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Stadtecho-Kolumne - Page 3

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über die zusam­men­ge­stöp­sel­te Mismatch-Fraktion

In sei­ner Kolum­ne der Novem­ber­aus­ga­be des Stadt­echos hat Flo­ri­an Herrn­le­ben ein Mis­match und spielt mit Klemmbausteinen.

Ich hat­te mich seit mei­nem zunächst noch öffent­lich­keits­wirk­sam gefei­er­ten, run­den Geburts­tag (nicht der 30.) etwas zurück­ge­zo­gen, da ich vor­ran­gig damit beschäf­tigt war, mei­nen Bat­man-Tumb­ler aus mehr als 2000 Plas­tik­stein­chen (der Pro­fi nennt sie ohne Ver­let­zung irgend­wel­cher Mar­ken­rech­te: Klemm­bau­stei­ne) zusam­men­zu­stöp­seln. Man muss Prio­ri­tä­ten set­zen. Bei aller Lie­be zu Bam­berg, aber kein Boni‑, Über­stun­den- oder Fake­ac­count­skan­dal wür­de hier­bei einen Auf­schub oder gar irgend­wel­che brü­cken­de­sas­ter­ähn­li­chen, zeit­li­chen Ver­zö­ge­run­gen recht­fer­ti­gen. Per­sön­li­che Ambi­tio­nen – wie eben in mei­nem Fall die Fer­tig­stel­lung samt Glück­hor­mon­aus­schüt­tung – gehen vor. Basta!

Mit die­sem – Kri­ti­ker wür­den sagen – gna­den­lo­sen Ego­is­mus bin ich zum Glück nicht allein in die­ser Stadt. Immer wie­der ertappt man auch Volks­ver­tre­ter dabei, wie sie per­sön­lichs­te Inter­es­sen hin­ter sal­bi­gen Wort­hül­sen zu ver­ste­cken ver­su­chen, sobald sie eigent­lich Rück­grat bewei­sen soll­ten. „Ja, ist klar!“ denkt ihr. „Nun schred­dert der Herrn­le­ben wie­der wort­reich gegen den Fake­ac­count­spe­zia­lis­ten aus der König­stra­ße, der an sei­nem poli­ti­schen Ehren­amt als Stadt­rat klebt als hin­gen gut­be­zahl­te Auf­sichts­rats­pos­ten und ein paar hun­dert Euro fürs Rats­her­ren­man­dat dran.“ – Aber nein, Stier­in­ger mal außen vor.

Wo es dem einen wohl aktu­ell vor­ran­gig um die Koh­le geht, geht es ande­ren eher um Macht und Geld. Stand heu­te (Mit­te Okto­ber) ist es nun schon mehr als vier Wochen her, dass sich Bam­bergs rech­te Mit­te auf Ein­la­dung der AfD auf­ge­macht hat nach Mün­chen, um sich vor allem einen Ein­druck vom rech­ten Flü­gel des Maxi­mi­lia­ne­ums zu ver­schaf­fen. So weit, so alter­na­tiv. Ich riss das The­ma ja bereits vor einem Monat an. Es darf sich jeder ein­la­den las­sen, von wem er möch­te. Was die Frak­ti­ons­part­ner der Bam­ber­ger Mit­te seit­her aber an rhe­to­ri­scher Hilf­lo­sig­keit zusam­men­stöp­seln, über­for­dert mich intel­lek­tu­ell mehr als der Plas­tik­nach­bau von Bat­mans SUV.

Zur Erklä­rung: Wäre die Frak­ti­on aus Volt, ÖDP und Bam­ber­ger Mit­te ein kuli­na­ri­scher Haupt­gang, so stün­de sowas wie „Mit Berg­kä­se über­ba­cke­nes Schäu­fer­la auf Vanil­le­pud­ding“ auf der Spei­sen­kar­te. Klingt viel­leicht erst­mal span­nend, schmeckt aber nicht. Gar nicht. In ande­ren Wor­ten: Man passt in dem Club der kom­mu­nal­po­li­ti­schen Res­te­ver­wer­tung – inzwi­schen auch ver­wal­tungs­ge­richt­lich fest­ge­stellt – so gut zusam­men wie Leber­kä­se und Ketchup.

Den­noch darf man – trotz even­tu­ell not­wen­di­gem Swin­gern zur poli­ti­schen Selbst­auf­wer­tung – als geneig­ter Wäh­ler doch von den ein­zel­nen Frak­ti­ons­ele­men­ten wei­ter­hin eine gewis­se, den eige­nen Grund­sät­zen eini­ger­ma­ßen treue – blei­ben wir im Bild – Ver­hü­tung erwar­ten, oder? Von dem ÖDPler hab ich kei­ne E‑Mail-Adres­se gefun­den, aber Volts Brün­ker, schau­spie­len­der Che­mi­ker mit Fai­ble für gro­ße Auf­trit­te und links­li­be­ral von Bam­berg aus zur Ret­tung Euro­pas ange­tre­ten, kann ich jeder­zeit mobil kon­tak­tie­ren. Hab ich auch gemacht und nach­ge­fragt, wie es aus­sieht mit sei­ner rechts­blin­ken­den Frak­ti­on. Ist das okay für ihn? Oder nicht? Wuss­te er davon? Oder nicht? – Falls er nicht gera­de auf gro­ßer Euro­pa­tour­nee ist, ant­wor­tet er dem Klein­stadt­ko­lum­nis­ten auch nach spä­tes­tens zwei Wochen, wenn man ihn vier­mal erin­nert und über die Ber­li­ner Par­tei­zen­tra­le nach­fragt. Gro­ße Töne: Er erwar­te eine AfD-Distan­zie­rung von sei­nem vor­geb­lich mit­ti­gen Frak­ti­ons­part­ner, sonst macht er Schluss. Rück­fra­gen: „Bis wann?“ – Kei­ne Ant­wort. – „Wie schau­ts aus?“ – Kei­ne Ant­wort. – „VERLÄSST DU NUN DIE FRAKTION?!?!“ – Kei­ne Antwort.

Ich hab den ganz, ganz lei­sen Ver­dacht, als hät­te eben jenes Ende die­ser Mis­match-Frak­ti­on irgend­wel­che per­sön­li­chen Nach­tei­le für die ein­zel­nen, poli­ti­schen Dritt­li­gis­ten. Ist doch kaum vor­stell­bar bei so viel Lie­be zu Bam­berg! Geht es am Ende auch in der neben­säch­lichs­ten Frak­ti­on nur um irgend­wel­che per­sön­li­chen Inter­es­sen, um Macht­er­halt und Geld? Ich muss dran­blei­ben! – Gut, dass mein Tumb­ler fer­tig ist.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Herrn­le­ben über Sommerlöcher

Ver­schie­de­ne Som­mer­lö­cher macht Flo­ri­an Herrn­le­ben in sei­ner Kolum­ne der Okto­ber­aus­ga­be des Stadt­echos aus.

Wenn nur jedes Schlag­loch, jede Bau­gru­be in die­ser Stadt so unter­halt­sam, so kurz­wei­lig, über­haupt so „nicht der Rede wert” sein wür­de wie die oft beklag­ten Som­mer­lö­cher in der Pres­se­be­richt­erstat­tung. Nor­ma­ler­wei­se ver­ab­schie­den wir uns, die wir sonst ger­ne über das eine oder ande­re Vor­komm­nis rund um den Max­platz berich­ten, vor Lan­ge­wei­le im August an irgend­ei­nen Bag­ger­see. Das dies­jäh­ri­ge Som­mer­loch war aber eher ein Löch­chen. Nix mit Erho­lung! – Lang und wirk­lich vehe­ment habe ich für eine Son­der­aus­ga­be des Stadt­echos gekämpft, um den kom­plet­ten August und den Sep­tem­ber gewinn­brin­gend durch­schrei­ben zu dür­fen… Lei­der erfolg­los. Nun muss ich mich halt hier wie­der auf einer Sei­te kurzfassen.

