Poli­tik, Bera­tung und Bildung

KAB – Katho­li­sche Arbeit­neh­mer­be­we­gung Bamberg

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Arbeitnehmerbewegung
Die KAB Bamberg setzt sich unter anderem für den freien Sonntag ein, Foto: KAB Bamberg
Die Katho­li­sche Arbeit­neh­mer­be­we­gung tritt in Bam­berg seit 120 Jah­ren für sozia­le Gerech­tig­keit ein. Auf Grund­la­ge der katho­li­schen Sozi­al­leh­re und durch poli­ti­schen Ein­satz, Bera­tung und Bil­dung möch­te sie gesell­schaft­li­che Umstän­de ver­bes­sern und mün­di­ge Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer herausbilden.

Seit ihren Anfän­gen Mit­te des 19. Jahr­hun­derts, als sie aus einem Zusam­men­schluss ver­schie­de­ner katho­li­scher Arbei­ter­un­ter­stüt­zungs­ver­ei­ne her­vor­ging, ver­steht sich die Katho­li­sche Arbeit­neh­mer­be­we­gung (KAB) als Bewe­gung für sozia­le Gerech­tig­keit in der Arbeitswelt.

Auf dem Ver­bands­tag des Bam­ber­ger Diö­ze­san­ver­ban­des Ende Okto­ber prä­zi­sier­ten die Dele­gier­ten die Selbst­de­fi­ni­ti­on und sag­ten: „Die KAB ist ein Ver­band in der Arbeits­welt, der auf Basis der christ­li­chen Sozi­al­leh­re mit­ge­stal­tet, bil­det, unter­stützt und berät.“

Heu­te exis­tie­ren im gesam­ten deutsch­spra­chi­gen Raum KAB-Ver­bän­de, wobei der Bam­ber­ger mit sei­ner Grün­dung im Jahr 1902 zu den ältes­ten gehört. Von den deutsch­land­weit etwa 80.000 Mit­glie­dern stam­men etwa 5.000 aus der Domstadt.

Die christ­li­che Sozi­al­leh­re mit ihren Prin­zi­pi­en der Eigen­ver­ant­wor­tung, Soli­da­ri­tät und Gerech­tig­keit bil­det das Fun­da­ment der Arbeit der Katho­li­schen Arbeit­neh­mer-Bewe­gung. Das Hand­lungs­prin­zip der KAB lau­tet dabei „sehen – urtei­len – han­deln“, was in der Umset­zung poli­ti­scher Ein­satz für und Bera­tung sowie Bil­dung von Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mern bedeutet.

Poli­ti­sche Forderungen

Berei­che, in denen die Katho­li­sche Arbeit­neh­mer­be­we­gung Bam­berg beson­de­ren poli­ti­schen Hand­lungs­be­darf sieht, sind bei­spiels­wei­se der Sonn­tags­schutz der Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer, an die­sem Tag soll die Arbeit ruhen. Zudem for­dert sie bes­se­ren Umwelt- und Klimaschutz.

Auch, oder vor allem, dem Ein­satz für ein bes­se­res Ren­ten­sys­tem und fai­re­re Löh­ne hat sich die KAB ver­schrie­ben. So soll die bestehen­de Alters­vor­sor­ge dahin­ge­hend opti­miert wer­den, dass zum Bei­spiel die­je­ni­gen eine bes­se­re Ren­te bekom­men, die sich ehren­amt­lich für die Gesell­schaft ein­set­zen oder Ange­hö­ri­ge pflegen.

Und: „Der Lohn für geleis­te­te Arbeit muss zum Leben rei­chen und Alters­ar­mut vor­beu­gen“, sagt Michae­la Hof­mann, Assis­ten­tin der Geschäfts­füh­rung in Bam­berg. Ent­spre­chend ver­sucht die Arbeit­neh­mer­be­we­gung, sich „für die Sozi­al­ver­si­che­rungs­pflicht bei gering­fü­gi­ger Beschäf­ti­gung ab dem ers­ten ver­dien­ten Euro“ stark zu machen und for­dert zudem eine Erhö­hung des Min­dest­lohns auf 14,39 Euro.

Ob For­de­run­gen nach die­ser Erhö­hung Chan­cen auf Erfolg haben, sei im Ange­sicht der Tat­sa­che, dass der Min­dest­lohn erst vor Kur­zem auf 12 Euro erhöht wur­de, dahin­ge­stellt. Mit Blick auf die der­zeit stei­gen­den Lebens­kos­ten scheint die For­de­rung selbst aber nicht über­trie­ben. „Die sozia­le Sche­re zwi­schen Arm und Reich geht wei­ter aus­ein­an­der. Das mag platt klin­gen, ist aber lei­der so. Die­je­ni­gen, die sowie­so schon wenig finan­zi­el­le Mit­tel zur Ver­fü­gung haben, sind noch bedrohter.“

Bera­tung bei der KAB

Das zwei­te Stand­bein der KAB besteht in der Bera­tung von Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mern zu The­men wie Arbeits- und Sozi­al­recht. Schnell kann es am Arbeits­platz zu Pro­ble­men zwi­schen arbeit­ge­ben­der und arbeit­neh­men­der Sei­te kom­men, die sich mit einem Blick in die Geset­zes­grund­la­ge aber lösen lassen.

„Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer wen­den sich an uns, wenn es Schwie­rig­kei­ten mit dem Arbeit­ge­ber gibt“, sagt Michae­la Hof­mann, „wie zum Bei­spiel bei Fra­gen wie Kün­di­gung, Abfin­dung, Arbeits­zeug­nis, Urlaub oder Weih­nachts­geld. Auch wenn Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer unzu­frie­den mit Leis­tun­gen ihrer Kran­ken- oder Pfle­ge­kas­se sind oder es Unklar­hei­ten beim Ren­ten­an­trag gibt, kön­nen sie zur KAB kommen.“

In Bera­tungs­ge­sprä­chen, die auf die Bedürf­nis­se des jewei­li­gen Arbeit­neh­men­den ange­passt sind, ver­sucht die KAB dann, den Men­schen, die sich an sie wen­den, zu ihrem Recht zu verhelfen.

„Oft geht es in den Gesprä­chen um Hil­fe beim Aus­fül­len von kom­pli­zier­ten For­mu­la­ren. Es kann aber auch vor­kom­men, dass wir Bei­stand vor Gericht leis­ten, um unse­re Mit­glie­der arbeits- und sozi­al­recht­lich zu vertreten.“

Zwar muss man, um sol­che Bera­tung in Anspruch neh­men zu kön­nen, Mit­glied bei der KAB wer­den, wobei die Kon­fes­si­on uner­heb­lich ist, aber Mit­glie­der wer­den kos­ten­los bera­ten und die Erfolgs­aus­sich­ten, soll­te eine Gerichts­ver­hand­lung unum­gäng­lich sein, bezeich­net Frau Hof­mann als über­wie­gend gut.

Bil­dungs­ak­teu­rin KAB

Was die Katho­li­sche Arbeit­neh­mer­be­we­gung laut eige­nen Anga­ben von ande­ren Arbeit­neh­mer­ver­bän­den unter­schei­det, ist der Bil­dungs­schwer­punkt der Orga­ni­sa­ti­on. „Wir sind Bil­dungs­ak­teur“, sagt Michae­la Hof­mann. „Mit unse­rem Bil­dungs­pro­gramm ver­su­chen wir, den Men­schen lebens­prak­ti­sche Kom­pe­ten­zen zu ver­mit­teln, damit sie in der Lage sind, sich selbst eine Mei­nung zu bil­den über gesell­schaft­li­che, poli­ti­sche, reli­giö­se, beruf­li­che und per­sön­li­che The­men und Fra­gen. Die­se Kom­pe­ten­zen sind für uns in ers­ter Linie eine mög­lichst hohe Mün­dig­keit, also Selbst­be­stim­mung und Eigen­ver­ant­wor­tung, so dass jeder Mensch für sich selbst spre­chen und sor­gen kann. Dazu gehö­ren unter ande­rem auch Medi­en­kom­pe­tenz und kri­ti­sches Urteilsvermögen.”

Mehr­mals pro Monat bie­tet die KAB Bam­berg in ihren Räum­lich­kei­ten in der Lud­wig­stra­ße 25 und digi­tal Bil­dungs­se­mi­na­re an. Dabei infor­mie­ren Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten zu ver­schie­de­nen the­ma­ti­schen Berei­chen. So stan­den in den letz­ten Mona­ten The­men wie Digi­ta­li­sie­rung, Fra­gen zur Ver­si­che­rungs­land­schaft oder huma­ni­tä­re Her­aus­for­de­run­gen auf dem Pro­gramm. Ein wei­te­res The­ma lau­te­te „Arbeits­recht für jun­ge Erwach­se­ne“. In die­sem Semi­nar ver­such­te die KAB kon­kre­tes Wis­sen dar­über zu ver­mit­teln, was es zu beach­ten gilt, bevor man einen Arbeits­ver­trag unterschreibt.

Mehr Öffent­lich­keit gewünscht

Die Zahl der­je­ni­gen, die sich an die KAB Bam­berg wen­det und bera­te­ri­sche Hil­fe sucht oder an den Semi­na­ren teil­nimmt, habe in den letz­ten Jah­ren zwar zuge­nom­men, soll aber noch wei­ter wach­sen. Die KAB habe ein gro­ßes Know-how, ver­mark­te es aber zu wenig, so eine Selbst­ein­schät­zung, zu der der Ver­band auf erwähn­tem Ver­bands­tag kam.

„Wir wün­schen uns“, sagt Michae­la Hof­mann, „dass noch mehr Men­schen unse­re Ange­bo­te in Anspruch neh­men. Wir möch­ten noch mehr ins öffent­li­che Bewusst­sein kom­men, damit die Arbeit­neh­mer wis­sen, dass sie sich mit ihren Fra­gen, wenn es bei der Umset­zung von Arbeits­rech­ten im Arbeits­all­tag Pro­ble­me gibt, an uns wen­den können.“

Die Kern­the­men der fai­ren Löh­ne und bes­se­ren Ren­te, des Sonn­tags­schut­zes und der Nach­hal­tig­keit, die das Fun­da­ment von Bil­dungs- und Bera­tungs­ar­beit sind, sol­len bestehen blei­ben. Nur öffent­lich­keits­wirk­sa­mer in Sze­ne möch­te man sie setzen.

Ers­te Schrit­te in die­se Rich­tung, wie neue Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge zu erschlie­ßen, sind bereits in Arbeit. Zudem plant die KAB Bam­berg, ihre digi­ta­len Bil­dungs­an­ge­bo­te aus­zu­bau­en. So möch­te der Ver­band zukünf­tig min­des­tens 50 Ver­an­stal­tun­gen pro Jahr anbie­ten. Im Lau­fe des nächs­ten Jah­res soll außer­dem stär­ker in Fach­res­sour­cen wie Rechts­be­ra­tung, Mar­ke­ting, Kom­mu­ni­ka­ti­on inves­tiert wer­den, um die KAB Bam­berg zu stärken.

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