Das deutsche Quartett Echoes gilt als eine der erfolgreichsten Pink Floyd-Tribute-Bands weltweit. Mit ihren Liveshows im In- und Ausland machen sie dem
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Musik für einen guten Zweck
Benefizgala im Kulturboden
Sieben Musikerinnen und Bands spielten am 30. Dezember für eine Benefizgala im Kulturboden in Hallstadt. Der Erlös kam vier sozialen Einrichtungen Bambergs zugute.
Kurz vor dem Jahreswechsel hatten die 400 BesucherInnen einer Benefizgala in Hallstadt die Möglichkeit, Gutes für soziale Einrichtungen in Bamberg zu tun. „Das Konzertjahr endet mit einem fulminanten Benefizkonzert im Kulturboden Hallstadt. Vor ausverkauftem Haus konnten sieben Bamberger Bands und Musiker nicht nur ihr Können zeigen, sondern kostenlos für vier soziale Einrichtungen spielen“, zitiert eine Mitteilung Wolfgang Heyder, von den veranstaltenden Institutionen Wirtschaftsclub Bamberg und Veranstaltungsservice Bamberg.
Biersommelier Thomas Ötinger moderierte die Veranstaltung, deren Erlös vier sozialen Einrichtungen Bambergs zugute kam. Am Ende waren aus Spenden, Eintrittsgeldern und einer Tombola 8.500 Euro zusammen gekommen. Aufgeteilt ging die Summe an das Projekt GinaS des Förderkreises goolkids (2.500 Euro), an den Kinder- und Jugendhospizdienst des Hospizvereins Bamberg (2.500 Euro), an den Hand in Hand Förderverein der Lebenshilfe (2.500 Euro) und an die Bertold-Scharfenberg-Schule der Lebenshilfe Bamberg (1.000 Euro).
Die fünf Bands Heaven Unplugged, Rickbop & The Hurricanes, Pink Champagne und Lucky and the Heartbreakers und die MusikerInnen Suzan Baker, Stefanie Schubert und Tony Bullock sorgten für das musikalische Programm. „Durch diese Bands hatten wir eine musikalisch sehr ausgewogene Mischung für die Besuchenden. Da war für jeden etwas dabei“, sagte Wilfried Kämper, Vorstandsmitglied des Wirtschaftsclub Bamberg.
- Januar 2, 2023
- Redaktion Webecho Bamberg
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Akustik-Tour
Pink Floyd-Tribute-Band Echoes
von Frank Keil
Das deutsche Quartett Echoes gilt als eine der erfolgreichsten Pink Floyd-Tribute-Bands weltweit. Mit ihren Liveshows im In- und Ausland machen sie dem Original alle Ehre, vor allem seit unser Interviewpartner, Sänger und Gitarrist Oliver Hartmann, im Jahr 2002 einstieg. 2015 entschieden sich Echoes zusätzlich für einen zusätzlichen musikalischen Weg. Unter dem Namen Barefoot To The Moon starteten sie ein Pink Floyd-Akustikprojekt. Zusammen mit Oliver Hartmann blicken wir hinter die Kulissen von Echoes, die 2020 ihr 25jähriges Bandjubiläum feierten und am 15. Januar im Kulturboden in Hallstadt auftreten.
Die 1965 gegründete britische Rockband Pink Floyd wurde durch ihre opulente Musik und die visuelle Gestaltung ihrer Platten und Liveshows weltweit bekannt. Funktionieren deren Songs überhaupt akustisch?
Oliver Hartmann: Es funktioniert durchaus, dafür haben wir das Quintett um Gäste, Backgroundsängerinnen und ein Streichquartett aus Prag erweitert. Und gleichermaßen haben wir geschaut, wie man die eher bombastischen Originale von Pink Floyd minimalisiert ohne den Songs ihren Kern zu nehmen. Aber man muss sich jeden Titel einzeln anschauen, bei dem Titel „Echoes“ hat es zwei Jahre lang gedauert, bis er programmtauglich arrangiert war.
Der Initiator der Idee eines Akustikprogramms warst du. Wie wichtig sind deine Mitmusiker dabei?
