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Jazz

Klas­sik, Jazz, Blues im Gartenhaus

Bam­ber­ger Gitar­ren­ta­ge 2021

Anfang Novem­ber kehr­ten nach ein­jäh­ri­ger Pau­se die Bam­ber­ger Gitar­ren­ta­ge zurück. Heu­te Abend fin­det mit dem Auf­tritt von Hands on Strings das zwei­te Kon­zert der Rei­he statt. Der Auf­tritts­ort im Neu­en Palais in der Kuni­gun­den­ruh­stra­ße ist neu, ansons­ten ist alles beim Alten: Akus­ti­sche Gitar­ren­mu­sik auf höchs­tem Niveau.

Wir haben mit Petra Schwarz gespro­chen. Sie ist Orga­ni­sa­to­rin der Gitar­ren­ta­ge und Vor­sit­zen­de des Neu­en Palais e.V.

Gitarrentage
Petra Schwarz, Foto: Privat
Frau Schwarz, die Kon­zer­te der Gitar­ren­ta­ge fin­den die­ses Jahr nicht mehr in der Johan­nis­ka­pel­le statt, son­dern im Gar­ten­haus des Neu­en Palais in der Kuni­gun­den­ruh­stra­ße. Warum?

Petra Schwarz: Die Joha­nis­ka­pel­le ist Teil eines Umbau­es am Ste­phans­berg und steht die­ses Jahr nicht zur Ver­fü­gung. Also sind wir auf das Gar­ten­haus aus­ge­wi­chen, das Platz für etwa 50 Leu­te bie­tet. Wir hat­ten pro­be­hal­ber auch schon eini­ge Gitar­ren­kon­zer­te hier – und alle waren beein­druckt vom Ambi­en­te und von der Akustik.

2020 muss­ten die Gitar­ren­ta­ge aus­fal­len. Statt­des­sen sind Sie auf ein Online-Ange­bot ausgewichen.

Petra Schwarz: Ja, wir haben auf unse­rer Web­site soge­nann­te Schnip­sel­kon­zer­te ver­an­stal­tet. Das waren klei­ne gestream­te Appe­ti­zer-Kon­zert der­je­ni­gen, die für die Gitar­ren­ta­ge 2020 ein­ge­la­den waren und 2021 nach Bam­berg kom­men wer­den. Das kann man auf unse­rer Web­site auch noch nachhören.

Gewäh­ren Sie nur Geimpf­ten den Zugang zu den Gitarrentagen?

Petra Schwarz: Im Augen­blick fol­gen wir der 3G-Regel. Wer nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen geimpft, gene­sen oder getes­tet ist, darf rein – auch ohne Mas­ke wäh­rend der Konzerte.

Wen wür­den Sie bei den Gitar­ren­ta­gen ger­ne ein­mal auf­tre­ten sehen?

Petra Schwarz: Ja, es gibt schon ein paar. Ich den­ke an Cate­ri­na Lich­ten­berg und Mike Mar­shall, an Ani­ello Desi­de­rio und an Badi Assad. Mal sehen, wen wir hier noch auf die Büh­ne bringen.

Wonach haben Sie die teil­neh­men­den Musi­ke­rin­nen und Musi­ker ausgewählt?

Petra Schwarz: Gene­rell soll­ten die Leu­te, die bei uns auf­tre­ten, sehr gute Gitar­ris­tin­nen und Gitar­ris­ten sein. Das macht sich zum Bei­spiel an Prei­sen und Aus­zeich­nun­gen fest – auch wenn wir das nicht so in den Vor­der­grund stel­len – und wir möch­ten von einer Com­mu­ni­ty spre­chen kön­nen, in der man sich wei­ter­emp­fiehlt und unterstützt.

Haben Sie jemals mit dem Gedan­ken gespielt, auch här­te­re Gitar­ren­mu­sik zu präsentieren?

Petra Schwarz: Da gibt es ja in Bam­berg schon genug, im Live Club zum Bei­spiel. Ich lie­be Hard Rock, aber ich sehe das nicht in unse­rem Rah­men, dafür haben wir nicht das Platz­an­ge­bot und die nöti­ge tech­ni­sche Aus­rüs­tung und Verstärkung.

Wel­ches musi­ka­li­sche Bild sol­len die Gitar­ren­ta­ge also abgeben?

