In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. In der Augustausgabe hat Michael Hemm die Fragen beantwortet.
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Stadtecho-Fragebogen
Das Stadtecho fragt – Michael Hemm antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. In der Augustausgabe hat Michael Hemm die Fragen beantwortet. Er ist Leiter der inklusiven Kulturwerkstatt KUFA.
Herr Hemm, auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (komplett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Corona-Pandemie verändert?
10, durch die Astra-Zeneca Impfung kam es bei mir zu Erschöpfungssymptomen, die durch eine Corona-Erkrankung nochmals verstärkt wurden. Das hat mich fast ein Jahr lang vollkommen aus der Bahn geworfen. Zum Glück kommt die Energie jetzt endlich wieder zurück.
Was mögen Sie an der Stelle des Leiters der KUFA am meisten?
Dass man so viel Neues bewegen und voranbringen kann. Ich bin ja auch Leiter der Offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe Bamberg e.V. Aus diesem Verantwortungsbereich habe ich mit meinem Team den Familienentlastenden Dienst, Aktion-Bamberg inklusiv und als Herzensprojekt die KUFA als inklusives soziokulturelles Zentrum für Bamberg entwickelt.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Ja, dann würde ich viel öfter mit meinem Mountainbike die Fränkische Schweiz und den Steigerwald erkunden.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Ja, der Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist wichtig. Klar, die Qualität des Fernsehprogramms könnte besser sein, deswegen höre ich eher Radio, zum Beispiel den Deutschlandfunk.
Töten Sie Insekten?
Wenn, dann nur die Spinnen in der Wohnung.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Auf keinen Fall.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Nach den Corona-Berührungsverboten sollte die Droge Liebe wieder „legalisiert“ werden. Und mit Liebe meine ich vor allem mehr Umarmungen und Berührungen im Umgang miteinander.
Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler sollte Sie spielen?
Jack Nicholson.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Ich glaube, so zehn und am meisten nutze ich WhatsApp und Komoot.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Wie man durch eine Krankheit die Kontrolle über seinen Körper und sein Leben vollständig verlieren kann.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Wieder vollkommen gesund zu werden und zu bleiben.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Frühstück mit einer schwäbischen Laugenbrezel mit viel Butter, vier Stunden arbeiten, mit Freunden in der Fränkischen Schweiz klettern, wandern oder radeln, danach Einkehr in eine Landbrauerei und zum Abschluss ein schönes Konzert in der KUFA.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über die einrichtungsbezogene Impfpflicht.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Ja, Kinderlachen, beziehungsweise Lachen überhaupt. Je lauter und länger umso besser.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Ab und zu gut essen gehen und dazu natürlich einen leckeren fränkischen Silvaner.
Wovor haben Sie Angst?
Vor dem zunehmenden Nationalismus in Europa und in der Welt. Unser Ziel ist doch die Menschengemeinschaft.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Ich glaube, dass ich gar nicht flirten kann. Anja K., Johanna H., Sandra R. und Rosi K. meinen, das stimmt nicht.
Wann hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Oh, das ist schon lange her, als ich „Bildet Banden“ auf eine Hauswand gesprüht habe.
Was war Ihr schönster KUFA-Moment?
Das war die Eröffnungsfeier der KUFA im Herbst 2019 mit einem großen inklusiven Kulturprogramm und dem Stolz, dass wir es als Behinderteneinrichtung geschafft haben, ein inklusives soziokulturelles Zentrum in Bamberg zu eröffnen. Immerhin gibt es dieses Ziel für Bamberg bereits seit der Besetzung des alten E‑Werks 1981.
Welcher der am wenigsten Schönste?
Das war die Schließung der KUFA im März 2020 aufgrund des Corona-Pandemie.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Ja, dass die Stadt Bamberg die notwendigen finanziellen Förderungen für unsere kommunalen Inklusionsprojekte streicht.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Mist, Mist, Mist und dies ziemlich laut und genau in dieser Reihenfolge.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Bei dem von Fritz Teufel und vom Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen organisierten Knast-Camp in Ebrach, in dessen Folge das Bamberger Landratsamt erstürmt wurde, das war 1969.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Dass ich vor lauter Ungeduld dem Gesprächspartner ins Wort falle.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Fehler, die aus einem Engagement heraus entstehen, mit dem Ergebnis, dass man
weitermacht.
Ihre Lieblingstugend?
Offenheit und Mut zur Veränderung mit einer kleinen Prise Hartnäckigkeit.
Ihr Hauptcharakterzug?
Nicht nur Ideen zu haben, sondern dieses auch umzusetzen.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Meine Ungeduld.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Metalldetektor-Sandalen, die sind super, da kann man beim Spazieren auf Schatzsuche gehen. Die gibt’s wirklich!
Haben Sie ein Vorbild?
Helmut M. und Burkhard V., zwei Männer mit Behinderung, die ich schon seit 30 Jahren kenne und die mich immer wieder mit ihrer Lebensfreude, Zufriedenheit und Fehlerfreundlichkeit begeistern.
Was lesen Sie gerade?
Anam Cara „Das Buch der keltischen Weisheit“.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Den Triple-Roman „Trilogie des laufenden Schwachsinns“ von Eckhard Henscheid, obwohl das Buch eigentlich bereits durch den Titel ein Meisterwerk ist.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
„Betty Blue“ von Philippe Djian, alle Platten von den Doors, aber auch die Platte „Young Rebel Set“ von der Band Young Rebel Set, „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Miloš Forman, oder vielleicht doch lieber „Das Leben ist schön“ von Roberto Benigni. Wartet, ich nehme „Bierkampf“ von Herbert Achternbusch.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Da kenn’ ich keine Gnade, ich höre alles offen und laut.
Was war Ihre größte Modesünde?
Als Jugendlicher habe ich eine giftgrüne Hose mit geblümten Borden und knallgelbem Hemd getragen.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Wie schlecht der Tatort mal wieder war.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Das finden meine Freunde jetzt nicht okay, aber ja, es ist Britney Spears.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Von der Physik. In meiner mündlichen Abiturprüfung wurde ich gefragt, wie die Stromleitungen funktionieren. Die einzige was ich sagen konnte war: „do derf ma net no langa“, ich bin Schwabe und habe mit dieser Antwort meine Abiturprüfung bestanden.
Was finden Sie langweilig?
Schiff fahren.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen zu gehen?
Techno und Electro Musik.
Wie glauben Sie, würde der Michael Hemm von vor zehn Jahren auf den Michael Hemm von heute reagieren?
Jetzt wird’s Zeit, dass du mal ein wenig langsamer machst!
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Ja, die Machtlosigkeit gegenüber Dingen, die man erst mal nicht beeinflussen kann, wie Krieg oder den Klimawandel.
Sind Sie Tänzer oder Steher?
Tänzer.
Was war die größte Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Dass er jetzt mit 60 endlich gscheit gworda isch.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Dass Politiker nicht nur von Inklusion reden, sondern endlich Finanzierungsprogramme aufstellen, damit Menschen mit Behinderung mitten unter uns leben können.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Einen Negroni.
Michael Hemm, Juli 2022.
- August 25, 2022
- Autor: Sebastian Quenzer