In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Erich Spranger die Fragen beantwortet. Er ist Vorsitzender der Kreisgruppe des BUND Naturschutz Bamberg.
Herr Spranger, wie steht es um den Natur- und Umweltschutz in Bamberg? Was läuft gut, was schlecht?
Bamberg ist keine Insel der Glückseligen. Wir haben es bei uns wie überall mit Flächenversiegelung, Rückgang der Artenvielfalt und hohen Treibhausgasemissionen zu tun. Bei der Verkehrspolitik setzen wir immer noch viel zu stark auf das Auto. Aber es gibt auch positive Seiten. Der Ausbau der erneuerbaren Energien im Strombereich schreitet voran. Besonders im Landkreis wird hier in den nächsten Jahren auch noch einiges geschehen. Weiterhin machen mich viele engagierte Menschen zuversichtlich.
Was mögen Sie am Einsatz für die Umwelt? Was nicht?
Aktiv sein in der Gruppe mit Gleichgesinnten und sich über so manchen Erfolg freuen, das gefällt mir. Frustrierend ist die Umweltschutz-Arbeit aber auch immer wieder: Häufig werden wir mit unseren Anliegen in der politischen Diskussion oder auch bei Stellungnahmen nicht gehört. Derzeit scheinen Umweltthemen sogar aus dem Fokus zu rücken. Und dann die allgemeine Situation: Die Aussicht im Hinblick auf Klimakrise, Lebensraumzerstörung und Artensterben ist nun wirklich nicht rosig.
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Vorsitzender des Bamberger BUND Naturschutz geworden wären?
Der BN-Vorsitz ist ja ein Ehrenamt, das man nicht in einem beruflichen Sinne wird oder erreicht. Vielmehr ist man unausweichlich dabei, wenn sich niemand anderes findet.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Radeln ist klasse. Ich fahre fast jeden Tag. Zugegebenermaßen neuerdings manchmal auch mit dem E‑Bike.
Zahlen Sie gerne Rundfunkgebühren?
Gerne wäre übertrieben, gerade da ich nicht fernsehe. Die Radioprogramme nutze ich aber sehr wohl. Öffentlicher Rundfunk ist total wichtig und somit auch die Rundfunkgebühren. Mir wird angst und bange, wie zum Beispiel durch Fake News und Social Media so manche skurrilen Meinungen entstehen und sich verfestigen.
Töten Sie Insekten?
Zecken, Schnaken, Bremsen und Gnitzen schon, sonst aber keinesfalls. Ich bewundere vielmehr die Schönheit von Faltern, Spinnen und sonstigem Flug- und Krabbelgetier.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Keinesfalls.
Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler sollte Sie spielen?
Herr Taschenbier (Ulrich Noethen).
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Ein gutes Dutzend. Slack zum konspirativen Austausch, Komoot zur Orientierung in schwierigem Gelände und ObsIdentify, eine Naturapp zur Artbestimmung. Dann weiß ich immer, was hier wächst oder kreucht und fleucht.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Fast täglich ein Stück Kuchen.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Positiv überrascht, dass so viele Gemeinden das Ziel verfolgen, die Windkraft auszubauen.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Klimaneutralität bis morgen. Eine nachhaltig wirtschaftende
und solidarische Gesellschaft.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Dass die B505 immer weiter ausgebaut wird. Der marginale zeitliche Vorteil steht in keinem Verhältnis zu den Kosten, der Flächenversiegelung, der Naturzerstörung und den Klimafolgen.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Laaber-Sack und Radschkadl.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Auf einer Berghütte aufwachen und dem Ruf des Berges folgen.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Das Geräusch von tauendem Schnee, wenn er von der Dachtraufe tropft oder im Fallrohr der Dachrinne gluckert. Leider immer seltener zu hören.
Wovor haben Sie Angst?
Verwerfungen in der Gesellschaft aufgrund von vielen Krisen.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Jeden Tag – mit meiner Frau. Abgesehen davon versuche ich,
zumindest offen zu sein für alle Begegnungen.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
2017 transportierte ich eine Helium-Gasflasche zum Füllen für Luftballons mit dem Auto. Wir benötigten sie für eine symbolische Aktion des BN: Wir bringen Frischluft vom Hauptsmoorwald in die Innenstadt. Eine sehr gewissenhafte Polizeibeamtin hat bemängelt, dass die Flasche im Kofferraum nicht ordnungsgemäß befestigt war.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Für eben jene Frischluft-Radldemo war ich für die Lautsprecheranlage für die Abschluss-Kundgebung am Maxplatz verantwortlich. Ich brachte sie aber nicht zum Laufen. Ich hatte einen der vielen Knöpfe übersehen. Das war eine Blamage. Die Redner:innen mussten ohne Mikro vor ein paar hundert Leuten sprechen. Da kam nicht so viel an.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Vorsitz handelt?
Stell dir vor, es gibt viele Ideen und viel zu tun und keiner hilft mit.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gerne dabei gewesen?
Wahlabend im Bamberger Rathaus beim Bürgerentscheid „Für den Hauptsmoorwald“ am 18.11.2018. Das überwältigende Ergebnis war euphorisierend. Ich bin leider zu spät gekommen.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Ich mag keine Geschenke. Schenken fällt mir auch schwer.
Ihre Lieblingstugend?
Zuverlässigkeit.
Ihr Hauptcharakterzug?
Begeisterung – für Natur, Wildheit und erneuerbare Energien.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Ungeduld.
Wofür sind Sie dankbar?
Für die Schönheit der Welt.
Was lesen Sie gerade?
Ich arbeite mich gerade durch die Ausgaben von 40 Jahren unserer BN-Kreisgruppen-Mitgliedszeitschrift mit dem Namen „dä Löömzoh“ (der Löwenzahn auf fränkisch), um einen Rückblick zu schreiben.
Mit welchem Lied beginnt die perfekte Playlist?
She loves you, yeah, yeah, yeah…
Was war Ihre größte Modesünde?
Latzhosen in der Jugendzeit. Meist blau, einmal auch selber rosa eingefärbt.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Austausch über Wanderungen oder Bergtouren.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Radtour in den Vogesen.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Dafür bin ich schon zu alt.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Von Musik, Film und Fernsehen.
Was finden Sie langweilig?
Endlose, sich im Kreis drehende Gespräche.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
In einer Bar bin ich eher nicht anzutreffen.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Alle drehen sich um sich selbst.
Wie würde der Erich Spranger von vor zehn Jahren auf den Erich Spranger von heute reagieren?
„Warst schon mal fitter, Junge. Bist aber selbstsicherer
geworden. Und manchmal fehlt dir etwas die Ernsthaftigkeit.“
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Weiter Blick in die Landschaft.
Ich kann nicht leben ohne…
…Freunde.
Sind Sie Tänzer oder Steher?
Tänzer.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten wählen – was für ein Tier wären Sie gerne?
Rotkehlchen.
Was war die absurdeste Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Über mich wird kaum geschrieben. Bei den Social Media bin ich kaum dabei.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Zu viele Dinge zu haben und sich nicht von diesen trennen zu können sowie die damit verbundene Unordnung.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Alkoholfreies Keller vom Rittmayer.