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Bürokratie

vbw begrüßt res­sort­über­grei­fen­den Ansatz zur Ent­las­tung der Wirtschaft

Bros­sardt „Ein Anfang ist gemacht, jetzt muss die Bun­des­re­gie­rung dranbleiben!“

„Die schwarz-rote Koali­ti­on hat beim Büro­kra­tie­ab­bau die Zei­chen der Zeit erkannt. Mit der Moder­ni­sie­rungs­agen­da und dem ‚Ent­las­tungs­ka­bi­nett‘ bringt sie ers­te erfolg­ver­spre­chen­de Maß­nah­men auf den Weg, mit denen sie den über­fäl­li­gen Büro­kra­tie­ab­bau res­sort­über­grei­fend ange­hen und die Digi­ta­li­sie­rung end­lich vor­an­trei­ben will“, erklärt der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der vbw – Ver­ei­ni­gung der Baye­ri­schen Wirt­schaft e. V., Bert­ram Bros­sardt, im Nach­gang der Kabi­netts­sit­zung mit dem Schwer­punkt Büro­kra­tie­rück­bau in der ver­gan­ge­nen Woche.

Das sei ein Anfang, die Rich­tung stim­me. Neben der schnel­len Umset­zung der ange­sto­ße­nen Geset­zes­ver­fah­ren brau­che es wei­te­re Initia­ti­ven, um Unter­neh­men am Stand­ort deut­lich und nach­hal­tig zu ent­las­ten und zu unter­stüt­zen. „Die Bun­des­re­gie­rung muss an dem wich­ti­gen The­ma dranbleiben!“

Bros­sardt betont, anhal­ten­de glo­ba­le Kri­sen, ver­stärk­ter Pro­tek­tio­nis­mus, die vor­an­schrei­ten­de De-Indus­tria­li­sie­rung in Deutsch­land und eine schwä­cheln­de Nach­fra­ge in vie­len Bran­chen und Märk­ten stell­ten Unter­neh­men schon seit län­ge­rem vor enor­me Her­aus­for­de­run­gen. „Die Bun­des­re­gie­rung muss alles dafür tun, die Rah­men­be­din­gun­gen am Stand­ort aktiv wirt­schafts­freund­li­cher und wett­be­werbs­fä­hi­ger zu gestal­ten. Die Wirt­schaft trägt seit Jah­ren schwer an über­bor­den­den büro­kra­ti­schen Ver­pflich­tun­gen und einer zu lang­sam vor­an­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung. Der Staat muss sei­ne admi­nis­tra­ti­ven Ansprü­che wei­ter deut­lich zurück­fah­ren, Leis­tun­gen effi­zi­en­ter zur Ver­fü­gung stel­len und auf allen Ebe­nen Abläu­fe ver­ein­fa­chen und beschleunigen.“

In die­sem Zusam­men­hang bewer­tet der vbw Haupt­ge­schäfts­füh­rer posi­tiv, dass sich das Bun­des­ka­bi­nett über Eck­punk­te zum Auf­bau einer Work-and-Stay-Agen­tur ver­stän­digt hat, um die Inte­gra­ti­on von Fach­kräf­ten aus dem Aus­land in den deut­schen Arbeits­markt zu ver­bes­sern. „Die Unter­neh­men in Bund und Frei­staat sind auf gut qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te aus dem Aus­land ange­wie­sen. Dar­um müs­sen wir zügig und beherzt Hür­den abbau­en, die ihnen den Weg in den Arbeits­markt erschwe­ren“, sagt Bros­sardt. Auch das Geset­zes­vor­ha­ben zur Erhö­hung von Schwel­len­wer­ten zur Bestel­lung von Sicher­heits­be­auf­trag­ten unter­stützt die vbw „Unter­neh­men gehen sehr ver­ant­wor­tungs­be­wusst mit mög­li­chen Gefah­ren für die Gesund­heit ihrer Mit­ar­bei­ten­den um. Die geplan­te Locke­rung der Vor­ga­ben, wie vie­le Sicher­heits­be­auf­trag­te Geschäfts­füh­rer von Klein- und mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men bestel­len müs­sen, um ihren gesetz­li­chen Ver­pflich­tun­gen nach­zu­kom­men, ver­schafft ihnen mehr Fle­xi­bi­li­tät“, so Bros­sardt abschließend.

