Ein verrücktes Frankenderby zwischen den Bamberg Baskets und den Würzburg Baskets bekamen die 5.700 Zuschauer in der ausverkauften BROSE ARENA am Mittwochabend zu sehen. Extrem unterschiedliche Viertel und ein starker Endspurt prägten das 40. Derby beider Mannschaften, welches die Bamberger am Ende mit 78:83 (35:28) noch aus den Händen gaben.
Nach der Niederlage in Tübingen am Freitag setzte es gestern Abend zu Hause die nächste Pleite der Bamberg Baskets. Hatten die Würzburger das erste Viertel klar beherrscht und sich hier eine zweistellige Führung erspielt, drehten die Bamberger im zweiten Abschnitt den Spieß um und gestatteten den Unterfranken nur ganze fünf Zähler. Nach einem recht ausgeglichenen dritten Viertel lag das Team von Head Coach Oren Amiel zu Beginn des Schlussabschnitts mit 11 Punkten in Führung, ehe die Würzburger mit einem 19:0‑Lauf die Partie doch noch zu ihren Gunsten drehen konnten.
Spieler der Partie war Würzburgs Otis Livingston II, der neben seinen 24 Punkten auch sechs Assists sammelte und mit einem Wert von 25 der effektivste Spieler auf dem Parkett war. Beste Scorer auf Bamberger Seite waren Trey Woodbury mit 15 und Adrian Nelson mit 12 Punkten.
Die Gäste, die ohne Zachary Seljaas und Julius Böhmer auskommen mussten, starteten stark ins Frankenderby. Drei gute Angriffe brachten die Unterfranken nach nicht einmal zwei Minuten klar in Führung (0:8). Ein weiterer Würzburger Dreier zwang Bambergs Head Coach Oren Amiel nach 121 gespielten Sekunden bereits zu seiner ersten Auszeit (2:11/3.). Insgesamt wirkte das Spiel der Unterfranken im gesamten ersten Viertel deutlich organisierter, wodurch die Gäste auch eine bessere Trefferquote vorweisen konnten. Auf Seiten der Bamberg Baskets fehlte es hingegen am offensiven Rhythmus und wenn man dann doch einmal einen freien Wurf herausgespielt hatte, wollte der Ball nicht durchs Netz fallen. Angeführt von Otis Livingston II (11 Punkte im ersten Viertel) führten die Würzburger nach dem ersten Viertel zweistellig (13:23).
Im zweiten Abschnitt zeigte sich die Bamberger Verteidigung nun plötzlich deutlich stabiler und auch beim Rebound war man zur Stelle. Der Rückstand nach den ersten zehn Minuten konnte nun Punkt um Punkt verringert werden und nach einem Steal von Zach Copeland war es Justin Gray, der einen Schnellangriff zur ersten Bamberger Führung des Abends abschließen konnte (26:25/17.). Darius Perry mit einem Dreier konnte beim 28:28 (19.) zwar einmal wieder für ein Würzburger Lebenszeichen sorgen, den zweiten Abschnitt dominierten jedoch die Hausherren mit 22:5 und gingen so mit einer 35:28 Pausenführung in die Kabine.
„Wir waren am Ende einfach nicht
clever und nicht fokussiert genug“
Nach einer sehr kurzen Halbzeitansprache begannen die Unterfranken die zweite Hälfte wieder konzentrierter und verkürzten innerhalb weniger Sekunden den Rückstand auf nur noch drei Zähler (35:32/21.). Doch stets wenn die Gäste wieder herankamen, hatten die Bamberger in diesem dritten Viertel die passende Antwort. So zum Beispiel konterte Adrian Nelson nach dem wohl schönsten Angriff des Abends per Dunk zum 42:37 (24.) wie auch Trey Woodbury mit einem erfolgreichen Dreier in der 27. Minute zum 55:47. Auch Kapitän Karsten Tadda schlug hier zu. Sein Dreier samt verwandeltem Bonus-Freiwurf zum 61:52(29.) hielten die Baskets auch nach dem dritten Abschnitt in Front (63:55).
