Anfang November kehrten nach einjähriger Pause die Bamberger Gitarrentage zurück. Heute Abend findet mit dem Auftritt von Hands on Strings das zweite
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Klassik, Jazz, Blues im Gartenhaus
Bamberger Gitarrentage 2021
Anfang November kehrten nach einjähriger Pause die Bamberger Gitarrentage zurück. Heute Abend findet mit dem Auftritt von Hands on Strings das zweite Konzert der Reihe statt. Der Auftrittsort im Neuen Palais in der Kunigundenruhstraße ist neu, ansonsten ist alles beim Alten: Akustische Gitarrenmusik auf höchstem Niveau.
Wir haben mit Petra Schwarz gesprochen. Sie ist Organisatorin der Gitarrentage und Vorsitzende des Neuen Palais e.V.
Frau Schwarz, die Konzerte der Gitarrentage finden dieses Jahr nicht mehr in der Johanniskapelle statt, sondern im Gartenhaus des Neuen Palais in der Kunigundenruhstraße. Warum?
Petra Schwarz: Die Johaniskapelle ist Teil eines Umbaues am Stephansberg und steht dieses Jahr nicht zur Verfügung. Also sind wir auf das Gartenhaus ausgewichen, das Platz für etwa 50 Leute bietet. Wir hatten probehalber auch schon einige Gitarrenkonzerte hier – und alle waren beeindruckt vom Ambiente und von der Akustik.
2020 mussten die Gitarrentage ausfallen. Stattdessen sind Sie auf ein Online-Angebot ausgewichen.
Petra Schwarz: Ja, wir haben auf unserer Website sogenannte Schnipselkonzerte veranstaltet. Das waren kleine gestreamte Appetizer-Konzert derjenigen, die für die Gitarrentage 2020 eingeladen waren und 2021 nach Bamberg kommen werden. Das kann man auf unserer Website auch noch nachhören.
Gewähren Sie nur Geimpften den Zugang zu den Gitarrentagen?
Petra Schwarz: Im Augenblick folgen wir der 3G-Regel. Wer nachgewiesenermaßen geimpft, genesen oder getestet ist, darf rein – auch ohne Maske während der Konzerte.
Wen würden Sie bei den Gitarrentagen gerne einmal auftreten sehen?
Petra Schwarz: Ja, es gibt schon ein paar. Ich denke an Caterina Lichtenberg und Mike Marshall, an Aniello Desiderio und an Badi Assad. Mal sehen, wen wir hier noch auf die Bühne bringen.
Wonach haben Sie die teilnehmenden Musikerinnen und Musiker ausgewählt?
Petra Schwarz: Generell sollten die Leute, die bei uns auftreten, sehr gute Gitarristinnen und Gitarristen sein. Das macht sich zum Beispiel an Preisen und Auszeichnungen fest – auch wenn wir das nicht so in den Vordergrund stellen – und wir möchten von einer Community sprechen können, in der man sich weiterempfiehlt und unterstützt.
Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, auch härtere Gitarrenmusik zu präsentieren?
Petra Schwarz: Da gibt es ja in Bamberg schon genug, im Live Club zum Beispiel. Ich liebe Hard Rock, aber ich sehe das nicht in unserem Rahmen, dafür haben wir nicht das Platzangebot und die nötige technische Ausrüstung und Verstärkung.
Welches musikalische Bild sollen die Gitarrentage also abgeben?
Petra Schwarz: Am liebsten eines fürs gepflegte Zuhören und Mitschwingen, bei dem man sich konzentriert an den einzelnen Tönen erfreuen kann – im Unterschied zu den E‑Gitarren-Konzerten, wo es doch ein bisschen unschärfer und lauter wird. Nicht unbedingt nur die ganz leisen Töne, aber eben auch nicht das viel Verschluckende und Kräftige von E‑Gitarren.
Die Gitarrentage werden unter anderem Weltmusik bieten. Ist diese Richtung nicht immer ein bisschen nah an was man Allerweltsmusik nennen könnte?
Petra Schwarz: Weltmusik, also eine Vermischung westlicher und nicht-westlicher Musikstile, ist in der Gitarrenszene eine gängige Stilrichtung. So eine etwas esoterisch
angehauchte Tralala-Musik ist damit aber nicht gemeint.
Welche Trends gibt es zurzeit in der klassischen Gitarrenmusik?
