In seiner letzten Stadtecho-Kolumne lässt Florian Herrnleben sein Wirken der vergangenen sieben Jahre Revue passieren. Nicht nur blickt er auf ausgewählte Highlights
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Kolumne
Florian Herrnleben über Das, was bisher geschah
Ich kann nicht mal direkt sagen, woran es liegt, dass ich das Gefühl hab´, seit meiner letzten Kolumne für die Augustausgabe zieht sich die Zeit wie Kaugummi unten am Schuh samstagabends in der Sandstraße. Aus acht Wochen wurden gefühlte acht Jahre.
Vielleicht liegt es an der sprichwörtlichen Überflutung der kompletten Stadt mit gähnend langweiligen Wahlplakaten, die einem in einer Art Waterboarding mit den immer und immer gleichen Floskeln die jeweils eigenen Wahrheiten einzuhämmern versuchen. In einer Stadt, die aussieht wie eine abgeranzte und zugekleisterte Bahnhofsunterführung, muss die Zeit wohl eher schleppend vergehen. Es stimmt uns aber bereits jetzt auf die kommenden Jahrzehnte ein, die wir uns verkehrstechnisch durch die Stadt schleppen werden. Ach nein? – Haha! Es glaubt doch hoffentlich niemand ernsthaft dran, dass der Bahndurchbruch reibungslos, gar unbemerkt, ohne Verzögerungen, zusammengefasst ohne Gründe für mich zum Lästern verläuft. Aber anderes Thema, da kommen wir irgendwann drauf.
Alle Nase lang werde ich aktuell gefragt, ob denn nun die Luft draußen sei aus dem Überstundenskandal oder – wie ihn Rathausgetreue nennen – aus dem sogenannten Skandal.
Aber schaut! – Nicht nur die Presse und ich haben uns zum Sommerschlaf unter die Bierbank eines heimischen Bierkellers gelegt. Die Staatsanwaltschaft in Hof, der ich auch in den letzten Wochen regelmäßig auf den Wecker gegangen bin wie ein Fünfjähriger auf der Fahrt in den Urlaub hinten im Auto (“Habt ihr schon was? Wann habt ihr denn was? Darf ich was fragen?”), hat sich wahrscheinlich auch lieber an einen Strand geflackt als sich die dreistelligste, zusammengescrabbelte Rechtsauffassung der Stadt zu den inzwischen allseits bekannten Gehaltsguddis vorschwurbeln lassen zu müssen. Deshalb, und nur deshalb ging wohl nix vorwärts. Deshalb wurde nix geschrieben. – In der Halbzeitpause fällt halt kein Tor, so einfach ist es.
Um euch den Einstieg in die nächsten Wochen, in denen allerlei zu erwarten ist, ein wenig zu erleichtern, hab ich mich zu einer kleinen Zusammenfassung des Geschehenen entschlossen. 2019: Der Bayerischen Kommunale Prüfungsverband hat in seinem Bericht reihenweise – sagen wir – wackelige Mehraufwands-Prämien-Zahlungen an manche Mitarbeiter moniert. Dieser Bericht schlug nicht ganz zufällig Ende letzten Jahres bei verschiedenen Pressevertretern und mir auf. Wir haben es ein wenig breitgetreten, die Staatsanwaltschaft Hof hat die Ermittlungen aufgenommen, dem OB und anderen hochrangigen Rathausmitarbeitern einen Besuch abgestattet und Personalunterlagen zum Sortieren in Kisten gepackt und mitgenommen. Auch die Regierung von Oberfranken sowie eine unabhängige Kanzlei fanden inzwischen, dass die Rathausoberschicht manche Tarifgesetze vor allem immer dann arg flexibel ausgelegt hatte, wenn es nicht um die unterste Unterschicht im Rathaus ging. Am Maxplatz hat man 2020 trotzdem kräftig per Eilverfügung weiterbefördert, nach der Stadtratswahl ein paar Posten verschachert und Referate umgebaut. Der Stadtrat hat sich – nach einer halbjährigen Schockstarre – im Frühsommer 2021 wenigstens mal dazu entschieden, offiziell und höflich beim OB nachzufragen, ob denn was Außergewöhnliches passiert sein könnte in den vergangenen Monaten, weil irgendwie ständig was im FT steht. Der OB hat dann grob zusammengefasst gesagt, dass es wichtiger ist, gemeinsam in die Zukunft zu schauen, und zwar „nachher auf dem Bierkeller“. In der Aussicht auf „Bier und Brotzeit aufs Haus“ gab es keine Rückfragen, außer „Sind Tische reserviert?“ und „Wer sitzt nachher neben wem?“
Jetzt geht es jedenfalls wieder los und für die entscheidenden Fragen habt ihr ja mich. Ich kann hoffentlich dafür sorgen, dass die Zeit bis Weihnachten schneller, unterhaltsamer und gehaltvoller vergeht als die letzten acht Wochen.