Unser alle Andi, der obers­te Chef­sa­chen­chef, hat sich wie Win­ne­tou vor sei­ne Ver­wal­tung, sei­ne Mit­ar­bei­ter, vor die gesam­te Stadt­ge­sell­schaft gewor­fen und den zwei­ten Straf­be­fehl bin­nen weni­ger Mona­te – dies­mal wegen Untreue – akzep­tiert. Zum Woh­le der Stadt! Dan­ke, Andi! Dan­ke! Was mit einem Sta­pel Papier, dem inzwi­schen all­seits bekann­ten BKPV-Bericht, Ende 2020 begann, über eine Whist­le­b­lo­wer­jagd in geschichts­träch­ti­gen Sät­zen wie „Kei­ne Leis­tung ohne Gegen­leis­tung“ mün­de­te, Run­ning Gags wie den von der „ande­ren Rechts­auf­fas­sung“ her­vor­brach­te, ende­te vor weni­gen Wochen nun also mit einem dicken Brief vol­ler Straf­be­feh­le für die hal­be Füh­rungs­mann­schaft unse­rer Stadt­ver­wal­tung. Neu­er Spitz­na­me: Die Max­platz-Dal­tons. Nix mit Ruhe…

Auch unser Face­book-Fake­ac­count­pro­fi Stier­in­ger hat in die „Som­mer­pau­se“ hin­ein sei­nen Aus­tritt aus Frak­ti­on und SPD pro­kla­miert. Ein Drei­vier­tel­jahr des Aus­ein­an­der­fie­selns von Wahr­heit und Lüge, von Fake und Echt zwi­schen Sand­mann und Fran­ken… Zusam­men­ge­fasst: Ein Drei­vier­tel­jahr voll deutsch­land­wei­ter Bericht­erstat­tung über Fake­ac­count­ci­ty Bam­berg ende­te vor­läu­fig ver­gleichs­wei­se sang- und klang­los. Alle zoll­ten sich höf­lich Respekt. Für die Ent­schei­dung, also sei­ne, und für die Arbeit, also mei­ne. Ich dank­te für das Bier auf Kos­ten der Genos­sen, das ich mir bei der SPD-Ver­samm­lung ein­ver­leibt hab, in die ich gewohnt unauf­fäl­lig mit lau­tem Rüt­teln an der Tür und Schep­pern beim Betre­ten des Har­mo­nie­saals gestol­pert bin, um aus ers­ter Hand zu berich­ten, um mich anschlie­ßend zurück­zu­leh­nen, aber…

Vor­her, wäh­rend­des­sen und danach star­te­te die CSU ent­we­der aus freund­schaft­li­cher Stadt­rats­kol­le­gen­loya­li­tät oder aus Titel­sei­ten­neid her­aus ein – wenn nicht gar das größ­te – Ablen­kungs­ma­nö­ver von den SPD-Skan­da­len seit Bis­tums­grün­dung durch Hein­rich und Kuni­gun­de und schick­te ihre Bes­ten los, um sich per Face­book zunächst auf die Titel­sei­te vom FT und dann bis in die Time­line des Play­boy­chef­re­dak­teurs zu ätzen. Statt sich also mit fei­nen Laub­sä­ge­ar­bei­ten am Stuhl des Ober­bür­ger­meis­ters zu schaf­fen zu machen, säg­te man lie­ber am eige­nen Ast. End­lich! Ein Skan­dal auch bei der CSU, der im Rück­tritt des Geschäfts­füh­rers endete…

Und da das offen­sicht­lich noch nicht genug war, strau­chel­te auch noch das Stadt­rats­bünd­nis aus Volt, Bam­ber­ger Mit­te und ÖDP durch die Som­mer­pau­se, weil man sich nicht einig zu sein scheint, ob man offi­zi­ell eher links, libe­ral, öko­lo­gisch oder rechts sein möch­te, und ob das mit­ti­ge Drit­tel, weil es gern möch­te, alter­na­tiv auch mal öffent­lich­keits­wirk­sam an AfD-Kaf­fee­fahr­ten teil­neh­men kann, weil man doch eh nur aus Pro­fit­grün­den eine Frak­ti­on gebil­det hat. Bis zu die­ser Minu­te kurz vor Redak­ti­ons­schluss konn­te ich beim Noch-Frak­ti­ons­chef nicht her­aus­fin­den, ob sei­ne Euro­pä­isch-Volt­sche Brand­mau­er nach Rechts nun vor oder hin­ter der rech­ten Mit­te, der mit­ti­gen Rech­ten oder einer alter­na­ti­ven Mit­te steht.

Die­ses Face­book wird mehr und mehr zum Bam­ber­ger Poli­ti­ker­schred­der. Social­me­dia als vir­tu­el­ler Brand­be­schleu­ni­ger beim Offen­le­gen defi­zi­tä­rer Ver­hal­tens­wei­sen. Lang­sam haben wir alle Frak­tio­nen durch, fast über­all hat sich inzwi­schen mal irgend­ei­ner die Fin­ger ver­brannt. Gibt’s über­haupt noch was zu berich­ten? Jetzt, wo das Som­mer­loch vor­bei ist?

Na, hof­fent­lich fal­le ich nun in kein Loch, wenn es wie­der rich­tig losgeht…

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über dunk­le Zeiten

Die Lich­ter blei­ben aus in Flo­ri­an Herrn­le­bens Kolum­ne der August-Aus­ga­be des Stadtechos.

Frü­her war alles bes­ser! Das Seid­la kos­te­te weni­ger als eine Mark, höchs­tens ein paar Pfen­nig. Und man hat­te noch Aus­wahl aus 381 ver­schie­de­nen Braue­rei­en und Sor­ten, die aber alle – so die Sage – nach Schin­ken schmeckten.

Zur Zeit von Hein­rich II. waren auch deut­lich weni­ger Tou­ris­ten in der Stadt, die auf Seg­ways die Geh­we­ge ent­lang­schos­sen, damit sie mög­lichst schnell an den Sehens­wür­dig­kei­ten vor­bei auch wie­der aus der Stadt fort­ka­men. Nur ver­ein­zel­te Insi­der ver­irr­ten sich ins frän­ki­sche Rom, das sich zum Geheim­tipp für Städ­te­rei­sen ent­wi­ckel­te. Ich bin mir rela­tiv sicher, dass man damals noch gar nicht so recht wuss­te, dass Mit­or­a­js Cen­tu­rio­ne über­haupt betrach­tens­wert wäre. Und auch in den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten hät­ten sich die ehr­wür­di­gen Fürst­bi­schö­fe ein­schließ­lich E.T.A. Hoff­mann gewun­dert, wenn es hek­tisch am Tor der Alten­burg gedon­nert hät­te, weil eine Heer­schar von Sach­sen ger­ne noch mal schnell dön Blügg uf Bomm­berch genüüßn däädn häddn wulln, bevor das Schiff im Hafen wie­der ablegt. Ja, vie­le Jahr­hun­der­te lang ging es beschau­lich zu zwi­schen Dom und Gärtnerviertel.