Oliver Hartmann: Der Anstoß kam tatsächlich von mir und es hat mich auch viel Überzeugungsarbeit gekostet, es allen schmackhaft zu machen. Wir spielen ja nicht nur einfach nach, sondern setzen uns mit der Musik unserer Idole ernsthaft auseinander. Ich kümmere mich hauptsächlich um die Arrangements, auch für die Streicher, aber jeder in der Band trägt seinen Teil zum Kreativprozess bei. Es hat sich auch als sinnvoll erwiesen, die Echoes-Shows elektrisch von dem Barefoot To The Moon-Projekt zu trennen und jeweils in Blöcken auf Tournee zu gehen. Im Januar bis März 2023 werden wir daher ausschließlich mit dem Acoustic-Programm unterwegs sein. Da legen wir die Essenz von Pink Floyd dann wieder frei.
Ein Livealbum zu diesem Projekt erschien bereits 2015, die DVD dazu schaffte es in die Top 20 der Media Control-Charts. Erfolge, die euch zum Weitermachen angespornt haben?
Oliver Hartmann: Auf jeden Fall. Wir wollten das Konzept weiterverfolgen und definitiv ausbauen. So haben wir unseren Tourneekalender jedes Jahr um eine reine Acoustic-Tour ergänzt, ohne Echoes zu vernachlässigen. 2018 haben wir dann mit international namhaften Gästen wie Geoff Tate, Ex-Queensryche, Michael Sadler von Saga, Midge Ure von Ultravox und Visage, und Claude Leonetti von Lazuli auf der Bühne gestanden. Das Konzert wurde aufwendig mitgeschnitten und im März 2019 unter dem Titel „Live From The Dark Side“ in diversen Formaten veröffentlicht. Die Reaktionen und Pressekritiken dazu fielen hervorragend aus.
Gibt es von eurer Seite bereits konkrete Pläne für weitere Aufnahmen und Veröffentlichungen?
Oliver Hartmann: Nein, die sind für die Live-Shows sowie unsere jeweiligen Soloaktivitäten bis auf Weiteres hintangestellt. Aber zukünftig natürlich nicht ausgeschlossen.
Zwischen 1965 und 2015 gab es verschiedene Ären von Pink Floyd, die vor allem mit den Mitgliedern Syd Barret, Roger Waters, Nick Mason und David Gilmour zusammenhingen. Auf welche Phase habt ihr euch bei den beiden Programmen spezialisiert?
Oliver Hartmann: Elektrisch und akustisch gilt unsere Ausrichtung der späteren Phase von Pink Floyd. Also ab den Alben „The dark side of the moon”, „Wish you were here”, „Animals” und „The wall” aus den 1970ern – und auf den einen oder anderen Songs aus späteren Phasen ab 1985, in denen dann Roger Waters nicht mehr in der Band war. „Learning to fly“ aus dem Jahr 1987 ist ein solcher Titel. Auch haben wir Solo-Titel der einzelnen Bandmitglieder im Programm. Für die kommende Tour wird es zudem einige neue Stücke geben, so zum Beispiel „Set the controls for the heart of the sun“, um weder bei bei uns noch beim Publikum Langeweile aufkommen zu lassen.
Gibt es auch Eigenkompositionen von Echoes, die in den beiden separaten Programmen ihren Platz finden?
Oliver Hartmann: Nein, die gibt es tatsächlich nicht. Wir hatten innerhalb der Band zwar Gespräche und Diskussionen über das Thema, haben uns aber als Echoes gegen diese Art von Kreativität entschieden. Dafür gibt es bei den einzelnen Musikern ja ihre jeweiligen Solokarrieren.
Kommen wir auf die aufwendigen Licht-Shows von Pink Floyd zu sprechen. Wie sieht das Bühnendesign bei Barefoot To The Moon aus?
Oliver Hartmann: Wir haben das Visuelle auf das Notwendige, aber noch Schöne reduziert. Natürlich gibt es eine Light-Show und einige Specials, aber im Vordergrund stehen die akustisch umgesetzten Stücke, die vom Visuellen nicht erschlagen werden sollen.
- Januar 1, 2023
- Autor: Frank Keil
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30. Dezember, 19 Uhr, Kulturboden
Benefiz-Gala in Hallstadt
Kurz vor Jahresende gibt es im Kulturboden eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Am 30. Dezember findet im Kulturboden in Hallstadt eine Benefiz-Gala zugunsten verschiedener Bamberger Hilfsorganisationen statt. Den Abend bestreiten zahlreiche KünstlerInnen und Bands aus der Region und zusätzlich gibt es eine Tombola.
