eine nutz­lo­se Ansamm­lung alter Din­ge, wie man­che sagen. Sie sind Orte der Begeg­nung, der Refle­xi­on, der Dis­kus­si­on, der Erfah­rung, der Ent­de­ckung. Sie sind öffent­li­che Orte einer offe­nen Gesellschaft. 

Ein Bei­spiel: Die Muse­en der Stadt Bam­berg bie­ten seit meh­re­ren Jah­ren soge­nann­te Kul­tur­Werk­Räu­me an. Das sind Pro­gram­me, die Geflüch­te­te und Ein­hei­mi­sche im Rah­men eines Muse­ums­be­suchs zusam­men­brin­gen, das gemein­sa­me Erle­ben und der inter­kul­tu­rel­le Aus­tausch ste­hen dabei im Vor­der­grund. Die Teil­nah­me ist natür­lich kos­ten­los. Die Muse­en neh­men also das Ziel sozia­ler Nach­hal­tig­keit – gemäß dem Mot­to „lea­ve no one behind“ – ernst. Muse­en sind für die Men­schen da, nicht nur für die Dinge.

Wie vie­le Leu­te haben den Dom­berg am Muse­ums­tag letz­tes Jahr besucht? Wie vie­le erwar­ten und erhof­fen Sie diesmal?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Letz­tes Jahr war eine rich­ti­ge Zit­ter­par­tie. Ob Bam­ber­ger Muse­en am Muse­ums­tag über­haupt geöff­net haben dür­fen, war wegen der dama­li­gen Coro­na-Bestim­mun­gen bis vier Tage vor­her gar nicht sicher. Immer­hin kamen dann etwa 500 Besucher*innen auf den Dom­berg. Zusätz­lich nah­men knapp 200 Per­so­nen aus dem gan­zen Bun­des­ge­biet an den neu kon­zi­pier­ten Füh­run­gen via Live­stream teil. Die Reso­nanz war durch­weg sehr posi­tiv. Unse­re Gäs­te waren rich­tig glück­lich, wie­der Kul­tur ana­log genie­ßen zu kön­nen. Natür­lich hof­fen wir die­ses Jahr, wie­der an die Zah­len aus Vor-Coro­na-Zei­ten anknüp­fen zu kön­nen – 2019 zähl­te allein das His­to­ri­sche Muse­um knapp 1.800 Gäste.

Wie möch­ten Sie der Bevöl­ke­rung den Muse­ums­tag und einen Besuch in den Muse­en schmack­haft machen?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Unter ande­rem mit frei­em Ein­tritt in alle Häu­ser. Und auch die Teil­nah­me an allen Ange­bo­ten, sei­en es Füh­run­gen oder Bas­tel­ak­tio­nen, ist kos­ten­los. Die kurz­wei­li­gen, abwechs­lungs­rei­chen Pro­gramm­an­ge­bo­te sind alle rund um den Dom­platz ange­sie­delt, zu Fuß also bes­tens erreich­bar. Und für eine Pau­se zwi­schen­durch bie­tet sich der Rosen­gar­ten und das dor­ti­ge Café gera­de­zu ide­al an.

Ein Pro­gramm­schwer­punkt mit Aus­stel­lun­gen wie „Holz macht Sachen“ im His­to­ri­schen Muse­um wird Nach­hal­tig­keit sein. Wie kam es dazu?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: „Holz macht Sachen“ ist nicht ein­fach nur eine Aus­stel­lung, son­dern viel­mehr ein Koope­ra­ti­ons­pro­jekt meh­re­rer Muse­en mit dem Ziel, Nach­hal­tig­keits­the­men zu ver­mit­teln und das Umwelt­be­wusst­sein der Men­schen zu stär­ken. Das His­to­ri­sche Muse­um ist prä­de­sti­niert dafür, die­se Aus­stel­lung zu zei­gen. Und zwar nicht nur wegen der kunst- und kul­tur­ge­schicht­li­chen Samm­lung, die vie­ler­lei Holz­ob­jek­te beher­bergt, son­dern auch weil es einen Aus­stel­lungs­raum zu bie­ten hat, der zum The­ma Holz wie geschaf­fen ist. Der Mar­stall der ehe­ma­li­gen fürst­bi­schöf­li­chen Resi­denz Bam­berg hat höl­zer­ne Decken und Pfer­de­bo­xen. Er eig­net sich her­vor­ra­gend für die­se Son­der­aus­stel­lung. Zudem hat die Stadt Bam­berg eige­ne bewirt­schaf­te­te Wäl­der, Förs­ter und Wald­ar­bei­ter, die auch mit dabei sind, wenn es um das viel­fäl­ti­ge Rah­men­pro­gramm zur Aus­stel­lung geht.

Die High­light­füh­rung ist „Göt­zen, Papst und Kai­ser“. Was gibt es hier zu sehen, war­um ist sie das Highlight?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Der Rund­gang, der chro­no­lo­gisch der Stadt­ge­schich­te folgt, beginnt in der Alten Hof­hal­tung, genau­er gesagt im His­to­ri­schen Muse­um. Dort ler­nen Besucher*innen die Bam­ber­ger Göt­zen ken­nen, außer­ge­wöhn­li­che, für die Regi­on ein­ma­li­ge Menhi­re, das sind in die Höhe ragen­de Stein­blö­cke, in Men­schen­ge­stalt. Ein wei­te­res High­light im His­to­ri­schen Muse­um ist das Gemäl­de „Der Apos­tel­ab­schied“, die ältes­te erhal­te­ne Stadt­an­sicht Bam­bergs und eines der ältes­ten Stadt­pan­ora­men über­haupt. Es lädt zu einem Stadt­rund­gang durch das Bam­berg im Jahr 1485 ein. 

Im Diö­ze­san­mu­se­um, der nächs­ten Sta­ti­on des Rund­gangs, kön­nen ein­zig­ar­ti­ge Schät­ze der Bis­tums­ge­schich­te bestaunt wer­den. Das welt­weit ein­zi­ge erhal­te­ne Papst­or­nat des Hoch­mit­tel­al­ters aus dem Grab Papst Cle­mens’ II., den mit fei­nen Gold­fä­den bestick­ten, blau­en Kuni­gun­den­man­tel aus dem 11. Jahr­hun­dert und das präch­ti­ge, 600 Kilo­gramm schwe­re Dom­kreuz, ein Zeug­nis geleb­ter und leben­di­ger Reli­gio­si­tät. Letz­te Sta­ti­on der Zeit­rei­se über den Dom­berg ist die Neue Resi­denz. Der Kai­ser­saal, der bedeu­tends­te Raum der Resi­denz, wur­de ab 1707 von Mel­chi­or Steidl aus­ge­malt. Das Decken­ge­mäl­de zeigt den „Tri­umph­zug der Weis­heit als Alle­go­rie der guten Herr­schaft“, die Wän­de schmü­cken 16 über­le­bens­gro­ße, aber nicht immer beson­ders schmei­chel­haf­te Por­träts von Kai­sern des Hei­li­gen Römi­schen Rei­ches Deut­scher Nati­on, vom Bis­tums­grün­der Hein­rich II. bis hin zu Joseph I.

