Browse Tag

Stadtecho-Kolumne

Stadtecho-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Gro­ßes Lob für den Stadtrat!

Kann das sein? Flo­ri­an Herrn­le­ben lobt den Stadt­rat? Sei­ne neue Stadtecho-Kolum­ne gibt Aufschluss.

Nach all den städ­ti­schen Ver­feh­lun­gen, her­aus­ge­kramt durch die Pres­se und diver­se Klein­stadt­ka­ba­ret­tis­ten, ist es doch auch irgend­wie mal beru­hi­gend zu sehen, dass es dies­mal der Stadt­rat selbst war, der nach sei­nem Wan­der­tag in den Bam­ber­ger Nor­den – fast irri­tiert und per­plex – vom „Bom­ben­alarm im Finanz­se­nat“ in der Grö­ßen­ord­nung des Bonus-Skan­dals berich­te­te; völ­lig irri­tiert und per­plex des­halb, weil man sich bei der Bewer­tung von Unge­reimt­hei­ten und der Ein­ord­nung von bri­san­ten The­men auf Sei­ten unse­rer in den Stadt­rat gesalb­ten Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger nor­ma­ler­wei­se nicht auf sich selbst, son­dern immer eher dar­auf ver­las­sen hat, ob schon etwas vor­ge­kaut im FT oder wenigs­tens beim Herrn­le­ben im Blog stand. Dass man ganz ohne exter­ne jour­na­lis­ti­sche Hil­fe, … Super!

Ich fas­se zusam­men: Unse­re aller­bes­ten Stadt­rä­te haben bekann­ter­ma­ßen ein vie­len per­sön­lich bis dahin doch eher unbe­kann­tes Haus im Bam­ber­ger Nor­den, genau­er gesagt in der Benz­stra­ße, erkun­det, das sich bei nähe­rer Betrach­tung und mit Blick auf die digi­ta­le Stadt­kar­te im Smart­pho­ne und das Grund­buch der Stadt plötz­lich als städ­ti­sches Eigen­tum her­aus­kris­tal­li­sier­te. Man hat­te es – ganz begeis­tert – vor rund sechs Jah­ren selbst gekauft und dann…. Wie soll man es diplo­ma­tisch sagen? – Naja.…. irgend­wie halt vergessen.

Kann pas­sie­ren, wir ken­nen das! Da kaufst eine Immo­bi­lie mit schä­bi­gen 4000 Qua­drat­me­tern Büro- und Lager­flä­che und Zack! – Hat das Erin­ne­rungs­ver­mö­gen zwölf Bock­bier­an­sti­che spä­ter unter Umstän­den der­art gelit­ten, dass du viel­leicht mit Glück noch grob weißt, wo, aber halt nicht mehr, war­um. Und so währ­te die Begeis­te­rung für den über­ra­schen­den Immo­bi­li­en­fund nicht lan­ge, son­dern wich schnell dem Ent­set­zen, weil die 2‑Mil­lio­nen-Immo­bi­lie noch gar nicht – wie 2017 wer­be­wirk­sam im Sit­zungs­vor­trag gewe­delt – zur Ent­las­tung des ange­spann­ten Bedarfs an Büro­flä­chen für städ­ti­sche Ver­wal­tun­gen bei­trägt. Sie wur­de zwi­schen­zeit­lich auch nicht saniert oder ander­wei­tig ver­mie­tet, sie stand schlicht und ergrei­fend die aller­meis­te Zeit und größ­ten­teils leer.

Als dann auch noch ein Rats­herr von Goog­le Maps direkt rüber auf die Taschen­rech­ner-App wech­sel­te, um hoch­zu­rech­nen, was man mit dem Geld durch Ver­mie­tung von rund 4000 Qua­drat­me­tern Gewer­be­flä­che in sechs Jah­ren an Grund­schul­toi­let­ten hät­te sanie­ren kön­nen, ist die Stim­mung im Rats­gre­mi­um kom­plett gekippt.

Wir, die geneig­ten Beob­ach­ter lokal­po­li­ti­scher – nen­nen wir es – „Krea­tiv­po­li­tik“, sind hin­ge­gen nach den diver­sen Stadt­ver­wal­tungs­man­gel­pro­ble­men der letz­ten Jah­re nicht mehr so leicht aus der Fas­sung zu brin­gen. Unser­eins kippt nicht vom Stuhl bei sol­chen Para­do­xien: Eine Stadt­ver­wal­tung, die jedem Woh­nungs­ei­gen­tü­mer in der drit­ten Sei­ten­stra­ße im 2. Ober­ge­schoss bei der Neu­ge­stal­tung der Holz­fens­ter rein­re­det, selbst aber hin­ter häss­lichs­ten Kunst­stoff­fens­tern in Schlumpf­blau haust, und ein Stadt­rat, der die Bil­der vom Nazi­bay­er­lein vor der eige­nen Nase abhängt, aber bei der Stra­ße lie­ber 88 Augen zudrückt, pas­sen natür­lich nur kon­se­quent in eine Stadt, wo man dem über­lan­gen Leer­stand von pri­vat­wirt­schaft­li­chen Immo­bi­li­en mit Hil­fe einer Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung den Kampf ange­sagt hat, wäh­rend man sich selbst ver­hält wie der häss­li­che Bru­der der Ger­man Pro­per­ty Group.

Apro­pos Ger­man Pro­per­ty Group: Beim Blick auf die Lis­te der leer­ste­hen­den städ­ti­schen oder stif­ti­schen Immo­bi­li­en wird wahr­schein­lich sogar der ehe­ma­li­ge Geschäfts­füh­rer die­ser win­di­gen Immo­bi­li­en-Invest­ment­ge­sell­schaft nei­disch. Über 20 Adres­sen im Stadt­ge­biet mit mal mehr, mal weni­ger maro­den Woh­nun­gen, Häu­sern und Lager­hal­len sind auf­ge­führt, natür­lich auch die Immo­bi­lie in der Benzstraße.

„Ach?“ fragt ihr euch. „Zu die­sen städ­ti­schen Immo­bi­li­en, die leer ste­hen, gibt es eine Liste?“

Jo, klar! – Der Stadt­rat hat­te die auch. Seit Jah­ren. Also lie­ber doch erst­mal nicht zu viel Lob…

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadtecho-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über das ATRIUM

Das ATRIUM am Bahn­hof erin­nert Flo­ri­an Herrn­le­ben an sei­ne Rum­pel­kam­mer zuhau­se. Mehr dazu in sei­ner aktu­el­len Stadtecho-Kolum­ne.

Vie­le von euch wer­den ihn ken­nen: Die­sen einen Raum zuhau­se, der geheim blei­ben muss. Kein Besuch darf dort hin­ein­schau­en, weil sich dort Bügel­wä­sche für vier vol­le Klei­der­schrän­ke, zwei Fon­due-Sets, das Waf­fel­ei­sen, die Heiß­luft­frit­teu­se, die Raclette­grills der Schwie­ger­el­tern und die vier unwich­tigs­ten, unaus­ge­pack­ten Umzugs­kar­tons vom letz­ten Woh­nungs­wech­sel vor vier Jah­ren sta­peln. Den Blick auf die eige­ne Fehl­bar­keit, die per­sön­lichs­ten Defi­zi­te möch­te man dem Gast erspa­ren, um dabei selbst den Schein eines zuhau­se per­fekt orga­ni­sier­ten Tine-Witt­ler-Dou­bles zu wahren.

Natür­lich gibt es auch – wenn auch sel­te­ner – das fleisch­ge­wor­de­ne, exak­te Gegen­teil. Die­je­ni­gen, die sich um nix sche­ren, wo man beim Betre­ten der Woh­nung erst­mal durch ein Meer aus Pfand­fla­schen waten muss, bevor man sich beim ers­ten Schritt ins Wohn­zim­mer zwei Lego­stei­ne in die Fuß­soh­le stem­pelt und das Regal (Modell „Muss ich mal machen“) seit Jah­ren halbauf­ge­baut an der fal­schen Wand steht. Ich will die­sen Lebens­stil nicht ver­ur­tei­len. Ich fin­de die­se Spe­zi­es, die oft auf ande­re Din­ge viel mehr Wert legt als auf „Woh­nen wie im Möbel­haus­ka­ta­log“, auch sehr sympathisch.

