Am morgigen Samstag, dem 25., und am Sonntag, dem 26. Januar, findet zum 22. Mal die Immobilienmesse Franken statt. Wie immer kann man sich über die Immobilienbranche informieren oder sich zu Kauf- und Sanierungsentscheidungen beraten lassen.
Auf der Immobilienmesse Franken (IMF) präsentieren die Immobilien‑, Bau‑, Sanierungs- und Modernisierungsbranchen jedes Jahr ihre Produkte und Dienste. Die Messe richtet sich entsprechend an all diejenigen, die Immobilien bauen, kaufen oder auf den neusten baulichen Stand bringen wollen.
Neben Fachleuten zur Renovierung, Sanierung und Modernisierung stehen dem Publikum auch Architektur- und Maklerbüros, Bauträger, Fertighaushersteller oder Baufinanzierer mit ihren Angeboten und Dienstleistungen zur Verfügung. Darüber hinaus kann man sich in Vorträgen zu Sonderthemen wie Energieausstattung, Einbruchsschutz oder alternative Wohnformen informieren.
Die Zeiten, um Wohnraum zu bauen oder zu kaufen, könnten in der wirtschaftlich derzeit angespannten Lage allerdings besser sein. Wir haben mit Steffen Marx, Geschäftsführer des Messeteams Bamberg, das die IMF ausrichtet, über die Veranstaltung und den Zustand der Branche gesprochen.
Herr Marx, wie geht es der Immobilienbranche?
Steffen Marx: Sehr gemischt. Es gibt Bereiche, die ganz gut funktionieren, und es gibt Bereiche, die sehr stark gebremst sind oder sich gar im Stillstand befinden. Beispiele wären Teile des Energiebereichs. Die Leute sind etwas verunsichert, welches Heizsystem sie sich einbauen sollen. Auch der Neubausektor ist im Moment verhalten. Und hinten dran hängen ja immer auch Fertighaushersteller, Bauträger und Baustoffhandel – die sind zurzeit ebenfalls alle etwas gebremst. Besser läuft es hingegen bei bestimmten Gewerken wie Solar- oder Photovoltaik-Herstellern oder Modernisierungs- oder Sanierungsanbietern. Auch der Immobilienmarkt erlebt derzeit leichte Verbesserungen. Dort hofft man, dass sich die Zinsentwicklung verbessert.
Wie stellt sich die Förderlage durch Banken aktuell dar?
Steffen Marx: Hier gibt es bis zu 70 Prozent weniger Baufinanzierungen und entsprechend weniger Bauanträge. Die Banken machen also schärfere Vorgaben. Und was man auch immer wieder hört, ist, dass sich die Bearbeitungszeiten bei Finanzierungsanfragen verlängert haben. Zusätzlich wird im Moment stärker gefordert, einen Eigenkapitalanteil bei Bauprojekten einzubringen. Das macht das Bauen nicht leichter, weil die Preise insgesamt noch weit oben sind.
Ist es eine gute oder riskante Zeit, um zu bauen oder zu kaufen?
Steffen Marx: Um zu bauen oder zu kaufen muss man derzeit mehr Eigenkapital investieren. Das muss man wollen und können. Alternativ kann man versuchen, Anbieter zu finden, die kleinere Preise verlangen. Es gibt Bauträger, die die gängige Größe eines Hauses von 140 Quadratmetern auf 100 Quadratmeter reduziert haben. So kann man seitens der Kundschaft automatisch mit einem kleineren Grundstück und weniger Geld zurechtkommen. Die Anbieter versuchen also durchaus, sich an die aktuelle Situation anzupassen. Es muss bezahlbar sein und man muss es sich zutrauen. Als Beispiel: Wenn jemand für ein 140-Quadratmeter-Haus keine 500.000 Euro zahlen kann, geht es vielleicht mit 350.000 für 100 Quadratmeter.
Wie hat sich seit letztem Jahr der Personalmangel entwickelt?
Steffen Marx: Ich höre immer noch von vielen Firmen, dass sie Mitarbeiter suchen. Von allem im Handwerk scheint Personalmangel zu herrschen.
Wie ist trotz alledem die Kundschaft drauf? Abwartend oder kauf- und bauwillig?
Steffen Marx: Die Leute wollen – die Immobilie ist des Deutschen liebstes Kind. Sie ist eine Kapitalanlage, sie ist der Ort, wo man gerne sein möchte. Aber man muss es sich zurzeit leisten können.
Müsste es gesetzliche Änderungen geben?
Steffen Marx: Ja, man könnte vor allem im Energiebereich Anreize und Sicherheit schaffen und ich glaube, woran es im Moment vielen Leuten mangelt, ist eine klar einzuschätzende Perspektive. Einmal heißt es, man solle dieses Heizsystem einbauen, dann heißt es, man solle jenes einbauen. Dann wird das gefördert, dann nicht mehr. Es fehlt eine klare Aussage.
Sie sprechen von der Wärmepumpe. Wie schlägt sich die Verunsicherung, die monatelange Kampagnen der Unionsparteien und der fossilen Lobby gegen die Wärmepumpe erzeugt haben, bei den Herstellern dieser Systeme nieder?
Steffen Marx: Vor einiger Zeit gab es einen Run auf Wärmepumpen. Dann wurde die Nachfrage wegen der öffentlichen Darstellung der Pumpe ruhiger. Wie es im Moment aussieht, kann ich nicht genau sagen, aber ich habe schon von vielen Herstellern gehört, dass sie hohe Lagerbestände haben und nur wenig Käufer für ihre Produkte finden.
Wie groß ist die Bereitschaft der Aussteller, sich auf der Messe zu präsentieren, sprich mangelndes Personal abzustellen?