Petra Schwarz: Viele klassische Gitarristinnen und Gitarristen spielen nicht mehr nur Stücke des üblichen Repertoires aus italienischer und spanischer Klassik. Sie öffnen ihre Programme immer mehr für Jazz und Blues und eigne Kompositionen. Das zeichnet übrigens alle unsere diesjährigen Künstlerinnen und Künstler aus.
Am 6. November begannen die Gitarrentage mit dem Auftritt von Bjarke Falgren und Sönke Meinen. Zweiterer wird als einer der kreativsten Gitarristen der aktuellen Gitarrenszene beschrieben. Wie macht sich das bemerkbar?
Petra Schwarz: Er schreibt sehr viel selber. Das wäre auch ein Trend. Junge Gitarristinnen und Gitarristen der Szene schreiben heute viel öfter ihre Stücke selber, anstatt nur die Gitarren-Literatur runterzuspielen.
Hands on Strings, das Duo von Thomas Fellow und Stephan Bormann, spielen heute Abend, am 12. November. Über die beiden heißt es wiederum, sie seien eine neue Definition für Gitarrenmusik.
Petra Schwarz: Das sind zwei Dozenten beziehungsweise Professoren aus Dresden mit einer musikalischen Vielseitigkeit, die man sonst kaum findet. Sie holen aus ihren Instrumenten raus, was rauszuholen ist und benutzen sie zum Beispiel auch als Perkussionsinstrumente.
Den Abschluss der Gitarrentage markieren am 19. November Jule Malischke und Antonio Forcione. Malischke singt und ihr wird eine unnachahmliche Stimme attestiert.
Petra Schwarz: Sie ist eine sehr junge Musikerin, aber wenn man ihre Stimme einmal gehört hat, erkennt man sie immer wieder. Sie hat einen ganz eigenen Klang in der Stimme. Dazu ist sie eine ausgezeichnete Gitarristin. Und ihre Texte sind nicht die plätschernder Liebeslieder, sondern da geht es schon um das Auf und ab des Lebens.
Antonio Forcione wird als der Jimi Hendrix der Akustikgitarre beschrieben. Kling ein wenig übertrieben.
Petra Schwarz: Ja, das glaube ich eigentlich auch, aber, ich habe vieles schon gehört von ihm, und er kann sowohl unglaublich schnell als auch ganz zart und vorsichtig spielen. Man muss es erleben.
Welche Hoffnungen haben Sie für die Gitarrentage 2021?
Petra Schwarz: Ich wünsche mir, dass der neue Auftrittsraum gut angenommen wird, dass sich die Leute auf und vor der Bühne im Gartenhaus des Palais wohlfühlen. Aber vor allem hoffe ich auf grandiose Konzerte und gute Laune.
14. Blues & Jazz Festival
„Sicherheit und Gesundheit hat für uns oberste Priorität“
Klaus Stieringer, Leiter des Stadtmarketings Bamberg, aüßert sich im Interview über die Organisation des ersten größeren Kulturevents in Stadt und Landkreis.
Herr Stieringer, das Stadtmarketing organisiert im Corona-Krisenjahr 2021 mit dem 14. Blues & Jazz Festival in Kooperation von Stadt und Land das bislang einzige Konzertevent vor größerem Publikum. Wie groß ist die Freude?
Klaus Stieringer: Natürlich freuen wir uns auf das 14. Tucher Blues- & Jazz Festival. Nach der langen Lockdown-Pause ist dieses außergewöhnliche Festival nicht nur für die Besucherinnen und Besucher wichtig, sondern insbesondere für die Künstlerinnen und Künstler. Wie kaum eine andere Gruppe wurden Künstler, Veranstalter, Techniker, Dienstleister und Gastronomen durch die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen oftmals an den Rand ihrer Existenz gebracht. Von diesem Festival soll auch ein deutliches Zeichen ausgehen, dass die lebendige und vielfältige Veranstaltungskultur in unserer Region wieder zurück ist.
Welche Hürden galt es zu überwinden und wie schwierig war es, die corona-bedingten Auflagen zu erfüllen?
Klaus Stieringer: Die Sicherheit und Gesundheit der Teilnehmer, Besucher und Mitarbeiter hat für uns immer oberste Priorität. Ein umfangreiches Hygiene- und Veranstaltungskonzept war die Grundlage dafür, damit alle Teilnehmer nicht nur viel Spaß und Freude an der Musik, sondern auch Sicherheit auf dem Festivalgelände erleben können.
