Stadt­echo Fragebogen

Das Stadt­echo fragt: Bir­git Kast­ner antwortet

4 Min. zu lesen
Birgit Kastner
Birgit Kastner, Foto: Ludmila Kvapilovà-Klüsener
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Dr. Bir­git Kast­ner, Ordi­na­ri­ats­rä­tin und Haupt­ab­tei­lungs­lei­te­rin Kunst und und Kul­tur des Erz­bi­schöf­li­chen Ordi­na­ri­ats Bam­berg, die Fra­gen beantwortet.
Frau Kast­ner, was braucht gute Kunst?

Anspruch, Kon­zept, Über­ding­lich­keit. Eines ist jeden­falls hin­der­lich: Gefälligkeit.

Was braucht Kunst, damit sie für eine Aus­stel­lung im Kir­chen­raum oder Diö­ze­san­mu­se­um infra­ge kommt?

Sie­he oben; hin­zu kommt Inter­ak­ti­on und Inter­ven­ti­on. Im Ide­al­fall stört Kunst (Seh-)Gewohnheiten, ob im Kir­chen­raum oder Muse­um. Viel­leicht zwei Bei­spie­le: Kunst­in­stal­la­tio­nen in Kir­chen kön­nen die Wahr­neh­mung im Raum und den Fokus ver­än­dern, sie kön­nen spi­ri­tu­el­le Impul­se set­zen, so wie die Instal­la­tio­nen von Elke Mai­er (zur Zeit in St. Augus­tin, Coburg). Bei Auf­trags­ar­bei­ten wie Kreuz­we­gen oder Altar­bil­dern besteht die Her­aus­for­de­rung dar­in, Jahr­hun­der­te alte Bild­tra­di­tio­nen zeit­ge­nös­sisch wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, even­tu­ell auch dar­in, den Betrach­ter zu irri­tie­ren. Dafür wären die Altar­bil­der von Micha­el Trie­gel ein gutes Bei­spiel. Im Diö­ze­san­mu­se­um arbei­ten wir dar­an, den mit­tel­al­ter­li­chen Dom­schatz mit moder­ner Kunst zu kon­fron­tie­ren, um neue Wahr­neh­mungs­ebe­nen zu öffnen.

Wer ist Ihre Lieb­lings­künst­le­rin oder Ihr Lieblingskünstler?

Gibt es nicht, ich hät­te da eher eine lan­ge Lis­te, auf der Leu­te ste­hen wie Imi Knoe­bel, Georg Meis­ter­mann, Blin­ky Paler­mo, Sig­mar Pol­ke, Neo Rauch, Hel­la Sant­a­ros­sa, Rudolf Schwarz, Leo Zog­mey­er, Peter Zum­thor, eigent­lich auch Erwin Wurm, unbe­dingt Max Ernst.

Mit wel­cher gro­ßen Künst­le­rin oder wel­chem gro­ßen Künst­ler kön­nen Sie gar nichts anfangen?

Hei­no.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Abso­lut.

Zah­len Sie ger­ne Rundfunkgebühren?

Das tue ich tatsächlich.

Töten Sie Insekten?

Eis­kalt.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Aus dem Alter bin ich raus.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Außer Kaf­fee und Rotwein?

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­che Schau­spie­le­rin soll­te Sie spielen?

Ich fän­de es span­nen­der, über das Gen­re oder den Titel nachzudenken.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Dienst­han­dy oder pri­vat? Ver­mut­lich Luca.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Was alles in mei­nem Kühl­schrank ist.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Immer Wün­sche und Träu­me zu haben.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Min­des­tens ein­mal herz­haft lachen.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über mich.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Kir­chen­glo­cken.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Da gäbe es ein paar mate­ri­el­le Din­ge, die nicht not­wen­dig wären. In imma­te­ri­el­ler Hin­sicht: Wan­dern gehen, auch wenn ich gera­de gar kei­ne Zeit habe.

Wovor haben Sie Angst?

Jemals den Mut zu verlieren.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Ich habe heu­te mei­nem Kater zuge­zwin­kert, falls das hier zählt.

Wann hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

So unge­schickt war ich nie.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Dass ein Archiv ein­ge­stürzt ist wäh­rend mei­ner Dissertation.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Nein. Ich sage jetzt etwas Spie­ßi­ges: Ich mache mei­nen Beruf wirk­lich gerne.

Was war die bes­te Aus­stel­lung, die Sie gese­hen haben?

