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Kontakt-Festival

„Wir neh­men die­ses städ­ti­sche Ver­hal­ten nicht mehr hin“

Kri­tik wegen Kon­takt-Fes­ti­val: Kul­tur-Initia­ti­ve gibt Erklä­rung an Stadt ab

Die Initia­ti­ve „Der Run­de Tisch – Kul­tur in Bam­berg“ hat im Nach­gang der Vor­gän­ge rund um das Kon­takt-Fes­ti­val eine Erklä­rung an die Stadt abge­ge­ben. Dar­in spart sie nicht mit Kri­tik und for­dert eine Neu­aus­rich­tung der Bam­ber­ger Kulturpolitik.

Die 2023 gegrün­de­te Initia­ti­ve „Der Run­de Tisch – Kul­tur in Bam­berg“ hat das Ziel, Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen und Künstler:innen Bam­bergs zu ver­net­zen. Im Ange­sicht der jüngs­ten Vor­gän­ge rund um das Kon­takt-Fes­ti­val, mit dem Angriff auf die Bam­ber­ger freie Kunst und Kul­tur­sze­ne, so die Initia­ti­ve in einer Erklä­rung, sehe man nun die Zeit gekom­men, mit einer gemein­sa­men Stim­me die Ver­ant­wort­li­chen der Stadt anzusprechen.

Vor­aus­ge­gan­gen war bekann­ter­ma­ßen fol­gen­des: Kurz bevor das Fes­ti­val am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de (23. Mai) begann, hat­te die Stadt Bam­berg bezie­hungs­wei­se das städ­ti­sche Immo­bi­li­en­ma­nage­ment den Miet­ver­trag für das Fes­ti­val-Gelän­de, das Metal­luk-Gelän­de, geän­dert und die Mie­te auf etwa 14.500 Euro erhöht. Das Fes­ti­val soll­te zwar wei­ter­hin, wie schnell klar wur­de, nur 500 Euro Mie­te zah­len, der Rest aber aus dem Glo­bal­be­trag Kul­tur der Stadt finan­ziert wer­den. Die­se Sum­me von 14.000 Euro hät­te aber einen gro­ßen Teil die­ses Betrags für die freie Sze­ne aufgebraucht.

Spon­tan orga­ni­sier­te die Sze­ne dar­um für den zwei­ten Fes­ti­val­tag einen run­den Tisch von Kulturakteur:innen auf dem Gelän­de, um sich über die­se Ent­wick­lun­gen aus­zu­tau­schen und Frust los­zu­wer­den. Es ent­ste­he der Ein­druck, so Jochen Neu­r­a­th, Mit-Orga­ni­sa­tor des run­den Tisches, dass die Sze­ne gegen­ein­an­der aus­ge­spielt wer­den sol­le. Freie Kul­tur wer­de als Hemm­nis wahr­ge­nom­men, der Soli­da­ri­tät in der Sze­ne ste­he Unwil­lig­keit der Stadt gegen­über. Gera­de­zu tra­di­tio­nell wür­den der frei­en Kul­tur Stei­ne in den Weg gelegt.

Zahl­rei­che Wort­mel­dun­gen der Teilnehmer:innen des run­den Tisches mach­ten ent­spre­chend die Ent­täu­schung und Ent­rüs­tung der Sze­ne deut­lich, genau wie ihre Soli­da­ri­tät untereinander.

Nach Pro­tes­ten aus Kul­tur und Poli­tik wur­de der Miet­ver­trag zwar vor Fes­ti­val­be­ginn geän­dert, aber die Art und Wei­se sei­nes Zustan­de­kom­mens hat in der Sze­ne Ärger hin­ter­las­sen. Woher die 14.000 Euro nun aber kom­men sol­len, ist zudem trotz­dem immer noch unklar. Viel­leicht doch noch aus dem Globaletat.