IHK-Ver­tre­ter Her­bert Grim­mer for­dert Umden­ken in der Politik

“Ger­man free” – Büro­kra­tie als Hemmschuh

Die über­bor­den­de Büro­kra­tie in Deutsch­land wird immer mehr zum Hemm­schuh für die deut­sche Wirt­schaft. Die­se Ein­schät­zung wur­de bei einer Dis­kus­si­on des IHK-Gre­mi­ums Bam­berg mit Land­rat Johann Kalb und Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­tem Andre­as Schwarz deutlich.

„Wir lau­fen Gefahr, dass das Qua­li­täts­sie­gel ‘Made in Ger­ma­ny’ immer mehr an Attrak­ti­vi­tät ver­liert”, warnt Her­bert Grim­mer, Vor­sit­zen­der des IHK-Gre­mi­ums Bam­berg. „Wir kön­nen schon jetzt spü­ren, dass inter­na­tio­na­le Kon­zer­ne zuneh­mend um deut­sche Lie­fe­ran­ten einen Bogen machen – ‘Ger­man free’ eben.” Grim­mer ver­deut­licht, dass die Büro­kra­tie­klem­me zuse­hends Aus­wir­kun­gen auf Auf­trä­ge aus dem Aus­land hat. „Wir müs­sen ver­hin­dern, dass das wie ein bös­ar­ti­ges Geschwür die gesam­te deut­sche Indus­trie erfasst.”

Die Poli­tik müs­se han­deln, betont Grim­mer. „Land­auf, land­ab dis­ku­tie­ren wir seit Jah­ren über Büro­kra­tie­ab­bau. Effek­ti­ve Ent­las­tun­gen sind in den Unter­neh­men nach wie vor nicht zu spüren.”


Ers­te Schrit­te zur Bürokratieentlastung

„Es gibt Bewe­gung, die Nach­richt ist ange­kom­men”, ver­si­chert Andre­as Schwarz. Der­zeit ver­hand­le die Koali­ti­on über das vier­te Büro­kra­tie­ent­las­tungs­ge­setz, das im Herbst kom­men soll. So wur­den Bau­ge­neh­mi­gun­gen nach Bun­dese­mis­si­ons­schutz­ge­setz bereits erleich­tert. „Der Büro­kra­tie­ab­bau muss schnel­ler gehen”, mahnt auch Schwarz.

Der Zukunfts­fä­hig­keit Deutsch­lands die­ne auch das Wachs­tums­ge­setz mit einem Volu­men von 23 Mil­li­ar­den Euro, das Ein­kom­mens­steu­er­ent­las­tun­gen oder eine ver­bes­ser­te For­schungs­för­de­rung vor­se­he. „Aber bei zustim­mungs­pflich­ti­gen Geset­zen braucht es auch die Unter­stüt­zung der Län­der im Bun­des­rat”, macht Schwarz deutlich.

Um Erleich­te­run­gen bei büro­kra­ti­schen Auf­la­gen geht es auch in den neu ver­ab­schie­de­ten tou­ris­mus­po­li­ti­schen Leit­li­ni­en der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth (IHK).

Die Not­wen­dig­keit von Ver­än­de­rung betont auch Land­rat Johann Kalb: „Wir brau­chen ein Umden­ken in der Poli­tik. Wir brau­chen eine Poli­tik, die wie­der mehr auf Ver­trau­en in die Unter­neh­men setzt, anstel­le von Vor­schrif­ten und Regulierungen.”

Alle Teil­neh­mer sind sich einig, dass “Made in Ger­ma­ny” wie­der ein Prä­di­kat für Qua­li­tät, Tech­no­lo­gie­vor­sprung, Fle­xi­bi­li­tät und Schnel­lig­keit wer­den müs­se. „Um die­ses Ziel zu errei­chen, müs­sen aber schnells­tens die ent­spre­chen­den Wei­chen gestellt wer­den. Heu­te. Nicht mor­gen oder über­mor­gen!”, betont Grimmer.

