Anfang Januar hat die bayerische Staatsregierung, nachdem sie ihn bis 2020 noch verboten hatte, die Einführung des Bestelldiensts Click and Collect erlaubt. Sowohl Handelsverband als auch IHK begrüßen diese Entscheidung, auch wenn pandemiebdingte Umsatzausfälle damit nur notdürftig wettgemacht werden könnten.
Um den aufgrund derzeitiger sozialer Beschränkungen wirtschaftlich geschwächten Einzelhandel zu stärken, hat die bayerische Staatsregierung Anfang Januar die stationäre Bestellvariante Click and Collect erlaubt. Dabei können Kundinnen und Kunden bei Geschäften online eine Bestellung aufgeben und die bestellte Ware im jeweiligen, ansonsten geschlossenen Geschäft abholen. So sollen die Möglichkeiten des Onlinehandels genutzt werden, aber nicht wie sonst unter weitgehendem Ausschluss des örtlichen Einzelhandels, sondern zu dessen Nutzen und Profit.
„Der Einzelhandel, auch der oberfränkische”, sagt Thomas Zapf, stellvertretender Leiter der Standortpolitik der IHK Bayreuth, „unterliegt seit Corona-Beginn einer schweren wirtschaftlichen Prüfung. Aber auch schon vor der Krise sah sich der Handel sehr starker Konkurrenz durch Neuerungen im E‑Commerce ausgesetzt. Der Online-Handel nimmt immer weiter zu – die Situation war auch schon vor der Pandemie angespannt.” Die Entscheidung, Click and Collect einzuführen, habe man entsprechend postiv aufgenommen. Zusammen mit dem bayerischen Handelsverband setzte sich die IHK in den zurückliegenden Monaten bei zuständigen politischen Stellen für die Zulassung von Click and Collect unter Sicherheitsaspekten ein.
Auch Annemarie Rudel, Kreisvorsitzende des Bezirks Oberfranken des Handelsverbands und selbst Lebensmittel-Einzelhändlerin, freut sich über die Entscheidung. „Es geht bei Click and Collect darum, die heimische Wirtschaft zu stärken und vor allem kleine Einzelhändler vor Ort zu retten.”
Im Angesicht von in den letzten Jahren immer stärker zunehmender Verkaufszahlen im Online-Handel sieht sich der Einzelhandel der Gefahr ausgesetzt, von globalen Händlern wirtschaftlich noch mehr abgehängt zu werden. „Wenn derzeit schon ein großer Teil des Handels online unternommen wird”, sagt Frau Rudel, „sollte ein Teil davon örtlichen Händlern zugutekommen. Und das ist es ja, worum es bei Click and Collect geht: Vor Ort bestelle ich, vor Ort hole ich ab.” Ihr Appell an Bürgerinnen und Bürger fällt entsprechend aus: „Ich hoffe, die Leute nehmen den Click and Collect-Abholdienst in Anspruch. Sie unterstützen damit den Einzelhandel.”
Thomas Zapf von der IHK empfiehlt Händlern ebenfalls, die Zeichen der Zeit zu erkennen und mehr auf E‑Commerce zu setzen: „Wir befinden uns in einem substantiellen Wechsel, der vergleichbar ist mit der Zeit als das Automobil die Pferdekutsche abgelöst hat. Und es hat sich auf Seiten des Handels auch durchaus schon rumgesprochen, dass es ohne Online-Angebot heute schwer wird.”
Tropfen auf den heißen Stein?
Allerdings machen IHK und Handelsverband auch klar, dass Click and Collect wirtschaftlich angeschlagenen Einzelhändlern nicht allein aus ihrer Notlage helfen kann. Annemarie Rudel sagt: „Click and Collect könnte sich als Tropfen auf den heißen Stein herausstellen, aber man soll in diesen Zeiten nichts unversucht lassen, Umsatz zu generieren. Dass man mit solchen Maßnahmen nicht den großen Gewinn einfahren wird, muss aber einleuchten. Ich denke jedoch, laufende Kosten lassen sich damit decken.”
Thomas Zapf bewertet den Abholdienst zwar als ein Stück mehr Freiheit für den Handel, mahnt aber auch an, dass er regulären Umsatz in keinster Weise ersetzen könne. „Ich rechne damit, dass der Dienst etwa zehn Prozent des Umsatzausfalls kompensieren kann und somit nur ein kleiner Baustein von vielen ist. Ein Baustein, der ergänzt werden muss durch das schnelle Fließen staatlicher finanzieller Hilfen. Aber“, fügt er an, „wenn man im Schlechten auch etwas Gutes sehen will: Die Händler, die bisher noch kein Click and Collect oder andere E‑Commerce-Angebote betrieben haben, finden jetzt vielleicht den Einstieg in die Materie und können ihre Online-Angebote nach der Krise noch ausbauen.”