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Kolumne
Florian Herrnleben über FREIEN EINTRITT!!1!1!!!
EINTRITT FREI!11!!1! – Seit Jahren stand kaum ein Slogan mehr für die Eventtradition in der Bamberg Innenstadt. Wenn 100.000 bis 1.000.000 Menschen nur wegen des Citymanagers nach Bamberg pilgerten, um die zur kostenlosen Weltrettung für alle in Gold gemantelten Premiumevents zu bestaunen.
Bühne vorne am Maxplatz, Bierbänke davor, und drumherum in der immer exakt selben Reihenfolge: Würstelbude, Bierbude, Würstelbude, Bierbude. Band vom Kumpel vom Dingens spielt, der größte Unterschied zwischen all den Events war im Wesentlichen das Datum. Und sind wir mal ehrlich: Wichtig ist die Anwesenheit seiner Heiligkeit. – Wir hatten uns so an das Konzept gewöhnt, das doch für alle Veranstaltungen auf dem Maxplatz für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt worden zu sein schien.
Und nun? “EINTRITT FREI!!!1!!” fällt!? Das die Königstraße jährlich in großen Lettern auf Bannern überspannende heiligste Credo wird plötzlich über Bord geworfen? Neee! Wegen dieser besseren Grippe? – Nicht für Superklausi. Wo andere (aber die sind ja auch nicht ganz so klug) ein Preisschild an die Ticketbude nageln müssen, kramt unser Stadtmarketingchef in der Scrabblekiste für Stadtmarketingchefs und puzzelte sich den Begriff „Schutzgebühr“ zusammen.
Nun ist Schutzgebühr kein wirklich – wie der Namen vermuten lassen könnte – geschützter Begriff. Man erwartet eine Gebühr, die vor Missbrauch schützt, wie bei der Bestellung eines dicken Versandkataloges. Begründet mit dem begrenzten Platzangebot wegen Corona. Am Ende reserviert jemand und kommt nicht. Ihr kennt mich, ich hab immer größtes Verständnis für alle. Das kann ich nachvollziehen.
Unser oft zitierter Schorsch Dotterweich, heute ein Landkreisbewohner, packt also – so rein beispielshalber – sowohl Frau als auch fünfjährigen Sohn und siebenjährige Tochter ins Auto, um die proklamierte EINTRITT-FREI!1!!1!-Kultur des Bamberger Stadtmarketings zu besuchen. Damit sich der Trip lohnt, wollen sie direkt zwei Konzerte auf dem Bamberger Maxplatz besuchen. Die kostenlosen Tickets hat er natürlich im Voraus bereits über den Shop des Stadtmarketings gekauft. 4 Personen a 10 Euro a 2 Konzerte. Macht mal entspannte 80 Euro. Aber man kriegt es ja wieder. Schutzgebühr! Zum Glück.