Erklä­rung „Der Run­der Tisch – Kul­tur in Bamberg“

Nun hat die Initia­ti­ve „Der Run­de Tisch – Kul­tur in Bam­berg“ eine Erklä­rung aus den Bei­trä­gen und Gesprä­chen beim run­den Tisch auf dem Kon­takt-Fes­ti­val zusam­men­ge­stellt. In der Miet­erhö­hung um 2900 Pro­zent für das städ­ti­sche Are­al, heißt es dar­in, sehe man einen Angriff auf die gesam­te freie Kul­tur Bam­bergs. Die Miet­erhö­hung sei ohne Trans­pa­renz beschlos­sen und der still­schwei­gend abge­än­der­te Miet­ver­trag erst neun Tage vor Fes­ti­val­be­ginn dem ehren­amt­lich arbei­ten­den Team des Kon­takt­fes­ti­vals auf­ge­bür­det worden.

Den städ­ti­schen Vor­schlag, die Miet­erhö­hung aus dem Glo­bal­be­trag für Kul­tur zu ent­neh­men, ver­steht die Initia­ti­ve als zusätz­li­chen erneu­ten Angriff auf die freie Kunst und Kul­tur in Bam­berg, da die­ses Geld für wei­te­re För­de­run­gen frei­er Pro­jek­te feh­len wür­de. Dies kön­nen zudem nur als bewuss­te Tak­tik gese­hen wer­den, die zum wie­der­hol­ten Male ange­wen­det wer­de, zuletzt etwa bei der städ­ti­schen Finan­zie­rung der KUFA. So stün­den dem Zuschuss von 25.000 Euro für die Kul­tur­fa­brik aus dem Glo­bal­be­trag Kul­tur nur 10.000 Euro Erhö­hung die­ses Betrags gegenüber.

Kul­tur­le­ben als Aushängeschild

Das Vor­ge­hen in Bezug auf das Metal­luk-Gelän­de bewer­tet die Initia­ti­ve zudem als vor­sätz­li­chen Ver­such, Unfrie­den, Neid und Miss­gunst zwi­schen den Akteur:innen der frei­en Kul­tur zu säen. „Wir neh­men die­ses städ­ti­sche Ver­hal­ten nicht mehr hin“, heißt es wei­ter in der an die Stadt gerich­te­te Erklärung.

Denn das Geba­ren von Stadt, Ver­wal­tung und wei­ten Tei­len des Stadt­rats in den letz­ten Jahr­zehn­ten kön­ne nur als Gering­schät­zung der frei­en Kunst- und Kul­tur­sze­ne gese­hen wer­den. Man sei zur Man­gel­wirt­schaft gezwun­gen, die pre­kä­re Lage der kul­tu­rel­len Arbeit sei in Bam­berg ungleich grö­ßer als in ver­gleich­ba­ren Städ­ten. Dass die­se Arbeit neben dem rein künst­le­ri­schen Erfolg auch als sozia­ler Kitt in die Stadt­ge­sell­schaft hin­ein wir­ke und das Kul­tur­le­ben Bam­bergs ein Aus­hän­ge­schild und ein Stand­ort­fak­tor für die Stadt sei, wer­de außer­dem völ­lig unge­nü­gend gewürdigt.

Dann spricht die Erklä­rung ein­zel­ne städ­ti­sche Stel­len direkt an. So erwar­te man vom Kul­tur­re­fe­rat ein kla­res Bekennt­nis zur frei­en Sze­ne, effek­ti­ve Unter­stüt­zung und ein deut­li­ches Wort der Soli­da­ri­tät. Von Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke erwar­te man, der pro­ble­ma­ti­schen Ämter­häu­fung und den damit ein­her­ge­hen­den Anschein des Macht­miss­brauchs des Käm­me­rers Bert­ram Felix Ein­halt zu gebie­ten. Und schließ­lich an den Bam­ber­ger Stadt­rat: „Wir erwar­ten, die Angrif­fe des Käm­me­rers auf die freie Kul­tur in Bam­berg nicht unwi­der­spro­chen zu las­sen und die Mit­tel für Kul­tur spür­bar zu erhöhen.“

Volt Bam­berg

Stadt­rat Brün­ker: Kri­tik an Stadt­ver­wal­tung wegen Kontakt-Festival-Miete

Hans-Gün­ter Brün­ker, Stadt­rat von Volt, hat die Stadt­ver­wal­tung und ihren Umgang mit der Kul­tur­för­de­rung kri­ti­siert. Vor allem die ums Drei­ßig­fa­che erhöh­te Mie­te für das Kon­takt-Fes­ti­val ste­he dafür exemplarisch.

