Der Abbau der Arbeitslosigkeit setzte sich auch im Juni im Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg ungebremst fort. Die Zahl der Arbeitslosen nahm im letzten Monat um überdurchschnittliche 410 Personen (-3,4 Prozent) weiter ab, in der Region Bamberg sank die Arbeitslosenzahl um 3,7 Prozent.
Im Vorjahr hingegen verlor zu dieser Zeit der bis dahin seit April andauernde rapide Anstieg der Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Bamberg-Coburg an Dynamik (+1,0 Prozent, +134 Personen). In den letzten fünf Jahren vor der Krise betrug der Rückgang im Juni im Schnitt 275 Personen, das heißt, in diesem Jahr fiel er um 49,1 Prozent dynamischer aus.
Die Zahl der Arbeitslosen war am Ende des ersten Halbjahres mit 11.775 Menschen um 10,8 Prozent bzw. 1 427 Personen niedriger als in 2020. Im Zwei-Jahresvergleich ist sie jedoch noch gut ein Viertel (+24,6 Prozent, +2.328 Personen) größer als im Juni 2019 vor der Krise. Die Arbeitslosenquote nahm im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent ab. Vor einem Jahr lag sie bei 3,8 Prozent (Juni 2019: 2,7 Prozent).
Im letzten Monat verloren 900 Männer und Frauen ihren Arbeitsplatz und meldeten sich arbeitslos, 198 Personen beziehungsweise 18,0 Prozent weniger als in 2020. Zeitgleich konnten 1.136 Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer neuen Beschäftigung beenden. Das sind 174 oder 18,1 Prozent mehr als im letzten Jahr.
Die Jobchancen (1.025 Einstellungen im Juni 2019) sowie das Risiko entlassen zu werden (1.159 Arbeitslosmeldungen im Juni 2019) sind mittlerweile statistisch günstiger als im Jahr vor der Corona- Krise. Besonders Jugendliche (-25,5 Prozent, ‑383 im Vergleich zu 2020) und Ausländer (-15,3 Prozent, ‑361 im Vergleich zu 2020) profitieren überproportional von der aktuell günstigen Entwicklung. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist hingegen seit dem letzten Jahr um 38,7 Prozent (+974) auf 3.493 gestiegen.
Arbeitsmarktentwicklung: Der Anfang vom Ende der Krise?
Einschätzung von Brigitte Glos, Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, zur aktuellen Situation am Arbeitsmarkt: „Im Juni wirkten sich die niedrigen Infektionszahlen sowie die anziehende weltweite Konjunktur auf unseren regionalen Arbeitsmarkt positiver aus als erwartet. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als viele Jugendliche wegen der Krise im Sommer nach ihrer Ausbildung keine Übernahmeperspektive hatten, sieht es heuer für sie wesentlich besser aus. Es melden sich nur vereinzelt gut ausgebildete Fachkräfte, die bestimmt schnell wieder eine Anstellung finden. Vor allem Betriebe aus dem Bereich der Produktion und Industrie sowie das Handwerk sind auf der Suche nach Verstärkung ihrer Mannschaft.
Blitzstart in Tourismus und der Gastronomie
Der Bereich Tourismus und Gastronomie legte mit der Öffnung in den vergangenen Wochen eine regelrechte Aufholjagd hin. Die normalerweise ab Ende Februar bis Mai sich hinziehenden üblichen Wiedereinstellungen nach der Winterpause wurden innerhalb kürzester Zeit nachgeholt. Die Pandemie war und ist besonders für Ungelernte ein Impulsgeber zum Reflektieren, wie sie ihre berufliche Zukunft gestalten. Da über die Hälfte aller Entlassenen keinen Berufsabschluss hatten, traf die Krise gerade sie und ihre Familien besonders hart. Zwar gibt es für sie im Helferbereich wieder zunehmend Chancen, jedoch sind es oft keine beruflichen Perspektiven auf Dauer. Ihre Bereitschaft zu Weiterbildungen und zum Erreichen eines Berufsabschlusses ist daher spürbar gestiegen. Unsere Berater unterstützen sie gerne dabei, sich beruflich neu zu orientieren oder weiterzuentwickeln.“
Beschäftigungsanstieg trotz Krise
Es gibt 246.154 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (aktuellster Wert 12/2020) im Agenturbezirk Bamberg-Coburg. Das sind 0,2 Prozent beziehungsweise 383 mehr als ein Jahr zuvor und 2 442 (+1,0 Prozent) mehr als vor zwei Jahren. Trotz der Corona-Krise nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig-beschäftigten Ausländer um 11,3 Prozent beziehungsweise 2.138 auf 20.982 zu. Gut jeder zwölfte Beschäftigte (8,5 Prozent) hat somit einen ausländischen Pass.