Etwa die Hälf­te aller Aus­bil­dungs­plät­ze sei in den ver­gan­ge­nen Jah­ren unbe­setzt blie­ben, was auch dar­an lie­ge, dass immer weni­ger Abitu­ri­en­ten die­sen Weg ein­schla­gen, obwohl er gegen­über einem Stu­di­um vie­le Vor­tei­le bie­tet, wie Grim­mer ver­deut­licht. Unter­neh­mens­ver­tre­ter und Land­rat sind sich einig, dass der Zugang zur beruf­li­chen Bil­dung ver­bes­sert wer­den müs­se. Land­rat Kalb bie­tet dazu einen gemein­sa­men Ter­min mit den Schul­lei­tern an. Aus dem Kreis der Unter­neh­mer kommt dazu der Vor­schlag, den zwei­ten Wan­der­tag vor allem der Gym­na­si­en für Fir­men­kon­tak­te und Berufs­in­for­ma­tio­nen zu nutzen.

Das MINT-Zen­trum Hirschaid ist auch aus Sicht von Schwarz und Kalb ein Leucht­turm­pro­jekt im Bereich Bil­dung für ganz Ober­fran­ken. Künf­tig kön­nen an die­sem außer­schu­li­schen Lern­ort 500 Kin­der im Bereich Zukunfts­tech­no­lo­gien begeis­tert wer­den. Ver­schie­dens­te Bil­dungs­an­ge­bo­te für MINT (Mathe­ma­tik, Infor­ma­tik, Natur­wis­sen­schaf­ten, Tech­nik) sowie digi­ta­le Lern­pro­gram­me ste­hen auf der Agen­da. Um eine Nach­hal­tig­keit sicher­zu­stel­len, braucht es aus Sicht von Frank Seu­ling, Grün­der und Betrei­ber des Zen­trums, einen stra­te­gi­schen und finan­zi­el­len Ansatz für die Ver­ste­ti­gung für die Zeit nach 2027.

Mit dem Cle­an­Tech Inno­va­ti­on Park gehe es gut vor­an, macht Land­rat Kalb deut­lich. Ers­te Unter­neh­men haben sich dort bereits ange­sie­delt. Vor Ort wer­de auch ein wich­ti­ger Teil­aspekt der regio­na­len Was­ser­stoff-Stra­te­gie rea­li­siert, so Kalb. Für Erpro­bungs­zwe­cke soll ein Elek­tro­ly­seur rea­li­siert wer­den zur Erzeu­gung von Strom aus dem vor Ort gespei­cher­tem Was­ser­stoff, so Kalb. Auch eine Was­ser­stoff­tank­stel­le soll ein­ge­rich­tet werden.

IHK-Büro­kra­tie­mel­der erfolg­reich angelaufen

Bay­reu­ther IHK sagt Büro­kra­tie den Kampf an

„Büro­kra­tie­ab­bau ist das bes­te Kon­junk­tur­pro­gramm, das es gibt“, macht Wolf­ram Brehm deut­lich, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. Die zuletzt expo­nen­ti­ell wach­sen­de Büro­kra­tie ist Aus­lö­ser für die Kam­mer, mit einer breit ange­leg­ten Anti-Büro­kra­tie-Initia­ti­ve zu starten.

„Ohne Regeln geht nichts, das sieht auch die Wirt­schaft so. Aber aus gut gemein­ten Regeln darf kein läh­men­der Büro­kra­tis­mus wer­den“, macht Brehm deut­lich. „Zu viel Büro­kra­tie legt unse­re Wirt­schaft lahm. Deutsch­land steht sich durch ein Über­maß an Regu­lie­run­gen immer häu­fi­ger selbst im Weg.“

Mehr und mehr Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer ste­hen der Poli­tik mit ihren immer neu­en büro­kra­ti­schen Vor­ga­ben zuneh­mend ver­ständ­nis­los gegen­über. „Die Poli­tik kann wenig für die schwie­ri­ge geo­po­li­ti­sche Lage und die Coro­na-Nach­wir­kun­gen. Sie kann aber sehr wohl etwas für die büro­kra­ti­schen Hemm­nis­se, die immer mehr zu einer Brem­se für die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung wer­den“, betont Brehm.

