Gestern wurde die Regierung von Oberfranken 75 Jahre alt. Nach ihrer Zusammenlegung mit anderen bayerischen Regierungsbezirken 1933 wurde sie im April 1948 wieder selbstständig.
„Wir blicken heute auf ein zentrales Kapitel oberfränkischer Geschichte“, begrüßte Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz laut einer Mitteilung des Bezirks die Gäste des Festaktes zum 75. Jahrestag der Wiedererrichtung der Regierung von Oberfranken am 17. April 2023. Die fränkische Presse habe vor 75 Jahren sogar von einem wichtigen staatspolitischen Ereignis geschrieben. „Große Worte, die in der Aufbau- und Aufbruchssituation nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs wohl auch die Erwartung zum Ausdruck brachten, dass eine starke Bezirksregierung, die mit den Erfordernissen und Gegebenheiten vor Ort vertraut ist, Oberfranken auf lange Sicht guttun werde.“
Am 1. Januar 1933 waren die Regierungsbezirke Ober- und Mittelfranken sowie Niederbayern und die Oberpfalz durch das Naziregime zusammengelegt worden. Vor 75 Jahren am 17. April 1948 wurde die Regierung von Oberfranken wieder in Bayreuth installiert.
Die Regierung von Oberfranken habe die an sie gerichteten Erwartungen erfüllt, meinte Piwernetz weiter. „Entsprechend unserem Selbstverständnis „Im Dienst für die Region“ wollen wir mit unserer Arbeit Zukunft für alle in ganz Oberfranken mitgestalten.“
Grußworte von Beckstein und Schramm
Grußworte zum 75. Bestehen des Regierungsbezirks sprachen unter anderem der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein und Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
„Vor 75 Jahren war die Wiedererrichtung der Regierung von Oberfranken vom Willen getragen, die Gleichschaltung der NS-Zeit rückgängig zu machen“, sagte Beckstein. „Heute ist die Regierung Ausdruck einer selbstbewussten Region, die die Entwicklung offensiv angeht und als Klammer zwischen sehr unterschiedlichen Kultur- und Wirtschaftsräumen dient. Als staatliche Mittelbehörde bildet sie die Staatsregierung auf Ebene des Regierungsbezirks ab und bündelt die Interessen vor Ort.“
Im Namen des Bezirkstags von Oberfranken gratulierte Henry Schramm der Regierung als „behördlicher Nachbar“ und bedankte sich für die Zusammenarbeit zwischen der dritten kommunalen Ebene des Bezirks und der staatlichen Mittelbehörde der Regierung. „Von Anfang an, seit mittlerweile 75 Jahren, war das Band zwischen Regierung und späterem Bezirk eng. Auch durch die Neugründung der Bezirke änderte sich zunächst wenig, denn ausführendes Organ für die Beschlüsse des Bezirkstags war die Regierung. Erst seit 1978 verwalten die Bezirke ihre Angelegenheiten selbst. Doch immer sind ein enges Miteinander zum Wohle Oberfrankens und ein vertrauensvoller Umgang miteinander die Richtschnur für beide Institutionen, für die Regierung wie für den Bezirk, geblieben.“
„Administrativ schwierig umzusetzende Aufgabe“
In einem Vortrag gab dann Dr. Klaus Rupprecht, Leiter des Staatsarchivs Bamberg, Einblicke in die Zeit der Wiedererrichtung der Regierung vor 75 Jahren. „Die Wiedererrichtung der Regierung von Oberfranken war eine politisch umstrittene und in Zeiten klammer Kassen und großer anderer Probleme in der Nachkriegszeit administrativ schwierig umzusetzende Aufgabe.“
Zum 17. April 1948 offiziell verkündet, folgten Monate des Wartens, bis der als „Staatlicher Beauftragter für die Wiedererrichtung der Regierung von Oberfranken“ ernannte Dr. Ludwig Gebhard, der spätere Regierungspräsident von Oberfranken, die knappe Zusage aus dem Innenministerium erhielt: „Arbeiten wegen Aufbau der neuen Regierung Bayreuth wie besprochen weiterführen.“
Zum Glück, so Rupprecht, „sonst hätten wir heute nichts zu feiern.“ Letztlich sei die Wiedererrichtung der Regierung von Oberfranken impulsgebend gewesen für weitere Behördenerrichtungen wie etwa das Polizeipräsidium Oberfranken und das Verwaltungsgericht Bayreuth.