Um 19 Uhr beginnt die Benefiz-Gala im Hallstadter Kulturboden. Die Einnahmen der Wohltätigkeitsveranstaltung (Tickets gibt es hier) gehen an die Hilfsorganisationen Hand in Hand – Förderverein der Lebenshilfe Bamberg e.V., Ambulante Kinder- und Jugendarbeit des Hospizvereines Bamberg e.V. und ginaS – Inklusionsprojekt des Förderkreis goolkids e.V.
Den Anfang des Konzert-Abends machen Heaven. Die Band spielt Party- und Tanzmusik der 1980-er, 1990-er und von heute. Am 30. Dezember präsentieren Heaven vor allem Ausschnitte ihres Unplugged-Programms.
Danach betreten Lucky & The Heartbreakers die Bühne. Angetrieben von einer kräftigen Rockstimme spielt die den Sound der 1970-er. Auch Pink Champagne, ein oberfränkisches Gesangsduo bestehend aus Alexandra Förtsch und Kerstin Stieringer, haben sich Bekanntem der Rock- und Pop-Geschichte verschrieben. Zweistimmig und von einer Gitarre begleitet interpretieren sie zeitlose Songs.
Das vierte Konzert der Benefiz-Gala im Kulturboden gehört Rickbop & The Hurricanes. Aufgedrehte Regler, Schweiß, gute Laune und feuriger Rock ’n‘ Roll stehen auf dem Programm. Etwas ruhiger wird es beim Auftritt von Stefanie Schubert. Mit ihren Liedern möchte die Bamberger Sängerin Mut machen immer wieder aufzustehen. In Hallstadt wird sie einen Einblick in ihr jüngst veröffentlichtes Album geben.
Auch Suzan Baker ist Sängerin und Songwriterin. Mit zwölf Jahren brachte sie sich das Gitarrespielen bei, mit Mitte 20 gründete sie die Suzan Baker Band. 2010 beschloss sie, andere Wege zu gehen. Seitdem produziert sie ihre eigenen Songs und hatte auf Bayern 1 einen Sommerhit.
Den Abschluss der Benefiz-Gala macht Tony Bulluck, der als einer der interessantesten Jazz- und Soulsänger Deutschlands gilt. Eine Mischung aus Jazz, Blues, Reggae, Soul, Funk, Dance, Country und Folk machen sein Programm aus.
- Dezember 26, 2022
- Redaktion Webecho Bamberg
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Pop auf Ladinisch
Ganes
von Frank Keil
Seit mehr als zehn Jahren musizieren die Schwestern Elisabeth (Gesang, Geige, Hackbrett, Synthesizer) und Marlene Schuen (Gesang, Geige, Gitarren, Bass, Samples) als Ganes. In La Val, einem Dorf in den Südtiroler Dolomiten, aufgewachsen, inspiriert sie die dortige Natur, Sprache (Ladinisch) und Kultur bis heute. Zusammen mit Natalie Plöger (Kontrabass) kommen sie jetzt nach Hallstadt, um ihr aktuelles Album „Or Brüm“ vorzustellen. Wir haben Elisabeth Schuen zum Gespräch getroffen.
Welche Bedeutung hatte für euch das musikalische Elternhaus sowie die musikalischen Erfahrungen in der Band von Hubert von Goisern bei der Gründung der Ganes?
Elisabeth Schuen: Unsere Mutter ist eine leidenschaftliche Sängerin und hat mit uns schon als kleine Kinder immer gesungen. Papa spielte in jeder freien Minute auf seiner Steirischen Harmonika. Wir haben dann bald von der Blockflöte auf die Violinen und Cello gewechselt und haben mit unserem Bruder und den Eltern von Volksmusik über klassische Musik bis hin zu Gospel viel zusammen gemacht. Die Liebe zur Musik ist uns sozusagen schon ein bisschen in die Wiege gelegt worden. Marlene war dann einige Jahre mit Hubert auf Tour, Maria und ich kamen später dazu. Wir hatten dort viel Zeit, unsere eigenen Songs auszuprobieren und das war dann der Anfang der Band Ganes.
Was bedeutet der Bandname?
