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Lockdown

Psy­chi­sche Aus­wir­kun­gen des Lockdowns

„Ein Gefühl der Hilf­lo­sig­keit in der Pan­de­mie kann Angst­stö­run­gen oder Depres­si­on erklären“

Lang­zeit­stu­di­en gibt es noch nicht, aber ers­te Unter­su­chun­gen von psy­chi­schen Fol­gen des Lock­downs deu­ten dar­auf hin, dass die Beschrän­kung von sozia­len Kon­tak­ten psy­chi­sche Stö­run­gen ent­ste­hen las­sen oder ver­schlim­mern kann. Prof. Dr. Jörg Wol­stein hat die Pro­fes­sur für Patho­psy­cho­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bam­berg inne und ist Fach­arzt für Psych­ia­trie, Psy­cho­the­ra­pie und Neu­ro­lo­gie. Wir haben mir ihm über psy­chi­sche Aus­wir­kun­gen des Lock­downs, deren Unter­schie­de bei Frau­en und Män­nern, Warn­si­gna­le und Selbst­hil­fe gesprochen.

Die Mona­te der Aus­gangs­be­schrän­kun­gen bedeu­ten für vie­le Men­schen, einen Groß­teil des Tages allein zuhau­se zu sein. Wie kön­nen sich feh­len­de sozia­le Kon­tak­te auf die Psy­che auswirken?

Jörg Wol­stein: Das Ent­ste­hen von Sym­pto­men wie Angst und Depres­si­on, die in den Zei­ten der Pan­de­mie ver­mehrt ent­ste­hen, sind sicher­lich aber nicht allein auf das Aus­blei­ben von sozia­len Kon­tak­ten zurück­zu­füh­ren. Eine gro­ße Rol­le spie­len auch wirt­schaft­li­che Sor­gen, die Angst vor Anste­ckung oder Sor­gen um Ange­hö­ri­ge. Ich den­ke, was vie­le Men­schen berich­ten, näm­lich, dass sie ver­mehrt Sym­pto­me einer Depres­si­on zei­gen, wie Her­ab­ge­stimmt­sein oder Hoff­nungs- und Per­spek­tiv­lo­sig­keit, ist typisch. Es gibt inzwi­schen eine gan­ze Rei­he von Stu­di­en, die das bele­gen. Aber es stellt sich immer die Fra­ge, ob der Grund für die Sym­pto­me nur in den sozia­len Beschrän­kun­gen durch den Lock­down liegt oder in der gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Lage der Pan­de­mie. Ich glau­be, das kann man nicht unterscheiden.


Betrei­ben Sie ent­spre­chen­de Forschungen?

Jörg Wol­stein: Nicht spe­zi­ell zu die­sen Sym­pto­men. Bei uns am Lehr­stuhl for­schen wir zur Fra­ge, wie sich die Pan­de­mie­si­tua­ti­on auf den Alko­hol­kon­sum aus­wir­ken, vor allem bei Jugendlichen.


Wie ent­wi­ckelt sich der Alkoholkonsum?

Jörg Wol­stein: Ins­ge­samt hat er nicht zuge­nom­men, wie man mei­nen möch­te. Ein Grund dafür könn­te in die­sem Fall tat­säch­lich das Feh­len von sozia­len Kon­tak­ten bei den Jugend­li­chen sein. Auch der Alko­hol­ver­kauf ist sta­tis­tisch nicht beson­ders ange­stie­gen. Das Rausch­trin­ken ist eher weni­ger gewor­den. Aber bei Men­schen, die schon vor­her Alko­hol­pro­ble­me hat­ten, kom­men die­se Pro­ble­me jetzt deut­li­cher zum Vorschein.


Gilt das auch für bestehen­de psy­chi­sche Probleme?

Jörg Wol­stein: Ja. Ähn­lich ist es zum Bei­spiel bei Men­schen, die schon vor der Pan­de­mie Pro­ble­me hat­ten, sozia­le Kon­tak­te zu pfle­gen. Die­se sind sozi­al nun noch stär­ker iso­liert. Wohin­ge­gen Men­schen, die sozia­le Kon­tak­te ohne­hin inten­si­ver pfle­gen, die­se auch im Lock­down auf­recht­hal­ten. Die Mög­lich­kei­ten, zu tele­fo­nie­ren, eine Video­kon­fe­renz zu haben und so wei­ter blei­ben ja bestehen. Das ist gut, denn sozia­le Kon­tak­te bezie­hungs­wei­se sozia­le Unter­stüt­zung, wie es in der Fach­li­te­ra­tur genannt wird, sind ein ganz wesent­li­cher Fak­tor für die psy­chi­sche Gesund­heit. Je bes­ser man sie auf­recht­erhält, des­to bes­ser fühlt man sich. Dabei ist es kurz­fris­tig nicht unbe­dingt wich­tig, ob die Kon­tak­te von Ange­sicht zu Ange­sicht statt­fin­den oder elek­tro­nisch. Wie sich aus­schließ­lich elek­tro­ni­sche Kon­tak­te auf lan­ge Sicht aus­wir­ken kön­nen, muss noch erforscht werden.


Wel­che Lang­zeit­fol­gen könn­ten sich ergeben?

Jörg Wol­stein: Wir wis­sen bereits, dass die Zahl von Men­schen mit Angst­stö­run­gen oder Depres­sio­nen zuge­nom­men hat. Aller­dings gibt es schon seit dem 19. Jahr­hun­dert Stu­di­en zur Fra­ge, was mit Men­schen pas­siert, die sich mit ihrer sozia­len Umge­bung nicht rich­tig iden­ti­fi­zie­ren kön­nen und das Gefühl bekom­men, die Kon­trol­le dar­über zu ver­lie­ren, was mit ihnen pas­siert. Wir sind uns also schon seit über 100 Jah­ren der nega­ti­ven psy­chi­schen Aus­wir­kung von sol­chen Ent­wick­lun­gen bewusst. Die­se Stu­di­en zei­gen seit jeher auch eine Erhö­hung der Selbst­mord­ra­te auf. Ein moder­ne­res Bei­spiel hier­für wäre der poli­tisch-gesell­schaft­li­che Umbruch des Mau­er­falls, der eben­falls einen Anstieg zur Fol­ge hat­te – beson­ders bei Män­nern. Auch wenn es bis­her kei­nen Anhalt dafür gibt, dass die Selbst­mord­ra­te in der Pan­de­mie ange­stie­gen ist, ist die Zunah­me von depres­si­ven Stö­run­gen jeden­falls nicht überraschend.


Sie erwäh­nen eine beson­de­re Gefähr­dung von Män­nern. Lässt sich eine gene­rel­le Geschlechts­ab­hän­gig­keit von die­sen psy­chi­schen Aus­wir­kun­gen feststellen?

Jörg Wol­stein: Ja, Män­ner sind grund­sätz­lich gefähr­de­ter, sich umzu­brin­gen, wäh­rend Frau­en ins­ge­samt häu­fi­ger psy­chisch erkran­ken. Und die Frau­en sind in der jet­zi­gen Pan­de­mie beson­ders im Stress: Die in den Schu­len aus­fal­len­de Betreu­ung von Kin­dern wird zum Bei­spiel zum gro­ßen Teil von Frau­en über­nom­men, was für sie eine deut­lich höhe­re Belas­tung als in der Zeit vor der Pan­de­mie bedeu­tet. Frau­en sind oft einem höhe­ren gesell­schaft­li­chen Druck aus­ge­setzt, wie durch die Mehr­fach­be­las­tung aus bei­spiels­wei­se Berufs­tä­tig­keit und Kin­der­be­treu­ung. Die Pan­de­mie spitzt das nur noch­mal zu. Es gibt aber auch einen ande­ren wich­ti­gen Aspekt, bei der Erklä­rung von Geschlech­ter­un­ter­schie­den: Die grö­ße­re Anzahl von Fäl­len mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen bei Frau­en könn­te auch damit zusam­men­hän­gen, dass Frau­en sich bei psy­chi­schen Pro­ble­men häu­fi­ger mel­den und Hil­fe suchen. Män­nern fällt es schwe­rer, Trau­rig­keit oder Hoff­nungs­lo­sig­keit als Krank­heits­sym­ptom anzu­er­ken­nen. Sol­che Sym­pto­me sind bei Män­nern sehr viel stär­ker selbst­wert­ge­fähr­dend als bei Frau­en. Depres­si­on wird mit Schwä­che gleichgesetzt.


Wel­che Warn­si­gna­le für sol­che psy­chi­schen Ent­wick­lun­gen gibt es, die man an sich selbst oder an ande­ren fest­stel­len kann?

Jörg Wol­stein: Warn­si­gna­le einer psy­chi­schen Über­be­las­tung kön­nen sein: Plötz­li­che Schlaf­stö­run­gen, über­mä­ßi­ges Grü­beln, sich Sor­gen machen, ohne dabei zu einem Ergeb­nis zu kom­men, oder kör­per­li­che Pro­ble­me wie Magen­be­schwer­den oder chro­ni­sche Schmerzen.


Neben pro­fes­sio­nel­lem Rat – was sind Mög­lich­kei­ten, sich selbst zu helfen?

Jörg Wol­stein: Sozia­le Unter­stüt­zung, also die Pfle­ge von sozia­len Kon­tak­ten ist eine Mög­lich­keit. Frühs eine Run­de jog­gen zu gehen, ist auch eine Lösungs­stra­te­gie. Man kann sich frühs auch einen gut struk­tu­rier­ten Zeit­plan für den Tag zurecht­le­gen, der immer wie­der Pau­sen vor­sieht. Auch die Lang­zeit­per­spek­ti­ve, zum Bei­spiel durch die sich beschleu­ni­gen­de Impf­kam­pa­gne, ist der­zeit nicht schlecht und kann Hoff­nung bringen.


Auch auf Bezie­hun­gen wie Fami­li­en­struk­tu­ren oder Part­ner­schaft kann sich die Pan­de­mie nega­tiv aus­wir­ken, wenn man sozu­sa­gen stän­dig auf­ein­an­der­sit­zen muss. Wel­che Lösungs­mög­lich­kei­ten bie­ten sich hier?

