In seiner Kolumne der April-Ausgabe des Stadtechos widmet sich Florian Herrnleben einem gewissen Sandmann.
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben: Auf der Suche nach der Wünschelrute
In seiner neuen Stadtecho-Kolumne fragt sich Florian Herrnleben, ob man bei all dem Einzelhandel-Sterben bald die Wünschelrute rausholen sollte.
Sommerpause zu Ende, endlich. Für jemanden wie mich, der nicht ruhig schlafen kann, wenn er nicht den nächsten Skandal im Rathaus oder neue Königstraßensandmänner am Horizont sieht, ist der August – inhaltlich üblicherweise auch als Sommerloch bezeichnet – relativ langweilig. War ja nix los in unserem sonst so unterhaltsamen Boni-Rechtsaufassungs-Fakeaccount-Städtchen.
Da flogen plötzlich dank unserer heimischen Presse läppische fünf- oder sechsstellige Verausgabungen der städtischen Stadtbau auf, die man dort für eingeflieste und wenig dekorative Hokus-Pokus-Gadgets sowie Wünschelrutenexperimente in den Büroräumen aus den Fenstern selbiger hinausgeworfen haben soll. Im Personalamt der Stadt lächelt man zwar nur müde über solche Summen und vor allem Methoden, denn für positive Vibes in der Belegschaft brauchte man im Rathaus bekanntlich nur ein Kreativteam für sehr, sehr eigenwillige Tarifrechtsinterpretationen. Aber das ist ein anderes Thema.
Was passiert, wenn keine überdurchschnittlich positiven Vibes am Arbeitsplatz herrschen, die dafür sorgen, dass Work-Life-Balance und Yin und Yang in maximalem Einklang für jeden potentiellen Arbeitnehmer stehen, kann man – auch so ein vermeintlich kleines Sommerlochsthema – in der Königstraße sehen. Eine alteingesessene Bäckerei kündigte das Ende des Ladengeschäfts im Lauf des Herbst an. Und das, obwohl man doch glauben könnte, dass gerade und direkt in unmittelbarer Nähe zum Headquarter des Stadtmarketings der Einzelhandel dank Events ganz besonders nachhaltig gestärkt worden sein müsste.
Aber die Rentabilität scheint auch im traditionsreichen Backwarenbetrieb nicht das primäre Problem zu sein. Wie bereits auch bei anderen Ladenschließungen und Geschäftsaufgaben steht „Personalmangel“ ganz oben auf der Liste der Gründe für das Aus. Ob jüngst in einem Metzger in der Wunderburg oder bereits vor einigen Monaten bei einem anderen in der Innenstadt, es fehlt an Personal oder Nachfolgern. Früh um 4 Uhr aufstehen zu müssen, um Brötchen zu backen, die dann die eine Hälfte der Kundschaft zu klein, die nächste Hälfte zu hart und die dritte Hälfte zu teuer findet, gehört offensichtlich nicht mehr zu den favorisierten Berufsfeldern der Zukunft mit vielversprechend großzügiger Work-Life-Balance.
Das Resultat: In der Sandstraße wirbt ein Metzger bereits wörtlich mit „ungewöhnlichen Geschäftszeiten“. Und am Sonntagnachmittag steht man neuerdings in Bamberg vorm verschlossenen Bierkellertor. Der Anfang vom Ende?
Wenn wir langfristig noch im lokalen Lebensmittelhandwerk einkaufen und unsere Freizeit in der heimischen Gastronomie verbringen möchten, reicht es nicht mehr, nur dort einkaufen oder essen zu gehen. Die dort tätigen Berufsfelder brauchen Anerkennung durch Politik, aber auch durch die Gesellschaft, damit sie wieder in den Fokus rücken und damit wieder interessant werden. Künstliche Intelligenz ist schön und recht, aber sie backt dir keine Hörnla, sie legt dir keine Scheibe Leberkäse aufs Kümmelbrötchen, sie plärrt nicht sympathisch von der anderen Seite der Theke vor, wenn der rheinländische Knaller vor dir in der Schlange zum drölfzigsten Mal nicht versteht, was ein Zwetschgenbames oder ein Ziebeleskäs ist.
Vielleicht sollte man mal bei der Stadtbau anfragen. Unter Umständen wäre so ein Kraftstein, so ein geomantisches Objekt, also ihr wisst schon, die runde Fliese halt, vielleicht wäre das die Lösung gegen den Personalmangel. Bodentief eingelassen hinter der Metzgers- und Bäckertheke? Vielleicht schafft es die notwendige Feel-Good-Aura gegen die Personalnot?
Ansonsten, so befürchte ich, brauchen wir bald auch so eine Wünschelrute und gehen damit im Stadtgebiet auf die wahrscheinlich erfolglose Suche – statt nach elektromagnetischen Wirrungen – nach heimischen traditionsreichen Bäcker- und Metzgereien.
Ihr Florian Herrnleben
- September 30, 2023
- Autor: Sebastian Quenzer
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben: Frohgemut in die Sommerpause
Die einladende Anmut des Brunnens am Obstmarkt und die anstehende Sommerpause haben Florian Herrnleben zu seiner neuen Stadtecho-Kolumne inspiriert.
Der Brunnen am Obstmarkt plätschert nach gefühlt hundert Jahren des Brunnenfachkräftemangels wieder fröhlich vor sich hin, die formschönen Rundbaumbänke am Grünen Markt sind montiert. Die Stadt präsentiert sich einladend, „Eintritt frei!“ ins neue Wellnesserbeparadies Bamberg. Wir können also ganz beruhigt in die Sommerpause schlittern, denn die wichtigsten, die dringlichsten Baustellen sind beseitigt. Oder sagen wir es so: Die größte bauliche Not ist gelindert, der Spaziergang zumindest immer im Kreis um Obstmarktbrunnen bis zum Gabelmann und wieder zurück mach Spaß.
Aber nicht nur aufenthaltsqualitativ hat sich einiges zum Positiven gewendet.
Aus diversen, weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Gründen, war es für mich in jüngster Vergangenheit sicherer, gewisse Gegenden und spezielle Veranstaltungen zu meiden. Insbesondere größeren SPD-Auflauf umschiffte ich großräumig. Das hat mich auch mein kleiner Ausflug zur Kreisversammlung der Bamberger Genossen im Sommer 2022 gelehrt. Die Bamberger SPD und ich, also meine Anwesenheit, wir passen seit den Skandalen (manche sagen: Gänsefüßchen-Skandalen-Gänsefüßchen) so gut zusammen wie Schäuferla und Ketchup. Wir koexistieren schweigend nebeneinanderher, kurzes „Hallo!“ bestenfalls, aber nur von den Ahnungslosesten, mehr war über die letzten Monate nicht drin. Unsere Stimmung war nach den kräftezehrenden Aufarbeitungen im Keller. Umgekehrt hab ich es aber auch nicht darauf angelegt, ausgerechnet in Mitten von im Grunde wahrscheinlich trotz allem ja im tiefsten Inneren liebenswerten Genossinnen und Genossen den Stadtkasperl zu spielen und Friede-Freude-Eierkuchen zu servieren.