Kurzarbeit – Fachkräfte gesichert, mit ganzer Mannschaft aus der Krise starten
Im Februar (Hochrechnung aktuellster Wert) bezogen im Agenturbezirk insgesamt 3.304 Betriebe für 24 940 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld. 10,1 Prozent aller sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten waren in Kurzarbeit. Der durchschnittliche Arbeitsausfall liegt pro Kurzarbeiter bei circa 40 Prozent. Ohne das Instrument der Kurz-arbeit läge die Arbeitslosenquote hypothetisch im Juni nicht bei 3,4 Prozent, sondern würde ungefähr 5,7 Prozent betragen (Arbeitsausfall aller Kurzarbeiter addiert auf Vollzeitäquivalente). Jetzt, da die Konjunktur an Fahrt gewinnt, macht sich die Kurzarbeit bezahlt, da sich die Betriebe die sonst teilweise langwierige Personalsuche ersparen und gleich durchstarten können.
Arbeitslosigkeit erstmals seit Beginn der Corona-Krise in allen Regionen wieder kleiner als vor einem Jahr
Der Arbeitsmarkt der Agentur Bamberg-Coburg umfasst folgende sieben Gebietskörperschaften: Stadt und Landkreis Bamberg, Stadt und Landkreis Coburg sowie die Landkreise Forchheim, Kronach und Lichtenfels.
Neben der seit Monaten sich wieder erholenden Konjunktur sorgten mit den wirtschaftlichen Lockerungen im Juni jetzt auch die Wiedereinstellungen in der Gastronomie sowie im Tourismus für ein Sinken der Arbeitslosigkeit in nahezu allen Kreisen und Städten. Lediglich im Landkreis Coburg stagnierte sie. Die Kreise Lichten-fels (-6,5 Prozent), Forchheim (-4,6 Prozent) Bamberg (-3,7 Prozent) sowie die Stadt Bamberg (-3,7 Prozent) verzeichneten den dynamischsten Rückgang. Aber auch in der Stadt Coburg (-2,7 Prozent) und Kronach (-2,1 Prozent) ging die Arbeitslosigkeit zum Sommeranfang erneut zurück. Erstmals seit Beginn der Corona Krise ist die Arbeitslosigkeit wieder in allen Regionen des Agenturbezirks geringer als vor einem Jahr.
In den Landkreisen Lichtenfels (-20,8 Prozent), Kronach (-18,1 Prozent), der Stadt (-14,4 Prozent) und dem Landkreis Coburg (-11,8 Prozent) liegt die Zahl der Arbeitslosen prozentual bereits im zweistelligen Bereich unter dem Vorjahreswert. Aber auch im Landkreis Bamberg (-7,5 Prozent), der Stadt Bamberg (-5,6 Prozent) und dem Landkreis Forchheim (-2,1 Prozent) war sie im Juni nun wieder kleiner als vor einem Jahr. Die niedrigste Arbeitslosenquote und Vollbeschäftigung haben die Landkreise Bamberg mit 2,6 Prozent und Forchheim mit 2,9 Prozent, während sie in der Stadt Coburg mit 5,4 Prozent am höchsten ist.
Stellenmarkt: Stellenzugang und –bestand stabil über Vorkrisenniveau
Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg bekam im Juni 1.918 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote gemeldet. Das waren 18,5 Prozent beziehungsweise 300 mehr als im Mai. Im Vergleich zum Vorjahr waren es über die Hälfte (+58,4 Prozent) oder 707 Angebote mehr gewesen. Der Stellenzugang lag heuer das gesamte zweite Quartal über dem Vorkrisenniveau. Seit Oktober 2018 (1.964 Stellen) wurden in keinem Monat mehr so viele Stellen gemeldet wie in den letzten vier Wochen. Im Stellenbestand waren Ende Juni 7.384 Offerten, 1.493 (+25,3 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Das ist der Höchststand seit 21 Monaten.