Steffen Marx: Wir haben Stand Anfang November eine schon sehr gut ausgelastete Messe vorbereitet und von den etwa 150 zur Verfügung stehenden Ausstellerplätzen sind nur noch etwa zehn nicht belegt. Natürlich gibt es ein paar Firmen, die dieses Jahr nicht kommen, es gab ein paar Insolvenzen und sozusagen Bereinigungen auf dem Markt, aber dafür präsentieren andere. Die Firmen wollen auf die Messe, weil sie wissen, dass sie dort Geschäfte machen können. Denn wenn die 4000 oder 5000 Besucher kommen, mit denen wir rechnen, sind das meistens Leute, die irgendwelche Planungen zum Bau oder zum Modernisieren haben. Wer sich seitens der Firmen da nicht auf der Messe präsentiert, wird bei diesen Besuchern weniger berücksichtigt.
Sowohl im Ausstellungs- als auch im Vortragsbereich haben Sie den Themenschwerpunkt „Energie“ gewählt. Warum?
Steffen Marx: Ja, da sind wir ganz stark und haben Hersteller von Energiesparhäusern, Solartechnik, Photovoltaik oder Wärmepumpen. Auch bei der Entwicklung aktueller Fenster- oder Baumaterialtechnik passiert einiges. Da kann man zum Beispiel den Wärmeverlust verkleinern. All das sind aber auch Themen des Zeitgeistes. Wir haben in vielen Bereichen hohe Energiekosten und es wird prognostiziert, dass diese auch in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen und noch weiter steigen werden. Dementsprechend schauen die Unternehmen, die in der Modernisierung tätig sind, derzeit sehr genau, welche energetischen Veränderungen sie bei zum Beispiel einem Modernisierungsprojekt für am sinnvollsten halten. Und die wenigen, die im Moment bauen, schauen auch, dass sie eine Technologie verwenden, die für die Zukunft hält, was sie in Sachen Energiegewinnung verspricht und dass sie günstiger ist als andere Technologien. Nicht umsonst werden die Energiekosten derzeit als zweite Miete bezeichnet.
Ein weiteres Sonderthema ist „Inneneinrichtung und Garten“. Ist das auch der Verhaltenheit im Neubau geschuldet?
Steffen Marx: Sanierung, also innen und außen, ist das, was zurzeit gut geht. Firmen, die das anbieten, kommen gut zurecht. Entsprechend sind nicht nur Firmen aus dem Sanierungsbereich auf der Messe anwesend, sondern auch aus dem Garten- und Landschaftsbau und dem Inneneinrichtungsbereich. Auch stellen Möbelschreiner aus, die Einrichtungsgegenstände produzieren oder Carports.
Was verbirgt sich hinter dem Thema „alternative Wohnformen“?
Steffen Marx: Auch das ist ein Trend des Zeitgeistes – dieser hängt mit dem demografischen Wandel zusammen. Dabei geht es um sogenanntes Service-Wohnen für Senioren oder Pflegebedürftige. Man kauft oder mietet eine Wohnung und kann dann auf inbegriffene Dienstleistungen zugreifen. In Breitengüßbach wurden jüngst solche Objekte gebaut. Und je nachdem, was man an Service möchte oder je nach Pflegegrad braucht, kann man zum Beispiel einen Einkaufsdienst oder Haushaltsunterstützung dazu buchen. Zum Thema der alternativen Wohnformen gehören auch Anbieter, die barrierefrei und behindertengerecht bauen. Das sind Eigenschaften, die außerdem über den zukünftigen Wert von Immobilien entscheiden. Wenn man eine Wohnung im elften Stock hat, ohne Aufzug, wird man diese auf Dauer nicht mehr so gewinnbringend vermieten können wie eine barrierefreie Wohnung. Die Kunden fordern solche Ausstattung mittlerweile entsprechend immer öfter.
Stellen Sie sich bei der Messe also eher auf ein gesetzteres Publikum ein?
Steffen Marx: Nein, wir werden auch dieses Jahr ein gemischtes Publikum haben. Zumal ältere Kundschaft oft ja schon ausgestattet ist mit Immobilien. Junge Familien sind die, die auf der Suche sind.
Welche Neuigkeiten wird es auf der Messe geben?
Steffen Marx: Im Außenbereich haben wir ein Schwimmbad stehen von einem Pool-Hersteller, auch wenn man im Januar natürlich nicht schwimmen kann. Auch wird neu sein: Wir zeigen sogenannte Ecoflows. Das sind mobile Energiestationen oder Solargenaratoren, die aus dem Campingbereich stammen. Diese kann man als Balkonkraftwerk benutzen oder um unterwegs mit aufklappbaren Solarmodulen Strom zu erzeugen. Man kann Energie also mit in den Urlaub nehmen. Ansonsten gibt es in vielen Bereichen Neuerungen. So gut wie alle Hersteller arbeiten auf mehr Energieeffizienz hin und es finden permanente Verbesserungen der Produkte statt. Außerdem haben wir zwei Vortragsräume in diesem Jahr, weil wir viel Wissenswertes zu transportieren haben.
Wann ist die Messe ein Erfolg?
Steffen Marx: Die Messe wird dann ein Erfolg, wenn es uns gelingt, die richtigen Leute anzulocken. Damit meine ich nicht nur möglichst viele Besucher, sondern möglichst viele an einem Geschäft interessierte Besucher. Die Seite der Veranstaltung, die wir vom Messeteam beeinflussen können, also die Seite, dass wir viele gute, leistungsfähige Aussteller präsentieren, haben wir, glaube ich, bereits gut zusammengestellt.