Man sage Deutsch­land ger­ne nach, dass etwa EU- Richt­li­ni­en zu 120 Pro­zent umge­setzt wür­den. „Zuletzt haben wir mehr Deutsch­land bekom­men als wir ver­tra­gen“, so Brehm. Umso wich­ti­ger sei es, das Ruder her­um­zu­rei­ßen und der Büro­kra­tie den Kampf anzu­sa­gen, gibt sich der IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer kämpferisch.


“Zei­ten­wen­de in der Büro­kra­tie“ gefordert

Zwi­schen 2019 und 2022, also in den Coro­na-Jah­ren, stieg die Zahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten in Ober­fran­ken in der Sum­me um 5.665 auf knapp 444.000. Im Wesent­li­chen war die­ser Beschäf­tig­ten­zu­wachs auf die Öffent­li­che Ver­wal­tung zurück­zu­füh­ren mit einem Plus von 4.964 oder knapp einem Vier­tel auf rund 26.200. Das ist zwei­fel­los auf das not­wen­di­ge Kri­sen­ma­nage­ment der ver­gan­ge­nen Jah­re zurück­zu­füh­ren sowie eine feh­len­de Digi­ta­li­sie­rung. „Ich fürch­te aber, auch die Umset­zung einer Viel­zahl von Geset­zes­in­itia­ti­ven und Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten ist eine wei­te­re Ursa­che für die­sen Beschäf­tig­ten­auf­bau. Offen­bar haben nicht nur die Unter­neh­men mit der wach­sen­den Büro­kra­tie zu kämp­fen“, so Brehm.

Die IHK lege des­we­gen bei Gesprä­chen mit Ver­tre­tern der Poli­tik regel­mä­ßig den Fin­ger in die Wun­de. Dazu Tho­mas Zapf, Bereichs­lei­ter Stand­ort­po­li­tik: „Wir set­zen uns vehe­ment für weni­ger Büro­kra­tie im Unter­neh­mens­all­tag ein.“ In ihrer jüngs­ten Sit­zung hat die IHK-Voll­ver­samm­lung eine Reso­lu­ti­on ver­ab­schie­det, in der eine “Zei­ten­wen­de in der Büro­kra­tie” gefor­dert wird.

Der täg­lich wach­sen­de Auf­wand für die Erfül­lung gesetz­li­cher Vor­ga­ben brem­se die Unter­neh­men zuneh­mend aus. Hin­zu kämen zum Teil unfle­xi­ble Ver­wal­tun­gen, die Hand­lungs- und Ermes­sens­spiel­räu­me nicht aus­rei­chend nutz­ten. „Oft sind die Her­an­ge­hens­wei­sen an Fra­ge­stel­lun­gen wenig lösungs­ori­en­tiert“, so Zapf.


IHK-Büro­kra­tie­mel­der erfolg­reich angelaufen

„Immer mehr Unter­neh­men schla­gen bei uns auf, weil die Büro­kra­tie, mit der sie tag­täg­lich kon­fron­tiert wer­den, schlicht und ergrei­fend ihre Mög­lich­kei­ten über­steigt“, macht Zapf deut­lich. „Als IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth star­ten wir des­we­gen eine breit ange­leg­te Anti-Büro­kra­tie-Initia­ti­ve. Dazu haben wir eine IHK-Büro­kra­tie-Taskforce ein­ge­rich­tet, an die sich Unter­neh­men mit Büro­kra­tie­pro­ble­men rich­ten kön­nen.“ Ein IHK-Geset­zes-TÜV stel­le außer­dem aus­ge­wähl­te Vor­schrif­ten und Geset­ze auf den Prüfstand.

Im Mit­tel­punkt steht eine Büro­kra­tie-Mel­de­platt­form auf der IHK-Web­site, die bereits erfolg­reich ange­lau­fen sei. „Hier kön­nen uns Unter­neh­men kon­kre­te büro­kra­ti­sche Hür­den mel­den, durch die sie in den ver­gan­ge­nen Mona­ten aus­ge­bremst wur­den”, sagt Zapf. Dies kön­ne anony­mi­siert erfol­gen oder auch mit Namens­nen­nung. „Wenn gewünscht, gibt es dann die Rück­mel­dung einer fach­lich ver­sier­ten Ansprech­per­son“, bie­tet Zapf an: „Aber auch Posi­tiv­bei­spie­le aus einer Kom­mu­ne oder einer Behör­de vor Ort kön­nen einen wich­ti­gen Bei­trag zur Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung in ande­ren Teil­re­gio­nen Ober­fran­kens leis­ten. Wir freu­en uns des­we­gen über jeden Hinweis.“