Jörg Wol­stein: Man sitzt viel mehr auf­ein­an­der und muss plötz­lich viel mehr mit­ein­an­der aus­han­deln und mehr aus­hal­ten als vor­her. Dabei ist es wich­tig, kla­re Abspra­chen über Rück­zugs­räu­me zu tref­fen, damit man auch mal Zeit allein ver­brin­gen kann. Man kann in der Woh­nung Räu­me defi­nie­ren, an denen, im Fall von Home­of­fice oder Haus­auf­ga­ben der Kin­der, gear­bei­tet wird, und Orte, an denen ent­spannt wer­den kann. Und wenn der Part­ner oder die Part­ne­rin ein­mal gereizt ist, muss man die Ein­stel­lung ent­wi­ckeln, das nicht auf sich zu bezie­hen und als Kon­flikt zwi­schen zwei Per­so­nen zu sehen, son­dern den Grund dafür in der Pan­de­mie zu suchen.


Men­schen mit grö­ße­rem Wohn­raum sind also klar im Vorteil?

Jörg Wol­stein: Ich weiß nicht, ob es dazu Stu­di­en gibt, aber das ist sicher denkbar.


Ver­bän­de war­nen vor zuneh­men­der häus­li­cher Gewalt oder sexu­el­len Über­grif­fen im häus­li­chen Umfeld. Tei­len Sie die­se Befürchtungen?

Jörg Wol­stein: Ja, es gibt Berich­te über eine Zunah­me sol­cher Fäl­le. In der Regel geht häus­li­che Gewalt von Män­nern aus, oft wie­der­um in Ver­bin­dung mit Alko­hol­kon­sum. Aber auch hier gilt, dass häu­fig zum Aus­bruch kommt, was schon vor­her pro­ble­ma­tisch war.


Kön­nen die Beschrän­kun­gen auch posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen haben?

Jörg Wol­stein: Ja, es gibt auch Din­ge, die sich in der Pan­de­mie ver­bes­sert haben. Rund um das mobi­le Arbei­ten sind durch Home­of­fice-Rege­lun­gen ganz neue Mög­lich­kei­ten der All­tags­er­leich­te­rung ent­stan­den. Ich glau­be auch, dass der Wert von sozia­len Bezie­hun­gen zuge­nom­men hat. Die Leu­te wer­den in Zukunft viel­leicht sehr viel sorg­fäl­ti­ger mit Bezie­hun­gen umge­hen. Vie­le Men­schen haben die Mona­te des Lock­downs auch genutzt, um per­sön­li­che Pro­jek­te anzu­ge­hen, für die vor­her die Zeit fehl­te. Das kann der Keim für län­ger­fris­ti­ge Ent­wick­lun­gen sein. Posi­ti­ves Den­ken ist ein wich­ti­ger Schutz­fak­tor vor Depressionen.

star­k³

Resi­li­enz­för­de­rung für Kin­der und Jugend­li­che in den Offe­nen Ganztagsschulen

Das Koope­ra­ti­ons­pro­jekt zwi­schen dem BKK Lan­des­ver­band in Bay­ern und dem Jugend­hil­fe­trä­ger iSo – Inno­va­ti­ve Sozi­al­ar­beit wid­met sich ab dem neu­en Schul­jahr wie­der der För­de­rung des „Immun­sys­tems für die Seele“.

Coro­na, Lock­down, Home­schoo­ling & Co. haben auch bei Kin­dern und Jugend­li­chen gra­vie­ren­de Spu­ren hin­ter­las­sen. Laut einer im März 2021 erschie­ne­nen Stu­die der Ber­tels­mann-Stif­tung in Zusam­men­ar­beit mit den Uni­ver­si­tä­ten Hil­des­heim und Frankfurt/​Main geben 64 Pro­zent der jun­gen Men­schen an, seit Aus­bruch der Pan­de­mie psy­chisch belas­tet zu sein. Ein besorg­nis­er­re­gen­der hoher Anteil, der zeigt, dass die För­de­rung der men­ta­len Wider­stand­kraft und Stär­ke schon in jun­gen Jah­ren von gro­ßer Rele­vanz ist.


Neue Pro­jekt­ko­or­di­na­to­rin über­nimmt zum Schuljahresbeginn


Eben die­sem The­ma wid­met sich das Resi­li­enz­för­der­pro­jekt BKK-star­k³. Seit 2019 wer­den the­men­spe­zi­fi­sche Work­shops und Tages­ak­tio­nen für Kin­der und Jugend­li­che an den vom Trä­ger geführ­ten Ganz­tags­schu­len ange­bo­ten. Auch Vor­trä­ge und Fort­bil­dun­gen für das direk­te Lebens­um­feld (Eltern, Erzie­hungs­be­rech­tig­te, Leh­re­rin­nen und Leh­rer, päd­ago­gi­sches Per­so­nal et cete­ra) der jun­gen Men­schen sind ein wich­ti­ger Bau­stein des Konzeptes.

Nach einem pan­de­mie­be­ding­ten Betrieb auf Spar­flam­me nimmt das Pro­jekt wie­der ganz­heit­lich sei­ne Akti­vi­tä­ten zum neu­en Schul­jahr 2021/​/​2022 auf. Als neue Pro­jekt­lei­te­rin ist Jean­nette Nguy­en ab sofort für die Koor­di­na­ti­on ver­ant­wort­lich. Sie führt die wert­vol­le Auf­bau­ar­beit von Lau­ra Gali­zia, die auf­grund der Pan­de­mie­pau­se an die Mit­tel­schu­le Bau­nach als Jugend­so­zi­al­ar­bei­te­rin wech­sel­te, in die nächs­te Projektphase.

„Die Pro­jekt­ko­or­di­na­ti­on zu über­neh­men war für mich ein auf­re­gen­der Schritt. Ich freue mich aber auf die neu­en Auf­ga­ben und befas­se mich bereits inten­siv mit den Vor­be­rei­tun­gen für das neue Schul­jahr, zum Bei­spiel der Akqui­se wei­te­rer Work­shop­lei­te­rin­nen und Work­shop­lei­ter für unse­ren Ange­bots­ka­ta­log“, so Jean­nette Nguy­en. iSo-Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Gens­ner ergänzt: „Wir freu­en uns sehr, dass wir mit Frau Nguy­en eine kom­pe­ten­te Per­son für die Wei­ter­füh­rung des Pro­jek­tes gefun­den haben. Wir bedan­ken uns auch sehr bei Frau Gali­zia für die wert­vol­le Auf­bau­ar­beit. Sie hat den Grund­stein für nach­hal­ti­ge und effek­ti­ve Resi­li­enz­för­de­rung bei Kin­dern und Jugend­li­chen in unse­rer Regi­on gelegt.“

Ab sofort wer­den Work­shop­lei­te­rin­nen und Work­shop­lei­ter gesucht, die Kur­se, Tages­ak­tio­nen aber auch Vor­trä­ge zum The­ma hal­ten möch­ten. Inter­es­sier­ten steht Frau Jean­nette Nguy­en mit allen wei­te­ren Infor­ma­tio­nen unter Kon­takt­da­ten jeannette.nguyen@iso-ev.de oder 0162 1757433 zur Verfügung.

Inklu­si­ons­stu­die INSIDE 

Kin­der mit För­der­be­darf konn­ten im Lock­down schlech­ter lernen

Inklu­siv beschul­te Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­dar­fen haben wäh­rend der Schul­schlie­ßun­gen im Früh­jahr 2020 ungüns­ti­ge­re Lern­be­din­gun­gen erlebt als ihre Mit­schü­le­rin­nen und Mit­schü­ler ohne sol­che beson­de­ren Bedar­fe, wie aus einer der Aus­wer­tung einer Befra­gung von fast 2.000 Kin­dern der Klas­sen­stu­fen 7 und 8 hervorgeht.

Die Befra­gung wur­de als Teil der schul­be­zo­ge­nen Inklu­si­ons­stu­die INSIDE durch­ge­führt, die unter ande­rem am Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) behei­ma­tet ist. Es zeig­te sich, dass gleich­zei­tig die Kin­der, unab­hän­gig von För­der­be­dar­fen, die Zeit der Schul­schlie­ßung sehr unter­schied­lich wahr­ge­nom­men haben.

Die Bedin­gun­gen für das Ler­nen zuhau­se wäh­rend der ers­ten Schul­schlie­ßung waren für Schü­le­rin­nen und Schü­ler von ganz unter­schied­li­chen Vor­aus­set­zun­gen geprägt. Inzwi­schen herrscht Einig­keit dar­über, dass sich bestehen­de Benach­tei­li­gun­gen durch die Schul­schlie­ßun­gen wei­ter ver­schärft haben. Eine Grup­pe ist dabei beson­ders betrof­fen, jedoch weit­ge­hend aus dem Blick­feld gera­ten: Zur Situa­ti­on von Schü­le­rin­nen und Schü­lern mit son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­dar­fen lie­gen bis­lang nur wenig empi­ri­sche Befun­de vor. Die­se Lücke will das Pro­jekt INSIDE (Inklu­si­on in und nach der Sekun­dar­stu­fe) ver­rin­gern. Die For­sche­rin­nen Dr. Cor­ne­lia Gresch von der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Ber­lin und Dr. Mon­ja Schmitt vom LIf­Bi in Bam­berg gehen in einer aktu­el­len Aus­wer­tung der Fra­ge nach, wel­che Unter­schie­de es wäh­rend der Schul­schlie­ßun­gen im Früh­jahr 2020 beim Ler­nen und Wohl­be­fin­den zwi­schen Schul­kin­dern mit und ohne För­der­be­dar­fe gab. Die Daten dafür lie­fern Selbst­ein­schät­zun­gen von 1.939 Kin­dern, die im Rah­men der regu­lä­ren Erhe­bun­gen der Lang­zeit­stu­die INSIDE im Herbst 2020 erfragt wur­den. 13 Pro­zent die­ser Kin­der hat­ten son­der­päd­ago­gi­sche Förderbedarfe.


