Als „Bankrotterklärung der Menschlichkeit“ hat Erzbischof Ludwig Schick den Krieg gegen die Ukraine und jeden Krieg in der Welt bezeichnet. Das Erzbistum
... weiter
Papst Franziskus nimmt Amtsverzicht an
Ludwig Schick legt Amt als Erzbischof nieder
Bambergs Erzbischof Ludwig Schick legt nach 20 Jahren sein Amt nieder, wie das Erzbistum Bamberg heute bekanntgab. Papst Franziskus habe am Allerheiligentag der Bitte Ludwig Schicks entsprochen, ihn vom Amt zu entpflichten.
Ludwig Schick betonte, er lege „dankbar und zuversichtlich“ wichtige Entscheidungen und Weichenstellungen in die Hände eines Nachfolgers.
Die Entscheidung wurde am Dienstag zeitgleich in Rom und in Bamberg verkündet. Mit seinem Rücktritt wolle Schick die bevorstehenden wichtigen Entscheidungen und Weichenstellungen im Erzbistum einem jüngeren Nachfolger überlassen. „Vernunft und Verantwortung“ hätten ihn bereits im ersten Quartal des Jahres zu dieser Überzeugung kommen lassen. In einer Privataudienz im April habe er deshalb dem Papst seinen Rücktritt angeboten, schreibt Schick, der im September 73 Jahre alt geworden ist, in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an die Menschen im Erzbistum Bamberg.
Seine Aufgaben im Erzbistum habe er in seiner 20-jährigen Amtszeit erfüllt und abgeschlossen, schreibt Schick weiter und nennt die Beschlüsse des Bamberger Pastoralgesprächs, die Strukturreform mit der Bildung neuer Seelsorgebereiche sowie die Renovierung zahlreicher Gebäude wie das Bamberger Priesterseminar, das Jugendhaus Burg Feuerstein, die Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg, die Bildungshäuser Vierzehnheiligen sowie alle Schulen in katholischer Trägerschaft und viele Kirchen, Kapellen, Kindergärten und Seniorenheime. Auch das Ordinariat sei neu strukturiert worden. „Vor allem konnte die tägliche Seelsorgearbeit in Verkündigung, Gottesdienst und karitativer Gemeinschaftbildung getan werden“, schreibt Schick weiter.
Administrator soll zeitnah Leitung interimsweise übernehmen
In seinem Brief weist Schick auf bevorstehende Personalentscheidungen im Erzbistum und auf die Umsetzung der Reformbeschlüsse des Synodalen Wegs und des weltweiten synodalen Prozesses hin. Papst Franziskus habe ihn zunächst gebeten, weiter im Amt zu bleiben. „Nach nochmaligem Vortragen meiner Gründe hat er meiner Bitte Ende September dann entsprochen“, erläutert Schick. Der Amtsverzicht ist damit am 1. November 2022 wirksam geworden.
Schick betont weiter, dass er alle übernommenen und zugesagten Verpflichtungen erfüllen werde, sofern dies von den Gläubigen und Gemeinden sowie dem künftigen Administrator des Erzbistums gewünscht werde. „Dankbar und zuversichtlich scheide ich aus dem Amt“, schreibt er. „Die Aufgaben der Kirche in Verkündigung der frohen Botschaft in den Gottesdiensten, der Seelsorge und Caritas können auf einem guten Fundament fruchtbar weitergeführt werden.“ Das Schreiben endet mit den Worten: „Ich bin dankbar, dass ich am Allerheiligentag ausscheiden darf und die Erzdiözese Bamberg sowie die ganze Kirche Jesus Christus und allen Heiligen für eine segensreiche Zukunft anvertrauen darf.“
Die katholische Kirche sieht Schick derzeit in einer Phase der Neuorientierung, wie das Erzbistum Bamberg mitteilt. „Reformen sind möglich und nötig“, betonte er und machte auch deutlich, dass die Gemeinschaft der Glaubenden wichtiger ist als die Institution Kirche.
In den letzten Monaten seiner Amtszeit musste Schick sich auch verstärkt mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen befassen. Jeder Fall habe ihn tief erschüttert, betonte er und räumte auch Kommunikationsfehler der Bistumsleitung in den vergangenen Jahrzehnten ein. Missbrauch sei Mord an Kinderseelen.
Ludwig Schick wurde am 22. September 1949 in Marburg geboren und 1975 in Fulda zum Priester geweiht. 1995 wurde er Generalvikar in Fulda, 1998 Weihbischof. Ab 1985 war er Inhaber des Lehrstuhls für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät in Fulda, bis er 2002 zum Erzbischof von Bamberg ernannt wurde. Von 2006 bis 2021 war er Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. In seine Amtszeit in Bamberg fielen das 1000. Bistumsjubiläum 2007 und das 1000. Domjubiläum 2012.
Das Domkapitel werde baldmöglichst einen Administrator wählen, der bis zur Ernennung eines Nachfolgers durch den Papst das Erzbistum leitet.
- November 1, 2022
- Webecho Bamberg
Das könnte Sie auch interessieren...
Russland und die Ukraine der Gottesmutter geweiht
„Jeder Krieg ist Bankrotterklärung der Menschlichkeit“
Als „Bankrotterklärung der Menschlichkeit“ hat Erzbischof Ludwig Schick den Krieg gegen die Ukraine und jeden Krieg in der Welt bezeichnet. Das Erzbistum Bamberg weihte heute mit Papst Franziskus Russland und die Ukraine der Gottesmutter.