Museumstag
„Der Apos­tel­ab­schied“ aus dem His­to­ri­schen Muse­um ist die ältes­te erhal­te­ne Stadt­an­sicht Bam­bergs, Foto: Muse­en der Stadt Bamberg
Wel­ches Pro­gramm bie­tet das Diözesanmuseum?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Alle, die den­ken, dass sie die­ses Muse­um schon ganz gut ken­nen, kön­nen bei halb­stün­di­gen Füh­run­gen durch das ehe­ma­li­ge Kapi­tel­haus Räum­lich­kei­ten erkun­den, die sonst nicht öffent­lich zugäng­lich sind und auch das eine oder ande­re Detail ent­de­cken, das man viel­leicht leicht über­sieht. Außer­dem prä­sen­tiert eine Füh­rung den Dom­schatz und die Tex­til­samm­lung mit den mit­tel­al­ter­li­chen Kai­ser­ge­wän­dern. Im Kreuz­gang kann man den Ori­gi­nal­fi­gu­ren von der Fas­sa­de des Doms, dar­un­ter auch die Dom­kü­he, ganz nahekommen.

Wel­ches das His­to­ri­sche Museum?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Neben der Son­der­aus­stel­lung „Holz macht Sachen“ gibt es Füh­run­gen mit dem Initia­tor der Aus­stel­lung, eine Schnitz-Vor­füh­rung in einem ansons­ten für die Öffent­lich­keit nicht zugäng­li­chen Innen­hof der Alten Hof­hal­tung sowie zahl­rei­che Aktiv­sta­tio­nen, die den Gäs­ten einen Ein­stieg in die­ses kom­ple­xe The­ma bie­ten. Außer­dem stellt Dr. Mari­na Schein­ost eine Kurz­füh­rung zu High­lights aus der Samm­lung des His­to­ri­schen Ver­eins vor. Und die neue Direk­to­rin der städ­ti­schen Muse­en, Dr. Kris­tin Kne­bel, stellt in der Gemäl­de­ga­le­rie die Fra­ge „100 Meis­ter­wer­ke?“. Natür­lich kön­nen am Muse­ums­tag auch alle ande­ren Abtei­lun­gen des His­to­ri­schen Muse­ums erkun­det wer­den, zum Bei­spiel „Jüdi­sches Leben in Bam­berg“, „Zeit und Raum“ – die Abtei­lung zu Astro­no­mie und Zeit­mes­sung, oder auch „Im Fluss der Geschich­te – Bam­bergs Lebens­ader Regnitz“.

Museumstag
Aus dem Diö­ze­san­mu­se­um: Ster­nen­man­tel Kai­ser Hein­rich II., Foto: Uwe Gaasch
Wie betei­li­gen sich Neue Resi­denz und Staats­ga­le­rie am Museumstag?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Das Publi­kum kann durch den Kai­ser­saal mit dem angren­zen­den Kai­ser­ap­par­te­ment und durch das Fürst­bi­schöf­li­che Appar­te­ment, das nor­ma­ler­wei­se nur im Rah­men von Füh­run­gen zugäng­lich ist, fla­nie­ren. In der Staats­ga­le­rie kann man monu­men­ta­le Gale­rie­bil­der, die Sam­mel- und Prä­sen­ta­ti­ons­ge­wohn­hei­ten des Barock, aber auch Meis­ter­wer­ke bam­ber­gi­scher, frän­ki­scher und köl­ni­scher Male­rei der Spät­go­tik und Früh­re­nais­sance betrach­ten. Und für alle Blumenliebhaber*innen bie­ten wir Füh­run­gen zur Geschich­te des Rosen­gar­tens an.

Was gibt es in der Samm­lung Lud­wig zu sehen?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Am Fuße des Dom­bergs zei­gen wir im Alten Rat­haus die Aus­stel­lung „Wun­der­wer­ke“ der zeit­ge­nös­si­schen Kera­mik­künst­le­rin Gri­ta Göt­ze. Figür­li­che Male­rei steht dabei im Vor­der­grund. Die Moti­ve fin­det Grit­ta Göt­ze in der Natur. In der Dau­er­aus­stel­lung zu Fay­ence und Por­zel­lan aus der Samm­lung Lud­wig bie­ten wir zudem unse­re belieb­ten Kurz­füh­run­gen im Barock­kos­tüm an.

Was ist für Kin­der und Jugend­li­che geboten?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Für alle Alters­grup­pen gibt es Aktiv­sta­tio­nen in der Aus­stel­lung „Holz macht Sachen“ im His­to­ri­schen Muse­um, Jün­ge­re kön­nen dort auch in der Kin­der-Muse­ums­werk­statt mit Holz­res­ten, Zwei­gen und Stoff krea­tiv wer­den. Das Diö­ze­san­mu­se­um bie­tet außer Rät­sel­bö­gen auf Papier auch einen Action­bound, eine Art digi­ta­le Schatz­su­che, fürs Smart­phone an und die Sel­fie-Sta­ti­on „Ein­mal Kai­ser sein…“. In der Samm­lung Lud­wig im Alten Rat­haus ent­ste­hen – pas­send zur Aus­stel­lung „Wun­der­wer­ke“ – bun­te Schmet­ter­lin­ge und lus­ti­ge Krab­bel­tier­chen aus Papier.

In der Alten Hof­hal­tung zeigt Ant­je Vowin­ckel ihre Klang­in­stal­la­ti­on „Reich­wei­ten“. Wie kam das zustan­de, auch vor dem Hin­ter­grund, dass am Dom­berg sonst wenig zeit­ge­nös­si­sche Kunst gezeigt wird?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Die Klang­in­stal­la­ti­on war bereits zur Fei­er der 1000-jäh­ri­gen Wei­he der Tho­mas­ka­pel­le im Jahr 2020 geplant, muss­te aber coro­nabe­dingt ver­scho­ben wer­den. Außer der Wei­he­inschrift, die im Ori­gi­nal jetzt als Dau­er­leih­ga­be im Diö­ze­san­mu­se­um zu sehen ist, und als Kopie in der Kapel­le, besit­zen wir kei­ner­lei Objek­te, die mit der Wei­he und dem Papst­be­such im Jahr 1020 in Zusam­men­hang ste­hen. Um das Jubi­lä­um also wirk­lich wür­dig bege­hen zu kön­nen, jen­seits einer Mini-Aus­stel­lung, die nur Spe­zia­lis­ten inter­es­sie­ren wür­de, muss man einen zeit­ge­nös­si­schen Blick auf das his­to­ri­sche Erbe wer­fen. Und genau das wird Frau Vowin­ckel sicher her­vor­ra­gend machen. Die Künst­le­rin wur­de übri­gens in Koope­ra­ti­on mit der Vil­la Con­cor­dia aus­ge­sucht, weil sie dort Sti­pen­dia­tin war.

Stadt­echo Fragebogen

Das Stadt­echo fragt: Caro­la Marie Schmidt antwortet

In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Caro­la Marie Schmidt die Fra­gen beant­wor­tet. Seit Anfang 2021 ist die Kunst­his­to­ri­ke­rin und gebür­ti­ge Salz­bur­ge­rin die Lei­te­rin des Bam­ber­ger Diö­ze­san­mu­se­ums.
Auf einer Ska­la von 0 (über­haupt nicht) bis 10 (kom­plett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Coro­na-Pan­de­mie verändert?

10, aber auch zum Positiven.

Was braucht gute Kunst?

Betrach­ter, die sich Zeit nehmen.

Was mögen Sie an Kunst besonders?

Dass sie bei jedem Men­schen ande­re Emo­tio­nen auslöst.

Was sind drei grund­le­gen­de kul­tu­rel­le Unter­schie­de zwi­schen Öster­reich und Deutschland?