Petra Schwarz: Am liebs­ten eines fürs gepfleg­te Zuhö­ren und Mit­schwin­gen, bei dem man sich kon­zen­triert an den ein­zel­nen Tönen erfreu­en kann – im Unter­schied zu den E‑Gi­tar­ren-Kon­zer­ten, wo es doch ein biss­chen unschär­fer und lau­ter wird. Nicht unbe­dingt nur die ganz lei­sen Töne, aber eben auch nicht das viel Ver­schlu­cken­de und Kräf­ti­ge von E‑Gitarren.

Die Gitar­ren­ta­ge wer­den unter ande­rem Welt­mu­sik bie­ten. Ist die­se Rich­tung nicht immer ein biss­chen nah an was man Aller­welts­mu­sik nen­nen könnte?

Petra Schwarz: Welt­mu­sik, also eine Ver­mi­schung west­li­cher und nicht-west­li­cher Musik­sti­le, ist in der Gitar­ren­sze­ne eine gän­gi­ge Stil­rich­tung. So eine etwas eso­te­risch
ange­hauch­te Tra­la­la-Musik ist damit aber nicht gemeint.

Wel­che Trends gibt es zur­zeit in der klas­si­schen Gitarrenmusik?

Petra Schwarz: Vie­le klas­si­sche Gitar­ris­tin­nen und Gitar­ris­ten spie­len nicht mehr nur Stü­cke des übli­chen Reper­toires aus ita­lie­ni­scher und spa­ni­scher Klas­sik. Sie öff­nen ihre Pro­gram­me immer mehr für Jazz und Blues und eig­ne Kom­po­si­tio­nen. Das zeich­net übri­gens alle unse­re dies­jäh­ri­gen Künst­le­rin­nen und Künst­ler aus.

Am 6. Novem­ber began­nen die Gitar­ren­ta­ge mit dem Auf­tritt von Bjar­ke Fal­gren und Sön­ke Mei­nen. Zwei­te­rer wird als einer der krea­tivs­ten Gitar­ris­ten der aktu­el­len Gitar­ren­sze­ne beschrie­ben. Wie macht sich das bemerkbar?

Petra Schwarz: Er schreibt sehr viel sel­ber. Das wäre auch ein Trend. Jun­ge Gitar­ris­tin­nen und Gitar­ris­ten der Sze­ne schrei­ben heu­te viel öfter ihre Stü­cke sel­ber, anstatt nur die Gitar­ren-Lite­ra­tur runterzuspielen.

Hands on Strings, das Duo von Tho­mas Fel­low und Ste­phan Bor­mann, spie­len heu­te Abend, am 12. Novem­ber. Über die bei­den heißt es wie­der­um, sie sei­en eine neue Defi­ni­ti­on für Gitarrenmusik.

Petra Schwarz: Das sind zwei Dozen­ten bezie­hungs­wei­se Pro­fes­so­ren aus Dres­den mit einer musi­ka­li­schen Viel­sei­tig­keit, die man sonst kaum fin­det. Sie holen aus ihren Instru­men­ten raus, was raus­zu­ho­len ist und benut­zen sie zum Bei­spiel auch als Perkussionsinstrumente.

Den Abschluss der Gitar­ren­ta­ge mar­kie­ren am 19. Novem­ber Jule Malisch­ke und Anto­nio For­cio­ne. Malisch­ke singt und ihr wird eine unnach­ahm­li­che Stim­me attestiert.

Petra Schwarz: Sie ist eine sehr jun­ge Musi­ke­rin, aber wenn man ihre Stim­me ein­mal gehört hat, erkennt man sie immer wie­der. Sie hat einen ganz eige­nen Klang in der Stim­me. Dazu ist sie eine aus­ge­zeich­ne­te Gitar­ris­tin. Und ihre Tex­te sind nicht die plät­schern­der Lie­bes­lie­der, son­dern da geht es schon um das Auf und ab des Lebens.

Anto­nio For­cio­ne wird als der Jimi Hen­drix der Akus­tik­gi­tar­re beschrie­ben. Kling ein wenig übertrieben.

Petra Schwarz: Ja, das glau­be ich eigent­lich auch, aber, ich habe vie­les schon gehört von ihm, und er kann sowohl unglaub­lich schnell als auch ganz zart und vor­sich­tig spie­len. Man muss es erleben.

Wel­che Hoff­nun­gen haben Sie für die Gitar­ren­ta­ge 2021?