Elisabeth Schuen: Die Ganes kommen in den ladinischen Dolomitensagen vor, die sich sozusagen direkt vor unserer Haustür abgespielt haben. Sie sind Wald- und Wasserfrauen, die mit der Natur in enger Verbindung stehen. Außerdem fließt der „Rü dla Gana“ direkt an unserem Elternhaus vorbei.
Seit der Bandgründung 2010 singt ihr überwiegend auf Ladinisch. Diese Minderheitensprache ist in Italien anerkannt und wird noch von etwa 30.000 Südtirolerinnen und Südtirolern gesprochen. Was macht das Ladinisch für euch so besonders?
Elisabeth Schuen: Wir sind mit dem Ladinischen aufgewachsen und haben erst in der Schule Italienisch und dann Deutsch gelernt. Wir sind es als Ladiner gewohnt, dass man uns außerhalb des Tals nicht versteht und wir uns deshalb immer anpassen müssen. Als Kind war das nicht immer leicht, dass man uns den Akzent in den anderen Sprachen angehört hat, aber je älter wir wurden, desto mehr haben wir verstanden, dass es eine große Bereicherung ist. Ladinisch ist eine weiche Sprache, die sich sehr gut zum Singen eignet, außerdem ist es eine sehr bildhafte Sprache, die viel mit Naturelementen arbeitet, um etwas zu beschreiben.
Für eine Bonusausgabe eures zweiten Albums „Mai Guai“ (2011) habt ihr mit dem Filmorchester Babelsberg zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?
Elisabeth Schuen: Das war wirklich eine besondere Erfahrung, die wir schon in unseren Anfängen machen durften. Der Musikchef von Radio Eins Peter Radszuhn meinte zunächst zu unserem Manager, dass eine ladinische Band einfach zu exotisch sei für den Sender. Der wiederum hat uns darüber im Unwissen gelassen und ist mit uns einfach bei ihm in der Redaktion aufgekreuzt. Wir haben die Instrumente ausgepackt und gesungen und Peter hat uns danach angeboten ein Radiokonzert mit dem Babelsberger Filmorchester zu spielen. Das war eine unglaublich schöne Erfahrung, die wir auch auf CD festgehalten haben.
Ende 2017 verließ eure Cousine Maria Moling die Band, um sich eigenen Projekten zu widmen. Sie wurde durch Natalie Plöger ersetzt. Welche Bedeutung kommt ihr im Bandkontext zu?
Elisabeth Schuen: Wir sind sehr glücklich darüber, Natalie gefunden zu haben. Als Schwestern und Cousinen waren wir es gewohnt, viel zusammen zu singen und waren sehr eingespielt. Eine neue Gana zu finden war deshalb gar nicht so einfach, denn sie musste dazu ja auch noch auf Ladinisch singen. Mit Natalie haben wir da richtig Glück gehabt, denn ihre Stimme passt unglaublich gut zu unseren. Außerdem spielt sie Kontrabass und das ist für unsere momentane Besetzung mit Raffael Holzhauser an den Gitarren und unseren Violinen perfekt.
2021 erschien euer sechstes Album „Or Brüm“. Mit welchem Stellenwert würdet ihr das Album in eure bisherige Diskographie einordnen?
Elisabeth Schuen: „Or Brüm“ ist ganz dem blauen Gold gewidmet, dem Wasser. Nachdem wir uns von den Dolomitensagen haben inspirieren lassen, war das als Wasserfrauen ein Thema, wo wir Vieles hineinprojizieren konnten. Unser Name Ganes beruht auf Wasser. Wasser ist ein faszinierendes Element, in all seinen verschiedenen Formen, Veränderbarkeit und Poesie. Natürlich interessiert uns Wasser auch als Zukunftsthema. Wie gehen wir mit den Ressourcen um, wem gehören sie, können sie überhaupt jemandem gehören, wie gehen wir mit dem Planeten um? Es geht um eine kleine Schildkröte, mit Plastik in ihrem Magen, um die Odyssee und darum, dass wir Teil des Ganzen sind und wenn wir das wiedererkennen, uns beschützt fühlen können. „Or Brüm“ ist das erste Album, das wir in Eigenregie produziert und aufgenommen haben. Wir suchen immer neue Herausforderungen und lernen ständig dazu. Die Songs klingen sehr unterschiedlich, von poppig, atmosphärisch bis zum Jodler.