Der Umgang mit Schnee und vor allem der „poli­ti­sche“ Stel­len­wert von öffent­li­chen Trans­port­mit­teln. Zum Bei­spiel kos­tet das Kli­ma­ti­cket für alle öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel in ganz Öster­reich rund 1000 Euro im Jahr. Aber auch die unter­schied­li­che Emo­tio­na­li­tät gleich­klin­gen­der Aus­drü­cke, zum Bei­spiel „Passt“ – im Gegen­satz zum Frän­ki­schen bedeu­tet es im Salz­bur­ge­ri­schen etwas posi­tiv Bestärkendes.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Noch öfter? Ich fah­re jeden Tag, aller­dings hät­te ich nichts dage­gen, jeweils noch län­ger zu radeln.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Qua­li­täts­me­di­en und guter Jour­na­lis­mus haben ihren berech­tig­ten Preis.

Töten Sie Insekten?

Nur, wenn sie mein Blut sau­gen wollen.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Nein, auch in kei­nem ande­ren Zim­mer mei­ner Wohnung.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Das soll­ten Exper­tin­nen und Exper­ten ent­schei­den, aber der Vor­teil der Steu­er­ein­nah­men für den Staat könn­te durch­aus inter­es­sant sein.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­che Schau­spie­le­rin soll­te Sie spielen?

Uma Thur­man.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Und wel­che benut­zen Sie am meisten?

Mit allen Sys­tem­ap­pli­ka­tio­nen 60, am meis­ten benut­ze ich – neben dem Cov­Pass – Whats­App und Evangelizo.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Wie schlau mei­ne Nich­ten und Nef­fen sind.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Dass mir der Herr nicht das gibt, was ich mir wün­sche, son­dern das, was ich wirk­lich brauche.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Das hängt vom Ort und vom Anlass ab, er ist geprägt von Kunst, Sport, gutem Essen und berei­chern­den Begeg­nun­gen – pas­send zum geo­gra­phi­schen und inhalt­li­chen Umfeld.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über mich selbst.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Eher zwei: das Knis­tern von Schnee und das Rie­seln von Wüs­ten­sand im leich­ten Wind.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Mein selbst­be­stimm­tes Leben emp­fin­de ich als Luxus.

Wovor haben Sie Angst?

Mein Gott­ver­trau­en bewahrt mich vor Angst, aber natür­lich habe ich Respekt.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

In Coro­na­zei­ten ist das gar nicht so einfach.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Mit der Exe­ku­ti­ve nicht, aller­dings hat­te ich 2015 in mei­ner ehren­amt­li­chen Tätig­keit mit ein­zel­nen weni­gen Poli­zis­tin­nen Dis­pu­te über den respekt­vol­len Umgang mit Flücht­lin­gen und Schutzsuchenden.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Auf das Blitz­licht­ge­wit­ter, das 2006 Ange­li­na Jolie und Brad Pitt in der ALBERTINA auslösten.

Mit wel­cher gro­ßen Künst­le­rin oder wel­chem gro­ßen Künst­ler kön­nen Sie gar nichts anfangen?

Ganz ehr­lich, wenn man nichts mit bestimm­ter gro­ßer Kunst anfan­gen kann, hat man sich noch nicht aus­rei­chend mit ihr beschäftigt.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Ich schimp­fe, wenn über­haupt, in Fremd­spra­chen oder im Dia­lekt – das lässt sich hier nicht übersetzen.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis
wären Sie gern dabei gewesen?

Bei der (Habs­bur­ger) Wie­ner Dop­pel­hoch­zeit vom 22. Juli 1515, bei den poli­ti­schen Ver­hand­lun­gen und am liebs­ten natür­lich bei der Zere­mo­nie im Stephansdom.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Dass ich manch­mal in unpas­sen­den Momen­ten gelang­weilt dreinschaue.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Recht­schreib­feh­ler.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Demut – und dabei soll­te man nicht über­se­hen, dass dar­in auch das Wort Mut ent­hal­ten ist.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Begeis­te­rungs­fä­hig­keit.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Eine Uhr, die uns erin­nert, das Rich­ti­ge in jeder auch klei­nen Ent­schei­dung zu tun und zwar für die All­ge­mein­heit und nicht für das eige­ne Ego.

Haben Sie ein Vorbild?

Oh ja, das hängt vom Lebens­be­reich ab. Des­halb habe ich nicht nur eines. Für mich sind star­ke Per­sön­lich­kei­ten, die der Gesell­schaft etwas posi­ti­ves gebracht haben, vorbildlich

Wofür sind Sie dankbar?

Freun­de, Fami­lie, Gesund­heit, dass ich mich als Glücks­kind füh­len darf.

Was lesen Sie gerade?

„Spra­che und Sein“ von Kübra Gümüşay.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Den Kurz­kom­men­tar zum öster­rei­chi­schen Sexu­al­straf­recht – für die Art von Lek­tü­re bin ich zu zartbesaitet.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

„Oh, wie schön ist Pana­ma“ von Janosch, aber auch die Bibel, der Koran und den Tal­mud lese ich ger­ne. „Lon­don Cal­ling“ von The Clash und „Der Gei­ger des Jahr­hun­derts“ von Yehu­di Menu­hin sind Alben, wel­che ich immer hören kann. Bei Fil­men find ich „Der drit­te Mann“ von Carol Reed und „Lang lebe Ned Devi­ne!“ als Regie­de­büt von Kirk Jones sehenswert.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Ich höre die Musik, die mir gefällt, die muss mein Umfeld dann auch ertra­gen, ich habe kei­ne Heim­lich­kei­ten. Außer­dem braucht Musik nicht immer vol­le Laut­stär­ke – bis jetzt hat sich noch nie eine Nach­ba­rin oder ein Nach­bar beschwert.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Davor haben mich mei­ne Brü­der bewahrt.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Sport.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Eine Ski­pis­te.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Maria The­re­sia, Win­s­ton Chur­chill, Ste­phen Haw­king, Kama­la Harris.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Wür­de ich das wis­sen, soll­te ich das ändern.

Was fin­den Sie langweilig?

Men­schen ohne eige­nen Antrieb.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

„Atem­los durch die Nacht“ von Hele­ne Fischer.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

In die­sem Punkt sym­pa­thi­sie­re ich mit den Theo­lo­gin­nen und Theo­lo­gen, die die Exis­tenz der Höl­le verneinen.

Wie glau­ben Sie, wür­de die Caro­la Marie Schmidt von vor zehn Jah­ren auf die heu­ti­ge Caro­la Marie Schmidt reagieren?

Sie wür­den sich gut verstehen.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Mit 1,87 Kör­per­grö­ße pas­siert mir das eher selten.

Ich kann nicht leben ohne…

… Bücher, Freund­schaf­ten und Sauerstoff.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

In jeder Stadt, in der man lebt, in den jeweils ange­sag­ten, auch wenn es so wie bei mir nur dazu dient, fest­zu­stel­len, dass man eigent­lich lie­ber in ein Kon­zert oder auf einen tol­len Ball gehe. Die Club­sze­ne sagt viel über den Geist einer Stadt aus.

Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Tän­ze­rin.

Was war die größ­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Dar­über schwei­ge ich.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Dass ich alle Pro­ble­me lösen möchte.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Gin Tonic, außer wenn der Gin wirk­lich gut ist, dann darf sich das Stadt­echo das Tonic sparen.

Caro­la Marie Schmidt,
Lei­te­rin Diö­ze­san­mu­se­um,
Janu­ar 2022.