Prä­senz­un­ter­richt ermög­licht Teilhabe

Kin­der mit son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­dar­fen wei­sen zu Hau­se häu­fig eher ungüns­ti­ge Lern­vor­aus­set­zun­gen auf. Für sie ist das Feh­len von Prä­senz­un­ter­richt beson­ders fol­gen­reich, denn die Teil­ha­be an Bil­dungs­an­ge­bo­ten wird ihnen dadurch erschwert. Dazu kommt, dass das Ler­nen zuhau­se sich stark von den indi­vi­dua­li­sier­ten Unter­richts­for­ma­ten unter­schei­det, die die­se Grup­pe gewohnt ist: Sie benö­tigt mehr Moti­va­ti­on, mehr Beglei­tung und Auf­merk­sam­keit durch die Lehr­kraft und umso mehr das Gefühl, in einer Gemein­schaft zu ler­nen – Fak­to­ren, die beim Ler­nen zuhau­se im Früh­jahr 2020 weit­ge­hend weg­ge­fal­len sind.


Kin­der mit För­der­be­darf lern­ten weniger

Wie auch aus ande­ren Befra­gun­gen zum Ler­nen zuhau­se wäh­rend der Schul­schlie­ßung (–> NEPS Coro­na & Bil­dung No. 1) her­vor­ging, war die Zeit­span­ne, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit schu­li­schen Lern­in­hal­ten ver­brach­ten, sehr unter­schied­lich. Die­ses Bild zeigt sich auch in der INSI­DE-Befra­gung. Es gibt sowohl Kin­der, die berich­te­ten, in die­ser Zeit deut­lich weni­ger für die Schu­le gear­bei­tet zu haben, als auch sol­che, die einen viel grö­ße­ren Zeit­auf­wand als zu nor­ma­len Schul­zei­ten anga­ben. Beim Ver­gleich der Grup­pen mit und ohne För­der­be­dar­fe zei­gen sich sta­tis­tisch bedeut­sa­me Unter­schie­de. 18 Pro­zent der Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit För­der­be­dar­fen gaben an, viel weni­ger gear­bei­tet zu haben. Bei den Mit­schü­le­rin­nen und Mit­schü­lern ohne För­der­be­dar­fe mach­ten die­se Aus­sa­ge nur 11 Pro­zent. Noch deut­li­cher wird die­ser Unter­schied bei der Fra­ge, in wel­chem Umfang die Auf­ga­ben bear­bei­tet wur­den, die von der Schu­le zur Ver­fü­gung gestellt wur­den. 17 Pro­zent der Kin­der mit För­der­be­dar­fen gaben hier „kei­ne“ oder „wenig“ an (im Ver­gleich zu 8 Pro­zent bei der Grup­pe ohne För­der­be­dar­fe). Bei der Arbeits­um­ge­bung ist auf­fäl­lig, dass Kin­der mit För­der­be­dar­fen weni­ger oft einen Zugang zu Dru­ckern hat­te, aber häu­fi­ger von Per­so­nen berich­te­ten, die auf die Erle­di­gung der Auf­ga­ben achteten.


Schul­schlie­ßung beein­flusst auch Wohlbefinden

Die For­schen­den frag­ten die Kin­der auch, wie es ihnen wäh­rend der ers­ten Schul­schlie­ßung ins­ge­samt gegan­gen ist. Die Ant­wor­ten erge­ben ein hete­ro­ge­nes Bild. Auf­fäl­lig ist, dass Kin­der mit För­der­be­dar­fen signi­fi­kant häu­fi­ger extre­me Emp­fin­dun­gen („über­haupt nicht gut“ oder „sehr gut“) angaben.

Ins­ge­samt sehen die For­sche­rin­nen Gresch und Schmitt Kin­der mit son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­dar­fen beim Ler­nen zuhau­se benach­tei­ligt. „Sie hat­ten zusätz­lich zu den bestehen­den Her­aus­for­de­run­gen teil­wei­se ungüns­ti­ge­re Lern­be­din­gun­gen und ver­brach­ten auch weni­ger Zeit mit Ler­nen. Wir sehen hier die Befun­de ande­rer Stu­di­en bestä­tigt, dass Ungleich­heit durch feh­len­den Prä­senz­un­ter­richt wei­ter ver­stärkt wird“, so Cor­ne­lia Gresch.

Der voll­stän­di­ge Bericht ist auf https://www.lifbi.de/Transferberichte zu finden.


Über das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi)

Das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) unter­sucht Bil­dungs­pro­zes­se von der Geburt bis ins hohe Erwach­se­nen­al­ter. Um die bil­dungs­wis­sen­schaft­li­che Längs­schnitt­for­schung in Deutsch­land zu för­dern, stellt das LIf­Bi grund­le­gen­de, über­re­gio­nal und inter­na­tio­nal bedeut­sa­me, for­schungs­ba­sier­te Infra­struk­tu­ren für die empi­ri­sche Bil­dungs­for­schung zur Verfügung.

Kern des Insti­tuts ist das Natio­na­le Bil­dungs­pa­nel (NEPS), das am LIf­Bi behei­ma­tet ist und die Exper­ti­se eines deutsch­land­wei­ten, inter­dis­zi­pli­nä­ren Exzel­lenz­netz­werks ver­eint. Wei­te­re Groß­pro­jek­te, an denen das LIf­Bi betei­ligt oder füh­rend ist, sind die Geflüch­te­ten­stu­di­en ReGES und Bil­dungs­we­ge­Flucht oder das Inklu­si­ons­pro­jekt INSIDE. Grund­la­ge dafür sind die eige­nen For­schungs- und Ent­wick­lungs­ar­bei­ten, ins­be­son­de­re die fun­dier­te Instru­men­ten- und Metho­den­ent­wick­lung für längs­schnitt­li­che Bil­dungs­stu­di­en, von der auch ande­re Infra­struk­tur­ein­rich­tun­gen und ‑pro­jek­te profitieren.

Frän­ki­scher Theatersommer

„Sind wir wich­tig? – Wir sind es“

Leicht haben es Pan­de­mie und staat­li­ches Des­in­ter­es­se der Kul­tur­sze­ne nicht gemacht, aber die ober­frän­ki­sche Lan­des­büh­ne des Frän­ki­schen Thea­ter­som­mers – kom­men­des Wochen­en­de noch mit zwei Stü­cken in der KUFA in Bam­berg zu Gast – hat sich im zurück­lie­gen­den Jahr nicht unter­krie­gen las­sen. Mit Jan Burd­in­ski, Dar­stel­ler und Inten­dant des Frän­ki­schen Thea­ter­som­mers, haben wir über Sys­tem­re­le­vanz, Hei­ter­keit in unhei­te­ren Zei­ten und die Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät gesprochen.

Am 30. Mai haben Sie in Bay­reuth die Sai­son mit dem Stück „Emmas Glück“ eröff­net. Wie sahen die Rück­mel­dun­gen aus?

Jan Burd­in­ski: Wir waren über­rascht. Obwohl der Ter­min nur sehr kurz­fris­tig vor­her bekannt gege­ben wer­den konn­te, waren 80 Zuschau­er da. Die Zuschau­er reagier­ten auf die groß­ar­ti­ge schau­spie­le­ri­sche Leis­tung der Dar­stel­le­rin mit viel Applaus und Begeis­te­rung. Wunderbar!


Hät­te es, wenn die Inzi­denz­wer­te die Auf­füh­rung nicht zuge­las­sen hät­ten, eine Alter­na­ti­ve gegeben?

Jan Burd­in­ski: Wir hät­ten die Auf­füh­rung auf einen spä­te­ren Ter­min ver­le­gen müs­sen, wie wir es zuvor schon mit der Pre­mie­re, die eigent­lich in Alten­kunst­adt Mit­te Mai vor­ge­se­hen war, prak­ti­zie­ren mussten.


Für die Pre­mie­re haben Sie das Solo­stück „Emmas Glück“, eine Komö­die über die ver­schul­de­te Bäue­rin Emma, aus­ge­wählt. Warum?

Jan Burd­in­ski: Das war der Wunsch der Dar­stel­le­rin der Emma – Rebek­ka Herl. Immer wenn eine neue schau­spie­le­ri­sche Kraft Teil des Ensem­bles des Frän­ki­schen Thea­ter­som­mers wer­den möch­te, soll­te sie ein Solo eige­ner Wahl spie­len. Das hat zwei Vor­tei­le. Ers­tens kann ich so die Per­sön­lich­keit der Schau­spie­le­rin oder des Schau­spie­lers inten­si­ver ken­nen­ler­nen. Und zwei­tens stärkt die Her­aus­for­de­rung eines Solo-Stücks die künst­le­ri­sche Per­sön­lich­keit. Das ist eine Schwerst­auf­ga­be, die Frau Herl glän­zend bestan­den hat.


Steckt in der Tat­sa­che, die Schau­spie­le­rin zum ers­ten Mal mit so einer gro­ßen Her­aus­for­de­rung, anstatt in einer klei­ne­ren wie einer Neben­rol­le, vor Publi­kum spie­len zu las­sen, nicht ein gro­ßes
Risi­ko?

Jan Burd­in­ski: Ja, das ist ein Risi­ko. Aber man hat ja schon wäh­rend der Pro­ben Zeit, ein Stück gründ­lich zu erar­bei­ten und vor­zu­be­rei­ten. Natür­lich haben alle Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler vor so einer Pre­mie­re Selbst­zwei­fel, aber die wische ich aus den Köp­fen. Und es hat funk­tio­niert – das Publi­kum war sprachlos.

Gut Kut­zen­berg, die Heim­stät­te des Frän­ki­schen Thea­ter­som­mers in Ebensfeld.

Wie kam die Koope­ra­ti­on mit der KUFA, der Kul­tur­ein­rich­tung der Lebens­hil­fe Bam­berg, zustande?

Jan Burd­in­ski: Wer wen ange­spro­chen hat, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall fin­den wir die Inklu­si­ons­aus­rich­tung der KUFA groß­ar­tig. Die Lebens­hil­fe konn­te dort einen inclu­si­ven Kunst- und Thea­ter­be­trieb ein­rich­ten, der sei­nes­glei­chen sucht. Bei unse­ren Gast­spie­len wer­den wir sogar beim Cate­ring von der KUFA unter­stützt. Wir ver­fol­gen im thea­ter­päd­ago­gi­schen Ange­bot des Frän­ki­schen Thea­ter­som­mer sel­ber einen inklu­si­ven Ansatz.


