Pop auf Ladinisch

Ganes

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Ganes
Ganes von links: Natalie Plöger, Elisabeth Schuen, Marlene Schuen, Foto: Christoph Jorda
Seit mehr als zehn Jah­ren musi­zie­ren die Schwes­tern Eli­sa­beth (Gesang, Gei­ge, Hack­brett, Syn­the­si­zer) und Mar­le­ne Schuen (Gesang, Gei­ge, Gitar­ren, Bass, Samples) als Ganes. In La Val, einem Dorf in den Süd­ti­ro­ler Dolo­mi­ten, auf­ge­wach­sen, inspi­riert sie die dor­ti­ge Natur, Spra­che (Ladi­nisch) und Kul­tur bis heu­te. Zusam­men mit Nata­lie Plö­ger (Kon­tra­bass) kom­men sie jetzt nach Hall­stadt, um ihr aktu­el­les Album „Or Brüm“ vor­zu­stel­len. Wir haben Eli­sa­beth Schuen zum Gespräch getroffen.
Wel­che Bedeu­tung hat­te für euch das musi­ka­li­sche Eltern­haus sowie die musi­ka­li­schen Erfah­run­gen in der Band von Hubert von Goi­sern bei der Grün­dung der Ganes?

Eli­sa­beth Schuen: Unse­re Mut­ter ist eine lei­den­schaft­li­che Sän­ge­rin und hat mit uns schon als klei­ne Kin­der immer gesun­gen. Papa spiel­te in jeder frei­en Minu­te auf sei­ner Stei­ri­schen Har­mo­ni­ka. Wir haben dann bald von der Block­flö­te auf die Vio­li­nen und Cel­lo gewech­selt und haben mit unse­rem Bru­der und den Eltern von Volks­mu­sik über klas­si­sche Musik bis hin zu Gos­pel viel zusam­men gemacht. Die Lie­be zur Musik ist uns sozu­sa­gen schon ein biss­chen in die Wie­ge gelegt wor­den. Mar­le­ne war dann eini­ge Jah­re mit Hubert auf Tour, Maria und ich kamen spä­ter dazu. Wir hat­ten dort viel Zeit, unse­re eige­nen Songs aus­zu­pro­bie­ren und das war dann der Anfang der Band Ganes.

Was bedeu­tet der Bandname?

Eli­sa­beth Schuen: Die Ganes kom­men in den ladi­ni­schen Dolo­mi­ten­sa­gen vor, die sich sozu­sa­gen direkt vor unse­rer Haus­tür abge­spielt haben. Sie sind Wald- und Was­ser­frau­en, die mit der Natur in enger Ver­bin­dung ste­hen. Außer­dem fließt der „Rü dla Gana“ direkt an unse­rem Eltern­haus vorbei.

Seit der Band­grün­dung 2010 singt ihr über­wie­gend auf Ladi­nisch. Die­se Min­der­hei­ten­spra­che ist in Ita­li­en aner­kannt und wird noch von etwa 30.000 Süd­ti­ro­le­rin­nen und Süd­ti­ro­lern gespro­chen. Was macht das Ladi­nisch für euch so besonders?

Eli­sa­beth Schuen: Wir sind mit dem Ladi­ni­schen auf­ge­wach­sen und haben erst in der Schu­le Ita­lie­nisch und dann Deutsch gelernt. Wir sind es als Ladi­ner gewohnt, dass man uns außer­halb des Tals nicht ver­steht und wir uns des­halb immer anpas­sen müs­sen. Als Kind war das nicht immer leicht, dass man uns den Akzent in den ande­ren Spra­chen ange­hört hat, aber je älter wir wur­den, des­to mehr haben wir ver­stan­den, dass es eine gro­ße Berei­che­rung ist. Ladi­nisch ist eine wei­che Spra­che, die sich sehr gut zum Sin­gen eig­net, außer­dem ist es eine sehr bild­haf­te Spra­che, die viel mit Natur­ele­men­ten arbei­tet, um etwas zu beschreiben.

Für eine Bonus­aus­ga­be eures zwei­ten Albums „Mai Guai“ (2011) habt ihr mit dem Film­or­ches­ter Babels­berg zusam­men­ge­ar­bei­tet. Wie kam es dazu?

