Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ey, Bam­berg, was ist los mit dir?

2 Min. zu lesen
Bamberg
Foto: F. Herrnleben
In sei­ner neu­en Stadt­echo-Kolum­ne erkennt Flo­ri­an Herrn­le­ben sein Bam­berg nicht wie­der. Nicht ein Skan­dal in Sicht. Kann das wirk­lich sein?

Trotz ver­schie­dens­ter, zumin­dest rhe­to­ri­scher Ver­su­che aus diver­sen Ecken, neue und gro­ße Skan­da­le her­auf­zu­be­schwö­ren, stehst du aktu­ell da wie der Gabel­mann zu sei­nen bes­ten Zei­ten. Selbst die pene­tran­tes­te Saat­krä­he mit der Ver­dau­ung eines Durch­lauf­er­hit­zers kann dir in dei­ner Sou­ve­rä­ni­tät nichts anha­ben. Es läuft rund. Und alles ande­re wird gekonnt wegmoderiert.

Die Innen­stadt, die nach ein­sei­ti­ger Sper­rung der Ket­ten­brü­cke vom Stadt­mar­ke­ting bereits dem siche­ren Tod geweiht wur­de, kann dem Online­han­del seit Wochen erfolg­reich trot­zen, weil du den klei­nen Umweg per­fekt und nahe­zu für jeden moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehrs­teil­neh­mer ver­ständ­lich aus­ge­schil­dert hast.

Als dein Finanz­se­nat jüngst ein Haus ent­deckt hat, das im Eigen­tum der Stadt größ­ten­teils seit Jah­ren leer her­um­steht, spra­chen die ers­ten Stadt­rä­te schon von einem neu­en Über­stun­den­skan­dal. Zum Glück merk­te sogar die Pres­se recht­zei­tig, dass du auf dem Stadt­ge­biet mehr bau­fäl­li­ge Immo­bi­li­en besitzt als alle win­di­gen Invest­ment­pro­per­ty­ger­man­groups in Bam­berg zusam­men. Wie langweilig.

Dei­ne Unte­re Brü­cke hat nach rund 60 Jah­ren end­lich ein Gelän­der ange­dü­belt bekom­men. Nicht schön, mit­tel­be­quem, sau­teu­er, man kann auch immer noch run­ter­bol­lern, wenn man meint, mit 2,7 Pro­mil­le auf der Brüs­tung tan­zen zu müs­sen, aber bei Amts­haf­tungs­fra­gen ver­steht der gemei­ne Stadt­rat halt kei­nen Spaß. Und das – und da sind wir schon beim nächs­ten Punkt – obwohl du rela­tiv gut gegen inhalt­lich defi­zi­tä­re oder juris­tisch min­des­tens wacke­li­ge Ent­schei­dun­gen der Rat­haus­ober­schicht ver­si­chert zu sein scheinst. Man hät­te es viel­leicht ris­kie­ren kön­nen auf der Brü­cke, denn auch der Über­stun­den­skan­dal hat sich dank Spen­dier­freu­dig­keit der Ver­si­che­rungs­kam­mer Bay­ern – zumin­dest für den OB und sei­ne Straf­be­fehls­ge­nos­sen – mit der ein­stim­mi­gen Ent­schei­dung im Per­so­nal­se­nat in Wohl­ge­fal­len aufgelöst.

Als mir dann plötz­lich die Sit­zungs­vor­la­ge des Mobi­li­täts­se­nats vor die Füße flog, wo Plä­ne für eine Ein­bahn­stra­ßen­re­ge­lung der Fried­rich­stra­ße hin­ein­ge­schmug­gelt wor­den sein soll­ten, war ich mir sicher: End­lich haben wir einen neu­en Skan­dal! Die Bag­ger wür­den eines Nachts anrü­cken wie damals im Hain­bad und bin­nen weni­ger Stun­den (das ist eigent­lich der lus­tigs­te Witz in der gan­zen Kolum­ne) die kom­plet­te Fried­rich­stra­ße, ach, was sag ich, die gan­ze Innen­stadt zu Ein­bahn­stra­ßen umbud­deln. „Heim­lich, still und mög­lichst lei­se“, fluch­te die Bür­ger­initia­ti­ve Bamberg.Gemeinsam.Mobil, bis her­aus­kam, dass „heim­lich“ und „öffent­li­che Sit­zungs­vor­la­ge“ sowie „lei­se“ und „FT-Arti­kel“ eher wider­sprüch­lich sind.

Wie­der nix jeden­falls, wie­der kein neu­er Aufreger.

Ich muss­te es selbst in die Hand neh­men! Das tun, was mich seit Wochen und Mona­ten bekannt, berühmt, man möch­te fast sagen, berüch­tigt hat wer­den las­sen. Aber was? – In die­sem Moment schlug eine Pres­se­mit­tei­lung bei mir ein: Anwoh­ner­aus­wei­se könn­ten nun online bean­tragt wer­den. Smart­ci­ty sei Dank! Online. Bei der Stadt Bam­berg. Was so auf­re­gend und unglaub­lich klang wie „Dop­pelt-ISDN“ Mit­te der 90er, war mei­ne Chance.

Ich klick­te mich durch das Online­for­mu­lar, immer auf der Suche nach dem klei­nen Feh­ler, der Lücke im Sys­tem, die den Rat­haus­ser­ver oder wenigs­tens den Mit­ar­bei­ter, der mein aus­ge­füll­tes Online­for­mu­lar aus­dru­cken und abhef­ten wür­de, um dann einen Aus­weis zu lami­nie­ren, aus dem Kon­zept brin­gen und zu einem Feh­ler – dem ver­häng­nis­vol­len Feh­ler 2023 – ver­an­las­sen müss­te. Aber nix.

Mei­ne letz­te Hoff­nung war, dass der Aus­weis ein­fach nicht kommt und ich mich laut­stark hier in der Kolum­ne beschwe­ren könn­te, natür­lich auf Basis gro­ßer Ver­schwö­rungs­theo­rien von der gro­ßen, dunk­len Macht im Rat­haus gegen den klei­nen Herrnleben.

Aber kei­ne drei Tage spä­ter lag der Aus­weis im Brief­kas­ten. Und das Geld wur­de auf den Cent kor­rekt von mei­nem Kon­to abgebucht.

Ey, Bam­berg, was ist los mit dir?

Dein Flo­ri­an Herrnleben
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