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Stadtecho-Kolumne

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über dem Herrn­le­ben sei­ne Meinung

In sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne macht sich Flo­ri­an Herrn­le­ben Gedan­ken über Spra­che. Es geht um die ver­schie­de­nen sprach­li­chen Fäl­le und denen ihr Erschei­nungs­bild in der hie­si­gen Umgangssprache.

Dass im frän­ki­schen Dia­lekt ger­ne auch mal Dativ, also der Wem-Fall, und Akku­sa­tiv, der Wen-Fall, im gemüt­li­chen All­tags­sprech ver­wech­selt wer­den, ist nichts Neu­es. „Des ghört mich“ hört man nicht sel­ten, wenn man nur weit genug aus Bam­berg hin­aus­fährt. Es sol­len umge­kehrt im frän­ki­schen Hin­ter­land auch schon Aus­sa­gen wie „Mir foähn nei dä Stood“ zu hören gewe­sen sein, damit sich – womög­lich fair­ness­be­dingt – der Dativ am Ende nicht über­flüs­sig vor­kommt. Den­noch scheint mir der Akku­sa­tiv gene­rell belieb­ter, denn nicht sel­ten trifft man auch den soge­nann­ten dop­pel­ten Akku­sa­tiv: „Gib mich moll den Hammer!“

Auch schön hei­mat­lich in mei­nen Ohren klingt es, wenn der gemei­ne Fran­ke nicht weiß, ob er „Du“ sagen darf oder lie­ber Sie­zen soll. Dann wech­selt er ger­ne höchst­di­plo­ma­tisch auf eine Form des guten, alten Plu­ra­lis Maje­s­ta­tis, den ich regel­mä­ßig beim Paket­zu­stel­ler mei­nes Ver­trau­ens bewun­dern durf­te. Man kennt sich ewig, man sym­pa­thi­siert für­ein­an­der, aber für ein „Du“ reicht es trotz­dem noch nicht. Und so lau­te­te sei­ne fast täg­li­che Ansa­ge, wenn ich – natür­lich allein – in der Woh­nungs­tür stand, um Pake­te ent­ge­gen­zu­neh­men: „Doh müsst ihr bit­te unner­schreibn.“ Ein ver­wirr­ter Blick links und rechts und hin­ter mich konn­te ihn nicht abhal­ten, mich wei­ter­hin – so heißt es qua­si offi­zi­ell – zu „ihr­zen“.

Noch woh­li­ger in den Ohren klingt es nur, wenn bei der per­sön­li­chen Anspra­che statt des „ihr“ die drit­te Per­son Sin­gu­lar zum Ein­satz kommt, also „er“ oder „sie“. Laut ein­schlä­gi­gen Infor­ma­tio­nen in die­sem Inter­net galt es ganz ursprüng­lich als die höf­lichs­te Form der Anre­de, wur­de aber mit der all­ge­mei­nen Ver­brei­tung des plu­ra­len „Sie“ eher zu einer Kom­mu­ni­ka­ti­ons­form zwi­schen Stan­des­hö­he­ren und Stan­des­nie­de­ren. Das passt bis heu­te. Bei­spiel aus Fran­ken gefäl­lig, wo man sich auch 2024 gern mal noch so anspricht? – Bis heu­te wer­de ich in der Stamm­wirt­schaft mei­nes Ver­trau­ens gefragt: „Mooch er aah ann Sempft zu die Wöschd?!“ (Auch hier, Sie haben es gemerkt, wie­der eine sehr libe­ra­le Akku­sa­tiv-Ver­wen­dung). Über die Rang­ord­nung in der Wirt­schaft brau­chen wir nicht wei­ter reden.

Was beim Spre­chen nie auf­fiel, aber auch nicht nur in Fran­ken – sagen wir – defi­zi­tär zum Ein­satz kommt, ist der Apo­stroph, im Spe­zi­el­len der soge­nann­te Dep­pen­apo­stroph. Die­ser wur­de nun – die Freun­de des Recht­schreib­rats dürf­ten es mit­be­kom­men haben – abge­schafft. Also teil­wei­se. Wenn man es aller­dings genau nimmt, wur­de er optio­nal zuge­las­sen. In ande­ren Wor­ten: Der Recht­schreib­rat hat sich der Mensch­heit gebeugt. Es ist den hohen Her­ren der Rich­tig­schreib­kunst – sagen wir es, wie es ist – künf­tig egal, was man über sei­ne Tür schreibt. Nun wer­den eini­ge zu Recht fest­stel­len, dass es dem Recht­schreib­rat schon immer herz­lich egal hät­te sein müs­sen, was man über sei­ne Tür schreibt. War es aber nicht. Erst jetzt darf Hans-Jörg ganz offi­zi­ell „Hans-Jörg’s Fahr­schu­le“ an sei­ne Fas­sa­de dübeln, ohne dass ein alter Deutsch­leh­rer mit dem Rot­pin­sel kor­ri­gie­ren darf.

Ein­fa­cher wur­de es dadurch aber beru­hi­gen­der­wei­se nicht, denn wäh­rend bis­lang jener Dep­pen­apo­stroph zur Besitz­an­zei­gung beim Geni­tiv (dem Wes­sen-Fall) grund­sätz­lich nicht zuläs­sig war, lässt der Recht­schreib-
rat künf­tig Eigen­na­men Eigen­na­men sein und regelt nur noch alles, was nicht auf Tür­schil­dern und Visi­ten­kar­ten ganz oben steht. Im flie­ßen­den Text darf jener Apo­stroph also wei­ter­hin nicht ste­hen. Der Satz „Hans-Jörg’s Fahr­schu­le heißt ‚Hans-Jörg’s Fahr­schu­le‘“ ist also falsch.

Dem Fran­ken ist das alles zum Glück herz­lich egal. „Dem Hans-Jörg sei­ne Fahr­schu­le“ klingt ja auch schön. Und der Dativ freut sich über die­sen ganz beson­de­ren Ein­satz zur Besitzanzeige.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über: Die Stadtteilkirchweihen

Zwi­schen Tra­di­ti­ons­ver­an­stal­tung und Event sie­delt Flo­ri­an Herrn­le­ben in sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne die hie­si­gen Stadt­teil­kirch­wei­hen an. Wobei mit der Gau­stad­ter Vari­an­te der – von eini­gen klei­nen Ände­run­gen ein­mal abge­se­hen – der Höhe­punkt der Ker­wa­sai­son noch aussteht.

Die dies­jäh­ri­ge Kirch­weih­sai­son in Bam­berg neigt sich dem Ende ent­ge­gen. Kirch­wei­hen – bezie­hungs­wei­se auf Deutsch: „Ker­was“ – gehö­ren genau­so zum hie­si­gen Ver­an­stal­tungs­ka­len­der wie die ech­ten Events zum Bei­spiel auf dem Max­platz. Aller­dings sind sie oft älter als das Wort Event im gut­bür­ger­li­chen Sprach­ge­brauch. Inhalt­lich ist es auch uner­heb­lich: Bier­bän­ke, vor­ne spielt die Musik, irgend­je­mand sticht ein Fass an.