War­um erklär ich das? – Bam­berg ver­kör­pert bei­des zusam­men in größt­mög­li­chem Wider­spruch. Wenn es dar­um geht, das eige­ne Wohn­zim­mer zu tape­zie­ren, fin­det man in Rekord­ge­schwin­dig­keit einen pas­sen­den För­der­topf in irgend­ei­nem Eck der EU und gleich­zei­tig zufäl­lig dann auch über Nacht im eige­nen Haus­halt einen schi­cken Mil­lio­nen­be­trag zur not­wen­di­gen Selbst­be­tei­li­gung: Altes Rat­haus, Rat­haus am Max­platz, Rat­haus Gey­erswörth und Rat­haus am ZOB,… Man könn­te fast mei­nen, dass der Bau‑, der Stiftungs‑, der Immo­bi­li­en- und der Finanz­re­fe­rent rich­tig gut und schnell zusam­men­ar­bei­ten kön­nen, wenn sie – auch wie bei der Ver­hin­de­rung von Moscheen im Hain­ge­biet – müssen.

(Anmer­kung des Kolum­nis­ten: Ich hab des städ­ti­schen Frie­dens wegen mal lie­ber nicht auf­sum­miert, was in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit und naher Zukunft allei­ne in die Amts­stu­ben der städ­ti­schen Rat­haus­pre­mi­ums geflos­sen ist und noch flie­ßen wird. Wür­de man so viel Geld in die städ­ti­schen Grund­schu­len pum­pen, um den Inves­ti­ti­ons­stau mal eini­ger­ma­ßen auf­zu­lö­sen, man hät­te im nächs­ten Wahl­kampf nichts mehr zu versprechen.)

Was nützt aber das schöns­te Wohn­zim­mer, wenn es – um im Bild zu blei­ben – zum Bei­spiel an der Haus­tü­re, am Tor, an der Fas­sa­de der Stadt, sprich: am Bahn­hof, aus­sieht, als hät­te ein Prak­ti­kant mit Spreng­stoff geübt. Erst strahl­te – und das war ja irgend­wie noch erträg­lich – ent­lang der Lud­wig­stra­ße jah­re­lang die öde Trost­lo­sig­keit eines vor­mals glän­zen­den Ein­zel­han­dels­kon­zepts, das man nun inte­rims­wei­se viel­leicht wenigs­tens als Rat­hauser­satz (klei­ner Wink in die Luit­pold­stra­ße an die­ser Stel­le) hät­te nut­zen kön­nen, wenn dort aber nicht nun auch schon seit Jah­ren ein rie­si­ges Loch im Mond­kra­ter­style direkt am von der Abriss­bir­ne halb­ver­dau­ten Rest des eins­ti­gen Stahl­be­ton­klot­zes klaf­fen würde.

Mit dem Fin­ger nur auf die Inves­to­ren zu zei­gen, die das ATRIUM, oder das was nach dem Atten­tat davon übrig ist, ent­wi­ckeln wol­len, ist falsch. Die Grün­de für stän­di­ge Ver­zö­ge­run­gen sind viel­fäl­tig, die Ver­ant­wor­tung liegt aber auch bei der Stadt­ver­wal­tung. Direkt am Bahn­hof fehlt (auf­ge­passt, Wort­spiel!) der Zug dahin­ter. Man ver­misst den unbe­ding­ten Wil­len vor allem der Rat­haus­ober­schicht, am Zustand neben und – wenn wir schon dabei sind – auch vor dem Bahn­hof etwas ent­schei­dend und vor allem zeit­nah ändern zu wol­len. Nun hängt es angeb­lich irgend­wie am Gas­tro-Ei, das man­chem Stadt­ge­stal­ter aus dem gleich­na­mi­gen Bei­rat schwe­fe­lig aufstößt.

Ist nach Jah­ren der Ver­wahr­lo­sung rund um den Bahn­hof nicht alles bes­ser als jetzt? Darf ein Stadt­rat, der zum gro­ßen Teil das Rat­haus am ZOB mit­be­schlos­sen hat, über­haupt noch bei Fra­gen der Ästhe­tik mitreden?

Irgend­wie scheint es mir aktu­ell wahr­schein­li­cher und auch ein­fa­cher, im Zuge des Bahn­aus­baus durch die Stadt den Bahn­hof selbst zu ver­le­gen. Am bes­ten mit­ten auf den Max­platz! Dann könn­ten wir alles hin­ter der König­stra­ße abmau­ern und hät­ten als Stadt end­lich auch eine gehei­me Rum­pel­kam­mer, die kei­ner mehr betre­ten darf, der unse­re Stadt besucht.
Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadtecho-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über Rechtsauffassung

Wäh­rend er sei­ne Fas­ten­pre­digt hielt, wur­de Flo­ri­an Herrn­le­ben Opfer eines Park­über­wa­chungs­dienst­ha­ben­den. Mehr dazu in sei­ner aktu­el­len Stadtecho-Kolumne.

Fas­ten­pre­digt vor­bei. Was für ein Auf­tritt, was für eine Atmo­sphä­re! Ich hab tat­säch­lich ja schon – natür­lich mehr klei­ne, aber trotz­dem auch – zahl­rei­che gro­ße Auf­trit­te in mei­nem Fahr­ten­buch der letz­ten 35 Jah­re ste­hen. Die 8. Fas­ten­pre­digt wird sicher­lich angemarkert.

Es hät­te der per­fek­te Abend wer­den kön­nen. Hät­te! Wenn nicht wahr­schein­lich als klei­ne, schnip­pi­sche Rache für mei­ne oft nicht all­zu diplo­ma­ti­schen Ver­laut­ba­run­gen in Rich­tung Stadt­ver­wal­tung ein Straf­zet­tel unter die Schei­ben­wi­scher mei­ner Herrnleben‘schen Protz­kar­re geklemmt wor­den wäre. 20 Euro wegen 14 Minu­ten. Pft!

Was mag das für ein Gefühl gewe­sen sein für den Park­über­wa­chungs­dienst­ha­ben­den im schi­cken Bahn­schaff­ner­dress drau­ßen vor dem Zie­gel­bau? Drin­nen im voll­be­setz­ten Saal tobt der Herrn­le­ben in Mönchs­kut­te am Mikro­fon, schwingt gro­ße Wor­te zu Gesetz, Ord­nung und absur­den Rechts­auf­fas­sun­gen einer gan­zen Rat­haus­ober­schicht, wäh­rend man ihm zur glei­chen Sekun­de ein Knöll­chen wegen ord­nungs­wid­ri­ger Par­ke­rei an der Muß­stra­ße auf die Wind­schutz­schei­be tackern kann. In den Zuschau­er­rei­hen zuck­ten die Smart­pho­nes der anwe­sen­den Max­platz­pre­mi­ums beim Auf­schla­gen der Push­nach­richt aus der rat­haus­in­ter­nen Nach­rich­ten-App, weil der Park­über­wa­chungs­dienst­ser­ver direkt Kenn­zei­chen gecheckt und Stu­fe Rot aus­ge­löst hat: „Hab ihn erwischt! Herrn­le­ben ist fäl­lig! 14 Minu­ten! 20 Umdre­hun­gen! Haha!“

Ich geh schwer davon aus, dass am dar­auf­fol­gen­den Mon­tag­mor­gen um halb 8 schon eine Beför­de­rung gedruckt oder zumin­dest eine kom­for­ta­ble Über­stun­den­pau­scha­le für die­sen über­durch­schnitt­li­chen Mit­ar­bei­ter fest­ge­legt wor­den war getreu dem Mot­to „Kei­ne Leis­tung ohne Gegen­leis­tung“. Anwei­sung von ganz oben, even­tu­ell sogar vom OB per­sön­lich unterschrieben.

