Letztes Jahr musste die Bamberger Sandkerwa coronabedingt ausfallen, 2021 soll sie, vom 19. bis 23. August, wieder stattfinden. Eine definitive Entscheidung, ob oder ob nicht, kann die ausrichtende Bamberger Sandkerwa Veranstaltungs GmbH im Angesicht der derzeitigen Pandemie-Entwicklung und behördlichen Beschlusslage aber noch nicht treffen. Hinzu kommt die Unsicherheit, ob die GmbH einen erneuten Ausfall wirtschaftlich überleben könnte. Mit Jürgen Wirth, Geschäftsführer der Sandkerwa GmbH, haben wir im Webecho-Interview über die Planungen gesprochen.
Herr Wirth, wie sehen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ausfalls der Sandkerwa 2020 auf die Sandkerwa GmbH aus?
Jürgen Wirth: Die Sandkerwa GmbH finanziert sich zurzeit ausschließlich durch ihre Rücklagen. Wir haben keine Einnahmen, aber Ausgaben wie Miete, Telefon und so weiter. Für ein Jahr ist so eine Finanzierung möglich. Aber nicht für einen längeren Zeitraum. Diese schwierige Situation betrifft auch den Bürgerverein 4. Distrikt, der sehr stark auf die Einnahmen aus der Sandkerwa angewiesen ist.
Wie sähe der wirtschaftliche Zustand der GmbH aus, wenn auch die Kerwa 2021 ausfiele? Können Sie, wirtschaftlich gesehen, nicht anders als die Kerwa 2021 auszurichten?
Jürgen Wirth: Sollte die Sandkerwa 2021 wieder ausfallen, dann müsste man sich fragen, ob es noch Sinn ergibt, die GmbH weiter zu betreiben. Eine GmbH muss wirtschaftlich handeln. Bei der Durchführung der Sandkerwa spielen viele Faktoren eine Rolle. Es geht hierbei nicht nur um das Wirtschaftliche. Vielmehr stehen die Sicherheit und die Gesundheit der Besucher im Vordergrund.
In einem jüngst erschienenen Pressebericht wird Horst Feulner, ebenfalls Geschäftsführer der Sandkerwa GmbH, so zitiert, dass er davon ausgehe, dass die Sandkerwa 2021 vom 19. bis zum 23. August 2021 stattfinden wird. Was macht ihn sicher?
Jürgen Wirth: Wir sind uns natürlich nicht sicher, ob die Sandkerwa stattfinden wird – wir sind zuversichtlich. Sollten in diesem Jahr aber wieder alle Volksfeste abgesagt werden, dann geht eine ganze Branche in die Insolvenz. Ich glaube, das möchte keiner von uns miterleben.
Welche Inzidenz (pro Woche und 100.000 Einwohnern) darf für Sie nicht überschritten sein, damit die Kerwa stattfinden kann?
Jürgen Wirth: Wir machen die Kerwa nicht von Inzidenzwerten abhängig. Vielmehr richten wir uns nach den Vorgaben der Staatsregierung und den Ordnungs- und Sicherheitsbehörden. Eine große Rolle spielen auch noch die behördlichen Auflagen. Wenn diese nicht umsetzbar oder finanzierbar sind, dann wird es auch keine Kerwa geben.
Wie lange bis vor dem 19. August werden Sie die Entwicklung der Coronazahlen beziehungsweise die finale Entscheidung für oder gegen die Ausrichtung der Kerwa abwarten?
Jürgen Wirth: Wir werden eine finale Entscheidung so spät wie möglich treffen. Wahrscheinlich im zweiten Quartal dieses Jahres.
Sie haben angekündigt, auf ein Hygienekonzept zu verzichten und stattdessen auf eine Stabilisierung des Infektionsgeschehens auf niedrigem Stand und eine erfolgreich verlaufende Impfkampagne zu hoffen. Wie riskant ist dieser Plan im Angesicht von Impfskepsis und der derzeitigen Langsamkeit, mit der das Impfen abläuft, und dem schleppenden Nachschub an Impfstoff?
Jürgen Wirth: Geeignete Hygienekonzepte sind an der Sandkerwa nicht umsetzbar. Vielmehr müssen wir abwarten, welchen Plan die Staatsregierung für die Veranstaltungsbranche hat. Eine freiwillige Impfung ist nun mal freiwillig. Hiervon kann man keine Veranstaltung abhängig machen.
Die Sandkerwa GmbH hat sich gegen eine Privilegierung von Geimpften ausgesprochen. Warum?
Jürgen Wirth: Wir werden keine Maßnahmen unterstützen, welche die Gesellschaft spalten. Die Sandkerwa ist ein Fest für alle!
Gehen Sie davon aus, dass sich ähnlich viel Publikum wie in den Jahren zuvor einfinden wird, oder rechnen Sie damit, dass ein Großteil möglicher Besucherinnen und Besucher – unabhängig vom Pandemiestand – aus Rest-Sorge um eine Ansteckung der Kerwa doch fernbleibt?
Jürgen Wirth: Die Bevölkerung sehnt sich, nach fast einem Jahr, nach Normalität. Die Besucherzahlen werden stabil bleiben.
Sollte die Sandkerwa 2021 stattfinden – welche Neuerungen im Programm, Ablauf, Aufbau, et cetera wird es geben?
Jürgen Wirth: Es sind keine Veränderungen am Programm geplant. Die Sandkerwa bleit ihren Traditionen treu.
- Februar 12, 2021
- Sebastian Quenzer
- Foto: Sebastian Quenzer