Die Bamberg Baskets schienen alles im Griff zu haben. Mit 67:56 brachte Adrian Nelson seine Farben exakt siebeneinhalb Minuten vor dem Ende in Führung, doch plötzlich ging auf Bamberger Seite nichts mehr. Während die Fehlerquote im eigenen Spiel nun deutlich anstieg, wurde der Gegner immer stärker. In nur 4:45 Minuten legten die Würzburger einen 19:0‑Lauf aufs Parkett und gingen nach einem krachenden Dunk von Owen Klassen 2:45 Minuten vor dem Ende mit fünf Zählern in Führung (67:75). Nach einer Auszeit versuchten die Bamberg Baskets zwar nochmals alles, doch spätestens als Isaiah Washington 43 Sekunden vor dem Ende mit seinem erfolgreichen Sprungwurf auf 70:80 stellte, war das Spiel zugunsten der Würzburger entschieden.
„Wir waren einfach unkonzentriert, haben uns fahrlässige Turnover erlaubt und auch keine gute Eins-gegen-eins-Verteidigung gespielt. Obwohl wir das im zweiten Viertel echt gut gemacht hatten, haben wir Würzburg wieder zurück ins Spiel kommen lassen und so verliert man dann so ein Match zuhause. Wir agieren als Team dann einfach schlecht, sind unaufmerksam und dann kommen wir in so einen Flow, aus dem wir es nicht schaffen, uns wieder herauszuholen. Natürlich liegt das an Karsten und an mir, da wir ja doch schon länger dabei sind, uns in solchen Situationen da herauszuhelfen, aber ich weiß im Moment auch nicht, warum es einfach nicht funktioniert, diese Spiele dann schlau nach Hause zu spielen“, fasste Patrick Heckmann das Spiel zusammen.
„Wir wollten den Rebound kontrollieren und die Ballverluste minimieren. In dieser Hinsicht haben wir über 34 Minuten einen sehr guten Job gemacht“, resümierte Coach Oren Amiel. „Allein in den letzten viereinhalb Minuten hatten wir dann aber fünf Ballverluste und Würzburg hat die Würfe getroffen. Würzburg hat hier sehr viel Eins-gegen-eins gespielt, aber sie haben auch genau diese Spieler, die talentiert sind, ein Spiel so zu finishen. Es fühlt sich echt schlecht an, für die Spieler und vor allem mit Blick auf unsere Fans, die es heute verdient gehabt hätten, mit einem Sieg nach Hause zu gehen. Ich wäre enttäuscht, wenn wir nicht alles gegeben hätten, doch das haben wir. Wir waren am Ende einfach nicht clever und nicht fokussiert genug. Anstelle uns Würfe herauszuspielen, haben wir den Ball verloren und die Rebounds nicht bekommen.“
Gastspiel in Bonn als Schlusspunkt 2023
Wenig Zeit zum Verschnaufen bliebt den Bamberg Baskets, denn bereits am Freitagabend steht der nächste Spieltag in der easyCredit Basketball Bundesliga an. Mit dem Gastspiel bei den Telekom Baskets Bonn beschließen die Bamberg Baskets das Jahr 2023 in der Bundesliga.
Die Telekom Baskets belegen aktuell mit einer Bilanz von acht Siegen und sechs Niederlagen Tabellenposition neun. Nach dem Gewinn der Basketball Champions League und der Vizemeisterschaft war in Bonn kein Stein auf dem anderen geblieben. Die komplette Mannschaft ist neu, 13 Abgängen stehen 13 Neuverpflichtungen gegenüber und auch auf der Trainerposition wurde gewechselt. Vom Ligakonkurrenten aus Göttingen kam Roel Moors nach Bonn, wo der Belgier vor der Herausforderung stand, eine neue Mannschaft zusammenzustellen und zu formen. Mit den beiden Ex-Veilchen Till Pape und Harald Frey holte sich der 45-jährige Cheftrainer zwei bekannte Gesichter ins Team, das in 14 BBL-Spielen acht Siege einfahren konnte. Auch in der Basketball Champions League läuft es für die Bonner. Nachdem man die reguläre Saison in der an Spannung kaum zu überbietenden Gruppe F an der Tabellenspitze beendete (alle Teams hatten hier am Ende nach 6 Spielen je 3 Siege und 3 Niederlagen, so dass das Korbverhältnis über die Platzierungen entscheiden musste), steht man auf europäischem Parkett in der Round of 16.
Fünf ihrer acht Siege in der easyCredit BBL konnten die Bonner in eigener Halle feiern. Den MBC, Crailsheim, Heidelberg, Hamburg und nach Verlängerung auch den FC Bayern München Basketball besiegten die Telekom Baskets im Telekom Dome, der im Spiel gegen die Bamberg Baskets am Freitagabend mit 6.000 Zuschauern wahrscheinlich ausverkauft sein dürfte.