Petra Schwarz: Ich wün­sche mir, dass der neue Auf­tritts­raum gut ange­nom­men wird, dass sich die Leu­te auf und vor der Büh­ne im Gar­ten­haus des Palais wohl­füh­len. Aber vor allem hof­fe ich auf gran­dio­se Kon­zer­te und gute Laune.

Qua­dro Nuevo

Von Welt­mu­sik bis Jazz

Qua­dro Nue­vo, das Münch­ner Instru­men­tal-Ensem­ble um die bei­den Grün­dungs­mit­glie­der D. D. Low­ka (Kon­tra­bass) und unse­ren Gesprächs­part­ner Mulo Fran­cel (Saxo­phon, Kla­ri­net­te), hat abseits der gän­gi­gen Gen­re-Schub­la­den eine eige­ne Spra­che der Ton­poe­sie entwickelt.

Tan­go, Bal­kan-Swing, medi­ter­ra­ne Leich­tig­keit, Impro­vi­sa­tio­nen, ori­en­ta­li­sche Groo­ves – die Inspi­ra­ti­on der Musi­ker wird von der Begeg­nung mit ande­ren Kul­tu­ren gespeist.


Seid ihr mit Qua­dro Nue­vo gut durch die Covid-19-Kri­se gekommen?

Mulo Fran­cel: Gesund­heit­lich ja. Ansons­ten den Umstän­den ent­spre­chend. Wir haben das eine oder ande­re Strea­ming-Kon­zert gege­ben, gemäß den Hygie­ne-Bestim­mun­gen wei­ter geprobt und haben im Juni bereits zwei Open Air-Shows vor Publi­kum gespielt. Das war ein unglaub­lich tol­les Gefühl, wie­der auf der Büh­ne zu stehen.


Die Band wur­de 1996 gegrün­det. Wie haben sich eure musi­ka­li­schen Ein­flüs­se bis heu­te ver­än­dert, wel­che Sti­le genie­ßen Priorität?

Mulo Fran­cel: Die Grün­dungs­mit­glie­der kamen aus unter­schied­li­chen musi­ka­li­schen Rich­tun­gen, von Fla­men­co, Tan­go, Latin und Jazz. Dann wur­de getes­tet, wel­cher Stil­mix mög­lich ist und gefällt. Durch gemein­sa­me Rei­sen und Erleb­nis­se kam noch ori­en­ta­li­sche Musik hin­zu, aber auch die Begeg­nung mit deut­scher Volks­mu­sik und medi­ter­ra­ner Musik rund um das Meer. Sehn­sucht, Rei­se­lust, Fern­weh spie­len nach wie vor tra­gen­de Rol­len bei uns.


2008 hat­te Grün­dungs­mit­glied und Gitar­rist Robert Wolf einen schwe­ren Unfall und schied aud der Band aus. Wie habt ihr ihn ersetzt?

Mulo Fran­cel: Eve­lyn Huber an Har­fe und Sal­te­rio ist seit 2008 dabei. Je nach Pro­gramm ersetzt sie Pia­nist Chris Gall, die Stel­le ist also fle­xi­bel aus­ge­füllt. Für „Mare“ arbei­ten wir zum Bei­spiel, je nach Ver­füg­bar­keit, mit dem Gitar­ris­ten Pau­lo Morel­lo oder Phil­ipp Schiepek zusam­men. Lan­ge Zeit woll­ten wir kei­ne Gitar­re und haben sie auf­grund der Unfall-Fol­gen gemie­den. Aber seit einem Jahr ist die Stel­le wie­der rotie­rend besetzt und es macht viel Spaß, die Instru­men­tie­rung so zu erweitern.


Qua­dro Nue­vo sind der­zeit mit ver­schie­de­nen Pro­gram­men wie „Mare“ oder „Tan­go Nue­vo – 100 Jah­re Astor Pia­zolla“ unter­wegs. Was ver­birgt sich dahinter?

Mulo Fran­cel: Wir sind wirk­lich froh, wie­der vor Publi­kum spie­len zu dür­fen und lösen uns daher gera­de von den star­ren Inhalts­vor­ga­ben. Zumin­dest für die nächs­ten Mona­te wird es eher eine Art Best Of-Pro­gramm aus 25 Jah­ren Qua­dro Nue­vo wer­den. Das kann ein Tan­go sein, etwas Fran­zö­si­sches, oder das grie­chisch ange­hauch­te „Ika­rus Dream“.