„Das Unverzeihlichste bei jedem Krieg ist, dass er gar nicht nötig gewesen wäre. Denn mit Menschlichkeit kann jeder Krieg verhindert werden“, sagte Schick am Freitag in einer Friedens-Andacht im Bamberger Dom. Das Erzbistum Bamberg folgte dem Aufruf des Papstes, der in Rom „die Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine“ dem Unbefleckten Herzen Mariens weihte. Die Weihe wurde in der ganzen Welt mitvollzogen.
Musikalische Gestaltung durch Chor des Collegium Orientale
„Menschen und Regierungen können durch ihre Unmenschlichkeit die Menschlichkeit zum Bankrott führen, aber nicht zerstören“, sagte Schick. „Deshalb rufen wir heute mit Papst Franziskus und der ganzen Kirche zu Gott, dass die Menschlichkeit gegen die Unmenschlichkeit Putins und seiner Verbündeten siegen und alle sich bekehren mögen, dass sie vom Krieg zum Frieden, von Gewalt zum Dialog, von Missachtung der Menschenwürde und Menschenrechte zur Achtung der Menschen, ihrer Würde und Grundrechte auf Leben, Heimat und Frieden zurückkehren.“
Der Pfarrer der griechisch-katholischen Gemeinde in Bamberg, Andrii Khymchuk, wies in seiner Einführung auf die Not der ukrainischen Flüchtlinge hin. Auch der Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Gemeinde, Ionut Paun, beteiligte sich an der Weihe. Am Gottesdienst im Dom nahmen auch ukrainische Mütter mit ihren Kindern teil, die derzeit im Bamberger Priesterseminar Zuflucht gefunden haben. Musikalisch wurde die Weihe vom Chor des Collegium Orientale in Eichstätt mitgestaltet.
- März 25, 2022
- Redaktion Webecho Bamberg
Das könnte Sie auch interessieren...
Aufruf für eine partizipative und geschwisterliche Kirche
„Der Papst will die Kirche erneuern“
Zum neunten Jahrestag der Amtseinführung von Papst Franziskus hat Erzbischof Ludwig Schick die Notwendigkeit von Reformen in der Kirche betont. Die Kirche müsse sich erneuern, denn sie sei die Kirche Jesu Christi, der sie als Instrument des Heiles für die Menschen gegründet habe. „Das muss sie bleiben!“, sagte Schick in seiner heutigen Predigt im Bamberger Dom.
„Papst Franziskus will die Kirche erneuern, die durch den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen, durch Machtmissbrauch, Finanzskandale, Fehlentwicklungen und Reformstau das Vertrauen so vieler Menschen verloren hat“, sagte der Erzbischof.
Schick verwies dabei auf den „Synodalen Weg“ in Deutschland und den vom Papst angestoßenen weltweiten „Synodalen Prozess“. Beide könnten sich ergänzen und so zu einem Joint Venture werden. Dazu sei es notwendig, dass sie aufeinander hören und sich aufeinander einlassen. Der Papst habe in seinen Briefen an die Kirche in Deutschland seine Anliegen mit den drei Begriffen „Gemeinschaft, Teilnahme und Mission“ ausgedrückt. Die Kirche sei Gemeinschaft mit Gott und der Getauften untereinander. Alle Getauften sollten am kirchlichen Leben teilnehmen, in Familie, Beruf, Ehrenämtern und im Gemeindeleben. Sie sollten sich auch an den Entscheidungsprozessen in den Diözesen und der Weltkirche beteiligen.
Papstsonntag soll besondere Verbindung der Diözese mit Heiligem Vater ausdrücken
Diese Partizipation müsse von den Verantwortungsträgern auch zugelassen und eingeräumt werden. Schick plädierte deshalb erneut für die Mitbestimmung der Gläubigen bei der Einsetzung und Begleitung von Pfarrern, Bischöfen, pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Verwaltungsleitungen. „Eine wirklich partizipative Kirche ist eine geschwisterliche Gemeinschaft, die auch offen und transparent ist. So werden Dunkelräume vermieden, die immer die Gefahr von Egozentrik und Missbrauch in sich bergen“, betonte Erzbischof Schick. Die Kirche solle den guten Gott verkünden und die Botschaft Jesu den Menschen nahebringen, die Sakramente feiern und in den kirchlichen Werken, Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen etc. zum Gemeinwohl beitragen.
Der Sonntag nach dem Jahrestag der Wahl des Papstes wird im Erzbistum Bamberg traditionell als Papstsonntag gefeiert, um die besondere Verbindung der Diözese mit dem Heiligen Vater zum Ausdruck zu bringen. „Wir wollen uns dabei die Bedeutung des Papstes für die katholische Weltkirche bewusstmachen, dem jeweils aktuellen Papst für seinen Einsatz danken und Fürbitte halten, dass er seine Aufgaben zum Wohl der weltweiten katholischen Kirche gut erfüllen kann“, sagte Schick. Der Heilige Vater solle die Einheit der Gläubigen stärken, den apostolischen Glauben unversehrt bewahren und alle in der Freude des Evangeliums erhalten. Am 13. März 2013 wurde Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt. Am 19. März fand die feierliche Amtseinführung von Papst Franziskus statt.
Der Festgottesdienst am Sonntag wurde unter Beteiligung des Päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem (Komtureien Bamberg und Nürnberg), des Malteserordens und des Deutschen Ordens gefeiert.
- März 20, 2022
- Redaktion Webecho Bamberg