Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt: Oli­ver Wings antwortet

5 Min. zu lesen
Oliver Wings
Oliver Wings, Foto: Karina Hagemann, Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayern
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Oli­ver Wings die Fra­gen beant­wor­tet. Er ist Palä­on­to­lo­ge und Lei­ter des Natur­kun­de­mu­se­ums Bam­berg.
Herr Wings, was wären Sie gewor­den, wenn Sie nicht Palä­on­to­lo­ge gewor­den wären?

Viel­leicht ein Tisch­ler? Ich mag das Arbei­ten mit Holz und restau­rie­re auch ger­ne alte Möbel. Aller­dings gab es seit Kin­der­ta­gen nie ernst­haft Zwei­fel an mei­ner Berufswahl.

Was ist Ihre aller­ers­te Erin­ne­rung im Zusam­men­hang mit Dinosauriern?

Ich erin­ne­re mich dar­an, als klei­ner Jun­ge mit sechs Jah­ren im Ost­see­ur­laub einen Feu­er­stein gefun­den zu haben, der ein strah­len­för­mi­ges Mus­ter ent­hielt. Als sich dann her­aus­stell­te, dass das der Abdruck eines See­igels war, war ich total fas­zi­niert. Der Abdruck ist unvoll­stän­dig und eigent­lich auch nicht samm­lungs­wür­dig, aber ich besit­ze ihn heu­te noch. Das Fos­sil ist zwar kein Dino, aber exakt genau­so alt!

Was mögen Sie an der Palä­on­to­lo­gie besonders?

Die unglaub­li­che Men­ge und Viel­falt an Orga­nis­men zu ent­de­cken, die in den ver­gan­ge­nen vier Mil­li­ar­den Jah­ren auf unse­rem Pla­ne­ten gelebt haben. Es ist täg­lich ein gro­ßes Pri­vi­leg, dar­an for­schen zu dürfen.

Was nicht?

Dass die Erfor­schung des Lebens in der Erd­ge­schich­te noch nicht als essen­ti­ell für unse­re Gesell­schaft wahr­ge­nom­men wird und das dadurch nur ein klei­ner Teil des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses auch lang­fris­tig in der Palä­on­to­lo­gie beschäf­tigt wer­den kann.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Frank Her­bert: „Dune“.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Ich fah­re nahe­zu jeden Tag Fahr­rad, bei Wind und Wetter.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Nein, es ist aber nötig für die objek­ti­ve Mei­nungs­bil­dung. Die hohe Anzahl an exis­tie­ren­den öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern könn­te aber durch­aus redu­ziert wer­den und die Gebüh­ren für uns alle dadurch sinken.

Töten Sie Insekten?

Ja. Bei jeder Auto­fahrt. Lei­der unver­meid­lich. Pes­ti­zi­de und Her­bi­zi­de kom­men mir aber nicht ins Haus und mein Gar­ten ist sehr natur­nah und insek­ten­freund­lich bepflanzt.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Nie­mals, das ist maxi­mal eklig!

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­cher Schau­spie­ler soll­te Sie spielen?

Mei­ne Toch­ter sagt: Brad Pitt.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

126 Apps. Im All­tag ver­wen­de ich am häu­figs­ten Ban­king-Apps, Goog­le Maps, die Kame­ra und erstaun­lich oft auch immer noch die Taschen­lam­pe. Wäh­rend mei­ner Gelän­de­ar­bei­ten benut­ze ich unter ande­rem sehr häu­fig „Mobi­le Topo­grapher“, ein tol­les Pro­gramm um GPS-Koor­di­na­ten mit sehr hoher Genau­ig­keit erfas­sen zu können.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Vom schnel­len Wachs­tum mei­nes Sohnes.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Ein Bewusst­sein zu schaf­fen für die wah­ren Pro­ble­me unse­rer Gesellschaft.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Aus­schla­fen, lecke­rer Brunch, ein Aus­flug in die Natur bei Son­nen­schein und ange­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren, der Fund eines neu­en far­ben­fro­hen und fos­sil­rei­chen Kalk­steins für mei­ne Samm­lung, Abend­essen mit mei­ner Part­ne­rin beim Sonnenuntergang.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Popu­lis­mus. In jeder Form.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Vogel­ge­sang und Mee­res­rau­schen sind schon toll, vor allem in Kom­bi­na­ti­on mit allen ande­ren stim­mi­gen Sinneseindrücken.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Ab und zu ein Well­ness­wo­chen­en­de darf schon sein.

Wovor haben Sie Angst?

Als Natur­wis­sen­schaft­ler macht mir der durch unse­ren Umgang mit der Natur aus­ge­lös­te schlei­chen­de Ver­lust der Bio­di­ver­si­tät unse­res Pla­ne­ten lang­fris­tig die meis­ten Sor­gen. Wir ste­hen ver­mut­lich bereits am Anfang des sechs­ten Mas­sen­aus­ster­be-Ereig­nis­ses der Erd­ge­schich­te. Und das wird ziem­lich hart wer­den für die nächs­ten Gene­ra­tio­nen der Menschheit.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Eigent­lich stän­dig mit mei­ner Partnerin.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Letz­tes Jahr in Aus­tra­li­en nach dem Über­fah­ren einer kom­plett über­se­he­nen (und leicht über­seh­ba­ren) roten Abbie­ger-Ampel. Ich hat­te mit dem Abbie­gen zwar ord­nungs­ge­mäß gewar­tet bis der Gegen­ver­kehr durch­ge­fah­ren war und nie­man­den gefähr­det, es war aber trotz­dem ein sehr teu­rer Fehler.

