Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Auf der Suche nach der Wünschelrute

2 Min. zu lesen
Wünschelrute
Foto: Florian Herrnleben
In sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne fragt sich Flo­ri­an Herrn­le­ben, ob man bei all dem Ein­zel­han­del-Ster­ben bald die Wün­schel­ru­te raus­ho­len sollte.

Som­mer­pau­se zu Ende, end­lich. Für jeman­den wie mich, der nicht ruhig schla­fen kann, wenn er nicht den nächs­ten Skan­dal im Rat­haus oder neue König­stra­ßen­sand­män­ner am Hori­zont sieht, ist der August – inhalt­lich übli­cher­wei­se auch als Som­mer­loch bezeich­net – rela­tiv lang­wei­lig. War ja nix los in unse­rem sonst so unter­halt­sa­men Boni-Rechtsaufassungs-Fakeaccount-Städtchen.

Da flo­gen plötz­lich dank unse­rer hei­mi­schen Pres­se läp­pi­sche fünf- oder sechs­stel­li­ge Ver­aus­ga­bun­gen der städ­ti­schen Stadt­bau auf, die man dort für ein­ge­flies­te und wenig deko­ra­ti­ve Hokus-Pokus-Gad­gets sowie Wün­schel­ru­ten­ex­pe­ri­men­te in den Büro­räu­men aus den Fens­tern sel­bi­ger hin­aus­ge­wor­fen haben soll. Im Per­so­nal­amt der Stadt lächelt man zwar nur müde über sol­che Sum­men und vor allem Metho­den, denn für posi­ti­ve Vibes in der Beleg­schaft brauch­te man im Rat­haus bekannt­lich nur ein Krea­tiv­team für sehr, sehr eigen­wil­li­ge Tarif­rechts­in­ter­pre­ta­tio­nen. Aber das ist ein ande­res Thema.

Was pas­siert, wenn kei­ne über­durch­schnitt­lich posi­ti­ven Vibes am Arbeits­platz herr­schen, die dafür sor­gen, dass Work-Life-Balan­ce und Yin und Yang in maxi­ma­lem Ein­klang für jeden poten­ti­el­len Arbeit­neh­mer ste­hen, kann man – auch so ein ver­meint­lich klei­nes Som­mer­lochsthe­ma – in der König­stra­ße sehen. Eine alt­ein­ge­ses­se­ne Bäcke­rei kün­dig­te das Ende des Laden­ge­schäfts im Lauf des Herbst an. Und das, obwohl man doch glau­ben könn­te, dass gera­de und direkt in unmit­tel­ba­rer Nähe zum Head­quar­ter des Stadt­mar­ke­tings der Ein­zel­han­del dank Events ganz beson­ders nach­hal­tig gestärkt wor­den sein müsste.

Aber die Ren­ta­bi­li­tät scheint auch im tra­di­ti­ons­rei­chen Back­wa­ren­be­trieb nicht das pri­mä­re Pro­blem zu sein. Wie bereits auch bei ande­ren Laden­schlie­ßun­gen und Geschäfts­auf­ga­ben steht „Per­so­nal­man­gel“ ganz oben auf der Lis­te der Grün­de für das Aus. Ob jüngst in einem Metz­ger in der Wun­der­burg oder bereits vor eini­gen Mona­ten bei einem ande­ren in der Innen­stadt, es fehlt an Per­so­nal oder Nach­fol­gern. Früh um 4 Uhr auf­ste­hen zu müs­sen, um Bröt­chen zu backen, die dann die eine Hälf­te der Kund­schaft zu klein, die nächs­te Hälf­te zu hart und die drit­te Hälf­te zu teu­er fin­det, gehört offen­sicht­lich nicht mehr zu den favo­ri­sier­ten Berufs­fel­dern der Zukunft mit viel­ver­spre­chend groß­zü­gi­ger Work-Life-Balance.

Das Resul­tat: In der Sand­stra­ße wirbt ein Metz­ger bereits wört­lich mit „unge­wöhn­li­chen Geschäfts­zei­ten“. Und am Sonn­tag­nach­mit­tag steht man neu­er­dings in Bam­berg vorm ver­schlos­se­nen Bier­kel­ler­tor. Der Anfang vom Ende?

Wenn wir lang­fris­tig noch im loka­len Lebens­mit­tel­hand­werk ein­kau­fen und unse­re Frei­zeit in der hei­mi­schen Gas­tro­no­mie ver­brin­gen möch­ten, reicht es nicht mehr, nur dort ein­kau­fen oder essen zu gehen. Die dort täti­gen Berufs­fel­der brau­chen Aner­ken­nung durch Poli­tik, aber auch durch die Gesell­schaft, damit sie wie­der in den Fokus rücken und damit wie­der inter­es­sant wer­den. Künst­li­che Intel­li­genz ist schön und recht, aber sie backt dir kei­ne Hörn­la, sie legt dir kei­ne Schei­be Leber­kä­se aufs Küm­mel­bröt­chen, sie plärrt nicht sym­pa­thisch von der ande­ren Sei­te der The­ke vor, wenn der rhein­län­di­sche Knal­ler vor dir in der Schlan­ge zum drölf­zigs­ten Mal nicht ver­steht, was ein Zwetsch­ge­n­ba­mes oder ein Zie­be­les­käs ist.

Viel­leicht soll­te man mal bei der Stadt­bau anfra­gen. Unter Umstän­den wäre so ein Kraft­stein, so ein geo­man­ti­sches Objekt, also ihr wisst schon, die run­de Flie­se halt, viel­leicht wäre das die Lösung gegen den Per­so­nal­man­gel. Boden­tief ein­ge­las­sen hin­ter der Metz­gers- und Bäcker­the­ke? Viel­leicht schafft es die not­wen­di­ge Feel-Good-Aura gegen die Per­so­nal­not?
Ansons­ten, so befürch­te ich, brau­chen wir bald auch so eine Wün­schel­ru­te und gehen damit im Stadt­ge­biet auf die wahr­schein­lich erfolg­lo­se Suche – statt nach elek­tro­ma­gne­ti­schen Wir­run­gen – nach hei­mi­schen tra­di­ti­ons­rei­chen Bäcker- und Metzgereien.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben
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