Je früher sich Menschen in seelischen Notlagen Hilfe suchen, umso besser. Mit einer neuen Aktion möchte der Krisendienst Oberfranken seine Hilfe nun
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Soforthilfe in seelischer Not
Krisendienst wirbt auf Zuckertüten
Je früher sich Menschen in seelischen Notlagen Hilfe suchen, umso besser. Mit einer neuen Aktion möchte der Krisendienst Oberfranken seine Hilfe nun bekannter machen, indem er auf Zuckertüten dafür wirbt.
Der Krisendienst Oberfranken bietet Menschen in seelischer Not Hilfe an. Der Dienst ist täglich rund um die Uhr unter der Nummer 0800 //6553000 erreichbar, die Anrufe sind kostenfrei und gehen zentral bei der jeweiligen Leitstelle ein. Die Mitarbeiter:innen stehen für persönliche Gespräche zur Verfügung, hören zu und vermitteln bei Bedarf passende Hilfs- oder Beratungsangebote.
Um dieses Hilfsangebot bekannter zu machen, wirbt der Krisendienst derzeit auf Zuckertüten, wie man sie etwa aus Cafés kennt. „Es wäre wunderbar, wenn der Anruf beim Krisendienst in seelischen Notlagen so selbstverständlich wäre, wie ein Arztbesuch bei somatischen Erkrankungen”, zitiert eine Mitteilung des Bezirks Oberfranken Bezirkstagspräsident Henry Schramm bei der Übergabe von 3.000 Päckchen Zucker an die Cafeteria des Bezirkskrankenhauses in Bayreuth. „Für die Gesundheit der Menschen ist es wichtig, dass schnelle Hilfe verfügbar ist – und das zählt natürlich auch für die psychische Gesundheit.” Weitere 5000 Zuckertüten sollen in den kommenden Tagen an Cafés in Oberfranken verteilt werden.
„Mit der Aktion möchten wir auch ein Zeichen gegen die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen setzten“, sagt Sozialplaner Norbert Neumüller.
Im Sommer 2023 hatte der Krisendienst bereits auf Bäckereitüten für sich geworben.
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„700 Mal im Monat wird einem verzweifelten Menschen geholfen“
Krisendienst Oberfranken feiert Jubiläum
Ein Jahr Vollbetrieb des Krisendienstes in Oberfranken – seit dem 1. Juli 2021 erreichen Menschen in seelischen Notlagen unter der Nummer 0800–6553000 beim Krisendienst rund um die Uhr einen Ansprechpartner. Beim Bezirk Oberfranken, der den Dienst im Jahr 2021 aufgebaut hat, zog man im Rahmen einer Feierstunde Bilanz.
„Mittlerweile verzeichnen wir rund 700 Anrufe im Monat“, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm. „Das zeigt, wie wichtig die Einrichtung des Krisendienstes war und wie wichtig es ist, dieses Angebot zu stärken und auszubauen!“ Zu diesem Zweck unterzeichneten der Bezirk Oberfranken, das Polizeipräsidium Oberfranken und die beteiligten Träger der Freien und Öffentlichen Wohlfahrtspflege eine Kooperationsvereinbarung, die die Zusammenarbeit weiter festigt.
Der Krisendienst Oberfranken wurde vom Bezirk Oberfranken auf Grundlage des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes aufgebaut und weiterentwickelt. Rund 2 Millionen Euro nimmt der Bezirk dafür im Jahr in die Hand. Er arbeitet eng mit Trägern der Freien und Privaten Wohlfahrtspflege zusammen: Betreiber der Leitstelle in Bayreuth ist Dr. Loew Soziale Dienstleistungen. Die Teams, die in besonders herausfordernden Fällen zu den Menschen fahren, werden von den Sozialpsychiatrischen Diensten in Oberfranken gestellt. An den Abenden, Wochenenden und Feiertagen übernehmen dies die AWF-Kräfte unter Leitung der Diakonie Hochfranken. Damit hat Oberfranken eine bayernweit einzigartige trägerübergreifende Struktur für den Betrieb des Krisendienstes geschaffen. „Wir alle bilden zusammen ein stabiles Netzwerk, um Menschen in seelischen Krisen aufzufangen!“ stellte Bezirkstagspräsident Henry Schramm fest.