Und auch wenn ich dem enga­gier­ten, flei­ßi­gen und pflicht­be­wuss­ten Mit­ar­bei­ter von Her­zen wirk­lich alles gön­ne für sei­nen Erfolg, so wird das aber nicht fai­rer. Wisst ihr… Ich stand da ja nur kurz. Also eigent­lich, denn ich woll­te da ja wie­der weg­fah­ren. Und auch nur zum Ein- und Aus­la­den ste­hen blei­ben, weil es ziem­lich geschüt­tet hat, als ich mit Mönchs­kut­te, Text und dem groß­for­ma­ti­gen Foto von Klau­si zwei Stun­den vor allen ande­ren am Zie­gel­bau auf­ge­schla­gen bin. Dann Sound­check, wir muss­ten noch mal wegen dem Intro­vi­deo schau­en und dem einen Lied. Und gera­de als ich raus woll­te, um das Auto… da kamen dann schon – zack! – die ers­ten Zuschau­er. Da konn­te ich ja dann auch nim­mer… Also stellt euch vor, ich in Mönchs­kut­te, ein­mal quer durch das Park­haus. Ging nicht, ist klar.

Aber mal ehr­lich! Wer rech­net denn damit? Und wer, wenn nicht der Ord­nungs­re­fe­rent per­sön­lich, kon­trol­liert denn bit­te­schön wäh­rend der Fas­ten­pre­digt direkt vor dem Saal der Fas­ten­pre­digt? Das macht null Sinn. Ich bin echt frustriert.

Zum ers­ten Mal fin­de ich mich schaf­fens­tech­nisch in einem Loch und weiß nicht, wor­über ich in die­ser Aus­ga­be schrei­ben soll. „Gut!“, wer­den die Bam­ber­ger Genos­sen sagen. „Siehs­te mal, wie es uns geht! – Schaf­fens­tech­ni­sche Frei­heit, das leben wir wegen dir seit drei Jah­ren chro­nisch!“ – Ja, aber als gewöhn­li­cher Stadt­rats­hin­ter­bänk­ler muss man halt auch nicht alle Mona­te drei- bis vier­tau­send Zei­chen hoch­tra­ben­den, sprach­lich gefeil­ten Text wahl­wei­se mit welt­ver­än­dern­der, ganz gro­ßer Bot­schaft oder dem Poten­zi­al zum Rat­haus­skan­dal zu Papier brin­gen. Und für die tol­len Tex­te und Reden der Füh­rungs­schicht gibt es im Rat­haus eine gan­ze Abtei­lung, wenn man selbst wie­der mal frus­triert ist.

Aber es hilft nix. Ich muss aus dem Tief raus, es lie­gen gewal­ti­ge Auf­ga­ben vor uns. Des­halb möch­te ich fol­gen­des mit­tei­len: Nach sorg­fäl­ti­ger Prü­fung habe ich mich ent­schlos­sen, den Straf­zet­tel zu akzep­tie­ren, auch wenn mei­ne Rechts­an­wäl­tin mir gera­ten hat, dage­gen vor­zu­ge­hen. Mir ist das Wohl der Stadt am wich­tigs­ten. Dem ist am meis­ten gedient, wenn das Ver­fah­ren been­det wird.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadtecho-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über den nur zweit­häss­lichs­ten Platz Bambergs

Für sei­ne aktu­el­le Stadtecho-Kolum­ne hat Flo­ri­an Herrn­le­ben den Schön­leins­platz, oder wie er ihn nennt, die stadt­bild­ge­wor­de­ne Sperr­müll­samm­lung, besucht.

Es gibt diver­se Bam­berg-Grup­pen in den sozia­len Medi­en voll mit his­to­ri­schen Fotos und vie­len Geschich­ten. Da ertap­pe auch ich mich dabei, wie ich gern in Erin­ne­run­gen ans alte Bam­berg vor mich hin schwel­ge und mich der ver­gan­ge­nen Stadt­an­sich­ten erfreue.

Ein Platz, bei des­sen ursprüng­li­chem Aus­se­hen regel­mä­ßig alle in Schnapp­at­mung ver­fal­len, ist der Schön­leins­platz, wo über Jah­re und Jahr­zehn­te optisch ein­fach alles immer nur noch schlim­mer wur­de. Der Nie­der­gang begann mit dem Abriss des alten Schüt­zen­hau­ses und den ver­korks­ten Neu-an-drauf-Neben­hin­bau­ver­schlimm­bes­se­run­gen am Spar­kas­sen­ge­bäu­de, ging über den Um- und Dran­bau des Gebäu­des der heu­ti­gen Bam­ber­ger Bank bis hin zur ver­kehrs­ma­le­ri­schen Ver­kehrs­ver­suchs­dau­er­lö­sung in den schmu­cken Far­ben Gelb, Weiß, biss­chen Weiß, Ver­schmiert­weiß und Rot.

Der Schön­leins­platz ist die stadt­bild­ge­wor­de­ne Sperr­müll­samm­lung in spe ausm hin­ters­ten Kel­ler­ab­teil, das man drin­gend mal wie­der auf­räu­men müss­te, aber schon gar nicht weiß, wo man anfan­gen soll. Mis­match in Per­fek­ti­on, das sprich­wört­li­che „Wie bei Hem­pels unterm Sofa“, aber mit­ten im Welt­kul­tur­er­be. Da ein „Bam­ber­ger Rei­ter“, der irgend­wel­chen Dritt­klass-Schiffs­tou­ris­ten den Weg in den Dom zum ech­ten Bam­ber­ger Rei­ter spart, dane­ben unse­re zwar lieb­ge­won­ne­nen und doch so miss­ver­stan­de­nen roten Schei­ßer­la, weil da halt noch Platz war, dort das Hexen­mahn­mal, weil es grad übrig war, neben einem Brun­nen, der den Kli­ma­wan­del kaum bes­ser ver­sinn­bild­li­chen könn­te. Alle Jah­re wird dann noch die Krip­pe her­aus­ge­kramt mit dem 60er-Jah­re-Charme des bereits vor 25 Jah­ren geschlos­se­nen Mär­chen­parks in Neu­stadt bei Coburg. Dazwi­schen Müll­ton­nen unter­schied­li­chen Zeit­al­ters, Strom- und Post­käs­ten, eine klei­ne Büs­te von Schön­lein hims­elf im Holz­kas­ten, Bän­ke und Blu­men. Man sehnt sich nach Wahl­jah­ren, wenn am Tor zur Innen­stadt alles wenigs­tens mit Groß­flä­chen­pla­ka­ten zuge­stellt wird, damit man das poli­tisch fabri­zier­te Elend kurz­zei­tig nicht ertra­gen muss.

Ob es jemals auch mal wie­der schö­ner wird? Die Hoff­nung stirbt zuletzt, denn im Osten des uns­ri­gen Städt­chens klappt es ja auch, nur anders. Aus den maro­den Gebäu­den der ehe­ma­li­gen US-Lagar­de-Kaser­ne ent­ste­hen aktu­ell schöns­te Hoch­glanz­woh­nun­gen und Häu­ser, die vom Inves­tor bereits nach und nach als chan­cen­rei­che Kapi­tal­an­la­ge zum Kauf ange­bo­ten wer­den. Schön! Und im Grun­de viel­ver­spre­chend. Beim Blick in die ein­schlä­gi­gen Immo­bi­li­en­por­ta­le dürf­te aller­dings nicht nur so man­chem Ent­schei­dungs­trä­ger aus unse­rem Rats­her­ren­volk vor Schreck der all­mor­gend­li­che Espres­so am Ron­do fast aus der Hand geflutscht sein.