Irgend­wann, es muss im frü­hen 19. Jahr­hun­dert gewe­sen sein, stell­te man fest, dass Bam­berg locker so hübsch ist wie Dort­mund und Salz­git­ter zusam­men und der dama­li­ge Ober­bür­ger­meis­ter beschloss, die schöns­ten und tolls­ten Wahr­zei­chen der Stadt beleuch­ten zu las­sen. Das brach­te meh­re­re Vor­tei­le. Zum einen soll­te es Men­schen aus der Fer­ne in die Stadt locken wie der Stern von Beth­le­hem, damit die­se die Schön­heit eben­so genie­ßen, gleich­zei­tig aber wäh­rend der tra­di­ti­ons­rei­chen Events den Ein­zel­han­del nach­hal­tig stär­ken kön­nen. Zum ande­ren waren auch die Bam­ber­ger froh und dank­bar, wie sich her­aus­stell­te. Dank der durch meh­re­re 1000 Watt star­ke Halo­gen­strah­ler illu­mi­nier­ten Wahr­zei­chen der Stadt fand man auch im Voll­rausch noch den Weg nach Hau­se. Außer man ver­wech­sel­te Michels­berg und Dom, denn dann konn­te sich der Heim­weg zie­hen. Ein wei­te­rer Vor­teil der leucht­star­ken Prä­sen­ta­ti­on war, dass die Flucht­lich­ter – wie soll ich es aus­drü­cken – ger­ne und zahl­reich Insek­ten zum Gril­len ein­lu­den und man dafür im hei­mi­schen Gar­ten nicht auf­ge­fres­sen wur­de von die­sen elen­di­gen Biestern.

Aber damit ist nun Schluss, die Lich­ter blei­ben aus! Die jahr­hun­der­te­al­te Tra­di­ti­on nimmt ein jähes Ende, die Kon­se­quen­zen unab­seh­bar: Wenn künf­tig aber­tau­sen­de nord­deut­sche Fluss- und/​oder Bus­tou­ris­ten wirr durch die Gas­sen der Dom­stadt strah­len und weder ihr Hotel noch – das wäre ja wirk­lich fatal – nach Hau­se fin­den. Dann blei­ben die hier. Aber auch das endet im rechts­frei­en Desas­ter, denn das Rat­haus ist ja heu­te schon mit der Auf­nah­me von Neu­bam­ber­gern ter­min­lich heil­los über­for­dert. Gerüch­ten zufol­ge wur­den Leu­te schon direkt ins Stan­des­amt wei­ter­ge­schickt, wenn sie das Ende der War­te­zeit nicht zu erle­ben drohten.

Die gemut­maß­ten Begrün­dun­gen, die Weh­muts- und Hor­ror­sze­na­ri­en, die die übli­chen stadt­be­kann­ten Klein­geis­ter in die sozia­len Medi­en vomie­ren, weil sie nachts, wenn sie eh schla­fen sol­len, jetzt nim­mer die Alten­burg anstar­ren kön­nen, die den Unter­gang her­auf­be­schwö­ren unse­rer kom­plet­ten Stadt mit der über tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te, weil der Stadt all­abend­lich vor­läu­fig mal kein Licht mehr auf­geht… Hei­li­cher Hein­rich! Frü­her war echt alles besser!

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über den Bam­ber­ger Schlachthof

In sei­ner Kolum­ne der Juli-Aus­ga­be des Stadt­echos geht Flo­ri­an Herrn­le­ben auf den Bam­ber­ger Schlacht­hof ein.

„Die Umwand­lung in eine GmbH erhöht die Fle­xi­bi­li­tät und Hand­lungs­fä­hig­keit des Schlacht- und Vieh­ho­fes vor dem Hin­ter­grund eines hohen Markt­drucks und wei­te­ren zukünf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen.“ Was klingt wie der bil­dungs­schwe­re Satz aus einem Lehr­mit­tel­vi­deo der frü­hen 90er, ent­stammt der Schön­wet­ter­schmie­de des Rat­hau­ses, bes­ser bekannt als städ­ti­sche Pres­se­stel­le. Der Satz ist auch kei­ne 30 Jah­re alt, son­dern gera­de ein­mal weni­ge Mona­te, und soll­te – wie noch eini­ge ande­re ähn­lich jubeln­de Wor­te – ein neu­es Zeit­al­ter ein­läu­ten: Der vor­mals von der Stadt als Eigen­be­trieb orga­ni­sier­te Bam­ber­ger Schlacht­hof war pri­va­ti­siert, also in eine GmbH gewan­delt wor­den. Nach klei­nem, anfäng­li­chem Wider­stand von diver­sen Ein­zel­kämp­fern stimm­te man der Umwand­lung mehr­heit­lich zu, den Schwei­nen und Rin­dern war’s egal.

Rund ein Jahr spä­ter scheint die Jube­lei ver­stummt: Die Bam­ber­ger Schlacht­hof-GmbH befin­det sich in wirt­schaft­li­cher Schief­la­ge. Plötz­lich. Ganz arg. Sap­per­lot! Damit konn­te kei­ner rech­nen. Selbst so man­cher Auf­sichts­rat fiel aus allen Wol­ken. Man argu­men­tiert und visio­niert sich im Gre­mi­um der Rats­her­rin­nen und ‑damen seit­her um Kopf und Kra­gen, wohl ahnend, dass man wie­der mal man­gels Ein­bli­cken ins detail­lier­te Zah­len­werk klein und dumm gehal­ten wor­den sein könn­te. Aber wer gibt das schon gern öffent­lich zu…

Das Lager, in das sich die Stadt­rä­te nun jeweils ein­ord­nen, brül­len sie ins Gehirn der Stadt­ge­sell­schaft wie aus dem Schlacht­schuss­ap­pa­rat geschos­sen. Mir ist übri­gens kei­ner über den Weg gelau­fen, dem die Zukunft des Schlacht­hofs egal zu sein scheint. Gibt es nur A und B, spricht das mei­ner Erfah­rung nach dafür, dass es kein ganz unideo­lo­gisch besetz­tes The­ma ist.

Statt erst mal Zah­len und Fak­ten detail­liert zu prü­fen, was man ja erwar­ten wür­de bei einer jun­gen Fir­ma mitt­le­rer Grö­ßen­ord­nung und einer Bilanz­sum­me von über 10 Mil­lio­nen, statt die Fra­ge nach dem War­um des Schei­terns bin­nen weni­ger Mona­te zu beant­wor­ten, zau­bern eini­ge Stadt­rä­te schnell ein Pot­pour­ri an Ideen aus dem Hut. „Weg mit dem Schlacht­hof! Wir machen da was mit Woh­nen!“ – Sogar einen Namen gibt es schon für das mög­li­che neue Quar­tier, das auf dem Gelän­de ent­ste­hen soll. Und eine fres­he Inter­net­sei­te mit eige­ner Domain gibt es auch schon! Joah, die grü­ne Frak­ti­on ist auf Zack.

Mit Wohn­raum fängt man den Bam­ber­ger! Damit holt man ihn ab! Wir erin­nern uns an die Kon­ver­si­on, mit der man der Bür­ger­schaft wahl­wei­se nahe­zu uner­schöpf­li­chen Wohn­raum, präch­ti­ge Gewerbe‑, Sport- und Frei­zeit­stät­ten und ful­mi­nan­te Kul­tur­räu­me ver­spro­chen hatte.

