Papst Franziskus hat Weihbischof Herwig Gössl zum neuen Erzbischof von Bamberg ernannt, teilte das Erzbistum Bamberg heute mit. Die Ernennung wurde am Samstag zeitgleich in Rom und Bamberg verkündet. Der 56-Jährige wird damit Nachfolger von Ludwig Schick, dessen vorzeitigen Amtsverzicht der Papst am 1. November 2022 angenommen hatte. Gössl hatte das Erzbistum seitdem als Diözesanadministrator kommissarisch geleitet.
Herwig Gössl wurde am 22. Februar 1967 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1986 trat er ins Bamberger Priesterseminar ein und wurde 1993 von Erzbischof Elmar Maria Kredel zum Priester geweiht. Nach vier Jahren als Kaplan in Bayreuth, St. Hedwig, wurde er im September 1997 zunächst zum Pfarradministrator und schließlich zum Pfarrer der Pfarreien Hannberg und Weisendorf im Dekanat Erlangen ernannt. 2007 berief ihn Erzbischof Schick zum Subregens im Bamberger Priesterseminar; ein Jahr später wurde er als Subregens im Würzburger Priesterseminar bestätigt. Seither wirkte er als Bindeglied zwischen den beiden Diözesen, die in der Priesterausbildung eng zusammenarbeiteten. Gleichzeitig war Gössl für die Berufseinführung der Kapläne im Erzbistum Bamberg zuständig. Am 24. Januar 2014 ernannte Papst Franziskus Gössl zum Weihbischof in Bamberg. Er wurde auch Bischofsvikar für die Caritas und Dompropst. Später übernahm er die Leitung des Seelsorgeamtes.
Der Termin für die Einführung als Erzbischof werde noch bekannt gegeben, teilte das Erzbistum weiter mit.
„Als synodale Kirche sind wir noch nicht am Ziel“
13 Monate lang hat Herwig Gössl seit dem Rücktritt von Ludwig Schick als Diözesanadministrator das Erzbistum Bamberg geleitet. Als eine Art kommissarischer Geschäftsführer sorgte er dafür, dass in der fränkischen Diözese in der Zeit des leeren Bischofsstuhls alles seinen geordneten Gang weiterging. Einige Kandidaten wurden als möglicher neuer Erzbischof in dieser Zeit genannt, darunter der frühere Papst-Sekretär Georg Gänswein, der Passauer Bischof Stefan Oster und der Würzburger Bischof Franz Jung. Nachdem Papst Franziskus den 56-Jährigen Gössl am Samstag zum neuen Erzbischof ernannt hat, kann dieser sein neues Amt ohne Einarbeitungszeit antreten.
Dass der eigene Weihbischof als Diözesanbischof aufrückt, sei in den vergangenen Monaten in der Weltkirche schon mehrmals vorgekommen, zuletzt in Madrid, teilt das Erzbistum Bamberg mit. Insofern ist die Bamberger Lösung für Insider nicht so überraschend, wie sie wirken könnte.
Ludwig Schick hatte sich einen Nachfolger gewünscht, der mindestens zehn Jahre im Amt bleiben kann. Gössl wird die Altersgrenze von 75 Jahren sogar erst in 19 Jahren erreichen und könnte damit fast so lange amtieren wie sein Vorgänger. Damit hätte er Zeit genug, um mit langem Atem notwendige Reformen in Angriff zu nehmen und zugleich das zu bewahren, was den Kern des katholischen Glaubens ausmache. Dass ihm eine herausfordernde Amtszeit bevorsteht, in der die Zahl der Katholiken und damit auch der finanzielle Spielraum und das zur Verfügung stehende Personal weiter sinken werden, ist ihm sehr bewusst.
Seine konservative Grundhaltung hatte er nach seiner Ernennung zum Weihbischof offen bekannt und auch seine skeptische Haltung zu manchen Forderungen des Synodalen Wegs nie verborgen. Als Bamberger Vertreter in der Synodalversammlung hatte er, wie er selbst bekannte, aber auch eine Entwicklung durchgemacht. Trotz vieler offener Fragen unterstützte er mit seiner Stimme viele Reformanträge des Synodalen Wegs und setzte während der Sedisvakanz das reformierte Arbeitsrecht im Erzbistum Bamberg vorläufig in Kraft. „Wir sind als synodale Kirche noch auf dem Weg. Und wir sind noch nicht am Ziel“, sagte Gössl.
Nach der Verkündung seiner Ernennung im Dom am Samstag sagte Gössl, er habe sich nicht um das Amt beworben und nicht danach gedrängt. Aber er vertraue darauf, dass Jesus Christus seine Kirche führt und leitet. Er nehme das Amt daher an im Vertrauen darauf, dass der Herr im Weisheit und Geduld dafür gebe. Er sei dankbar, in Bamberg Bischof sein zu dürfen.
Diözesanrat Bamberg freut sich auf weitere Zusammenarbeit
Der Vorstand des Diözesanrats Bamberg freue sich sehr über die Ernennung von Herwig Gössl zum neuen Erzbischof von Bamberg, teilten für den Vorstand Astrid Schubert und Dr. Günter Heß mit. „Wir gratulieren ihm von ganzem Herzen zu dieser neuen Aufgabe. Damit ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Erzbistums gewährleistet.“ Die vergangenen dreizehn Monate seien von einem vertrauensvollen und wertschätzenden Miteinander von Diözesanadministrator und dem Vorstand des Diözesanrats geprägt gewesen. Der Vorstand des Diözesanrats wisse um die Herausforderungen der kommenden Jahre für das Erzbistum in personeller und finanzieller Hinsicht und sei bereit, den neuen Erzbischof nach Kräften zu unterstützen. Dazu sei eine noch engere Zusammenarbeit wünschenswert und notwendig.
Auch die Stadtspitze hat sich den Glückwünschen angeschlossen. „Eine gute Entscheidung für das Bistum und die Bamberger Bürgerschaft. Ich bin mir sicher, dass wir die guten Beziehungen zwischen dem Domberg und der Stadt fortsetzen werden.“ Mit diesen Worten gratulierte der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke Herwig Gössl am Samstagmittag zu dessen Ernennung zum neuen Erzbischof. Gemeinsam mit Bürgermeister Jonas Glüsenkamp hatte Starke im Bamberger Dom verfolgt, wie die von Papst Franziskus getroffene Entscheidung verkündet wurde.
Der Gratulation schließt sich Bürgermeister Jonas Glüsenkamp an, der sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Oberhirten freut. Er sieht allerdings auch die Aufgaben und Herausforderungen, die dieser in den nächsten Jahren zu bewältigen hat: „Es erfordert eine ganz besondere Kraftanstrengung, um in der Kirche die Dinge und die Menschen auch wieder zusammenzuführen und etwas Neues zu entwickeln. Dafür wünsche ich Herwig Gössl viel Erfolg.“