Im Rahmen des Länderspiels zwischen der DFB-Elf und Rumänien in Hamburg gab es für den Niederbayer Yannick Hannes die Trophäe als Sieger der Wahl zu Deutschlands „Amateurfussballer des Jahres 2019“. Als „Amateurfussballerin des Jahres 2019“ wurde Theresa Altendeitering aus Niedersachsen ausgezeichnet.
2021 statt 2020, Hamburg statt Nürnberg, Rumänien statt Italien: Yannick Hannes, der in wenigen Tagen seinen 20. Geburtstag feiert, musste lange warten, ehe er endlich auch den silbernen Pokal als verdienter Sieger der Wahl zu Deutschlands „Amateur des Jahres 2019“ in den Händen hält. Ursprünglich hatte der Kicker des TSV Natternberg seine Trophäe im Rahmen des Länderspiels zwischen Deutschland und Italien am 31. März vergangenen Jahres in Nürnberg überreicht bekommen sollen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sorgten jedoch für die Absage des Tests der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen den späteren Europameister – und damit fiel auch die Ehrung von Yannick Hannes aus Niederbayern ins Wasser. Jetzt, exakt 555 Tage nach dem Ursprungstermin, war es dann aber endlich soweit: Im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion hatte der „Amateur des Jahres 2019“ seine ihm gebührende Bühne vor 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. In der Halbzeitpause überreichte ihm Rainer Koch, DFB-Interimspräsident und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) die Trophäe.
„Amateurfußball auf dem Weg zurück zur Normalität“
„Wir alle hätten Yannick sehr gerne zum vereinbarten Termin im März vergangenen Jahres geehrt und ihm persönlich gratuliert. Wir alle hätten uns diese Pandemie, die auch für den Amateurfußball mit großen, bis dato so nicht gekannten Herausforderungen verbunden ist, sehr gerne erspart“, sagte Rainer Koch in der Hansestadt: „Umso erfreulicher ist es, dass es jetzt möglich ist. Diese Übergabe an den Amateur des Jahres soll auch sinnbildlich dafür stehen, dass der Amateurfußball diese Nagelprobe bestanden und auf dem Weg zurück zur Normalität ist. Yannick steht mit seiner Geschichte und seinem ehrenamtlichen Wirken auch stellvertretend für die vielen Millionen Menschen, die sich gerade in den letzten mehr als eineinhalb Jahren uneigennützig, ehrenamtlich und mit ganz viel Herzblut in den Dienst der Gesellschaft gestellt haben.“
Seinerzeit noch als A‑Jugendlicher hatte Hannes 2019 den bayerischen Hattrick perfekt gemacht: Der Niederbayer vom Deggendorfer Stadtteilverein TSV Natternberg setzte sich bei der deutschlandweiten Wahl zum „Amateur des Jahres“ 2019 durch und holte so nach Nina Hirsch (SV 67 Weinberg, 2017) und Thomas Ballbach (SV Mosbach, 2018) den dritten Titel in Folge in den Freistaat. Der damals 18 Jahre alte Juniorenspieler setzte sich im Online-Voting mit klarem Vorsprung auf die Konkurrenten durch und überzeugte auch die prominent besetzte Jury.
„Seine Geschichte zeigt, welche Kraft der Fußball haben kann und wie willensstark ein junger Mensch sein kann. Trotz Herzstillstand und Koma stellte er sich nie die Frage, ob, sondern wann er auf den Platz zurückkehren könnte. Yannick ist ein echtes Vorbild, weil er sich von einem krassen Schicksalsschlag nicht unterkriegen ließ, sondern aus seiner Leidenschaft für den Fußball die Motivation zog, schnellstmöglich wieder gesund zu werden. Heute tritt er nicht nur selbst wieder gegen den Ball, sondern kümmert sich als Jugendtrainer um den Fußballnachwuchs in Natternberg und ist daneben noch als Schiedsrichter und Turnierleiter aktiv“, würdigte BFV-Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann den Niederbayer nach Bekanntwerden des Wahl-Ergebnisses.
Seit 2008 trägt Yannick Hannes das Trikot des TSV Natternberg. Im März 2016 brach er während eines Jugendspiels plötzlich mit einem Herzstillstand zusammen. Noch auf dem Fußballplatz musste er reanimiert werden und lag anschließend mehrere Tage im Koma. Längst aber ist er wieder auf dem Platz, führte damals auch recht schnell wieder seine A‑Jugend voller Stolz als Kapitän aufs Feld.
Keine Sorgen wegen des Defibrillators
Ein Defibrillator, der von einer Manschette geschützt wird, gibt ihm heute ein sicheres Gefühl auf dem Platz. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich mir wegen des Defis keine Sorgen machen muss. Selbst dann, wenn der Ball Mal den Bereich stärker trifft, passiert mir nichts. Auch bei Zweikämpfen bin ich nicht vorsichtiger als zuvor.“ Und nicht nur auf dem Rasen zeigt Yannick vollen Einsatz, auch im Vereinsleben bringt er sich in allen Bereichen ein: Er organisiert Turniere in Natternberg, leitet bei Vereinsturnieren als Schiedsrichter Partien und betreut die E‑Junioren des Vereins. „Er ist gut im Fußball und kann gut erklären“, schwärmte Arlind, einer seiner Schützlinge, als er von der Auszeichnung erfahren hatte. Und auch Daniel Reichelt, der Jugendleiter des TSV, schätzt den „Amateur des Jahres“ sehr: „Er ist ein feiner Kerl und ein richtig guter Fußballer, der Gott sei Dank in unserem Verein spielt.“
Nach dem tragischen Vorfall im Frühjahr 2016 sind seine Eltern nicht nur überglücklich, ihren Sohn wieder gesund auf dem Platz zu sehen. Unheimlich stolz erzählt Vater Martin: „Gleich nach dem Aufwachen im Krankenhaus hat er die Ärzte gefragt, wann er wieder Fußball spielen kann. Für ihn war nie die Frage, ob, sondern wann. Er hat nie gezweifelt. Er hat uns da auch keine wirkliche Wahl gelassen – für ihn war immer klar: Er wird Fußball spielen.“ Nun geht Yannick seinem liebsten Hobby wieder voller Freude nach und irgendwann wird er rückblickend erzählen können, wie das war mit der um 555 Tage verspäteten Pokalübergabe.