Wie schnell es aber gehen kann, wenn man b(e)reit (im Sinne von „Genug Bier im Schädel“) ist, zeigte sich bei einer kleinen Privatveranstaltung der jüngsten Vergangenheit im Bamberger Landkreis. Ich nippte gemütlich an meinem Cola-Mix-Getränk, beobachtete das Geschehen. Dann, plötzlich! Ein kurzes „Komm, Herrnleben, jetzt hock dich zu uns her!“ von der einen, ein wenig Lebensmüdigkeit von der anderen, also meiner Seite, und schon saß ich drei oder vier Stunden lang bis dreiviertel 3 Uhr morgens am Biertisch mit hochrangigsten Stadt‑, Land- und Bundes-SPDlern. Aus dem grummeligen „Der hat mir heut‘ grad noch gefehlt!“ am Tisch wurde im Lauf des Abends ein kurzweiliges Miteinander auf Basis – das lässt sich leider nicht mehr ändern, da sind sie unbelehrbar – unterschiedlichster Rechtsauffassungen. Das Schöne ist nämlich: Diese eben auch sehr unterschiedlichen Rechtsauffassungen kann man dann auch mal Auge in Auge ausdiskutieren, abseits der sozialen Medien, deren größter Fan ich ansonsten ja bekanntermaßen bin. Da hocken links und rechts am Tisch Leute, die gewisse Ahnung haben, und diskutieren mit mir an der Stirnseite des Tisches, der Ahnung, aber gleichzeitig auch noch Recht hat. Das ist spannend, unterhaltsam, vor allem aber auch erhellend für alle Seiten. In den Stunden an jenem Sommerabend sind aus den buchstabigen Namen und eingefrorenen Socialmediaprofilfotos jeweils Gesichter mit Charakter geworden.
Das klingt aus meiner Feder vielleicht alles nun etwas arg aufgesetzt, ich möchte den Abend auch auf keinen Fall zu überschwänglich loben, denn wir haben ja kein neues Zeitalter eingeläutet. Die genossische Rechtsauffassung wurde ja auch nicht richtiger bei jener Festivität. Und ich bin mir auch sicher, es kommen neue Themen nach, die ich in gewohnter Weise abfeiern kann. Aber jetzt ist erstmal Erholung angesagt!
Und so können wir mit sprudelndem Brunnen am Obstmarkt, formschönen Bänken am Grünen Markt und viel, viel Liebe, ach naja, wir übertreiben mal nicht, einigem neuem Respekt zwischen Genossinnen und Genossen und mir in die wohlverdiente Sommerpause gehen.
Ihr Florian Herrnleben
- Juli 29, 2023
- Autor: Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben: Ey, Bamberg, was ist los mit dir?
In seiner neuen Stadtecho-Kolumne erkennt Florian Herrnleben sein Bamberg nicht wieder. Nicht ein Skandal in Sicht. Kann das wirklich sein?
Trotz verschiedenster, zumindest rhetorischer Versuche aus diversen Ecken, neue und große Skandale heraufzubeschwören, stehst du aktuell da wie der Gabelmann zu seinen besten Zeiten. Selbst die penetranteste Saatkrähe mit der Verdauung eines Durchlauferhitzers kann dir in deiner Souveränität nichts anhaben. Es läuft rund. Und alles andere wird gekonnt wegmoderiert.
Die Innenstadt, die nach einseitiger Sperrung der Kettenbrücke vom Stadtmarketing bereits dem sicheren Tod geweiht wurde, kann dem Onlinehandel seit Wochen erfolgreich trotzen, weil du den kleinen Umweg perfekt und nahezu für jeden motorisierten Individualverkehrsteilnehmer verständlich ausgeschildert hast.
Als dein Finanzsenat jüngst ein Haus entdeckt hat, das im Eigentum der Stadt größtenteils seit Jahren leer herumsteht, sprachen die ersten Stadträte schon von einem neuen Überstundenskandal. Zum Glück merkte sogar die Presse rechtzeitig, dass du auf dem Stadtgebiet mehr baufällige Immobilien besitzt als alle windigen Investmentpropertygermangroups in Bamberg zusammen. Wie langweilig.
Deine Untere Brücke hat nach rund 60 Jahren endlich ein Geländer angedübelt bekommen. Nicht schön, mittelbequem, sauteuer, man kann auch immer noch runterbollern, wenn man meint, mit 2,7 Promille auf der Brüstung tanzen zu müssen, aber bei Amtshaftungsfragen versteht der gemeine Stadtrat halt keinen Spaß. Und das – und da sind wir schon beim nächsten Punkt – obwohl du relativ gut gegen inhaltlich defizitäre oder juristisch mindestens wackelige Entscheidungen der Rathausoberschicht versichert zu sein scheinst. Man hätte es vielleicht riskieren können auf der Brücke, denn auch der Überstundenskandal hat sich dank Spendierfreudigkeit der Versicherungskammer Bayern – zumindest für den OB und seine Strafbefehlsgenossen – mit der einstimmigen Entscheidung im Personalsenat in Wohlgefallen aufgelöst.
Als mir dann plötzlich die Sitzungsvorlage des Mobilitätssenats vor die Füße flog, wo Pläne für eine Einbahnstraßenregelung der Friedrichstraße hineingeschmuggelt worden sein sollten, war ich mir sicher: Endlich haben wir einen neuen Skandal! Die Bagger würden eines Nachts anrücken wie damals im Hainbad und binnen weniger Stunden (das ist eigentlich der lustigste Witz in der ganzen Kolumne) die komplette Friedrichstraße, ach, was sag ich, die ganze Innenstadt zu Einbahnstraßen umbuddeln. „Heimlich, still und möglichst leise“, fluchte die Bürgerinitiative Bamberg.Gemeinsam.Mobil, bis herauskam, dass „heimlich“ und „öffentliche Sitzungsvorlage“ sowie „leise“ und „FT-Artikel“ eher widersprüchlich sind.
Wieder nix jedenfalls, wieder kein neuer Aufreger.
Ich musste es selbst in die Hand nehmen! Das tun, was mich seit Wochen und Monaten bekannt, berühmt, man möchte fast sagen, berüchtigt hat werden lassen. Aber was? – In diesem Moment schlug eine Pressemitteilung bei mir ein: Anwohnerausweise könnten nun online beantragt werden. Smartcity sei Dank! Online. Bei der Stadt Bamberg. Was so aufregend und unglaublich klang wie „Doppelt-ISDN“ Mitte der 90er, war meine Chance.
Ich klickte mich durch das Onlineformular, immer auf der Suche nach dem kleinen Fehler, der Lücke im System, die den Rathausserver oder wenigstens den Mitarbeiter, der mein ausgefülltes Onlineformular ausdrucken und abheften würde, um dann einen Ausweis zu laminieren, aus dem Konzept bringen und zu einem Fehler – dem verhängnisvollen Fehler 2023 – veranlassen müsste. Aber nix.
Meine letzte Hoffnung war, dass der Ausweis einfach nicht kommt und ich mich lautstark hier in der Kolumne beschweren könnte, natürlich auf Basis großer Verschwörungstheorien von der großen, dunklen Macht im Rathaus gegen den kleinen Herrnleben.
Aber keine drei Tage später lag der Ausweis im Briefkasten. Und das Geld wurde auf den Cent korrekt von meinem Konto abgebucht.
Ey, Bamberg, was ist los mit dir?