Was hat sich verändert?
Klaus Stieringer: Die wichtigste Veränderung ist die Anmeldung zu den Konzerten über die Internetseite www.Tucher-Festival.de. Auch bei der vierzehnten Auflage des Festivals bleibt der Eintritt grundsätzlich kostenfrei. Im Gegensatz zu den Vorjahren ist jedoch die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für jedes Konzert strikt begrenzt. Um möglichst vielen Musikfreundinnen und ‑freunden die Teilnahme an unserem Festival zu ermöglichen und um Missbrauch durch ungenutzte Anmeldungen vorzubeugen, haben wir uns dazu entschlossen, erstmalig eine Schutzgebühr für jedes Konzert zu erheben. Damit das Festival seinen Charakter als eintrittsfreie Veranstaltung nicht verliert, erhalten die Besucher für die Schutzgebühr von 10 Euro Verzehrgutscheine in Höhe von 10 Euro.
Welche Neuerungen hinsichtlich der Bühnen gibt es?
Klaus Stieringer: Vor dem Hintergrund der aktuellen Hygieneauflagen und der Zuschauerbegrenzung wird es in diesem Jahr keine Bühne am Gabelmann geben. Eine Kontrolle der Besucher – entsprechend der 3G-Regel für Geimpfte, Genesene und Getestete – wäre nicht umsetzbar gewesen. Auf den Bühnen am Maxplatz, der Böhmerwiese sowie im Landkreis Bamberg können die Zugänge kontrolliert und die Besucherströme überwacht werden.
Wie ist die Stimmung unter den rund 60 angekündigten Bands und Künstlern?
Klaus Stieringer: Die Vorfreude auf das Event ist riesig. Nachdem auch in diesem Jahr bereits viele Festivals abgesagt worden sind, ist die Begeisterung über das Tucher Blues & Jazz Festival nicht nur bei den Besuchern, sondern auch bei den Bands riesig. Das Bamberger Festival hat zudem hoffentlich eine positive Signalwirkung auf andere Veranstalter, um der Kulturwirtschaft weiteren Rückenwind zu geben.
Auf welchen Auftritt freuen Sie sich besonders?
Klaus Stieringer: Oh, da gibt es viele. Mit Miu, Frontm3n, Stephanie Lottermoser, Andreas Kümmert, Carolin No, Kai Strauss, Bluesanovas, Marc Amache, Mayito Rivera und Sydney Ellis geben sich ganz große Namen der Blues- und Jazzmusik jeden Tag die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Daneben sind es insbesondere die regionalen und lokalen Bands, welche mit ihrer Leidenschaft, Begeisterung und Energie für unzählige einzigartige Momente auf dem Festival sorgen.
Was setzen Sie den Organisatoren und Freunden von Kerwas und anderen Festen entgegen, weshalb diese Veranstaltungen im Stadtgebiet noch oder doch nicht stattfinden können?
Klaus Stieringer: Leider ist auch das Stadtmarketing Bamberg mit Bamberg Zaubert, Fasching und den Fuchs Galas von den Veranstaltungsabsagen in diesem Jahr wieder betroffen. Die eingeforderte Zugangskontrolle auf den jeweiligen Veranstaltungsflächen setzt einen abgetrennten Veranstaltungsbereich voraus. Dadurch sind leider auch insbesondere Volks- und Straßenfeste – zum aktuellen Zeitpunkt – kaum durchführbar.
Wird die Festivalkultur bald wieder für alle erlebbar sein oder müssen wir uns daran gewöhnen, auch in Zukunft Abstriche zu machen und Großveranstaltungen völlig neu zu denken?
Klaus Stieringer: Ich gehe davon aus, dass unsere beliebten Veranstaltungen schon bald wieder stattfinden können und bin optimistisch, dass die lebendige und vielfältige Kulturlandschaft die Corona-Krise überstehen wird.
Kolumne
Florian Herrnleben über FREIEN EINTRITT!!1!1!!!
EINTRITT FREI!11!!1! – Seit Jahren stand kaum ein Slogan mehr für die Eventtradition in der Bamberg Innenstadt. Wenn 100.000 bis 1.000.000 Menschen nur wegen des Citymanagers nach Bamberg pilgerten, um die zur kostenlosen Weltrettung für alle in Gold gemantelten Premiumevents zu bestaunen.