Mit gut 6000 Euro pro Qua­drat­me­ter hält das Ergeb­nis der gefei­er­ten Kon­ver­si­on näm­lich ganz, ganz knapp nicht, was uns die Rat­haus­spit­ze seit Jah­ren dazu vor­ju­belt. Ein 30-Qua­drat­me­ter-Wohn­klo für läp­pi­sche 200.000 Euro, das ist nicht nur hin­sicht­lich der Flä­che weit weg von „Kos­ten­güns­ti­ger Wohn­raum für Familien“.

Gut 6000 Euro pro Quadratmeter.

„Wir wer­den uns wohl lang­sam an sol­che Prei­se gewöh­nen müs­sen“, heißt es dazu see­len­ru­hig aus Stadt­rats­krei­sen. Zum Glück leben wir in einer Demo­kra­tie, denn einen Fuß­ball­trai­ner, der mit­ten in der Sai­son phleg­ma­tisch schon nicht mal mehr vom Klas­sen­er­halt träumt, setzt das Prä­si­di­um übli­cher­wei­se noch vor Mon­tag­abend vor die Tür. Aber bei Immo­bi­li­en­prei­sen auf Rekord­ni­veau, da kann der gemei­ne Rats­herr halt echt nix tun für das Volk. „Stadt­ent­wick­lung ist eben Zufall, Glück und Schick­sal“, denkt er sich wahr­schein­lich noch, bevor er dann doch wie­der gemüt­lich den Keks in den Espres­so tunkt und gedan­ken­ver­lo­ren den Ver­kehr am immer­hin nur zweit­ver­murks­tes­ten Platz Bam­bergs beobachtet.

Und wahr­schein­lich hat der Stadt­rat sogar Recht: An den häss­li­chen Schön­leins­platz haben wir uns ja auch gewöhnt.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadtecho-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über die Zeit zwi­schen den Jahren

Für sei­ne aktu­el­le Stadtecho-Kolum­ne hat sich Flo­ri­an Herrn­le­ben einen selbst­ge­misch­ten Glüh­wein ein­ge­schenkt und lässt das zurück­lie­gen­de Jahr und sei­ne Auf­re­ger­the­men Revue passieren.

Na, wie füh­len Sie sich? Geht’s gut? Plätz­chen bereits geba­cken und Tetra­pak-Glüh­wein schon auf dem Herd? Das ers­te „Last Christ­mas“ bereits in orches­tra­ler Ver­si­on hin­un­ter­ge­würgt? Wie sinn­lich, wie hei­lig, wie still!

Es scheint gemüt­lich zu wer­den in den nächs­ten Wochen, wir kön­nen uns end­lich mal wie­der um uns selbst küm­mern. Auch ich, ja, denn in den letz­ten Jah­ren war zwi­schen den Jah­ren immer was los. Lang­sam kommt es, gell?

Waren es vor zwei Jah­ren noch die inzwi­schen über­re­gio­nal bekann­ten „Kei­ne Leis­tung ohne Gegenleistung“-Guddis, spen­diert von der Bam­ber­ger Rat­haus­ober­schicht für die beson­ders enga­gier­ten, die beson­ders flei­ßi­gen und die beson­ders treu­en Rat­haus­ge­treu­en, die die Staats­an­walt­schaft Hof auf den Plan rie­fen, so waren es vor genau einem Jahr die Her­ren Sand­mann, Fran­ken und Haus­dör­fer, deren inzwi­schen abge­half­ter­te Exis­tenz sich als Rea­li­ty-Soap an den Fäden von Stie­rin­ger und sei­nen guten Bekann­ten ent­puppt hat.

Wir soll­ten uns bewusst machen: Es ist tat­säch­lich der ers­te Jah­res­wech­sel ohne Skan­dal, ohne poli­ti­sches „Wir ret­ten uns zwi­schen die Tage“ und ohne Son­der­schich­ten am Max­platz auf der einen Sei­te und jour­na­lis­ti­sches „Alter! Ich mag auch mal frei haben und nix recher­chie­ren und schrei­ben!“ auf der anderen.

Und es ist auf abseh­ba­re Zeit auch nix zu erwar­ten. Und das hat Grün­de: Die Hür­de für neue, städ­ti­sche Auf­re­ger ist so hoch wie seit Jahr­zehn­ten nicht mehr. Wir sind kom­plett abgestumpft.

Wenn woan­ders Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren gegen OB und ent­schei­den­de Tei­le der Füh­rungs­trup­pe eines Rat­hau­ses lau­fen wür­den, mal ehr­lich, eine nor­ma­le Stadt wäre schon längst auf links, oder? Aber in Bam­berg? Hier redet man nicht mal mehr am Stamm­tisch über unse­ren Ober­boni­meis­ter und sei­ne Max­platz-Dal­tons. Vor­be­straft? Egal! Hal­be Rat­haus­spit­ze auch! – Noch mehr egal! Wie so vieles…

Hier kann man nun Geld für groß­an­ge­leg­tes­te Mit­mach­stadt-Umfra­gen ver­pras­sen, um sie anschlie­ßend dann doch lie­ber geflis­sent­lich bei den offi­zi­el­len Abstim­mun­gen zu igno­rie­ren, und kaum jemand regt sich auf, wes­we­gen anschlie­ßend der vor­geb­lich welt­of­fens­te und euro­päischs­te aller unse­rer in den Stadt­rat gesalb­ten Poli­ti­ker, also der, des­sen Frak­ti­ons­part­ner vor­her – wir spra­chen dar­über – im Kuschel­bus mit der AfD nach Mün­chen getrampt ist, öffent­lich mit adap­tier­ten Nazi­pa­ro­len – höchst­be­dau­er­lich, gro­ßes Miss­ver­ständ­nis – ent­glei­sen darf, was ja auch nicht wei­ter schlimm ist, weil man sogar als Stadt­mar­ke­ting­vor­sit­zen­der in die­sem vie­le kom­mu­ni­ka­tiv über­for­dern­den Face­book mit Mafia­me­tho­den gegen Kri­ti­ker lieb­äu­geln kann. Alles nicht der Rede wert, denn auch die CSU-Frak­ti­on tatzt durchs Stim­mungs­bild der Stadt­ge­sell­schaft wie eine Stahl­ku­gel im Flip­per­au­to­ma­ten und kippt vor Abstim­mun­gen schnel­ler als ein Kas­ten Nürn­ber­ger Bier in der pral­len Son­ne, wäh­rend es auch kei­nen inter­es­siert, war­um die Grü­nen ihre Auf­stel­lungs­ver­samm­lung aus *hüs­tel* „for­ma­len Grün­den“ wie­der­ho­len muss­ten und sich auch nie­mand empört, dass der OB, also unser Andi, als ehr­wür­di­ger, amtie­ren­der Vize­prä­si­dent des Bezirks­ta­ges jüngst irgend­wie von sei­ner eige­nen SPD nicht mal mehr auf die Bezirks­tags­kan­di­da­ten­lis­te gesetzt wur­de. Wur­de er ver­ges­sen? Was weiß ich…

Das poli­ti­sche Geplän­kel, die diver­sen Machen­schaf­ten und Ent­glei­sun­gen… sie schei­nen nicht mehr zu inter­es­sie­ren. Zum Glück, denn ich brauch ja auch mal Zeit für mich.

Und wäh­rend ich hier so sit­ze und in aller Ruhe an mei­nem Glüh­wein nip­pe, den ich mir aus einer Fla­sche Rot­wein, die man mir nach einem Auf­tritt geschenkt hat, und ein wenig Zimt und Rum-Aro­ma zusam­men­ge­panscht hab, kom­men mir lang­sam doch noch Auf­re­ger­fra­gen und Blut­druckthe­men in den Sinn: Kriegt man künf­tig im Kar­stadt echt kei­nen Per­so­nal­ra­batt mehr, obwohl man jeman­den kennt, der jeman­den kennt, der da mal gear­bei­tet hat? Wird eine bis heu­te berech­tig­te Empö­rung über die Qua­li­tät von Gel­ben Säcken in die­ser Stadt jemals wie­der auf frucht­ba­ren Gesell­schafts­bo­den fal­len? Und vor allem: Was mach ich nun zwi­schen den Jahren?

