Zum 1. September 2021 starten 1.703 Auszubildende ihren Berufsweg im oberfränkischen Handwerk, teilt die Handwerkskammer für Oberfranken mit. Das bedeutet einen geringen Zuwachs im Vergleich zu 2020.
„Wir sind froh, dass wir zum Ausbildungsstart unsere Ausbildungszahlen im Vergleich zu 2020 wieder minimal steigern konnten“, sagt dazu der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, Reinhard Bauer. „Allerdings muss man auch klar sagen Die Corona-Delle ist noch lange nicht überwunden, ein Normalzustand ist noch nicht wieder erreicht.“ So relativiere sich der Zuwachs von einem halben Prozent im Vergleich der Jahre 2019 und 2021. „Hier liegen wir noch über zehn Prozent hinter den Ausbildungszahlen von der Vor-Corona-Zeit zurück.“
„In kleineren Betrieben muss die Chemie einfach stimmen“
Der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann, sieht eine Vielzahl von Ursachen in der noch immer reduzierten Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. „Sicher hat das Handwerk mehr als die anderen Wirtschaftsbereiche darunter gelitten, dass nunmehr zwei Frühjahre und Sommer lang kaum Schulbesuche oder Ausbildungsveranstaltungen in Präsenz waren und auch die Praktika weggefallen sind.“ Schließlich lebe das Handwerk zum einen vom Ausprobieren und Anfassen. Zum anderen sei in der kleinteiligen Struktur der Betriebe der persönliche Kontakt entscheidender. „Im Handwerk ist es essenziell, ob Meister und Auszubildende oder Auszubildender miteinander können, sich verstehen“, erklärt der Präsident. „In kleineren Betrieben muss die Chemie einfach stimmen und dies wird ebenfalls in den Praktika getestet.“ Außerdem seien die Schulabgängerinnen und Schulabgänger wegen der wirtschaftlichen Entwicklung weiterhin vorsichtig und würden lieber abwarten beziehungsweise sich anders orientieren. „Die Schlagzeilen zu Kurzarbeit und Entlassungen“, so Graßmann, „werden zwar gar nicht vom Handwerk produziert, aber auch auf uns übertragen.“
Insgesamt befürchtet das Handwerk, dass Corona die Tendenz zur schulischen oder akademischen Ausbildung noch weiter verstärkt hat und diese nur mühsam umzukehren sei. „Wir investieren viel in die Ansprache junger Menschen und deren Eltern. Die Erkenntnis aber, dass die beruflichen Perspektiven und Karrierewege in der beruflichen Bildung inzwischen mindestens genauso gut sind wie in der akademischen Welt, sickert nur langsam durch“, sagt Hauptgeschäftsführer Bauer. Dabei spielten bei der Berufswahl nach wie vor die Eltern eine entscheidende Rolle. „Die Jugendlichen haben häufig Interesse, das Handwerk kommt ihren Werten sehr nahe.“ Leider aber wüssten viele Mütter und Väter noch immer nicht, dass etwa ein Handwerksmeister so viel verdient wie der Absolvent eines Bachelorstudiums. Dass beide Karrierewege zwar anders, aber von den Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten her gleichwertig seien.
Türen zu einer Ausbildung bleiben offen
Der offizielle Start für das Ausbildungsjahr fällt auf den 1. September. Doch für Jugendliche, die noch eine Ausbildung beginnen möchten, bleiben im Handwerk die Türen offen. „Unsere Betriebe ermöglichen auch einen späteren Start“, betont HWK-Hauptgeschäftsführer Bauer. So sind aktuell zum Beispiel in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer 488 freie Ausbildungsstellen eingetragen. „Daher ist unsere Botschaft an alle, die in die Berufswelt starten wollen Im Handwerk findet Ihr ausgezeichnete Perspektiven. Für den Start in das Berufsleben und auch für die weitere Karriere.“
- August 31, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Handwerkskammer für Oberfranken