Seit 8. März ist Individualsport im Freien wieder erlaubt. Eine Nachricht, die auch die Golfclubs der Region freuen dürfte. Unabhängig von Lockdown-Maßnahmen hatten sie in den letzten Monaten zwar ohnehin kaum Publikumsverkehr, weil sie sich in der Winterpause befanden – der Rückkehr zum Spielbetrieb steht nun aber erstmal nichts im Weg. Hans-Dieter Diehm ist Vorstandsmitglied des Golfclubs Haßberge. Er hat mit uns auf die Tage nach der Wiedereröffnung geblickt.
Der Golfclub Haßberge hat seit dem 8. März wieder geöffnet. Wie haben Sie die erste Woche der Wiederöffnung erlebt?
Hans-Dieter Diehm: Nachdem wir nach drei Monaten endlich wieder spielen konnten, gab es einen ordentlichen Ansturm. Allerdings haben wir ja seit letztem Jahr die Verpflichtung, höchstens eine begrenzte Anzahl von Leuten gleichzeitig auf den Platz zu lassen. Das heißt, wer wieder spielen wollte, musste nach wie vor eine Startzeit buchen. Aber jeder Tag seit dem 8. März war von früh bis spät ausgebucht. Selbst Leute, die vorher bei schlechtem Wetter nicht gespielt hätten, waren da.
Haben Sie selbst schon gespielt?
Hans-Dieter Diehm: Ja, gleich am Montag der Wiedereröffnung. Ich war froh, den Schläger mal wieder schwingen zu können. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und besser gespielt als erwartet.
Inwieweit sind Sie froh, dass sich die Lockdowns auf die Wintermonate, in denen ohnehin kein Golf gespielt wird, bezogen?
Hans-Dieter Diehm: Die Golfsaison geht in der Regel von April bis Ende Oktober. In den Wintermonaten spielen nur die Hartgesottenen. Wir sind schon froh, dass die Lockdownzeit in den Winter fiel.
Befürchten Sie oder hoffen Sie auf Golftourismus aus Landkreisen, in denen aufgrund von Inzidenzwerten über 100 die Sportstätten wieder geschlossen werden?
Hans-Dieter Diehm: Ich weiß nicht, ob es so etwas wie Golftourismus geben wird. Wir haben eine Mitteilung vom Bayerischen Golfverband bekommen, dass, auch wenn die Inzidenz über 100 liegt, trotzdem gespielt werden darf – natürlich mit entsprechenden Hygienemaßnahmen und reduzierter Gruppenzahl.
Welche Auswirkungen, auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, hatten die Schließungen der zurückliegenden Monate auf den Golfclub Haßberge?
Hans-Dieter Diehm: Letztes Jahr um diese Zeit mussten wir im ersten Lockdown das erste Mal schließen. Und bis Ende Mai 2020 geschlossen haben. Aus diesen Monaten fehlen uns natürlich Einnahmen aus Greenfeegebühren, Sponsorengelder oder Turnieren. Das hat wehgetan – genau wie die ausgefallenen Turniere selbst. Aber in den Tagen und Wochen danach hat sich die Lage wieder verbessert. So hatten wir zum Beispiel viel mehr Greenfee-Spieler, also Mitglieder anderer Golfvereine. Diese Besuche haben uns sehr gut getan.
Aus anderen Sportvereinen hört man, dass Mitgliederzahlen im zurückliegenden Jahr gesunken sind, weil Mitglieder im Lockdown scheinbar festgestellt haben, dass sie ihren Verein nicht allzu sehr vermissen. Verzeichnet auch der Golfclub Haßberge fallende Mitgliederzahlen?
Hans-Dieter Diehm: Bei uns haben sich die Mitgliederzahlen eigentlich positiv entwickelt. Wir haben mehr Mitglieder als in den Jahren zuvor. Und auch der Deutsche Golfverband meldet nach Jahren der Stagnation aus dem letzten Jahr einen bundesweiten Mitglieder-Anstieg von 1,4 Prozent.
Ist dieser Anstieg ein Zufall oder hängt er mit der Pandemie zusammen?
Hans-Dieter Diehm: Ein Zusammenhang mit der Pandemie könnte darin bestehen, dass sich die Leute, die ihre eigentliche Sportart nicht ausüben konnten, eine neue Sportart gesucht und mit Golf gefunden haben. Außerdem tun wir aber auch viel, um neue Mitglieder anzuziehen. So bewerben wir beispielsweise seit Jahren verschiedene Einstiegsmöglichkeiten wie unsere NoNiGo-Turniere, bei denen auch Noch-Nicht-Golfer eingeladen sind, den Golfsport kennen zu lernen.
Was erhoffen Sie sich für den Golfclub von kommenden politischen Beschlüssen bezüglich der Pandemie?
Hans-Dieter Diehm: Die derzeitigen Infektions-Zahlen deuten nicht unbedingt auf Lockerungen hin, aber ich hoffe, dass wir nach der Öffnung des Golfclubs auch unsere Golfclub-Gastronomie wieder öffnen können und, dass die Beschlüsse für Freizeitsport grundlegend etwas nachvollziehbarer werden. Die derzeitige Corona-Politik bezüglich Sportarten, die wie Golf im Freien stattfinden, ist nicht immer verständlich. Wir betreiben Freizeitsport, der einem Spaziergang über den Platz ähnelt. Viele unserer Mitglieder haben im Vorfeld für die Wiedereröffnung auf Wiesen geübt. Dort ist Golf erlaubt, auf dem Golfplatz nicht.