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadtecho-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über die zusam­men­ge­stöp­sel­te Mismatch-Fraktion

In sei­ner Kolum­ne der Novem­ber­aus­ga­be des Stadtechos hat Flo­ri­an Herrn­le­ben ein Mis­match und spielt mit Klemmbausteinen.

Ich hat­te mich seit mei­nem zunächst noch öffent­lich­keits­wirk­sam gefei­er­ten, run­den Geburts­tag (nicht der 30.) etwas zurück­ge­zo­gen, da ich vor­ran­gig damit beschäf­tigt war, mei­nen Bat­man-Tumb­ler aus mehr als 2000 Plas­tik­stein­chen (der Pro­fi nennt sie ohne Ver­let­zung irgend­wel­cher Mar­ken­rech­te: Klemm­bau­stei­ne) zusam­men­zu­stöp­seln. Man muss Prio­ri­tä­ten set­zen. Bei aller Lie­be zu Bam­berg, aber kein Boni‑, Über­stun­den- oder Fake­ac­count­s­kan­dal wür­de hier­bei einen Auf­schub oder gar irgend­wel­che brü­cken­de­sas­ter­ähn­li­chen, zeit­li­chen Ver­zö­ge­run­gen recht­fer­ti­gen. Per­sön­li­che Ambi­tio­nen – wie eben in mei­nem Fall die Fer­tig­stel­lung samt Glück­hor­mon­aus­schüt­tung – gehen vor. Basta!

Mit die­sem – Kri­ti­ker wür­den sagen – gna­den­lo­sen Ego­is­mus bin ich zum Glück nicht allein in die­ser Stadt. Immer wie­der ertappt man auch Volks­ver­tre­ter dabei, wie sie per­sön­lichs­te Inter­es­sen hin­ter sal­bi­gen Wort­hül­sen zu ver­ste­cken ver­su­chen, sobald sie eigent­lich Rück­grat bewei­sen soll­ten. „Ja, ist klar!“ denkt ihr. „Nun schred­dert der Herrn­le­ben wie­der wort­reich gegen den Fake­ac­count­spe­zia­lis­ten aus der König­stra­ße, der an sei­nem poli­ti­schen Ehren­amt als Stadt­rat klebt als hin­gen gut­be­zahl­te Auf­sichts­rats­pos­ten und ein paar hun­dert Euro fürs Rats­her­ren­man­dat dran.“ – Aber nein, Stie­rin­ger mal außen vor.

Wo es dem einen wohl aktu­ell vor­ran­gig um die Koh­le geht, geht es ande­ren eher um Macht und Geld. Stand heu­te (Mit­te Okto­ber) ist es nun schon mehr als vier Wochen her, dass sich Bam­bergs rech­te Mit­te auf Ein­la­dung der AfD auf­ge­macht hat nach Mün­chen, um sich vor allem einen Ein­druck vom rech­ten Flü­gel des Maxi­mi­lia­ne­ums zu ver­schaf­fen. So weit, so alter­na­tiv. Ich riss das The­ma ja bereits vor einem Monat an. Es darf sich jeder ein­la­den las­sen, von wem er möch­te. Was die Frak­ti­ons­part­ner der Bam­ber­ger Mit­te seit­her aber an rhe­to­ri­scher Hilf­lo­sig­keit zusam­men­stöp­seln, über­for­dert mich intel­lek­tu­ell mehr als der Plas­tik­nach­bau von Bat­mans SUV.

Zur Erklä­rung: Wäre die Frak­ti­on aus Volt, ÖDP und Bam­ber­ger Mit­te ein kuli­na­ri­scher Haupt­gang, so stün­de sowas wie „Mit Berg­kä­se über­ba­cke­nes Schäu­fer­la auf Vanil­le­pud­ding“ auf der Spei­sen­kar­te. Klingt viel­leicht erst­mal span­nend, schmeckt aber nicht. Gar nicht. In ande­ren Wor­ten: Man passt in dem Club der kom­mu­nal­po­li­ti­schen Res­te­ver­wer­tung – inzwi­schen auch ver­wal­tungs­ge­richt­lich fest­ge­stellt – so gut zusam­men wie Leber­kä­se und Ketchup.

Den­noch darf man – trotz even­tu­ell not­wen­di­gem Swin­gern zur poli­ti­schen Selbst­auf­wer­tung – als geneig­ter Wäh­ler doch von den ein­zel­nen Frak­ti­ons­ele­men­ten wei­ter­hin eine gewis­se, den eige­nen Grund­sät­zen eini­ger­ma­ßen treue – blei­ben wir im Bild – Ver­hü­tung erwar­ten, oder? Von dem ÖDP­ler hab ich kei­ne E‑Mail-Adres­se gefun­den, aber Volts Brün­ker, schau­spie­len­der Che­mi­ker mit Fai­ble für gro­ße Auf­trit­te und links­li­be­ral von Bam­berg aus zur Ret­tung Euro­pas ange­tre­ten, kann ich jeder­zeit mobil kon­tak­tie­ren. Hab ich auch gemacht und nach­ge­fragt, wie es aus­sieht mit sei­ner rechts­blin­ken­den Frak­ti­on. Ist das okay für ihn? Oder nicht? Wuss­te er davon? Oder nicht? – Falls er nicht gera­de auf gro­ßer Euro­pa­tour­nee ist, ant­wor­tet er dem Klein­stadt­ko­lum­nis­ten auch nach spä­tes­tens zwei Wochen, wenn man ihn vier­mal erin­nert und über die Ber­li­ner Par­tei­zen­tra­le nach­fragt. Gro­ße Töne: Er erwar­te eine AfD-Distan­zie­rung von sei­nem vor­geb­lich mit­ti­gen Frak­ti­ons­part­ner, sonst macht er Schluss. Rück­fra­gen: „Bis wann?“ – Kei­ne Ant­wort. – „Wie schau­ts aus?“ – Kei­ne Ant­wort. – „VERLÄSST DU NUN DIE FRAKTION?!?!“ – Kei­ne Antwort.

Ich hab den ganz, ganz lei­sen Ver­dacht, als hät­te eben jenes Ende die­ser Mis­match-Frak­ti­on irgend­wel­che per­sön­li­chen Nach­tei­le für die ein­zel­nen, poli­ti­schen Dritt­li­gis­ten. Ist doch kaum vor­stell­bar bei so viel Lie­be zu Bam­berg! Geht es am Ende auch in der neben­säch­lichs­ten Frak­ti­on nur um irgend­wel­che per­sön­li­chen Inter­es­sen, um Macht­er­halt und Geld? Ich muss dran­blei­ben! – Gut, dass mein Tumb­ler fer­tig ist.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadtecho-Kolum­ne

Herrn­le­ben über Sommerlöcher

Ver­schie­de­ne Som­mer­lö­cher macht Flo­ri­an Herrn­le­ben in sei­ner Kolum­ne der Okto­ber­aus­ga­be des Stadtechos aus.

Wenn nur jedes Schlag­loch, jede Bau­gru­be in die­ser Stadt so unter­halt­sam, so kurz­wei­lig, über­haupt so „nicht der Rede wert” sein wür­de wie die oft beklag­ten Som­mer­lö­cher in der Pres­se­be­richt­erstat­tung. Nor­ma­ler­wei­se ver­ab­schie­den wir uns, die wir sonst ger­ne über das eine oder ande­re Vor­komm­nis rund um den Max­platz berich­ten, vor Lan­ge­wei­le im August an irgend­ei­nen Bag­ger­see. Das dies­jäh­ri­ge Som­mer­loch war aber eher ein Löch­chen. Nix mit Erho­lung! – Lang und wirk­lich vehe­ment habe ich für eine Son­der­aus­ga­be des Stadtechos gekämpft, um den kom­plet­ten August und den Sep­tem­ber gewinn­brin­gend durch­schrei­ben zu dür­fen… Lei­der erfolg­los. Nun muss ich mich halt hier wie­der auf einer Sei­te kurzfassen.