Ihr habt auch ein Kin­der-Pro­gramm aus­ge­ar­bei­tet. Was ist das Beson­de­re daran?

Mulo Fran­cel: Es gibt sogar zwei: „Der König hat gelacht“ und „Schö­ne Kin­der­lie­der“. Wir erklä­ren unse­re Instru­men­te und las­sen die Kin­der mit­sin­gen. So ver­mit­teln wir Freu­de an der Musik und ani­mie­ren dazu, sel­ber aktiv zu werden.


Wie es sich für eine Welt­mu­sik-Band gehört, habt ihr die Welt aus­gie­big bereist und ins­ge­samt über 3.500 Kon­zer­te im In-und Aus­land gespielt. Wel­che Höhe­punk­te sind davon beson­ders im Gedächt­nis geblieben?

Mulo Fran­cel: Reich­lich vie­le. Aber eines der letz­ten High­lights war ein Work­shop und ein Kon­zert in Hong­kong, mit einem jun­gen und sehr inter­es­sier­ten Publi­kum. Und auch der letz­te Auf­tritt in Bue­nos Aires war ein groß­ar­ti­ges Erlebnis.


Neben zwei ECHO Jazz-Aus­zeich­nun­gen blickt die Band auf wei­te­re Awards und Platz 1‑Notierungen in den World Music Charts zurück. Was bedeu­ten euch die­se Ehrungen?

Mulo Fran­cel: Sie sind die offi­zi­el­le Bestä­ti­gung und Moti­va­ti­on wei­ter­zu­ma­chen. Wie wenn der net­te Onkel zu Dir sagt: Das hast Du aber schön gebas­telt, ganz toll.


Gibt es schon the­ma­ti­sche Ideen für einen „Mare“-Nachfolger?

Mulo Fran­cel: Wir haben Anfang des Jah­res das Album „As an unper­fect actor“ mit der öster­rei­chi­schen Schau­spie­le­rin Bir­git Minich­mayr vom Wie­ner Burg­thea­ter ein­ge­spielt und ver­öf­fent­licht. Zusam­men mit dem Pia­nist Bern Lhotz­ky haben wir dafür neun Shake­speare- Sonet­te ver­tont. Und im Sep­tem­ber rei­sen wir mit einem Segel­schiff durch die sizi­lia­ni­sche Insel­welt. Die­se Rei­se wird dann the­ma­tisch Stoff für unser nächs­tes Album, Arbeits­ti­tel „Odys­see – Tra­vel Into The Light“, lie­fern und wir wer­den schon auf dem Schiff aufnehmen.


Du hast im März zusam­men mit Pia­nis­tin Nico­le Heart­see­ker ein wei­te­res Album, „For ever young“ ohne Qua­dro Nue­vo ver­öf­fent­licht. Wie­viel Frei­raum gibt das Quar­tett den ein­zel­nen Band­mit­glie­dern für Soloprojekte?

Mulo Fran­cel: Wir sind über­haupt nicht dog­ma­tisch. Wer Lust hat, etwas ande­res zu machen, darf es, soll­te aber für die Zusam­men­ar­beit mit Qua­dro Nue­vo inspi­riert blei­ben. Dann ist das nur posi­tiv, schon allei­ne wegen der Kon­tak­te zu den unter­schied­lichs­ten Musi­ke­rin­nen und Musikern.


Neben zahl­rei­chen Alben ver­öf­fent­lich­te das Ensem­ble auch ein 224 Sei­ten umfas­sen­des auto­bio­gra­phi­sches Road­book „Grand Voya­ge“ sowie Hör­bü­cher mit Ulrich Tukur, Ulri­ke Krie­ner, Udo Wacht­veitl oder Micha­el Fitz. Ist auch in die­ser Spar­te in abseh­ba­rer Zeit Neu­es geplant?

Mulo Fran­cel: Wir kön­nen uns gut vor­stel­len, den kom­men­den Segel­törn auch dies­be­züg­lich zu nut­zen. Viel­leicht ein Bild­band, es sind ja drei Foto­gra­fen auf der Rei­se dabei. Und sicher bie­tet es sich auch an, dort ein oder meh­re­re Vide­os zu drehen.

14. Blues & Jazz Festival

„Sicher­heit und Gesund­heit hat für uns obers­te Priorität“

Klaus Stier­in­ger, Lei­ter des Stadt­mar­ke­tings Bam­berg, aüßert sich im Inter­view über die Orga­ni­sa­ti­on des ers­ten grö­ße­ren Kul­tur­events in Stadt und Landkreis.