Ich bin Vene­dig-Bien­na­le-Fan. Das For­mat ist groß­ar­tig. In Bezug auf sakra­le Kunst, ins­be­son­de­re zeit­ge­nös­si­sche, schät­ze ich das Colum­ba in Köln sehr, das KULTUM in Graz. Schlüs­sel­wer­ke mit­tel­al­ter­li­cher (Sakral-)Kunst sind immer wie­der im Fokus gro­ßer oder inter­na­tio­na­ler The­men­aus­stel­lun­gen. Außer das Kunst­werk selbst trägt hier auch das Aus­stel­lungs­kon­zept, die Archi­tek­tur und Ver­mitt­lung zum Ran­king bei.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Da ich aus­schließ­lich beim Auto­fah­ren schimp­fe: Vollpfosten!

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Eine allein nützt nichts, man braucht sie alle vier: For­ti­tu­do, Pru­den­tia, Ius­ti­tia, Temperantia.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Aus­dau­ernd.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Unfrei­wil­li­ge.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Ich konn­te nie Bier­fla­schen mit dem Feu­er­zeug öffnen.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Bei der Mondlandung.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Das Bea­men. Ich wür­de mich sehr ger­ne bea­men können.

Haben Sie ein Vorbild?

Scot­ty? Nein, ich habe Vor-Bil­der im Sin­ne fes­ter Vor­stel­lun­gen, wie das, was ich errei­chen möch­te, aus­sieht und da flie­ßen sicher Inspi­ra­tio­nen ver­schie­de­ner leben­der his­to­ri­scher und bibli­scher Per­sön­lich­kei­ten ein.

Wofür sind Sie dankbar?

Für alles und einen Tee­beu­tel­spruch, den ich ein­mal gezo­gen habe: „Nicht den­ken, dan­ken“. Das hilft meistens.

Was lesen Sie gerade?

Johan­nes Rau­schen­ber­ger, Gott hat kein Muse­um. Ein gran­dio­ses 3‑Bän­de-Mons­ter, ein Bil­der­buch mit Essays bezie­hungs­wei­se ein Kata­log eines Muse­ums, das es nicht gibt.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Dani­el Kehl­manns Ver­mes­sungs­buch hat mich nicht gepackt.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Jede Art von Illus­trier­te aus den 1950er-60er Jah­ren. Nichts berei­tet mir mehr Freu­de (außer noch Archi­tek­tur der 50er Jah­re). Von „Moni­ka. Die Zeit­schrift für katho­li­sche Müt­ter und Haus­frau­en“ bis zu den alten groß­for­ma­ti­gen Bra­vo-Aus­ga­ben mei­nes Vaters. Das Lay­out, die inhalt­li­chen Bei­trä­ge, die Spra­che, die Wer­bung, das Welt­bild, alles.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Fran­zö­si­sche Chan­sons, weil ich dann heim­lich thea­tra­lisch mitsinge.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Dau­er­wel­le. Oder Latzhose.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Spei­sen und Getränke.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Drei gekauf­te Theaterkarten.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Leo­nar­do da Vinci.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Von Influen­cern. Und dabei soll es auch bleiben.

Was fin­den Sie langweilig?

Schlech­te Kunst.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

„Wahn­sinn“ (Höl­le).

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Wolf­gang Petry. Bezie­hungs­wei­se hat man als Kunst­his­to­ri­ker den Kopf vol­ler mit­tel­al­ter­li­cher Dar­stel­lun­gen der Ver­damm­nis, Seelenqualen.

Wie glau­ben Sie, wür­de die Bir­git Kast­ner von vor zehn Jah­ren auf die Bir­git Kast­ner von heu­te reagieren?

Ich wür­de mich wie­der­erken­nen. Viel­leicht wür­den wir zusam­men auf das eine oder ande­re Ereig­nis trinken.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Mei­ne Muse­ums­lei­te­rin ist gut 10 cm grö­ßer als ich.

Ich kann nicht leben ohne…

Sau­er­stoff?

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

Kir­che.

Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Tän­ze­rin.

Was war die größ­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Dass ich Susan­ne heiße.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Den Kli­ma­wan­del.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Ein Bier­chen.

Dr. Bir­git Kast­ner, Okto­ber 2021.
Weiterer Artikel

“Eine enor­me logis­ti­sche Herausforderung”

2G-Regel in Ladengeschäften

Nächster Artikel

Stu­die

Uni­ver­si­tät Bam­berg erforscht Mimik bei Schmerz, Ekel, Freude