Dein Florian Herrnleben
- Juni 30, 2023
- Redaktion Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben: Großes Lob für den Stadtrat!
Kann das sein? Florian Herrnleben lobt den Stadtrat? Seine neue Stadtecho-Kolumne gibt Aufschluss.
Nach all den städtischen Verfehlungen, herausgekramt durch die Presse und diverse Kleinstadtkabarettisten, ist es doch auch irgendwie mal beruhigend zu sehen, dass es diesmal der Stadtrat selbst war, der nach seinem Wandertag in den Bamberger Norden – fast irritiert und perplex – vom „Bombenalarm im Finanzsenat“ in der Größenordnung des Bonus-Skandals berichtete; völlig irritiert und perplex deshalb, weil man sich bei der Bewertung von Ungereimtheiten und der Einordnung von brisanten Themen auf Seiten unserer in den Stadtrat gesalbten Mitbürgerinnen und Mitbürger normalerweise nicht auf sich selbst, sondern immer eher darauf verlassen hat, ob schon etwas vorgekaut im FT oder wenigstens beim Herrnleben im Blog stand. Dass man ganz ohne externe journalistische Hilfe, … Super!
Ich fasse zusammen: Unsere allerbesten Stadträte haben bekanntermaßen ein vielen persönlich bis dahin doch eher unbekanntes Haus im Bamberger Norden, genauer gesagt in der Benzstraße, erkundet, das sich bei näherer Betrachtung und mit Blick auf die digitale Stadtkarte im Smartphone und das Grundbuch der Stadt plötzlich als städtisches Eigentum herauskristallisierte. Man hatte es – ganz begeistert – vor rund sechs Jahren selbst gekauft und dann…. Wie soll man es diplomatisch sagen? – Naja.…. irgendwie halt vergessen.
Kann passieren, wir kennen das! Da kaufst eine Immobilie mit schäbigen 4000 Quadratmetern Büro- und Lagerfläche und Zack! – Hat das Erinnerungsvermögen zwölf Bockbieranstiche später unter Umständen derart gelitten, dass du vielleicht mit Glück noch grob weißt, wo, aber halt nicht mehr, warum. Und so währte die Begeisterung für den überraschenden Immobilienfund nicht lange, sondern wich schnell dem Entsetzen, weil die 2‑Millionen-Immobilie noch gar nicht – wie 2017 werbewirksam im Sitzungsvortrag gewedelt – zur Entlastung des angespannten Bedarfs an Büroflächen für städtische Verwaltungen beiträgt. Sie wurde zwischenzeitlich auch nicht saniert oder anderweitig vermietet, sie stand schlicht und ergreifend die allermeiste Zeit und größtenteils leer.
Als dann auch noch ein Ratsherr von Google Maps direkt rüber auf die Taschenrechner-App wechselte, um hochzurechnen, was man mit dem Geld durch Vermietung von rund 4000 Quadratmetern Gewerbefläche in sechs Jahren an Grundschultoiletten hätte sanieren können, ist die Stimmung im Ratsgremium komplett gekippt.
Wir, die geneigten Beobachter lokalpolitischer – nennen wir es – „Kreativpolitik“, sind hingegen nach den diversen Stadtverwaltungsmangelproblemen der letzten Jahre nicht mehr so leicht aus der Fassung zu bringen. Unsereins kippt nicht vom Stuhl bei solchen Paradoxien: Eine Stadtverwaltung, die jedem Wohnungseigentümer in der dritten Seitenstraße im 2. Obergeschoss bei der Neugestaltung der Holzfenster reinredet, selbst aber hinter hässlichsten Kunststofffenstern in Schlumpfblau haust, und ein Stadtrat, der die Bilder vom Nazibayerlein vor der eigenen Nase abhängt, aber bei der Straße lieber 88 Augen zudrückt, passen natürlich nur konsequent in eine Stadt, wo man dem überlangen Leerstand von privatwirtschaftlichen Immobilien mit Hilfe einer Zweckentfremdungssatzung den Kampf angesagt hat, während man sich selbst verhält wie der hässliche Bruder der German Property Group.
Apropos German Property Group: Beim Blick auf die Liste der leerstehenden städtischen oder stiftischen Immobilien wird wahrscheinlich sogar der ehemalige Geschäftsführer dieser windigen Immobilien-Investmentgesellschaft neidisch. Über 20 Adressen im Stadtgebiet mit mal mehr, mal weniger maroden Wohnungen, Häusern und Lagerhallen sind aufgeführt, natürlich auch die Immobilie in der Benzstraße.
„Ach?“ fragt ihr euch. „Zu diesen städtischen Immobilien, die leer stehen, gibt es eine Liste?“
Jo, klar! – Der Stadtrat hatte die auch. Seit Jahren. Also lieber doch erstmal nicht zu viel Lob…
Ihr Florian Herrnleben
- Mai 31, 2023
- Autor: Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über das ATRIUM
Das ATRIUM am Bahnhof erinnert Florian Herrnleben an seine Rumpelkammer zuhause. Mehr dazu in seiner aktuellen Stadtecho-Kolumne.
Viele von euch werden ihn kennen: Diesen einen Raum zuhause, der geheim bleiben muss. Kein Besuch darf dort hineinschauen, weil sich dort Bügelwäsche für vier volle Kleiderschränke, zwei Fondue-Sets, das Waffeleisen, die Heißluftfritteuse, die Raclettegrills der Schwiegereltern und die vier unwichtigsten, unausgepackten Umzugskartons vom letzten Wohnungswechsel vor vier Jahren stapeln. Den Blick auf die eigene Fehlbarkeit, die persönlichsten Defizite möchte man dem Gast ersparen, um dabei selbst den Schein eines zuhause perfekt organisierten Tine-Wittler-Doubles zu wahren.
Natürlich gibt es auch – wenn auch seltener – das fleischgewordene, exakte Gegenteil. Diejenigen, die sich um nix scheren, wo man beim Betreten der Wohnung erstmal durch ein Meer aus Pfandflaschen waten muss, bevor man sich beim ersten Schritt ins Wohnzimmer zwei Legosteine in die Fußsohle stempelt und das Regal (Modell „Muss ich mal machen“) seit Jahren halbaufgebaut an der falschen Wand steht. Ich will diesen Lebensstil nicht verurteilen. Ich finde diese Spezies, die oft auf andere Dinge viel mehr Wert legt als auf „Wohnen wie im Möbelhauskatalog“, auch sehr sympathisch.
Warum erklär ich das? – Bamberg verkörpert beides zusammen in größtmöglichem Widerspruch. Wenn es darum geht, das eigene Wohnzimmer zu tapezieren, findet man in Rekordgeschwindigkeit einen passenden Fördertopf in irgendeinem Eck der EU und gleichzeitig zufällig dann auch über Nacht im eigenen Haushalt einen schicken Millionenbetrag zur notwendigen Selbstbeteiligung: Altes Rathaus, Rathaus am Maxplatz, Rathaus Geyerswörth und Rathaus am ZOB,… Man könnte fast meinen, dass der Bau‑, der Stiftungs‑, der Immobilien- und der Finanzreferent richtig gut und schnell zusammenarbeiten können, wenn sie – auch wie bei der Verhinderung von Moscheen im Haingebiet – müssen.