An diesem Album orientiert sich auch das aktuelle Live-Programm der Ganes. Was erwartet die BesucherInnen bei eurem Auftritt im Kulturboden in Hallstadt am 10. November?
Elisabeth Schuen: Nach der langen Pause und in diesen Zeiten ist Musik besonders wichtig. Wir haben den Eindruck, dass das Publikum unsere Konzerte sehr schätzt. Uns macht es viel Freude und wir hoffen, dass trotz der schwierigen Zeiten viele zu uns hinfinden.
- November 6, 2022
- Autor: Frank Keil
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„Wir sind beliebt, aber irrelevant“
Mäc Härder auf Tournee
Bambergs kabarettistisches Aushängeschild Mäc Härder ist derzeit mit seinem 10. Soloprogramm „Ihr könnt mich alle gern haben!“ unterwegs. Im Vorfeld seines nächsten Auftritts in der Region, am 31. Oktober in Hallstadt, haben wir ihn zum Gespräch übers Witzeschreiben, das Gendern und die Zurückhaltung des Publikums getroffen.
Herr Härder, „Ihr könnt mich alle gern haben!“ ist Ihr 10. Soloprogramm. Haben Sie beim Schreiben eher Freude über das Jubiläum empfunden oder Druck, etwas Besonderes abliefern zu müssen?
Mäc Härder: Druck herrscht da auf keinen Fall – man hat ja oft genug bewiesen, dass man es kann. Es gab sogar einen großen Vorteil beim Schreiben des Programms. Wegen der Pandemie und der Lockdowns habe ich mehr Zeit gehabt und auch mehr Ideen. Der Nachteil war, und ist es immer noch, dass ich das Programm zu selten spielen kann. Ein Programm braucht 15, 20 Auftritte, bis es rund läuft. Ich bin jetzt seit einem Jahr damit unterwegs und habe die Show insgesamt erst zehn oder elf Mal komplett gespielt.
Gehen Ihnen beim Schreiben die Witze heute leichter von der Hand als früher?
Mäc Härder: Nein, weil man nach all den Jahren zu viel weiß. Ich kenne zu viele Programme von KollegInnen und ich will mich auch selbst nicht wiederholen mit Nummern und Themen von früheren Shows. Ich hätte gerne manchmal den Zauber, die Unbedarftheit des Anfangs.
Wie sieht Ihre Arbeitsweise beim Schreiben aus: Sind Sie ständig auf der Suche nach Pointen oder nur, wenn Sie sich an den Schreibtisch setzen?
Mäc Härder: Mein Radar ist immer an. Ich habe so eine Standby-Funktion. Und wenn ich mir mehr als drei bis fünf Formulierungen merken möchte, muss ich sie mir aufschreiben. Manchmal stehe ich nachts dafür auf. Früher habe ich es mit festen Schreibtischzeiten versucht. Ich hatte zum Beispiel drei Ideen und habe dann angefangen, sie auszuarbeiten. Irgendwann waren zwei DIN A 4‑Seiten vollgeschrieben, ich brach aber trotzdem ab, weil ich merkte, dass das ja überhaupt nichts ist. Dann nimmt man die zweite Idee her und lässt es nach einer Dreiviertelseite sein – mit noch schlimmerem Ergebnis. Bleibt noch die dritte lausige Idee. Richtig frustriert macht man sich an die ran und plötzlich wird etwas daraus. Das liegt aber gar nicht so sehr an der Idee, sondern daran, dass ich mich einfach erst warmschreiben musste. Heute brauche ich dieses Warmschreiben gar nicht mehr. Ich weiß, wann genug Material da ist. Dann leg ich los.
Wird man nach zehn Programmen härter sich selbst gegenüber, wenn es darum geht, sich einzugestehen, dass eine Idee schlecht ist und man sie streichen sollte?
Mäc Härder: Natürlich, ganz eindeutig! Man ist viel schneller dabei rauszuwerfen, was nicht funktioniert. Auch bin ich viel schneller darin geworden, Nummern, die es zwar ins Programm geschafft haben, die auf der Bühne beim Publikum nicht funktionieren, rauszuschmeißen. Früher hätte ich so eine Nummer noch ein halbes Jahr mitgeschleppt in der Hoffnung, dass es mit ihr noch was wird. Es gilt der alte Spruch von Kurt Tucholsky: „Wat jestrichen ist, fällt nicht durch.“
Schreibt das Leben die besten Gags oder sind diejenigen besser, die man sich ausdenkt?
