Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt: Jana Mar­ga­re­te Schul­er antwortet

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Jana Margarete Schuler
Jana Margarete Schuler, Foto: Anna Gojowsky
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Jana Mar­ga­re­te Schul­er die Fra­gen beant­wor­tet. Sie ist Foto­gra­fin und der­zei­ti­ge Trä­ge­rin des Kunst­sti­pen­di­ums von Stadt und Land­kreis Bamberg.
Frau Schul­er, was braucht man, um gut foto­gra­fie­ren zu können?

Den Mut, sich aus der eige­nen Kom­fort­zo­ne zu bege­ben. Mei­ner Mei­nung nach braucht man kei­ne Aus­bil­dung, kein Stu­di­um und inzwi­schen nicht ein­mal mehr eine Kame­ra. Die Auf­lö­sung von Han­dy­fo­tos reicht für eine Pla­kat­kam­pa­gne. Also: Ein­fach vom Sofa auf­ste­hen, raus­ge­hen und dann nicht nur Blu­men und Son­nen­un­ter­gän­ge fotografieren.

Was braucht ein gutes Foto?

Wenn es nach mir geht: Men­schen. Ich fin­de Men­schen sehr spannend.

Was mögen Sie an der Foto­gra­fie beson­ders? Was nicht?

Ich lie­be den Kon­takt zu Lebens­wel­ten, mit denen ich sonst kei­ne Berüh­rungs­punk­te habe. Mit jeder doku­men­tar­fo­to­gra­fi­schen Arbeit ler­ne ich so viel Neu­es dazu und ler­ne Men­schen ken­nen, denen ich sonst nie begeg­net wäre. Dafür lei­de ich manch­mal unter der Arbeit, die als selb­stän­di­ge Foto­gra­fin ein­fach dazu­ge­hört: Steu­er­erklä­rung, Rech­nun­gen, Terminplanung.

Wor­an arbei­ten Sie gerade?

Gera­de arbei­te ich inten­siv zu drei gro­ßen und wich­ti­gen The­men: Zwie­beln (Bam­berg), Co-Eltern­schaft (Leip­zig) und weib­li­che Wrest­le­rin­nen (Juá­rez, Mexiko).

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Ich war Anfang des Jah­res in Mexi­ko und habe eine Grup­pe Umwelt­ak­ti­vis­ten in bis­her uner­forsch­ten Höh­len foto­gra­fiert. Es war extrem heiß, dun­kel und eng dort unten. Ich kroch mit mei­nem Equip­ment auf dem feuch­ten Fels­bo­den durch einen Höh­len­spalt und kämpf­te gegen mei­ne Klaus­tro­pho­bie an, als jemand rief: Vor­sicht, die­se Spin­ne ist töd­lich! Direkt neben mei­ner Hand, mit der ich mich auf dem Boden abstütz­te, krab­bel­te eine win­zi­ge, unschein­ba­re Spin­ne vor­bei. Eine Loxo­sce­les-Spin­ne, eine der fünf gefähr­lichs­ten Spin­nen der Welt. Am nächs­ten Tag zog ich Hand­schu­he an.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der vom Foto­gra­fie­ren handelt?

Tat­säch­lich. Wenn ich an einem Tag vie­le Stun­den foto­gra­fiert habe, foto­gra­fie­re ich häu­fig im Schlaf wei­ter. Ich träu­me die gan­ze Nacht davon, unun­ter­bro­chen auf den Aus­lö­ser zu drü­cken und wache dann total erschöpft auf. Das ist wirk­lich ungüns­tig, wenn man am nächs­ten Tag wie­der foto­gra­fie­ren möchte.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Ich fah­re sehr sel­ten Fahr­rad. Meis­tens nur, wenn ich zu spät dran bin, um zu lau­fen. Letz­te Woche bin ich seit Lan­gem mal wie­der Fahr­rad gefah­ren und wur­de direkt von der Poli­zei ange­hal­ten. Das war rich­tig teu­er. Ab jetzt lau­fe ich lie­ber wieder.

Zah­len Sie ger­ne Rundfunkgebühren?

Ja, obwohl ich seit zehn Jah­ren weder Fern­se­hen noch Radio habe.

Töten Sie Insekten?

Nur, wenn sie sonst mich töten.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Bei offe­nem Dach­fens­ter, ja. Ich selbst bin aber Nichtraucherin.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­che Schau­spie­le­rin soll­te Sie spielen?

