Im Tiergarten Nürnberg gibt es Nachwuchs im Raubtierhaus. Löwin Aarany hat am Wochenende zwei Junge zur Welt gebracht. Für das Publikum des Zoos werden die Löwenjungtiere allerdings frühestens in einigen Wochen zu sehen sein.
Bereits Anfang letzter Woche hatte sich angedeutet, dass die asiatische Löwin Aarany trächtig ist. Zusammen mit ihrem Männchen Kiron hatte sie sich in das Innengehege der Löwenanlage im Tiergarten Nürnberg zurückgezogen und war mehrere Tage lang nicht im Außenbereich erschienen. Nun vermeldete der Tiergarten, dass Aarany am Samstag (16. September) zwei Junge geboren hat.
Auch gab der Zoo bekannt, dass die Löwin ihren Nachwuchs bisher gut angenommen hat und die beiden Jungtiere säugt. Da Aarany nun aber viel Ruhe brauche, bleibt das Raubtierhaus für das Publikum vorerst geschlossen. Auch Tierpflegerinnen und Tierpfleger werden sich Aarany und ihrem Nachwuchs in nächster Zeit nicht nähern.
„Aarany soll ihre Jungen möglichst ungestört großziehen“, sagt Zootierarzt Dr. Hermann Will. „Kontakt mit den Pflegerinnen und Pflegern könnte sie irritieren. Nur Löwenkater Kiron ist bei ihr. Die beiden haben sich von Anfang an sehr gut verstanden und harmonieren miteinander. Wir haben auch festgestellt, dass Aarany in Kirons Anwesenheit ruhiger und entspannter ist, und uns deshalb bewusst entschieden, die beiden zusammenzulassen.“ Nur zu den Kleinen lasse Aarany Kiron noch nicht.
Dass Aarany ihren Nachwuchs annimmt, ist für den Zoo auch insofern erfreulich, als dass sie im Mai dieses Jahres bereits vier Löwenwelpen zur Welt gebracht, diese allerdings nicht überlebten. Drei davon hatte die Löwin kurz nach der Geburt aufgefressen. Ein solches Verhalten ist laut Nürnberger Tiergarten bei unerfahrenen Löwinnen allerdings nicht ungewöhnlich. „Es war Aaranys erster Wurf, sie war noch unerfahren und musste erst lernen, wie man mit Jungtieren umgeht“, sagt Hermann Will.
Zoopopulation entscheidend für Erhalt der Art
Jeder Nachwuchs bei den Löwen ist wichtig für den Erhalt der Art. Denn die Löwen-Unterart des Asiatischen Löwen (Pathera leo persica) gilt laut Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) als stark gefährdet. Aktuell gibt es in Freiheit nur eine einzige Population in einem Nationalpark in Indien, wo nach Schätzungen im Jahr 2017 rund 630 Tiere lebten. Der Bestand ist stabil, allerdings kann er weder wachsen noch seinen Lebensraum vergrößern, da die Kapazitätsgrenze des Nationalparks erreicht ist. Aufgrund des räumlich sehr begrenzten Verbreitungsgebiets können unvorhersehbare Ereignisse wie Krankheiten oder Waldbrände die gesamte Population bedrohen.
Sogenannte Reservepopulationen in Zoos spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Denn sie können Tiere für die Wiederansiedlung in der Natur bereitstellen, sofern es nach den Kriterien der IUCN sinnvoll und verantwortbar erscheint. Wie bei vielen anderen Tierarten weltweit ist das auch beim Asiatischen Löwen aktuell aber noch nicht der Fall.
Die Zucht und Haltung von momentan 113 Asiatischen Löwen in 40 europäischen Zoos wird auf wissenschaftlicher Basis in einem Erhaltungszuchtprogramm koordiniert. Ziel ist es, eine möglichst große genetische Vielfalt innerhalb der Population zu erhalten. Im Rahmen des Programms kam 2018 auch das in Frankfurt geborene Löwenmännchen Kiron nach Nürnberg.