Fuchs-Park-Sta­di­on

Fuß­ball-Bene­fiz­spie­le: Tra­di­ti­ons­elf gegen Tra­di­ti­ons­elf, Meis­ter gegen Drittplatzierten

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Benefizspiele
Der FV 1912 goolkids bei den Special Olympics World Games, Foto: Robert Bartsch
Die Inklu­si­on von Men­schen mit Behin­de­rung in Sport­ver­ei­ne kommt vor­an, steckt aber laut För­der­ver­ein gool­kids noch zu sehr in einer Bla­se fest. Um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, ver­an­stal­tet der Ver­ein am 20. August im Fuchs-Park-Sta­di­on zwei Fuß­ball-Bene­fiz­spie­le. Im einen spie­len die Tra­di­ti­ons­mann­schaf­ten des FC Ein­tracht Bam­berg und des 1. FC Nürn­berg gegen­ein­an­der. Im ande­ren, etwas bri­san­te­ren, der SV Alt­sit­ten­bach, baye­ri­scher Meis­ter 2023 im Inklu­si­ons-Fuß­ball, gegen den Sai­son­drit­ten aus Bam­berg, den FV 1912 goolkids.

Ende Juni gin­gen in Ber­lin die Spe­cial Olym­pics World Games zu Ende. Bei die­ser sport­li­chen Groß­ver­an­stal­tung haben sich knapp zwei Wochen Men­schen mit geis­ti­ger Behin­de­rung in ver­schie­de­nen olym­pi­schen Sport­ar­ten mit­ein­an­der gemes­sen. Dabei stand aller­dings nicht nur der Wett­kampf im Mit­tel­punkt, son­dern auch der Inklu­si­ons-Gedan­ke. Denn zu gewin­nen gab es nicht nur Medail­len – auch mehr Aner­ken­nung und gesell­schaft­li­che Teil­ha­be von Men­schen mit geis­ti­ger Behin­de­rung waren das Ziel. Obwohl die Spie­le nur in der Haupt­stadt statt­fan­den, konn­ten über­all im Land aller­dings auch wei­te­re Städ­te oder Kom­mu­nen von die­sem ideel­len Anspruch pro­fi­tie­ren. Denn die ver­schie­de­nen inter­na­tio­na­len Dele­ga­tio­nen der teil­neh­men­den Ath­le­tin­nen und Ath­le­ten waren zur Vor­be­rei­tung auf die Ver­an­stal­tung lan­des­weit in soge­nann­ten „Host Towns“, Gast­ge­ber­stät­ten, unter­ge­bracht und konn­ten dort trai­nie­ren. Bam­berg war bekann­ter­ma­ßen eine die­ser „Host Towns“, näm­lich für die Dele­ga­ti­on Bah­rains.

Vier Tage lang war die Sport-Grup­pe auf hie­si­gen Sport­an­la­gen unter­wegs, ließ sich zum Kon­takt mit der Bevöl­ke­rung in der Innen­stadt bli­cken und nahm an Ver­an­stal­tun­gen wie einem Fackel­lauf teil. „Wenn Sie Bam­berg wie­der ver­las­sen“, sag­te Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke damals zur bah­rai­ni­schen Dele­ga­ti­on, „möch­ten wir vor allem eines, näm­lich dass Sie die Stadt bes­tens in Erin­ne­rung behal­ten und ger­ne an Ihre Zeit bei uns zurückdenken.“

Aber hat im Gegen­zug auch Bam­berg die Dele­ga­ti­on, das „Host-Town“-Programm, die Spe­cial Olym­pics und vor allem den Inklu­si­ons-Gedan­ken in Erin­ne­rung behalten?

Inklu­si­on steckt in einer Bla­se fest

Wolf­gang Heyder ist Vor­stand­mit­glied des Bam­ber­ger För­der­ver­eins gool­kids, der sich seit Jah­ren für die Inklu­si­on von Men­schen mit Behin­de­rung in den Betrieb von Sport­ver­ei­nen ein­setzt. Ganz im Sin­ne des Mot­tos „Sport ver­bin­det“ sol­len Men­schen mit und ohne Han­di­cap mit­ein­an­der sport­lich aktiv sein und zum Bei­spiel Fuß­ball, Bas­ket­ball oder Tisch­ten­nis spie­len. Eini­ge Fort­schrit­te habe gool­kids in die­ser Rich­tung schon gemacht, sagt Wolf­gang Heyder, auch wenn die Initia­ti­ve dazu zumeist aus dem eige­nen Haus kom­men muss­te. „Als wir vor fünf Jah­ren mit gool­kids und dem Sport­in­k­lu­si­ons-Pro­gramm ginaS, das steht für „gool­kids inte­griert natür­lich alle Sport­ler“, ange­fan­gen haben, woll­ten wir mög­lichst vie­le Men­schen mit Behin­de­rung in Sport­ver­ei­ne brin­gen, damit sie an deren täg­li­chem Sport­be­trieb teil­neh­men kön­nen. Am Anfang lief es zäh und hat zuerst kaum geklappt. Des­we­gen haben wir eige­ne The­men entwickelt.“

So kön­nen auf Ver­an­las­sung des För­der­ver­eins Men­schen mit und ohne Han­di­cap zum Bei­spiel in der Bas­kid­hall in der Gereuth gemein­sam Roll­stuhl­bas­ket­ball spie­len, in Hall­stadt ins Fit­ness-Stu­dio gehen oder sich beim FV 1912 Bam­berg einer Inklu­si­ons-Fuß­ball­mann­schaft anschließen.

