Der Inklusions-Förderkreis „goolkids“ hat mit inklusiven Großveranstaltungen wie „Host Town“ und den Special Olympics World Games ein ereignisreiches Jahr hinter sich. Bevor im November mit der Sportgala des Sozialprojekts der Jahresabschluss
ansteht, haben wir mit Gründer Robert Bartsch auf das Jahr 2023 zurückgeblickt.
Der Förderkreis „goolkids“ wurde im Frühjahr 2015 gegründet. Der Wirkungsbereich des Sozialprojekts ist seither breit gefächert, jedoch gibt es einen Themenbereich, auf den die Initiative einen besonderen Fokus legt: integrative Sportangebote schaffen. Im Laufe der Jahre hat „goolkids“ dafür Projekte wie Sportgalas, einen Menschenkicker, den MITeinander-Cup, einen Lauftreff, Rollstuhlsport und zahlreiche weitere Veranstaltungen, bei denen Menschen mit und ohne Behinderung Sport miteinander machen können, ins Leben gerufen.
Robert Bartsch ist der Gründer des Förderkreises „goolkids“ und Inklusionsexperte mit Leib und Seele. Er erinnert sich noch an die Anfänge des Projekts und seine Entwicklung. „Die Entwicklung von „goolkids“ verlief wesentlich rasanter als wir uns das vorstellen konnten. Waren wir zu Beginn mehr auf die kostenlose Vermittlung von Sportausrüstung fokussiert, so entstand rasend schnell eine Anlaufstelle für Sportlerinnen und Sportler – insbesondere beim Fußball, wie mit unserer Mannschaft FV 1912 goolkids. Doch auch beim Basketball oder Volleyball gab es guten Zulauf zu unseren kostenfreien Angeboten.“
Durch gute Kontakte in die Bamberger Sportszene haben sich für das Sozialprojekt außerdem vor allem zwei Standbeine entwickelt. „Unser Sammelcenter für kostenlose Sportsachen und völlig überraschend für uns: Die Welt des inklusiven Sports“, sagt Bartsch. „Wir starteten mit einem Versuchsballon, dem MITeinander-Cup. Die Idee dahinter, die eines gemischten Fußballtages für Menschen mit und ohne Behinderung, fand so viele Freunde, dass wir 2023 bereits das sechste Turnier dieser Art durchgeführt haben. Und es waren sogar Gäste aus München oder Hersbruck vor Ort.“
Seitdem haben auch immer wieder neue, starke Partner die Arbeit von „goolkids“ unterstützt. „Aus diesen Anfängen wuchs unser Projekt in fantastische Bereiche, gerade mit den Partnern der Lebenshilfe oder anderen Inklusionsgruppen. Die gemeinsamen Begegnungen mit den Menschen mit Behinderung sind an sich schon wunderschön. Live erlebt haben wir das zum Beispiel letztes Jahr in Berlin bei den Special Olympics 2022. Diese Offenheit, diese Begeisterung und Freude mit den Menschen werden uns ewig im Gedächtnis und im Herzen bleiben.“
Zunehmende Aufmerksamkeit für Inklusion
Das Thema „Inklusion” ist jedoch immer noch ein Thema, über das im Angesicht seiner Wichtigkeit relativ wenig gesprochen wird. Dies möchten Vereinigungen wie „goolkids“ ändern.
„Inklusion beginnt leider nur sehr langsam in der Gesellschaft anzukommen“, sagt Robert Bartsch. „Es zeigen sich jedoch zunehmend Erfolge im Kleinen durch viele tatkräftige Engagierte. In Bamberg selbst ist es den frühen Aktivitäten einer Jutta Sturm-Heidler und ihrer Nachfolgerin, der aktuellen Behindertenbeauftragten der Stadt, Nicole Orf, zu verdanken, dass wir wesentlich offener und inklusiver dastehen als so manch andere Kommune. Gerade erst haben wir mit der ersten „Toilette für Alle“ in Bamberg einen Meilenstein erhalten, um die Barrierefreiheit voranzubringen. Zusammen mit der ARGE, der Arbeitsgemeinschaft chronisch kranker und behinderter Menschen, bewegt sich in unserer Region also durchaus Einiges. Dabei versuchen wir von „goolkids“, unseren Teil beizusteuern, indem wir gerade im Sport neue Ideen umsetzen, um inklusive Begegnungen zu ermöglichen.“
Zu solchen Begegnungen kam es vor allem im laufenden Jahr in neuen Ausmaßen. Ereignisse wie das Projekt „Host Town“, als Bamberg Gastgeber der Delegation Bahrains war, und der Anlass der Special Olympics World Games Berlin sowie zwei Fußball-Benefizspiele im vergangenen August präsentierten den Inklusionsgedanken mit großer öffentlicher Wirkung.