Herr Stier­in­ger, das Stadt­mar­ke­ting orga­ni­siert im Coro­na-Kri­sen­jahr 2021 mit dem 14. Blues & Jazz Fes­ti­val in Koope­ra­ti­on von Stadt und Land das bis­lang ein­zi­ge Kon­zer­te­vent vor grö­ße­rem Publi­kum. Wie groß ist die Freude?

Klaus Stier­in­ger: Natür­lich freu­en wir uns auf das 14. Tucher Blues- & Jazz Fes­ti­val. Nach der lan­gen Lock­down-Pau­se ist die­ses außer­ge­wöhn­li­che Fes­ti­val nicht nur für die Besu­che­rin­nen und Besu­cher wich­tig, son­dern ins­be­son­de­re für die Künst­le­rin­nen und Künst­ler. Wie kaum eine ande­re Grup­pe wur­den Künst­ler, Ver­an­stal­ter, Tech­ni­ker, Dienst­leis­ter und Gas­tro­no­men durch die Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Maß­nah­men oft­mals an den Rand ihrer Exis­tenz gebracht. Von die­sem Fes­ti­val soll auch ein deut­li­ches Zei­chen aus­ge­hen, dass die leben­di­ge und viel­fäl­ti­ge Ver­an­stal­tungs­kul­tur in unse­rer Regi­on wie­der zurück ist.


Wel­che Hür­den galt es zu über­win­den und wie schwie­rig war es, die coro­na-beding­ten Auf­la­gen zu erfüllen?

Klaus Stier­in­ger: Die Sicher­heit und Gesund­heit der Teil­neh­mer, Besu­cher und Mit­ar­bei­ter hat für uns immer obers­te Prio­ri­tät. Ein umfang­rei­ches Hygie­ne- und Ver­an­stal­tungs­kon­zept war die Grund­la­ge dafür, damit alle Teil­neh­mer nicht nur viel Spaß und Freu­de an der Musik, son­dern auch Sicher­heit auf dem Fes­ti­val­ge­län­de erle­ben können.


Was hat sich verändert?

Klaus Stier­in­ger: Die wich­tigs­te Ver­än­de­rung ist die Anmel­dung zu den Kon­zer­ten über die Inter­net­sei­te www.Tucher-Festival.de. Auch bei der vier­zehn­ten Auf­la­ge des Fes­ti­vals bleibt der Ein­tritt grund­sätz­lich kos­ten­frei. Im Gegen­satz zu den Vor­jah­ren ist jedoch die Anzahl der Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer für jedes Kon­zert strikt begrenzt. Um mög­lichst vie­len Musik­freun­din­nen und ‑freun­den die Teil­nah­me an unse­rem Fes­ti­val zu ermög­li­chen und um Miss­brauch durch unge­nutz­te Anmel­dun­gen vor­zu­beu­gen, haben wir uns dazu ent­schlos­sen, erst­ma­lig eine Schutz­ge­bühr für jedes Kon­zert zu erhe­ben. Damit das Fes­ti­val sei­nen Cha­rak­ter als ein­tritts­freie Ver­an­stal­tung nicht ver­liert, erhal­ten die Besu­cher für die Schutz­ge­bühr von 10 Euro Ver­zehr­gut­schei­ne in Höhe von 10 Euro.


Wel­che Neue­run­gen hin­sicht­lich der Büh­nen gibt es?

Klaus Stier­in­ger: Vor dem Hin­ter­grund der aktu­el­len Hygie­ne­auf­la­gen und der Zuschau­er­be­gren­zung wird es in die­sem Jahr kei­ne Büh­ne am Gabel­mann geben. Eine Kon­trol­le der Besu­cher – ent­spre­chend der 3G-Regel für Geimpf­te, Gene­se­ne und Getes­te­te – wäre nicht umsetz­bar gewe­sen. Auf den Büh­nen am Max­platz, der Böh­mer­wie­se sowie im Land­kreis Bam­berg kön­nen die Zugän­ge kon­trol­liert und die Besu­cher­strö­me über­wacht werden.


Wie ist die Stim­mung unter den rund 60 ange­kün­dig­ten Bands und Künstlern?