Und seit den Spe­cial Olym­pics und „Host Town“ ver­schrei­be sich auch das Rat­haus, nament­lich in Gestalt von Sport­re­fe­rent Mat­thi­as Pfeu­fer, stär­ker dem Inklu­si­ons­ge­dan­ken. „Aber es ist noch mehr drin in Sachen Öffent­lich­keit für den Inklu­si­ons­ge­dan­ken. Die Spe­cial Olym­pics haben ihn zwar noch ein biss­chen wei­ter nach oben gebracht und Men­schen mit und ohne Han­di­cap machen immer mehr gemein­sa­men Sport. Aber ins­ge­samt steckt das The­ma der Inklu­si­on immer noch in einer Bla­se fest und bleibt sozu­sa­gen unter sich. Wir wol­len eine brei­te­re Öffent­lich­keit für Inklusion.“

Da drängt sich aller­dings die Fra­ge auf: Wenn selbst die Öffent­lich­keits­wirk­sam­keit einer inter­na­tio­na­len Groß­ver­an­stal­tung wie die Spe­cial Olym­pics nicht genug zu sein scheint, die­se Bla­se zu spren­gen, wes­sen bedarf es dann noch? „Da ist was dran“, sagt Heyder, möch­te die Ver­bin­dung aber für gool­kids nicht ganz gel­ten las­sen. „Die Spe­cial Olym­pics haben das The­ma des Behin­der­ten­sports groß in die Öffent­lich­keit gebracht. Aber ist das schon Inklu­si­on? Denn das ist, was wir von gool­kids möch­ten: Inklu­si­on und Teil­ha­be in gän­gi­gen Sport­be­trie­ben und übri­gens zum Bei­spiel auch in der Kul­tur. Die Akti­vi­tät des gemein­sa­men Sport­trei­bens oder Kul­tur­ma­chens, wie es in der KUFA mög­lich ist, muss noch ent­wi­ckelt wer­den. Und das war bei den Spe­cial Olym­pics nur bedingt der Fall.“

Zwei Bene­fiz­spie­le für mehr Inklusion

Eine Mög­lich­keit, dies zu errei­chen, ver­an­stal­tet gool­kids am 20. August im Fuchs-Park-Sta­di­on. Dann spielt für den guten Zweck der Inklu­si­on und des gemein­sa­men Sport­trei­bens zuerst der baye­ri­sche Meis­ter 2023 im Inklu­si­ons-Fuß­ball, der SV Alt­sit­ten­bach, gegen den Sai­son­drit­ten aus Bam­berg, den FV 1912 gool­kids. Ist die­se Par­tie ent­schie­den, betre­ten für das zwei­te Bene­fiz­spiel die Tra­di­ti­ons­mann­schaf­ten des FC Ein­tracht Bam­berg und des 1. FC Nürn­berg den Platz an der Armee­stra­ße. 2019 gab es schon ein­mal ein der­ar­ti­ges Wohl­tä­tig­keits­spiel: Damals tra­ten der dama­li­ge Bay­ern­li­gist FC Ein­tracht Bam­berg und der dama­li­ge Regio­nal­li­gist SpVgg Bay­reuth gegen­ein­an­der an.

Die bei­den Fuß­ball-Bene­fiz­spie­le sol­len Auf­merk­sam­keit schaf­fen, Publi­kum anzie­hen und nicht zuletzt Gel­der ein­spie­len. „Denn“, sagt Wolf­gang Heyder, „wir haben lei­der kei­ne insti­tu­tio­nel­le För­de­rung, also zum Bei­spiel eine städ­ti­sche, son­dern wir müs­sen uns über Spen­den und immer wie­der Aktio­nen wie die­se Spie­le finan­zie­ren.“ 5.000 bis 7.000 Euro an Ein­nah­men erhofft sich gool­kids von die­sem Tag. „Oder natür­lich ger­ne auch mehr. Ich bin auf jeden Fall über­zeugt, dass wir einen guten Betrag zusammenbekommen.“