Mäc Härder: Mit diesem Klischee komme ich überhaupt nicht zurecht. Das Leben kann eine gute Anregung sein, aber es reicht so gut wie nie für eine Nummer. Man kann hin und wieder mal Sätze wortwörtlich übernehmen, aber den Großteil muss man zuspitzen und verdichten. Kabarett ist eine Mischung aus Erlebtem und Erfundenem.
Wenn Sie seit einem Jahr mit einem Programm auf Tour sind, das Sie schon vor mehr als einem Jahr, während des Lockdowns, geschrieben haben, sind die Themen dann noch aktuell?
Mäc Härder: Tatsächlich ja, ich musste kaum etwas ändern. Bei manchen Themen weiß man einfach, dass sie perspektivisch ein paar Jahre halten.
Welche sind die Hauptthemen von „Ihr könnt mich alle gern haben!“?
Mäc Härder: Corona, die Ampelregierung, das Fränkische und das Gendern.
Gendern – ein Reizthema für viele.
Mäc Härder: Ich hatte zu diesem Thema eine schöne Idee für eine leichte Mitmach-Nummer, bei der das Publikum zur Schulklasse wird.
Ist die Nummer pro oder contra Gendern?
Mäc Härder: Letztendlich pro. Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass ich zwei volljährige Töchter habe, die auf so etwas stark achten. Dadurch bleibt man flexibel und es schafft Sichtbarkeit. Wenn man nicht zu dogmatisch ist, ist es auch nicht schwer. Selbst Bundeswehroffiziere schaffen es inzwischen, die SoldatInnen mit „Meine Damen und Herren“ anzusprechen.
Wie gehen Sie auf die Ampelregierung ein?
Mäc Härder: Ich will auch hier nicht zu viel verraten, aber ich mache das mit einer Jongliernummer, mit einem roten, einem grünen und einem gelben Ball, die einer nach dem anderen runterfallen. Ich muss sagen, dass die Nummer bisher genial ankommt. Vor der Bundestagswahl hatte ich auch Söder dabei, der blau-weiße Ball wurde durch einen Mozzarellakäse ersetzt.
Gibt es Bamberger Themen im Programm? Der eine oder andere politische Anlass derzeit bestünde ja.
Mäc Härder: Ich habe für Auftritte in Bamberg einen knapp fünfminütigen Extrateil, in dem es um lokale Themen geht. Letztendlich ehrt man ja die Kommunalpolitiker dadurch, dass man sie satirisch verarbeitet.
Da erübrigt sich die Frage fast schon, was der fränkische Kabarettist Mäc Härder ohne Franken und das Fränkische wäre.
Mäc Härder: Ich baue immer eine fränkische Nummer ein und mache viele Anspielungen in meinen Programmen. Und einen großen Vorteil hat das Fränkische beziehungsweise Auftritte in der Gegend aber doch: Ich kann nachts nach den Shows heim fahren. Wenn man weiter weg einen Auftritt hat, dort übernachtet, lernt man schnell, dass der Anblick deutscher Fußgängerzonen im Morgengrauen nicht erquickend ist.
Der Titel „Ihr könnt mich alle gern haben!“ klingt ein bisschen nach Abschied. Ist es das letzte Programm?
Mäc Härder: Nein, nein, weil ich schon weiß, wie meine beiden letzten Programme heißen werden. Das Vorletzte wird „Härder geht nicht“ heißen und das letzte dann „Härder geht doch“. Aber das heißt nicht, dass es zwischen diesen beiden und dem aktuellen Programm nicht noch andere geben wird.
Mäc Härder bleibt der Bühne also noch ein paar Jahre erhalten?
Mäc Härder: Ja, und zwar mit der großen Hoffnung, dass mir irgendwann jemand sagt: „Mäc, das ist nicht mehr witzig“ – und dass ich darauf höre.
Ein Teil Ihrer Auftritte besteht aus Artistiknummern wie der schon erwähnten Jonglage. Ein relativ unübliches Gestaltungsmerkmal im Kabarett.