(Anmerkung des Kolumnisten: Ich hab des städtischen Friedens wegen mal lieber nicht aufsummiert, was in jüngster Vergangenheit und naher Zukunft alleine in die Amtsstuben der städtischen Rathauspremiums geflossen ist und noch fließen wird. Würde man so viel Geld in die städtischen Grundschulen pumpen, um den Investitionsstau mal einigermaßen aufzulösen, man hätte im nächsten Wahlkampf nichts mehr zu versprechen.)
Was nützt aber das schönste Wohnzimmer, wenn es – um im Bild zu bleiben – zum Beispiel an der Haustüre, am Tor, an der Fassade der Stadt, sprich: am Bahnhof, aussieht, als hätte ein Praktikant mit Sprengstoff geübt. Erst strahlte – und das war ja irgendwie noch erträglich – entlang der Ludwigstraße jahrelang die öde Trostlosigkeit eines vormals glänzenden Einzelhandelskonzepts, das man nun interimsweise vielleicht wenigstens als Rathausersatz (kleiner Wink in die Luitpoldstraße an dieser Stelle) hätte nutzen können, wenn dort aber nicht nun auch schon seit Jahren ein riesiges Loch im Mondkraterstyle direkt am von der Abrissbirne halbverdauten Rest des einstigen Stahlbetonklotzes klaffen würde.
Mit dem Finger nur auf die Investoren zu zeigen, die das ATRIUM, oder das was nach dem Attentat davon übrig ist, entwickeln wollen, ist falsch. Die Gründe für ständige Verzögerungen sind vielfältig, die Verantwortung liegt aber auch bei der Stadtverwaltung. Direkt am Bahnhof fehlt (aufgepasst, Wortspiel!) der Zug dahinter. Man vermisst den unbedingten Willen vor allem der Rathausoberschicht, am Zustand neben und – wenn wir schon dabei sind – auch vor dem Bahnhof etwas entscheidend und vor allem zeitnah ändern zu wollen. Nun hängt es angeblich irgendwie am Gastro-Ei, das manchem Stadtgestalter aus dem gleichnamigen Beirat schwefelig aufstößt.
Ist nach Jahren der Verwahrlosung rund um den Bahnhof nicht alles besser als jetzt? Darf ein Stadtrat, der zum großen Teil das Rathaus am ZOB mitbeschlossen hat, überhaupt noch bei Fragen der Ästhetik mitreden?
Irgendwie scheint es mir aktuell wahrscheinlicher und auch einfacher, im Zuge des Bahnausbaus durch die Stadt den Bahnhof selbst zu verlegen. Am besten mitten auf den Maxplatz! Dann könnten wir alles hinter der Königstraße abmauern und hätten als Stadt endlich auch eine geheime Rumpelkammer, die keiner mehr betreten darf, der unsere Stadt besucht.
Ihr Florian Herrnleben
- April 28, 2023
- Autor: Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über Rechtsauffassung
Während er seine Fastenpredigt hielt, wurde Florian Herrnleben Opfer eines Parküberwachungsdiensthabenden. Mehr dazu in seiner aktuellen Stadtecho-Kolumne.
Fastenpredigt vorbei. Was für ein Auftritt, was für eine Atmosphäre! Ich hab tatsächlich ja schon – natürlich mehr kleine, aber trotzdem auch – zahlreiche große Auftritte in meinem Fahrtenbuch der letzten 35 Jahre stehen. Die 8. Fastenpredigt wird sicherlich angemarkert.
Es hätte der perfekte Abend werden können. Hätte! Wenn nicht wahrscheinlich als kleine, schnippische Rache für meine oft nicht allzu diplomatischen Verlautbarungen in Richtung Stadtverwaltung ein Strafzettel unter die Scheibenwischer meiner Herrnleben‘schen Protzkarre geklemmt worden wäre. 20 Euro wegen 14 Minuten. Pft!
Was mag das für ein Gefühl gewesen sein für den Parküberwachungsdiensthabenden im schicken Bahnschaffnerdress draußen vor dem Ziegelbau? Drinnen im vollbesetzten Saal tobt der Herrnleben in Mönchskutte am Mikrofon, schwingt große Worte zu Gesetz, Ordnung und absurden Rechtsauffassungen einer ganzen Rathausoberschicht, während man ihm zur gleichen Sekunde ein Knöllchen wegen ordnungswidriger Parkerei an der Mußstraße auf die Windschutzscheibe tackern kann. In den Zuschauerreihen zuckten die Smartphones der anwesenden Maxplatzpremiums beim Aufschlagen der Pushnachricht aus der rathausinternen Nachrichten-App, weil der Parküberwachungsdienstserver direkt Kennzeichen gecheckt und Stufe Rot ausgelöst hat: „Hab ihn erwischt! Herrnleben ist fällig! 14 Minuten! 20 Umdrehungen! Haha!“
Ich geh schwer davon aus, dass am darauffolgenden Montagmorgen um halb 8 schon eine Beförderung gedruckt oder zumindest eine komfortable Überstundenpauschale für diesen überdurchschnittlichen Mitarbeiter festgelegt worden war getreu dem Motto „Keine Leistung ohne Gegenleistung“. Anweisung von ganz oben, eventuell sogar vom OB persönlich unterschrieben.
Und auch wenn ich dem engagierten, fleißigen und pflichtbewussten Mitarbeiter von Herzen wirklich alles gönne für seinen Erfolg, so wird das aber nicht fairer. Wisst ihr… Ich stand da ja nur kurz. Also eigentlich, denn ich wollte da ja wieder wegfahren. Und auch nur zum Ein- und Ausladen stehen bleiben, weil es ziemlich geschüttet hat, als ich mit Mönchskutte, Text und dem großformatigen Foto von Klausi zwei Stunden vor allen anderen am Ziegelbau aufgeschlagen bin. Dann Soundcheck, wir mussten noch mal wegen dem Introvideo schauen und dem einen Lied. Und gerade als ich raus wollte, um das Auto… da kamen dann schon – zack! – die ersten Zuschauer. Da konnte ich ja dann auch nimmer… Also stellt euch vor, ich in Mönchskutte, einmal quer durch das Parkhaus. Ging nicht, ist klar.
Aber mal ehrlich! Wer rechnet denn damit? Und wer, wenn nicht der Ordnungsreferent persönlich, kontrolliert denn bitteschön während der Fastenpredigt direkt vor dem Saal der Fastenpredigt? Das macht null Sinn. Ich bin echt frustriert.
Zum ersten Mal finde ich mich schaffenstechnisch in einem Loch und weiß nicht, worüber ich in dieser Ausgabe schreiben soll. „Gut!“, werden die Bamberger Genossen sagen. „Siehste mal, wie es uns geht! – Schaffenstechnische Freiheit, das leben wir wegen dir seit drei Jahren chronisch!“ – Ja, aber als gewöhnlicher Stadtratshinterbänkler muss man halt auch nicht alle Monate drei- bis viertausend Zeichen hochtrabenden, sprachlich gefeilten Text wahlweise mit weltverändernder, ganz großer Botschaft oder dem Potenzial zum Rathausskandal zu Papier bringen. Und für die tollen Texte und Reden der Führungsschicht gibt es im Rathaus eine ganze Abteilung, wenn man selbst wieder mal frustriert ist.