Bühne vorne am Maxplatz, Bierbänke davor, und drumherum in der immer exakt selben Reihenfolge: Würstelbude, Bierbude, Würstelbude, Bierbude. Band vom Kumpel vom Dingens spielt, der größte Unterschied zwischen all den Events war im Wesentlichen das Datum. Und sind wir mal ehrlich: Wichtig ist die Anwesenheit seiner Heiligkeit. – Wir hatten uns so an das Konzept gewöhnt, das doch für alle Veranstaltungen auf dem Maxplatz für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt worden zu sein schien.
Und nun? “EINTRITT FREI!!!1!!” fällt!? Das die Königstraße jährlich in großen Lettern auf Bannern überspannende heiligste Credo wird plötzlich über Bord geworfen? Neee! Wegen dieser besseren Grippe? – Nicht für Superklausi. Wo andere (aber die sind ja auch nicht ganz so klug) ein Preisschild an die Ticketbude nageln müssen, kramt unser Stadtmarketingchef in der Scrabblekiste für Stadtmarketingchefs und puzzelte sich den Begriff „Schutzgebühr“ zusammen.
Nun ist Schutzgebühr kein wirklich – wie der Namen vermuten lassen könnte – geschützter Begriff. Man erwartet eine Gebühr, die vor Missbrauch schützt, wie bei der Bestellung eines dicken Versandkataloges. Begründet mit dem begrenzten Platzangebot wegen Corona. Am Ende reserviert jemand und kommt nicht. Ihr kennt mich, ich hab immer größtes Verständnis für alle. Das kann ich nachvollziehen.
Unser oft zitierter Schorsch Dotterweich, heute ein Landkreisbewohner, packt also – so rein beispielshalber – sowohl Frau als auch fünfjährigen Sohn und siebenjährige Tochter ins Auto, um die proklamierte EINTRITT-FREI!1!!1!-Kultur des Bamberger Stadtmarketings zu besuchen. Damit sich der Trip lohnt, wollen sie direkt zwei Konzerte auf dem Bamberger Maxplatz besuchen. Die kostenlosen Tickets hat er natürlich im Voraus bereits über den Shop des Stadtmarketings gekauft. 4 Personen a 10 Euro a 2 Konzerte. Macht mal entspannte 80 Euro. Aber man kriegt es ja wieder. Schutzgebühr! Zum Glück.
Also! Auf nach Bamberg! Nachdem sie ihr Auto wieder nicht direkt hinten auf dem Maxplatz (Frechheit!) abstellen können, und auch nicht einsehen, warum Parkgebühren nicht bei der Schutzgebühr dabei gewesen sein sollen, haben sie sich eben auf einen Anwohnerparkplatz im südlichen Inselbereich gestellt. Machen sie eh schon immer. Direkt der nächste Knaller: Obwohl Schorsch Dotterweich mit seinen 80 Euro Schutzgebühr ja den Einzelhandel und damit die Wirtschaft in Bamberg nachhaltig stärkt, muss er sich auch noch undankbar beschimpfen lassen von so einem engstirnigen alten Anwohner, weil es angeblich sein Parkplatz wäre. Dabei ist der doch selbst schuld, wenn er in der Innenstadt wohnen muss.
Am Maxplatz angekommen, bekommen sie 80 Euro in Form von Verzehrgutscheinen. Cool. Jetzt heißt es ranhalten, denn die Dinger verfallen am Abend, heißt es. Schorsch stellt sich, noch bevor das erste Konzert richtig losgeht, vier Seidla in den Schädel. Die Frau fährt und trinkt Wasser, die Kinder Limo. Nachdem die Kinder schon – die 80 Euro müssen ja weg – nach jeweils zwei Paar Bratwürste, einer ganzen Pizza und vier Crêpes das Jammern anfangen, spült Schorsch sich halt mit noch mal zwei Seidla die vier anderen Seidla hinunter. Die Frau hat keinen Appetit mehr auf die Fressalien am Maxplatz. Die Stimmung kippt. Den Kindern ist schlecht. Die Musik gefällt ihnen gar nicht. Aber bevor nicht wirklich der letzte Gutschein verbraucht ist, geht hier aber niemand heim. Wer weiß schon, wo das übrige Geld landet!
Zum Glück war der EINTRITT FREI!1!!!!