Der Frän­ki­sche Thea­ter­som­mer hat, wie fast alle kul­tu­rel­len Insti­tu­tio­nen, ein Jahr vol­ler Ent­beh­run­gen hin­ter sich. Hat sich die­se Zeit auf sei­ne Denk­wei­se aus­ge­wirkt? Sind Sie vor­sich­ti­ger geworden?

Jan Burd­in­ski: Wir haben uns den Schneid nicht abkau­fen las­sen. Zwi­schen ers­tem und zwei­tem Lock­down hat­ten wir über 80 Auf­füh­run­gen, obwohl das nur die Hälf­te des ursprüng­lich geplan­ten Pro­gram­mes war. Außer­dem muss­ten wir beson­ders teu­re Pro­duk­tio­nen, wie „Der Som­mer­nachts­traum“ oder „Der flie­hen­de Hol­laen­der“ in die jet­zi­ge Spiel­zeit ver­schie­ben. Das Ensem­ble bekam dadurch aber die beru­hi­gen­de Gewiss­heit, dass wir uns nicht unter­krie­gen las­sen. Wir haben unse­re Zeit nicht damit ver­bracht, per­ma­nent angst­er­füllt an Coro­na zu den­ken. Wir hat­ten immer die nächs­te Spiel­zeit im Blick.


Kul­tur, das ist im zurück­lie­gen­den Jahr deut­lich gewor­den, scheint doch nicht den sys­tem­re­le­van­ten Stand zu genie­ßen, der ihr zuge­schrie­ben wird. Inwie­weit gibt das kul­tu­rel­len Insti­tu­tio­nen zu den­ken? Stel­len sich Ernüch­te­rung und Zwei­fel über die Berufs­wahl ein?

Jan Burd­in­ski: Fast das Gegen­teil. Unser Beruf, Thea­ter in einem rei­chen kul­tu­rel­len Umfeld machen zu kön­nen, ist schon ein Luxus und Pri­vi­leg. Zwei­fel an der Rele­vanz gab es des­halb eher vor Coro­na. Sind wir wirk­lich so wich­tig? Die Pan­de­mie hat uns gezeigt: Ja, wir sind wich­tig! Und die Reak­tio­nen des Publi­kums haben uns gezeigt, wie sehr die Leu­te Kul­tur brau­chen – wie sehr sie Kul­tur ver­bin­den mit Zusam­men­kom­men, Atmen­kön­nen und Kom­mu­ni­ka­ti­on. Auch wenn die­se Tat­sa­che unser Selbst­ver­trau­en gestärkt hat, kei­ne Sor­ge: Wir wer­den des­halb nicht überheblich.


Auf dem Spiel­plan der Sai­son 2021/​/​2022 ste­hen Komö­di­en, Musi­cals, Kaba­rett und Chan­sons. Wer­den Sie sich insze­na­to­risch dar­in auch der Pan­de­mie annehmen?

Jan Burd­in­ski: Vor ein paar Mona­ten hät­te ich das noch ver­neint und gesagt, dass Coro­na uns der­ma­ßen im Griff hat, dass ich nicht auch noch ein Stück dar­über insze­nie­ren möch­te. Aber jetzt muss ich sagen, dass es in der einen oder ande­ren Insze­nie­rung durch­aus zu klei­nen Exkur­sen zur Pan­de­mie kom­men wird – inklu­si­ve einer Tanz­ein­la­ge mit FFP‑2 Masken.


Auch nach den Schwie­rig­kei­ten und Unsi­cher­hei­ten des letz­ten Jah­res bedie­nen Sie eher die leich­te Muse. Kön­nen Sie das immer noch in vol­ler Über­zeu­gung tun oder ist in Ihnen der Wunsch erwach­sen, in den Insze­nie­run­gen oder in der Stü­cke­aus­wahl der Här­te der Rea­li­tät etwas mehr Rech­nung zu tragen?

Jan Burd­in­ski: Hei­ter­keit wird bei uns schon sehr groß geschrie­ben. Aber so man­ches Stück bewegt sich durch­aus auf dem schma­len Grat zwi­schen Tra­gö­die und Komö­die. Was die Ver­wer­tung der Rea­li­tät angeht, kommt es immer auf die Per­spek­ti­ve an. Selbst die här­tes­te Rea­li­tät kann aus einem hei­te­ren Blick­win­kel betrach­tet wer­den. Ich lie­be es, auch Schreck­li­ches eher aus einem sol­chen Blick­win­kel anzu­ge­hen. Ich glau­be, man begibt sich zu stark ins Mis­sio­na­ri­sche, wenn man zu sehr das Schreck­li­che anpran­gern will. Da wird man ganz schnell zum Bes­ser­wis­ser. Ich möch­te kein Bes­ser­weis­ser sein, son­dern es dem Publi­kum über­las­sen, hin­ter dem Hei­te­ren das Tra­gi­sche zu ent­de­cken und zu erken­nen. Das ist nicht selbst­ver­ständ­lich. Unter einer poli­ti­schen Dik­ta­tur – ich den­ke aktu­ell an die Ent­wick­lun­gen in Bela­rus – kann die­se künst­le­ri­sche Frei­heit, die wir hier genie­ßen kön­nen, sehr schnell ver­lo­ren gehen.


Tra­gi­sches hei­ter zu prä­sen­tie­ren, um es so viel­leicht erträg­li­cher zu machen, ist ein sati­ri­scher Ansatz. Ist der Frän­ki­sche Thea­ter­som­mer eigent­lich ein sati­ri­sches Projekt?

Jan Burd­in­ski: Auch, aber nicht in Gän­ze. Die Antriebs­fe­der von Miguel Cer­van­tes, als er „Don Qui­jo­te“ schrieb, ein Stück des aktu­el­len Spiel­plans, war Sati­re. Er woll­te sich lus­tig machen über die schlech­te Roman­li­te­ra­tur sei­ner Zeit des 16. Jahr­hun­derts. Ein sol­ches Werk, das im Geist der Sati­re ent­stand, auf die Büh­ne zu brin­gen, lockt mich. Die Sati­re hat den Vor­zug, die Wider­sprüch­lich­keit der Welt lachend dar­zu­stel­len. Sol­cher­lei Per­spek­tiv­wech­sel hält unse­ren Geist fit. Die­se Art von Opti­mis­mus möch­te ich durch­aus von der Büh­ne senden.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter

http://www.theatersommer.de

Wild­park Hundshaupten

Man­che Tie­re muss­ten sich erst wie­der an Besu­cher gewöhnen

Nach mona­te­lan­ger Schlie­ßung, kurz­zei­ti­ger, nur mit Anmel­dung mög­li­cher Öff­nung im März und April hat der Wild­park Hunds­haup­ten nun wie­der mit Mas­ken­pflicht und begrenz­ter Zugangs­zahl geöff­net. Wir haben bei Wild­park­lei­ter Dani­el Schäf­fer nach­ge­fragt, wie es dem Tier­park aus der Forch­hei­mer Regi­on geht.

Herr Schäf­fer, was haben Sie im Wild­park Hunds­haup­ten wäh­rend der Lock­down­zeit gemacht?

Dani­el Schäf­fer: Viel Pla­nung, Bau­stel­len­ar­beit und Kon­zep­tio­nie­rung, ver­mehrt Tier­be­schäf­ti­gung und Tiertraining.


Wie sieht der Publi­kums­an­drang im Jahr 2021 bis­her aus? Müs­sen Sie Leu­te abwei­sen, weil es zu vie­le sind, oder zeich­net sich noch Zurück­hal­tung ab?

Dani­el Schäf­fer: Aktu­ell gel­ten Zugangs­be­schrän­kun­gen, das heißt pro Tag dür­fen nur eine begrenz­te Anzahl an Besu­chern sich gleich­zei­tig im Wild­park auf­hal­ten. Die­se Rege­lung galt bereits auch letz­tes Jahr. Damals muss­ten Besu­cher manch­mal etwas war­ten, abge­wie­sen wur­de aber nie­mand. Wie sich die­ses Jahr ent­wi­ckelt, muss erst die Zeit zei­gen. Ganz all­ge­mein ist natür­lich an den besu­cher­star­ken Tagen eher mit War­te­zei­ten zu rech­nen. Wir emp­feh­len daher, nach Mög­lich­keit auf ande­re Tage auszuweichen.


Inwie­weit kann der Wild­park der­zeit sein Mot­to “Natur und Tie­re erle­ben” erfüllen?

Dani­el Schäf­fer: Sehr gut. Zoo­päd­ago­gi­sche Ver­an­stal­tun­gen wür­den aber hel­fen, hier noch inten­si­ver Wis­sen ver­mit­teln zu können.


Wel­che Aus­wir­kun­gen hat die mona­te­lan­ge Abwe­sen­heit von Publi­kum auf die Tie­re? Kann sie ein Segen sein?

Dani­el Schäf­fer: Erst war die Abwe­sen­heit unge­wohnt für die Tie­re, dann stell­te sich Akzep­tanz ein. Daher haben wir ver­mehrt Tier­be­schäf­ti­gung betrie­ben, damit kei­ne Lan­ge­wei­le auf­kommt. Von einem Segen wür­den wir aber nicht spre­chen. Die Besu­cher kön­nen ja ganz grund­sätz­lich auch als Berei­che­rung für die Tie­re ver­stan­den werden.


Müs­sen Tie­re erst wie­der an den Kon­takt mit Men­schen gewöhnt werden?

Dani­el Schäf­fer: Das ist abhän­gig von Tier­art und Indi­vi­du­um. Man­che waren ent­spannt, ande­re muss­ten sich erst wie­der an Besu­cher gewöhnen.


Es gibt Mel­dun­gen von Zoo­tie­ren, die sich mit dem Coro­na-Virus ange­steckt haben. Wie gehen Sie mit die­ser Gefahr um? Schüt­zen Sie die Tie­re vor Men­schen oder Men­schen vor Tieren?