Auf 100 gemeldete Stellen kommen aktuell statistisch lediglich 159 arbeitslose potentielle Bewerber. Waren es im Bereich Tourismus, Hotel und Gaststättengewerbe im Mai noch 233 gewesen sind es mittlerweile nur noch 150. Aufgrund der Lockerungen der wirtschaftlichen Einschränkungen im Verlauf des Monats stieg hier der Stellenbestand binnen vier Wochen sprunghaft um 44,3 Prozent.
Der Großteil der der Stellenangebote entfällt auf die folgenden Berufsbereiche: 2.301 Produktion, Fertigung, 1.434 Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit, 1.154 Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung, 817 kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus sowie 712 Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik Die größten Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr gibt es bei kaufmännischen Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus (+37,8 Prozent), Bürotätigkeiten (Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung) mit plus 35,3 Prozent, Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (+26,5 Prozent) sowie Produktion (+26,0 Prozent).
Die Zeitarbeit partizipiert weiterhin überproportional am gestiegenen Personalbedarf, da Betriebe mit Festanstellungen teilweise noch abwarten. Mit 2.034 Jobangeboten im Bestand sind es aktuell 520 beziehungsweise 34,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Jobcenter – Im Juni erstmals weniger Arbeitslose als in 2020, jedoch deutlicher Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit
4.760 Personen waren Ende Juni bei den Jobcentern des Agenturbezirks arbeitslos gemeldet. In den letzten vier Wochen hat ihre Zahl um 75 Personen (-1,6 Prozent) abgenommen. Seit dem Vorjahr verringerte sich die Arbeitslosigkeit im SGB II Be-reich um 0,7 Prozent (-33 Personen), während sie sich im SGB III aufgrund der an-ziehenden Konjunktur bereits um 16,6 Prozent (-1.394 Personen) reduzierte. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat bei den Jobcentern in den vergangenen zwölf Monaten aufgrund der Corona Krise und der Transformationsprozesse in der Automobilindustrie um 35,0 Prozent (+586 Personen) auf 2.258 zugelegt. Aber auch im Versichertenbereich bei der Arbeitsagentur sind es mit 1.235 Betroffenen 45,8 Prozent mehr geworden (+388) als vor einem Jahr.
Arbeitsmarktentwicklung in der Region Bamberg
Bamberg Stadt
Der Juni bescherte der Stadt Bamberg einen weiteren Beschäftigungsanstieg. Die Arbeitslosenzahl verringerte sich in den letzten vier Wochen um 74 Personen (-3,7 Prozent). Am Ende des ersten Halbjahrs waren 1.910 Arbeitslose gemeldet, 113 beziehunsgweise 5,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Es verloren 139 Menschen im Juni ihren Arbeitsplatz, 11,5 Prozent weniger als in 2020. Zeitgleich fanden 185 Personen eine Beschäftigung, 36,0 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,5 Prozent (Mai 4,7 Prozent). Vor einem Jahr lag sie bei 4,8 Prozent.
Im Juni meldeten die Betriebe aus dem Stadtgebiet 387 sozialversicherungspflichtige Jobangebote dem Arbeitgeberservice, 179 (+86,1 Prozent) mehr als im letzten Jahr. Im Stellenpool sind aktuell 1 464 Beschäftigungsangebote, 313 (+27,2 Prozent) mehr als 2020.
Landkreis Bamberg
Im Landkreis Bamberg sank die Arbeitslosigkeit im Juni um weitere 89 Personen (-3,7 Prozent) auf 2.289 Menschen. Seit dem Vorjahr hat die Zahl der Arbeitslosen um 7,5 Prozent (-185) abgenommen. In den vergangenen vier Wochen verloren 207 Menschen ihren Arbeitsplatz, 17,2 Prozent weniger als in 2020. Im gleichen Zeit-raum fanden 235 Personen eine Beschäftigung, 16,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt bei 2,6 Prozent (Mai 2,7 Prozent, Vorjahr 2,8 Prozent). Das ist Vollbeschäftigung und weiterhin die niedrigste Quote im gesamten Agenturbezirk. Die Marke zur Vollbeschäftigung liegt bei 3,0 Prozent.
Aus dem Bamberger Land gingen beim Arbeitgeberservice im Juni 400 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote ein, 169 (+73,2 Prozent) mehr als im Vorjahr. In der Jobbörse befinden sich aktuell 1 439 Offerten, 263 (+22,4 Prozent) mehr als vor zwölf Monaten.