Mäc Härder: Ja, sehr unüblich sogar. Das ist eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal. Oft rettet mich die Jonglage sogar, vor allem bei geschlossenen Auftritten. Man stelle sich ein Publikum aus 100 Versicherungsleuten vor. Die denken sich bei einem Kabarettisten alle: „Dumm labern können wir auch.“ Dann fange ich an zu jonglieren und sie sagen: „Oh, der kann ja richtig was!“
Im Juni waren Sie in Ghana und sind dort vor Kindern aufgetreten. Wie kam es dazu?
Mäc Härder: Ich habe meine Tochter besucht, sie macht ein Freiwilliges Soziales Jahr in Ghana. Für die Kinder habe ich erst einen Auftritt auf Englisch gemacht und anschließend noch einen Jonglier- Workshop. Es war 35 Grad heiß und wir hatten nur Steine zur Verfügung. Aber einige haben dennoch die Grundzüge des Jonglierens gelernt.
Auf die Gefahr hin, ein weiteres Klischee zu wiederholen: Gibt es sie die internationale Sprache des Humors?
Mäc Härder: Mit Texten ist es in diesem Fall schwerer, weil Kinder in dem Alter, in dem diese Kinder in Ghana waren, also sechs oder sieben Jahre, Ironie noch nicht verstehen. Humorverständnis fängt in etwa mit neun oder zehn Jahren an. Aber mit Jonglieren kann man lustige visuelle Effekte erzielen, die überall verstanden werden.
Viele Kulturschaffende klagen über eine gewisse Zurückhaltung des Publikums, was den Besuch von Veranstaltungen angeht, obwohl es keine Corona-Beschränkungen mehr gibt. Nehmen Sie das auch wahr?
Mäc Härder: Ja, und ich behaupte, wir verlieren auf Dauer ein Viertel unseres Publikums. Die Leute sind träger geworden. Sie sind zwei Jahre lang ohne Live-Kultur ausgekommen und haben sich daran gewöhnt. Selbst meine Generation kennt Streaming und Mediathek. Ich spüre auch, dass wir KünstlerInnen an Bedeutung verloren haben. Wir sind beliebt, aber irrelevant. Berühmtere Leute als ich mussten Auftritte absagen, weil zu wenige Karten verkauft wurden. Mich buchen fränkischen Firmen und Personen für Feiern und Jubiläen, was mir hilft, momentan zu überleben.
Sie sind also mit Ihrer regionalen Bekanntheit zufrieden?
Mäc Härder: Ja. Ich bin geneigt zu sagen: Gott sei Dank bin ich nicht berühmter geworden.

- Oktober 29, 2022
- Autor: Sebastian Quenzer
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Wann könnt ihr endlich friedlich sein?
Max Prosa auf Tournee
von Frank Keil
„Die Phantasie wird siegen” hieß das Album, mit dem der 1989 in Berlin geborene Max Prosa und seine Band 2012 in die Top 20 der deutschen Albumcharts starteten. Zehn Jahre nach seinem Durchbruch fanden sich Max Prosa und Band wieder zusammen, um gemeinsam ein neues Album aufzunehmen. „Wann könnt ihr endlich friedlich sein?“ heißt die Platte, welche Mitte September erschien. Mit ihr im Gepäck sind Max Prosa und Band wieder live unterwegs und kommen am 3. Oktober nach Hallstadt.
Nach dem Abitur hast du studiert, zwei Studiengänge aber abgebrochen und dich komplett der Musik gewidmet. Hast du diese Entscheidung jemals bereut?
Max Prosa: Mit der Musik hatte ich zunächst keinen klaren Lebensweg gesehen und daher Physik und Philosophie studiert, da 2007 meine Bewerbung an der Mannheimer Popakademie nicht erfolgreich war. Aber die Musik kam immer wieder, hielt mich vom Studium ab, brachte mich an andere Orte und Ende 2008 war klar, dass ich diesen Übergang final vollziehen will. Bestätigt hat mich dabei ein früherer Aufenthalt als 17-jähriger Backpacker in Irland, wo ich immer wieder auf der Straße Bob Dylan, Johnny Cash und The Rolling Stones gespielt habe, um mir die Reise zu finanzieren.
2010 hast du dann doch an einem Projekt an der Popakademie teilgenommen und im Anschluss engagierte dich das Management des Sängers Clueso für das Vorprogramm seiner damaligen Tournee.