Orga­ni­siert zumeist von den Bür­ger­ver­ei­nen der Stadt­tei­le wer­den sie, also die­se Tra­di­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen – je nach Beliebt­heit des alt­ehr­wür­di­gen Distrikts und oft direkt pro­por­tio­nal zum Orga­ni­sa­ti­ons­auf­wand des zustän­di­gen Ver­eins – mal mehr oder mal weni­ger aus dem jeweils mal grö­ße­ren und mal klei­nen Ein­zugs­ge­biet besucht. Von „Ach, komm, vor der Büh­na is nuch a Platz!“ bis hin zu „Halb Euro­pa meint, sich durch enge Alt­stadt­gas­sen zu pres­sen“ ist in Bam­berg zwi­schen Gar­ten­stadt und Bug, Gau­stadt und St. Hein­rich im Osten alles an Kirch­weih­grö­ßen­ord­nung im Angebot.

Mit der Gau­stad­ter Ker­wa steht uns nun aller­dings noch – zumin­dest mit Blick auf die nicht so fried­li­chen Gescheh­nis­se jen­seits der Frie­dens­brü­cke und die damit ver­bun­de­ne Vor­feld­be­richt­erstat­tung – wohl offen­sicht­lich das High­light der dies­jäh­ri­gen Kirch­weih­ses­si­on ins Haus. Laut mei­nem aktu­el­len Kennt­nis­stand ohne Baum und mit kei­ner Blas­mu­sik im Fest­zug, dafür mit neu­em Fest­wirt, eben nicht aus Gau­stadt, dafür aber aus der Bam­ber­ger Sand­stra­ße, und mit einem Sand­mad­la, das in Gau­stadt rich­ti­ger­wei­se natür­lich Ker­wa-Mad­la heißt.

Eine hol­de Maid – mög­lichst unmänn­lich und auf kei­nen Fall divers, dar­um geht’s – das sich, so fei­er­te es die Aus­schrei­bung wür­de­voll, vor Umar­mun­gen auf dem Fest­ge­län­de nicht fürch­ten darf. In ande­ren, den Wor­ten des Bür­ger­ver­eins: Es soll jene Umar­mun­gen mit Humor neh­men. Und das muss es auch, denn kei­ne Bür­ger­ver­eins­prä­si­den­tin der Welt kann vor­her genau sagen, wel­cher humo­ri­ge Ker­wa­be­su­cher das aus­er­ko­re­ne Mad­la nach dem fünf­ten Her­ren­ge­deck noch mal kräf­tig knud­deln möchte.

Zu trin­ken gibt es in Gau­stadt erst­mals seit Bis­tums­grün­dung kein Wörner‘sches Gebräu der Gau­stad­ter Kai­ser­dom, weil – wie soll man es sagen – auch da gab es wohl… also: Es lief nicht rund unter und mit dem neu­en Bürgervereinspräsidium.

Das ist alles zumin­dest der „Stand heute“.

Wie sehr mir der anste­hen­de Redak­ti­ons­schluss noch in die Geschich­te geha­gelt haben wird, wer­den Sie beim Lesen die­ses Arti­kels beur­tei­len kön­nen. Wir haben Mit­te Sep­tem­ber und das Hü und Hott aus Gau­stadt ist vola­til. Trotz­dem: Die dies­jäh­ri­ge Kirch­weih in Bam­bergs Wes­ten ver­spricht schon in der Vor­be­rei­tung jeden­falls nahe­zu alles außer Lan­ge­wei­le. Ich möch­te fast sagen: Sie stellt alle dies­jäh­ri­gen Kirch­wei­hen unse­rer Stadt sou­ve­rän in den Schatten.

Die Freu­de über Klatsch und Tratsch aus Gau­stadt lässt ver­ges­sen, dass über das Ker­wa­jahr hin­weg auch in den ande­ren Stadtei­len unse­rer Welt­ker­wa­stadt ech­te Geschich­ten für die Chro­ni­ken der Ewig­keit und Pre­mie­ren in Bam­bergs Stadt­ge­schich­te geschrie­ben wur­den: Mein höchst­ei­ge­nes, schirm­her­ri­ges Auf­tre­ten und Anzap­fen bei der Gar­ten­stad­ter Ker­wa, das Fest­zelt am Lein­ritt ohne Zelt und der OB mit dem stör­ri­schen Zapfhahn.

Aber das waren ja auch nur Kirch­wei­hen. Ein ech­tes Event mit all sei­nen Facet­ten, das gibt es nur in Gaustadt!

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über die Gefahr einer Bam­ber­ger Apokalypse

In sei­ner aktu­el­len Stadt­echo-Kolum­ne ver­setzt sich Flo­ri­an Herrn­le­ben in einen Tou­ris­ten hin­ein, der in Bam­berg vor lau­ter geschlos­se­nen Loka­len steht und immer wie­der zu lesen bekommt: Dan­ke für nichts!

Man stel­le sich vor: Ein ganz nor­ma­ler Som­mer in Bam­berg. Ein Wochen­en­de steht vor der Tür. Bam­berg droht wie gewöhn­lich von der übli­chen Zahl von Tages‑, Schiffs- und Kurz­trip­tou­ris­ten heim­ge­sucht zu wer­den, die sich unser schö­nes Städt­chen im schö­nen Fran­ken­land, fern­ab des Groß­stadt­tru­bels, anse­hen wol­len. Man hat­te die schö­ne Stadt an der Reg­nitz noch nie per­sön­lich gese­hen, aber schon viel gehört von der Welt­kul­tur­er­be­stadt mit Weltruhm.

Wochen­lang schon hat­ten sich die End-60er-Senio­ren auf den Trip vor­be­rei­tet. Die Akkus der hoch­mo­der­nen spie­gel­lo­sen Voll­for­mat­ka­me­ra gela­den, die Buchungs­be­stä­ti­gung vom Hotel aus­ge­druckt, die Ten­nis­so­cken unters Knie gezo­gen und die Trek­king­san­da­len geschnürt. Dem gelun­ge­nen Aus­flug nach Bam­berg stand also nichts mehr im Weg.

Eines Tages, es ist so weit, fährt man – das Fran­ken­lied pfei­fend – ins frän­ki­sche Rom ein und checkt nichts­ah­nend im Hotel ein.

Natür­lich gilt es, bereits am ers­ten Abend die frän­kisch-kuli­na­ri­schen Köst­lich­kei­ten zu pro­bie­ren. Ein Schäu­fer­la soll es sein. Oder die­se Bam­ber­ger Zwie­bel. Von der hat­te man schon oft gehört. Vom Hotel aus macht sich der welt­erfah­re­ne Städ­te­tripp­ler also auf in Rich­tung Son­ne. Dort in die­ser wun­der­schö­nen Alt­stadt wür­de man das Bam­ber­ger Fee­ling füh­len kön­nen, die Bam­ber­ger Luft atmen. Doch dann ein ers­ter, klei­ner Riss im wohl­tem­pe­riert geplan­ten Urlaub: Das Restau­rant, das gut­bür­ger­li­che, das mit den aller­al­ler­meis­ten Ster­nen beim Bewer­tungs­por­tal des Ver­trau­ens, hat geschlos­sen. Wei­ße Schrift auf schwar­zem Grund, ein groß­buch­sta­bi­ges „Dan­ke für nichts!“ – Mehr nicht. Selbst mit hoch­ge­klapp­ter Klapp­son­nen­bril­le ist auf dem DinA3-Pla­kat nicht mehr zu lesen. Smart­phone raus, Goog­le an. „Geöff­net!“ steht da. Ein­deu­tig. Bis 23 Uhr. Die Irri­ta­ti­on ist groß. Auch die nächs­te Loka­li­tät und auch die über­nächs­te sind mit ähn­lich wenig auf­schluss­rei­cher Begrün­dung geschlos­sen. „Dan­ke für nichts!“

Zuletzt bleibt nur der klei­ne Nah­ver­sor­ger in der Innen­stadt. Aus dem Traum vom Schäu­fer­la ist eine – ange­kom­men in der Rea­li­tät – Packung Toast­brot und ein paar Schei­ben Wurst­auf­schnitt gewor­den. Zu trin­ken gibt es ein Bam­ber­ger Bier aus der Fla­sche. Alles zusam­men genießt der irri­tier­te Bam­berg-Fan auf der Unte­ren Brü­cke bei leich­tem Nieselregen.

