In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Dr. Birgit Kastner, Ordinariatsrätin und Hauptabteilungsleiterin Kunst und und Kultur des Erzbischöflichen Ordinariats Bamberg, die Fragen beantwortet.
Frau Kastner, was braucht gute Kunst?
Anspruch, Konzept, Überdinglichkeit. Eines ist jedenfalls hinderlich: Gefälligkeit.
Was braucht Kunst, damit sie für eine Ausstellung im Kirchenraum oder Diözesanmuseum infrage kommt?
Siehe oben; hinzu kommt Interaktion und Intervention. Im Idealfall stört Kunst (Seh-)Gewohnheiten, ob im Kirchenraum oder Museum. Vielleicht zwei Beispiele: Kunstinstallationen in Kirchen können die Wahrnehmung im Raum und den Fokus verändern, sie können spirituelle Impulse setzen, so wie die Installationen von Elke Maier (zur Zeit in St. Augustin, Coburg). Bei Auftragsarbeiten wie Kreuzwegen oder Altarbildern besteht die Herausforderung darin, Jahrhunderte alte Bildtraditionen zeitgenössisch weiterzuentwickeln, eventuell auch darin, den Betrachter zu irritieren. Dafür wären die Altarbilder von Michael Triegel ein gutes Beispiel. Im Diözesanmuseum arbeiten wir daran, den mittelalterlichen Domschatz mit moderner Kunst zu konfrontieren, um neue Wahrnehmungsebenen zu öffnen.
Wer ist Ihre Lieblingskünstlerin oder Ihr Lieblingskünstler?
Gibt es nicht, ich hätte da eher eine lange Liste, auf der Leute stehen wie Imi Knoebel, Georg Meistermann, Blinky Palermo, Sigmar Polke, Neo Rauch, Hella Santarossa, Rudolf Schwarz, Leo Zogmeyer, Peter Zumthor, eigentlich auch Erwin Wurm, unbedingt Max Ernst.
Mit welcher großen Künstlerin oder welchem großen Künstler können Sie gar nichts anfangen?
Heino.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Absolut.
Zahlen Sie gerne Rundfunkgebühren?
Das tue ich tatsächlich.
Töten Sie Insekten?
Eiskalt.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Aus dem Alter bin ich raus.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Außer Kaffee und Rotwein?
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Ich fände es spannender, über das Genre oder den Titel nachzudenken.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Diensthandy oder privat? Vermutlich Luca.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Was alles in meinem Kühlschrank ist.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Immer Wünsche und Träume zu haben.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Mindestens einmal herzhaft lachen.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über mich.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Kirchenglocken.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Da gäbe es ein paar materielle Dinge, die nicht notwendig wären. In immaterieller Hinsicht: Wandern gehen, auch wenn ich gerade gar keine Zeit habe.
Wovor haben Sie Angst?
Jemals den Mut zu verlieren.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Ich habe heute meinem Kater zugezwinkert, falls das hier zählt.
Wann hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
So ungeschickt war ich nie.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Dass ein Archiv eingestürzt ist während meiner Dissertation.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Nein. Ich sage jetzt etwas Spießiges: Ich mache meinen Beruf wirklich gerne.
Was war die beste Ausstellung, die Sie gesehen haben?
Ich bin Venedig-Biennale-Fan. Das Format ist großartig. In Bezug auf sakrale Kunst, insbesondere zeitgenössische, schätze ich das Columba in Köln sehr, das KULTUM in Graz. Schlüsselwerke mittelalterlicher (Sakral-)Kunst sind immer wieder im Fokus großer oder internationaler Themenausstellungen. Außer das Kunstwerk selbst trägt hier auch das Ausstellungskonzept, die Architektur und Vermittlung zum Ranking bei.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Da ich ausschließlich beim Autofahren schimpfe: Vollpfosten!
Ihre Lieblingstugend?
Eine allein nützt nichts, man braucht sie alle vier: Fortitudo, Prudentia, Iustitia, Temperantia.
Ihr Hauptcharakterzug?
Ausdauernd.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Unfreiwillige.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Ich konnte nie Bierflaschen mit dem Feuerzeug öffnen.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Bei der Mondlandung.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Das Beamen. Ich würde mich sehr gerne beamen können.
Haben Sie ein Vorbild?
Scotty? Nein, ich habe Vor-Bilder im Sinne fester Vorstellungen, wie das, was ich erreichen möchte, aussieht und da fließen sicher Inspirationen verschiedener lebender historischer und biblischer Persönlichkeiten ein.
Wofür sind Sie dankbar?
Für alles und einen Teebeutelspruch, den ich einmal gezogen habe: „Nicht denken, danken“. Das hilft meistens.
Was lesen Sie gerade?
Johannes Rauschenberger, Gott hat kein Museum. Ein grandioses 3‑Bände-Monster, ein Bilderbuch mit Essays beziehungsweise ein Katalog eines Museums, das es nicht gibt.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Daniel Kehlmanns Vermessungsbuch hat mich nicht gepackt.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Jede Art von Illustrierte aus den 1950er-60er Jahren. Nichts bereitet mir mehr Freude (außer noch Architektur der 50er Jahre). Von „Monika. Die Zeitschrift für katholische Mütter und Hausfrauen“ bis zu den alten großformatigen Bravo-Ausgaben meines Vaters. Das Layout, die inhaltlichen Beiträge, die Sprache, die Werbung, das Weltbild, alles.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Französische Chansons, weil ich dann heimlich theatralisch mitsinge.
Was war Ihre größte Modesünde?
Dauerwelle. Oder Latzhose.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Speisen und Getränke.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Drei gekaufte Theaterkarten.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Leonardo da Vinci.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Von Influencern. Und dabei soll es auch bleiben.
Was finden Sie langweilig?
Schlechte Kunst.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
„Wahnsinn“ (Hölle).
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Wolfgang Petry. Beziehungsweise hat man als Kunsthistoriker den Kopf voller mittelalterlicher Darstellungen der Verdammnis, Seelenqualen.
Wie glauben Sie, würde die Birgit Kastner von vor zehn Jahren auf die Birgit Kastner von heute reagieren?
Ich würde mich wiedererkennen. Vielleicht würden wir zusammen auf das eine oder andere Ereignis trinken.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Meine Museumsleiterin ist gut 10 cm größer als ich.
Ich kann nicht leben ohne…
Sauerstoff?
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Kirche.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin.
Was war die größte Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Dass ich Susanne heiße.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Den Klimawandel.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Ein Bierchen.