„Gerade die Erlebnisse rund um „Host Town“ oder bei den World-Games sind Events, auf die wir natürlich besonders stolz sind. Es war ein langer Weg und gelang vor allem durch unsere ständige Kooperation mit Special Olympics Bayern oder dem Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern. Ganz wichtig war dabei, dass es uns gelang, die Stadt mit all ihren Gremien samt Stadtrat hinter die Idee des Sportbegegnungsprojekts „Host Town“ zu bringen. Diese begegnungsreichen Tage fanden auch in der ländlichen Region einen großen Anklang. Mit dem Besuch der Eröffnungsfeier der World Games in Berlin gelang für eine große Gruppe von AthletInnen zudem ein Höhepunkt der besonderen Art. So konnten wir unseren Gästen aus Bahrain zeigen, wie schön die „Host-Town“-Tage für uns und unsere Bürger waren.“
Aber Optimierungspotential gebe es dennoch immer. Insbesondere wünscht sich „goolkids“, dass sich noch mehr Sportvereine und Gruppen der inklusiven Idee öffnen. „Aber auch die Medien könnten dabei helfen, indem sie den besonderen Wert von gemeinsamen Erlebnissen herausstellen“, sagt Bartsch. „Hier hätte ich mir während der World Games von den TV-Anstalten aus Berlin viel mehr Berichterstattung über Menschen mit und ohne Behinderung gewünscht, die gemeinsam Sport ausüben. Dieses Miteinander kam stellenweise nur sehr bedingt rüber. Es muss unser aller Wunsch sein, den inklusiven, leistungsfreien Sport als die wichtigste Brücke zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu stärken.“
Sportgala am 11. November
Am 11. November bringt „goolkids“ sein ereignisreiches Jahr 2023 mit einer Sportgala zum Abschluss. „Diese Gala“, sagt Robert Bartsch, „ist eine gute Möglichkeit, das Wirken von „goolkids“ auf einer besonderen Bühne darzustellen. Dabei wird es mehrere Höhepunkte geben. Einer davon wird der Besuch der Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg sein. Diese ist 2022 Deutscher Meister der Ü40-Liga geworden. Im Rahmen der Gala zeichnen wir das Team mit einem Ehrenpreis aus. Darüber hinaus freue ich mich genauso auf die Wahl der besten Fußballerinnen und Fußballer Bambergs.“
Nominiert für den Preis sind bei den Männern Stanislaw Nikiforow vom SC Reichmannsdorf, Simon Fischer, TSV Staffelstein, und Christopher Kettler (FC Eintracht Bamberg). Bei den Frauen haben es Lisa Kestler vom Schwabthaler SV, Celina Horcher, DJK Don Bosco Bamberg, und Nadine Janousch (SV Frensdorf) in die Auswahl geschafft.
Chancen, Trainer des Jahres zu werden, haben Jan Gernlein (FC Eintracht Bamberg), Dominik Schmitt (FC Oberhaid) und Thomas Fleischmann vom DJK Don Bosco Bamberg Damen.
Beste Herrenmannschaft könnte der FC Oberhaid werden oder der TSV Neudrossenfeld oder der FC Eintracht Bamberg. Die Nominierten als beste Damenmannschaft sind: DJK Don Bosco Bamberg, Schwabthaler SV und 1. FC Redwitz.
Auch die beste Nachwuchsarbeit im Bamberger Fußball wird ausgezeichnet. Der Preis geht entweder an den SV Waizendorf 1969 e.V., die JFG Leitenbachtal oder den TSV Hirschaid.
So kann für „goolkids“ das nächste Jahr auf jeden Fall kommen. Doch wie soll es 2024 weitergehen? „Persönlich wünsche ich mir nur Gesundheit und viele herzerfrischende Erlebnisse mit all meinen inklusiven Freunden“, sagt Robert Bartsch. „Für „goolkids“ wünsche ich mit vor allem einen starken, intensiven Nachwuchs bei Helfern, Ehrenamtlichen und anderen Unterstützern. Es gilt, unsere Arbeit zu stabilisieren, denn Inklusion braucht ein gutes Fundament an Engagement und natürlich auch an finanzieller Unterstützung. Hier hoffe ich sehr, dass wir die Basis unserer Sponsoren und Gönner nachhaltig ausbauen können, damit wir auch im nächsten Jahr noch inklusiv arbeiten können. Die nächsten Ziele warten schon.“