Wo die­ses Geld am drin­gends­ten gebraucht wür­de, ist unter­des­sen bereits klar. „Neben unse­ren Ver­an­stal­tun­gen muss unse­re Haupt­amt­lich­keit finan­ziert wer­den. Und wo es spe­zi­ell kos­ten­in­ten­siv wird, sind unse­re Schul­pro­jek­te. Zwi­schen 50 und 60 Mal pro Jahr besu­chen wir Schu­len in der Regi­on, um unser Pro­jekt vor­zu­stel­len – das kos­tet viel Geld.“

Was die Orga­ni­sa­ti­on der Bene­fiz­spie­le am 20. August angeht, sei zumin­dest bis­her alles glatt gelau­fen. So muss­te Wolf­gang Heyder kei­ne der betei­lig­ten Fuß­ball-Mann­schaf­ten lan­ge bit­te, für den guten Zweck nach Bam­berg zu kom­men. „Mit Tho­mas Zie­mer, dem Trai­ner der Nürn­ber­ger Tra­di­ti­ons­elf, hat­te ich schon mehr­mals Kon­takt. Er war ein­mal zu Gast bei einer gool­kids-Gala und ist inzwi­schen ein rich­ti­ger Fan von gool­kids und ginaS.“

Mit dem Tra­di­ti­ons­team des Club könn­ten neben Tho­mas Zie­mer, der zu sei­ner Zeit in den 1990er Jah­ren 1. und 2. Bun­des­li­ga für den FSV Mainz und die Nürn­ber­ger gestürmt hat, wei­te­re gro­ße Namen ehe­ma­li­ger Pro­fis nach Bam­berg kom­men. Die­ter Nüs­sing (104 Bun­des­li­ga­ein­sät­ze mit 13 Toren) und Jörg Ditt­war (150 Spie­le und 12 Tore) könn­ten genau­so dabei sein wie die slo­wa­ki­schen und tsche­chi­schen Ver­eins­le­gen­den Marek Min­tál (Erst­li­ga-Tor­schüt­zen­kö­nig 2005) und Pavel Kuka (Vize-Euro­pa­meis­ter 1996).

„Nicht zu ver­ges­sen Leu­te wie Andre­as Wolf oder Mar­tin Dril­ler”, sagt Wolf­gang Heyder. „Oder auf wen ich mich per­sön­lich freue: Die­ter Eck­stein. Mit ihm ist der Club 1985 als Meis­ter in die ers­te Liga auf­ge­stie­gen. Ins­ge­samt hat er fast 200 Mal für Nürn­berg gespielt und ist mit knapp 70 Toren hin­ter Heinz Strehl der Bun­des­li­ga-Tor­schüt­ze mit der zweit­höchs­ten Tref­fer­zahl beim FC.“

Wel­che Spie­ler letzt­lich, auch auf Sei­ten der Tra­di­ti­ons­elf der Ein­tracht Bam­berg, genau teil­neh­men wer­den, müs­se man (Stand Mit­te Juli) aber abwar­ten. „Tho­mas Zie­mer und Chris­toph Star­ke, der Trai­ner der Bam­ber­ger, wer­den aber auf jeden Fall schlag­kräf­ti­ge Mann­schaf­ten mitbringen.“

Auch die Fra­ge, ob sich die bei­den All­star-Teams dann tat­säch­lich einen kräf­ti­gen Schlag­ab­tausch lie­fern oder eher Spaß und fuß­bal­le­ri­sche Tricks das Spiel domi­nie­ren, wird erst auf dem Platz beant­wor­tet. „Ich erwar­te ein Mit­tel­ding. Bei­de wer­den schon ernst­haft spie­len und gewin­nen wol­len, aber beson­ders inten­siv wird es wahr­schein­lich nicht. Die Mann­schafts­mit­glie­der freu­en sich immer sehr, wenn sie zusam­men­kom­men und ein schö­nes Spiel zei­gen kön­nen. Und hin­ter­her wol­len sie auch ein Bier­chen mit­ein­an­der trinken.“

Sport­lich inter­es­san­ter dürf­te es der­weil wer­den, wenn der FV 1912 gool­kids Bam­berg und der SV Alt­sit­ten­bach den Platz im Spiel davor betre­ten. Denn dann spielt der Baye­ri­sche Inklu­si­ons­fuß­ball-Meis­ter, bezie­hungs­wei­se der aller­ers­te Trä­ger die­ses Titels, gegen den Tabel­len­drit­ten der letz­ten Sai­son. „Die­se bei­den Mann­schaf­ten sind extrem ehr­gei­zig und gehen mit gro­ßem Herz­blut an die Sache ran. Zur Vor­be­rei­tung trai­nie­ren sie min­des­tens ein­mal die Woche und Bam­berg möch­te bestimmt ein biss­chen Revan­che neh­men, denn Alt­sit­ten­bach hat den FV im Sai­son-Halb­fi­na­le besiegt. Aber Haupt­sa­che ist, es fal­len vie­le Tor und es gibt viel Erlös.“

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