Nach zehn Jahren als Leiterin des Bamberger Zentrums Welterbe tritt Patricia Alberth von der Stelle zurück. Ab 1. März übernimmt sie die Geschäftsführung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Bruchsal in ihrer baden-württembergischen Heimat. Wir haben Patricia Alberth zum Interview über die neue und die alte Stelle und Tipps für die Nachfolge getroffen.
Frau Alberth, wie sind Sie an die Stelle der Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg gekommen?
Patricia Alberth: Es erreichte mich ein freundlicher Anruf aus Stuttgart, genauer gesagt aus dem für die Stellenbesetzung verantwortlichen Finanzministerium Baden-Württemberg, ich möge mich auf die Stelle bewerben.
Man hatte Sie als Leiterin des Bamberger Welterbes also beobachtet?
Patricia Alberth: Sagen wir so: Man kannte mich.
Waren Sie ohnehin auf Stellensuche?
Patricia Alberth: Nein, überhaupt nicht. Ich mag meine Stelle in Bamberg sehr gerne.
Was werden Sie an der Leitung des Zentrums Welterbe und an der Stadt Bamberg vermissen?
Patricia Alberth: Ich werde mein Team vermissen, den Ausblick aus meinem Büro auf das Alte Rathaus, liebgewonnene Menschen, die Stadt. Die Lebensqualität in Bamberg ist einzigartig!
Was werden Sie nicht vermissen?
Patricia Alberth: Die knappe finanzielle Ausstattung des Zentrums Welterbe Bamberg.
An was werden Sie sich aus den zehn Jahren als Leiterin besonders erinnern?
Patricia Alberth: An die Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums „25 Jahre Welterbe Bamberg“, an denen so viele Menschen mitgewirkt haben. Es war toll, wie sich alle für ihr Welterbe begeistert haben.
Worauf sind Sie als Welterbeleiterin am stolzesten?
Patricia Alberth: Mit dem Welterbe-Managementplan und mit dem neuen Besuchszentrum auf den Unteren Mühlen haben wir international Maßstäbe gesetzt.
Was hätte besser laufen können?
Patricia Alberth: Wir haben mit überschaubaren Mitteln und ohne einen einzigen Cent für Marketing viele Menschen erreicht. Das Welterbe dient als Bildungs- und Identifikationsquelle, als Motor für eine nachhaltige, qualitätvolle Stadtentwicklung. Hierfür lohnt es sich, Geld in die Hand zu nehmen.
Was bleibt unerledigt?
Patricia Alberth: 2023 feiert Bamberg 30 Jahre Welterbe – wieder eine hervorragende Gelegenheit, den Wert der intakten Altstadt samt der Gärtnerstadt ins Bewusstsein zu rufen. Viele Veranstaltungen sind schon in Planung. Außerdem läuft gerade die periodische Berichterstattung an die UNESCO an – eine umfassende Dokumentationsaufgabe, die alle sechs Jahre aus Paris von den Welterbestätten gefordert wird.
In welchem Zustand haben Sie das Bamberger Welterbe übernommen?
Patricia Alberth: Bamberg hat eine fabelhafte historische Bausubstanz und eine engagierte Bürgerschaft. Als ich ankam, lief gerade das Investitionsprogramm nationale UNESCO-Welterbestätten aus, mit dem auch der urbane Gartenbau in Bamberg gefördert wurde.
Was ist mit der Ruine der ehemaligen Sterzermühle. War sie fabelhaft?
Patricia Alberth: Die Ruine der ehemaligen Sterzermühle war eine städtebauliche Narbe, die von Bambergs Geschichte zeugte. Dass an dieser Stelle nun das Welterbe-Besuchszentrum steht, haben wir auch meiner Vor-Vorgängerin Dr. Karin Dengler-Schreiber zu verdanken, die sich schon vor vielen Jahren für ein Besuchszentrum auf den Unteren Mühlen eingesetzt hat. Heute sind die historischen Fassadenreste in den Neubau integriert und dienen als Referenz in die Vergangenheit.
In welchem Zustand übergeben Sie das Welterbe?
Patricia Alberth: Ich hinterlasse ein gut bestelltes Haus. Die Hausaufgaben sind gemacht. Es gibt keine Baustelle, die den sogenannten außergewöhnlichen universellen Wert der Altstadt von Bamberg bedroht. Und das beste: Das Zentrum Welterbe verfügt über ein erfahrenes Team.
Hätte Ihre Nachfolge dann also nicht besonders viel zu tun?
Patricia Alberth: Die Erhaltung und die Vermittlung des Welterbes ist eine dauerhafte Aufgabe. Das Welterbe muss für breite Teile der Bevölkerung relevant bleiben. Das kann nur gelingen, wenn wir gute Vermittlungsarbeit leisten. Auch der Klimawandel stellt eine große Herausforderung dar. Folgeschäden sind schon jetzt an einzelnen Denkmälern sichtbar. Auch die Gärtner können ein Lied davon singen.