Her­aus­for­de­run­gen für die kom­men­de Bundesregierung

IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth: Coro­na-Pan­de­mie zeigt Lücken auf

„Die Coro­na-Pan­de­mie hat die Schwä­chen des Stand­or­tes Deutsch­land in aller Deut­lich­keit auf­ge­zeigt”, so Son­ja Weig­and, Prä­si­den­tin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, anläss­lich des IHK-Unter­neh­mens­ba­ro­me­ters zur Bun­des­tags­wahl. Sie appel­liert an die Poli­tik, den Stand­ort Deutsch­land wett­be­werbs­fä­hi­ger zu gestal­ten und die Ver­wal­tung in ein zeit­ge­mä­ßes, digi­ta­les Zeit­al­ter zu führen.

530 IHK-Mit­glieds­un­ter­neh­men waren auf­ge­for­dert, die Qua­li­tät des Stand­or­tes nach Schul­no­ten zu bewer­ten. „Eltern wären mit einem sol­chen Zeug­nis ihrer Zög­lin­ge wohl wenig glück­lich”, macht Gabrie­le Hohen­ner deut­lich, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bayreuth.

Büro­kra­tie in Deutsch­land: “man­gel­haft”

Beson­ders nega­tiv fiel die Bewer­tung des Stand­ort­fak­tors “Büro­kra­tie” aus, einer­seits durch die Viel­zahl und Kom­ple­xi­tät von Regeln, ande­rer­seits wegen der Dau­er von Pla­nungs- und Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren. „Die ver­gan­ge­nen Mona­te haben gezeigt, dass es hier drin­gen­den Hand­lungs­be­darf gibt. Der Reform­stau in der öffent­li­chen Ver­wal­tung bremst die Wirt­schaft immer stär­ker aus”, so Weig­and. Über ein “man­gel­haft” (Note 4,7) kam der Stand­ort Deutsch­land bei der Büro­kra­tie nicht hin­aus. 88 Pro­zent der befrag­ten ober­frän­ki­schen Unter­neh­men for­dern des­halb, dass die nächs­te Bun­des­re­gie­rung die staat­li­chen Struk­tu­ren ver­schlankt, digi­ta­li­siert und beschleu­nigt. Weig­and: „Vie­le Unter­neh­men sehen die aus ihrer Sicht zu trä­ge und zu kom­pli­zier­te Büro­kra­tie als sehr kritisch.”


“Stand­ort D” unter Druck

Eine wei­te­re Leh­re aus der Pan­de­mie ist, dass der welt­wei­te Han­del wider­stands­fä­hi­ger und der Pro­duk­ti­ons­stand­ort Deutsch­land wie­der attrak­ti­ver wer­den müs­sen, was 57 Pro­zent der Unter­neh­men fordern.

Dies zeigt sich auch an der Beur­tei­lung wei­te­rer wich­ti­ger Stand­ort­fak­to­ren. Auf­fal­lend nega­tiv wur­den dabei die Ener­gie­prei­se (Note 4,7) und die Unter­neh­mens­be­steue­rung (Note 4,1) bewer­tet, zwei ent­schei­den­de Fak­to­ren für die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Stand­or­tes Deutschland.

Aber auch bei der Digi­ta­li­sie­rung (3,9), beim Fach­kräf­te­an­ge­bot (3,8), der Höhe der Arbeits­kos­ten (3,6) und der Grün­der­freund­lich­keit (3,4) fiel die Beur­tei­lung eher zurück­hal­tend aus. Recht posi­tiv dage­gen die Bewer­tun­gen von Ver­kehrs­in­fra­struk­tur (Note 2,8), Finan­zie­rungs­be­din­gun­gen sowie For­schung und Inno­va­ti­on (jeweils 2,7).


