Eigentlich galt die Tabakscheune als neue Spielstätte für das Marionettentheater als gesetzt. Doch nun hat sich mit dem Sound-n-Arts-Gebäude in der Oberen Sandstraße 20 eine interessante Alternative ergeben, die etliche Vorzüge bietet. Der Hintergrund ist, dass es der Stadt Bamberg gelungen ist, das Gebäude in Besitz und Eigentum zu übernehmen und diese plant, hier ein Kulturhaus zu errichten.
Auch wenn die Zeitschiene über die Entwicklung und Sanierung des Gebäudes noch nicht feststeht, laufen die Planungen hinsichtlich der Nutzung bereits auf Hochtouren. Fest steht bislang eine Clubnutzung im Keller. Doch was geschieht mit den übrigen Räumlichkeiten? In einer Onlinekonferenz hat Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar nun alle Beteiligten an einen Tisch geholt, um gemeinsam zu eruieren welche Nutzungen denkbar wären. Mit dabei: die BetreiberInnen des Marionettentheaters, der Bürgerverein im Sand, die IG InteresSand, die Schutzgemeinschaft „Alt Bamberg“, die Initiative „Sound braucht Raum“, der Verein „Bamberger Festivals“, die BetreiberInnen des Stilbruch sowie des Sound-n-Arts und VertreterInnen der Bamberger Stadtverwaltung.
Ein Marionettentheater in der Sandstraße? Auf den ersten Blick hin scheint es nur schwer vorstellbar, dass eine solche Einrichtung in einer von Kneipen, Bars und Clubs gepflasterten Straße sinnvoll wäre. Doch schon beim zweiten Hinschauen wird schnell klar: Warum nicht? Sehr schnell liegen klare Vorteile auf der Hand: Während des Tages findet die Sandstraße weder bei den BambergerInnen noch bei BesucherInnen der Stadt sonderlich großes Interesse. Eine Einrichtung, die bereits schon am Nachmittag oder am frühen Abend Kulturinteressierte anzieht, würde das Quartier insgesamt beleben und dürfte auch die Gastronomen und EinzelhändlerInnen freuen, die mit ihren schönen Geschäften und gemütlichen Kneipen zum Flanieren und Verweilen in die Sandstraße einladen. „Außerdem“, so betont Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar, „käme mit dem Marionettentheater nochmal ein ganz anderes Publikum in die Sandstraße, was bei der Weiterentwicklung des gesamten Quartiers bestimmt auch neue Impulse nach sich ziehen würde.“ Diese Meinung teilt auch Barbara Kropf, Vorsitzende des Bürgervereins Sand. Sie sieht eine Spielstätte des Marionettentheaters in der Oberen Sandstraße 20 als „einen großen Gewinn für den Sand“. Auch Stadtheimatpflegerin Stefanie Eißig kann der Idee einiges abgewinnen. Sie verweist in der Onlineschalte jedoch auf die Raumhöhenthematik. „Der Charakter des Einzeldenkmals darf keinesfalls durch eine zwanghafte Anpassung des Gebäudes an Erforderlichkeiten einer Nutzung verändert werden“, so Eißig.
Bisherige Spielstätte soll nach Sanierung ausschließlich für Wohnzwecke genutzt werden
Für die Macher des Marionettentheaters wäre der neue Standort ebenfalls denkbar. „Wenn wir das Staubsche Haus als historische Gründungstätte des Bamberger Marionettentheaters verlassen müssen, dann ist eine attraktive Lage in der Innenstadt, mit guter Frequenz von Touristen und auch heimischen Spaziergängern, ganz sicher besser als an einem eher abgelegenen Ort in unserem schönen Bamberg“, so Maria Sebald, Theaterleitung des Theaters. Die bisherige Spielstätte im Staubschen Haus muss das Theater zeitnah schweren Herzens aufgeben. Das Haus, das im Besitz der Krankenhausstiftung ist, muss komplett saniert werden und soll dann ausschließlich für Wohnzwecke genutzt werden. Die Mietkosten müssten sich dabei an der ortsüblichen Miete orientieren. Da der Stiftungszweck der Krankenhausstiftung keine Sonderkonditionen für eine kulturelle Nutzung ermöglicht, wären die Mietkosten nach der Sanierung für das Marionettentheater kaum noch finanzierbar. Zudem könnte es aufgrund einer kulturellen Nutzung mit Zuschauerbetrieb Schwierigkeiten mit den Mietparteien geben. „Insofern wäre der Standort in einem Kulturhaus in der Oberen Sandstraße 20 eine reizende Lösung: Am frühen Abend genießen unsere Gäste Kultur und gut inszenierte Aufführungen im 1. Stock, danach nutzen sie die umliegende Gastronomie und zu fortgeschrittener Stunde wird im Club getanzt und Spaß gehabt. So sind alle glücklich und haben etwas von der neuen Lage“, so Maria Czepl, 1. Vorsitzende des Bamberger Marionettentheater Vereins. So sehen es auch Elli und Wolle Geier vom Sound-n-Arts, die den aktuellen Stand der Planungen als „einen riesen Glücksfall für uns“ bezeichnen.
Die Diskussionsteilnehmenden verständigten sich darauf, dass die Idee weiterverfolgt und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit nun weiter geprüft werden soll. Am 11. März soll dann im Kultursenat das Thema erstmals mit den Stadträten diskutiert werden.