Unser alle Andi, der obers­te Chef­sa­chen­chef, hat sich wie Win­ne­tou vor sei­ne Ver­wal­tung, sei­ne Mit­ar­bei­ter, vor die gesam­te Stadt­ge­sell­schaft gewor­fen und den zwei­ten Straf­be­fehl bin­nen weni­ger Mona­te – dies­mal wegen Untreue – akzep­tiert. Zum Woh­le der Stadt! Dan­ke, Andi! Dan­ke! Was mit einem Sta­pel Papier, dem inzwi­schen all­seits bekann­ten BKPV-Bericht, Ende 2020 begann, über eine Whist­leb­lo­wer­jagd in geschichts­träch­ti­gen Sät­zen wie „Kei­ne Leis­tung ohne Gegen­leis­tung“ mün­de­te, Run­ning Gags wie den von der „ande­ren Rechts­auf­fas­sung“ her­vor­brach­te, ende­te vor weni­gen Wochen nun also mit einem dicken Brief vol­ler Straf­be­feh­le für die hal­be Füh­rungs­mann­schaft unse­rer Stadt­ver­wal­tung. Neu­er Spitz­na­me: Die Max­platz-Dal­tons. Nix mit Ruhe…

Auch unser Face­book-Fake­ac­count­pro­fi Stie­rin­ger hat in die „Som­mer­pau­se“ hin­ein sei­nen Aus­tritt aus Frak­ti­on und SPD pro­kla­miert. Ein Drei­vier­tel­jahr des Aus­ein­an­der­fie­selns von Wahr­heit und Lüge, von Fake und Echt zwi­schen Sand­mann und Fran­ken… Zusam­men­ge­fasst: Ein Drei­vier­tel­jahr voll deutsch­land­wei­ter Bericht­erstat­tung über Fake­ac­count­ci­ty Bam­berg ende­te vor­läu­fig ver­gleichs­wei­se sang- und klang­los. Alle zoll­ten sich höf­lich Respekt. Für die Ent­schei­dung, also sei­ne, und für die Arbeit, also mei­ne. Ich dank­te für das Bier auf Kos­ten der Genos­sen, das ich mir bei der SPD-Ver­samm­lung ein­ver­leibt hab, in die ich gewohnt unauf­fäl­lig mit lau­tem Rüt­teln an der Tür und Schep­pern beim Betre­ten des Har­mo­nie­saals gestol­pert bin, um aus ers­ter Hand zu berich­ten, um mich anschlie­ßend zurück­zu­leh­nen, aber…

Vor­her, wäh­rend­des­sen und danach star­te­te die CSU ent­we­der aus freund­schaft­li­cher Stadt­rats­kol­le­gen­loya­li­tät oder aus Titel­sei­ten­neid her­aus ein – wenn nicht gar das größ­te – Ablen­kungs­ma­nö­ver von den SPD-Skan­da­len seit Bis­tums­grün­dung durch Hein­rich und Kuni­gun­de und schick­te ihre Bes­ten los, um sich per Face­book zunächst auf die Titel­sei­te vom FT und dann bis in die Time­li­ne des Play­boy­chef­re­dak­teurs zu ätzen. Statt sich also mit fei­nen Laub­sä­ge­ar­bei­ten am Stuhl des Ober­bür­ger­meis­ters zu schaf­fen zu machen, säg­te man lie­ber am eige­nen Ast. End­lich! Ein Skan­dal auch bei der CSU, der im Rück­tritt des Geschäfts­füh­rers endete…

Und da das offen­sicht­lich noch nicht genug war, strau­chel­te auch noch das Stadt­rats­bünd­nis aus Volt, Bam­ber­ger Mit­te und ÖDP durch die Som­mer­pau­se, weil man sich nicht einig zu sein scheint, ob man offi­zi­ell eher links, libe­ral, öko­lo­gisch oder rechts sein möch­te, und ob das mit­ti­ge Drit­tel, weil es gern möch­te, alter­na­tiv auch mal öffent­lich­keits­wirk­sam an AfD-Kaf­fee­fahr­ten teil­neh­men kann, weil man doch eh nur aus Pro­fit­grün­den eine Frak­ti­on gebil­det hat. Bis zu die­ser Minu­te kurz vor Redak­ti­ons­schluss konn­te ich beim Noch-Frak­ti­ons­chef nicht her­aus­fin­den, ob sei­ne Euro­pä­isch-Volt­sche Brand­mau­er nach Rechts nun vor oder hin­ter der rech­ten Mit­te, der mit­ti­gen Rech­ten oder einer alter­na­ti­ven Mit­te steht.

Die­ses Face­book wird mehr und mehr zum Bam­ber­ger Poli­ti­ker­schred­der. Social­me­dia als vir­tu­el­ler Brand­be­schleu­ni­ger beim Offen­le­gen defi­zi­tä­rer Ver­hal­tens­wei­sen. Lang­sam haben wir alle Frak­tio­nen durch, fast über­all hat sich inzwi­schen mal irgend­ei­ner die Fin­ger ver­brannt. Gibt’s über­haupt noch was zu berich­ten? Jetzt, wo das Som­mer­loch vor­bei ist?

Na, hof­fent­lich fal­le ich nun in kein Loch, wenn es wie­der rich­tig losgeht…

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadtecho-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über dunk­le Zeiten

Die Lich­ter blei­ben aus in Flo­ri­an Herrn­le­bens Kolum­ne der August-Aus­ga­be des Stadtechos.

Frü­her war alles bes­ser! Das Seid­la kos­te­te weni­ger als eine Mark, höchs­tens ein paar Pfen­nig. Und man hat­te noch Aus­wahl aus 381 ver­schie­de­nen Braue­rei­en und Sor­ten, die aber alle – so die Sage – nach Schin­ken schmeckten.

Zur Zeit von Hein­rich II. waren auch deut­lich weni­ger Tou­ris­ten in der Stadt, die auf Seg­ways die Geh­we­ge ent­lang­schos­sen, damit sie mög­lichst schnell an den Sehens­wür­dig­kei­ten vor­bei auch wie­der aus der Stadt fort­ka­men. Nur ver­ein­zel­te Insi­der ver­irr­ten sich ins frän­ki­sche Rom, das sich zum Geheim­tipp für Städ­te­rei­sen ent­wi­ckel­te. Ich bin mir rela­tiv sicher, dass man damals noch gar nicht so recht wuss­te, dass Mit­or­a­js Cen­tu­r­io­ne über­haupt betrach­tens­wert wäre. Und auch in den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten hät­ten sich die ehr­wür­di­gen Fürst­bi­schö­fe ein­schließ­lich E.T.A. Hoff­mann gewun­dert, wenn es hek­tisch am Tor der Alten­burg gedon­nert hät­te, weil eine Heer­schar von Sach­sen ger­ne noch mal schnell dön Blügg uf Bomm­berch genüüßn däädn häddn wulln, bevor das Schiff im Hafen wie­der ablegt. Ja, vie­le Jahr­hun­der­te lang ging es beschau­lich zu zwi­schen Dom und Gärtnerviertel.