Trost soll ihm, so sein Plan, das nun anste­hen­de Kul­tur­pro­gramm bie­ten. Eine freie Thea­ter­grup­pe prä­sen­tiert einen Klas­si­ker. Die Pres­se – man hat­te sich natür­lich bereits im Vor­feld aus­führ­lich infor­miert – lobt die enga­gier­te Trup­pe. Zum Glück. Denn die ech­ten, die wah­ren Kul­tur­leucht­tür­me der Stadt haben aktu­ell Som­mer­pau­se. Also, nichts wie hin! Ange­kom­men am Ziel ein ähn­lich düs­te­res Erwa­chen. Bereits aus meh­re­ren Metern Abstand wie­der das bereits vom Schäu­fer­la­de­sas­ter bekann­te Pla­kat „Dan­ke für nichts!“ und ver­schlos­se­ne Türen. Dar­un­ter wenigs­tens etwas mehr Hin­weis als am Restau­rant: „Die Ver­an­stal­tung heu­te muss lei­der aus­fal­len. Grü­ße ins Rathaus!“

Inzwi­schen ist es 20:30 Uhr. Zu früh, um begeis­tert von die­ser Welt­kul­tur­er­be­stadt ins Hotel schla­fen zu gehen, aber auch zu spät, um noch nach Alter­na­ti­ven zu schau­en. Zumal die lei­se Ahnung erwacht, dass heu­te vie­ler­orts eben­solch ein Schild an der Tür hängt.

Der Plan ist klar: Es braucht wenigs­tens noch Alko­hol. Ein Drink in einer Bar, in einem Club, in einer die­ser berühm­ten Cock­tail­bars. Der Weg zu Fuß ist nicht weit. 15 Minu­ten spä­ter steht unser bemit­lei­dens­wer­ter Rei­selüst­ling in der alt­städ­tigs­ten Alt­stadt, wo das Leben toben soll. Zumin­dest laut Smart­phone und Maps-App. Doch die eben­erdig aus­ge­bau­ten Geh­stei­ge sind sprich­wört­lich hoch­ge­klappt. Und Sie ahnen es: „Dan­ke für nichts!“ an allen Türen.

Natür­lich hab ich mir die­ses apo­ka­lyp­ti­sche Sze­na­rio nur erdacht. Es wird nie­mals so ein­tre­ten. Denn die Gewer­be­trei­ben­den, die Gas­tro­no­mie und die frei­en Kul­tur­schaf­fen­den die­ser Stadt ahnen nicht ansatz­wei­se, wie sehr das Rat­haus von ihnen abhängt.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über: Gro­ße Pläne!

In sei­ner Stadt­echo-Kolum­ne spe­ku­liert Flo­ri­an Herrn­le­ben, wel­cher Poli­ti­ker sich im Fall der Fäl­le wie und in wel­cher Grö­ße im Stadt­bild ver­ewi­gen würde.

Zuge­ge­ben, ich bin selbst auch sehr erschro­cken beim Anblick mei­nes gefühlt hun­dert Meter hohen, zot­te­li­gen Abbilds als Fas­sa­den­ban­ner am ERTL-Zen­trum. Die Insze­nie­rung als Hall­stadts Wäch­ter über Bam­berg ist zwar nicht ganz gelun­gen, denn mein Blick rich­tet sich grob nach Dörf­leins. Dort ist natür­lich ins­ge­samt – man mag es mir ver­zei­hen – weni­ger los als in unse­rer Prä­mi­en­stadt Bam­berg. Aber die Vor­stel­lung, dass der Ober­bür­ger­meis­ter, der Stadt­mar­ke­ting­chef oder irgend­ein Rat­haus­ge­treu­er mit wenig Fai­ble für Klein­stadt­ka­ba­ret­tis­ten nichts­ah­nend auf – gefühlt – sei­ne Stadt zufährt und noch vor den Turm­spit­zen von St. Micha­el als ers­tes mich zur Begrü­ßung ent­ge­gen­grin­sen sieht, zau­bert mir – auch per­sön­lich – ein Lächeln ins Gemüt. Grö­ßer und impo­san­ter strahlt – mal mei­ne zwei Mit­mus­ke­tie­re bei­sei­te – bis­lang nie­mand über Bamberg.

Ist es des­halb nur noch eine Fra­ge der Zeit, bis ande­re, nicht min­der wich­ti­ge Men­schen Bam­bergs einen pro­mi­nen­ten Platz im Stadt­bild ergat­tern? Poten­zi­al besteht.

Die Dom­tür­me ergä­ben ein her­vor­ra­gen­des Spann­werk für ein rie­si­ges Abbild unse­res neu­en Erz­bi­schofs, das mich hin­sicht­lich Grö­ße und Sicht­bar­keit über die Stadt lockerst in die Tasche ste­cken wür­de. Ob etwas in Pla­nung ist, woll­te man mir sei­tens des Erz­bi­schöf­li­chen Ordi­na­ri­ats nicht direkt bestä­ti­gen. Mei­ne Ver­mu­tung: Ein inter­ner Streit zwi­schen dem Eme­ri­tus – offen­kun­dig medi­en­af­fi­ner – und dem amtie­ren­den Erz­bi­schof ver­hin­dert eine zeit­na­he Realisierung.

Der Finanz- und Immo­bi­li­en­re­fe­rent könn­te sicher­lich hin­sicht­lich Mas­se punk­ten. Also nicht kör­per­li­cher Mas­se. Aber wenn er nur an jede Tür städ­ti­schen Immo­bi­li­en­leer­stands ein wahl­pla­kat­gro­ßes Foto sei­ner selbst dübelt, die auf­ad­dier­te Flä­che wür­de mei­ne Dar­stel­lung locker über­tref­fen. Hier schei­tert es – so mei­ne per­sön­li­che Ver­mu­tung – aber wahr­schein­lich am Geld. Ein Antrag auf Gel­der aus der glo­ba­len Kul­tur­för­de­rung läuft wahr­schein­lich schon.

Da Droh­nen­flü­ge und dazu­ge­hö­ri­ge Flug­luft­bil­der grad im Trend sind, bie­tet sich der Max­platz – wenn er denn mal leer steht – auch als Flä­che an. Das Kon­ter­fei des Stadt­mar­ke­ting­chefs, viel­leicht in gol­de­ner Far­be, in einer maxi­mal mög­li­chen Grö­ße von cir­ca 70×40 Metern, das dann per­ma­nent gen Him­mel strahlt, wäre eine neue Attrak­ti­on. Für die­ses Jahr sind die Pro­jekt­gel­der zu „Mitte.Bamberg.2025“ bereits aus­ge­schöpft. Aber da ja wei­ter alle auf ihm her­um­tram­peln wer­den, passt das Motiv bild­sprach­lich auch noch 2026.