Eli­sa­beth Schuen: Das war wirk­lich eine beson­de­re Erfah­rung, die wir schon in unse­ren Anfän­gen machen durf­ten. Der Musik­chef von Radio Eins Peter Rad­s­zuhn mein­te zunächst zu unse­rem Mana­ger, dass eine ladi­ni­sche Band ein­fach zu exo­tisch sei für den Sen­der. Der wie­der­um hat uns dar­über im Unwis­sen gelas­sen und ist mit uns ein­fach bei ihm in der Redak­ti­on auf­ge­kreuzt. Wir haben die Instru­men­te aus­ge­packt und gesun­gen und Peter hat uns danach ange­bo­ten ein Radio­kon­zert mit dem Babels­ber­ger Film­or­ches­ter zu spie­len. Das war eine unglaub­lich schö­ne Erfah­rung, die wir auch auf CD fest­ge­hal­ten haben.

Ende 2017 ver­ließ eure Cou­si­ne Maria Moling die Band, um sich eige­nen Pro­jek­ten zu wid­men. Sie wur­de durch Nata­lie Plö­ger ersetzt. Wel­che Bedeu­tung kommt ihr im Band­kon­text zu?

Eli­sa­beth Schuen: Wir sind sehr glück­lich dar­über, Nata­lie gefun­den zu haben. Als Schwes­tern und Cou­si­nen waren wir es gewohnt, viel zusam­men zu sin­gen und waren sehr ein­ge­spielt. Eine neue Gana zu fin­den war des­halb gar nicht so ein­fach, denn sie muss­te dazu ja auch noch auf Ladi­nisch sin­gen. Mit Nata­lie haben wir da rich­tig Glück gehabt, denn ihre Stim­me passt unglaub­lich gut zu unse­ren. Außer­dem spielt sie Kon­tra­bass und das ist für unse­re momen­ta­ne Beset­zung mit Raf­fa­el Holz­hau­ser an den Gitar­ren und unse­ren Vio­li­nen perfekt.

2021 erschien euer sechs­tes Album „Or Brüm“. Mit wel­chem Stel­len­wert wür­det ihr das Album in eure bis­he­ri­ge Dis­ko­gra­phie einordnen?

Eli­sa­beth Schuen: „Or Brüm“ ist ganz dem blau­en Gold gewid­met, dem Was­ser. Nach­dem wir uns von den Dolo­mi­ten­sa­gen haben inspi­rie­ren las­sen, war das als Was­ser­frau­en ein The­ma, wo wir Vie­les hin­ein­pro­ji­zie­ren konn­ten. Unser Name Ganes beruht auf Was­ser. Was­ser ist ein fas­zi­nie­ren­des Ele­ment, in all sei­nen ver­schie­de­nen For­men, Ver­än­der­bar­keit und Poe­sie. Natür­lich inter­es­siert uns Was­ser auch als Zukunfts­the­ma. Wie gehen wir mit den Res­sour­cen um, wem gehö­ren sie, kön­nen sie über­haupt jeman­dem gehö­ren, wie gehen wir mit dem Pla­ne­ten um? Es geht um eine klei­ne Schild­krö­te, mit Plas­tik in ihrem Magen, um die Odys­see und dar­um, dass wir Teil des Gan­zen sind und wenn wir das wie­der­erken­nen, uns beschützt füh­len kön­nen. „Or Brüm“ ist das ers­te Album, das wir in Eigen­re­gie pro­du­ziert und auf­ge­nom­men haben. Wir suchen immer neue Her­aus­for­de­run­gen und ler­nen stän­dig dazu. Die Songs klin­gen sehr unter­schied­lich, von pop­pig, atmo­sphä­risch bis zum Jodler.

An die­sem Album ori­en­tiert sich auch das aktu­el­le Live-Pro­gramm der Ganes. Was erwar­tet die Besu­che­rIn­nen bei eurem Auf­tritt im Kul­tur­bo­den in Hall­stadt am 10. November?

Eli­sa­beth Schuen: Nach der lan­gen Pau­se und in die­sen Zei­ten ist Musik beson­ders wich­tig. Wir haben den Ein­druck, dass das Publi­kum unse­re Kon­zer­te sehr schätzt. Uns macht es viel Freu­de und wir hof­fen, dass trotz der schwie­ri­gen Zei­ten vie­le zu uns hinfinden.

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