Trotz Pandemie blickt die oberfränkische Landesbühne des Fränkischen Theatersommers auf ein künstlerisch und wirtschaftlich zufriedenstellendes Jahr 2020 zurück. Zwischen den Lockdowns spielte die Wanderbühne über 80 Auftritte. Jan Burdinski ist Regisseur, Darsteller und Intendant des Fränkischen Theatersommers. Im Interview wirft er einen Blick auf die vergangene Saison.
Wie war der zurückliegende Theatersommer? Wie weit war reguläres Arbeiten möglich?
Jan Burdinski: Die Theatersommer-Saison 2020 war eine einzigartige Erfahrung: Die Ungewissheit, ob wir überhaupt würden spielen können, zehrte an den Nerven des Ensembles, doch wir hatten alle darauf eingeschworen, dass wir nach einem offiziellen Öffnungs-Signal sofort mit den vorbereiteten Inszenierungen starten würden. Das Signal von der Bayerischen Landesregierung kam am 15. Juni, und am 17. Juni gab es in Adelsdorf mit „Engel auf Erden“, ein Theaterstück zu Marlene Dietrich, die erste Premiere, welcher innerhalb eines Monats sieben weitere Premieren folgten: Drei Solo-Stücke, „Roll on Beethoven“, „Der Geräuschlose“, „Ein Nasshorn und ein Trockenhorn“, zwei Musiktheater-Darbietungen, darunter „Aus dem Leben eines Taugenichts“ und „Das Mörderkarussell“ und die Wiederaufnahme-Premiere des Musicals „Heisse Zeiten“. Verzichten mussten wir auf die personenreichen Stücke „Ein Sommernachtstraum“ und „Der fliehende Hollaender“. Beide Stücke haben wir auf die jetzige Saison 2021 verschoben. Und wieder stehen wir damit in den Startlöchern.
Konnte unter Pandemiebedingungen, samt Hygienekonzept und Abstandsregelungen, Theaterstimmung aufkommen?
Jan Burdinski: Das haben wir uns damals auch gefragt. Aber schon die erste Aufführung wischte alle Bedenken beiseite. Die Dankbarkeit des Publikums war überwältigend, die Theaterstimmung geradezu euphorisch. Wir hatten sehr engagierte Mitarbeiter, die das erforderliche Hygiene-Konzept perfekt vorbereitet hatten und alle Zuschauer mit Charme und Maske zu ihren Plätzen geleiteten.
Zwischen dem ersten und zweiten Lockdown konnten wir auf diese Weise über achtzig Aufführungen durchführen.
In welchem wirtschaftlichen Zustand befindet sich der Fränkische Theatersommer?
Jan Burdinski: Es war ein Glück, dass wir beim ersten Lockdown die Flinte nicht gleich ins Korn geworfen hatten, obgleich es Stimmen und Empfehlungen gab, die ganze Saison abzusagen. Das haben wir aus unserer Spiellust heraus nicht befolgt. Es wäre auch wirtschaftlich ein Desaster geworden. Nun können wir sagen: Alles richtig gemacht. Der Jahresabschluss konnte sich sehen lassen.
Wie weit sind Sie in den Planungen für die kommende Saison? Wie gehen Sie dabei mit der nach wie vor herrschenden Unsicherheit, ob Kulturbetrieb stattfindet oder nicht, um?
Jan Burdinski: Mit derselben Haltung wie im Vorjahr: Wir bereiten uns Schritt für Schritt vor und wollen starten, wenn das Signal auf grün steht.
Welche Stücke würden zu sehen sein, wenn alles klappt?
Jan Burdinski: Wie schon erwähnt „Ein Sommernachtstraum“ und „Der fliehende Hollaender“. Außerdem motivierte uns der große Publikumserfolg des Musicals „Heisse Zeiten“ dazu, die Fortsetzungsgeschichte vorzunehmen: Das Musical „Höchste Zeit“. Dazu kommen noch mehrere solistische Neuinszenierungen wie „Emmas Glück“, bekannt aus dem Kino, „Die Sternstunde des Josef Bieder“, das komödiantische Solo eines Theater-Requisiteurs, und das Musiktheater „Mozart googeln“. Und last but not least „Don Quijote & Sancho Pansa“.
Nach welchen Gesichtspunkten stellen Sie den Spielplan zusammen?
Jan Burdinski: Entscheidend ist die Entwicklung, welche das Schauspiel-Ensemble in den letzten Jahren genommen hat, dessen Wünsche und Befähigungen. Die Kenntnis unseres sehr heterogenen Publikums erfordert einen vielgestaltigen Spielplan, was auch meiner eigenen Vorliebe entspricht.
Werden Sie sich inszenatorisch der Pandemie annehmen?
Jan Burdinski: Den Gefallen, ein Stück über Corona auf die Bühne zu bringen, werde ich dem Virus nicht tun, das wäre zuviel der Ehre. Seit einem Jahr hat die Pandemie all unsere Sinne in Beschlag genommen. Jetzt habe ich ein Bedürfnis nach frischer Theaterluft und damit stehe ich nicht allein. Aus größerem zeitlichen Abstand heraus werde ich vielleicht mal ein Theaterstück darüber schreiben. Es wird eine Tragikomödie werden.
Mit Gut Kutzenberg bei Lichtenfels haben Sie zusätzlich zum Wandertheater eine stationäre Bühne gefunden. Wie weit sind Sie mit dieser Bühne fortgeschritten – wird sie 2021 schon zum Einsatz kommen?
Jan Burdinski: Mit der Sanierung der Räumlichkeiten von Gut Kutzenberg werden wir noch ein paar Jahre zu tun haben, aber das „Gartentheater“ nutzen wir schon seit zwei Jahren. Es ist eine traum-hafte Freilichtbühne – bestens geeignet für den „Sommernachtstraum“ und für „Don Quijote“.
Die Wiese vor den beiden großen Lindenbäumen sind herrliche Spielplätze für Kindertheater und für Musiktheater. Und die beiden Scheunen bespielen wir mit kleinen feinen Kammertheater-Produktionen.