Aber es hilft nix. Ich muss aus dem Tief raus, es liegen gewaltige Aufgaben vor uns. Deshalb möchte ich folgendes mitteilen: Nach sorgfältiger Prüfung habe ich mich entschlossen, den Strafzettel zu akzeptieren, auch wenn meine Rechtsanwältin mir geraten hat, dagegen vorzugehen. Mir ist das Wohl der Stadt am wichtigsten. Dem ist am meisten gedient, wenn das Verfahren beendet wird.
Ihr Florian Herrnleben
- März 30, 2023
- Autor: Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über künstliche Intelligenz
Florian Herrnleben fragt sich in seiner aktuellen Stadtecho-Kolumne, ob künstliche Intelligenz im Stadtrat nützlich sein könnte.
Kaum ein Kolumnist oder Kommentator eines hiesigen Presse- und/oder Verlautbarungsorgans hat sich in den letzten Wochen dem allgemeinen Trend folgend nicht dazu hinreißen lassen, dem ChatGPT einen Plastiktext aus den virtuellen Rippen zu leiern. ChatGPT, in aller Munde, ist dieser Chatbot des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI, der in Sekundenschnelle Fragen beantwortet und Texte jedweder Art schreibt. Zuletzt hatte sogar Stadtsprecher Michael Memmel die künstliche Intelligenz genutzt, um sich ein paar Zeilen ins Rathausjournal diktieren zu lassen. Vollautomatisch auf Basis von ein paar Wörtern bis Zeilen Fragestellung…
Während die einen große Gefahren für die gesamte, menschliche Zivilisation heraufbeschwören, bietet künstliche Intelligenz anderen natürlich große Chancen, nicht nur im Dunstkreis der Königstraße beim Erzeugen von Profilbildern für die Sandmanns, Frankens und Hausdörfers dieser Stadt. Auch in der moralisch weniger grenzwertigen Arbeit des vielbeschäftigten, gemeinen Stadtratsmitglieds kann ein virtueller Antrags- und Redenschreiber dienlich sein.
Das beweist Hans-Günter Brünker von VOLT, gelernter Schauspieler und damit ja naturgemäß darauf spezialisiert, Texte nicht selbst zu verfassen, sondern fremdes Material auswendig fehlerfrei vorzutragen. Er hat sich jüngst den trendigen Schreibroboter zu Nutze gemacht, um damit stolz einen Antragstext zur AEO durchzuformulieren. Oder anders: Der trendige Schreibroboter hat ihm was durchformuliert. – Erstmal großes Lob, man will ja nicht direkt immer motzen: Weniger, viel weniger Rechtschreibfehler als sonst gern mal! Inhaltlich löste der Antrag natürlich – ich formulier es diplomatisch – gewisses Kopfschütteln aus. Die aufgeworfenen, versicherungstechnischen Fragen konnte seine Ausschussgemeinschaft auch mit Hilfe der KI im Nachgang nicht beantworten, was erahnen lässt, wie es künftig Schülerinnen und Schülern vorne an der Tafel geht, wenn sie „ihre“ Gedichtinterpretation näher erläutern sollen.
Während hier die Schwächen von KI direkt offensichtlich wurden, hätte sie anderenorts im Sitzungssaal des Stadtrats durchaus qualitätssteigernd eingesetzt werden können. Die Absperrgitter auf der Kettenbrücke standen noch keine 24 Stunden, da begannen fünf Stadträte und Stadträtinnen bereits reflexartig hohlzudrehen.
„Kettenbr….?!?“
Während die älteren Ratsherrinnen und ‑damen sicherlich keine allzu guten Erinnerungen an das Prachtbauwerk inmitten der Weltkulturerbestadt haben dürften, das ihnen und allen Beteiligten einst einen Eintrag im Schwarzbuch der Steuern bescherte, überlegen sicherlich andere immer noch, welche verkehrsneuralgische Brennpunktachse da von heute auf morgen, also quasi über Nacht und zwar am helligsten Tag, für den mobilen Kraftverkehr gesperrt worden sein könnte.
„Der Innenstadt droht der Niedergang! Der Tod! Wenn man da zumacht, kommt ja NIEMAND mehr AUF KEINEN FALL in die Innenstadt!“
Echte Stadträte schrieben verhängnisvollerweise ohne virtuelle Hilfe und künstliche Intelligenz Dringlichkeitsanträge und Facebookpostings, es entstand ein Fragenkatalog und es entbrannten große Diskussionen im Mobilitätssenat… Ich hatte schon Angst, die lustigen fünf Freunde von der Kettenbrücke kleben sich aus Protest in die Baulücke. Ob es problematisch ist, wenn sich der eigene Wahrnehmungs- und Wirkungshorizont halt nur auf einer Linie zwischen Königstraße und Maxplatz befindet?
Zum Glück hat der OB den fünf Brückenbrodlern aus BUB, FW, FDP und Rest dann wohl persönlich die Luitpoldbrücke gezeigt und im letzten Moment erklärt, dass man sich echt nur auf 500 Meter Umweg einlassen muss, um die Innenstadt zu retten und den Einzelhandel nachhaltig zu stärken.
So gut, so didaktisch, so pädagogisch einfühlsam hätte das keine KI erklären können.
Ihr Florian Herrnleben
- Februar 27, 2023
- Autor: Florian Herrnleben
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Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über den nur zweithässlichsten Platz Bambergs
Für seine aktuelle Stadtecho-Kolumne hat Florian Herrnleben den Schönleinsplatz, oder wie er ihn nennt, die stadtbildgewordene Sperrmüllsammlung, besucht.
Es gibt diverse Bamberg-Gruppen in den sozialen Medien voll mit historischen Fotos und vielen Geschichten. Da ertappe auch ich mich dabei, wie ich gern in Erinnerungen ans alte Bamberg vor mich hin schwelge und mich der vergangenen Stadtansichten erfreue.
Ein Platz, bei dessen ursprünglichem Aussehen regelmäßig alle in Schnappatmung verfallen, ist der Schönleinsplatz, wo über Jahre und Jahrzehnte optisch einfach alles immer nur noch schlimmer wurde. Der Niedergang begann mit dem Abriss des alten Schützenhauses und den verkorksten Neu-an-drauf-Nebenhinbauverschlimmbesserungen am Sparkassengebäude, ging über den Um- und Dranbau des Gebäudes der heutigen Bamberger Bank bis hin zur verkehrsmalerischen Verkehrsversuchsdauerlösung in den schmucken Farben Gelb, Weiß, bisschen Weiß, Verschmiertweiß und Rot.
Der Schönleinsplatz ist die stadtbildgewordene Sperrmüllsammlung in spe ausm hintersten Kellerabteil, das man dringend mal wieder aufräumen müsste, aber schon gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Mismatch in Perfektion, das sprichwörtliche „Wie bei Hempels unterm Sofa“, aber mitten im Weltkulturerbe. Da ein „Bamberger Reiter“, der irgendwelchen Drittklass-Schiffstouristen den Weg in den Dom zum echten Bamberger Reiter spart, daneben unsere zwar liebgewonnenen und doch so missverstandenen roten Scheißerla, weil da halt noch Platz war, dort das Hexenmahnmal, weil es grad übrig war, neben einem Brunnen, der den Klimawandel kaum besser versinnbildlichen könnte. Alle Jahre wird dann noch die Krippe herausgekramt mit dem 60er-Jahre-Charme des bereits vor 25 Jahren geschlossenen Märchenparks in Neustadt bei Coburg. Dazwischen Mülltonnen unterschiedlichen Zeitalters, Strom- und Postkästen, eine kleine Büste von Schönlein himself im Holzkasten, Bänke und Blumen. Man sehnt sich nach Wahljahren, wenn am Tor zur Innenstadt alles wenigstens mit Großflächenplakaten zugestellt wird, damit man das politisch fabrizierte Elend kurzzeitig nicht ertragen muss.