Ich schaue tat­säch­lich kei­ne Fil­me, ich höre nur Hör­bü­cher. Der visu­el­le Part ent­steht in mei­nem Kopf.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Cir­ca 50, am meis­ten nut­ze ich diver­se Mes­sen­ger, Spo­ti­fy, Audi­ble und Gmail.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Von den Wahlergebnissen.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über die Wahlergebnisse.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Wäh­rend sich mein imma­te­ri­el­ler Wunsch nach welt­wei­tem Frie­den und Gleich­be­rech­ti­gung immer wei­ter ent­fernt, rückt die ein­zi­ge mate­ri­el­le Sache, von der ich seit Jah­ren träu­me, immer näher: Eine BahnCard100. Ansons­ten bin ich eigent­lich sehr zufrieden.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Eine Mischung aus gutem Essen, humor­vol­len Gesprä­chen und ein biss­chen Arbeit. Abends ein Kon­zert, irgend­wo dazwi­schen eine Run­de Lig­ret­to und ein Whis­key Sour – perfekt.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Applaus. Scherz. Regen auf den Fens­tern mei­ner Dachgeschosswohnung.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Einen alten Fiat Duca­to Feu­er­wehr­bus, den ich zum Cam­per­van aus­ge­baut habe. Der ist zwar nicht son­der­lich kos­ten­in­ten­siv, aber auch nicht unbe­dingt not­wen­dig. Ab und zu fah­re ich damit an einen See, schla­fe und koche im Bus. Über die Solar­pa­nels auf dem Dach habe ich sogar Strom und kann unter­wegs arbei­ten. Das wür­de ich auf jeden Fall als Luxus bezeichnen.

Wovor haben Sie Angst?

Davor, fal­sche Ent­schei­dun­gen zu treffen.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Letz­te Woche. Ich fuhr auf dem Rad­weg, wuss­te den Weg nicht und schau­te beim Fah­ren auf mein Han­dy-Navi. Ein Poli­zei­au­to kam mir dabei ent­ge­gen, erkann­te die Ord­nungs­wid­rig­keit sofort (Han­dy am Steu­er!), wen­de­te mit quiet­schen­den Rei­fen und nahm mir 55 Euro und die kurz­zei­tig auf­flam­men­de Freu­de am Fahr­rad­fah­ren ab.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Fuck. Fuck. Fuck!

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie ger­ne dabei gewesen?

Coro­na war schon ziem­lich geschichts­träch­tig, ich den­ke das reicht mir erstmal.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Ich bin sehr schlecht dar­in, nichts zu tun.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Genüg­sam­keit.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Offen­heit.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Mei­ne Ungeduld.

Wofür sind Sie dankbar?

Für so ziem­lich für alles. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass irgend­wer ein bes­se­res Leben hat und das ist wirk­lich ein pri­vi­le­gier­ter Standpunkt.

Was fin­den Sie langweilig?

Film­aben­de.

Was lesen Sie gerade?

„Angst vor Gott“ – Fun­ny van Dannen.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Buch: „Hec­tors Rei­se“ – Fran­çois Lelord, Album: „Urlaub fürs Gehirn“ – KIZ, Film: Ich schaue kaum Fil­me. Aber „Fin­det Nemo“ fand ich damals sehr gut.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Mei­ne eige­ne. Es fühlt sich nar­ziss­tisch an, im All­tag die eige­ne Musik anzu­schal­ten, wenn ande­re Leu­te dabei sind. Wobei ich gehört habe, dass Scoo­ter bei After Show Par­ties auch sei­ne eige­nen Hits spielt. Scheint also doch legi­tim zu sein, mir fehlt wohl nur das Selbstvertrauen.

Mit wel­chem Lied beginnt die per­fek­te Playlist?

„Lebens­be­ja­hend“ von Fun­ny van Dannen.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Skin­ny Jeans. Die haben echt ihre bes­ten Zei­ten hin­ter sich.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Das Uni­ver­si­täts­or­ches­ter in der Kon­zert­hal­le Bamberg.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

Ich bin sehr tole­rant, was Musik­sti­le angeht. Nur wenn’s poli­tisch schwie­rig wird, hört die Tole­ranz auf. Ramm­stein zu spie­len, ist bei­spiels­wei­se aktu­ell ein poli­ti­sches State­ment. Und wo auf Kos­ten ande­rer gefei­ert wird, zah­le ich nicht für Getränke.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Das Meer.

Wie glau­ben Sie, wür­de die Jana Mar­ga­re­te Schul­er von
vor zehn Jah­ren auf die Jana Mar­ga­re­te Schul­er von heu­te reagieren?

Ange­nehm über­rascht. Mit 20 dach­te ich, dass der bes­te Part des Lebens mit 30 vor­bei ist. Inzwi­schen bin ich 31 – und mein Leben wird mit jedem Jahr besser.

Ich kann nicht leben ohne…

…ande­re Menschen.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

Jon­ny Knüppel.

Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Tän­ze­rin. Nicht Bal­lett, eher Street Dance.

Stel­len Sie sich vor, Sie könn­ten wäh­len – was für ein Tier wären Sie gerne?

Eine Leo­par­din.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Oh, dan­ke! Ger­ne einen Whis­key Sour.

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