Am 1. März beginnen Sie in Bruchsal. Was ist bis dahin in Bamberg noch zu erledigen?
Patricia Alberth: Interviews und Emails beantworten. Die meisten Aufgaben habe ich bereits abgegeben.
Wer wird Ihnen nachfolgen?
Patricia Alberth: Meine Stellvertreterin Diana Büttner wird die kommissarische Leitung übernehmen bis die Stelle neu ausgeschrieben ist.
Haben Sie eine Wunsch-Nachfolge?
Patricia Alberth: Meine Nachfolge bestimme ich nicht. Bei Frau Büttner weiß ich das Zentrum Welterbe jetzt erst einmal in erfahrenen Händen.
Wer könnte es sonst werden?
Patricia Alberth: Das weiß ich nicht. Aber es wird sicherlich sehr viele Bewerberinnen und Bewerber geben. Wir reden von einer hochattraktiven Stelle in einer hochattraktiven Stadt.
Welche Eigenschaften sollte man für Stelle mitbringen?
Patricia Alberth: Pragmatismus, Leidenschaft für das Welterbe und Erfahrung.
Auch Frustrationstoleranz?
Patricia Alberth: Wie gesagt: Pragmatismus. Man muss mit den wenigen finanziellen Ressourcen improvisieren und Allianzen schmieden können.
Welche Tipps haben Sie für Ihre Nachfolge im Umgang mit denen, die Geld zur Verfügung stellen könnten?
Patricia Alberth: Gut begründet fordern und immer wieder die Vorteile dessen kommunizieren, was das Welterbe der Stadt einbringt.
Sind die Chancen, dass Forderungen umgesetzt werden, groß?
Patricia Alberth: Bamberg investiert viel in die Denkmalpflege. Das ist schon einmal gut.
Dr. Kristin Knebel, seit einem Jahr Direktorin der Museen der Stadt Bamberg, hat sich vor Kurzem in einem Interview ungewohnt deutlich über zu wenige finanzielle Ressourcen für ihre Häuser beschwert.
Patricia Alberth: Wer gute Arbeit leisten soll, braucht eine adäquate Ausstattung.
Könnte es Ihnen passieren, sich im Nachhinein auch zu solchen Äußerungen hinreißen zu lassen?
Patricia Alberth: Wozu sollte das gut sein?
Wie hat Ihre Familie die Nachricht vom Umzug nach Baden-Württemberg aufgenommen?
Patricia Alberth: Erst gab es dicke Tränen. Inzwischen hat uns unsere Tochter eine lange Checkliste geschrieben, wie unsere Wohnsituation in Baden-Württemberg auszusehen hat. Dazu zählt auch ein Garten mit Trampolin. Mein Mann arbeitet schon lange für die Duale Hochschule Baden-Württemberg. Er trägt meine Entscheidung also mit.
Worin besteht der besondere Reiz der Geschäftsführung der Staatlichen Schlösser und Gärten?
Patricia Alberth: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreuen insgesamt 62 Monumente des Landes: Schlösser, Burgen, Klöster und Gärten. Die Vielschichtigkeit der Aufgabe reizt mich sehr. Jedes Objekt hat seine eigene Geschichte, die mit den Biografien der Menschen verwoben ist, die dort residiert, gebetet, gewohnt, gearbeitet, geliebt und gefeiert haben. Die Objekte im Spannungsfeld zwischen konservatorischen Notwendigkeiten, touristischen Interessen und medialen Standards zu bewahren, zu vermitteln und zu entwickeln – darauf freue ich mich!
Was wir die erste große Aufgabe sein, die Sie angehen müssen?
Patricia Alberth: Wichtig ist, dass ich die gesamte Bandbreite der Schlösser und Gärten kennenlerne. Ich komme aus dem Norden Baden-Württembergs. Daher sind mir Schloss Weikersheim und Kloster Schöntal vertrauter als die Burg Badenweiler oder das Fürstenhäusle in Meersburg. Dann stellen sich Fragen zur Digitalisierung, zur Auslastung und zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die jeweiligen Objekte. Besonders die Gartenanlagen haben in den letzten Jahren sehr gelitten.
Was nehmen Sie von Ihrer Stelle in Bamberg mit zur Stelle in Bruchsal?
Patricia Alberth: Ich ziehe mit einem soliden beruflichen Netzwerk nach Bruchsal und mit einem reichen Erfahrungsschatz, wie es gelingt, Menschen für ihr kulturelles Erbe zu begeistern. Auch von dem in Bamberg erworbenen Verständnis für Digitalisierung und für gärtnerische Themen werde ich in Bruchsal profitieren.
Planen Sie zum Abschied aus Bamberg eine Überraschung?
Patricia Alberth: Wir haben gerade noch ein, zwei Dinge in Vorbereitung.