Irgend­wann, es muss im frü­hen 19. Jahr­hun­dert gewe­sen sein, stell­te man fest, dass Bam­berg locker so hübsch ist wie Dort­mund und Salz­git­ter zusam­men und der dama­li­ge Ober­bür­ger­meis­ter beschloss, die schöns­ten und tolls­ten Wahr­zei­chen der Stadt beleuch­ten zu las­sen. Das brach­te meh­re­re Vor­tei­le. Zum einen soll­te es Men­schen aus der Fer­ne in die Stadt locken wie der Stern von Beth­le­hem, damit die­se die Schön­heit eben­so genie­ßen, gleich­zei­tig aber wäh­rend der tra­di­ti­ons­rei­chen Events den Ein­zel­han­del nach­hal­tig stär­ken kön­nen. Zum ande­ren waren auch die Bam­ber­ger froh und dank­bar, wie sich her­aus­stell­te. Dank der durch meh­re­re 1000 Watt star­ke Halo­gen­strah­ler illu­mi­nier­ten Wahr­zei­chen der Stadt fand man auch im Voll­rausch noch den Weg nach Hau­se. Außer man ver­wech­sel­te Michels­berg und Dom, denn dann konn­te sich der Heim­weg zie­hen. Ein wei­te­rer Vor­teil der leucht­star­ken Prä­sen­ta­ti­on war, dass die Flucht­lich­ter – wie soll ich es aus­drü­cken – ger­ne und zahl­reich Insek­ten zum Gril­len ein­lu­den und man dafür im hei­mi­schen Gar­ten nicht auf­ge­fres­sen wur­de von die­sen elen­di­gen Biestern.

Aber damit ist nun Schluss, die Lich­ter blei­ben aus! Die jahr­hun­der­te­al­te Tra­di­ti­on nimmt ein jähes Ende, die Kon­se­quen­zen unab­seh­bar: Wenn künf­tig aber­tau­sen­de nord­deut­sche Fluss- und/​oder Bus­tou­ris­ten wirr durch die Gas­sen der Dom­stadt strah­len und weder ihr Hotel noch – das wäre ja wirk­lich fatal – nach Hau­se fin­den. Dann blei­ben die hier. Aber auch das endet im rechts­frei­en Desas­ter, denn das Rat­haus ist ja heu­te schon mit der Auf­nah­me von Neu­b­am­ber­gern ter­min­lich heil­los über­for­dert. Gerüch­ten zufol­ge wur­den Leu­te schon direkt ins Stan­des­amt wei­ter­ge­schickt, wenn sie das Ende der War­te­zeit nicht zu erle­ben drohten.

Die gemut­maß­ten Begrün­dun­gen, die Weh­muts- und Hor­ror­sze­na­ri­en, die die übli­chen stadt­be­kann­ten Klein­geis­ter in die sozia­len Medi­en vomie­ren, weil sie nachts, wenn sie eh schla­fen sol­len, jetzt nim­mer die Alten­burg anstar­ren kön­nen, die den Unter­gang her­auf­be­schwö­ren unse­rer kom­plet­ten Stadt mit der über tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te, weil der Stadt all­abend­lich vor­läu­fig mal kein Licht mehr auf­geht… Hei­li­cher Hein­rich! Frü­her war echt alles besser!

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadtecho-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über den Bam­ber­ger Schlachthof

In sei­ner Kolum­ne der Juli-Aus­ga­be des Stadtechos geht Flo­ri­an Herrn­le­ben auf den Bam­ber­ger Schlacht­hof ein.

„Die Umwand­lung in eine GmbH erhöht die Fle­xi­bi­li­tät und Hand­lungs­fä­hig­keit des Schlacht- und Vieh­ho­fes vor dem Hin­ter­grund eines hohen Markt­drucks und wei­te­ren zukünf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen.“ Was klingt wie der bil­dungs­schwe­re Satz aus einem Lehr­mit­tel­vi­deo der frü­hen 90er, ent­stammt der Schön­wet­ter­schmie­de des Rat­hau­ses, bes­ser bekannt als städ­ti­sche Pres­se­stel­le. Der Satz ist auch kei­ne 30 Jah­re alt, son­dern gera­de ein­mal weni­ge Mona­te, und soll­te – wie noch eini­ge ande­re ähn­lich jubeln­de Wor­te – ein neu­es Zeit­al­ter ein­läu­ten: Der vor­mals von der Stadt als Eigen­be­trieb orga­ni­sier­te Bam­ber­ger Schlacht­hof war pri­va­ti­siert, also in eine GmbH gewan­delt wor­den. Nach klei­nem, anfäng­li­chem Wider­stand von diver­sen Ein­zel­kämp­fern stimm­te man der Umwand­lung mehr­heit­lich zu, den Schwei­nen und Rin­dern war’s egal.

Rund ein Jahr spä­ter scheint die Jube­lei ver­stummt: Die Bam­ber­ger Schlacht­hof-GmbH befin­det sich in wirt­schaft­li­cher Schief­la­ge. Plötz­lich. Ganz arg. Sap­per­lot! Damit konn­te kei­ner rech­nen. Selbst so man­cher Auf­sichts­rat fiel aus allen Wol­ken. Man argu­men­tiert und visio­niert sich im Gre­mi­um der Rats­her­rin­nen und ‑damen seit­her um Kopf und Kra­gen, wohl ahnend, dass man wie­der mal man­gels Ein­bli­cken ins detail­lier­te Zah­len­werk klein und dumm gehal­ten wor­den sein könn­te. Aber wer gibt das schon gern öffent­lich zu…

Das Lager, in das sich die Stadt­rä­te nun jeweils ein­ord­nen, brül­len sie ins Gehirn der Stadt­ge­sell­schaft wie aus dem Schlacht­schuss­ap­pa­rat geschos­sen. Mir ist übri­gens kei­ner über den Weg gelau­fen, dem die Zukunft des Schlacht­hofs egal zu sein scheint. Gibt es nur A und B, spricht das mei­ner Erfah­rung nach dafür, dass es kein ganz unideo­lo­gisch besetz­tes The­ma ist.

Statt erst mal Zah­len und Fak­ten detail­liert zu prü­fen, was man ja erwar­ten wür­de bei einer jun­gen Fir­ma mitt­le­rer Grö­ßen­ord­nung und einer Bilanz­sum­me von über 10 Mil­lio­nen, statt die Fra­ge nach dem War­um des Schei­terns bin­nen weni­ger Mona­te zu beant­wor­ten, zau­bern eini­ge Stadt­rä­te schnell ein Pot­pour­ri an Ideen aus dem Hut. „Weg mit dem Schlacht­hof! Wir machen da was mit Woh­nen!“ – Sogar einen Namen gibt es schon für das mög­li­che neue Quar­tier, das auf dem Gelän­de ent­ste­hen soll. Und eine fres­he Inter­net­sei­te mit eige­ner Domain gibt es auch schon! Joah, die grü­ne Frak­ti­on ist auf Zack.

Mit Wohn­raum fängt man den Bam­ber­ger! Damit holt man ihn ab! Wir erin­nern uns an die Kon­ver­si­on, mit der man der Bür­ger­schaft wahl­wei­se nahe­zu uner­schöpf­li­chen Wohn­raum, präch­ti­ge Gewerbe‑, Sport- und Frei­zeit­stät­ten und ful­mi­nan­te Kul­tur­räu­me ver­spro­chen hatte.

Und wel­cher Lieb­ha­ber frän­ki­scher Kuli­na­ri­tät möch­te nicht ger­ne da woh­nen, wo Mil­lio­nen von Rin­der- und Schwei­ne­see­len ins Himm­li­sche empor­ge­schos­sen wur­den, damit der wesent­li­che Teil, also die irdi­schen Über­res­te, zu Schäu­fer­la, der Rest zu Leber­käs ver­ar­bei­tet wer­den konn­te? Ich war­ne euch aber: Man soll­te sich nicht wun­dern, wenn man die See­len nachts bei Voll­mond dort im künf­ti­gen Wohn­quar­tier noch gespens­tisch quie­ken hört.

Mit der Idee jeden­falls len­ken sie zumin­dest geschickt von der eige­nen Ahnungs­lo­sig­keit ab, die bei den hin­ein­ge­salb­ten Stadt­rä­ten oft schon kurz nach der Anzahl der Frei­bier­mar­ken pro Stadt­teil­kirch­weih beginnt. Womit wir schon bei der zwei­ten Grup­pe sind: Den Ahnungs­lo­sen, die unser aktu­el­les Stan­dar­dar­gu­ment für wirt­schaft­li­che Schief­la­gen aller Art auf­brau­chen: Corona.