In einer Mit­tei­lung hat Hans-Gün­ter Brün­ker eine Umkehr in der Kul­tur­po­li­tik der Stadt gefor­dert. „Genug ist genug“, sagt der Stadt­rat von Volt. „Das Ver­hal­ten der Stadt­ver­wal­tung im Hin­blick auf das Kon­takt-Fes­ti­val zeigt exem­pla­risch, wie gering Kul­tur­ar­beit in der Welt­erbe­stadt Bam­berg geschätzt wird.“ Auch drück­te er sei­ne Ent­täu­schung dar­über aus, dass Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke die­se Miss­stän­de ein­fach gesche­hen las­se. So wur­de kurz­fris­tig fest­ge­legt, dass die Mie­te für das leer­ste­hen­de Fes­ti­val-Gelän­de in 2024 fast 15.000 Euro betra­gen soll, anstatt 500 Euro wie im Vor­jahr. Das ist das Dreißigfache.

„Der­zeit fei­ert die Ver­wal­tung es dann auch noch als Erfolg, dass das Kon­takt-Fes­ti­val die Mie­te jetzt doch nicht selbst zah­len soll, son­dern dass das Geld aus dem ohne­hin knap­pen Topf für Pro­jekt­för­de­rung genom­men wird. Die­ser Topf umfasst ledig­lich 48.000 Euro für alle frei­en Kul­tur­pro­jek­te in der Stadt“, so Brün­ker weiter.

Soli­da­ri­tät mit der frei­en Szene

Der Stadt­rat erin­nert zudem dar­an, dass eine Koope­ra­ti­on aus SPD, Grü­nen, ÖDP und Volt nach der Kom­mu­nal­wahl 2020, mit expli­zi­ter Zustim­mung der CSU, im Koope­ra­ti­ons­ver­trag fest­ge­legt hat­te, den Anteil der För­de­rung der Frei­en Kul­tur in Bam­berg auf 5 Pro­zent der gesam­ten Kul­tur­aus­ga­ben der Stadt zu erhö­hen. Seit­dem sei aber nichts pas­siert. „Im Gegen­teil – der Anteil der För­de­rung der Frei­en Sze­ne am gesam­ten Kul­tur­haus­halt der Stadt ist rück­läu­fig. Trotz des lau­ten Pro­tests von Volt und der BaLi wur­de der Glo­bal­be­trag Kul­tur, aus dem die Kul­tur­för­de­rung für die freie Sze­ne bestrit­ten wird, ange­sichts der bestehen­den Infla­ti­on immer wei­ter gekürzt. Und zwar mit den Stim­men von CSU, SPD und Grü­nes Bam­berg“, mahnt Brün­ker und for­dert: „Es ist an der Zeit, dass die­se Par­tei­en end­lich zu ihrem Wort ste­hen. Es ist an der Zeit, dass die Kul­tur­schaf­fen­den in Bam­berg der Stadt­ver­wal­tung zu ver­ste­hen geben, dass Kul­tur nicht irrele­vant ist, son­dern ein wich­ti­ger Bestand­teil für den Zusam­men­halt unse­rer Gesellschaft.“

Des Wei­te­ren ruft er die insti­tu­tio­na­li­sier­ten Kul­tur­be­trie­be in Bam­berg auf, sich mit der frei­en Sze­ne zu soli­da­ri­sie­ren. „Vor allem dür­fen sich die Kul­tur­schaf­fen­den nicht gegen­ein­an­der aus­spie­len las­sen. Ich hof­fe, dass sich auch die insti­tu­tio­na­li­sier­ten Kul­tur­be­trie­be in Bam­berg mit ihren zahl­rei­chen Kolleg:innen in der frei­en Sze­ne soli­da­ri­sie­ren. Denn wie Tei­le der Stadt­ver­wal­tung mit den Kul­tur­schaf­fen­den in Bam­berg umge­hen, muss­ten in den letz­ten Jah­ren auch Ein­rich­tun­gen wie das Thea­ter, die Musik­schu­le, die Stadt­bü­che­rei und die VHS immer wie­der erfahren.“