Und wel­cher Lieb­ha­ber frän­ki­scher Kuli­na­ri­tät möch­te nicht ger­ne da woh­nen, wo Mil­lio­nen von Rin­der- und Schwei­ne­see­len ins Himm­li­sche empor­ge­schos­sen wur­den, damit der wesent­li­che Teil, also die irdi­schen Über­res­te, zu Schäu­fer­la, der Rest zu Leber­käs ver­ar­bei­tet wer­den konn­te? Ich war­ne euch aber: Man soll­te sich nicht wun­dern, wenn man die See­len nachts bei Voll­mond dort im künf­ti­gen Wohn­quar­tier noch gespens­tisch quie­ken hört.

Mit der Idee jeden­falls len­ken sie zumin­dest geschickt von der eige­nen Ahnungs­lo­sig­keit ab, die bei den hin­ein­ge­salb­ten Stadt­rä­ten oft schon kurz nach der Anzahl der Frei­bier­mar­ken pro Stadt­teil­kirch­weih beginnt. Womit wir schon bei der zwei­ten Grup­pe sind: Den Ahnungs­lo­sen, die unser aktu­el­les Stan­dard­ar­gu­ment für wirt­schaft­li­che Schief­la­gen aller Art auf­brau­chen: Corona.

Dass man das Pro­blem „Coro­na“ nicht schon bei der Umwand­lung in eine GmbH gese­hen hat, die ja aus heu­ti­ger Sicht zur Coro­na­halb­zeit statt­fand, spricht wie­der ein­mal für Stadt­rä­te, an denen Zah­len so lan­ge vor­bei­ge­mo­gelt wer­den, bis das Kind im Brun­nen, in unse­rem Fall die Sau im Trog war…

Der Vor­schlag, was zu tun ist, da bin ich mir sicher, wird schon aus der Stadt­ver­wal­tung, expli­zit aus dem Finanz­re­fe­rat kom­men. Und mit dem Vor­schlag ereilt uns dann auch wie­der – wie schon im Zusam­men­hang mit selbst­ver­ständ­lich über­haupt nicht im Zusam­men­hang ste­hen­den Per­so­nal­amts­lei­ter­schlacht­hof­ge­schäfts­füh­rer­wech­sel­job­hin­schmei­ßun­gen – eine wohl­fei­le Pres­se­er­klä­rung, die der Stadt­rat ger­ne glau­ben wird.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Flo­ri­an Herrn­le­ben über ech­te, digi­ta­le Events :-)

Stadt­rats­sit­zung bei „TV Rathaus“

Stadt­echo-Kolum­nist Flo­ri­an Herrn­le­ben hat online eine Stadt­rats­sit­zung verfolgt.

Es ist Mitt­woch­nach­mit­tag und ich habe wirk­lich abso­lut nix Bes­se­res zu tun. Grund genug also für den mit­tel­mä­ßig an Stadt­po­li­tik inter­es­sier­ten Klein­stadt­ka­ba­ret­tis­ten und Stadt­echo­ko­lum­nis­ten, mal „TV Rat­haus“ unter www.bamberg.de ein­zu­schal­ten und bei der heu­ti­gen Voll­sit­zung rein­zu­zap­pen, die nun wie jede Stadt­rats­sit­zung seit eini­gen Mona­ten live ins Inter­net, also in die gro­ße, wei­te Welt gespült wird, damit sel­bi­ge sich dar­an erla­ben kann. Pünkt­lich bin ich. Und mit mir – das wird mir ange­zeigt – sogar 19 andere.

„Ein wah­rer Gas­sen­fe­ger!“, denk ich mir erst, bevor ich mir dann doch die Fra­ge stel­le, wie vie­le der in den Stadt­rat hin­ein­ge­salb­ten Rats­her­rin­nen und ‑damen heu­te unter den knapp 20 Zuschau­ern sind, um ihren eige­nen Auf­tritt und vor allem sich selbst am Smart­phone zu bewun­dern. 44 plus Rat­haus­spit­ze könn­ten es dann ja wenigs­tens sein. Aber nur die ganz Pflicht­be­wuss­ten, die beson­ders Schö­nen und die Aller­wich­tigs­ten, so sag­te man mir inzwi­schen, kann man live im Rats­saal dabei beob­ach­ten, wie sie sich selbst im Stream bestau­nen, weil sie der Über­tra­gung von Wort und Gesicht ins WWW zuge­stimmt haben.

Nun bedeu­tet das eng­li­sche Wort Stream ja bekannt­lich sowas wie Strö­mung oder Fluss und nicht Schluck­auf. Was ich da sehe, erin­nert mich aber schwer an die Zeit unse­rer Kas­perl­tour­neen durch ganz Bay­ern im Jahr 1994, als ich hin­ten im Auto mei­ner Eltern ver­sucht habe, auf dem trag­bar­klei­nen Mini­schwarz­weiß­röh­ren­fern­se­her mit lan­ger Anten­ne bei 80km/​h auf der Auto­bahn ein eini­ger­ma­ßen unter­bre­chungs­frei­es Bild- und Ton­si­gnal vom Fuß­ball­län­der­spiel der WM in den USA ein­zu­fan­gen. Für weni­ge Sekun­den. Zuver­läs­sig war nicht die Über­tra­gung, son­dern nur die nächs­te Unter­bre­chung im garan­tiert span­nends­ten Moment. Bild und Ton ver­ab­schie­de­ten sich – im Unter­schied zu heu­te damals noch emp­fangs­tech­nisch bedingt – ins ana­lo­ge Flim­mer­nir­va­na und man muss­te sich Minu­ten spä­ter bei ver­än­der­tem Spiel­stand oder noch schlim­mer in der Halb­zeit­pau­se gedank­lich erst­mal wie­der ins Spiel­ge­sche­hen einsortieren.

Grund für die heu­ti­gen Unter­bre­chun­gen ist aber nicht etwa ein Dosen­te­le­fon als Inter­net­lei­tung, son­dern die Daten­schutz­be­find­lich­kei­ten ein­zel­ner Stadt­rats­mit­glie­der und Frak­tio­nen, die sich zwar all­zu gern auf Wahl­pla­ka­ten, weni­ger gern aber im Inter­net sehen. Die Empö­rung im Win­ter war noch groß, als sich CSU, BBB und Ein­zel­kämp­fer teils mit Ver­weis auf Stier­in­gers Fake­ga­te die­sem neu­mo­di­schen Inter­net und der Inter­net­live­über­tra­gung ent­zo­gen. Und auch zwei Refe­ren­ten a.k.a. berufs­mä­ßi­ge, also bezahl­te Stadt­rä­te legen kei­nen gestei­ger­ten Wert auf welt­wei­te Popu­la­ri­tät und las­sen sich visu­ell pie­pen. Wie die bei­den Her­ren meh­re­re hun­dert Men­schen Per­so­nal im Rat­haus füh­ren, wenn sie gleich­zei­tig Angst vor 20 Zuschau­ern im Inter­net haben, ist mir ein Rät­sel. Inzwi­schen haben sich jeden­falls alle rund 20 Stamm­zu­schau­er an die stän­di­gen, wer­be­frei­en Zwangs­un­ter­bre­chun­gen gewöhnt.

Die ver­meint­li­che Gewöh­nung darf nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass die Zuschau­er­zah­len eher ernüch­ternd sind. Als ich – um aufs Kas­perl­spie­len zurück­zu­kom­men – in den 90ern beim Stamm­tisch­fest der Rüf­tels hin­ten in Mönch­sam­bach Kas­perl­thea­ter gespielt habe, hat­te ich sogar in schlech­ten Jah­ren locker fünf­mal so vie­le Zuschau­er. Und es ging dabei – das wer­den vie­le Zeit­zeu­gen bestä­ti­gen kön­nen – span­nen­der zu und war in Nach­be­trach­tung his­to­risch defi­ni­tiv rele­van­ter, haben wir doch in der viel beschwo­re­nen Gemein­schaft sogar Hexen und Zau­be­rer besiegt. Oder um in der Kul­tur­welt zu blei­ben: Stell’ ich rund 50 Leu­te als Chor auf eine Büh­ne, erwar­te ich schon, dass jeder min­des­tens zwei Zuschau­er mitbringt.