Neue Lei­te­rin des Diözesanmuseums 

Caro­la Schmidt im Interview

Seit Anfang des Jah­res ist Caro­la Schmidt die neue Lei­te­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums. Vor­her war die Salz­bur­ger Kunst­his­to­ri­ke­rin unter ande­rem in der Wie­ner Alber­ti­na, im Berg­bau- und Gotik­mu­se­um Leo­gang und im Dom­quar­tier Salz­burg tätig. Ihren Dienst in Bam­berg trat sie mit der Absicht an, dem Diö­ze­san­mu­se­um ein schär­fe­res Pro­fil zu ver­lei­hen. Mit Foto möch­te sie sich noch nicht abge­bil­det sehen, um in der Stadt noch eine zeit­lang uner­kannt über das Muse­um ins Gespräch kom­men zu können.
Frau Schmidt, Sie sind seit knapp einem Jahr in Bam­berg. Haben Sie sich schon eingelebt?

Caro­la Schmidt: Ja, soweit ein Ein­le­ben unter Coro­na-Bedin­gun­gen mög­lich ist.

Wie waren die ers­ten Ein­drü­cke der Stadt?

Caro­la Schmidt: Ich bin mit­ten im Lock­down her­ge­zo­gen, es war also sehr ruhig.

Wie waren die ers­ten Ein­drü­cke, die Sie über die Bam­ber­ger Kul­tur­land­schaft sam­meln konnten?

Caro­la Schmidt: Auch hier war alles geschlos­sen und ich habe mich ohne­hin pri­mär auf das Diö­ze­san­mu­se­um kon­zen­triert. Aber man hat­te mir im Vor­feld viel berich­tet – über die Sym­pho­ni­ker zum Beispiel.

Wel­ches Bild hat­ten Sie vor­her vom Diözesanmuseum?

Caro­la Schmidt: Das Diö­ze­san­mu­se­um hat eine span­nen­de Samm­lung mit sehr viel Mate­ri­al, vor allem Tex­ti­li­en. Was mit­tel­al­ter­li­che Tex­ti­li­en angeht, gibt es eigent­lich kein ver­gleich­ba­res Muse­um. Was die Samm­lung so ein­zig­ar­tig macht, ist die Tat­sa­che, dass in ihr Tex­ti­li­en bewahrt wur­den und nicht wie andern­orts nur Gemäl­de von Per­so­nen, die die­se Tex­ti­li­en tru­gen. Gewun­dert hat mich aller­dings, wie wenig sich die Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger die­ser Ein­zig­ar­tig­keit bewusst zu sein scheinen.

Wor­an liegt die­ses man­geln­de Bewusstsein?

Caro­la Schmidt: Manch­mal, wenn man irgend­wo in der Stadt unter­wegs ist und erzählt, dass man vom Diö­ze­san­mu­se­um ist, reagie­ren die Leu­te schon mit Aner­ken­nung der schö­nen Tex­ti­li­en. Ande­re sagen zumin­dest noch Din­ge wie „das ist doch nur altes Zeug“. Man­chen sagt das Ange­bot des Diö­ze­san­mu­se­ums aber tat­säch­lich gar nichts. Da macht sich eine zuneh­men­de Säku­la­ri­sie­rung bemerkbar.

Sind Ihnen bei Ihren ers­ten Ein­drü­cken des Diö­ze­san­mu­se­ums Din­ge auf­ge­fal­len, die Sie nicht gut fanden?

Caro­la Schmidt: Das wäre, glau­be ich, zu stark gewich­tet. Aber das Muse­um hat seit den 1990er Jah­ren kein Make­over bekom­men, um moder­nen Seh­ge­wohn­hei­ten gerecht zu werden.

Wor­in bestehen die­se Sehgewohnheiten?

Caro­la Schmidt: Was zum Bei­spiel die Objekt­zahl in einer Aus­stel­lung angeht, ist weni­ger heu­te mehr. Auch geht es dar­um, den Hin­ter­grund oder Kon­text der Objek­te inter­re­li­gi­ös zu the­ma­ti­sie­ren. War­um sind die Objek­te Katho­li­ken wich­tig, war­um kann es aber auch durch­aus für säku­la­ri­sier­te Men­schen span­nend sein, sie sich anzuschauen?

Spie­len bei die­sen Seh­ge­wohn­hei­ten auch Aspek­te einer poten­ti­el­len Ver­wert­bar­keit in sozia­len Medi­en eine Rolle?

Caro­la Schmidt: Auf jeden Fall. Das Diö­ze­san­mu­se­um hat selbst einen Face­book- und einen Insta­gram-Account. Und die­se Platt­for­men sind als Bild-Con­tent-Lie­fe­ran­ten maßgeblich.

Sie haben also nichts dage­gen, wenn das Publi­kum Aus­stel­lungs­ob­jek­te foto­gra­fiert, um die Bil­der online zu posten?

Caro­la Schmidt: Genau, solan­ge ohne Blitz für pri­va­te Zwe­cke foto­gra­fiert wird, dann ist das kein Pro­blem. Wenn der rich­ti­ge Hash­tag #Dioe­ze­san­mu­se­um­Bam­berg ver­wen­det und das Diö­ze­san­mu­se­um ver­linkt wird, sind wir sogar glücklich.

Wie sehen Sie die Stel­lung des Diö­ze­san­mu­se­ums in der ört­li­chen Kulturszene?

Caro­la Schmidt: Ich den­ke, den kul­tu­rel­len Prot­ago­nis­ten ist schon klar, dass wir eine der besu­cher­stärks­ten Insti­tu­tio­nen in der Stadt sind.

Wie geht es dem Diö­ze­san­mu­se­um nach bald zwei Jah­ren Pan­de­mie, auch wirtschaftlich?

Caro­la Schmidt: Bes­ser als vie­len ande­ren Insti­tu­tio­nen. Wir sind mit unse­rer fes­ten Samm­lung nicht auf so vie­le Leih­ga­ben ange­wie­sen. Was das Finan­zi­el­le angeht: Wir bekom­men dank unse­rer vie­len tol­len Objek­te in der Samm­lung gute Dritt­mit­tel, aber wie immer in der Kul­tur könn­te es natür­lich mehr sein. Aber wäh­rend der Pan­de­mie dar­über zu jam­mern, wäre müsig, vor allem im Ange­sicht kul­tu­rel­ler Ein­zel­schick­sa­le, die viel här­ter sind.

Haben Sie sich um die Stel­le der Lei­tung des Diö­ze­san­mu­se­ums bewor­ben oder wur­den Sie abgeworben?

Caro­la Schmidt: Ich habe mich bewor­ben. Für eine stu­dier­te Kunst­his­to­ri­ke­rin mit Tex­til­schwer­punkt wie mich gibt es nicht so vie­le Häu­ser, die mich der­art rei­zen. Als ich die Aus­schrei­bung gese­hen habe, dach­te ich, ich ver­su­che es. Ich kann­te hier vor­her nie­man­den, hat­te also auch kei­ne Ver­bin­dun­gen. Das spricht viel­leicht für die Bam­ber­ger Kul­tur­land­schaft, dass Lei­tungs­po­si­tio­nen hier offen­sicht­lich ganz kor­rekt aus­ge­schrie­ben und besetzt wer­den und das, was man Vit­amin B nen­nen kann, nicht so wich­tig ist.

Sie haben ange­kün­digt, dem Diö­ze­san­mu­se­um ein schär­fe­res Pro­fil zu ver­lei­hen. Was heißt das?