Bür­ger­meis­ter Glüsen­kamp sieht es gewohnt prag­ma­tisch. Groß­flä­chig sei ihm natür­lich wich­tig, sagt er auf Nach­fra­ge. Aber nur, so wei­ter, wenn es auch der Stadt­ge­sell­schaft dient. Er wür­de sich als Motiv auf Schir­me mit acht Metern Durch­mes­ser dru­cken las­sen, die dann als Schutz gegen den Krä­hen­kot am Gabel­mann dienen.

Und unser Ober­bür­ger­meis­ter? Die Pres­se­stel­le der Stadt lässt mit­tei­len, dass Star­ke im gro­ßen For­mat dage­gen­hal­ten will. Die Über­le­gun­gen gehen dahin, den Umbau des Quar­tiers am Max­platz zu nut­zen, um das kom­plet­te Rat­haus-Ensem­ble mit einem XXXXXXL-Por­trät von Andre­as Star­ke zu ver­hül­len im Stil von Chris­to und Jean­ne-Clau­de. Dem Stadt­ober­haupt schwebt ein ähn­li­cher Hype wie bei der Ver­hül­lung des Reichs­tags­ge­bäu­des in Ber­lin im Som­mer 1995 vor – Volks­fest­stim­mung inklu­si­ve. „Dann steigt jeden Tag auf dem Max­platz eine Star­ke Par­ty“, freut sich der OB.

Egal was pas­siert, es wird großartig!

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich seh‘ schwarz!

Beim Geld­ver­bren­nen muss sich die Stadt Bam­berg nicht ver­ste­cken. Flo­ri­an Herrn­le­ben hat in sei­ner aktu­el­len Stadt­echo-Kolum­ne eini­ge Bei­spie­le parat.

In Schwein­furt wur­de die bekann­te Rück­ert­stra­ße ver­se­hent­lich in der fal­schen Far­be asphal­tiert. Dun­kel­grau statt beige. Kur­ze Vor­ge­schich­te: Schwein­furts Bau­aus­schuss und Stadt­rat hat­ten sich – wahr­schein­lich in ähn­lich lan­ger Dis­kus­si­on wie in Bam­berg bei solch einer stadt­ge­schicht­lich rich­tungs­wei­sen­den Ent­schei­dung – extra für die Kolo­rie­rung des Asphalts in der „Schwein­fur­ter Mischung in Beige“ ent­schie­den, weil sich Schwein­fur­ter Beige bes­ser in das dor­ti­ge Alt­stadt­am­bi­en­te einfügt.

Dann kam es, wie es eben kam. Irgend­je­mand hat beim Bestel­len nicht auf­ge­passt. Und nach­dem auch die Hoff­nung auf­ge­ge­ben wur­de, dass es sich nach dem Trock­nen noch etwas auf­hellt, hat man mal vor­sich­tig nach­ge­schaut: Mit 225.000 Euro schlägt der fal­sche Belag zu Buche. Bit­ter. Und tat­säch­lich – wie soll man es diplo­ma­tisch sagen – sehr, sehr dunkelgrau.

Etwas erha­ben könn­ten wir uns nun leicht dar­über lus­tig machen, mit Blick auf unse­re eige­ne kom­mu­na­le Fehl­bar­keit soll­ten wir aber lie­ber zunächst vor unse­rem Rat­haus keh­ren. Denn auch wenn seit dem letz­ten Ein­trag ins Schwarz­buch der Steu­ern eini­ge Jah­re ins Land gezo­gen sind, bedeu­tet das nicht, dass wir Bam­ber­ger die Klap­pe groß­spu­rig auf­rei­ßen soll­ten. Geld ver­bren­nen, not­falls sogar in ganz ande­ren Grö­ßen­ord­nun­gen, das kön­nen wir hier in Bam­berg auch gut.

Bei­spie­le gefällig?

Die Fehl­pla­nun­gen im Rat­haus am ZOB mach­ten bekann­ter­ma­ßen einen pri­va­ten Secu­ri­ty­dienst not­wen­dig, der in Sum­me inzwi­schen für rund eine hal­be Mil­li­on dar­über wacht, dass kein Mensch zu viel im bür­ger­freund­li­chen Rat­haus am ZOB den Daten­schutz gefähr­det. Im Ver­kehrs­ver­such Fried­rich­stra­ße mar­kier­te man fälsch­li­cher­wei­se jüngst noch ein­mal mit Gelb nach, obwohl der Stadt­rat doch schon Weiß ver­ab­schie­det hatte.

Auf dem Schlacht­hof­ge­län­de hat man kürz­lich noch mal ein Erb­bau­recht ver­län­gert, sicher­heits­hal­ber bis 2086, damit es auch rich­tig teu­er wird, wenn man den Kühl­h­aus­dienst­leis­ter vor­zei­tig los­wer­den möch­te. In der Otto­stra­ße jon­gliert unse­re Pre­mi­um­ver­wal­tung mit Bau­be­schei­den und Bebau­ungs­plä­nen, damit es – falls der Bun­des­ge­richts­hof – Über­ra­schung – wirk­lich zu einer ande­ren als der städ­ti­schen Rechts­auf­fas­sung gelangt – auch maxi­mal teu­er wird im Pro­zess um den Scha­dens­er­satz rund um das Herold­haus. Als der Ober­bür­ger­meis­ter die Grund­kennt­nis­se aus dem ers­ten Semes­ter des Jura­stu­di­ums in die Pra­xis umset­zen und Sat­zun­gen unter­schrei­ben soll­te, hat er – Was kos­ten schon ver­lo­re­ne Pro­zes­se? – sicher­heits­hal­ber auch verzichtet.

Nicht zu ver­ges­sen die Mach­bar­keits­stu­di­en zu Tabak­scheu­ne, Obe­re Sand­stra­ße, Kes­sel­haus und Schlacht­hof, die alle­samt zu dem Ergeb­nis kamen, dass das, was man machen möch­te, auch mach­bar wäre, von denen aber bis­her letzt­lich kei­ne umge­setzt wur­de und wohl auch nie wird. Zu guter Letzt: Die Mil­lio­nen für das Haus in der Benz­stra­ße, die man jubelnd aus dem Sit­zungs­fens­ter gewor­fen hat, um dort im Bam­ber­ger Nor­den Aus­weich­flä­chen für die Ver­wal­tung parat zu haben, falls es dann mal los­geht mit der Rat­haus­sa­nie­rung. Weil man die Hüt­te aber zwi­schen­zeit­lich ver­ges­sen hat­te, kann man nun Hun­dert­tau­sen­de Euros für die Anmie­tung von Büro­flä­chen verjubeln.

Ich muss seuf­zen. Was die Schwein­fur­ter wohl über uns denken?

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Aus der Not­durft eine Tugend!

In sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne wirbt Flo­ri­an Herrn­le­ben für unkon­ven­tio­nel­le Lösungs­an­sät­ze für eini­ge Bam­ber­ger Probleme.