Wor­an es liegt? Ich hab eine Ver­mu­tung. – Nichts ist unin­ter­es­san­ter als eine öffent­li­che Stadt­rats­sit­zung, für die bereits im Vor­feld in Sena­ten und in Vor­be­spre­chun­gen zu Sena­ten und im Ältes­ten­rat und in der Vor­be­spre­chung zur Vor­be­spre­chung zur Voll­sit­zung im Hin­ter­zim­mer bereits alles glatt­dis­ku­tiert wur­de. Das Strea­ming dient mehr dem Ego ein­zel­ner Stadt­rä­te als der Trans­pa­renz von Ent­schei­dun­gen oder gar der gro­ßen Demokratie.

Des­halb hab ich meis­tens etwas Bes­se­res zu tun als öffent­li­chen Sit­zun­gen zu fol­gen. Auf dem Rat­haus­flur hört man der­weil näm­lich oft mehr…

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über die Brückenbrüstung

In sei­ner Kolum­ne der Mai-Aus­ga­be des Stadt­echos wid­met sich Flo­ri­an Herrn­le­ben einer Bam­ber­ger Brückenbrüstung.

Der gemei­ne Bam­ber­ger ist tra­di­ti­ons­be­wusst. Wenn irgend­et­was nicht mehr „wie‘s scho immä woäh!“ ist, dreht er aus. Jah­re ohne Sand­ker­wa, den Lokal­teil vom FT direkt vor­ne, der Honer, der, glaub‘ ich, inzwi­schen anders heißt… Mit Neu­em tut er sich schwer. Er braucht sei­ne zuver­läs­si­gen wie regel­mä­ßi­gen Ein­trä­ge im Schwarz­buch der Steu­ern oder die Staats­an­walt­schaft im Rat­haus. Nun war auch das Team der Sati­re­sen­dung quer wie­der hier. Bekann­ter­ma­ßen bin­nen weni­ger Mona­te schon zum zwei­ten Mal in der WelteB­Re­stadt Bam­berg könn­te das der Beginn einer wei­te­ren schö­nen Tra­di­ti­on sein. Es ging dies­mal nicht um die Sand­manns und Fran­kens unse­rer Stadt, son­dern – Natür­lich! The­ma Nr. 1! – um die Unte­re Brü­cke und die dort ange­sie­del­te Gas­tro­no­mie, die die Stadt­ge­sell­schaft so sehr spal­tet wie sonst nur Bahn­glei­se oder Lastenfahrradparkplätze.

Etwas aus dem Fokus der Öffent­lich­keit ist beim gan­zen Kom­mer­zia­li­sie­rungs­streit die Brü­cken­brüs­tungs­dis­kus­si­on gera­ten. Nach unge­fähr 1000 Jah­ren „Altes Rat­haus im Bam­ber­ger Was­ser“ hat ein Gut­ach­ten des TÜV-Süd sicher­heits­hal­ber den mah­nen­den Zei­ge­fin­ger erho­ben und bestä­tigt, dass die Brüs­tung lebens­ge­fähr­lich sein kann.

Die Wahr­schein­lich­keit, dass ein Tou­rist beim Ablich­ten des fünf­mil­li­ons­ten Fotos vom Brü­cken­rat­haus vor einem schritt­ge­schwin­dig­keits­fah­ren­den Seg­way­fah­rer erschrickt, dabei jeman­den anrem­pelt, der sein Vanil­le-Ros­ma­rin-Schäu­fer­la-Eis, das er weni­ge Minu­ten zuvor auf der (sehr siche­ren) Obe­ren Brü­cke gekauft hat, nicht nur fal­len lässt, son­dern vor lau­ter Schreck über die Brüs­tung der Unte­ren Brü­cke schießt, um dann selbst reflex­ar­tig hin­ter­her­zu­hech­ten, ist so groß wie – um einen berühm­ten Bam­ber­ger Phi­lo­so­phen zu zitie­ren – ein Wald­brand auf dem Maxplatz.

Trotz­dem muss gehan­delt wer­den. Drin­gend! Die Brü­cke braucht eine höhe­re Brüs­tung! Wir haben es zwar geahnt: Das Ver­wei­len und das Lau­fen, das Fahr­rad­fah­ren, über­haupt alles in unmit­tel­ba­rer Nähe des Sau­trogs scheint wei­ter­hin auch laut TÜV recht unge­fähr­lich. Das Ver­wei­len und Lau­fen auf den dazu ein­la­den­den Brüs­tun­gen birgt ein erhöh­tes Absturz­ri­si­ko. Krass! Auch wenn mich bis­her kein Brü­cken­ge­län­der expli­zit zum Bestei­gen und Her­um­lau­fen ein­ge­la­den hat, möch­te ich an die­ser Stel­le für die jün­ge­ren Leser beto­nen: Das Lau­fen auf nahe­zu allen Brü­cken­ge­län­dern und Brüs­tun­gen kann dazu füh­ren, dass man „nun­der­bol­lert“. Und wenn es blöd läuft, in die fal­sche Rich­tung. Das gilt übri­gens auch für Rut­schen und Klet­ter­ge­rüs­te auf dem Kin­der­spiel­platz: Kopf­über­run­ter­sprin­gen ist doof.

Natür­lich möch­te nie­mand die Haf­tung dafür über­neh­men, wenn sich der nächs­te Zwei­pro­mil­ler eines Nachts auf der Brü­cken­brüs­tung verläuft/​vertanzt/​vertorkelt, was im Übri­gen aber auch durch die stadt­be­kann­te Gelän­der­va­ri­an­te B nicht ver­hin­dert wird.

Die Brü­cke erhält aber wohl trotz­dem bald ein mit­tel­fi­li­gra­nes Edel­strahl­kon­strukt, an das man sich einer­seits wun­der­bar-bequem anleh­nen kann, aber nur tags­über, was nicht vom Run­ter­bol­lern abhält, wenn man nachts brüs­tung­tanzt, was man mut­maß­lich aber eh nur mit zu wenig Blut im Alko­hol macht, was wie­der­um ja gar nicht pas­sie­ren kann, weil die Brü­cke samt Brüs­tung ja bei zu viel Par­ty wahl­wei­se kom­mer­zia­li­siert oder gesperrt wird.

Es klingt sinn­voll! Was es kos­tet? Kei­ne Ahnung…

Aber even­tu­ell ist das Gelän­der dann viel­leicht wie­der was für den Bund der Steu­er­zah­ler. Also, mei­ne lie­ben Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger, bleibt es in unse­rem Bam­berg wenigs­tens dahin­ge­hend wei­ter­hin ganz, ganz traditionell.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über die Cau­sa Sandmann

In sei­ner Kolum­ne der April-Aus­ga­be des Stadt­echos wid­met sich Flo­ri­an Herrn­le­ben einem gewis­sen Sandmann.

Es war ein­mal ein SPD-Fraktionschef…

Kaum ein Satz, der beim ers­ten Lesen für Bam­ber­ger außer­halb des Fake­ac­count­fan­clubs ganz wit­zig klingt und gleich­zei­tig fast sub­til, weil so ähn­lich bereits 1000 Mal gehört, mit einem ganz beson­de­ren Pro­no­men beginnt, fasst die letz­ten Wochen und Mona­te unse­rer städ­ti­schen Gescheh­nis­se so bedeu­tungs­schwan­ger zusammen.