Klaus Stier­in­ger: Die Vor­freu­de auf das Event ist rie­sig. Nach­dem auch in die­sem Jahr bereits vie­le Fes­ti­vals abge­sagt wor­den sind, ist die Begeis­te­rung über das Tucher Blues & Jazz Fes­ti­val nicht nur bei den Besu­chern, son­dern auch bei den Bands rie­sig. Das Bam­ber­ger Fes­ti­val hat zudem hof­fent­lich eine posi­ti­ve Signal­wir­kung auf ande­re Ver­an­stal­ter, um der Kul­tur­wirt­schaft wei­te­ren Rücken­wind zu geben.


Auf wel­chen Auf­tritt freu­en Sie sich besonders?

Klaus Stier­in­ger: Oh, da gibt es vie­le. Mit Miu, Frontm3n, Ste­pha­nie Lot­ter­mo­ser, Andre­as Küm­mert, Caro­lin No, Kai Strauss, Blues­a­no­vas, Marc Ama­che, May­ito Rive­ra und Syd­ney Ellis geben sich ganz gro­ße Namen der Blues- und Jazz­mu­sik jeden Tag die sprich­wört­li­che Klin­ke in die Hand. Dane­ben sind es ins­be­son­de­re die regio­na­len und loka­len Bands, wel­che mit ihrer Lei­den­schaft, Begeis­te­rung und Ener­gie für unzäh­li­ge ein­zig­ar­ti­ge Momen­te auf dem Fes­ti­val sorgen.


Was set­zen Sie den Orga­ni­sa­to­ren und Freun­den von Ker­was und ande­ren Fes­ten ent­ge­gen, wes­halb die­se Ver­an­stal­tun­gen im Stadt­ge­biet noch oder doch nicht statt­fin­den können?

Klaus Stier­in­ger: Lei­der ist auch das Stadt­mar­ke­ting Bam­berg mit Bam­berg Zau­bert, Fasching und den Fuchs Galas von den Ver­an­stal­tungs­ab­sa­gen in die­sem Jahr wie­der betrof­fen. Die ein­ge­for­der­te Zugangs­kon­trol­le auf den jewei­li­gen Ver­an­stal­tungs­flä­chen setzt einen abge­trenn­ten Ver­an­stal­tungs­be­reich vor­aus. Dadurch sind lei­der auch ins­be­son­de­re Volks- und Stra­ßen­fes­te – zum aktu­el­len Zeit­punkt – kaum durchführbar.


Wird die Fes­ti­val­kul­tur bald wie­der für alle erleb­bar sein oder müs­sen wir uns dar­an gewöh­nen, auch in Zukunft Abstri­che zu machen und Groß­ver­an­stal­tun­gen völ­lig neu zu denken?

Klaus Stier­in­ger: Ich gehe davon aus, dass unse­re belieb­ten Ver­an­stal­tun­gen schon bald wie­der statt­fin­den kön­nen und bin opti­mis­tisch, dass die leben­di­ge und viel­fäl­ti­ge Kul­tur­land­schaft die Coro­na-Kri­se über­ste­hen wird.

Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über FREIEN EINTRITT!!1!1!!!

EINTRITT FREI!11!!1! – Seit Jah­ren stand kaum ein Slo­gan mehr für die Event­tra­di­ti­on in der Bam­berg Innen­stadt. Wenn 100.000 bis 1.000.000 Men­schen nur wegen des City­ma­na­gers nach Bam­berg pil­ger­ten, um die zur kos­ten­lo­sen Welt­ret­tung für alle in Gold geman­tel­ten Pre­mi­ume­vents zu bestaunen.

Büh­ne vor­ne am Max­platz, Bier­bän­ke davor, und drum­her­um in der immer exakt sel­ben Rei­hen­fol­ge: Würs­tel­bu­de, Bier­bu­de, Würs­tel­bu­de, Bier­bu­de. Band vom Kum­pel vom Din­gens spielt, der größ­te Unter­schied zwi­schen all den Events war im Wesent­li­chen das Datum. Und sind wir mal ehr­lich: Wich­tig ist die Anwe­sen­heit sei­ner Hei­lig­keit. – Wir hat­ten uns so an das Kon­zept gewöhnt, das doch für alle Ver­an­stal­tun­gen auf dem Max­platz für alle Ewig­keit in Stein gemei­ßelt wor­den zu sein schien.