Caro­la Schmidt: Das schär­fe­re Pro­fil besteht dar­in, mehr Bewusst­sein dafür zu bil­den, dass die Tex­ti­li­en ein­zig­ar­tig sind. Auch soll es beim Rund­gang durchs Haus einen deut­li­che­ren roten Faden geben, eine Kon­tex­tua­li­sie­rung, die klar macht, dass die Kunst im Diö­ze­san­mu­se­um über Jahr­hun­der­te bewahrt wur­de, aber auch heu­te durch­aus noch zur Selbst­re­fle­xi­on und Unter­hal­tung anregt, also aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven gele­sen wer­den kann, die aber für alle nach­voll­zieh­bar ist.

Möch­ten Sie das Pro­fil auch im Sin­ne von poli­ti­scher Hal­tung schärfen?

Caro­la Schmidt: Wir haben eine Weih­nachts­krip­pen­aus­stel­lung namens „Will­kom­me­ne Frem­de“. Das wür­de ich schon ein Pro­fil nen­nen. Wie bereits im letz­ten Jahr stel­len wir Krip­pen im Diö­ze­san­mu­se­um und in den Schau­fens­tern von Bam­ber­ger Geschäf­ten rund um den Dom­berg aus. In eini­gen die­ser Krip­pen haben wir für die The­ma­tik frem­de Figu­ren plat­ziert. Sie ste­hen für die christ­li­che Gast­freund­schaft und sym­bo­lisch für die Flucht und Ver­trei­bung in ver­schie­de­nen Nationen.

Wie scharf kann das Pro­fil einer kirch­li­chen Insti­tu­ti­on aber sein? Ist man nicht immer gezwun­gen, ein Stück weit im Ver­gan­ge­nen ver­haf­tet zu bleiben?

Caro­la Schmidt: Über­haupt nicht. Es gibt kei­nen Ort, wo ein moder­ner Reli­gi­ons­dia­log bes­ser funk­tio­niert als in einem Muse­um. Dar­um ist es uns auch so wich­tig, dass zum Bei­spiel das The­ma Eccle­sia-Syn­ago­ga aus katho­li­scher, jüdi­scher und säku­la­ri­sier­ter Sicht beleuch­tet wird.

Die Zei­chen ste­hen also auf Neukonzeption?

Caro­la Schmidt: Ja. Es ist auch so, dass wir das Haus bar­rie­re­frei machen wol­len. Dazu wird der Hin­ter­ein­gang umge­baut. Gera­de ein Haus mit einem katho­li­schen Trä­ger muss Inklu­si­on soweit wie mög­lich leben. Dazu gehört Barrierefreiheit.

Ihr Vor­gän­ger Hol­ger Kemp­kens hat­te dem Diö­ze­san­mu­se­um mit Aus­stel­lun­gen wie „Der Fun­ke Got­tes“ zuletzt eine sehr zeit­ge­nös­si­sche Aus­rich­tung ver­lie­hen. Wer­den Sie einen ähn­li­chen Ansatz verfolgen?

Caro­la Schmidt: Ja. Ich den­ke, mit einer zeit­ge­nös­si­schen The­ma­tik kann man am klars­ten nach außen kom­mu­ni­zie­ren, dass man nicht in der Ver­gan­gen­heit ver­haf­tet ist. Dem­entspre­chend wird es bei uns immer wie­der einen moder­nen Input geben.

Betrei­ben Sie Koope­ra­tio­nen mit ande­ren Kul­tur­anbie­tern der Stadt?

Caro­la Schmidt: Wir ste­hen in Kon­takt mit den Ver­ant­wort­li­chen von zum Bei­spiel Kunst­ver­ein oder BBK, wir sit­zen ja in den­sel­ben Gre­mi­en. Coro­nabe­dingt ist es da aber zur­zeit schwer, län­ger­fris­ti­ge Koope­ra­tio­nen zu planen.

Was ist im Diö­ze­san­mu­se­um für 2022 geplant?

Caro­la Schmidt: Sofern die es die Situa­ti­on auf dem Bau­markt zulässt, wir genug Bau­ma­te­ria­li­en zusam­men­be­kom­men – es herrscht ja zur­zeit eine gewis­se Knapp­heit – wer­den wir, wie gesagt, den Umbau zur Bar­rie­re­frei­heit ange­hen. Im Som­mer steht außer­dem zum Bei­spiel eine Aus­stel­lung an, die exqui­si­te Stü­cke aus der Metro­po­li­tan­bi­blio­thek zeigt. Die­se wird 2022 200 Jah­re alt.

Gibt es gro­ße Namen, Künst­le­rin­nen oder Künst­ler, deren Wer­ke Sie ein­mal gern im Diö­ze­san­mu­se­um prä­sen­tie­ren würden?

Caro­la Schmidt: Ich glau­be, gro­ße Namen kom­men in dem Moment von selbst, wenn sie wis­sen, dass ein Haus die Räum­lich­kei­ten bie­tet, die sie brau­chen. Das Diö­ze­san­mu­se­um hat die dazu nöti­ge Aura, tol­les Licht und eine siche­re Alarm­an­la­ge. Es ist ein­zig­ar­tig. Das Gebäu­de ist direkt am Dom, erzählt Geschich­te in jedem Detail und wur­de nie­mals über­re­no­viert. Wenn ein Künst­ler in Bay­ern in beson­de­ren Räum­lich­kei­ten aus­stel­len möch­te, weiß er, wo er anfra­gen muss.

2019 gelang dem Diö­ze­san­mu­se­um was man als einen kul­tu­rel­len Knül­ler bezeich­nen könn­te, als im Zuge der Aus­stel­lung „Der Fun­ke Got­tes“ zwi­schen den Tür­men des Doms das Werk „Good God“ von Via Lewan­dow­ski ange­bracht wur­de. Wer­den Sie einen adäqua­ten Nach­fol­ger präsentieren?

Caro­la Schmidt: „Good God“ war eine genia­le Idee und es wird genau sol­che Ideen wie­der geben und dann wer­den sie umge­setzt. Wir möch­ten noch mehr in die Stadt hin­ein­wir­ken und auch ganz nie­der­schwel­li­ge Fra­gen beantworten.

Zum Bei­spiel?

Caro­la Schmidt: Was hat Reli­gi­on mit der Stadt gemacht, was macht sie heu­te, wie wird sie prak­ti­ziert. Oder auch: Wer waren Kuni­gun­de und Hein­rich, was haben sie für die Stadt gemacht?

Sie haben den Ein­druck, dass nicht ein­mal Kuni­gun­de und Hein­rich in der Stadt bekannt sind?

Caro­la Schmidt: Ja. Ich habe in Bam­berg den Vor­teil, also noch, dass nicht jeder weiß, wer ich bin. So kann ich mich mit den Leu­ten viel frei­er unter­hal­ten und sie geben mir
viel frei­er Aus­kunft über zum Bei­spiel sol­che Themen.

Markt­for­schung inko­gni­to in der Knei­pe sozusagen?

Caro­la Schmidt: Bingo.

Vol­les Programm

Dezem­ber­aus­stel­lun­gen der Muse­en am Domberg

Nach Mona­ten der Schlie­ßun­gen geht es für die Muse­en am Dom­berg Bam­berg der­zeit Schlag auf Schlag. Diö­ze­san­mu­se­um, Staats­bi­blio­thek, Staats­ga­le­rie, Neue Resi­denz und His­to­ri­sches Muse­um bie­ten im Dezem­ber nicht nur ein vol­les Aus­stel­lungs­pro­gramm. Vor Kur­zem gab der Dom­berg auch die Kulis­se für die Dreh­ar­bei­ten einer Net­flix-Serie ab.