Also! Auf nach Bamberg! Nachdem sie ihr Auto wieder nicht direkt hinten auf dem Maxplatz (Frechheit!) abstellen können, und auch nicht einsehen, warum Parkgebühren nicht bei der Schutzgebühr dabei gewesen sein sollen, haben sie sich eben auf einen Anwohnerparkplatz im südlichen Inselbereich gestellt. Machen sie eh schon immer. Direkt der nächste Knaller: Obwohl Schorsch Dotterweich mit seinen 80 Euro Schutzgebühr ja den Einzelhandel und damit die Wirtschaft in Bamberg nachhaltig stärkt, muss er sich auch noch undankbar beschimpfen lassen von so einem engstirnigen alten Anwohner, weil es angeblich sein Parkplatz wäre. Dabei ist der doch selbst schuld, wenn er in der Innenstadt wohnen muss.
Am Maxplatz angekommen, bekommen sie 80 Euro in Form von Verzehrgutscheinen. Cool. Jetzt heißt es ranhalten, denn die Dinger verfallen am Abend, heißt es. Schorsch stellt sich, noch bevor das erste Konzert richtig losgeht, vier Seidla in den Schädel. Die Frau fährt und trinkt Wasser, die Kinder Limo. Nachdem die Kinder schon – die 80 Euro müssen ja weg – nach jeweils zwei Paar Bratwürste, einer ganzen Pizza und vier Crêpes das Jammern anfangen, spült Schorsch sich halt mit noch mal zwei Seidla die vier anderen Seidla hinunter. Die Frau hat keinen Appetit mehr auf die Fressalien am Maxplatz. Die Stimmung kippt. Den Kindern ist schlecht. Die Musik gefällt ihnen gar nicht. Aber bevor nicht wirklich der letzte Gutschein verbraucht ist, geht hier aber niemand heim. Wer weiß schon, wo das übrige Geld landet!
Zum Glück war der EINTRITT FREI!1!!!!
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Florian Herrnleben über Untere Brücken und Unterbürgermeister
Waren das noch Zeiten, als sich nur ein paar einzeln Versprengte zum Proseccostößchen in der Königstraße getroffen haben. Aus den zwei, drei vorbildhaften Irrlichtern sind inzwischen ein paar Hundert auf der unteren Brücke geworden, die Wochenende für Wochenende nicht nur mit Prosecco anstoßen.
Da helfen Verzicht auf To-go-Verkauf und Alkoholverbot herzlich wenig. Während die Polizei frühestens in dem Moment eingreift, wo mehr Promille als Menschen auf den Brückenmauern tanzen, kneift der Stadtrat – wie so oft, wenn es um naheliegende Angelegenheiten von Anwohnern geht – mit aller Gewalt die Augen zu und setzt auf Dialog (a.k.a. Blahblah).
Aber das ist nichts Neues. Die Innenstadt wurde über Jahre hinweg zum gesetzlosen Raum. Das ewig bemühte “Selbst schuld, wenn man da wohnen muss” hat sich fest in die Gehirne des gemeinen Party- und Eventstadtrats eingebrannt. Man hat sich auf der Insel bereits daran gewöhnt, dass sich nach den Sauf- und Fressevents auf dem Maxplatz Schneisen der Verwüstung – gesäumt von halbverdauten Essensresten und Urin – aus der Innenstadt nach draußen ziehen. Die Anwohner, schon gar nicht einzelne, zählen bei konkreten Problemen nicht. Selbst schuld!
Und nicht nur hier. Schaut man auf die Diskussionen rund um den Entscheidungsprozess in der Erlichstraße, fühlt man sich in seinem Verdacht nur bestätigt. Auf Basis einer wild ausgelegten Unterschriftenliste an einem Kiosk sollen politische Meinungsbildung erfolgt und Entscheidungen getroffen worden sein, wieder getreu dem Motto: Das Individuum ist selbst schuld, wenn es da wohnt, wo andere einen Gang hochschalten wollen, entweder auf dem Fahrrad oder im Vollrausch. “Soll es halt wegziehen, wenn es hierhergezogen ist. Oder sterben, wenn es schon immer hier lebt!”