Es ging ganz schön rund: Ange­fan­gen bei mei­nem 1000-Euro-Wett­ein­satz zur Auf­fin­dung der damals noch offi­zi­ell ver­meint­li­chen Face­book-Fake­ac­counts per Herrn­le­ben-Blog über diver­se Zei­tungs­in­ter­views und ‑berich­te über die Sand­manns, Fran­kens und Haus­dör­fers die­ser Stadt bis hin zum ers­ten, grö­ße­ren Show­down in der BR-Sen­dung „quer“, in der dann unser aller Stadt­mar­ke­ting­klaus – von Kame­ras ange­zo­gen wie einst See­män­ner von den Sire­nen – etwas ins Mikro­fon sag­te, was tief bli­cken lässt über sei­ne Mei­nung zur Meinungsmanipulation.

Aber. Trotz allen Drucks zog es der SPD-Frak­ti­ons­chef, der uns sonst per Face­book eigent­lich ger­ne an jeder Neben­säch­lich­keit sei­ner Gedan­ken­welt teil­ha­ben lässt, vor, ein Geheim­nis um die Fake­ac­counts zu machen, die sogar über­re­gio­nal inzwi­schen bekann­ter sind als so man­cher Hin­ter­bänk­ler des SPD-Frak­ti­on. „Stadt­mar­ke­ting at its best“, sozusagen.

Die SPD-Frak­ti­on war es übri­gens auch, die mich mit ihrem Auf­klä­rungs­drang der drei japa­ni­schen Affen maß­geb­lich dazu moti­viert hat, in mei­ner stadt­be­kann­ten Hilfs­be­reit­schaft die Wahr­heits­fin­dung – sagen wir – enga­giert vor­an­zu­trei­ben: Zunächst mit einer 19-sei­ti­gen Zusam­men­fas­sung der wich­tigs­ten Fak­ten und Ver­laut­ba­run­gen unse­rer dilet­tan­tisch ange­leg­ten, künst­li­chen Maul­hel­den, dann mit dem Ver­öf­fent­li­chen klei­ner Whats­App-Grup­pen-Screen­shots, die bewei­sen, dass Klaus Sand­mann nutz­te, um sei­ne eige­nen SPD-Kreis­ver­band zu mani­pu­lie­ren, und zuletzt nun dank der Exper­ti­se von Frau Dr. Thor­mann, ihres Zei­chens ein­zi­ge öffent­lich bestell­te und ver­ei­dig­te Sach­ver­stän­di­ge für foren­si­sche Lin­gu­is­tik. – Ver­ei­digt! Ja, Eid! – Wir erin­nern uns! Das ist das, was der König­stra­ßen­kai­ser bis­her nicht ableis­ten woll­te in Form einer eides­statt­li­chen Erklärung.

Ver­öf­fent­li­chung mit Sala­mi­tak­tik? – Kann ich, ja! – Über die jüngst abge­schnit­te­ne Schei­be wur­de breit berichtet:

Frau Dr. Thor­mann und ich prä­sen­tier­ten in einem gut ein­stün­di­gen Video unse­re Recher­che­er­geb­nis­se mit ihrer Bewer­tung der umfas­sen­den Text­ver­glei­che zwi­schen Fake­ac­count-Sand­mann und Fake­ac­count­bud­dy-Stier­in­ger, was übri­gens noch mehr Spaß gemacht hät­te, wäre es nicht um den unvor­stell­ba­ren Ein­zug trumpes­ker Metho­den ins poli­ti­sche Getrom­mel der Roman­tisch-Welt­erbe­stadt Bam­berg gegangen.

Es wür­de zu weit füh­ren, alle ein­zel­nen Punk­te, die sich am Ende zu einem Gesamt­ein­druck zusam­men­fü­gen, hier in ein paar Zei­len zu packen. Dafür gibt es das Video (QR-Code!).

Aber. Es erschie­nen gewis­se Haupt-Neben­satz-Mus­ter, Norm­ab­wei­chun­gen (a.k.a. Feh­ler) unter ande­rem bei der Ver­wen­dung von „erschei­nen“ und eigen­tüm­li­che Meta­phern so auf­fäl­lig zu sein, dass Klaus Sand­manns heis­sen (sic!) Atem im Nacken zu spü­ren erscheint. Und. Auch die über­durch­schnitt­li­che Ver­wen­dung des Wor­tes „es“ erscheint eine Norm­ab­wei­chung, weil sie für eine gehäuf­te Ver­wen­dung des Wor­tes „es“ als Exple­ti­vum spricht.

Apro­pos! Das Exple­ti­vum „Es“ aus „Es war ein­mal…“ ist kein des­halb ech­tes, kein klas­si­sches Per­so­nal­pro­no­men, weil es (hihi!) – um mal frei nach Wiki­pe­dia zu zitie­ren – kei­nen inhalt­li­chen Bezug zu einem ech­ten Gegen­stand oder zu einer ech­ten Per­son hat. Wir kön­nen es in die­sem Fall also locker auch mal völ­lig unlin­gu­is­tisch (sor­ry, Frau Dr. Thor­mann!) „Fake-Pro­no­men“ (Fake-Für­wort) nen­nen. Apro­pos Fake…

Es war ein­mal – mit hoher Wahr­schein­lich­keit – der SPD-Fraktionschef…

Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben übers Bam­ber­ger Fake-Gate

In der aktu­el­len Stadt­echo-Kolum­ne von Flo­ri­an Herrn­le­ben geht es um gewis­se Facebook-Fakeaccounts.

Neu­es Jahr, neu­es Glück. Und altes Pro­blem, nur schlim­mer. Ich will nicht her­um­lü­gen: Es ist Mit­te Dezem­ber, der Redak­ti­ons­schluss für das Stadt­echo und damit für die Kolum­ne des all­seits belieb­ten wie zot­te­li­gen Stadt­echo-Kolum­nis­ten, der immer lie­ber drei Tage zu spät abgibt als zwei Tage zu früh, um eini­ger­ma­ßen aktu­ell zu sein, wur­de um fast eine gan­ze Woche vor­ge­zo­gen, weil angeb­lich Weih­nach­ten vor der Tür steht und das mit Druck und Ver­tei­lung sonst über die Fei­er­ta­ge nicht hin­haut, sagt der Chef­re­dak­teur. Jaja­ja. Ver­damm­te Axt! Ihr könnt gern mal aus­rech­nen, wo ich grad im Moment zeit­lich unter­wegs bin, wenn ihr das lest.

Ich sag es euch: Gera­de eben war die letz­te Stadt­rats­sit­zung 2021, man hat den Haus­halt durch­ge­prü­gelt und die aktu­el­len Coro­na­zah­len aus­wen­dig gelernt. Unterm Strich hat man über vier Stun­den lang um den hei­ßen Brei geredet:

Bam­berg befin­det sich momen­tan in der größ­ten Kri­se seit… seit… Ja, seit Okto­ber oder Novem­ber, als ich das mit dem VGH-Urteil über die hops­ge­gan­ge­ne Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung the­ma­ti­siert hab. Nur trifft es dies­mal nicht die Stadt­ver­wal­tung, son­dern sehr dezi­diert die SPD und ihren Frak­ti­ons­chef. Für alle, die es nicht mit­be­kom­men haben, weil sie bei­spiels­wei­se unter einem Stein im Hauptsmoor­wald woh­nen: Es kam wie im ver­gan­ge­nen Jahr kurz vor Weih­nach­ten erneut recht dicke. Wie­der FT, wie­der BR, dies­mal „quer“, wie­der Flo­ri­an Herrnleben.

