„Wir müs­sen mit­ein­an­der im Gespräch blei­ben, ohne zu streiten“

Erz­bi­schof Gössl besucht Vieh­be­trieb in Medlitz

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Gössl
Erzbischof Herwig Gössl besuchte am 15. Oktober den Bauernhof der Familie Böhmer in Medlitz/Rattelsdorf. Links im Bild: Landwirt Daniel Böhmer. Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg / Harry Luck
Der Bam­ber­ger Erz­bi­schof Her­wig Gössl hat beim Besuch eines ober­frän­ki­schen Bau­ern­hofs die Ver­ant­wor­tung der Land­wir­te für Kli­ma- und Umwelt­schutz betont und ihre Leis­tung für eine regio­na­le Lebens­mit­tel­ver­sor­gung gewürdigt.

Auf dem Hof der Fami­lie Böh­mer im Rat­tels­dor­fer Orts­teil Med­litz tausch­te sich Gössl am Mitt­woch mit Land­wir­ten und Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern des Baye­ri­schen Bau­ern­ver­bands (BBV) über aktu­el­le Her­aus­for­de­run­gen der Land­wirt­schaft aus.

Land­wirt Dani­el Böh­mer schil­der­te bei einem Rund­gang die zuneh­men­de Belas­tung vie­ler Betrie­be durch wach­sen­de Büro­kra­tie. „Es dau­ert zwei Wochen, die Dün­ge­mit­tel­be­darfs­er­mitt­lung oder die Arz­nei­mit­tel­do­ku­men­ta­ti­on im Sin­ne der Vor­schrif­ten zu erle­di­gen“, klag­te Böh­mer. Sein Vater, Seni­or­chef Edgar Böh­mer, ergänz­te: „Frü­her ver­brach­te der Bau­er den Sonn­tag­vor­mit­tag in der Kir­che und beim Früh­schop­pen, heu­te sitzt er im Büro und erle­digt Papierkram.“

Der ober­frän­ki­sche Bau­ern­prä­si­dent Her­mann Greif warn­te, die stei­gen­den Auf­la­gen belas­te­ten vie­le Land­wir­te auch psy­chisch. Ein land­wirt­schaft­li­cher Betrieb kön­ne nicht ein­fach sei­nen Pro­duk­ti­ons­stand­ort ver­la­gern, sag­te Greif und beton­te, die regio­na­le Lebens­mit­tel­ver­sor­gung sei sehr wich­tig für ein gutes Leben. Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher müss­ten als All­tags­kom­pe­tenz ler­nen, mit Lebens­mit­teln ver­ant­wor­tungs­voll umzu­ge­hen. Rund 59 Pro­zent der jähr­lich anfal­len­den 6,5 Mil­lio­nen Ton­nen Lebens­mit­tel­ab­fäl­le ent­stün­den in pri­va­ten Haus­hal­ten, nur zwei Pro­zent in der Landwirtschaft.


Bau­ern­hof der Fami­lie Böh­mer bewirt­schaf­tet rund 130 Milchkühe

Greif bot an, die Fach­kom­pe­tenz der Land­wir­te auch in kirch­li­che Dis­kus­sio­nen über Nach­hal­tig­keit und Schöp­fungs­ver­ant­wor­tung ein­zu­brin­gen. Bezirks­bäue­rin Bea­te Opel wand­te sich gegen pau­scha­le Vor­ur­tei­le in der Öffent­lich­keit bei den The­men Pflan­zen­schutz und Düngung.

Gössl zeig­te in einem anschlie­ßen­den Gespräch gro­ßes Ver­ständ­nis für die Sor­gen und Belas­tun­gen der Land­wir­te. „Büro­kra­ti­sche Vor­schrif­ten dür­fen nicht von grund­sätz­li­chem Miss­trau­en geprägt sein. Ver­trau­en ist eine christ­li­che Grund­hal­tung“, sag­te er. Zugleich beton­te er, vie­le Rege­lun­gen hät­ten im Sin­ne des Ver­brau­cher­schut­zes ihre Berech­ti­gung. Par­al­le­len sieht Gössl zwi­schen Kir­che und Land­wirt­schaft: In bei­den Berei­chen gehe Erfah­rungs­wis­sen ver­lo­ren, und der Ver­wal­tungs­auf­wand auf­grund staat­li­cher Vor­ga­ben neh­me zu.

„Ich bewun­de­re das Enga­ge­ment der Land­wir­te, sie­ben Tage die Woche für ihren Betrieb zu arbei­ten. Das ist heu­te nur noch schwer zu ver­mit­teln“, sag­te Gössl. Auch in der Kir­che gebe es unter­schied­li­che Posi­tio­nen zu bio­lo­gi­scher und kon­ven­tio­nel­ler Land­wirt­schaft. „Wir müs­sen mit­ein­an­der im Gespräch blei­ben, ohne zu strei­ten“, beton­te er. Zu einer gesun­den Ernäh­rung gehör­ten gute land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­te. „Gesun­de Ernäh­rung heißt nicht, mehr Fleisch zu essen. Aber die Brat­wurst müs­sen wir des­halb auch nicht verbieten.“

Der Bau­ern­hof von Edgar und Dani­el Böh­mer bewirt­schaf­tet rund 130 Milch­kü­he, die mit zwei Melk­ro­bo­tern gemol­ken wer­den, sowie eine eige­ne Bio­gas­an­la­ge. Die Fami­lie setzt auf eine Kom­bi­na­ti­on aus Milch­vieh­hal­tung, Markt­frucht­an­bau und Ener­gie­ge­win­nung – ein Bei­spiel für nach­hal­ti­ge Kreis­lauf­wirt­schaft, wie der Bau­ern­ver­band betonte.

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