Und während da viele den nächsten Fahrrad-Lobbyisten-Skandal vermuten, zuckt unser Andi entspannt mit den Schultern und verweist auf gute, alte Kaffee-Kiosk-Traditionen: “Stellt euch net oooh, wecher denna boäh Fahrräder dohindn! Jahrelang hammer unser Personal ohne große Unterschriftenlisten vom Rondo aus nauf- und nundergruppiert und beföddert! – Hod ah kann gstört!”
Apropos! Es kommt Bewegung in die Sache, seit der zweite Bürgermeister laut und deutlich von unrechtmäßigen Vergütungen spricht, die – er sei sehr froh darüber – vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband aufgedeckt wurden. Man könnte fast meinen, dass da jemandem das monatelange Schöngeschwurbel der städtischen Pressestelle gewaltig auf den Keks gegangen ist. Aber auch nur fast, denn eigentlich hat er ja auch nur das per Facebookkommentar in die Welt hinaus gepostet, was die Welt schon weiß.
Man darf den Kommentar unter dem Facebookposting eines einschlägig bekannten Kleinstadtkabarettisten nicht überbewerten, aber im Rathaus scheint die Stimmung nicht ganz so andisonnenorange wie offiziell propagiert. Es könnte der Auftakt zu einer größeren, öffentlichen Diskussion um politische Konsequenzen im ÜberstAndi-Skandal sein. Ob unser aller Andi bis zum Ende der Legislatur im Amt bleibt? Und wenn nicht, was gibt für ihn den Ausschlag dazu, die zur Tradition gewordenen Razzien im Rathaus lieber aus der Ferne zu beobachten. Wird unser Andi zum bemitleidenswerten Bauernopfer zwischen kruden Rechtsauffassungen und haarsträubenden Pressesprechfloskeln, zum Boxsack von Münchner Prüfungskleinkariertheit und überambitionierter Staatsanwaltschaft? Spannende Wochen stehen uns bevor!
Aber auf Individuen, das haben wir gelernt, kann keine Rücksicht genommen werden. Selbst schuld!
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Florian Herrnleben über Die letzten Monate
Herbst 2020. Die SPD feierte noch ihren OB, die Grünen fanden ihr Postengeschachere noch top, die CSU stolperte durch ihre neue Rolle in der Opposition, die Wahldatenschutznummer schien vereist, Zulagen waren gestrichen, Werder Bremen pendelte noch irgendwo zwischen Platz 7 und 10 der Bundesligatabelle. Alles supi in Bamberg!
War es auch meine letzte Printkolumne zeitlich um den kurzen Wellenbrecherlockdown im… äh… November 2020, als ich mir vom Christkind den Bericht des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbands unter den Christbaum gewünscht hatte? Ja, oder? – Die stadträtischen und ‑rätinnischen Reaktionen folgten auf den Fuß: Was ich da wieder behaupten würde? Ewigen Vermutungen würde ich hinterherhumpeln! Und überhaupt, es wäre doch nur eine persönliche Liebesgeschichte zwischen mir und unserem Chefsachenchef. Kann ja auch nicht sein, dass so ein dahergelaufener Hanswurst, so ein Einheimischer, so ein unpromovierter Ureinwohner mehr weiß und mitbekommt als die Gesalbt… Gewählten!
Ich musste gar nicht bis zum Heiligen Abend warten. Schon deutlich vorher lag der Bericht – rotes Schleifchen drumherum – bei mir im Vorgarten (Ich hab keinen Vorgarten, aber ich weiß, dass sich nun Leser denken: “Ahhh! Im Vorgarten also! Ein Hinweis!”).