Euer all­seits belieb­ter und vor allem gut­aus­se­hen­der Klein­stadt-Kaba­ret­tist und ‑Kolum­nist hat­te über sei­nen Blog nur ein paar Face­book-Fake­ac­counts auf­flie­gen las­sen, die – diplo­ma­tisch gesagt – ten­den­zi­ös pro Rat­haus, Star­ke und SPD und con­tra Pres­se argu­men­tiert haben. Die Inhal­te der Kom­men­ta­re, die Spiel­wie­sen der drei Hal­lo­dris wie Bam­berg Facts und das Pro­fil von Klaus Stier­in­ger lie­ßen den Ver­dacht auf­kei­men, dass eine gewis­se Nähe zu den vir­tu­ell-digi­ta­len Play­back­sän­gern bestehen könnte.

Es hät­te eini­ger­ma­ßen glimpf­lich aus­ge­hen kön­nen, weil man das The­ma mit dem bekann­ten König­stra­ßen­re­flex „Wer ist schon die­ser Herrn­le­ben?!“ wohl am liebs­ten hät­ten aus­sit­zen wol­len, wenn nicht…. Ja, wenn nicht vier Her­ren der BR-Sen­dung „quer“ in Bam­berg, genau­er gesagt in der König­stra­ße vor­bei­ge­schaut hät­ten. Unser Klau­si gab zu, die Fake­ac­counts zu ken­nen, gut zu ken­nen, und „ok“ zu fin­den. – Hin­ter­her ist man immer schlau­er und wer von uns ist schon TV-Pro­fi, aber: Es war, soviel kann man jetzt schon sagen, nicht die geschick­tes­te aller Ant­wor­ten für einen ech­ten Politiker.

Ers­te Reak­ti­on nach die­sem even­tu­ell aus­bau­fä­hi­gen BR-Auf­tritt: Der SPD-Frak­ti­ons­chef macht – Stand heu­te – für ein paar Wochen bis Mona­te den Pre­ka­ri­ats-Hel­mut, um dann anschlie­ßend wei­ter­zu­scheu­ern. Man­gels Glas­ku­gel ver­mag ich aber nicht zu beur­tei­len, was ihr Mit­te oder Ende Janu­ar, wenn ihr das Heft hier zum Lesen zwi­schen den Fly­ern in eurem Lieb­lings­ca­fé her­vor­ge­kramt habt, im tages­ak­tu­el­len FT fin­det. Es könn­te gewis­se inhalt­li­che Dis­kre­pan­zen zwi­schen dem Schrieb hier und den Tat­sa­chen geben.

Aber das, und das möch­te ich abschlie­ßend beto­nen, liegt nicht an mir und dass ich irgend­was fal­sches behaup­ten wol­len wür­de, son­dern dar­an, dass ich Mit­te Dezem­ber was für Janu­ar ablie­fern soll, was dann auch noch stimmt, wenn ihr es lest. Ver­damm­ter Redaktionsschluss!

Gutes Neu­es!

Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über 2021

In sei­ner aktu­el­len Stadt­echo-Kolum­ne wirft Flo­ri­an Herrn­le­ben einen Blick zurück auf das Jahr 2021 und auf eini­ge der poli­ti­schen Errun­gen­schaf­ten – zwin­ker, zwin­ker -, die es in Bam­berg mit sich brachte.

Und schon ist ein Jahr vor­bei. Und es endet, wie es begon­nen hat: Coro­na, ein The­ma, das ich auf­grund sei­ner Omni­prä­senz in mei­nen Ver­laut­ba­run­gen eher schmal gehal­ten hab, um ande­ren Inhal­ten Raum zu geben, schießt mit einer Unauf­halt­sam­keit durch Bam­berg wie sonst nur Staats­an­walt­schaf­ten durch das Rat­haus. Es jäh­ren sich aber nicht nur die Inzi­den­zen. Auch der an die Pres­se durch­ge­sto­che­ne BKPV-Bericht über die eher – sagen wir – libe­ra­le Aus­le­gung der Tarif­ge­set­ze im öffent­li­chen Rat­haus-Dienst fei­ert sei­nen ers­ten Geburts­tag in mei­nem Gift­schrank. Die Ver­ant­wor­tung, die mir der Typ im Bat­man-Kos­tüm mit Über­ga­be des Prüf­be­richts über­tra­gen hat, war nicht ohne. Aber wir haben viel erreicht, denk ich. Sowohl mit mei­nen Ver­laut­ba­run­gen im Stadt­echo, als auch mit Herrn­le­bens Über­stun­de im Internetz.

Ich habe ver­sucht, euch Tarif­ge­set­ze zu erklä­ren, hab das Arbeits­zeit­ge­setz erläu­tert und näher­zu­brin­gen ver­sucht, dass es total unrea­lis­tisch oder wenigs­tens nicht all­zu geset­zes­treu ist, wenn arme Rat­haus­see­len Woche für Woche 60 Stun­den arbei­ten müs­sen. Und so haben wir gelernt, die Stadt Bam­berg womög­lich eine Bohr­in­sel betrei­ben müss­te, weil nur „off­shore“ das Arbeits­zeit­ge­setz nicht greift.

Wir haben aus­ge­rech­net, dass unser Vor­zei­ge-Rat­haus­mit­ar­bei­ter Schor­schi wohl nachts zwi­schen dem 1. und 2. Weih­nachts­fei­er­tag Über­stun­den schiebt, um im stau­bi­gen Hei­zungs­kel­ler des Rat­hau­ses Atom­müll von links nach rechts zu schich­ten, um die not­wen­di­gen Zuschlä­ge zu erhal­ten. Oder anders, im Tarif­recht­ler­deutsch: Weih­nachts­zu­schlag, Sonn­tags­zu­schlag, Nacht­zu­schlag, Über­stun­den­zu­schlag, Staub­be­las­tungs­zu­schlag, nicht kli­ma­be­ding­ter Hit­ze­ein­wir­kungs­zu­schlag plus Strah­lungs­ex­po­si­ti­ons­zu­schlag kön­nen zusam­men locker 100 Pro­zent Lohn­zu­schlag ergeben.

Wir haben gelernt, dass es ein Ober­bür­ger­meis­ter not­falls im Allein­gang schafft, weg­ge­fal­le­ne Über­stun­den­pau­scha­len mit Eil­ver­fü­gun­gen, Höher­grup­pie­run­gen und Beför­de­run­gen zu kom­pen­sie­ren, wenn man sie einem neu­en Per­so­nal­se­nat in der ers­ten Sit­zung der Legis­la­tur unter­ju­belt und alle ande­ren Stadt­rä­te mit dem Abhän­gen von Bay­er­lein-Schmie­re­rei­en ablenkt. Wir haben gelernt, dass man den §353b des Straf­ge­setz­bu­ches (Ver­let­zung des Dienst­ge­heim­nis­ses und einer beson­de­ren Geheim­hal­tungs­pflicht) gleich­zei­tig doof und gut fin­den kann, weil man des­halb einer­seits selbst einen Straf­be­fehl wegen Adress­da­ten­schutz drü­ber­ge­bre­zelt bekommt, weil er aber auch ande­rer­seits als Grund­la­ge zur Ver­fol­gung von Whist­le­b­lo­wern nutzt. Nichts beschreibt die absur­de Bam­ber­ger Recht­auf­fas­sung besser.