Max Prosa: Genau, das waren die ersten Schritte auf dem Weg zum Durchbruch als deutschsprachiger Songwriter und Sänger.
Seit deinem Debüt „Die Phantasie wird siegen“ verbindet dich eine Freundschaft mit der Liedermacherin Dota. Wie kam es dazu?
Max Prosa: Sie war damals Gastsängerin bei dem Stück „Bis nach Haus“. Es war der Beginn einer langen Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft, die bis heute anhält. Ähnlich ist es übrigens auch mit der Musikerin Alin Coen.
Es folgten die Alben „Rangoon“ (2013), „Keiner kämpft für mehr“ (2017), „Heimkehr“ (2018), „Mit anderen Augen“ (2019) und „Grüße aus der Flut“ (2020). Gibt es darunter einen Favoriten für dich?
Max Prosa: Die Charts haben mich nie interessiert, ich habe immer beständig weitergearbeitet und unterschiedliche Wege ausprobiert. Ich schreibe generell viele Stücke, bringe sie dann in die Form eines Albums und spiele eigentlich immer noch Stücke von jedem dieser Alben live. Es kommt dabei auch darauf an, ob ich alleine, als Duo, Trio oder mit einer Band auftrete.
Was ist Geschichte hinter „Wann könnt ihr endlich friedlich sein?“
Max Prosa: Die Idee war, meine alte Band vom Debüt „Die Phantasie wird siegen“ wieder zusammenzubringen. Die Besetzung ging 2013 auseinander, es gab Unstimmigkeiten und wir waren jung, hatten viel vor und ich hatte mich im Vorfeld der Aufnahmen gefragt, was die einzelnen Musiker heute wohl so machen. Ich fand sie tatsächlich alle wieder, wir begannen zu proben und aus einem geplanten Konzert wurde zunächst zwar nur ein Stream, dann aber das Album – vor allem dank der Fans, die den Stream mit der Band und mir so gelobt hatten. Die zehn Stücke zwischen „Aschetanz“ und „Leere“ sind dann Mitte September auf meinem eigenen Label erschienen.
Wird es Singleauskopplungen geben?
Max Prosa: Die erste Single „Aschetanz“ erschien bereits Anfang September, ob weitere folgen, werden wir sehen. Und jetzt, so kurz nach Fertigstellung der Produktion steht mir das komplette Album sehr nah. Ich kam nur mit Ideen und Texten in das Studio und überließ der Band die Arrangements. Diese Offenheit für verschiedene Richtungen kam dann auch den Musikern zugute.
Mit Titeln wie „Hinunter in die Miene“ oder „Wann könnt ihr endlich friedlich sein?“ triffst du zudem gesellschaftliche Aussagen.
Max Prosa: Das stimmt wohl, aber überzeugend wirkt die Leichtigkeit und Fröhlichkeit der Stücke, die für meine Verhältnisse schon ungewohnt ist.
Wie sieht das Bühnen-Programm aus, da du ja auf Material von acht Alben zurückgreifen kannst?
Max Prosa: Es wird Stücke aus alten Alben geben, da hat die Band fleißig geprobt, die frühen Sachen kannten sie ja sowieso noch. Und natürlich aktuelle Titel wie „Liebelei“ oder „Meisterstück“.
Der Bundestag hat vor Kurzem ein neues Covid-19-Schutzgesetz für den Herbst und Winter veröffentlicht, vieles bleibt aber unbestimmt. Mit welchen Erwartungen und Befürchtungen gehst du als Künstler in diese Jahreszeiten?
Max Prosa: Ich habe mir vorgenommen, die Situation entspannt anzugehen und kurzfristig zu entscheiden. Ich bin froh, dass wir unterwegs sein können und viele treue Fans haben, die trotz aller Widrigkeiten zu den Konzerten kommen und sich auf die Band und mich freuen.
Du bist 1989 geboren und jetzt 33 Jahre alt. Gab es in der Pandemiezeit der letzten beiden Jahre die Überlegung, eine Familie zu gründen und die eigene Lebensplanung anzupassen?
Max Prosa: Ich bin bereits vor einigen Jahren zweifacher Vater geworden. Das hat in gewisser Weise meine Zielstrebigkeit verändert.
- Oktober 1, 2022
- Autor: Frank Keil