Leh­ren aus der Pandemie

Klar wird aber auch, dass Wirt­schaft und Gesell­schaft die Chan­cen und Poten­tia­le der Digi­ta­li­sie­rung noch viel stär­ker nut­zen müs­sen (54 Pro­zent Zustim­mung). Hier sehen sich auch die Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer selbst in der Pflicht. Kon­se­quen­zen aus der Pan­de­mie zie­hen die ober­frän­ki­schen Unter­neh­men vor allem bei der Stär­kung der digi­ta­len Kom­pe­ten­zen der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, bei der Eta­blie­rung vir­tu­el­ler Bespre­chun­gen und Dienst­rei­sen (jeweils 90 Pro­zent Zustim­mung) sowie der Aus­wei­tung des mobi­len Arbei­tens (83 Pro­zent). „Die ober­frän­ki­schen Unter­neh­men haben aus der Kri­se gelernt, ihre Leh­ren gezo­gen und die Wei­chen für die Zukunft gestellt”, so Hohenner.


Neue Bun­des­re­gie­rung muss Wei­chen stellen

„Nun ist der Staat in der Ver­ant­wor­tung und in der Pflicht, nach­zu­zie­hen. Auch wenn uns die Coro­na-Pan­de­mie Schwä­chen auf­ge­zeigt hat, eröff­net sie uns gleich­wohl Chan­cen, die­se in Stär­ken umzu­wan­deln und so gestärkt aus die­ser Pan­de­mie her­aus­zu­ge­hen”, so Weig­and. „Aus mei­ner Sicht ist das die Haupt­auf­ga­be der kom­men­den Regie­rung und Vor­aus­set­zung, wenn wir in der Welt­spit­ze blei­ben wollen.”

Gemein­sam mit allen ande­ren baye­ri­schen IHKs wur­den kon­kre­te Vor­schlä­ge aus­ge­ar­bei­tet, was die kom­men­de Bun­des­re­gie­rung vor­ran­gig ange­hen muss, um die­se Zie­le zu errei­chen. Alle Infor­ma­tio­nen zu den Ergeb­nis­sen des Unter­neh­mens­ba­ro­me­ters und den IHK-Posi­tio­nen zur Wahl sind zu fin­den unter http://ihkofr.de/positionen2021

IHK-Umfra­ge bei Bam­ber­ger Ein­zel­han­del und Gastronomie

Mehr Dia­log, weni­ger Bürokratie

„Bam­bergs Innen­stadt wird als attrak­ti­ver Stand­ort gese­hen”, erläu­tert IHK-Prä­si­den­tin Son­ja Weig­and, die auch Vor­sit­zen­de des IHK-Gre­mi­ums Bam­berg ist, die Ergeb­nis­se einer Umfra­ge der IHK für Ober­fran­ken unter Mit­glieds­un­ter­neh­men aus der Bam­ber­ger Innen­stadt. Aller­dings sehen die befrag­ten Unter­neh­men auch Ver­bes­se­rungs­an­sät­ze, unter ande­rem beim Ver­mei­den unnö­ti­ger Büro­kra­tie und in Sachen Unter­stüt­zung durch die Stadt Bam­berg und das Stadt­mar­ke­ting Bamberg.

„Die Stand­ort­zu­frie­den­heit ist erfreu­lich hoch, jedoch wird auch Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al bei kon­kre­ten The­men wie Auf­ent­halts­qua­li­tät oder Ver­kehrs­si­tua­ti­on gese­hen”, so Frau Weig­and. Mit Blick auf die wirt­schaft­lich hohe Belas­tung von Ein­zel­han­del und Gas­tro­no­mie durch die Pan­de­mie sei es aus Sicht der betrof­fe­nen Betrie­be zudem wich­tig, Büro­kra­tie bei kom­mu­na­len Maß­nah­men zu redu­zie­ren. Die Umfra­ge­er­geb­nis­se nimmt die IHK daher zum Anlass, bei der Bam­ber­ger Kom­mu­nal­po­li­tik für einen inten­si­ve­ren Dia­log mit der Wirt­schaft zu werben.

Das Ergeb­nis der aktu­el­len IHK-Umfra­ge belegt, dass die Innen­stadt Bam­bergs als attrak­ti­ver Erleb­nis- und Ein­kaufs­stand­ort wahr­ge­nom­men wird. Als UNESCO-Welt­erbe­stadt hat Bam­berg eine hohe Anzie­hungs­kraft für Tou­ris­ten, für Gäs­te gas­tro­no­mi­scher Ein­rich­tun­gen und Kun­den im inner­städ­ti­schen Ein­zel­han­del. Ent­spre­chend zeig­ten sich rund 84 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men mit ihrem Stand­ort in der Innen­stadt zufrie­den, nur etwa 13 Pro­zent zeig­ten sich unzu­frie­den. Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al sehen die Befrag­ten unter ande­rem bei den The­men Kun­den­fre­quenz und Aufenthaltsqualität.