Chris­tia­ne Wen­den­burg ist Koor­di­na­to­rin der Muse­en am Dom­berg. Sie hat uns über das Dezem­ber­pro­gramm und die jüngs­ten Ereig­nis­se Auf­schluss gegeben.

Frau Wen­den­burg, wie las­sen sich die ein­ein­halb Coro­na­jah­re aus Sicht der Muse­en am Dom­berg zusammenfassen?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Es war ein ner­ven­auf­rei­ben­der Wech­sel aus Schlie­ßun­gen und Öff­nun­gen unter immer neu­en Auf­la­gen. Wir hat­ten wochen­lang kein Publi­kum und somit auch kei­ne Ein­nah­men. Es gab kei­ne Füh­run­gen, kei­ne Schul­pro­gram­me, kei­ne Kin­der­ge­burts­tags­fei­ern im Muse­um und auch kei­nen direk­ten Aus­tausch mit den Koope­ra­ti­ons­part­nern, Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen. Digi­ta­le Ange­bo­te und Zoom-Kon­fe­ren­zen sind hier­für lei­der kein adäqua­ter Ersatz.

Wie geht es den Muse­en heu­te? Sind Sie schon wie­der mit­ten im Geschäft mit neu­en Pro­jek­ten oder muss erst noch nach­ge­holt wer­den, was schon 2020 geplant war?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Die Aus­stel­lungs- und Ver­an­stal­tungs­vor­be­rei­tun­gen für 2022, und zum Teil auch 2023, sind natür­lich schon im vol­len Gan­ge. Außer­dem ist der bar­rie­re­freie Aus­bau des Diö­ze­san­mu­se­ums geplant.

Gibt es Aus­stel­lun­gen, die geplant waren, aber nicht zustan­de gekom­men sind?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Die meis­ten Aus­stel­lun­gen wur­den ver­scho­ben oder ihre Lauf­zeit ver­län­gert. Lei­der konn­ten jedoch sehr, sehr vie­le Ver­an­stal­tun­gen nicht statt­fin­den. Das Ver­an­stal­tungs­pro­gramm der Neu­en Resi­denz für 2020 muss­te aus­nahms­los abge­sagt wer­den, unter ande­rem die Fei­er­stun­de zur 1000-jäh­ri­gen Wei­he der Tho­mas-Kapel­le, die „Tage der alten Musik“, die Eröff­nungs­fei­er zur Wie­der­eröff­nung des Fürst­bi­schöf­li­chen Appar­te­ments nach der umfang­rei­chen Restau­rie­rung, ein viel­fäl­ti­ges Kam­mer­mu­sik­pro­gramm in den Räu­men am Tag des offe­nen Denk­mals und die geplan­te Vor­trags­rei­he zu den Restau­rie­rungs­maß­nah­men. Im His­to­ri­schen Muse­um ent­fiel eben­falls fast das kom­plet­te, umfang­rei­che Begleit­pro­gramm zur Aus­stel­lung „Tüte um Tüte“. Immer­hin konn­te zumin­dest die Moden­schau „Aus­ge­tü­tet“ mit Mode­krea­tio­nen aus Plas­tik­tü­ten in Koope­ra­ti­on mit dem Maria Ward-Schu­len im Innen­hof der Alten Hof­hal­tung stattfinden.

Vor Kur­zem gab der Dom­berg die Kulis­se ab für Dreh­ar­bei­ten zur Serie „The Empress“, die vom Leben von Eli­sa­beth von Öster­reich, bekannt als Sisi, han­delt. Konn­ten Sie Ein­drü­cke der Dreh­ar­bei­ten sammeln?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Es ist immer wie­der span­nend, wenn auf dem Dom­berg Dreh­ar­bei­ten statt­fin­den. Der Dreh zu „The Empress“ war natür­lich beson­ders auf­re­gend – immer­hin wur­den zwei der größ­ten und wich­tigs­ten Sze­nen die­ser Net­flix-Pro­duk­ti­on auf dem Dom­platz und in der Alten Hof­hal­tung gedreht. Wel­che Sze­nen das sind, wer­de ich natür­lich nicht ver­ra­ten – nur so viel: Auf dem Weg ins Büro kam man nicht nur am fest­lich geschmück­ten Dom und an ade­li­gen Hof­da­men in Reif­rö­cken vor­bei, son­dern auch an einem Gal­gen. Übri­gens: Der Vater der his­to­ri­schen Sisi, Her­zog Max in Bay­ern, wur­de in Bam­berg gebo­ren, genau­er gesagt in der Neu­en Residenz!

Seit wann durf­ten die Muse­en am Dom­berg wie­der Publi­kum emp­fan­gen? Wie ent­wi­ckelt sich seit­her der Andrang?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Seit dem 6. Mai – mit Vor­anmel­dung, aber immer­hin kurz vor dem Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag am 16. Mai, zu dem wir schon wie­der vie­le inter­es­sier­te Besu­che­rin­nen und Besu­cher begrü­ßen durften.

Ist ein Bedürf­nis nach Kul­tur nach wie vor vorhanden?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Das Bedürf­nis ist auf jeden Fall vor­han­den! O‑Ton einer Besu­che­rin am Muse­ums­tag: „Ich bin ja sooo glück­lich, dass ich end­lich wie­der Aus­stel­lun­gen besu­chen kann!“ Wor­über wir uns beson­ders freu­en: Es besu­chen wie­der ver­mehrt Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger sozu­sa­gen ihre Muse­en und auch der Zuspruch von jun­gen Fami­li­en ist gewachsen.

Die Staats­bi­blio­thek zeigt noch bis 18. Dezem­ber die Aus­stel­lung „Joseph Hel­ler und die Kunst des Sam­melns“. Hel­ler war Bam­ber­ger, Kunst­samm­ler und Mäzen der Staats­bi­blio­thek. Wel­chen Stel­len­wert hat er für das Haus?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Joseph Hel­ler, der von 1798 bis 1849 leb­te, hat­te die zu sei­ner Zeit noch könig­li­che Biblio­thek zur Erbin sei­ner Kunst­ge­gen­stän­de, Hand­bi­blio­thek sowie Schrift­stü­cke erklärt. Hel­lers Men­tor war näm­lich der dama­li­ge Biblio­theks­di­rek­tor Joa­chim Hein­rich Jäck, bei­de ver­band eine lebens­lan­ge Freund­schaft. Ihre gemein­sa­me Rei­se durch Deutsch­land, Öster­reich und Ita­li­en kann anhand der unter­wegs erwor­be­nen Objek­te nach­voll­zo­gen wer­den. Im wun­der­schö­nen Sca­glio­la-Saal zeigt die Staats­bi­blio­thek ihren Umgang mit die­sem rei­chen Erbe. An einem Medi­en­tisch kann man sich noch mehr Objek­te aus dem Heller’schen Nach­lass anse­hen: als Digi­ta­li­sa­te samt Kurz­be­schrei­bung. Und auch ein kos­ten­frei­er Audio­gui­de fürs Smart­phone ist vor Ort über abruf­bar. Übri­gens hat sich die Staats­bi­blio­thek noch etwas Beson­de­res für lan­ge Win­ter­aben­de ein­fal­len las­sen, näm­lich die Online-Vor­trags­rei­he „Bam­ber­ger Buch­ge­schich­ten“. Diens­tags erzäh­len Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten Geschich­ten über Bücher und ande­re in Biblio­the­ken ver­bor­ge­ne Schät­ze. Die Zugangs­da­ten wer­den auf der Web­site der Staats­bi­blio­thek Bam­berg ver­öf­fent­licht, die Vor­trä­ge begin­nen in der Regel um 19 Uhr.