Was war Ihr bis­her schöns­ter Moment als Lei­ter des Naturkundemuseums?

Die Eröff­nung unse­rer selbst kon­zi­pier­ten Son­der­aus­stel­lung „So viel mehr als nur T. rex!“. Die Aus­stel­lung ist jetzt übri­gens im Jura-Muse­um Eich­stätt zu sehen. Bei uns in Bam­berg kom­men in den nächs­ten Jah­ren aber bestimmt noch viel mehr sol­che tol­len Momen­te dazu!

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Intri­gie­ren­de Kol­le­gen an ehe­ma­li­gen Arbeitsstätten.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Nein. Ich hat­te noch nie einen berufs­be­zo­ge­nen Alptraum.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

WTF!

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Beim ers­ten Land­gang der Wirbeltiere.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Pro­kras­ti­na­ti­on.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Feh­ler, die aus dem Über­schwang der Begeis­te­rung her­aus entstehen.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Selbst­mo­ti­va­ti­on.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Gelas­sen­heit und Resilienz.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Das Älter­wer­den. Ande­rer­seits ist die Alter­na­ti­ve dazu noch wesent­lich schlech­ter und kommt eh noch früh genug.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Das Bea­men.

Haben Sie ein Vorbild?

Vie­le Men­schen haben mich geprägt. In vie­len, aller­dings auch nicht allen Aspek­ten des Lebens ist mein Vater mein Vorbild.

Wofür sind Sie dankbar?

Mein bis­he­ri­ges Leben in Frie­den gelebt zu haben und den Beruf mei­ner Wahl aus­üben zu dürfen.

Was lesen Sie gerade?

Ich kom­me der­zeit lei­der kaum dazu, Bücher zu lesen, bin aber ein gro­ßer Fan von Hard Sci­ence-Fic­tion. Alter­na­ti­ven bie­ten gute Hör­bü­cher, die lan­ge Auto­fahr­ten gefühlt stark ver­kür­zen kön­nen. Momen­tan bin ich bei Band 7 der Expan­se-Serie von James S. A. Corey: Per­se­po­lis Rising. Eine coo­le, in vie­len Aspek­ten auch rea­lis­ti­sche Serie und ein gran­dio­ser Sprecher.

Was ist Ihr Lieblingsfilm?

Es gibt meh­re­re Favo­ri­ten, ganz oben mit dabei sind „Fight Club“ und „Das Leben des Brian“.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Kei­ne.

Mit wel­chem Lied beginnt die per­fek­te Playlist?

War­d­ru­na und Auro­ra: „Hel­ve­gen (Live)“.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Ver­mut­lich die Kunst­le­der­ja­cke als Teenager.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Natur und Wet­ter. Da muss es auch nicht bei Small­talk bleiben.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Ein gro­ßes Osterfeuer.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Robert Habeck.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Kunst und Kunstgeschichte.

Was fin­den Sie langweilig?

Moder­ne Kunst.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

„Lay­la“ und alle ähn­lich gela­ger­ten Schlager.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Ohne Unter­bre­chung Schla­ger hören zu müssen.

Wie glau­ben Sie, wür­de der Oli­ver Wings von vor zehn Jah­ren auf den heu­ti­gen Oli­ver Wings reagieren?

Ganz glück­lich mit der Job­wahl und froh über die unbe­fris­te­te Anstel­lung. Ich habe mich übri­gens damals bereits frei­wil­lig auf mög­li­che Lei­tungs­auf­ga­ben in Natur­kun­de­mu­se­en vorbereitet.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Ja klar, das Arbei­ten an sau­ro­po­den Dino­sau­ri­er­kno­chen, den größ­ten Land­tie­ren aller Zeiten.

Ich kann nicht leben ohne…

Eine gute Brat­wurst und ab und zu eine Vita Cola.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

Aus der Lebens­pha­se bin ich nun doch schon raus.

Sind Sie Tän­zer oder Steher?

Sitzer.

Stel­len Sie sich vor, Sie könn­ten wäh­len – was für ein Tier wären Sie gerne?

Orni­thor­hyn­chus ana­ti­nus, das Schna­bel­tier. Oder gehen auch aus­ge­stor­be­ne Tie­re? Dann viel­leicht Xin­jiang­ti­tan shansha­ne­sis, unser selbst ent­deck­ter Rie­sen­di­no aus
Chi­na.

Was war die absur­des­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Das ich bei Aus­gra­bun­gen faul rum­sit­zen wür­de. War auch pro­blem­los mit Zeit­raf­fer­vi­de­os entkräftbar.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Da fällt mir spon­tan nichts ein. Die Hoff­nung stirbt bekannt­lich zuletzt.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Ein lecke­res frän­ki­sches dunk­les Bier. Prost!

Oli­ver Wings,
April 2024.
Weiterer Artikel

Volt Bam­berg

Stadt­rat Brün­ker: Kri­tik an Stadt­ver­wal­tung wegen Kontakt-Festival-Miete

Nächster Artikel

28. Mai

Inter­na­tio­na­ler Akti­ons­tag für Frauengesundheit