Sor­ge berei­tet den befrag­ten Unter­neh­men hin­ge­gen die Ver­kehrs- und Park­platz­si­tua­ti­on in der Innen­stadt. Wäh­rend sich fast 79 Pro­zent der Befrag­ten mit der Nähe zu den inner­städ­ti­schen Park­häu­sern zufrie­den zeig­ten, äußer­ten sich über 70 Pro­zent unzu­frie­den mit dem gene­rel­len Park­platz­an­ge­bot in der Innen­stadt. Den Erhalt der Park­plät­ze außer­halb der Park­häu­ser stuf­ten daher 83 Pro­zent als wich­tig bezie­hungs­wei­se sehr wich­tig ein. Das Ange­bot einer kos­ten­frei­en ers­ten Park­stun­de nah­men die befrag­ten Gas­tro­no­men und Ein­zel­händ­ler als sehr posi­ti­ven Impuls auf. 


Mehr Dia­log, weni­ger Bürokratie

Aus Sicht der Gas­tro­no­men und Ein­zel­händ­ler liegt ein zen­tra­ler Ver­bes­se­rungs­an­satz dar­in, unnö­ti­ge Büro­kra­tie bei kom­mu­na­len Maß­nah­men zu ver­mei­den. „Gera­de wäh­rend der Pan­de­mie sind die Betrie­be auf schnel­le und unbü­ro­kra­ti­sche Unter­stüt­zung ange­wie­sen. Zusätz­li­che Ein­schrän­kun­gen müs­sen unbe­dingt ver­mie­den wer­den”, so Weigand.

Zudem wün­schen sich die befrag­ten Unter­neh­men noch mehr Unter­stüt­zung durch die städ­ti­schen Ämter und das Stadt­mar­ke­ting. „Auch wenn die indi­vi­du­el­le Betrof­fen­heit der Betrie­be unter­schied­lich hoch ist, führt die momen­ta­ne Situa­ti­on bei allen zu enor­men Belas­tun­gen. Gera­de des­halb appel­lie­ren wir an die Kom­mu­nal­ver­wal­tung, ihren Ermes­sens­spiel­raum zu Guns­ten der Geschäfts­tä­tig­keit der Gewer­be­trei­ben­den zu nut­zen”, so die IHK-Prä­si­den­tin. „Die Her­aus­for­de­run­gen die­ser Pan­de­mie wer­den wir nur gemein­sam und im Dia­log bewäl­ti­gen kön­nen. Daher unter­stüt­zen wir sei­tens der IHK einen inten­si­ven Aus­tausch aller Betei­lig­ten sehr gerne.”


Über die Umfrage

Wäh­rend der Lock­down-Maß­nah­men zur Pan­de­mie­be­kämp­fung in Deutsch­land war ein dra­ma­ti­scher Fre­quenz­rück­gang in den Innen­städ­ten zu ver­zeich­nen. Auch der inner­städ­ti­sche Ein­zel­han­del und die Gas­tro­no­mie in Bam­berg haben durch die auf­er­leg­ten Beschrän­kun­gen mit immensen Umsatz­ein­brü­chen zu kämp­fen. Um ein Stim­mungs­bild der betrof­fe­nen Unter­neh­men ein­zu­fan­gen und vor­han­de­ne Pro­ble­me auf­zu­zei­gen, hat die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth Mit­glieds­un­ter­neh­men aus Ein­zel­han­del und Gas­tro­no­mie zu Stand­ort­qua­li­tät und Ver­kehrs­si­tua­ti­on in der Bam­ber­ger Innen­stadt befragt und die Aus­wer­tung dem Bam­ber­ger Ober­bür­ger­meis­ter sowie den Stadt­rats­frak­tio­nen zuge­lei­tet. An der Umfra­ge haben sich rund 80 Mit­glieds­un­ter­neh­men beteiligt.