Tref­fen mit Europaabgeordnetem

BUND Natur­schutz: Regi­on Bam­berg muss frei von Gen­tech­nik bleiben

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Gentechnik
Von links: Erich Spranger, Richard Mergner, Malte Gallée, Christine Hertrich, Agrarreferentin BUND Naturschutz Bayern, Foto: Lena Voit
Der BUND Natur­schutz (BN) Bam­berg ist gegen Plä­ne der EU-Kom­mis­si­on, gesetz­li­che Regeln für soge­nann­te Neue Gen­tech­nik auf­zu­wei­chen. Mal­te Galée, Euro­pa­ab­ge­ord­ne­ter aus Bam­berg, sicher­te bei einem Tref­fen mit BN-Mit­glie­dern Unter­stüt­zung zu.

Wie der BUND Natur­schutz mit­teil­te, hat die Umwelt­or­ga­ni­sa­ti­on den Euro­pa­ab­ge­ord­ne­ten Mal­te Gal­lée (Bünd­nis 90/​Die Grü­nen) um Unter­stüt­zung gebe­ten, Plä­ne der EU-Kom­mis­si­on zur Dere­gu­lie­rung Neu­er Gen­tech­nik zu stop­pen. So will die Kom­mis­si­on bis Anfang Juni einen Geset­zes­vor­schlag vor­le­gen, der die Frei­set­zung und kom­mer­zi­el­le Nut­zung von Orga­nis­men, die mit neu­en gen­tech­ni­schen Ver­fah­ren pro­du­ziert wur­den, erleich­tern soll.

„Für unse­re Bau­ern und Bäue­rin­nen in der Regi­on Bam­berg wird es nicht mehr mög­lich sein, gen­tech­nik­frei zu pro­du­zie­ren, wenn die EU gesetz­li­che Regeln aus­he­belt“, sagt Erich Spran­ger, Vor­sit­zen­der der BUND Natur­schutz-Kreis­grup­pe Bam­berg.

Der BN Lan­des­vor­sit­zen­de Richard Mer­gner ergänzt: „Neue Gen­tech­nik birgt min­des­tens genau­so gro­ße Risi­ken wie die bis­he­ri­ge. Risi­ko­be­wer­tung und Zulas­sungs­ver­fah­ren müs­sen sich des­halb wei­ter am Prin­zip der Vor­sor­ge für die mensch­li­che Gesund­heit und die bio­lo­gi­sche Viel­falt ori­en­tie­ren. Die Dere­gu­lie­rung der Neu­en Gen­tech­nik, wie sie die EU-Kom­mis­si­on auf Druck der Agrar­in­dus­trie der­zeit plant, leh­nen wir ent­schie­den ab.“

Mal­te Gal­lée, Mit­glied im Umwelt­aus­schuss des Euro­päi­schen Par­la­ments, teilt die Posi­ti­on des BN. „Neue Gen­tech­nik hat bis­her nichts zur Bekämp­fung des Welt­hun­gers oder des Kli­ma­schut­zes bei­getra­gen. Ihre vagen Ver­spre­chun­gen dür­fen nicht dazu ver­lei­ten, die Vor­ga­ben der EU für Risi­ko­prü­fung, Zulas­sungs­ver­fah­ren oder Kenn­zeich­nung auf­zu­wei­chen.“ Er wer­de sich des­halb über den Umwelt­aus­schuss dafür ein­set­zen, dass die neue Gen­tech­nik in Euro­pa auch in Zukunft zum Schutz von Mensch und Natur streng regu­liert bleibe.

„Nur dann wer­den Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher auch in Zukunft noch die Wahl haben, gen­tech­nik­freie Lebens­mit­tel zu kau­fen“, sagt Richard Mer­gner, Lan­des­vor­sit­zen­der des BN. „Und nur dann kön­nen Bau­ern und Bäue­rin­nen noch frei ent­schei­den, wel­ches Saat­gut sie anbauen.“

Hin­ter­grund

2009 ist der Land­kreis Bam­berg dem Bünd­nis „Gen­tech­nik­freie Regi­on Bam­berg“ bei­getre­ten, das vom BN Bam­berg ange­sto­ßen und koor­di­niert wur­de. In ganz Bay­ern gibt es seit 2009 kei­nen Anbau und kei­ne Frei­set­zung von gen­ma­ni­pu­lier­ten Orga­nis­men mehr. 2014 wur­de Bay­ern Mit­glied im „Netz­werk gen­tech­nik­frei­er Regio­nen in Europa“.

Die EU hat bereits 2001 das Vor­sor­ge­prin­zip gesetz­lich ver­an­kert. Damit unter­lie­gen gen­tech­nisch ver­än­der­te Orga­nis­men (GVO) vor ihrer Markt­zu­las­sung einer Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung. Es gibt eine Kenn­zeich­nungs­pflicht und die Öffent­lich­keit muss durch ein Stand­ort­re­gis­ter über Frei­set­zun­gen infor­miert wer­den. Seit 2015 ist es mög­lich, dass Mit­glieds­staa­ten der EU den Anbau von GVOs auf ihrem Gebiet verbieten.

Dadurch ist Euro­pa ist so gut wie frei vom Anbau gen­tech­nisch ver­än­der­ter Pflan­zen, was bei land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ten durch­aus als Wett­be­werbs­vor­teil gese­hen wer­den kann. Da die gro­ße Mehr­heit der Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher gen­ma­ni­pu­lier­te Lebens­mit­tel ablehnt, sind auch im Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del euro­pa­weit so gut wie kei­ne mit Gen­tech­nik gekenn­zeich­ne­ten Lebens­mit­tel zu finden.

Der Euro­päi­sche Gerichts­hof hat zudem 2018 klar­ge­stellt, dass auch neue­re Gen­tech­nik­ver­fah­ren die­sen gesetz­li­chen Reg­lun­gen unter­lie­gen und damit Gen­tech­nik im Sin­ne des euro­päi­schen Gen­tech­nik­rechts sind.

Gegen die­se Ein­ord­nung macht die Agrar­in­dus­trie laut BUND Natur­schutz seit Jah­ren mas­siv und erfolg­reich Lob­by­ar­beit bei der EU-Kom­mis­si­on. Im April 2021 leg­te die EU-Kom­mis­si­on einen Bericht vor, in dem sie das aktu­el­le Gen­tech­nik­recht als nicht geeig­net für die neue Gen­tech­nik bezeich­net und einer Dere­gu­lie­rung das Wort redet. Anfang Juni 2023 will die EU-Kom­mis­si­on des­halb ein eige­nes Gesetz für die Neue Gen­tech­nik vorschlagen.

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