Ob es jemals auch mal wieder schöner wird? Die Hoffnung stirbt zuletzt, denn im Osten des unsrigen Städtchens klappt es ja auch, nur anders. Aus den maroden Gebäuden der ehemaligen US-Lagarde-Kaserne entstehen aktuell schönste Hochglanzwohnungen und Häuser, die vom Investor bereits nach und nach als chancenreiche Kapitalanlage zum Kauf angeboten werden. Schön! Und im Grunde vielversprechend. Beim Blick in die einschlägigen Immobilienportale dürfte allerdings nicht nur so manchem Entscheidungsträger aus unserem Ratsherrenvolk vor Schreck der allmorgendliche Espresso am Rondo fast aus der Hand geflutscht sein.
Mit gut 6000 Euro pro Quadratmeter hält das Ergebnis der gefeierten Konversion nämlich ganz, ganz knapp nicht, was uns die Rathausspitze seit Jahren dazu vorjubelt. Ein 30-Quadratmeter-Wohnklo für läppische 200.000 Euro, das ist nicht nur hinsichtlich der Fläche weit weg von „Kostengünstiger Wohnraum für Familien“.
Gut 6000 Euro pro Quadratmeter.
„Wir werden uns wohl langsam an solche Preise gewöhnen müssen“, heißt es dazu seelenruhig aus Stadtratskreisen. Zum Glück leben wir in einer Demokratie, denn einen Fußballtrainer, der mitten in der Saison phlegmatisch schon nicht mal mehr vom Klassenerhalt träumt, setzt das Präsidium üblicherweise noch vor Montagabend vor die Tür. Aber bei Immobilienpreisen auf Rekordniveau, da kann der gemeine Ratsherr halt echt nix tun für das Volk. „Stadtentwicklung ist eben Zufall, Glück und Schicksal“, denkt er sich wahrscheinlich noch, bevor er dann doch wieder gemütlich den Keks in den Espresso tunkt und gedankenverloren den Verkehr am immerhin nur zweitvermurkstesten Platz Bambergs beobachtet.
Und wahrscheinlich hat der Stadtrat sogar Recht: An den hässlichen Schönleinsplatz haben wir uns ja auch gewöhnt.
Ihr Florian Herrnleben
- Januar 29, 2023
- Autor: Florian Herrnleben
Bruder Udalrich
Fastenpredigt: „Die Summe der Skandale der letzten drei Jahre in Bamberg ist einmalig“
Florian Herrnleben alias Bruder Udalrich wird Ende Februar die achte Bamberger Fastenpredigt halten. Eine logische Wahl seitens der Veranstalter „AGIL Bamberg erleben“. Denn kaum jemand sonst war in den letzten Jahren derart ausgeprägt an der Enthüllung verschiedener städtischer Skandale beteiligt wie der Kabarettist, Kolumnist und Puppenspieler.
Falsche Überstunden- und Boni-Abrechnungen, gefälschte Facebook-Profile, ein Prosecco-Umtrunk in der Königstraße zu Zeiten des Lockdowns und einiges mehr – die Liste der Verfehlungen des politischen Personals Bambergs in den letzten Jahren ist lang. An der Aufdeckung der beiden erstgenannten war Florian Herrnleben unter anderem mit seinem Blog „Herrnlebens Überstunde“ beteiligt. Nun hält der Kabarettist, Kasperle-Puppenspieler und Stadtecho-Kolumnist nach zweijähriger Corona-Pause die diesjährige Bamberger Fastenpredigt. Als Nachfolger von Andreas Ulich und Arnd Rühlmann nimmt er sich am 25. Februar im Ziegelbau des Kongress Hotels die Starkes, Stieringers und Humls der Stadt vor.
Wir haben mit Florian Herrnleben über das Engagement, seine Themen und Bambergs Skandalreichtum gesprochen.
Florian, warum hast du deinem Fastenprediger den Namen „Udalrich“ gegeben?
Florian Herrnleben: Dank meines Onkels bin ich auf der Suche nach einem Namen für meine Figur irgendwann auf diesen Namen gestoßen. Er gefiel mir gleich, weil er so schön sperrig ist und wie ich finde gut zu einem Mönch passt. Dann habe ich mehr über Udalrich oder Ulrich von Bamberg gelernt. Er war im 12. Jahrhundert Priester, Küster und Mitglied der Bamberger Domgeistlichkeit und hatte sich vor allem dem Chronistischen verschrieben. Sein Hauptwerk heißt „Codex Udalrici“ und enthält bedeutende Urkunden und Briefe aus der damaligen Bamberger Zeit. Allgemein war er sehr der Sprache zugetan und nicht irgendwer, sondern eine – wenn auch nicht allzu bekannte – Bamberger Persönlichkeit.
Die Fastenpredigt Ende Februar ist deine erste. Wie kam das Engagement zustande?
Florian Herrnleben: Na ja, man hat mich gefragt, ich habe zugesagt. Ich war ja schon bei Arnd Rühlmanns letztem Auftritt als Fastenprediger zu Gast. Damals wurde mir signalisiert, dass ich vielleicht als nächster Prediger in Frage käme, weil ich in meinem Kabarettprogramm eben schon sehr tief im lokalpolitischen Geschehen unterwegs war. Nach der Corona-Pause kamen die Veranstalter Jost Lohmann von AGIL, Ambros Mahr vom Ambräusianum und Udo Ziegler vom Welcome Hotel dann auf mich zu und fragten, ob ich mir den Auftritt vorstellen könnte.
Hat bei AGILs Entscheidung, sich an dich zu wenden, auch die Hoffnung eine Rolle gespielt, dass du deine Rolle in der Aufdeckung von aktuellen Bamberger Polit-Skandalen auf der Bühne mit neuen Enthüllungen fortsetzen könntest?
Florian Herrnleben: Glaube ich nicht, weil ich, und das finde ich schön, eben schon deutlich vor diesen Skandalen zum ersten Mal darauf angesprochen wurde. Mit dem Abtritt von Arnd Rühlmann war man schon mit mir in Kontakt getreten. Ich glaube auf der anderen Seite aber schon, dass sich die Veranstalter sehr freuen, damals vor der Pandemie-Pause schon genau den erwischt gehabt zu haben, der dann in den Jahren darauf an diesen Enthüllungen beteiligt und deswegen im Gespräch war. Inwieweit ich das auf der Bühne aber fortsetze, ist eine andere Sache. Ich denke nicht, dass eine Fastenpredigt der Zeitpunkt ist, neue Skandale aufzudecken. Es geht mir darum, auf das, was in den letzten Jahren passiert ist, möglichst unterhaltsam zurückzublicken und den Beteiligten die Leviten zu lesen.