Dani­el Schäf­fer: Die uns bekann­ten Mel­dun­gen bezie­hen sich vor­ran­gig auf kat­zen­ar­ti­ge, von denen wir Luch­se hal­ten. Wei­te­re Tier­ar­ten sind nur als Ein­zel­fäl­le beschrie­ben oder in Stu­di­en über­prüft wor­den. Aber auch hier gel­ten Hygie­ne und Abstand als ein­fa­che Maß­nah­men zur Mini­mie­rung des Infek­ti­ons­ri­si­kos, sowohl für die Tie­re und Mit­ar­bei­ter, aber auch für Besucher.


Sie pla­nen für die­ses Jahr mit dem Kin­der-Tier­pfle­ger­tag noch zwei grö­ße­re Ver­an­stal­tun­gen. Wie opti­mis­tisch sind Sie, dass die­se Ver­an­stal­tun­gen statt­fin­den? Wie weit ist der Park auf deren Zustan­de­kom­men angewiesen?

Dani­el Schäf­fer: Nur mit Opti­mis­mus lässt sich die Zeit nach dem Lock­down pla­nen. Ob der­ar­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen und unter wel­chen Bedin­gun­gen über­haupt statt­fin­den kön­nen, wird sich erst kurz­fris­tig zei­gen. So hat­ten wir bei­spiels­wei­se, wie alle Zoos in Bay­ern nach dem ers­ten Lock­down Zugangs­be­schrän­kun­gen und all­ge­mei­ne Hygie­ne­re­geln als Vor­ga­ben. Im Lau­fe der letz­ten Mona­te kamen dann noch Mas­ken­pflicht, Kon­takt­da­ten­er­fas­sung und Test­nach­weis hin­zu. Der­zeit sind die Zah­len im Land­kreis Forch­heim wie­der unter 50, so dass wir aktu­ell auf Tests und Kon­takt­da­ten ver­zich­ten kön­nen. Das kann nächs­te Woche schon wie­der ganz anders sein. Wir sind gespannt, wie sich die Gesamt­si­tua­ti­on ent­wi­ckeln wird. Ange­wie­sen ist der Wild­park auf die­se, wie auch auf ande­re Ver­an­stal­tun­gen nur in dem Sin­ne, um sei­nem Bil­dungs­auf­trag mög­lichst gut nach­kom­men zu können.


Wei­te­re Informationen

https://www.wildpark-hundshaupten.de/

Frän­ki­scher Theatersommer

„Den Gefal­len, ein Stück über Coro­na auf die Büh­ne zu brin­gen, wer­de ich dem Virus nicht tun“

Trotz Pan­de­mie blickt die ober­frän­ki­sche Lan­des­büh­ne des Frän­ki­schen Thea­ter­som­mers auf ein künst­le­risch und wirt­schaft­lich zufrie­den­stel­len­des Jahr 2020 zurück. Zwi­schen den Lock­downs spiel­te die Wan­der­büh­ne über 80 Auf­trit­te. Jan Burd­in­ski ist Regis­seur, Dar­stel­ler und Inten­dant des Frän­ki­schen Thea­ter­som­mers. Im Inter­view wirft er einen Blick auf die ver­gan­ge­ne Saison.

Wie war der zurück­lie­gen­de Thea­ter­som­mer? Wie weit war regu­lä­res Arbei­ten möglich?

Jan Burd­in­ski: Die Thea­ter­som­mer-Sai­son 2020 war eine ein­zig­ar­ti­ge Erfah­rung: Die Unge­wiss­heit, ob wir über­haupt wür­den spie­len kön­nen, zehr­te an den Ner­ven des Ensem­bles, doch wir hat­ten alle dar­auf ein­ge­schwo­ren, dass wir nach einem offi­zi­el­len Öff­nungs-Signal sofort mit den vor­be­rei­te­ten Insze­nie­run­gen star­ten wür­den. Das Signal von der Baye­ri­schen Lan­des­re­gie­rung kam am 15. Juni, und am 17. Juni gab es in Adels­dorf mit „Engel auf Erden“, ein Thea­ter­stück zu Mar­le­ne Diet­rich, die ers­te Pre­mie­re, wel­cher inner­halb eines Monats sie­ben wei­te­re Pre­mie­ren folg­ten: Drei Solo-Stü­cke, „Roll on Beet­ho­ven“, „Der Geräusch­lo­se“, „Ein Nass­horn und ein Tro­cken­horn“, zwei Musik­thea­ter-Dar­bie­tun­gen, dar­un­ter „Aus dem Leben eines Tau­ge­nichts“ und „Das Mör­der­ka­rus­sell“ und die Wie­der­auf­nah­me-Pre­mie­re des Musi­cals „Heis­se Zei­ten“. Ver­zich­ten muss­ten wir auf die per­so­nen­rei­chen Stü­cke „Ein Som­mer­nachts­traum“ und „Der flie­hen­de Hol­laen­der“. Bei­de Stü­cke haben wir auf die jet­zi­ge Sai­son 2021 ver­scho­ben. Und wie­der ste­hen wir damit in den Startlöchern.


Konn­te unter Pan­de­mie­be­din­gun­gen, samt Hygie­ne­kon­zept und Abstands­re­ge­lun­gen, Thea­ter­stim­mung aufkommen?

Jan Burd­in­ski: Das haben wir uns damals auch gefragt. Aber schon die ers­te Auf­füh­rung wisch­te alle Beden­ken bei­sei­te. Die Dank­bar­keit des Publi­kums war über­wäl­ti­gend, die Thea­ter­stim­mung gera­de­zu eupho­risch. Wir hat­ten sehr enga­gier­te Mit­ar­bei­ter, die das erfor­der­li­che Hygie­ne-Kon­zept per­fekt vor­be­rei­tet hat­ten und alle Zuschau­er mit Charme und Mas­ke zu ihren Plät­zen geleiteten.

Jan Burd­in­ski wirft er einen Blick auf die ver­gan­ge­ne Saison

Zwi­schen dem ers­ten und zwei­ten Lock­down konn­ten wir auf die­se Wei­se über acht­zig Auf­füh­run­gen durchführen.


In wel­chem wirt­schaft­li­chen Zustand befin­det sich der Frän­ki­sche Theatersommer?

Jan Burd­in­ski: Es war ein Glück, dass wir beim ers­ten Lock­down die Flin­te nicht gleich ins Korn gewor­fen hat­ten, obgleich es Stim­men und Emp­feh­lun­gen gab, die gan­ze Sai­son abzu­sa­gen. Das haben wir aus unse­rer Spiel­lust her­aus nicht befolgt. Es wäre auch wirt­schaft­lich ein Desas­ter gewor­den. Nun kön­nen wir sagen: Alles rich­tig gemacht. Der Jah­res­ab­schluss konn­te sich sehen lassen.

Wie weit sind Sie in den Pla­nun­gen für die kom­men­de Sai­son? Wie gehen Sie dabei mit der nach wie vor herr­schen­den Unsi­cher­heit, ob Kul­tur­be­trieb statt­fin­det oder nicht, um?

Jan Burd­in­ski: Mit der­sel­ben Hal­tung wie im Vor­jahr: Wir berei­ten uns Schritt für Schritt vor und wol­len star­ten, wenn das Signal auf grün steht.


Wel­che Stü­cke wür­den zu sehen sein, wenn alles klappt?

Jan Burd­in­ski: Wie schon erwähnt „Ein Som­mer­nachts­traum“ und „Der flie­hen­de Hol­laen­der“. Außer­dem moti­vier­te uns der gro­ße Publi­kums­er­folg des Musi­cals „Heis­se Zei­ten“ dazu, die Fort­set­zungs­ge­schich­te vor­zu­neh­men: Das Musi­cal „Höchs­te Zeit“. Dazu kom­men noch meh­re­re solis­ti­sche Neu­in­sze­nie­run­gen wie „Emmas Glück“, bekannt aus dem Kino, „Die Stern­stun­de des Josef Bie­der“, das komö­di­an­ti­sche Solo eines Thea­ter-Requi­si­teurs, und das Musik­thea­ter „Mozart goo­geln“. Und last but not least „Don Qui­jo­te & Sancho Pansa“.


Nach wel­chen Gesichts­punk­ten stel­len Sie den Spiel­plan zusammen?

Jan Burd­in­ski: Ent­schei­dend ist die Ent­wick­lung, wel­che das Schau­spiel-Ensem­ble in den letz­ten Jah­ren genom­men hat, des­sen Wün­sche und Befä­hi­gun­gen. Die Kennt­nis unse­res sehr hete­ro­ge­nen Publi­kums erfor­dert einen viel­ge­stal­ti­gen Spiel­plan, was auch mei­ner eige­nen Vor­lie­be entspricht.


Wer­den Sie sich insze­na­to­risch der Pan­de­mie annehmen?

Jan Burd­in­ski: Den Gefal­len, ein Stück über Coro­na auf die Büh­ne zu brin­gen, wer­de ich dem Virus nicht tun, das wäre zuviel der Ehre. Seit einem Jahr hat die Pan­de­mie all unse­re Sin­ne in Beschlag genom­men. Jetzt habe ich ein Bedürf­nis nach fri­scher Thea­ter­luft und damit ste­he ich nicht allein. Aus grö­ße­rem zeit­li­chen Abstand her­aus wer­de ich viel­leicht mal ein Thea­ter­stück dar­über schrei­ben. Es wird eine Tra­gi­ko­mö­die werden.


Mit Gut Kut­zen­berg bei Lich­ten­fels haben Sie zusätz­lich zum Wan­der­thea­ter eine sta­tio­nä­re Büh­ne gefun­den. Wie weit sind Sie mit die­ser Büh­ne fort­ge­schrit­ten – wird sie 2021 schon zum Ein­satz kommen?

