In seiner Stadtecho-Kolumne spekuliert Florian Herrnleben, welcher Politiker sich im Fall der Fälle wie und in welcher Größe im Stadtbild verewigen würde.
Zugegeben, ich bin selbst auch sehr erschrocken beim Anblick meines gefühlt hundert Meter hohen, zotteligen Abbilds als Fassadenbanner am ERTL-Zentrum. Die Inszenierung als Hallstadts Wächter über Bamberg ist zwar nicht ganz gelungen, denn mein Blick richtet sich grob nach Dörfleins. Dort ist natürlich insgesamt – man mag es mir verzeihen – weniger los als in unserer Prämienstadt Bamberg. Aber die Vorstellung, dass der Oberbürgermeister, der Stadtmarketingchef oder irgendein Rathausgetreuer mit wenig Faible für Kleinstadtkabarettisten nichtsahnend auf – gefühlt – seine Stadt zufährt und noch vor den Turmspitzen von St. Michael als erstes mich zur Begrüßung entgegengrinsen sieht, zaubert mir – auch persönlich – ein Lächeln ins Gemüt. Größer und imposanter strahlt – mal meine zwei Mitmusketiere beiseite – bislang niemand über Bamberg.
Ist es deshalb nur noch eine Frage der Zeit, bis andere, nicht minder wichtige Menschen Bambergs einen prominenten Platz im Stadtbild ergattern? Potenzial besteht.
Die Domtürme ergäben ein hervorragendes Spannwerk für ein riesiges Abbild unseres neuen Erzbischofs, das mich hinsichtlich Größe und Sichtbarkeit über die Stadt lockerst in die Tasche stecken würde. Ob etwas in Planung ist, wollte man mir seitens des Erzbischöflichen Ordinariats nicht direkt bestätigen. Meine Vermutung: Ein interner Streit zwischen dem Emeritus – offenkundig medienaffiner – und dem amtierenden Erzbischof verhindert eine zeitnahe Realisierung.
Der Finanz- und Immobilienreferent könnte sicherlich hinsichtlich Masse punkten. Also nicht körperlicher Masse. Aber wenn er nur an jede Tür städtischen Immobilienleerstands ein wahlplakatgroßes Foto seiner selbst dübelt, die aufaddierte Fläche würde meine Darstellung locker übertreffen. Hier scheitert es – so meine persönliche Vermutung – aber wahrscheinlich am Geld. Ein Antrag auf Gelder aus der globalen Kulturförderung läuft wahrscheinlich schon.
Da Drohnenflüge und dazugehörige Flugluftbilder grad im Trend sind, bietet sich der Maxplatz – wenn er denn mal leer steht – auch als Fläche an. Das Konterfei des Stadtmarketingchefs, vielleicht in goldener Farbe, in einer maximal möglichen Größe von circa 70×40 Metern, das dann permanent gen Himmel strahlt, wäre eine neue Attraktion. Für dieses Jahr sind die Projektgelder zu „Mitte.Bamberg.2025“ bereits ausgeschöpft. Aber da ja weiter alle auf ihm herumtrampeln werden, passt das Motiv bildsprachlich auch noch 2026.
Bürgermeister Glüsenkamp sieht es gewohnt pragmatisch. Großflächig sei ihm natürlich wichtig, sagt er auf Nachfrage. Aber nur, so weiter, wenn es auch der Stadtgesellschaft dient. Er würde sich als Motiv auf Schirme mit acht Metern Durchmesser drucken lassen, die dann als Schutz gegen den Krähenkot am Gabelmann dienen.
Und unser Oberbürgermeister? Die Pressestelle der Stadt lässt mitteilen, dass Starke im großen Format dagegenhalten will. Die Überlegungen gehen dahin, den Umbau des Quartiers am Maxplatz zu nutzen, um das komplette Rathaus-Ensemble mit einem XXXXXXL-Porträt von Andreas Starke zu verhüllen im Stil von Christo und Jeanne-Claude. Dem Stadtoberhaupt schwebt ein ähnlicher Hype wie bei der Verhüllung des Reichstagsgebäudes in Berlin im Sommer 1995 vor – Volksfeststimmung inklusive. „Dann steigt jeden Tag auf dem Maxplatz eine Starke Party“, freut sich der OB.
Egal was passiert, es wird großartig!