Gestern ging die 74. Bamberger Sandkerwa zu Ende. Nun haben der Bürgerverein 4. Distrikt und die Sicherheitsorgane Bilanz gezogen. Diese fällt mit
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200.000 Besucher:innen
74. Sandkerwa: Bilanz des Bürgervereins
Gestern ging die 74. Bamberger Sandkerwa zu Ende. Nun haben der Bürgerverein 4. Distrikt und die Sicherheitsorgane Bilanz gezogen. Diese fällt mit einigen Ausnahmen positiv aus.
Die Bamberger Sandkerwa hat erneut gezeigt, so der Bürgerverein 4. Distrikt in einer Mitteilung, dass sie ein Ort der Freude, des Zusammenhalts und friedlicher Feierlichkeiten sei. Rund 200.000 Besucher:innen aus nah und fern haben am Fest in den Gassen der Bamberger Altstadt teilgenommen. Sowohl die Vorsitzende des Bürgervereins, Simone Franke, als auch die beiden Geschäftsführer der Bamberger Sandkerwa Veranstaltungs GmbH, Jürgen Wirth und Dominik Nakic, zeigten sich mit dem Verlauf der Sandkerwa 2024 entsprechend zufrieden.
Mit der bewusst traditionellen Ausrichtung habe das Veranstaltungsprogramm der Sandkerwa auch in diesem Jahr überzeugen können. Eine Neuerung sei allerdings der Wechsel vom klassischen Festzelt zu einem Festgarten am Leinritt gewesen. Dieser offene Raum bot dem Publikum Stehtische zum Verweilen an. Ein Anziehungspunkt sei, so die Mitteilung weiter, auch das 70. Bamberger Fischerstechen am Sonntag (25. August) gewesen, das eine große Menge verfolgt habe. Fast immer sonniges Wetter habe ebenfalls seinen Teil zur Stimmung beigetragen.
Mit einem farbenfrohen Feuerwerk fand die Sandkerwa gestern Abend (26. August) dann ihren Abschluss. Tausende von Menschen hätten dafür den Leinritt, den Kranen, die Markusbrücke und die Untere Brücke gesäumt, um das Ereignis mitzuerleben.
Sicherheitskonzept ging auf
Auch für das Sicherheitskonzept der 74. Sandkerwa haben die Veranstalter größtenteils positive Worte übrig. Als äußerst wirksam habe es sich erwiesen. Dank der hohen Präsenz von Sicherheitskräften, Kontrollen von Taschen und Rucksäcken sowie dem Verbot von hochprozentigem Alkohol, zeigten sich Franke, Wirth und Nakic auch in diesem Zusammenhang zufrieden.
Auch die Polizei vermeldete einen „sehr ruhigen Festverlauf“, ohne nennenswerte Zwischenfälle. Die Zahl der Patient:innen habe sich auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre bewegt, gibt zudem das Rote Kreuz an. Bis Montagmittag hatten etwa 60 Personen Hilfe bei den Einsatzkräften gesucht. Grund dafür seien überwiegend Fälle leichter Verletzungen und Kreislaufprobleme gewesen, die aber direkt vor Ort behandelt werden konnten. Einige wenige Patient:innen wurden vorsorglich zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus transportiert.
Einsätze aufgrund Alkohol und Gewaltdelikten hätten hingegen nur in Ausnahmefällen eine Rolle gespielt. Allerdings musste auch in diesem Jahr wieder eine Person aus der Regnitz gerettet werden. „Die Strömung im Fluss ist nicht zu unterschätzen“, sagen die Verantwortlichen des Roten Kreuzes. „Kommt dann noch Alkohol dazu, befinden sich Personen, die den Sprung in die Regnitz für einen Spaß halten, schnell in einer bedrohlichen Lage und können sich aus eigener Kraft nicht mehr selbst ans Ufer retten.“
Nun blicken die Beteiligten voller Vorfreude auf die 75. Sandkerwa im nächsten Jahr. Denn alle wissen, so die Mitteilung des Bürgervereins zum Schluss: Nach der Kerwa ist vor Kerwa.
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Sandkerwa 2021
„Die Bevölkerung sehnt sich nach Normalität”
Letztes Jahr musste die Bamberger Sandkerwa coronabedingt ausfallen, 2021 soll sie, vom 19. bis 23. August, wieder stattfinden. Eine definitive Entscheidung, ob oder ob nicht, kann die ausrichtende Bamberger Sandkerwa Veranstaltungs GmbH im Angesicht der derzeitigen Pandemie-Entwicklung und behördlichen Beschlusslage aber noch nicht treffen. Hinzu kommt die Unsicherheit, ob die GmbH einen erneuten Ausfall wirtschaftlich überleben könnte. Mit Jürgen Wirth, Geschäftsführer der Sandkerwa GmbH, haben wir im Webecho-Interview über die Planungen gesprochen.
