In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Jana Margarete Schuler die Fragen beantwortet. Sie ist Fotografin und derzeitige Trägerin des Kunststipendiums von Stadt und Landkreis Bamberg.
Frau Schuler, was braucht man, um gut fotografieren zu können?
Den Mut, sich aus der eigenen Komfortzone zu begeben. Meiner Meinung nach braucht man keine Ausbildung, kein Studium und inzwischen nicht einmal mehr eine Kamera. Die Auflösung von Handyfotos reicht für eine Plakatkampagne. Also: Einfach vom Sofa aufstehen, rausgehen und dann nicht nur Blumen und Sonnenuntergänge fotografieren.
Was braucht ein gutes Foto?
Wenn es nach mir geht: Menschen. Ich finde Menschen sehr spannend.
Was mögen Sie an der Fotografie besonders? Was nicht?
Ich liebe den Kontakt zu Lebenswelten, mit denen ich sonst keine Berührungspunkte habe. Mit jeder dokumentarfotografischen Arbeit lerne ich so viel Neues dazu und lerne Menschen kennen, denen ich sonst nie begegnet wäre. Dafür leide ich manchmal unter der Arbeit, die als selbständige Fotografin einfach dazugehört: Steuererklärung, Rechnungen, Terminplanung.
Woran arbeiten Sie gerade?
Gerade arbeite ich intensiv zu drei großen und wichtigen Themen: Zwiebeln (Bamberg), Co-Elternschaft (Leipzig) und weibliche Wrestlerinnen (Juárez, Mexiko).
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Ich war Anfang des Jahres in Mexiko und habe eine Gruppe Umweltaktivisten in bisher unerforschten Höhlen fotografiert. Es war extrem heiß, dunkel und eng dort unten. Ich kroch mit meinem Equipment auf dem feuchten Felsboden durch einen Höhlenspalt und kämpfte gegen meine Klaustrophobie an, als jemand rief: Vorsicht, diese Spinne ist tödlich! Direkt neben meiner Hand, mit der ich mich auf dem Boden abstützte, krabbelte eine winzige, unscheinbare Spinne vorbei. Eine Loxosceles-Spinne, eine der fünf gefährlichsten Spinnen der Welt. Am nächsten Tag zog ich Handschuhe an.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der vom Fotografieren handelt?
Tatsächlich. Wenn ich an einem Tag viele Stunden fotografiert habe, fotografiere ich häufig im Schlaf weiter. Ich träume die ganze Nacht davon, ununterbrochen auf den Auslöser zu drücken und wache dann total erschöpft auf. Das ist wirklich ungünstig, wenn man am nächsten Tag wieder fotografieren möchte.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Ich fahre sehr selten Fahrrad. Meistens nur, wenn ich zu spät dran bin, um zu laufen. Letzte Woche bin ich seit Langem mal wieder Fahrrad gefahren und wurde direkt von der Polizei angehalten. Das war richtig teuer. Ab jetzt laufe ich lieber wieder.
Zahlen Sie gerne Rundfunkgebühren?
Ja, obwohl ich seit zehn Jahren weder Fernsehen noch Radio habe.
Töten Sie Insekten?
Nur, wenn sie sonst mich töten.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Bei offenem Dachfenster, ja. Ich selbst bin aber Nichtraucherin.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Ich schaue tatsächlich keine Filme, ich höre nur Hörbücher. Der visuelle Part entsteht in meinem Kopf.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Circa 50, am meisten nutze ich diverse Messenger, Spotify, Audible und Gmail.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Von den Wahlergebnissen.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über die Wahlergebnisse.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Während sich mein immaterieller Wunsch nach weltweitem Frieden und Gleichberechtigung immer weiter entfernt, rückt die einzige materielle Sache, von der ich seit Jahren träume, immer näher: Eine BahnCard100. Ansonsten bin ich eigentlich sehr zufrieden.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Eine Mischung aus gutem Essen, humorvollen Gesprächen und ein bisschen Arbeit. Abends ein Konzert, irgendwo dazwischen eine Runde Ligretto und ein Whiskey Sour – perfekt.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Applaus. Scherz. Regen auf den Fenstern meiner Dachgeschosswohnung.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Einen alten Fiat Ducato Feuerwehrbus, den ich zum Campervan ausgebaut habe. Der ist zwar nicht sonderlich kostenintensiv, aber auch nicht unbedingt notwendig. Ab und zu fahre ich damit an einen See, schlafe und koche im Bus. Über die Solarpanels auf dem Dach habe ich sogar Strom und kann unterwegs arbeiten. Das würde ich auf jeden Fall als Luxus bezeichnen.
Wovor haben Sie Angst?
Davor, falsche Entscheidungen zu treffen.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Letzte Woche. Ich fuhr auf dem Radweg, wusste den Weg nicht und schaute beim Fahren auf mein Handy-Navi. Ein Polizeiauto kam mir dabei entgegen, erkannte die Ordnungswidrigkeit sofort (Handy am Steuer!), wendete mit quietschenden Reifen und nahm mir 55 Euro und die kurzzeitig aufflammende Freude am Fahrradfahren ab.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Fuck. Fuck. Fuck!
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gerne dabei gewesen?
Corona war schon ziemlich geschichtsträchtig, ich denke das reicht mir erstmal.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Ich bin sehr schlecht darin, nichts zu tun.
Ihre Lieblingstugend?
Genügsamkeit.
Ihr Hauptcharakterzug?
Offenheit.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Meine Ungeduld.
Wofür sind Sie dankbar?
Für so ziemlich für alles. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer ein besseres Leben hat und das ist wirklich ein privilegierter Standpunkt.
Was finden Sie langweilig?
Filmabende.
Was lesen Sie gerade?
„Angst vor Gott“ – Funny van Dannen.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Buch: „Hectors Reise“ – François Lelord, Album: „Urlaub fürs Gehirn“ – KIZ, Film: Ich schaue kaum Filme. Aber „Findet Nemo“ fand ich damals sehr gut.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Meine eigene. Es fühlt sich narzisstisch an, im Alltag die eigene Musik anzuschalten, wenn andere Leute dabei sind. Wobei ich gehört habe, dass Scooter bei After Show Parties auch seine eigenen Hits spielt. Scheint also doch legitim zu sein, mir fehlt wohl nur das Selbstvertrauen.
Mit welchem Lied beginnt die perfekte Playlist?
„Lebensbejahend“ von Funny van Dannen.
Was war Ihre größte Modesünde?
Skinny Jeans. Die haben echt ihre besten Zeiten hinter sich.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Das Universitätsorchester in der Konzerthalle Bamberg.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Ich bin sehr tolerant, was Musikstile angeht. Nur wenn’s politisch schwierig wird, hört die Toleranz auf. Rammstein zu spielen, ist beispielsweise aktuell ein politisches Statement. Und wo auf Kosten anderer gefeiert wird, zahle ich nicht für Getränke.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Das Meer.
Wie glauben Sie, würde die Jana Margarete Schuler von
vor zehn Jahren auf die Jana Margarete Schuler von heute reagieren?
Angenehm überrascht. Mit 20 dachte ich, dass der beste Part des Lebens mit 30 vorbei ist. Inzwischen bin ich 31 – und mein Leben wird mit jedem Jahr besser.
Ich kann nicht leben ohne…
…andere Menschen.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Jonny Knüppel.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin. Nicht Ballett, eher Street Dance.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten wählen – was für ein Tier wären Sie gerne?
Eine Leopardin.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Oh, danke! Gerne einen Whiskey Sour.