Was wirst du für deine Fastenpredigt von deinen beiden Vorgängern Andreas Ulich und Arnd Rühlmann übernehmen?
Florian Herrnleben: Ich habe Andreas Ulichs Auftritt als Fastenprediger nicht gesehen, sondern nur die von Rühlmann. Direkt übernehme ich nichts – außer die Kutte. Das tue ich allerdings mit ein bisschen Stolz, weil beide sehr beliebt und gut sind in dem, was sie auf der Bühne tun. Aber Herrnleben ist Herrnleben und mein Prediger wird ein eigener Prediger sein.
Was wird das Eigene sein?
Florian Herrnleben: Was mit Sicherheit neu für mich sein wird, im Unterschied zu einem Kabarett-Auftritt und davon lebt so eine Predigt ja auch ein bisschen, ist die Tatsache, dass die Leute, über die man redet, im besten Fall in der ersten Reihe direkt vor einem sitzen und man mit ihnen interagieren kann. Als Puppenspieler vom Kasperletheater kenne ich auf der anderen Seite aber nichts anderes als Interaktion. Was ich vom Puppenspiel also schon kenne und kann, darf ich jetzt ein Stück weit in die Erwachsenenunterhaltung mitnehmen. Ich kann den Leuten in die Augen schauen, hoffe aber auch, ihnen auch noch hinterher in die Augen schauen zu können. Das wird eine spannende Gratwanderung.
Es ist noch mehr als ein Monat bis zu deinem Auftritt. Steigt die Nervosität bereits?
Florian Herrnleben: Ich freue mich in erster Linie sehr auf die Fastenpredigt. Wenn man ohne Freude auf die Bühne geht und dabei nicht irgendeine Art von Faible dafür hat, sich vor Leute zu stellen, könnte man so etwas überhaupt nicht machen. Außerdem gehöre ich zu denen, die zum Glück kein allzu großes Lampenfieber haben.
Um welche Themen wird sich deine Predigt drehen?
Florian Herrnleben: Es geht los bei der letzten Kommunalwahl, dann kam die Datenschutzverletzung samt Strafbefehl für Andreas Starke, dann der Prosecco-Skandal. Wir hatten den großen Boni-Überstunden-Rathaus-Razzia-Skandal, mit dem nächsten Strafbefehl. Es folgte der Fake-Account-Skandal um Klaus Stieringer und zuletzt der Rücktritt von Ludwig Schick. Es wird auch um die CSU gehen müssen mit ihren Social-Media-Kettenhunden, die sich dank Playboy in die bundesweite Presse gesplattert haben, und um Melanie Huml und ihre Maskenaffäre. Auch der grüne Verkehrsplan und der Stand seiner Umsetzung ist ein Thema. Es sollte niemand ausgespart werden.
Gehst du im Angesicht der Tatsache, dass du am Zustandekommen einiger der Themen durch deine Enthüllungen in „Herrnlebens Überstunde“ selbst beteiligt warst, davon aus, dass der Wunsch einiger Betroffener, dich scheitern zu sehen, besonders groß ist?
Florian Herrnleben: Klar. Aber was heißt scheitern. Dass niemand lacht? Dass ich beim Besteigen der Bühne über die Kutte stolpere? Es ist nach 35 Jahren auf und hinter Bühnen zum Glück auch eine gewisse Routine da. Ich möchte einen guten Auftritt ablegen, mit dem zunächst einmal ich zufrieden bin. Natürlich werden alle hinterher ihre Meinung haben, der eine wird es besonders gut, der andere wird die Vorgänger besser finden – aber das ist in Ordnung. Und ein Scheitern im Sinne eines leeren Saals, vor dem ich auftrete, schließen die bisherigen Kartenvorkäufe aus.
Teilst du gegen das gesamte Parteienspektrum des Stadtrats aus oder musst du der SPD zwangsläufig den größten Platz im Programm einräumen, weil sie sozusagen die meiste Vorarbeit geleistet hat?
Florian Herrnleben: Ja, sie hat die meiste Vorarbeit geleistet, aber die SPD und ihr Oberbürgermeister sind vor allem auch an der Macht. Damit ergibt sich automatisch ein kleiner Schwerpunkt im Programm. Starke war in die meisten Skandale mitverwickelt oder mit der Überstunden-Boni-Affäre sogar in den größten. Hinzu kommt sein ehemaliger Fraktionschef Stieringer und dessen zweitgrößter Skandal um die Fake Accounts. Es wäre komisch und unverhältnismäßig, wenn ich am meisten über Gaustadts BUB herziehen würde.
Hast du ein Lieblingsthema? Welches ist kabarettistisch und was eine Fastenpredigt angeht am ergiebigsten?
Florian Herrnleben: Es teilt sich ein bisschen auf. Der Überstundenskandal ist der größte Skandal, weil es um so viel Geld ging, er ist aber gleichzeitig auch ein wahnsinnig trockenes und anspruchsvolles Thema. Es aufzuarbeiten hat aber darum umso mehr Spaß gemacht. Auf der anderen Seite ist der Fake-Account-Skandal von vorne bis hinten von sich aus schon so absurd, dass man ihn kaum mehr für eine Predigt überhöhen muss. Ich habe also eigentlich kein Lieblingsthema, weil einfach so viel Verrücktes passiert ist – der Oberbürgermeister ist doppelt vorbestraft wegen Datenschutzverletzung und Untreue. In welcher anderen Stadt gibt es so was schon! Die Summe der Skandale der letzten drei Jahre in Bamberg ist einmalig.
Die Rolle des Predigers gibt die Möglichkeit, ein bisschen härter oder beleidigender zu den Angesprochenen zu sein als zum Beispiel in einer Kolumne. Machst du davon Gebrauch?
Florian Herrnleben: Man sagt mir in meinen Kabarett-Programmen schon eine gewisse Schärfe in der Sprache nach. Ob es in der Predigt noch schärfer werden muss oder wird, weiß ich nicht. Das lässt sich auch oft erst hinterher sagen, ob man jemanden getroffen hat oder nicht. Der Ton wird auch ein bisschen der Atmosphäre geschuldet sein und die ist bierzeltmäßig. Der Ziegelbau im Kongress Hotel ist keine Kleinkunstbühne, vor der 40 Leute im Dunkeln hocken und auf der Bühne präsentiert einer einen wochenlang vorbereiteten maximalfeinsinnigen Text, bei dem es auf jede Nuance ankommt. Im Ziegelbau muss es schon ein bisschen lauter und brachialer zugehen – alles andere würde vielleicht auch gar nicht ankommen. Mein Anspruch ist, die Leute zu unterhalten, aber ohne unter der Gürtellinie zu treffen. Denn hinterher möchte ich, wie gesagt, noch allen Angesprochenen in die Augen schauen können.
Lässt sich sagen, ob die Hauptpersonen der zurückliegenden Ereignisse zur Fastenpredigt kommen werden?
Florian Herrnleben: Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, es kommen nur die, die so was vertragen und zusätzlich ein paar mit Profilneurose. Ich wäre positiv überrascht, wenn zum Beispiel Stefan Sandmann kommt und dann auch noch in der ersten Reihe sitzt.