Während die einen Ratsherrinnen und ‑damen (witzigerweise erhebliche Schnittmenge zu oben) fast beleidigt waren, dass halb Bamberg über einen Bericht sprach, der anfangs nur für Mitglieder des Rechnungsprüfungsausschusses, ein paar Journalisten und einen Kleinstadtkabarettisten bestimmt war, und sie dastehen und zugucken, so wie der König Max im Brunnen, wollten die, die den Bericht offiziell hatten, ihn lieber nicht verstehen und scheiterten vorsorglich an Initialen und Nummern. (Idee: Einen können wir nun Richtung Bundestag hochloben.)
Lange Rede, aber sechs Monate später hat nahezu jede Zeitung im süddeutschen Raum zumindest schon einmal über die Bamberger ÜberstAndis berichtet, die Schorschs, Gundas und Liesbeths dieser Stadt wissen auch Bescheid, der Rechnungsprüfungsausschuss (bislang das Hirschknock der Stadtratsgremien) hat öffentlich getagt und eine Kooperation aus Staatsanwaltschaft Hof und Kripo Coburg hat unser Rathaus auf links gestülpt. Das Thema scheint allgegenwärtig.
Apropos! Der Betriebsausflug der Hofer Staatsanwälte war auch nur einer der vier Kinnhaken innerhalb weniger Stunden. Auf die Einladung zu einem kleinen Datenschutzgerichtstermin für unseren OB vor dem Amtsgericht Bamberg, die der FT anschließend großflächig bekannt machte, folgte ein Abstimmungsfiasko im Stadtrat, bei dem sich mehr oder weniger einzig die CSU hinter ihr rot-grünes Ober-Bürgermeister-Duo stellte. Deren eigene Fraktionen (neuer Name der Kooperation: “Bamberg Fracts”) machten das, was man bei einem angezählten Oberbürgermeister der eigenen Parteienkoalition macht: Man tritt ihm von hinten in die Kniekehlen. Dass der SPD-Frontmann (Angebliches Gründungsmitglied der Selbsthilfegruppe “Anonyme Stayawakeler”) keinen Bock auf Brückensperrungen hat, war klar. Dass die Grünen auf Dialog – notfalls mit Wasserwerfern und Schlagstöcken – stehen, verwundert mich allerdings. Und zuletzt besiegelte Werder Bremen am darauffolgenden Wochenende auch noch seinen Abstieg in die 2. Fußballbundesliga und bescherte unserem OB (gleichzeitig bekennender Bremenfan) schon einmal eine kleine Vision auf seine persönlichen kommenden Wochen und Monate.
Natürlich steht es jedem frei, immer und immer wieder gebetsmühlenartig zu behaupten, dass alle Vorwürfe haltlos sind. Der BKPV-Bericht, die weg‑, her‑, hin- und zurückgestrichenen Zulagen, die Affäre „Adressgate“, sogar der Abstieg von Werder Bremen, alles könnte eine Erfindung, eine Kampagne der Medien (#luegenpresse) sein, um das System zu schwächen und zugrunde zu richten.
Ich bin gespannt, was die nächsten Monate bringen. Wetten würde ich aktuell nur darauf, dass Werder Bremen wahrscheinlich irgendwann wieder aufsteigt.
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Florian Herrnleben über seinen Wunschzettel
Hoch die Hände, Jahr zu Ende. Wir haben es geschafft. Auch wenn es altbekannt gerne heißt, dass ja nix Besseres nachkommt, ist mehr Apokalypse als abgesagte Sandkerwa und Stehbierverbot vorm Schlenkerla für die Zukunft Bambergs kaum vorstellbar. Die zurückliegenden Monate waren hart und kaum zu toppen.
Da müssten unsere Rauchbierbrauereien schon von der Radeberger-Gruppe aufgekauft werden, um die Dotterweichs, Dechants und Eichfelders dieser Stadt spätestens zu Weihnachten auf die Stechpalme zu bringen.
