Das Jahr im Schnelldurchlauf

9 Fra­gen, 9 Ant­wor­ten mit Robert Bartsch

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Schnelldurchlauf: Robert Bartsch, Initiator des Fördervereins goolkids, Foto: www.claus-riegl.de
Robert Bartsch, Initiator des Fördervereins goolkids, Foto: www.claus-riegl.de
Der För­der­kreis gool­kids, der sich um Inklu­si­on und Inte­gra­ti­on küm­mert, ist mitt­ler­wei­le fünf Jah­re alt. In der Serie „Das Jahr im Schnell­durch­lauf” las­sen wir heu­te Robert Bartsch, den Initia­tor der Bam­ber­ger Orga­ni­sa­ti­on, auf 2020 zurück­bli­cken und einen Aus­blick in das kom­men­de Jahr wagen.
Herr Bartsch, das Jahr 2020 war geprägt von der Coro­na-Pan­de­mie. Wenn sie so kurz vor dem Jah­res­wech­sel zurück­bli­cken: Was neh­men Sie als Fazit aus die­sem Jahr mit?

Wir dür­fen uns nie sicher sein, dass Gesund­heit eine Selbst­ver­ständ­lich­keit ist. Die Kri­se hat mir gezeigt, wer die ech­ten Freun­de sind und wie sie sich in sol­chen Zei­ten verhalten.

Was war das Schlimms­te für Sie an die­sem Jahr?

Die Erkennt­nis, dass die Gesell­schaft mehr und mehr von Ego­is­mus geprägt wird. In der Kri­se wur­den eher Kon­fron­ta­ti­on und Streit statt ein MIT­ein­an­der gesucht. Men­schen am Rand der Gesell­schaft wur­den noch mehr igno­riert und beson­ders unse­re Schütz­lin­ge bei gool­kids hatten/​haben extrem stark mit der Aus­gren­zung zu kämpfen.

Wenn Ihnen vor dem Lock­down im Früh­jahr gesagt wor­den wäre wie sich die Situa­ti­on zum Ende des Jah­res dar­stellt, wann und wie hät­ten Sie seit­dem anders gehan­delt als Sie es getan haben?

Viel­leicht hät­ten ich bezie­hungs­wei­se unser Team noch inten­si­ver auf digi­ta­le Ange­bo­te für Trai­ning im eige­nen Zuhau­se set­zen sol­len? Aber gene­rell hat­ten auch wir sehr viel mit der aku­ten Ver­sor­gung oder per­sön­li­chen Betreu­ung unse­rer Mit­men­schen zu tun. Ein­kaufs­ser­vice oder Gesprächs­zei­ten per Telefon/​Video waren so wich­tig für sie, um sich nicht gänz­lich abge­hängt zu fühlen.

Wenn Sie eine posi­ti­ve Sache aus die­sem Jahr her­aus­stel­len möch­ten, wel­che wäre das?

Es gab eine extrem gro­ße Wel­le der Hilfs­be­reit­schaft; sogar mehr als Hil­fen ange­fragt wur­den. Das Schö­ne dar­an, bei all den tol­len Hel­fern und Hilfs­an­ge­bo­ten war es leicht, die Hass­pre­di­ger und Lüg­ner zu igno­rie­ren. Es war viel leich­ter oder es gelang frü­her, die Guten unter den Men­schen zu erken­nen. Wir waren und wir sind mehr!

Auch Weih­nach­ten wird für die meis­ten Men­schen anders statt­fin­den als in den Jah­ren zuvor. Wie ver­brin­gen Sie das Fest?

Da ich kei­ne Fami­lie habe, muss (darf?) ich das Fest allei­ne ver­brin­gen. Ich nut­ze die Zeit, all die schö­nen Bil­der aus den weni­gen Begeg­nun­gen mit unse­ren Freun­den in den Pro­jek­ten von 2020 ins Gedächt­nis zu rufen. Ich genie­ße die wun­der­ba­ren Stun­den noch ein­mal und gön­ne mir dabei lecke­re Weih­nachts­ge­schen­ke, die ich von sehr guten Freun­den bekom­men habe.

Auf­grund der Erfah­run­gen in die­sem Jahr: Wie ver­än­dert sich der pri­va­te Robert Bartsch und wie sei­ne Arbeits­wei­se für die Zukunft?

Der pri­va­te Mensch wird noch mehr an sei­nen Stär­ken arbei­ten. Sie haben mich durch die Kri­se geführt und gezeigt, dass Mensch­lich­keit ein Geschenk ist, das man pfle­gen darf. Für die Arbeit bedeu­tet das kaum Unter­schie­de, weil mir die Zie­le schon immer mehr bedeu­tet haben als kurz­fris­ti­ges Schul­ter­klop­fen. Viel­leicht wer­de ich sie noch inten­si­ver ver­fol­gen als bisher?

Was berei­tet Ihnen Sor­gen im Hin­blick auf das neue Jahr?

In Wahr­heit der Gedan­ke, dass die Hass­re­den und Ver­schwö­rungs­mär­chen noch unge­hemm­ter und noch düm­mer wer­den. Dass sich die schlei­chen­de Spal­tung wei­ter fort­setzt, weil die Bewäl­ti­gung der Pan­de­mie nicht im Sin­ne der ego­is­ti­schen Moti­ve die­ser Leer(nicht)denker geschafft wer­den kann. Noch mehr Sor­gen berei­tet mir die Poli­tik mit ihren zuneh­mend popu­lis­ti­schen statt weit bli­cken­den Pau­schal-Ent­schei­dun­gen. Man ist zu faul, oder sind es Lob­by­in­ter­es­sen, die Mög­lich­kei­ten von Maß­nah­men dif­fe­ren­zier­ter ein­zu­set­zen. Es wird immer nur über den Kamm geschert, kos­te es (Steu­er­gel­der und Plei­ten) was es wol­le. Dies führt zu einer Ent­frem­dung, die durch nichts mehr repa­riert wer­den kann. Die Wah­len wer­den es hof­fent­lich den „Köni­gen“ die­ses Lan­des zeigen.

Wel­che Wün­sche haben Sie für das neue Jahr?

Gesund­heit! Was sonst ist wich­tig für uns? Mehr MIT­ein­an­der, wenig Ego­is­mus, weni­ger Streit und vor allem, mehr Weit­sicht bei Poli­ti­kern und bei den Men­schen selbst. Dann gelingt es schon bald wie­der, gemein­sam in unse­ren Pro­jek­ten das Leben und den Sport zu genie­ßen. Neue Begeg­nun­gen braucht das Land.

Was macht Ihnen Mut für das neue Jahr?

Schlech­te Zei­ten machen uns bewusst, wie wert­voll das Leben ist. Doch schlech­te Zei­ten sind nie von Dau­er. Ich ver­traue dar­auf, dass sich das Pen­del wie­der in die bes­se­re Rich­tung dreht. Es gab sogar in schwe­ren Tagen neue Begeg­nun­gen, die für die guten Zei­ten rich­ti­ge Lebens­freu­de versprechen.

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