Herr Wirth, wie sehen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ausfalls der Sandkerwa 2020 auf die Sandkerwa GmbH aus?
Jürgen Wirth: Die Sandkerwa GmbH finanziert sich zurzeit ausschließlich durch ihre Rücklagen. Wir haben keine Einnahmen, aber Ausgaben wie Miete, Telefon und so weiter. Für ein Jahr ist so eine Finanzierung möglich. Aber nicht für einen längeren Zeitraum. Diese schwierige Situation betrifft auch den Bürgerverein 4. Distrikt, der sehr stark auf die Einnahmen aus der Sandkerwa angewiesen ist.
Wie sähe der wirtschaftliche Zustand der GmbH aus, wenn auch die Kerwa 2021 ausfiele? Können Sie, wirtschaftlich gesehen, nicht anders als die Kerwa 2021 auszurichten?
Jürgen Wirth: Sollte die Sandkerwa 2021 wieder ausfallen, dann müsste man sich fragen, ob es noch Sinn ergibt, die GmbH weiter zu betreiben. Eine GmbH muss wirtschaftlich handeln. Bei der Durchführung der Sandkerwa spielen viele Faktoren eine Rolle. Es geht hierbei nicht nur um das Wirtschaftliche. Vielmehr stehen die Sicherheit und die Gesundheit der Besucher im Vordergrund.
In einem jüngst erschienenen Pressebericht wird Horst Feulner, ebenfalls Geschäftsführer der Sandkerwa GmbH, so zitiert, dass er davon ausgehe, dass die Sandkerwa 2021 vom 19. bis zum 23. August 2021 stattfinden wird. Was macht ihn sicher?
Jürgen Wirth: Wir sind uns natürlich nicht sicher, ob die Sandkerwa stattfinden wird – wir sind zuversichtlich. Sollten in diesem Jahr aber wieder alle Volksfeste abgesagt werden, dann geht eine ganze Branche in die Insolvenz. Ich glaube, das möchte keiner von uns miterleben.
Welche Inzidenz (pro Woche und 100.000 Einwohnern) darf für Sie nicht überschritten sein, damit die Kerwa stattfinden kann?
Jürgen Wirth: Wir machen die Kerwa nicht von Inzidenzwerten abhängig. Vielmehr richten wir uns nach den Vorgaben der Staatsregierung und den Ordnungs- und Sicherheitsbehörden. Eine große Rolle spielen auch noch die behördlichen Auflagen. Wenn diese nicht umsetzbar oder finanzierbar sind, dann wird es auch keine Kerwa geben.
Wie lange bis vor dem 19. August werden Sie die Entwicklung der Coronazahlen beziehungsweise die finale Entscheidung für oder gegen die Ausrichtung der Kerwa abwarten?
Jürgen Wirth: Wir werden eine finale Entscheidung so spät wie möglich treffen. Wahrscheinlich im zweiten Quartal dieses Jahres.
Sie haben angekündigt, auf ein Hygienekonzept zu verzichten und stattdessen auf eine Stabilisierung des Infektionsgeschehens auf niedrigem Stand und eine erfolgreich verlaufende Impfkampagne zu hoffen. Wie riskant ist dieser Plan im Angesicht von Impfskepsis und der derzeitigen Langsamkeit, mit der das Impfen abläuft, und dem schleppenden Nachschub an Impfstoff?
Jürgen Wirth: Geeignete Hygienekonzepte sind an der Sandkerwa nicht umsetzbar. Vielmehr müssen wir abwarten, welchen Plan die Staatsregierung für die Veranstaltungsbranche hat. Eine freiwillige Impfung ist nun mal freiwillig. Hiervon kann man keine Veranstaltung abhängig machen.
Die Sandkerwa GmbH hat sich gegen eine Privilegierung von Geimpften ausgesprochen. Warum?
Jürgen Wirth: Wir werden keine Maßnahmen unterstützen, welche die Gesellschaft spalten. Die Sandkerwa ist ein Fest für alle!
Gehen Sie davon aus, dass sich ähnlich viel Publikum wie in den Jahren zuvor einfinden wird, oder rechnen Sie damit, dass ein Großteil möglicher Besucherinnen und Besucher – unabhängig vom Pandemiestand – aus Rest-Sorge um eine Ansteckung der Kerwa doch fernbleibt?
Jürgen Wirth: Die Bevölkerung sehnt sich, nach fast einem Jahr, nach Normalität. Die Besucherzahlen werden stabil bleiben.
Sollte die Sandkerwa 2021 stattfinden – welche Neuerungen im Programm, Ablauf, Aufbau, et cetera wird es geben?
Jürgen Wirth: Es sind keine Veränderungen am Programm geplant. Die Sandkerwa bleit ihren Traditionen treu.