Kann man als Politiker seine Teilnahme an so einer Spottrede nicht aber nutzen, um Selbstironie anzutäuschen oder um vorzugeben, dass man großherzig genug ist, auch einmal einen Witz auf eigene Kosten vertragen zu können?
Florian Herrnleben: Schon, aber ich glaube, das können nicht alle. Aber es stünde Politikern allgemein tatsächlich gut und es sollte schon zum Politikerdasein dazugehören, an der maßgeblichen Veranstaltung dieser Art in Bamberg teilzunehmen. Sonst stellt man sich ja auch gern selbst vor sein Wahlvolk hin und sozusagen predigt, da kann man sich auch mal selbst einer Predigt aussetzen, bei der man zur Abwechslung mal nicht das letzte Wort hat.
Bei der Münchner Fastenpredigt am Nockherberg gilt: Wer nicht vorkommt in der Predigt, ist unwichtig. Wer kommt bei dir nicht vor?
Florian Herrnleben: Mal schauen. Ich habe eine Idee und muss mal schauen, ob es klappt. Da muss man ein bisschen unterscheiden zwischen denen, die sich wichtig fühlen und es sind, und denen, die sich wichtig fühlen, ohne es zu sein. Ich möchte jetzt keine Namen nennen, aber von diesen ganzen teils unbekannten Einzelfiguren aus dem Stadtrat, die versuchen, sich zu profilieren, muss sicher nicht jeder vorkommen. Ich kann ja nicht erst mal eine Viertelstunde lang erklären, um wen es sich handelt. Anders gesagt, alle, die nicht vorkommen, haben für mich wahrscheinlich keine politische Bedeutung.
Zeichnen sich neue Themen ab, die kurz vor der Predigt noch reinkommen könnten?
Florian Herrnleben: Ich hoffe nicht! Kurz vor der Predigt brauche ich keinen neuen Skandal. Es wäre mir ganz recht, wenn die Politiker bis dahin die Füße stillhalten. Danach dürfen sie wieder Gas geben, damit der Fastenprediger für 2024 Material hat.
Könntest du wieder dieser Prediger sein?
Florian Herrnleben: Da halte ich es wie mein Vorgänger Arnd Rühlmann – ich entscheide mich nach der Predigt. Und dann entscheidet der Veranstalter.
- Januar 14, 2023
- Autor: Sebastian Quenzer
Stadtecho-Kolumne
Florian Herrnleben über die Zeit zwischen den Jahren
Für seine aktuelle Stadtecho-Kolumne hat sich Florian Herrnleben einen selbstgemischten Glühwein eingeschenkt und lässt das zurückliegende Jahr und seine Aufregerthemen Revue passieren.
Na, wie fühlen Sie sich? Geht’s gut? Plätzchen bereits gebacken und Tetrapak-Glühwein schon auf dem Herd? Das erste „Last Christmas“ bereits in orchestraler Version hinuntergewürgt? Wie sinnlich, wie heilig, wie still!
Es scheint gemütlich zu werden in den nächsten Wochen, wir können uns endlich mal wieder um uns selbst kümmern. Auch ich, ja, denn in den letzten Jahren war zwischen den Jahren immer was los. Langsam kommt es, gell?
Waren es vor zwei Jahren noch die inzwischen überregional bekannten „Keine Leistung ohne Gegenleistung“-Guddis, spendiert von der Bamberger Rathausoberschicht für die besonders engagierten, die besonders fleißigen und die besonders treuen Rathausgetreuen, die die Staatsanwaltschaft Hof auf den Plan riefen, so waren es vor genau einem Jahr die Herren Sandmann, Franken und Hausdörfer, deren inzwischen abgehalfterte Existenz sich als Reality-Soap an den Fäden von Stieringer und seinen guten Bekannten entpuppt hat.
Wir sollten uns bewusst machen: Es ist tatsächlich der erste Jahreswechsel ohne Skandal, ohne politisches „Wir retten uns zwischen die Tage“ und ohne Sonderschichten am Maxplatz auf der einen Seite und journalistisches „Alter! Ich mag auch mal frei haben und nix recherchieren und schreiben!“ auf der anderen.
Und es ist auf absehbare Zeit auch nix zu erwarten. Und das hat Gründe: Die Hürde für neue, städtische Aufreger ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wir sind komplett abgestumpft.
Wenn woanders Disziplinarverfahren gegen OB und entscheidende Teile der Führungstruppe eines Rathauses laufen würden, mal ehrlich, eine normale Stadt wäre schon längst auf links, oder? Aber in Bamberg? Hier redet man nicht mal mehr am Stammtisch über unseren Oberbonimeister und seine Maxplatz-Daltons. Vorbestraft? Egal! Halbe Rathausspitze auch! – Noch mehr egal! Wie so vieles…
Hier kann man nun Geld für großangelegteste Mitmachstadt-Umfragen verprassen, um sie anschließend dann doch lieber geflissentlich bei den offiziellen Abstimmungen zu ignorieren, und kaum jemand regt sich auf, weswegen anschließend der vorgeblich weltoffenste und europäischste aller unserer in den Stadtrat gesalbten Politiker, also der, dessen Fraktionspartner vorher – wir sprachen darüber – im Kuschelbus mit der AfD nach München getrampt ist, öffentlich mit adaptierten Naziparolen – höchstbedauerlich, großes Missverständnis – entgleisen darf, was ja auch nicht weiter schlimm ist, weil man sogar als Stadtmarketingvorsitzender in diesem viele kommunikativ überfordernden Facebook mit Mafiamethoden gegen Kritiker liebäugeln kann. Alles nicht der Rede wert, denn auch die CSU-Fraktion tatzt durchs Stimmungsbild der Stadtgesellschaft wie eine Stahlkugel im Flipperautomaten und kippt vor Abstimmungen schneller als ein Kasten Nürnberger Bier in der prallen Sonne, während es auch keinen interessiert, warum die Grünen ihre Aufstellungsversammlung aus *hüstel* „formalen Gründen“ wiederholen mussten und sich auch niemand empört, dass der OB, also unser Andi, als ehrwürdiger, amtierender Vizepräsident des Bezirkstages jüngst irgendwie von seiner eigenen SPD nicht mal mehr auf die Bezirkstagskandidatenliste gesetzt wurde. Wurde er vergessen? Was weiß ich…
Das politische Geplänkel, die diversen Machenschaften und Entgleisungen… sie scheinen nicht mehr zu interessieren. Zum Glück, denn ich brauch ja auch mal Zeit für mich.
Und während ich hier so sitze und in aller Ruhe an meinem Glühwein nippe, den ich mir aus einer Flasche Rotwein, die man mir nach einem Auftritt geschenkt hat, und ein wenig Zimt und Rum-Aroma zusammengepanscht hab, kommen mir langsam doch noch Aufregerfragen und Blutdruckthemen in den Sinn: Kriegt man künftig im Karstadt echt keinen Personalrabatt mehr, obwohl man jemanden kennt, der jemanden kennt, der da mal gearbeitet hat? Wird eine bis heute berechtigte Empörung über die Qualität von Gelben Säcken in dieser Stadt jemals wieder auf fruchtbaren Gesellschaftsboden fallen? Und vor allem: Was mach ich nun zwischen den Jahren?
Ihr Florian Herrnleben
- November 29, 2022
- Text: Florian Herrnleben