Über­haupt! Den Begriff “Eige­ne Rechts­auf­fas­sung” haben wir auch ganz neu in unse­ren Wort­schatz auf­ge­nom­men. Wir haben gelernt, dass ach-wie-wit­zi­ge Ertrin­ke-Foto­pos­tings in Face­book zeit­gleich zur gro­ßen Flut gar nicht ach-so-gut ankom­men bei Leu­ten in Nord­rhein-West­fa­len, denen gan­ze Häu­ser weg­ge­spült wur­den. Wir haben gelernt, dass auch der VGH die Rechts­au­fas­sung der Stadt Bam­berg nur bedingt teilt, und vor allem dann nicht, wenn das Auto­gramm unse­res Rat­haus­chefs fehlt oder der Sta­pel Papier nicht ver­nünf­tig zusam­men­geta­ckert ist. Und zuletzt haben wir noch gelernt, dass man Sit­zungs­vor­la­gen nur soweit trau­en soll­te wie der Reiß­fes­tig­keit von gel­ben Säcken.

Ne, ja! Also! War ein span­nen­des Jahr, die­ses 2021!

Nur was die Bewäl­ti­gung der Pan­de­mie betrifft, da haben wir nix, also über­haupt gar nix gelernt.

Fro­hes Fest, kommt gut rüber und bleibt gesund!

Ihr Flo­ri­an Herrnleben

Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über Zweckentfremdungen

Jeden Monat das Glei­che. Wochen­lang bin ich am Über­le­gen, was ich den geneig­ten Stadt­echo-Lesern im nächs­ten Monat auf die Fuß­mat­te vor die Tür legen kann. Und Monat für Monat stol­pern – mal mehr, mal weni­ger öffent­lich­keits­wirk­sam – die Stadt­ver­wal­tung und ihre Obers­ten im letz­ten Moment kurz vor Redak­ti­ons­schluss über klei­ne, fie­se Pol­ler, die sich – im Unter­schied zu den Uns­ri­gen in der Sand­stra­ße zuver­läs­sig – unbe­merkt in den Weg gelif­tet haben. Da lässt sich unse­re Rat­haus­ober­schicht nicht lum­pen, auch auf unse­ren OB ist da Verlass.

In den ver­gan­ge­nen Tagen mach­te eine feh­len­de Unter­schrift unse­res Chef­un­ter­zeich­ners die Run­de. Wie (zufäl­lig, Zwin­kers­mi­ley ins Rat­haus) bekannt wur­de, bekam die Stadt vom Baye­ri­schen Ver­wal­tungs­ge­richts­hof zum wie­der­hol­ten Male die Levi­ten gele­sen, weil man das Aus­fer­ti­gen von offi­zi­el­len Doku­men­ten eher ent­spannt ange­gan­gen war. “Da, druck des amoll aus! Des is etz unner Gesetz!” reicht halt vor Gericht nicht. Kon­kret ging es um die soge­nann­te Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung, die man­gels kor­rek­ter Aus­fer­ti­gung für den Zeit­raum 2019/​2020 für unwirk­sam erklärt wurde.

Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung? – Klingt erst­mal mit­tel­mä­ßig sper­rig, aber Insi­dern dürf­te bekannt sein, dass es sich dabei nicht um Rege­lun­gen zu Über­stun­den­pau­scha­len han­delt, die man – zweck­ent­frem­det – für recht­lich nicht mög­li­che Höher­grup­pie­run­gen ver­wen­den woll­te. Auch geht es nicht um ein Steh­ca­fé am Schön­leins­platz, das man – auch zweck­ent­frem­det – als Out­door-Sit­zungs­saal für die ganz wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen nutzt. Es sind auch nicht die AGB eines ehe­mals unab­hän­gi­gen Bam­ber­ger Face­book­por­tals, das man nun als SPD-Wer­be­platt­form missbraucht.

Nein, die in den letz­ten Tagen so oft erwähn­te “Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung” soll die Situa­ti­on auf dem ange­spann­ten Immo­bi­li­en­markt in Bam­berg verbessern.

Weil in Bam­berg inzwi­schen 16 Qua­drat­me­ter-Wohn­klos für Stu­den­ten bekannt­lich ger­ne mal 1.600 Euro kalt pro Monat kos­ten und man mun­kelt, dass es Sinn macht, bereits mit dem Säug­ling bei einem Mak­ler vor­stel­lig zu wer­den, damit der ihn auf die War­te­lis­te für eine aus­rei­chend gro­ße Woh­nung zur Fami­li­en­grün­dung 25 Jah­re spä­ter setzt, hat die Stadt Bam­berg der Zweck­ent­frem­dung von Wohn­raum den Kampf ange­sagt: Kei­ne undis­ku­tier­te, “zweck­ent­frem­den­de” Umwand­lung in eine Gewer­be­im­mo­bi­lie, schon gar nicht in eine Ferienwohnung.

In mei­ner libe­ral-christ­lich-öko­lo­gisch-sozia­len Brust schla­gen meh­re­re Her­zen. Ist so viel Markt­ein­griff in Ord­nung? Feri­en­woh­nungs­be­trei­ber: Selbst schuld, Augen auf bei der Berufs­wahl? Darf man sehen­den Auges Immo­bi­li­en­prei­se bis auf Münch­ner Niveau stei­gen las­sen? Wel­cher Rat­haus­prä­mi­en­pre­mi­um soll sich das noch leis­ten kön­nen? Darf man den Innen­stadt­be­woh­nern Woche für Woche Hor­den von Tou­ris­ten durch die Vor­gär­ten jagen und ihnen gleich­zei­tig die Chan­ce neh­men, ein paar Euro dar­an mit­zu­ver­die­nen? Wer bezahlt denn die denk­mal­kon­for­me Restau­rie­rung des Sand­stein­so­ckels am Alt­bau, wenn der sich in Fol­ge der jah­re­lan­gen Pene­tra­ti­on durch Magen­säu­re und Bla­sen­in­halt zu zer­set­zen beginnt, weil man ein Sau­fe­vent nach dem ande­ren in der Innen­stadt fei­ern muss? Ist es sozi­al, den Markt zuse­hends ver­knap­pen zu las­sen, so dass Woh­nun­gen jen­seits der 100 Qua­drat­me­ter inzwi­schen so viel kos­ten wie ganz hin­ten im Land­kreis, Rich­tung Unter­fran­ken, Grund­stü­cke mit 10.000 Qua­drat­me­ter samt Haus? Letz­te Fra­ge: Darf die Stadt auf pri­va­te Immo­bi­li­en­be­sit­zer zei­gen, wenn sie in den letz­ten – sagen wir – 15 Jah­ren unter SPD-Regent­schaft am Chef­ses­sel genau wie vie­le Sozi­al­woh­nun­gen durch ihre Töch­ter hat bau­en lassen?

Die ers­te, stüm­per­haf­te Aus­fer­ti­gung der Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung flog der Stadt schon um die Ohren. Ob der zwei­te Ver­such erfolg­rei­cher war, wer­den wohl wie­der Gerich­te ent­schei­den. Aber zum Glück ist die Stadt­flucht ja bereits in vol­lem Gan­ge, da sind sich vie­le Exper­ten einig. Auch Bam­bergs Ein­woh­ner­zah­len wer­den wohl in die­sem Jahr zum zwei­ten Mal sin­ken. Viel­leicht brau­chen wir die Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung bald gar nicht mehr und wir haben dann eine zweck­ent­frem­de­te, aber immer­hin unter­schrie­be­ne Zweck­ent­frem­dungs­sat­zung. Juhu!