Die 1. und 2. Fußballbundesliga haben den Spielbetrieb nach mehrmonatiger Pause mittlerweile wieder aufgenommen, die 3. Liga folgte am Wochenende. Alle Ligen darunter müssen noch ein wenig warten, ehe sie wieder auf die Plätze können. Während in anderen Bundesländern noch diskutiert wird, wann die jeweiligen Regional‑, Verbands‑, Ober‑, Landes‑, Bezirks- und Kreisligen und so weiter wieder spielen werden, hat der Bayerische Fußballverband (BFV) keine Zeit verloren und die Wiederaufnahme seiner Ligen für den 1. September eingeplant. Lukas Kachelmann, Bezirksgeschäftsstellenleiter des BFV für Oberfranken, hat mit uns über die Gründe für diese Eile, über eine trotz allem mangelnde Gewissheit und über Auf- und Absteiger gesprochen.

Welche sind die häufigsten Anfragen oder Sorgen, mit denen sich die Vereine des BFV derzeit an Sie wenden?
Lukas Kachelmann: Es geht aktuell vor allem darum, wie eingeschränktes Training unter den Maßgaben der Bayerischen Staatsregierung stattfinden kann. Hier gibt es auf www.bfv.de einen umfangreichen und fortlaufend aktualisierten Leitfaden des BFV, der die Vorgaben der Staatsregierung beinhaltet und gleichzeitig in Praxisbeispielen unserer BFV-Trainer aufzeigt, wie sich das umsetzen lässt. Wir möchten an dieser Stelle auch noch einmal klarstellen, dass die Rahmenbedingungen, unter denen Fußballtraining in Bayern stattfindet, nicht der BFV festlegt, sondern es sich hierbei um staatliche Vorgaben handelt. Was den aktuell ausgesetzten Spielbetrieb angeht, so erhalten wir viele Fragen in Sachen Spielerwechsel. Auch hier arbeitet die eingesetzte Lösungs-Arbeitsgruppe sehr intensiv, setzt sich mit den jüngsten Beschlüssen des Außerordentlichen DFB-Bundestages auseinander und wird bis Anfang Juni Entscheidungen treffen. Wichtig dabei ist der maximale Schutz der Vereine.
Warum hat der BFV entschieden, die Saison 2020 /2021 zu Ende zu spielen?
Lukas Kachelmann: Wir wollen keine Geisterspiele, wir wollen keine juristischen Streitigkeiten, wir wollen den fairen Wettbewerb und Entscheidungen auf dem Platz – nicht am grünen Tisch! Da aktuell aber niemand mit Gewissheit sagen kann, ob tatsächlich ab dem 1. September 2020 wieder gespielt werden kann, brauchen wir eine Lösung mit größtmöglicher Flexibilität. Für den BFV gibt es genau aus diesem Grund auch keine Alternative zum Vorschlag, die aktuelle Saison in jedem Fall zu Ende zu spielen, sobald das wieder möglich ist. Das haben auch mehr als zwei Drittel der bayerischen Vereine in einem Meinungsbild so klar zum Ausdruck gebracht. Die Zeit ist nicht einfach, weil wir wissen, dass sämtliche Lösungen im Umgang mit dieser Saison Nebenwirkungen mit sich bringen. Natürlich auch unser Weg. Wir sind aber nach wie vor davon überzeugt, dass das vorgeschlagene Modell unter Abwägung aller Fragen die bestmögliche Lösung darstellt.
Bis wann möchten Sie die Saison beendet haben?
Lukas Kachelmann: Das entscheidende Datum ist der 1. Juli 2021 – bis zu diesem Zeitpunkt soll alles wieder normal laufen. Wie der Weg dorthin im Detail aussehen wird, sprich, was nach der Beendigung der jetzt unterbrochenen Saison zeitlich noch möglich ist, lässt sich nicht abschließend sagen. Entscheidend wird sein, ob wir auch zum 1. September wieder in den Spielbetrieb einsteigen können. An diesen Modellen arbeitet aktuell die entsprechende Lösungs-AG. Fakt ist, dass wir in jedem Fall die Saison 2019/2020 zu Ende spielen werden.