Und nun? “EINTRITT FREI!!!1!!” fällt!? Das die König­stra­ße jähr­lich in gro­ßen Let­tern auf Ban­nern über­span­nen­de hei­ligs­te Cre­do wird plötz­lich über Bord gewor­fen? Neee! Wegen die­ser bes­se­ren Grip­pe? – Nicht für Super­klau­si. Wo ande­re (aber die sind ja auch nicht ganz so klug) ein Preis­schild an die Ticket­bu­de nageln müs­sen, kramt unser Stadt­mar­ke­ting­chef in der Scrabb­le­kis­te für Stadt­mar­ke­ting­chefs und puz­zel­te sich den Begriff „Schutz­ge­bühr“ zusammen.

Nun ist Schutz­ge­bühr kein wirk­lich – wie der Namen ver­mu­ten las­sen könn­te – geschütz­ter Begriff. Man erwar­tet eine Gebühr, die vor Miss­brauch schützt, wie bei der Bestel­lung eines dicken Ver­sand­ka­ta­lo­ges. Begrün­det mit dem begrenz­ten Platz­an­ge­bot wegen Coro­na. Am Ende reser­viert jemand und kommt nicht. Ihr kennt mich, ich hab immer größ­tes Ver­ständ­nis für alle. Das kann ich nachvollziehen.

Unser oft zitier­ter Schorsch Dot­ter­weich, heu­te ein Land­kreis­be­woh­ner, packt also – so rein bei­spiels­hal­ber – sowohl Frau als auch fünf­jäh­ri­gen Sohn und sie­ben­jäh­ri­ge Toch­ter ins Auto, um die pro­kla­mier­te EINTRITT-FREI!1!!1!-Kultur des Bam­ber­ger Stadt­mar­ke­tings zu besu­chen. Damit sich der Trip lohnt, wol­len sie direkt zwei Kon­zer­te auf dem Bam­ber­ger Max­platz besu­chen. Die kos­ten­lo­sen Tickets hat er natür­lich im Vor­aus bereits über den Shop des Stadt­mar­ke­tings gekauft. 4 Per­so­nen a 10 Euro a 2 Kon­zer­te. Macht mal ent­spann­te 80 Euro. Aber man kriegt es ja wie­der. Schutz­ge­bühr! Zum Glück.

Also! Auf nach Bam­berg! Nach­dem sie ihr Auto wie­der nicht direkt hin­ten auf dem Max­platz (Frech­heit!) abstel­len kön­nen, und auch nicht ein­se­hen, war­um Park­ge­büh­ren nicht bei der Schutz­ge­bühr dabei gewe­sen sein sol­len, haben sie sich eben auf einen Anwoh­ner­park­platz im süd­li­chen Insel­be­reich gestellt. Machen sie eh schon immer. Direkt der nächs­te Knal­ler: Obwohl Schorsch Dot­ter­weich mit sei­nen 80 Euro Schutz­ge­bühr ja den Ein­zel­han­del und damit die Wirt­schaft in Bam­berg nach­hal­tig stärkt, muss er sich auch noch undank­bar beschimp­fen las­sen von so einem eng­stir­ni­gen alten Anwoh­ner, weil es angeb­lich sein Park­platz wäre. Dabei ist der doch selbst schuld, wenn er in der Innen­stadt woh­nen muss.

Am Max­platz ange­kom­men, bekom­men sie 80 Euro in Form von Ver­zehr­gut­schei­nen. Cool. Jetzt heißt es ran­hal­ten, denn die Din­ger ver­fal­len am Abend, heißt es. Schorsch stellt sich, noch bevor das ers­te Kon­zert rich­tig los­geht, vier Seid­la in den Schä­del. Die Frau fährt und trinkt Was­ser, die Kin­der Limo. Nach­dem die Kin­der schon – die 80 Euro müs­sen ja weg – nach jeweils zwei Paar Brat­würs­te, einer gan­zen Piz­za und vier Crê­pes das Jam­mern anfan­gen, spült Schorsch sich halt mit noch mal zwei Seid­la die vier ande­ren Seid­la hin­un­ter. Die Frau hat kei­nen Appe­tit mehr auf die Fres­sa­li­en am Max­platz. Die Stim­mung kippt. Den Kin­dern ist schlecht. Die Musik gefällt ihnen gar nicht. Aber bevor nicht wirk­lich der letz­te Gut­schein ver­braucht ist, geht hier aber nie­mand heim. Wer weiß schon, wo das übri­ge Geld landet!

Zum Glück war der EINTRITT FREI!1!!!!