Aber lasst uns positive Effekte herauspicken: Endlich mal wirkliche Ruhe und Besinnlichkeit in den eigenen vier Wänden. Statt großem Aufkochen reicht es heuer, der Verwandtschaft, die man nicht besuchen darf (und wahrscheinlich auch noch nie besuchen wollte), die alten Plätzchen vom letzten Jahr aus den großen Blechdosen – mit etwas frischem Schokoguss aufgemotzt – per Post zu schicken.
Bambergs Innenstadtbewohner freuen sich, dass sie selbst am glühweinseligsten Adventssamstag mal einen Anwohnerparkplatz bekommen, der sonst ungeahndet von einem HAS-Auto zugeparkt wäre, ohne 38 Mal im Kreis zu fahren und ohne Gedränge in der Innenstadt mit der größten Ein-Euro-Shop-Dichte nördlich der Alpen mal ausgiebig shoppen zu können. Achja. Weihnachten.
Für einige Mitarbeiter der Stadt Bamberg schien bis vor kurzem das ganze Jahr Weihnachten zu sein.
Man hört von Prämien, Pauschalen, Zulagen und Aufwandsentschädigungen. Ursprünglich hatte mich das gar nicht interessiert. Vielmehr wollte ich mich ein klein wenig über die Stadtspitze aufregen, die mit dem Timing eines besoffenen Symphonikers und der Feinfühligkeit einer mitte-60-jährigen Bamberger Gastroservicekraft bewiesen hat, dass man, während man der Kulturszene in Bamberg irgendetwas zwischen 2,5 und 25 Prozent wegstreicht, das Gehalt der Kulturreferentin als Zeichen der Wertschätzung um irgendetwas zwischen 2,5 und 25 Prozent erhöhen kann. Als die Referentin beteuerte, dass da „die Tarifautomatik greift“, hab ich aber Mitleid bekommen. Diese Tarifautomatik stell’ ich mir seither wie ein zähnefletschendes Monster vor, dass aus’m Maul nach vergorenem Bier aus Kulmbach riecht und – ZACK! – ganz überraschend zugreift. Keine Chance sich zu wehren! – Aber gut. Keine Neiddebatten. Wir hätten ja alle Pressesprechende werden können.
Zurück zu den kursierenden, viel interessanteren Gerüchten rund um irgendwelche angeblichen Dauerzulagen, für die die Stadt Bamberg irgendwann in den letzten Monaten gehörig vom kommunalen Prüfungsverband auf die Finger bekommen haben soll. In einer Nacht- und Nebelaktion mussten die gestrichen werden, heißt es. Seitdem – so sagt man – schrammen einige Stadtangestellte der obersten Ebenen am Existenzminimum und hecheln dem Weihnachtsgehaltsscheck unterm Christbaum entgegen, der in diesen Tagen verschickt werden dürfte. Verständlich. Die Prüfungstruppe wird nicht wegen eines Bratwurstgutscheins und einer Kugelschreibermine für den Privatgebrauch böse geschaut haben. Der Rechnungsprüfungsausschuss hüllt sich in Schweigen. Manche wussten von nix. Manche wissen von nix. Und eine gewisse Ahnungslosigkeit nehme ich einigen Stadträten auch bedingungslos ab. Mal schauen, was das nächste Jahr da noch an die Öffentlichkeit schwemmt.
Jetzt warten mir erstmal gespannt aufs Christkind. Was es uns wohl unter den Weihnachtsbaum legt? Den gebeutelten Mitarbeitern der obersten Verwaltungsebene hoffentlich schöne Weihnachtsgehaltschecks. Den Kulturschaffenden ein bisschen Brot. Uns allen Weltfrieden. Ich persönlich hab mir den arg geheimen Bericht vom kommunalen Prüfungsverband gewünscht, damit ich euch bald davon erzählen kann.