Jan Burd­in­ski: Mit der Sanie­rung der Räum­lich­kei­ten von Gut Kut­zen­berg wer­den wir noch ein paar Jah­re zu tun haben, aber das „Gar­ten­thea­ter“ nut­zen wir schon seit zwei Jah­ren. Es ist eine traum-haf­te Frei­licht­büh­ne – bes­tens geeig­net für den „Som­mer­nachts­traum“ und für „Don Qui­jo­te“.
Die Wie­se vor den bei­den gro­ßen Lin­den­bäu­men sind herr­li­che Spiel­plät­ze für Kin­der­thea­ter und für Musik­thea­ter. Und die bei­den Scheu­nen bespie­len wir mit klei­nen fei­nen Kammertheater-Produktionen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter

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Film ab für die Jugend

Rota­ry Club Bam­berg-Dom­rei­ter unter­stützt Bam­ber­ger Kin­der und Jugend­li­che sowie Kinokultur

In Kri­sen­zei­ten Mehr­wert für jun­ge Men­schen schaf­fen und dabei gleich­zei­tig die Bam­ber­ger Kul­tur­sze­ne för­dern. Das war Anlass für den Rota­ry Club Bam­berg-Dom­rei­ter, ein beson­de­res Pro­jekt für die Jugend­ar­beit und Bam­ber­ger Kino­kul­tur ins Leben zu rufen und mit einer Spen­de von 2.000 Euro zu ermöglichen.

Wech­selnd besetz­te Klas­sen­zim­mer, lee­re Kino­sä­le, Distanz­un­ter­richt und Kino­ta­feln mit Titeln wie „The Virus strikes back – Part II“ zeich­nen das Bild einer nicht enden wol­len­den Pan­de­mie. Die Her­aus­for­de­run­gen für die Kul­tur­sze­ne und jun­gen Men­schen sind erheb­lich – das bele­gen nicht nur wirt­schaft­li­che Zah­len, son­dern mitt­ler­wei­le auch wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en oder aktu­el­le Kran­ken­kas­sen-Berich­te wie zum Bei­spiel der der Barmer.

Laut die­sem sind die Zah­len der Akut­be­hand­lun­gen sowie der Anträ­ge auf erst­ma­li­ge The­ra­pie bei Ver­si­cher­ten bis ein­schließ­lich 24 Jah­ren um sechs Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr gestie­gen. Zurück­ge­führt wird die­se Ent­wick­lung unter ande­rem auf die star­ken psy­chi­schen Belas­tun­gen durch die aktu­el­len Umstän­de wäh­rend der Covid-19-Pandemie.


Sozia­le Arbeit in Kri­sen­zei­ten wich­ti­ger denn je

Mat­thi­as Gens­ner, Geschäfts­füh­rer von iSo – Inno­va­ti­ve Sozi­al­ar­beit, betont „neben der Wei­ter-füh­rung und dem Aus­bau digi­ta­ler Ange­bo­te, liegt unser Augen­merk auf der Zeit nach dem Lock-down. Als Jugend­hil­fe­trä­ger ist es unse­re Auf­ga­be unter­stüt­zend für die jun­gen Men­schen da zu sein. Des­halb wol­len wir zügig Mög­lich­kei­ten und Struk­tu­ren schaf­fen, um Kin­der und Jugend­li­che aus even­tu­el­len Löchern zu holen und wie­der mit Gleich­alt­ri­gen zusam­men­zu­brin­gen.“ Die­se Auf­fas­sung teilt auch Micha­el Zachert, Prä­si­dent des Rota­ry Clubs Bam­berg-Dom­rei­ter. Im Rah­men einer beson­de­ren Spen­den­ak­ti­on unter­stützt der Club die Ange­bo­te des Jugend­hil­fe­trä­gers und för­dert gleich­zei­tig die Bam­ber­ger Kinokultur.


Film ab für die Jugend

„Mit die­ser beson­de­ren Spen­de wol­len wir Mehr­wert für vie­le Betrof­fe­ne der Coro­na­pan­de­mie schaf­fen. Indem wir den Aus­bau der Ange­bo­te der Jugend­ar­beit in Bam­berg för­dern, wol­len wir zum einen den jun­gen Men­schen klei­ne Licht­bli­cke geben und gleich­zei­tig die Kul­tur­sze­ne för­dern“, so Zachert.

Mit dem Geld sol­len Son­der­ver­an­stal­tun­gen sowie exklu­si­ve Akti­ons­ta­ge und ‑vor­stel­lun­gen der Offe­nen Jugend­ar­beit im Bam­ber­ger Licht­spiel- und Ode­on-Kino ermög­licht wer­den. Genau­so wer­den Kino­kar­ten für Kin­der und Jugend­li­che zur Ver­fü­gung gestellt, die noch nie ein Licht­spiel­haus besu­chen konn­ten oder sich beson­ders ehren­amt­lich enga­gie­ren. Die Geschäfts­füh­rung des Licht­spiels und Ode­ons, Dia­na Linz und Ger­rit Zach­rich, freu­en sich sehr ihre Pfor­ten für die jun­ge Gene­ra­ti­on zu öff­nen. „Gera­de in solch schwe­ren Zei­ten ist es für jun­ge Men­schen wich­tig, ab und zu abzu­schal­ten und wie­der mal mit Freun­den zum Bei­spiel einen guten Film zu genie­ßen. Wir stel­len unse­re Kino­sä­le ger­ne für die Ange­bo­te der Offe­nen Jugend­ar­beit zur Ver­fü­gung und freu­en uns auf die Zusammenarbeit.“

In die­sem Sin­ne kann man nur hof­fen, dass die Kino­ta­feln nicht bald den Titel „The Virus strikes back – Part III. One of the worst movies ever made“ ausrufen.

Lie­fe­rung frei Haus

Gute Bücher im Gepäck

Wenn sei­ne Kun­den nicht zu ihm kom­men kön­nen, kommt er zu sei­nen Kun­den. Buch­händ­ler Tho­mas Heil­mann ist der­zeit als Fahr­rad­ku­rier unterwegs.

Es ist Lock­down und noch kein Ende in Sicht. Vie­len Ein­zel­händ­lern in der Innen­stadt bleibt der­zeit nur die Metho­de „Click & Coll­ect“, um ihre Kun­den und sich selbst bei Lau­ne zu hal­ten und wenigs­tens etwas Umsatz zu gene­rie­ren. Wer sei­ne Waren nicht online ver­kauft, wird erfin­de­risch wenn es dar­um geht, wie die­se am bes­ten den Weg zum Kun­den fin­den. So wie Tho­mas Heil­mann von der Buch­hand­lung „Herr Heil­mann – Gute Bücher“, der sei­ne Bücher als Fahr­rad­ku­rier selbst ausliefert.

Eigent­lich macht er das schon immer auf Wunsch. Sei­ner älte­ren Kund­schaft bringt Heil­mann vor­mit­tags die Bücher mit dem Fahr­rad nach Hau­se, ab mit­tags steht er nor­ma­ler­wei­se in sei­nem Laden. 20 bis 25 Kilo­me­ter cru­ist er so täg­lich durch die Stadt und über Land. Die Kun­den zu Hau­se zu besu­chen sei eine schö­ne Alter­na­ti­ve, der Kurier­ser­vice ist im Preis inbe­grif­fen. „Im ers­ten Lock­down war das eine ganz gute Abwechs­lung. Es macht Spaß, nicht immer fest zu hän­gen. Durch Coro­na bin ich jetzt haupt­be­ruf­lich Fahr­rad­ku­rier“, meint der 39-Jäh­ri­ge und lacht. Vor­aus­ge­setzt, Stadt und Land sind nicht von einer dicken Schnee- und Eis­de­cke bedeckt, so wie Anfang Febru­ar. Dann bleibt auch der Spaß beim Fahr­rad­fah­ren aus. „Anfangs bin ich noch ein paar Tou­ren gefah­ren und habe mir sogar über­legt, ob ich Spikes fürs Rad kau­fe, war dann aber lie­ber zu Fuß im Innen­stadt­be­reich unter­wegs“, sagt Heil­mann. Nach­mit­tags kön­nen sei­ne Kun­den bei sei­nem Laden vor­bei­kom­men und „Click & Coll­ect“ nut­zen oder er ver­schickt ein Buchpaket.


Klei­ne­re Ver­la­ge und selbst gele­se­ne Bücher

Den klei­nen Buch­la­den mit dem von Efeu umrank­ten Ein­gang in der Karo­li­nen­stra­ße 22 hat Heil­mann seit 2012. Ein Kind­heits­traum für den gebür­ti­gen Bam­ber­ger, der in Bay­reuth sei­ne Aus­bil­dung zum Buch­händ­ler mach­te und dann für eini­ge Zeit nach Ber­lin ging, wo er in ver­schie­de­nen Buch­hand­lun­gen gear­bei­tet hat. „Ich war gera­de 18 und hat­te die­sen klei­nen wun­der­vol­len Laden hier für mei­ne eige­ne Buch­hand­lung im Kopf. Mit 30 war ich dann zufäl­lig in der Stadt, als die­ser tat­säch­lich frei wur­de – das war mei­ne Chan­ce“, erzählt Heil­mann. Das Sor­ti­ment in sei­nem Laden ist breit und aus­ge­sucht. Es reicht von Roma­nen über Bel­le­tris­tik bis zum Kin­der­buch. „Ich bie­te Bücher von klei­ne­ren Ver­la­gen an und aus­nahms­los nur sol­che, die ich selbst gele­sen habe“, sagt der Buch­händ­ler, „bei man­chen The­men die mich inter­es­sie­ren, will ich tie­fer gehen und mehr dazu lesen. Aktu­ell ist das bei­spiels­wei­se die Natur­öko­lo­gie.“ Sei­ne Kun­den schät­zen sein Wis­sen über Bücher, die Bera­tung am Tele­fon und die Aus­wahl an der eige­nen Haus­tür, die er als Fahr­rad­ku­rier im Gepäck hat. Auch bei Bil­der­bü­chern für Kinder.