Andere Landesverbände warten mit der Entscheidung, ihre Ligen fortzusetzen, noch ab. Warum hat sich der BFV schon verhältnismäßig früh festgelegt?
Lukas Kachelmann: Es war der Wunsch der Vereine, frühzeitig Klarheit zu haben. Diese Klarheit besteht, weil wir festgelegt haben, dass wir die Saison nicht vor dem 1. September 2020 fortsetzen werden. Es kommt auf die staatliche Verfügungslage an, wann wir wieder spielen werden. Aber Fakt ist, dass alle bis zum 1. September die gewünschte Planungssicherheit haben. Wir verstehen die Menschen, die jetzt schnell den Abbruch und ein Umdenken fordern – das ist für unseren Geschmack aber zu kurz gedacht. Da fehlt der zweite Blick. Denn dort, wo jetzt genau das gemacht wird, steht der Ärger für unser Verständnis erst noch ins Haus, wenn die Frage nach der Wertung geklärt werden muss. Da wird es keine überragende Mehrheit geben, wir sind sogar davon überzeugt, dass am Ende die Mehrheit leer ausgehen wird. Nur Aufsteiger, aber keine Absteiger? Quotienten-Regelung zur Wertung heranziehen? Oder den aktuellen Tabellenstand? Vielleicht doch die Hinrunden-Tabelle werten? Diese Fragen wird jeder für sich anders bewerten, aber keine Lösung wird die breite Masse auf sich vereinen. Deswegen sind wir für die vorgenannte Entscheidung auf dem Platz. Dort gehören sportliche Fragen beantwortet.
Die Saison 2020 /2021 der 3. Bundesliga startet am 24. Juli. Wenn die bayerischen Ligen, insbesondere die Regionalliga, erst am 1. September starten, kommt es zu Überschneidungen und beispielsweise Aufsteiger von Regionalliga in 3. Liga sind noch nicht ermittelt. Wie werden Sie damit umgehen?
Lukas Kachelmann: Wir haben immer klar gemacht, dass die Regionalliga gesondert betrachtet wird. Entsprechend haben wir gehandelt und auch schon eine Regelung getroffen. Aus der Regionalliga Bayern wird der Klub zur Teilnahme an der Drittliga-Saison 2020/2021 beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) gemeldet, der sportlich zum Datum des Ablaufs der Meldefrist an der Tabellenspitze steht. Gleiches gilt für den bayerischen Startplatz in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde 2020/2021, der dem Bayerischen Amateurmeister als bestem Amateurteam (Zweitvertretungen von Profiklubs ausgenommen) aus der Regionalliga Bayern zusteht. Vom BFV wird dem DFB auch hier der Verein gemeldet, der sportlich zum Datum des Ablaufs der Meldefrist das in der Tabelle bestplatzierte Amateurteam stellt.
Wie sieht das Sicherheits- bzw. Hygienekonzept des BFV aus?
Lukas Kachelmann: Es berücksichtigt die staatlichen Vorgaben. Nochmals: Die Regelungen trifft nicht der BFV, sondern die Staatsregierung und die zuständigen Ministerien. Und aktuell ist ein Spielbetrieb sowie Training mit Kontakt nicht gestattet. Derzeit ist Training ohne Kontakt und mit Abstandsregeln möglich. Hierzu gibt es den BFV-Leitfaden für die Vereine.
Was passiert, wenn durch eine weitere Infektionswelle die Saison am 1. September nicht fortgesetzt werden kann oder später wieder unterbrochen werden muss?
Lukas Kachelmann: Das ist ja genau der große Vorteil unseres Weges, der ein Höchstmaß an Flexibilität bietet. Sollte erst später gespielt werden können oder eine weitere Unterbrechung verfügt werden, müssten wir nochmals unterbrechen. Wir sind aber sicher, dass wir zumindest die jetzt unterbrochene Saison bis zum 1. Juli 2021 auf sportlichem Wege zu Ende bringen können. Was machen denn dann die Verbände, die jetzt abgebrochen haben, wenn eine zweite Welle kommt oder der Start erst im November oder gar erst im März nächsten Jahres möglich ist? Wir haben darauf Antworten.