„Die Bandbreite der Anliegen und Probleme ist sehr groß“
Wie umfangreich das Hilfsangebot des Krisendienstes bereits angenommen wird, verdeutlichte Bezirkstagspräsident Henry Schramm in seiner Rede: „Allein im Mai wurde der Krisendienst 768 Mal kontaktiert. Unabhängig davon, wie schwer jeder einzelne Hilferuf wog: 768 Mal blieb ein Mensch nicht allein mit seinen Problemen, blieb nicht sich selbst überlassen, sondern hat Hilfe gefunden.“ Wie der Bezirkstagspräsident betonte, wögen psychische Belastungen in Folge von Erkrankungen nicht selten schwerer als die eigentliche körperliche Erkrankung: „Wer sich dann nicht selbst aus einer Krise befreien kann, der wird vom Krisendienst Oberfranken aufgefangen.“
In der Leitstelle in Bayreuth laufen alle Anrufe bei der Notfallnummer 0800–6553000 zusammen. Hier stehen qualifizierte Fachkräfte für ein Gespräch zur Verfügung. „Der Krisendienst bietet ein niedrigschwelliges, freiwilliges, regionales und vor allem auch anonymes Angebot“, erklären der Verantwortliche für die Leitstelle, Klaus Meierhöfer, und Gebietskoordinator Martin Schuster. Die konkreten Hilfsmaßnahmen seien dabei sehr unterschiedlich: „Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, erwartet einen gewissermaßen eine Wundertüte: Die Bandbreite der Anliegen und Probleme ist sehr groß, von einfachem Redebedarf bei alltäglichen Sorgen bis hin zu wirklich existenziellen Krisen“, so Meierhöfer. Martin Schuster wagte auch einen Blick in die Zukunft: „Neben der anhaltenden Corona-Pandemie wird die Situation der Geflüchteten, insbesondere aus der Ukraine, eine zukünftige Herausforderung sein. Auch diesen Menschen muss unser Hilfsangebot bekannt gemacht werden. Der Krisendienst lebt davon, dass er bekannt ist und noch bekannter wird.“
Der Vizepräsident der oberfränkischen Polizei, Armin Schmelzer, bestätigte aus Sicht der Polizei den großen Wert der bisherigen Zusammenarbeit: „Die Zahl der gemeinsamen Einsätze ist beachtlich, viele Krisen können in Zusammenarbeit mit Leitstelle und Krisendienst wortwörtlich ‚auf dem kurzen Dienstweg‘ erledigt werden“, so Schmelzer. Um Verständnis bat er dafür, dass der Krisendienst nicht immer zum Einsatz kommen könne: „Bei einer akuten Notlage sind wir leider aufgrund des unmittelbaren Handlungsbedarfs auf polizeiliche Mittel beschränkt. Nicht zuletzt sehen wir uns auch schwierigeren gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausgesetzt: Die sprichwörtliche Zündschnur wird bei vielen Menschen leider scheinbar immer kürzer.“
Klaus Meierhöfer vom Krisendienst hob die große Bedeutung der Einbindung der Polizei hervor: „Die Polizei ist eine der wichtigsten öffentlichen Instanzen, um schnell qualifizierte Krisenhilfe anzubahnen“, heißt es dazu in der Kooperationsvereinbarung, die im Rahmen der Feierstunde unterzeichnet wurde. Konkret bedeutet dies, dass die Polizei bei einem Einsatz, mit Zustimmung des Betroffenen, den Krisendienst verständigt. Dieser kann im besten Fall deeskalierend wirken und eine Zwangsunterbringung verhindern.
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Hilfsangebot
Krisendienst Oberfranken berät und zeigt Wege auf
Hoffnungslosigkeit, Existenzängste, Überforderung, Einsamkeit, Angst, Panik, Ratlosigkeit, Wut, Trauer – eine Krise kann sich unterschiedlich äußern. Um einen ersten Ausweg zu finden, hilft oftmals ein beratendes Gespräch. Eine anonyme und professionelle Soforthilfe bietet der Krisendienst Oberfranken ab 1. März an.