Für sei­ne sie­ben Hügel ist Bam­berg welt­weit bekannt. Scha­ren­wei­se Tou­ris­ten las­sen sich in den kom­men­den Mona­ten wie­der durch die Früh­lings- und die Som­mer­son­ne durch Bam­berg jagen. Es geht dann eng zu in den Stra­ßen und Gas­sen der Stadt. Erfreu­li­cher­wei­se hat es die Ver­wal­tung zwi­schen­zeit­lich und bekann­ter­ma­ßen dank erfolg­rei­cher Deals mit aus­rei­chend zuver­läs­si­gen Bau­trä­gern – absicht­lich oder unab­sicht­lich, dar­über lässt sich vor­treff­lich strei­ten – geschafft, die Tou­ris­ten­strö­me nun auch in Rich­tung Erba-Halb­in­sel zu ent­zer­ren, wo – inzwi­schen weiß es dank „BR quer“ in Bay­ern wie­der fast jeder – ein ach­ter Hügel zu bestau­nen ist. Noch zwei, drei Gene­ra­tio­nen und die Aus­hu­ber­he­bung steht min­des­tens unter Denk­mal­schutz oder zählt gar als 8. Bam­ber­ger Welt­wun­der­hü­gel­chen. Alle wer­den stau­nen, ein gro­ßer Erfolg!

„Aus der Not eine Tugend machen“: Wäre das nicht auch der Lösungs­an­satz für so vie­le Pro­ble­me und Absur­di­tä­ten, die wir als lie­ben­de Bam­ber­ger in unse­rem gelieb­ten Bam­berg so schät­zen, für die wir uns über die letz­ten Jah­re – mal mehr, mal weni­ger – empor­ge­ti­telt haben in den Zei­tun­gen der Repu­blik als klei­nes Volk, des­sen Ober­schicht allen rechts­staat­li­chen Rechts­auf­fas­sun­gen, dem daten­schüt­zends­ten Daten­schutz und dem här­tes­ten aller Tarif­rech­te trotzt?

Neh­men wir die inzwi­schen unzähl­ba­ren Schlag­lö­cher auf städ­ti­schen Stra­ßen, die uns die Band­schei­ben beim sonn­täg­li­chen Fahr­rad­aus­ritt mal­trä­tie­ren. Wer hät­te gedacht, dass die Idee eines SUV-Off­road­par­cours aus dem Wahl­pro­gramm der Par­tei DIE PARTEI aus dem Jahr 2020 so kon­se­quent wei­ter­ver­folgt wird? „Bam­berg schleu­dert! Ein­tritt frei!“ sehe ich schon auf dem Ban­ner ste­hen, das sich quer über die König­stra­ße spannt. Natür­lich – wir sind 2024 – nur zuge­las­sen für Las­ten­fahr­rä­der. SUVs sind uner­wünscht. Und gewon­nen hat, wer eini­ger­ma­ßen heil ankommt und unter­wegs kei­nes der zuge­los­ten Kin­der mit­tels schlag­löch­ri­ger Sprung­schan­zen in hohem Bogen hin­aus­ka­ta­pul­tiert hat.

Apro­pos Kin­der. Wenn uns die Off­roa­de­vents lang­wei­len, enga­gie­ren wir alle Kin­der, die ab Herbst kei­nen Ganz­tags­be­treu­ungs­platz ergat­tern konn­ten, und las­sen sie den Stra­ßen­be­lag bear­bei­ten. Mit ihren klei­nen Fin­ger­chen kön­nen sie jede Rit­ze, jedes noch so klei­ne Schlag­loch mit roter, blau­er oder gel­ber Knet­mas­se auf­fül­len. Ein­mal getrock­net hält sie erfah­rungs­ge­mäß sowie­so bes­ser und ist fes­ter als jede Teer­mi­schung. „Kin­der weg von der Stra­ße!“ war ges­tern. „Raus auf die Fahr­bahn!“ ist das neue Cre­do, das uns deutsch­land­weit bekannt machen wird als die Stadt mit schöns­ten Stra­ßen, die oben­drein locker den anste­hen­den Rechts­an­spruch auf Ganz­tags­be­treu­ung erfüllt.

Auf anschlie­ßen­de Stra­ßen- und Fahr­bahn­mar­kie­rung kön­nen wir, ach was, soll­ten wir getrost ver­zich­ten. Wie viel Ärger gibt es wegen alter gel­ber Strei­fen hier und noch kei­ner neu­er wei­ßer Strei­fen dort. Wenn wir Kin­dern ein­fach nur Farb­ei­mer in die Hand drü­cken und einen dicken Pin­sel dazu, damit sie das tun kön­nen, was Kin­der am liebs­ten tun, näm­lich mit Far­be irgend­wo her­um­ma­len, dann brin­gen sie die Nach­mit­ta­ge schon rum, an denen sie sonst nur – man­gels Betreu­ungs­an­ge­bot – unbe­treut zuhau­se vor der Glot­ze sit­zen wür­den. Und der Bam­berg Ser­vice als neu­er städ­ti­scher Ganz­tags­be­treu­ungs­trä­ger wacht höchst­selbst dar­über, dass kein Kind ver­lo­ren geht.

Nur beim Krä­hen­volk am Grü­nen Markt wird es schwer mit einer aus der Not gemach­ten Tugend mit Blick auf die Grund­schul­kin­der unse­rer Stadt. Sol­len wir ihnen ernst­haft einen Eimer Was­ser samt Schwamm in die Hand drü­cken gegen die nis­ten­de und ver­dau­en­de Vogel­es­ka­la­ti­on von oberhalb?

Ach, kommt, las­sen wir die Saat­krä­hen ein­fach machen. Viel­leicht haben wir dann in ein paar Jah­ren den 9. Hügel in unse­rem welt­weit bekann­ten Bam­berg. „Aus der Not­durft eine Tugend!“ – So heißt das Sprich­wort, oder?

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Nix mehr, wie es mal war! Sapperlot!

In sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne gedenkt Flo­ri­an Herrn­le­ben eini­ger städ­ti­scher Ver­än­de­run­gen in Bam­berg der letz­ten Jahr­zehn­te. Und sieht mit Bahn­stre­cke und Schlacht­hof Par­al­le­len zu heute.

Wie soll man sich in die­ser Stadt noch zurecht­fin­den, wo sich die Welt schnel­ler um ihren eige­nen Nabel dreht als anderswo.

Mit dem Nie­der­gang des Honer ging es in mei­ner Erin­ne­rung los. Ich den­ke noch an die Zei­ten – es muss Ende der 1980er-Jah­re gewe­sen sein – als man im Unter­ge­schoss noch lebens­mit­tel­tech­nisch nah­ver­sorgt wur­de. Der Kar­stadt hieß damals noch Her­tie und war schräg gegen­über, also hin­ter der Kir­che Alt St. Mar­tin, die damals – ich kann mich nicht mehr direkt erin­nern – noch auf dem Max­platz gestan­den haben muss, mit Fried­hof drum­her­um. Heu­te fris­tet der Max­platz ein Dasein wie das obers­te Park­deck vom Atri­um-Park­haus, nur noch langweiliger.

Dem Spiel­wa­ren Korb an der Pro­me­na­de hin­ter­lie­ßen wir einen nas­sen Gesichts­m­und­na­sen­ab­druck am Schau­fens­ter. Rein gegan­gen sind wir nie, weil man immer sofort ent­geis­tert von über­rasch­ten Mit­ar­bei­te­rin­nen ange­spro­chen wur­de, die auf uns Kin­der wirk­ten, als wür­den sie uns am liebs­ten selbst for­ma­lin­ge­tränkt ins Pup­pen­re­gal set­zen. Even­tu­ell war der aus die­ser Angst poten­ti­el­ler Kund­schaft resul­tie­ren­de wirt­schaft­li­che Erfolg des Ladens letz­ten Endes der Grund, war­um es an jener Stel­le heu­te – unter­neh­me­risch erfolg­rei­cher – Gra­nu­fink und Pro­sta­ta for­te für die inzwi­schen deut­lich geal­ter­ten Kin­der von damals gibt.