Im loka­len Ein­zel­han­del bestel­len und kaufen

Der gute Kon­takt zu sei­nen Stamm­kun­den zahlt sich aus, star­ke Umsatz­ein­brü­che in der Coro­na­zeit kennt er nicht. „Mei­ne Stamm­kun­den bestel­len wei­ter, auch Click & Coll­ect wird gut ange­nom­men“, meint Heil­mann. Dass auch vie­le ande­re klei­ne­re Läden in der Innen­stadt nach dem Lock­down wei­ter Bestand haben, wünscht er sich. „Natür­lich möch­te jeder, dass das Virus den Abgang macht und es wie­der Per­spek­ti­ven gibt. Ich ver­ste­he aber auch die Pro­ble­ma­tik“, sagt Heil­mann. Sein Appell: „Im Grun­de kön­nen das die Leu­te selbst beein­flus­sen, in dem sie den Tele­fon­hö­rer in die Hand neh­men und im loka­len Ein­zel­han­del bestel­len und kau­fen oder gezielt deren Online­an­ge­bo­te nutzen.“

Mehr Infos zu Buch­händ­ler Tho­mas Heil­mann und sei­nem Laden gibt es bei Face­book unter https://www.facebook.com/herrheilmann

„Herr Heil­mann – Gute Bücher“ ist mit sei­nem Sor­ti­ment auch online bei https://www.genialokal.de/

Geni­al digi­tal: Ers­ter digi­ta­ler Weltfrauentag 

Inter­na­tio­na­ler Welt­frau­en­tag mit bun­tem digi­ta­lem Programm

Am 8. März ist Welt­frau­en­tag. Ein Tag, an dem Frau­en (und Män­ner) für mehr Gleich­be­rech­ti­gung auf die Stra­ßen gehen. Ein Tag, an dem in vie­len Län­dern mit ver­schie­dens­ten Aktio­nen auf die Situa­ti­on von Frau­en auf­merk­sam gemacht wird. Doch in Zei­ten von Coro­na sind Ver­an­stal­tun­gen mit vie­len Men­schen tabu. Die Stadt Bam­berg ent­schied sich zu einem digi­ta­len Weltfrauentag.

Für die Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten der Stadt Bam­berg, Gabrie­le Kepic und Nina Eichels­dör­fer, stand schnell fest, dass der dies­jäh­ri­ge Welt­frau­en­tag dann eben digi­tal began­gen wer­den soll, denn „in Zei­ten sozia­ler Iso­la­ti­on wol­len wir anläss­lich die­ses wich­ti­gen Tages Momen­te der Gemein­schaft anbie­ten.“ Her­aus­ge­kom­men ist – ein­mal mehr – ein bun­tes Pro­gramm mit einem viel­ver­spre­chen­den Film zum Strea­men, mit digi­ta­len Work­shops, ver­schie­de­nen Online­ak­tio­nen und digi­ta­lem Theater.

So zeigt die Stadt Bam­berg in Koope­ra­ti­on mit dem Licht­spiel­ki­no vom 4. bis 10. März mit Wal­chen­see Fore­ver einen Film, in dem Jan­na Ji Won­ders auf ein­drucks­vol­le Wei­se die Geschich­te ihrer Fami­lie erzählt, die ein gan­zes Jahr­hun­dert umspannt. Sie kon­zen­triert sich dabei vor allem auf die Sicht der Frau­en, von denen jede auf ihre Wei­se den patri­ar­cha­len Struk­tu­ren ihrer Zeit trotzt. Um den Geheim­nis­sen ihrer Fami­lie und ihrer Rol­le in der Gene­ra­ti­ons­ket­te auf die Spur zu kom­men, führt uns Won­ders vom Fami­li­en­ca­fé am baye­ri­schen Wal­chen­see über Mexi­ko nach San Fran­cis­co zum „Sum­mer of Love“, zu indi­schen Ashrams, einem Harem und immer wie­der zurück an den Walchensee.

Link zum Film: https://www.lichtspielkino.de/previews/online-preview-walchensee-forever-event

Die Kos­ten lie­gen bei einem Akti­ons­preis von 3 Euro pro Film­ab­ruf, solan­ge der Vor­rat reicht, danach bei 8,90 Euro pro Filmabruf.


Jede Men­ge Spaß ver­spricht der digi­ta­le Thea­ter-Vor­trag am 8. März um 19.30 Uhr mit Hei­ke Bau­er-Banz­haf, Bam­ber­ger Autorin, Schau­spie­le­rin und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­coach im Gespräch mit Ger­die Preuß, Kiosk­be­sit­ze­rin und All­tags­phi­lo­so­phin. „Was hat­ten wir frü­her einen Stress! Heu­te kom­men wir aus dem Lachen nicht mehr raus!“ Zum Glück gibt es Ger­die Preuß, die zu allem ihren Senf gibt und mit viel Humor die Tücken zwi­schen Home­of­fice, Not­ki­ta, Super­markt und Social Media aufs Korn nimmt. Hei­ke Bau­er-Banz­haf fin­det mit ihrem Alter Ego „Ger­die Preuß“ auch im bun­des­deut­schen Coro­na-All­tag immer etwas zu lachen.

Link zur Ver­an­stal­tung: https://www.stadt.bamberg.de/gleichstellung

Wie wich­tig es ist, den Inter­na­tio­na­len Welt­frau­en­tag gera­de auch in Pan­de­mie­zei­ten zu bege­hen, zeigt die Ent­wick­lung der Gleich­be­rech­ti­gung im Coro­na-Jahr: Vie­le Fami­li­en rut­schen gera­de in Rol­len­mus­ter aus Zei­ten vor der Frau­en­be­we­gung. War bis­lang bei einem Zwei-Ver­die­ner-Paar die Betreu­ung aus­ge­la­gert, bricht die­se nun weg. Wenn ein Job für die Betreu­ung der Kin­der geop­fert wer­den muss, dann ist es meist der der Frau­en, denn noch immer ver­die­nen Män­ner 21 Pro­zent mehr Geld und arbei­ten zu 90 Pro­zent in Voll­zeit. Jede drit­te Frau in Deutsch­land aber arbei­tet in Teil­zeit (in West­deutsch­land 46 Pro­zent, in Ost­deutsch­land 27 Pro­zent). Das glei­che Prin­zip gilt, wenn älte­re Men­schen gepflegt wer­den müs­sen. Auch hier sind es meist die Frau­en, die die Pfle­ge über­neh­men. Glei­ches gilt für die Haus­ar­beit und die Betreu­ung der Kin­der bei den Schul­auf­ga­ben – in der Regel sind es die Frau­en. Am här­tes­ten trifft es die Allein­er­zie­hen­den, und das sind zu über 90 Pro­zent Frau­en. Auch ohne Coro­na sind sie die Grup­pe, die am stärks­ten von Armut betrof­fen ist und das größ­te Risi­ko hat, in die Alters­ar­mut abzu­rut­schen. Coro­na ver­schärft ihre ohne­hin schon brenz­li­ge Situa­ti­on. „Umso wich­ti­ger ist es für uns, wenn sich mög­lichs­te vie­le, Frau­en wie Män­ner, zu mehr Gleich­be­rech­ti­gung beken­nen und unser digi­ta­les Ange­bot zum Inter­na­tio­na­len Welt­frau­en­tag nut­zen“, so Kepic.

Das Pro­gramm zum Inter­na­tio­na­len Welt­frau­en­tag 2021 ist zu fin­den unter

https://www.stadt.bamberg.de/

Foto-Rei­he “Im Lockdown”

New­co­mer-Preis für Foto­gra­fin Jana Mar­ga­re­te Schuler

Für ihre Foto-Rei­he “Im Lock­down” ist die Foto­gra­fin Jana Mar­ga­re­te Schul­er mit dem New­co­mer-Preis 2020 des Baye­ri­schen Jour­na­lis­ten-Ver­bands (BJV) aus­ge­zeich­net wor­den. Mit Empa­thie und in war­men Far­ben zeigt die 28-jäh­ri­ge Bam­ber­ge­rin all­täg­li­che Sze­nen aus ihrem Bekann­ten­kreis, in denen aber immer das nicht-all­täg­li­che The­ma der Pan­de­mie mitschwingt.

Frau Schul­er, was muss ein Motiv haben, damit Sie es Ihnen foto­gra­fier­wür­dig erscheint?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Grund­sätz­lich sind auf mei­nen Bil­dern immer Men­schen zu sehen, auch wenn vie­le Leu­te bei Doku­men­tar­fo­to­gra­fie erst­mal an Natur­fo­tos oder Tie­re den­ken. Ich mag es, ein­zel­ne Per­so­nen zu por­trai­tie­ren, ger­ne auch über län­ge­re Zeit in ihrem All­tag zu beglei­ten. Oft sagen die dann vor­her: Ach, aber mein Leben ist doch nichts Beson­de­res. Das ist ers­tens Quatsch und zwei­tens geht es nicht dar­um, etwas mög­lichst Exo­ti­sches oder Auf­re­gen­des abzu­bil­den, son­dern einen klei­nen, per­sön­li­chen Ein­blick in das Leben ande­rer Men­schen zu erschaf­fen. Wir sind ja alle von Grund auf neu­gie­rig und was für den einen ganz nor­mal ist, ist für jemand ande­ren viel­leicht ganz ungewöhnlich.


Was woll­ten Sie mit der Foto-Rei­he “Im Lock­down” zeigen?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Ich habe ersucht, die all­täg­li­chen Momen­te ein­zu­fan­gen, die durch die Pan­de­mie eben doch ganz anders sind als zuvor. Es geht um das Zwi­schen­mensch­li­che und unse­ren Umgang mit den Ver­än­de­run­gen im eige­nen Leben – das ein­fach wei­ter­geht, obwohl uns die gan­ze Situa­ti­on doch so absurd vorkommt.

Hat das Pro­jekt Ihnen auch per­sön­lich gehol­fen, durch die Lock­down-Zei­ten zu kommen?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Auf jeden Fall hat es gehol­fen, nicht in eine foto­gra­fi­sche Star­re zu ver­fal­len. Zu Beginn der Pan­de­mie sind alle mei­ne Auf­trä­ge weg­ge­bro­chen und ich dach­te erst­mal: Oh Gott, ich kann ein­fach nichts mehr foto­gra­fie­ren, kann nicht mehr in ande­re Städ­te fah­ren, es gibt kei­ne Ver­an­stal­tun­gen, ich habe nur einen win­zi­gen Kreis an Per­so­nen in mei­nem Umfeld und kann sogar mei­ne Fami­lie nur auf Abstand sehen. Und dann habe ich ange­fan­gen, genau das zu fotografieren.