Diese Hilfe steht ab kommender Wochen von Montag bis Mittwoch, jeweils von 9 bis 17 Uhr, donnerstags und freitags von 9 bis 21 Uhr und samstags, sonntags und an Feiertagen von 9 bis 17 Uhr erreichbar. An die kostenfreie Telefonnummer 0800 655 3000 kann sich jede Person wenden, die sich in einer seelischen Notsituation befindet. Auch Mitbetroffene, Angehörige und Bezugspersonen können das psychosoziale Beratungsangebot wahrnehmen.
Der Bezirk Oberfranken schafft durch die Einführung des Krisendienstes samt Abend-Wochenend-Feiertag-Dienste ein Kriseninterventionsangebot über die üblichen Bürozeiten hinaus. „Situationen, in denen man nicht mehr weiterweiß, gehören zum Leben und können jeden Menschen in jeder Lebensphase treffen. Der Krisendienst Oberfranken bietet Erwachsenen eine kompetente Anlaufstelle. Gemeinsam werden Lösungen erarbeitet, die den Weg aus der Krise erleichtern“, erläutert Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Telefonische Beratung, Vermittlung und mobile Einsätze vor Ort
Der Krisendienst Oberfranken umfasst eine Leitstelle mit Sitz in Bayreuth. Hier berät ein multiprofessionelles Team aus geschulten Fachkräften die Anrufenden. Die sozialpädagogisch, psychologisch und therapeutisch ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klären die jeweilige Situation und bieten eine erste Entlastung und Orientierung.
Wenn aus dem Telefonat hervorgeht, dass eine längerfristige psychosoziale Begleitung oder eine ärztliche Behandlung notwendig ist, empfiehlt der Krisendienst geeignete Fachstellen und vermittelt falls nötig kurzfristig einen Termin. Dank der engen Zusammenarbeit mit einem breiten Netzwerk regionaler Partner wie Einrichtungen, Beratungsstellen, Arztpraxen und Kliniken kann individuelle und schnelle Hilfe geleistet werden.
Im Bedarfsfall aktiviert die Leitstelle ein mobiles Team, das „zum Ort der Krise“ fährt, um möglichweise zu deeskalieren oder um eine eventuelle Gefährdung einzuschätzen und notwendige Schritte einzuleiten. Die mobilen Dienste sind in vier Planungsregionen – Bamberg/Forchheim, Coburg/Kronach/Lichtenfels, Bayreuth/Kulmbach und Hof/Wunsiedel – aufgeteilt und somit innerhalb einer Stunde am Krisenort in Oberfranken.
Bezirkstagspräsident Henry Schramm appelliert: „Je früher Betroffene anrufen, desto besser, denn durch frühzeitige Unterstützung kann eine Verschlechterung oder eine Zwangsmaßnahme vermieden werden.“
Niederschwelliger Zugang
Die Krisendienste der sieben bayerischen Bezirke bilden zusammen das Netzwerk Krisendienste Bayern. Die von den Bezirken und dem Freistaat Bayern finanzierten zentralen Leitstellen sind unter der bayernweit einheitlichen Rufnummer 0800 655 3000 erreichbar. Die Beratung erfolgt anonym und kostenfrei. Es ist keine Terminvereinbarung und kein Austausch von Formalitäten notwendig. Alle Hilfesuchenden, unabhängig davon, ob sie an einer psychischen Vorerkrankung leiden oder nicht, können auf die qualifizierte Hilfe zurückgreifen. „Mit dem Krisendienst wird die Versorgung für Menschen mit psychischem Hilfebedarf in unserer Region weiter gestärkt. Er ist ein wichtiger Beitrag zur weiteren Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen“, erklärt Sozialplaner Robert Stiefler, der beim Bezirk den Aufbau des Krisendienstes Oberfranken organisiert.
Bis zum geplanten Rund-um-die-Uhr-Betrieb ab 1. Juli diesen Jahres erfolgt die eingangs beschriebene Erreichbarkeit des Krisendienstes Oberfranken.
Nähere Informationen zum Krisendienst sind zu finden unter https://www.krisendienste.bayern/ sowie http://www.krisendienst-oberfranken.de.