Und wo wir schon an der Pro­me­na­de sind: Die­ses für uns Kin­der son­der­bar wir­ken­de Kreis­wehr­ersatz­amt, das, war man als Jun­ge mit hol­den 18 Jah­ren dann zum ers­ten Mal zu Gast, innen ganz anders aus­sah, als man es sich vor­ge­stellt hat­te. Und mit „anders“ mei­ne ich nicht „bes­ser“. Es erstrahlt heu­te in etwas wei­ßer und etwas blau­er, ansons­ten kaum ver­än­dert, als bür­ger­freund­li­ches Rat­haus am ZOB. – Genau, der ZOB! – Den es ja auch noch nicht seit Kai­ser Hein­rich an der Stel­le gab. Die mit­te­läl­te­ren Leser wer­den sich noch an die Zeit ohne den form­schö­nen Plas­tik­bau erinnern.

Und frei­lich! Gegen­über! Das Da-am-Eck-da, der Tabak- und Zeit­schrif­ten­la­den links, des­sen Geruch ich zuge­ge­be­ner­ma­ßen schon gern moch­te, und ganz hin­ten – den Gang ent­lang, des­sen Geruch ich zuge­ge­be­ner­ma­ßen nicht so gern moch­te – die Frischfleisch‑, Frisch­fisch- und Frisch­kä­se­the­ken. Nie­der­ge­bre­zelt von der Abriss­bir­ne und ersetzt durch Nah­ver­sor­ger, die – wie soll man es posi­tiv und in roman­tisch ver­bli­che­ner Erin­ne­rung aus­drü­cken – heu­te defi­ni­tiv mas­sen­kom­pa­ti­bler sind. Zumin­dest die Erin­ne­rung an den Gang hin­ter­wärts zur Fisch­the­ke hat man in Form des klei­nen Tun­nels zwi­schen Pro­me­na­de und Lan­ger Stra­ße am Leben erhal­ten. Und hin­ter der Lan­gen Stra­ße die Thea­ter­gas­sen, die es vor 40 Jah­ren so noch nicht gab, der Neu­bau am Stadt­thea­ter, der Spiel­platz im Har­mo­nie­gar­ten, der damals ein Traum für uns gewe­sen wäre, ….

In Bam­berg hat sich in den letz­ten Jah­ren und Jahr­zehn­ten viel ver­än­dert, nicht nur mit Blick auf den klei­nen Radi­us, den ich beschrie­ben habe.

Nun wird halt die Bahn unwei­ger­lich ihre Schnei­se durch den Bam­ber­ger Osten zie­hen und das Stadt­bild mas­siv ver­än­dern. Über das net­te Gefühl hin­aus, dass wir unge­fähr mit­re­den durf­ten, wird es weni­ger Vor­tei­le als Nach­tei­le mit sich brin­gen. Und auch mit dem Schlacht­hof wird es bekann­ter­ma­ßen nicht so wei­ter­ge­hen wie gehabt.

Bam­berg ver­än­dert sich, mal zum Posi­ti­ven, mal zum Nega­ti­ven, aber jeden­falls stän­dig. Oft weiß man erst Jah­re oder Jahr­zehn­te spä­ter, ob es sinn­voll, erfolg­reich oder Quark war, aber meist gibt’s jetzt schon Geschrei von den einen, denen es nicht schnell genug geht. Und den ande­ren, die lie­ber alles so bei­be­hal­ten wür­den. Sap­per­lot! Nix ist mehr, wie es mal war!


Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über sei­ne Fastenpredigt

Am 17. Febru­ar fand zum neun­ten Mal die Bam­ber­ger Fas­ten­pre­digt statt, zum zwei­ten Mal trug sie Flo­ri­an Herrn­le­ben, ali­as Bru­der Udal­rich, vor. In sei­ner aktu­el­len Stadt­echo-Kolum­ne zieht er Bilanz sei­nes Auf­tritts und erklärt, war­um es aus sei­nem Bier­krug dampfte.

Mei­ne Fas­ten­pre­digt 2024 ist vor­bei. Die Anspan­nung war immens: Passt der Text? Ist es zu viel oder zu wenig, zün­den alle Poin­ten? Tref­fen sie die Rich­ti­gen? Stimmt die Gewich­tung zwi­schen den ein­zel­nen Figu­ren auf dem Schach­brett der Lokalpolitik?

Neben all die­sen inhalt­li­chen Fra­gen geht es für einen Mann der hie­si­gen Öffent­lich­keit, also jeman­den wie mich, auf den ganz Bam­berg, ach was, Bay­ern und die Welt, in den Stun­den der Pre­digt schaut, auch um eine zwei­te Dimen­si­on: Der Auf­tritt als sol­ches in Kut­te muss stim­men. Das Zei­gen von Schwä­che, von jeg­li­cher Unsi­cher­heit muss mit allen Mit­teln ver­hin­dert wer­den. Nie­mand darf im Lauf des Abends an der Sou­ve­rä­ni­tät des Fas­ten­pre­di­gers Zwei­fel hegen: Die Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker, die jedes Wackeln sofort als Bestä­ti­gung ihrer eige­nen Rechts­auf­fas­sung aus­le­gen wür­de. Und mög­li­che Anwär­te­rin­nen und Anwär­ter auf den Platz in der Kan­zel eben­so, die nur dar­auf war­ten, den rich­ti­gen Moment abzu­pas­sen, um selbst die städ­ti­sche Mei­nungs­ho­heit zu erlangen.

Es lief gut an. Das Lied über die Fengs­hui-Stei­ne der Stadt­bau zün­de­te, spä­tes­tens beim klei­nen Schimpf auf den städ­ti­schen Park­über­wa­chungs­dienst hat­te ich das Publi­kum auf mei­ner Sei­te. Der Büh­nen­pro­fi weiß: Das war ein sou­ve­rä­ner 2:0‑Vorsprung in der 10. Minu­te, den man nor­ma­ler­wei­se gut über die Zeit ret­ten kann, wenn…

Ja, wenn einen nicht plötz­lich die Stim­me aus­kon­tert. Ein­mal, dann ein zwei­tes Mal. Leich­tes Krat­zen zuerst, dann kurz mal ein Weg­blei­ben des Tons beim Sprechen.

Mei­ne mir Getreu­en waren – per­fek­te Vor­be­rei­tung ist ja alles – umfas­send instru­iert für mög­li­che Not­fäl­le auf der Büh­ne, die sie dis­kret zu lösen hät­ten. Für den Fall von plötz­li­chen Hals- oder Stimm­pro­ble­men hat­te ich eine Ther­mos­kan­ne mit Tee in mei­ner Gar­de­ro­be posi­tio­niert. Die­se über Jahr­hun­der­te und Gene­ra­tio­nen wei­ter­ge­ge­be­ne Spe­zi­al­mi­schung wür­de in sol­chen brenz­li­gen Situa­tio­nen zuver­läs­sig und schnell hel­fen, wuss­te ich. Und die­se brenz­li­ge Situa­ti­on war nun gekom­men, die Hel­fer reagier­ten schnell. Aber sie reagier­ten lei­der falsch.