Im His­to­ri­schen Muse­um zei­gen Sie die Aus­stel­lung „Geschenkt! Geschen­ke aus 22 Jah­ren an die Muse­en der Stadt Bam­berg“. Wie wich­tig sind Schen­kun­gen für ein Muse­um? Von wem kamen oder kom­men sie? Was waren die Highlights?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Geschen­ke sind für Muse­en sehr wich­tig und unver­zicht­bar – und dies nicht nur aus peku­niä­ren Grün­den. Sie ergän­zen nicht nur die groß­ar­ti­ge Kunst­samm­lung der Stadt Bam­berg durch zeit­ge­nös­si­sche und his­to­ri­sche Gemäl­de, son­dern bie­ten auch einen Ein­blick in die Geschich­te, Kunst und Kul­tur der Stadt Bam­berg und das All­tags-Leben ihrer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger. Bei­spie­le wären Spiel­zeug, Ver­eins­po­ka­le oder Erzeug­nis­se Bam­ber­ger Hand­werks­be­trie­be. Sie stam­men von Sam­meln­den, von Künst­le­rin­nen und Künst­lern oder aus Erb­schaf­ten. Teil­wei­se sind es auch Bam­ber­ger Dach­bo­den­fun­de, wie zum Bei­spiel eine guss­ei­ser­ne Toi­let­te aus der Zeit um 1900. Eines der High­lights ist sicher­lich das Kunst­werk von Ger­hard Hoeh­me, der von 1920 bis 1989 leb­te, einem bedeu­ten­den Ver­tre­ter der abs­trak­ten Kunst nach dem Zwei­ten Welt­krieg. Hoeh­me steht für die Infor­mel­le Kunst, ein Sam­mel­be­griff für abs­trak­te, soll in die­sem Fall hei­ßen, nicht-geo­me­tri­sche Kunst, die ihre Ursprün­ge in den 1950er Jah­ren hatte.

Was gibt es im Dezem­ber im Diö­ze­san­mu­se­um zu sehen?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Noch bis 9. Janu­ar 2022 zeigt das Diö­ze­san­mu­se­um die Krip­pen-Aus­stel­lung „Will­kom­me­ne Frem­de“. Wie bereits im letz­ten Jahr wer­den die Krip­pen im Diö­ze­san­mu­se­um und in Geschäf­ten Bam­bergs aus­ge­stellt. Und in eini­gen Krip­pen haben Figu­ren Platz genom­men, die dem Krip­pen­the­ma fremd sind. Sie ste­hen für die christ­li­che Gast­freund­schaft und sym­bo­lisch für die Flucht und Ver­trei­bung in ver­schie­de­nen Natio­nen. Die Besu­che­rin­nen und Besu­cher der Aus­stel­lung sind dazu ein­ge­la­den, sich auf die Suche die­ser frem­den Figu­ren zu machen und kön­nen mit etwas Glück einen schö­nen Preis gewinnen.

Wel­che Aus­stel­lung kann man im Dezem­ber in der Staats­ga­le­rie besuchen?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Die Barock­ab­tei­lung der Staats­ga­le­rie zeigt monu­men­ta­le Gale­rie­bil­der – das größ­te misst 222 mal 338 Zen­ti­me­ter – von Johann Micha­el Bret­schnei­der, der von 1656 bis 1727 leb­te. Außer­dem gibt es Wer­ke des Rubens-Leh­rers Otto van Veen, 1556 bis 1629, und des Rem­brandt-Zeit­ge­nos­sens Jan Lie­vens, 1607 bis 1674, sowie nie­der­län­di­sche Land­schafts­ge­mäl­de und Still­le­ben. Ein eige­ner Raum ist der Samm­lung der Bam­ber­ger Fürst­bi­schö­fe gewid­met: 40 Gemäl­de ver­an­schau­li­chen dort die Sam­mel- und Prä­sen­ta­ti­ons­ge­wohn­hei­ten des Barock. Beson­de­re Auf­merk­sam­keit ver­die­nen auch die 14 Supra­por­ten­ge­mäl­de – das sind Gemäl­de, die über Türen oder Por­ta­len ange­bracht sind – der Bam­ber­ger Maler­fa­mi­lie Treu, die als geschlos­se­ner Bestand die Male­rei des aus­klin­gen­den Roko­kos in Main­fran­ken repräsentieren.

In der Neu­en Resi­denz kön­nen seit 2019 die reno­vier­ten Räum­lich­kei­ten des Fürst­bi­schöf­li­chen Appar­te­ments besich­tigt wer­den. Wie ent­wi­ckelt sich das Publikumsinteresse?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Sehr gut! Für die Füh­run­gen durch das Appar­te­ment muss die Grup­pen­grö­ße, Stand Anfang Novem­ber, aller­dings noch auf sie­ben Per­so­nen begrenzt sein. Gera­de an Wochen­en­den kann es dar­um zu War­te­zei­ten kommen.

Was gibt es im Dezem­ber außer­dem in der Residenz?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Der neue Muse­ums­raum „Die ver­lo­re­nen Räu­me“ im Kai­ser­ap­par­te­ment wird eröff­net. Seit der 2009 been­de­ten Restau­rie­rung des Kai­ser­ap­par­te­ments der Neu­en Resi­denz prä­sen­tiert sich die­ses in der Form, die ihm das Erb­prin­zen­paar Rup­p­recht und Marie Gabrie­le um 1900 gege­ben hat. Die Baye­ri­sche Schlös­ser­ver­wal­tung zeigt nun einen neu ein­ge­rich­te­ten Muse­ums­raum. Die­ser zeugt von jenen Wohn­räu­men des Erb­prin­zen­paa­res, die durch den Ein­zug der Staats­bi­blio­thek 1962 vom Kai­ser­ap­par­te­ment abge­trennt wur­den. Der Raum ist – wie auch das gesam­te Kai­ser­ap­par­te­ment – ab 2. Dezem­ber bis zum Ende des Jah­res zu den regu­lä­ren Öff­nungs­zei­ten täg­lich von 10 bis 16 Uhr im frei­en Rund­gang, das heißt ohne Füh­rung, zu sehen. Mit dem The­men­raum „Die ver­lo­re­nen Räu­me“ erhält die Raum­flucht des Kai­ser­ap­par­te­ments zudem einen zeit­ge­nös­si­schen musea­len Abschluss, der nicht zuletzt auch über die Bau­ge­schich­te der Resi­denz nach den letz­ten fürst­li­chen Bewoh­nern infor­miert. Im Aus­stel­lungs­raum selbst, dem ehe­ma­li­gen Toi­let­ten­zim­mer der Prin­zes­sin, das übri­gens spä­ter als Haus­meis­ter­woh­nung der Staats­bi­blio­thek dien­te, wur­den Tei­le des Bodens und der Decke wie bei einer archäo­lo­gi­schen Aus­gra­bungs­stel­le offen­ge­legt. Von der ursprüng­li­chen Bau­sub­stanz kön­nen so baro­cke Par­kett­ta­feln, die beim Umbau aus­ge­baut wor­den waren, und eine von einer abge­häng­ten Decke ver­bor­ge­ne eben­falls baro­cke Stuck­de­cke neu ent­deckt werden.