Dass man das Pro­blem „Coro­na“ nicht schon bei der Umwand­lung in eine GmbH gese­hen hat, die ja aus heu­ti­ger Sicht zur Coro­na­h­alb­zeit statt­fand, spricht wie­der ein­mal für Stadt­rä­te, an denen Zah­len so lan­ge vor­bei­ge­mo­gelt wer­den, bis das Kind im Brun­nen, in unse­rem Fall die Sau im Trog war…

Der Vor­schlag, was zu tun ist, da bin ich mir sicher, wird schon aus der Stadt­ver­wal­tung, expli­zit aus dem Finanz­re­fe­rat kom­men. Und mit dem Vor­schlag ereilt uns dann auch wie­der – wie schon im Zusam­men­hang mit selbst­ver­ständ­lich über­haupt nicht im Zusam­men­hang ste­hen­den Per­so­nal­amts­lei­t­er­schlacht­hof­ge­schäfts­füh­rerwech­sel­job­hin­schmei­ßun­gen – eine wohl­fei­le Pres­se­er­klä­rung, die der Stadt­rat ger­ne glau­ben wird.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Flo­ri­an Herrn­le­ben über ech­te, digi­ta­le Events :-)

Stadt­rats­sit­zung bei „TV Rathaus“

Stadtecho-Kolum­nist Flo­ri­an Herrn­le­ben hat online eine Stadt­rats­sit­zung verfolgt.

Es ist Mitt­woch­nach­mit­tag und ich habe wirk­lich abso­lut nix Bes­se­res zu tun. Grund genug also für den mit­tel­mä­ßig an Stadt­po­li­tik inter­es­sier­ten Klein­stadt­ka­ba­ret­tis­ten und Stadtecho­ko­lum­nis­ten, mal „TV Rat­haus“ unter www.bamberg.de ein­zu­schal­ten und bei der heu­ti­gen Voll­sit­zung rein­zu­zap­pen, die nun wie jede Stadt­rats­sit­zung seit eini­gen Mona­ten live ins Inter­net, also in die gro­ße, wei­te Welt gespült wird, damit sel­bi­ge sich dar­an erla­ben kann. Pünkt­lich bin ich. Und mit mir – das wird mir ange­zeigt – sogar 19 andere.

„Ein wah­rer Gas­sen­fe­ger!“, denk ich mir erst, bevor ich mir dann doch die Fra­ge stel­le, wie vie­le der in den Stadt­rat hin­ein­ge­salb­ten Rats­her­rin­nen und ‑damen heu­te unter den knapp 20 Zuschau­ern sind, um ihren eige­nen Auf­tritt und vor allem sich selbst am Smart­pho­ne zu bewun­dern. 44 plus Rat­haus­spit­ze könn­ten es dann ja wenigs­tens sein. Aber nur die ganz Pflicht­be­wuss­ten, die beson­ders Schö­nen und die Aller­wich­tigs­ten, so sag­te man mir inzwi­schen, kann man live im Rats­saal dabei beob­ach­ten, wie sie sich selbst im Stream bestau­nen, weil sie der Über­tra­gung von Wort und Gesicht ins WWW zuge­stimmt haben.

Nun bedeu­tet das eng­li­sche Wort Stream ja bekannt­lich sowas wie Strö­mung oder Fluss und nicht Schluck­auf. Was ich da sehe, erin­nert mich aber schwer an die Zeit unse­rer Kas­perl­tour­ne­en durch ganz Bay­ern im Jahr 1994, als ich hin­ten im Auto mei­ner Eltern ver­sucht habe, auf dem trag­bark­lei­nen Minischwarz­weiß­röh­ren­fern­se­her mit lan­ger Anten­ne bei 80km/​h auf der Auto­bahn ein eini­ger­ma­ßen unter­bre­chungs­frei­es Bild- und Ton­si­gnal vom Fuß­ball­län­der­spiel der WM in den USA ein­zu­fan­gen. Für weni­ge Sekun­den. Zuver­läs­sig war nicht die Über­tra­gung, son­dern nur die nächs­te Unter­bre­chung im garan­tiert span­nends­ten Moment. Bild und Ton ver­ab­schie­de­ten sich – im Unter­schied zu heu­te damals noch emp­fangs­tech­nisch bedingt – ins ana­lo­ge Flim­mer­nir­va­na und man muss­te sich Minu­ten spä­ter bei ver­än­der­tem Spiel­stand oder noch schlim­mer in der Halb­zeit­pau­se gedank­lich erst­mal wie­der ins Spiel­ge­sche­hen einsortieren.

Grund für die heu­ti­gen Unter­bre­chun­gen ist aber nicht etwa ein Dosen­te­le­fon als Inter­net­lei­tung, son­dern die Daten­schutz­be­find­lich­kei­ten ein­zel­ner Stadt­rats­mit­glie­der und Frak­tio­nen, die sich zwar all­zu gern auf Wahl­pla­ka­ten, weni­ger gern aber im Inter­net sehen. Die Empö­rung im Win­ter war noch groß, als sich CSU, BBB und Ein­zel­kämp­fer teils mit Ver­weis auf Stie­rin­gers Fake­ga­te die­sem neu­mo­di­schen Inter­net und der Inter­net­live­über­tra­gung ent­zo­gen. Und auch zwei Refe­ren­ten a.k.a. berufs­mä­ßi­ge, also bezahl­te Stadt­rä­te legen kei­nen gestei­ger­ten Wert auf welt­wei­te Popu­la­ri­tät und las­sen sich visu­ell pie­pen. Wie die bei­den Her­ren meh­re­re hun­dert Men­schen Per­so­nal im Rat­haus füh­ren, wenn sie gleich­zei­tig Angst vor 20 Zuschau­ern im Inter­net haben, ist mir ein Rät­sel. Inzwi­schen haben sich jeden­falls alle rund 20 Stamm­zu­schau­er an die stän­di­gen, wer­be­frei­en Zwangs­un­ter­bre­chun­gen gewöhnt.

Die ver­meint­li­che Gewöh­nung darf nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass die Zuschau­er­zah­len eher ernüch­ternd sind. Als ich – um aufs Kas­perl­spie­len zurück­zu­kom­men – in den 90ern beim Stamm­tisch­fest der Rüf­tels hin­ten in Mönch­sam­bach Kas­perl­thea­ter gespielt habe, hat­te ich sogar in schlech­ten Jah­ren locker fünf­mal so vie­le Zuschau­er. Und es ging dabei – das wer­den vie­le Zeit­zeu­gen bestä­ti­gen kön­nen – span­nen­der zu und war in Nach­be­trach­tung his­to­risch defi­ni­tiv rele­van­ter, haben wir doch in der viel beschwo­re­nen Gemein­schaft sogar Hexen und Zau­be­rer besiegt. Oder um in der Kul­tur­welt zu blei­ben: Stell’ ich rund 50 Leu­te als Chor auf eine Büh­ne, erwar­te ich schon, dass jeder min­des­tens zwei Zuschau­er mitbringt.

Wor­an es liegt? Ich hab eine Ver­mu­tung. – Nichts ist unin­ter­es­san­ter als eine öffent­li­che Stadt­rats­sit­zung, für die bereits im Vor­feld in Sena­ten und in Vor­be­spre­chun­gen zu Sena­ten und im Ältes­ten­rat und in der Vor­be­spre­chung zur Vor­be­spre­chung zur Voll­sit­zung im Hin­ter­zim­mer bereits alles glatt­dis­ku­tiert wur­de. Das Strea­ming dient mehr dem Ego ein­zel­ner Stadt­rä­te als der Trans­pa­renz von Ent­schei­dun­gen oder gar der gro­ßen Demokratie.

Des­halb hab ich meis­tens etwas Bes­se­res zu tun als öffent­li­chen Sit­zun­gen zu fol­gen. Auf dem Rat­haus­flur hört man der­weil näm­lich oft mehr…

Ihr Flo­ri­an Herrnleben
1 2