Ich mei­ne, ich habe im Vor­feld extra noch belehrt: Nehmt den Stein­krug von mei­ner Kan­zel, geht bit­te mit ihm raus, schenkt im Back­stage etwas aus mei­ner gehei­men Spe­zi­al­mi­schung hin­ein und bringt ihn mir wie­der. Nie­mand wür­de es mer­ken, war ich mir sicher. Der Fas­ten­pre­di­ger trinkt halt viel Bier, wür­den alle Zuschau­er den­ken. Das passt ins Image!

Nun. Es ging schief. – Der Moment, wo dir vor den Augen von über 500 Zuschaue­rin­nen und Zuschau­ern damp­fen­der Tee in dei­nen ver­meint­lich mit Bier gefüll­ten Stein­krug gegos­sen wird, ist kein schö­ner. Das über Jah­re auf­ge­bau­te Image war inner­halb weni­ger Sekun­den zer­stört. Aus dem scho­nungs­lo­sen Kaba­ret­tis­ten war ein Salb­eis­eicht­ling gewor­den. Fata­ler wäre wahr­schein­lich nur gewe­sen, auf der Büh­ne eine Gemü­se­brü­he zu schlürfen.

Der stadt­be­kann­te Kaba­ret­tist, der bekann­ter­ma­ßen scharf­zün­gi­ge Kolum­nist: Aus den eige­nen Rei­hen kom­plett düpiert, und nun auf Ewig gebrand­markt als der­je­ni­ge, der dem mar­kan­ten Hop­fen die bra­ve Kamil­le vor­zieht. Wer soll mich jemals wie­der ernst nehmen?

Immer und immer wie­der wird man jenen 17. Febru­ar 2024 aus dem Gedächt­nis kra­men, als ich, Bam­bergs kaum tast­ba­rer Kaba­ret­tist, sei­ne Unan­tast­bar­keit ver­lor, weil es aus dem Stein­krug, aus dem es her­aus­schäu­men soll­te, minu­ten­lang nur kläg­lich dämpf­el­te. Der größ­te Spe­cial-Effekt des Abends: Eine Pyro­tech­nik des Grau­ens, gut sicht­bar für alle über­tra­gen auf gro­ße Lein­wand und Fernseher.

Okay, die Uhr lässt sich nicht zurück­dre­hen, aber nur damit es klar ist: Mein Hals ist wie­der top! Das war nur ein kur­zes, klei­nes Kratzen!

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über: Hin­ter den Gleisen

In Bam­berg gibt es sozia­le Unter­schie­de je nach dem, auf wel­cher Sei­te der Bahn­glei­se man lebt. In sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne wünscht sich Flo­ri­an Herrn­le­ben mehr Wert­schät­zung für die Stadt­tei­le „Hin­ter den Gleisen“.

In der Gereuth klir­ren die Schei­ben, im Bam­ber­ger Nor­den rie­chen die Men­schen wahl­wei­se nach Schlacht­ab­fäl­len oder Müll­heiz­kraft­werk, am Cher­bon­hof hau­sen die Ökos in Zel­ten aus Rup­fen­sä­cken, in der Innen­stadt, die voll ist mit Stu­den­ten, fah­ren alle nur noch mit Las­ten­fahr­rä­dern. Und hin­ter die Glei­se, da zieht nur hin, wer kom­plett geschmacks­frei gar nix auf sich hält. Mit Vor­ur­tei­len und Kli­schees, da spa­ren wir nicht. Wir ken­nen uns in unse­rem Bam­berg aus, mei­nen wir, samt jeweils gepach­te­ter Wahrheit!

Der Sozi­al­struk­tur­at­las, den das Rat­haus seit 2021 jähr­lich ver­öf­fent­licht, gibt einen klei­nen Ein­blick in die unter­schied­li­chen Stadt­tei­le und ver­sucht – zumin­dest hin­sicht­lich der sozia­len Struk­tur –, den gefühl­ten Wahr­hei­ten fun­dier­te Fak­ten zu ent­geg­nen. Die Daten aus dem über hun­dert­sei­ti­gen Doku­ment, kön­nen – so die wohl­klin­gen­de Ein­lei­tung – für die städ­ti­sche Pfle­ge­be­darfs­pla­nung, die städ­ti­sche Bedarfs­pla­nung der Jugend­so­zi­al­ar­beit an den Schu­len, das Inte­grier­te Städ­te­bau­li­che Ent­wick­lungs­kon­zept und für vie­les mehr – betont – gewinn­brin­gend genutzt werden.

Kön­nen, aber nicht müs­sen. Nie­mand dürf­te nach Blick ins Zah­len­werk (geht not­falls auch ohne Blick, nur mit den eige­nen, gefühl­ten Wahr­hei­ten) das Bam­ber­ger West-Ost-Gefäl­le ver­ken­nen, das so man­cher – der Bau­re­fe­rent wür­de sagen: „pri­vi­le­gier­te“ – Mit­bür­ger nase­rümp­fend von Insel und Berg aus als „dort hin­term Bahn­hof“ bezeich­net. Die Wahr­heit zum Bam­ber­ger Osten ist nicht schön. Aber hausgemacht.

Natür­lich zie­len der Bericht und sei­ne Ergeb­nis­se pri­mär auf Wei­ter­ent­wick­lung im Sozi­al­be­reich. Aber hängt nicht alles immer zusam­men? Also Kul­tur- und Sport­an­ge­bo­te, vor allem Wertschätzung?

Wäh­rend Jahr für Jahr Mil­lio­nen in die so oft zitier­ten Leucht­tür­me gepumpt wer­den, die die Insel mit Thea­ter und Sym­pho­ni­ker und das Berg­ge­biet mit den Muse­en strah­len las­sen, scheut man sich im Osten vor dem gro­ßen Wurf. Man malert sogar lie­ber ein wei­te­res Mal am schmu­cken Alten Rat­haus her­um, bevor man zumin­dest den klei­nen Wurf mit der Reit­hal­le als Kul­tur­zen­trum im Osten angeht. Die Beden­ken­trä­ger hin­sicht­lich mög­li­cher Betriebs­kos­ten schei­nen aktu­ell am lautesten.

Dabei wäre eben jenes enga­gier­te Ange­hen von Kul­tur ein ers­tes Signal in den Osten der Stadt, der – sagen wir es diplo­ma­tisch – vor bud­ge­tier­ten Kul­tur­ein­rich­tun­gen eher nicht strotzt. Für einen Stadt­rat, der auch dem Stadt­teil hin­ter den Glei­sen ver­pflich­tet ist, dürf­te sich die Fra­ge nach der Not­wen­dig­keit spä­tes­tens nach einem Blick auch in den Sozi­al­struk­tur­at­las auch nicht mehr stel­len. Statt­des­sen han­gelt man sich ali­bi­mä­ßig vom Pla­nen einer Mach­bar­keits­stu­die zur nächs­ten Mach­bar­keits­stu­die und wie­der zurück, spielt Hüt­chen zwi­schen Post- und Reit­hal­le, und besänf­tigt so den bevöl­ke­rungs­reichs­ten Stadt­teil, der kul­tu­rell seit Jahr­zehn­ten defac­to nicht mehr statt­fin­det. Und reno­viert statt­des­sen lie­ber wei­ter Rat­häu­ser dies­seits der Gleise.