Jana Mar­ga­re­te Schul­er. Foto: Privat

Wie vie­le Fotos sind dafür ent­stan­den? Nach wel­chen Gesichts­punk­ten haben Sie aus ihnen die Rei­he zusammengestellt?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Puh, es sind vie­le Fotos ent­stan­den. Viel­leicht 100, viel­leicht 400. Ich foto­gra­fie­re eine Situa­ti­on auch immer auf ver­schie­de­ne Art und Wei­sen. Bei der Aus­wahl habe ich ver­sucht, die Situa­tio­nen zu zei­gen, die ich am reprä­sen­ta­tivs­ten fand. Außer­dem habe ich noch eini­ge Freun­de gefragt: Wel­che Bil­der wür­det ihr euch ger­ne anschau­en, wel­che Situa­tio­nen spre­chen euch an?


Inwie­weit zei­gen Sie aber eigent­lich bana­le Situa­tio­nen, die erst durch den Coro­na-Hin­ter­grund eine Auf­wer­tung oder Rele­vanz erfahren?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Eigent­lich sind alle Situa­tio­nen wirk­lich nur durch die Pan­de­mie rele­vant. Das macht für mich den Charme der Bil­der aus, es sind so unglaub­lich unspek­ta­ku­lä­re Situa­tio­nen, die plötz­lich zu etwas Skur­ri­lem werden.


Auf Ihrer Home­page schrei­ben Sie, dass Sie eine visu­el­le Geschich­ten­er­zäh­le­rin sind. Was hat es damit auf sich?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Mir geht es dar­um, ech­te Men­schen abzu­bil­den, einen Ein­blick in ihr Leben zu bekom­men und ihre Geschich­te zu sehen. Die Fotos sol­len etwas erzäh­len, von einer Per­son oder einem The­ma, das mich beschäf­tigt. Ich möch­te nicht nur Bil­der machen, auf denen per­fekt gestyl­te Models mit ange­streng­tem Lächeln im Gesicht ein unrea­lis­ti­sches Bild der Wirk­lich­keit vermitteln.


Wie sieht Ihre Her­an­ge­hens­wei­se aus? Arran­gie­ren Sie Ihre Moti­ve oder set­zen Sie auf Momentaufnahmen?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Es ist meis­tens eine Mischung. Die­se Serie besteht aus Moment­auf­nah­men, bei man­chen Lang­zeit­pro­jek­ten arran­gie­re ich aber auch, um die Geschich­te in eine bestimm­te Rich­tung zu len­ken. Es ist ja doch immer ein Zusam­men­spiel von Foto­graf und Foto­gra­fier­ten. Lei­der bin ich als Foto­graf nie kom­plett unsicht­bar, auch wenn ich es zum Foto­gra­fie­ren oft wirk­lich ger­ne wäre!


Vie­le Ihrer Foto­gra­fien haben eine ruhi­ge, erdi­ge Farb­pa­let­te, kaum grel­le Far­ben und oft star­ke, aber wei­che Schat­ten. War­um bevor­zu­gen Sie die­se natu­ra­lis­ti­sche Gestaltung?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Wäh­rend frü­her die Wahl des Films den Look der Bil­der bestimmt hat, pas­siert das inzwi­schen in der Post­pro­duk­ti­on, also der Bear­bei­tung der Bil­der am Com­pu­ter. Mei­ne Farb­ge­bung ent­spricht mei­nem visu­el­len Geschmack, ich mag die Ästhe­tik von natür­li­chem Licht, war­men Töne und wei­chen Kanten.


Bedie­nen Sie damit einen der­zei­ti­gen Trend in der Fotografie?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Das ist nicht so leicht zu sagen. Ich wür­de schon sagen, dass es eine moder­ne Art der Doku­men­tar­fo­to­gra­fie ist – frü­her wur­den Repor­ta­gen zum Bei­spiel ger­ne schwarz­weiß und sehr kon­trast­reich gestal­tet. Es wur­de außer­dem meis­tens mit Weit­win­kel­ob­jek­ti­ven foto­gra­fiert, also mit einem sehr gro­ßen Bild­win­kel, damit auf einem Bild mög­lichst viel zu sehen war – genau das Gegen­teil von mei­nen Por­trait­lin­sen. Wäh­rend aber bei­spiels­wei­se direk­tes Blitz­licht zur Zeit ein sehr belieb­ter Look ist, arbei­te ich viel lie­ber mit natür­li­chem Licht oder einer Blitz­tech­nik, mit der das Licht natür­lich aussieht.


Auf wel­ches Foto aus “Im Lock­down” sind Sie beson­ders stolz?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: “Stolz” ist viel­leicht nicht das rich­ti­ge Wort, aber ich mag beson­ders ger­ne das Bild, auf dem mei­ne Mit­be­woh­ner auf der Wie­se im Hain auf­ein­an­der­lie­gen. Es war eine Moment­auf­nah­me und ver­mit­telt für mich gleich­zei­tig Ruhe und Resi­gna­ti­on. Außer­dem hat es Bezug zu einem Coro­na­trend, dem neu­en Volks­sport der Deut­schen: Spazierengehen.

Foto: Jana Mar­ga­re­te Schuler

Wie lief der Kon­takt mit dem DJV Bay­ern und die Aus­zeich­nung mit dem “New­co­mer Award” ab?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Ich war erst­mal wirk­lich über­rascht, als ich den Anruf bekom­men habe, weil sich mein Pro­jekt doch sehr von den oft gro­ßen, rele­van­ten und poli­ti­schen The­men unter­schei­det, die sonst beim Pres­se­fo­to Bay­ern aus­ge­zeich­net wer­den. Für die Jury war wohl genau das inter­es­sant: Dass in den Bil­dern Empa­thie mit­schwingt, dass sich vie­le Men­schen damit iden­ti­fi­zie­ren kön­nen. Alle, mit denen ich im Rah­men des Wett­be­werbs seit­dem Kon­takt hat­te, waren super­nett und sym­pa­thisch, wes­we­gen es natür­lich beson­ders scha­de ist, dass man sich nicht per­sön­lich ken­nen­ler­nen kann. Auch die Preis­ver­lei­hung ist nor­ma­ler­wei­se ein rich­tig gro­ßes Ding im Land­tag, muss­te aber die­ses Jahr online stattfinden.


Was bedeu­tet Ihnen die­ser Preis?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Für mich ist es sehr wert­voll, selbst­stän­dig das arbei­ten zu kön­nen, was ich lie­be. Aber gera­de als Selbst­stän­di­ger ist man sehr viel auf sich allei­ne gestellt, wer­kelt so vor sich hin, macht sein Ding. Wenn dann die Jury von so einem wich­ti­gen Preis in der jour­na­lis­ti­schen Foto­gra­fie mit der Ver­ga­be des New­co­mer Awards zeigt ´Das ist rich­tig gut, was du da machst. Das inter­es­siert nicht nur dich selbst, das soll­ten mög­lichst vie­le Men­schen sehen!‘ dann ist das ein unglaub­lich wich­ti­ges Feed­back. Manch­mal sage ich auch: Per­fekt, dass jetzt in so vie­len Zei­tun­gen mei­ne Bil­der gedruckt wer­den, dann hat mei­ne Fami­lie end­lich einen Beweis, dass ich auch wirk­lich etwas Anstän­di­ges arbei­te. Das ist natür­lich, größ­ten­teils, Spaß, aber so eine Aus­zeich­nung ist schon auch ein tol­les Aus­hän­ge­schild, weil sie greif­bar ist. Es ist tat­säch­lich für vie­le Men­schen noch unge­wohnt, dass man ein­fach kom­plett frei als Foto­gra­fin arbei­tet, ohne fes­te Kun­den, ohne Stu­dio und ohne Anstellung.


Was sind Ihre der­zei­ti­gen oder nächs­ten Projekte?

Jana Mar­ga­re­te Schul­er: Ohje, ich habe immer unglaub­lich vie­le Pro­jek­te par­al­lel lau­fen und in mei­nem Kopf schwir­ren noch tau­send wei­te­re Ideen und Plä­ne her­um. Ich beglei­te seit einem hal­ben Jahr immer wie­der eine Frau mit Behin­de­rung in ihrem Kampf gegen Brust­krebs, foto­gra­fie­re einen älte­ren Künst­ler, der unter Par­kin­son lei­det, habe ein Foto­pro­jekt zum The­ma Schwan­ger­schaft in der Pan­de­mie begon­nen und im Som­mer Per­so­nen in ver­schie­de­nen Ecken Deutsch­lands besucht, die sich ehren­amt­lich um NS-Gedenk­stät­ten küm­mern. Mit den aktu­el­len Infek­ti­ons-Zah­len müs­sen aller­dings aus Sicher­heits­grün­den eini­ge Lang­zeit­pro­jek­te pau­sie­ren und ich wid­me mich haupt­säch­lich Per­so­nen in und um Bam­berg für Por­trait­se­ri­en, bei denen der Abstand ein­ge­hal­ten wer­den kann und ich kei­ne gro­ßen Rei­sen auf mich neh­men muss. So habe ich zum Bei­spiel die Künst­le­rin Bar­ba­ra Boll­er­hoff in ihrem schö­nen Ate­lier besucht, die Täto­wie­re­rin Anna Gojow­sky in ihrem neu­en Tat­too-Stu­dio und ver­schie­de­ne Per­so­nen, die in der Imke­rei ihre Lei­den­schaft gefun­den haben. Manch­mal brau­che ich natür­lich auch eine Aus­zeit von der Foto­gra­fie – dann fah­re ich mit mei­nem Feu­er­wehr­bus Nor­bert raus in die Natur und woh­ne ein paar Tage dort. Oder ich ste­he mit Gitar­re in der Hand in irgend­ei­ner Fuß­gän­ger­zo­ne und mache Stra­ßen­mu­sik. Auf den Tag, an dem mir auch nur eine Minu­te lang­wei­lig ist, war­te ich jeden­falls noch!

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter

https://janamargarete.com/

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