Wird es im Dezem­ber auch zeit­ge­nös­si­sche Kunst in den Muse­en am Dom­berg zu sehen geben?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Ja – in der Aus­stel­lung „Geschenkt!“ im His­to­ri­schen Muse­um wer­den auch Arbei­ten zeit­ge­nös­si­scher und zum Teil Bam­ber­ger Künst­le­rin­nen und Künst­ler gezeigt, zum Bei­spiel Objek­te und Gemäl­de von Micha­el Huth, Vol­ker Hin­ni­ger, Ger­hard Hoeh­me, Chris­tia­ne Toe­we und Ott­mar Mohring.

Unter­hal­ten Sie auch Koope­ra­ti­on mit loka­len Künst­le­rin­nen und Künstlern?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Ja, die städ­ti­schen Muse­en, also auch die Muse­en am Dom­berg, arbei­ten mit dem Berufs­ver­band Bil­den­der Künst­le­rin­nen und Künst­ler Ober­fran­ken und dem Bam­ber­ger Kunst­ver­ein zusam­men. Das Diö­ze­san­mu­se­um stellt loka­le Künst­le­rin­nen und Künst­ler aus und die Neue Resi­denz koope­riert mit der Vil­la Concordia.

Wor­in besteht Ihr Ange­bot für jun­ges Publikum?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: Wir haben muse­ums­päd­ago­gi­sche Pro­gram­me und Füh­run­gen für Schul­klas­sen in allen Häu­sern, Taschen­lam­pen­füh­run­gen und digi­ta­le Rund­gän­ge im Diö­ze­san­mu­se­um, sonn­tags frei­en Ein­tritt für Fami­li­en, Kin­der­sta­tio­nen in der Aus­stel­lung sowie Ange­bo­te für Kin­der­ge­burts­ta­ge im His­to­ri­schen Muse­um oder auch mal einen Insta­Walk mit Stu­die­ren­den der Uni Bamberg.

Wel­che Aus­stel­lun­gen ste­hen 2022 auf dem Plan?

Chris­tia­ne Wen­den­burg: In der Neu­en Resi­denz ist zwi­schen 8. und 10. April 2022 zum Tag der offe­nen Kapel­len eine Klang­in­stal­la­ti­on von Ant­je Vowin­ckel in Koope­ra­ti­on mit der Vil­la Con­cor­dia geplant. Zu den Tagen der alten Musik im Juni 2022 soll die Musik­grup­pe Musi­ca Can­terey Bam­ber­gen­sis im Kai­ser­saal spie­len. Beglei­tend dazu wird ein viel­fäl­ti­ges Füh­rungs­pro­gramm ange­bo­ten. Von Sep­tem­ber bis Novem­ber 2022 wird die Son­der­aus­stel­lung zum Maler Alex­an­der Mac­co „MACCO. Von Rom nach Bam­berg“ in fünf Räu­men der Resi­denz gezeigt. In der Staats­bi­blio­thek bege­hen wir 2022 den 200. Todes­tag von E.T.A. Hoff­mann gemein­sam mit diver­sen Bam­ber­ger Insti­tu­tio­nen wie dem ETA Hoff­mann-Thea­ter, dem ETA Hoff­mann-Haus, dem Mario­net­ten­thea­ter Bam­berg, aber auch mit deutsch­land­wei­ten Koope­ra­tio­nen wie mit der Staats­bi­blio­thek Ber­lin und dem Roman­tik-Muse­um Frank­furt. Dazu wird es eine gemein­sa­me Son­der­aus­stel­lung mit umfas­sen­dem Begleit­pro­gramm geben. Die Aus­stel­lungs­er­öff­nung ist für den 24. Juli geplant. Im Diö­ze­san­mu­se­um soll am 1. Juli die Son­der­aus­stel­lung „Erle­sen“ eröff­net wer­den, die dann bis 18. Sep­tem­ber 2022 besucht wer­den kann. Und im His­to­ri­schen Muse­um gas­tiert von Mai bis Okto­ber 2022 die Wan­der­aus­stel­lung „Holz macht Sachen: Holz, Baum, Wald und Du?“, bei der eine Koope­ra­ti­on mit den Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen der Muse­en am Dom­berg ange­dacht ist.

„Der Cari­tas ein Gesicht geben“

Foto­aus­stel­lung im Dom­kreuz­gang zu 100 Jah­ren Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band Bamberg

Die Foto­aus­stel­lung „Der Cari­tas ein Gesicht geben“ ist ab kom­men­dem Diens­tag, dem 19. Okto­ber, im Dom­kreuz­gang im Diö­ze­san­mu­se­um in Bam­berg zu sehen. Sie ist ein Bei­trag zum 100jährigen Jubi­lä­um des Cari­tas­ver­ban­des für die Erz­diö­ze­se Bam­berg e.V.

Im Jahr 2021 fei­ert der Cari­tas­ver­band Bam­berg sein 100jähriges Grün­dungs­ju­bi­lä­um. Aus die­sem Anlass haben der Foto­graf Mar­cus Bau­er und Horst Engel­hardt, Refe­rent für Cari­tas & Pas­to­ral im Diö­ze­san-Cari­tas­ver­ban­des Bam­berg, die Idee einer Aus­stel­lung ent­wi­ckelt, die ab Diens­tag im Dom­kreuz­gang zu sehen ist.

Der Dom­kreuz­gang ist Teil des Diö­ze­san­mu­se­ums. Daher ist die Aus­stel­lung zu des­sen Öff­nungs­zei­ten von Diens­tag bis Sonn­tag von 10 bis 17 Uhr zugäng­lich. Es ist der Ein­tritt für den Besuch des Diö­ze­san­mu­se­ums zu entrichten.


Mit ihrem Lebens­al­ter reprä­sen­tie­ren die Por­trä­tier­ten 100 Jah­re Caritas

Unter dem Mot­to „Der Cari­tas in der Erz­diö­ze­se Bam­berg ein Gesicht geben” por­trä­tie­ren 20 groß­for­ma­ti­ge schwarz-weiß-Auf­nah­men des Foto­gra­fen Mar­cus Bau­er Mit­ar­bei­ter, Bewoh­ner, Kli­en­ten, Ehren­amt­li­che und Schü­ler aus Ein­rich­tun­gen und Diens­ten der Cari­tas aus dem gesam­ten Erz­bis­tum Bamberg.

Mit ihrem Lebens­al­ter reprä­sen­tie­ren die dar­ge­stell­ten Per­so­nen 100 Jah­re Cari­tas. Die100- jäh­ri­ge Ella P. aus dem St. Mar­tin-Cari­tas-Alten­heim in Bay­reuth und die 1‑jährige Julia, Krip­pen­kind in der Cari­tas-Kin­der­ta­ges­stät­te „Kreuz­berg“ in Alten­kunst­adt, bil­den den Rah­men für 18 wei­te­re Por­träts von Men­schen, die stell­ver­tre­tend ste­hen für die Viel­falt und das Enga­ge­ment christ­li­cher Nächstenliebe.

In Kurz-Inter­views erzäh­len die Por­trä­tier­ten „ihre Geschich­te“ mit der Cari­tas. Die­se Inter­views sind als Ton­auf­nah­men ins Inter­net gestellt; mit Hil­fe von QR-Codes auf den Bild­ta­feln kön­nen sie mit dem Smart­phone auf­ge­ru­fen wer­den. Auf die­se Wei­se geben die Men­schen der Cari­tas ein Gesicht und die Cari­tas gibt den Men­schen Gesicht und damit Unter­stüt­zung, Wert und Würde.

Die Foto­aus­stel­lung „Der Cari­tas ein Gesicht geben“ ist bis 14. Novem­ber im Dom­kreuz­gang zu besich­ti­gen. Danach wan­dert sie an wei­te­re Orte in Ober- und Mittelfranken.

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