Bam­bergs Teil „Hin­ter den Glei­sen“ ist zu groß, als dass es sich die Volks­hoch­schu­le im E‑Werk leis­ten könn­te, nur in Rich­tung Insel zu schau­en. Bam­bergs Teil „Hin­ter den Glei­sen“ ist auch zu groß, um dem Stadt­thea­ter zuzu­ge­ste­hen, dass es künst­le­risch nur an Wir­kungs­stät­ten ergie­big sein kann, wo E.T.A. Hoff­mann per­sön­lich schon getobt hat. Und die Sym­pho­ni­ker dür­fen gern auch mal mit ihrem Bus auf die Sta­di­onwie­se fahren.

Mit akti­ver, ech­ter Wert­schät­zung sei­tens der Poli­tik gin­ge es los, Inves­ti­tio­nen müs­sen fol­gen, die sat­ten städ­ti­schen Insti­tu­tio­nen dür­fen mit­hel­fen und wir alle arbei­ten jetzt schon an unse­ren Vor­ur­tei­len, um recht­zei­tig zu sagen: „Hin­ter den Glei­sen, da ist die Sze­ne, da wol­len wir hin!“

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über den BAMBERG-Schriftzug

Was mach­te der belieb­te BAM­BERG-Schrift­zug in Hall­stadt? Flo­ri­an Herrn­le­ben gibt in sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne Auskunft.

Es pas­sie­ren Din­ge in unse­rer Stadt. Geheim­nis­vol­le Din­ge. Über­stun­den, die es nicht gab, aber abge­rech­net wur­den, links­dre­hen­de Schwin­gun­gen in der Stadt­bau­zen­tra­le, die ohne modi­schen Fengs­hui-Stein­plat­ten­tel­ler im Kel­ler nun rechts­dre­hen, mys­te­riö­se Luft­num­mern namens Sand­mann und Haus­dör­fer in den sozia­len Medi­en. Über vie­les haben wir gespro­chen, konn­ten aber nicht alles aufklären.

Neu­es­tes Gescheh­nis: Der belieb­te BAM­BERG-Schrift­zug, der tau­send­fach foto­gra­fier­te Foto­point, stand plötz­lich nicht mehr am Max­platz. Auch am Schön­leins­platz, wo er doch groß ange­kün­digt hät­te über­win­tern sol­len, war er nicht auffindbar.

War er geflo­hen aus der öden Tris­tesse der Max­platz­schen Beton­wüs­te? War es ihm umge­kehrt zu voll am Schön­leins­platz, sei­nem Win­ter­quar­tier, im Sperr­müll­ab­ho­lungs­flair zwi­schen Rei­ter, Hexen­mahn­mal, Schön­leins­büs­te, Brun­nen und Strom­käs­ten? War er gar ent­führt wor­den von Schiffs­tou­ris­ten, die inzwi­schen damit auf und davon den Main run­ter über alle Ber­ge zu sein drohten?

Nach weni­gen Stun­den: Erleich­ter­tes Auf­at­men. Man hat­te ihn wie­der­ge­fun­den, die Bam­ber­ger Face­bo­ok­welt über­schlug sich vor Freu­de, aber auch vor Erstau­nen. Der BAM­BERG-Schrift­zug stand bridschä­bra­ad an einem Ort, wo man alles ver­mu­ten wür­de, aber kei­nen BAM­BERG-Schrift­zug. An einer Stel­le, wo man „Bam­berg“ min­des­tens ungern aus­spricht, und wenn man es zu laut ruft, vom Blitz erschla­gen wird.

Und zwar (den­ken Sie sich an die­ser Stel­le des Tex­tes bit­te span­nungs­ge­la­de­ne Musik!) in Hallstadt!

Weni­ge hun­dert Meter hin­ter der Stadt­gren­ze auf dem Park­platz eines Boden­belag­ge­schäfts stan­den die über­di­men­sio­na­len Let­tern. Fried­lich, fast unschul­dig, ein wenig ver­steckt in ihrem urwal­dig­bun­ten Tarn­far­ben­look vor den Schau­fens­tern der dor­ti­gen Gewerbeansiedlung.

Die Gerüch­te­kü­che bro­del­te, wil­des­te Spe­ku­la­tio­nen nah­men ihren Lauf. Hat­ten die Hall­stad­ter den Schrift­zug ent­wen­det und wür­de ihn Star­ke per­sön­lich bei Bür­ger­meis­ter Söder mit einem Kas­ten Bier aus­lö­sen müs­sen? Oder woll­ten die Bam­ber­ger Fak­ten schaf­fen und dem alber­nen Trei­ben die­ser Zwer­gen­sied­lung im Nor­den unse­rer wun­der­schö­nen und ein­zig wah­ren Stadt durch ein kla­res State­ment ein Ende bereiten?

Alles falsch! – Aber zum Glück habt ihr mich, den Ober­re­cher­che­wacht­meis­ter über Recht und Ord­nung in Bam­berg. Auf­ge­passt! Die Geschich­te geht folgendermaßen:

Die Rei­ni­gungs­fach­kraft, die hin­ten immer übern Max­platz feu­delt, hat den Schrift­zug ein wenig auf die Sei­te gescho­ben. Hal­ben Meter nur, es war zwi­schen­zeit­lich näm­lich stau­big drun­ter. Sie ken­nen das, wie daheim unterm Sofa. Aber vor Weih­nach­ten soll­te halt noch mal geputzt wer­den. Beim Zurück­schie­ben jeden­falls hat sie aber die Buch­sta­ben durch­ein­an­der­ge­bracht. Nicht mehr BAMBERG, es stand plötz­lich AMGBREB da. Der Rei­ni­gungs­fach­kraft kam zwar irgend­et­was komisch vor, aber wie es halt so ist… Fei­er­abend, Über­stun­den sind nicht drin, ein­ge­kauft wer­den muss­te auch noch.

Der nächs­te Mor­gen. Vöge­lein zwit­scher­ten, unser Andi – frisch rasiert im Bade­man­tel auf sei­nem Bal­kon am Rat­haus am Max­platz – setz­te zu sei­ner täg­li­chen Rede zum Volk an, aber stutz­te beim Blick hin­un­ter auf Bam­bergs Platz der Plät­ze. „A‑M-G-B-R-E‑B?!“ las er. „A‑M-G-B-R-E‑B…?!?!?“ – „Was soll das denn?! Räumt das weg!“, rief er sei­nem Hof­staat zu. „Wohin denn?!“, frag­te man. „Was weiß ich, parkt das halt irgendwo!“

Par­ken, Park­platz… man hat was miss­ver­stan­den und such­te nach einem frei­en Park­platz. Und weil in Bam­berg wegen der Grü­nen gar kei­ne, also abso­lut gar kei­ne Park­plät­ze mehr exis­tie­ren und die Las­ten­fahr­rad­park­plät­ze zu klein sind für gro­ße Buch­sta­ben, fuhr man stadt­aus­wärts. Und fuhr. Immer wei­ter gen Nor­den. Und so lan­de­te der Schrift­zug auf dem ers­ten frei­en Park­platz, tat­säch­lich außer­halb der Bam­ber­ger Stadtgrenze.

Wer sie dort aller­dings wie­der rich­tig zusam­men­ge­setzt hat, das bleibt ein Rät­sel. Es pas­sie­ren halt geheim­nis­vol­le Din­ge in unse­rer Stadt.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben
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