Die Schlusssirene war noch nicht verstummt, da stand die Brose Arena nach der sehr punktereichen BBL-Achtelfinal-Partie zwischen den Bamberg Baskets und Ratiopharm Ulm bereits Kopf. Ein Dreipunktewurf von Ronaldo Segu war mit Ablauf der Spielzeit im Ulmer Korb eingeschlagen und hatte die Bamberger ins Viertelfinale befördert.
Das BBL-Achtelfinal-Spiel zwischen den Bamberg Baskets und Ratiopharm Ulm war nichts für schwache Nerven, wie die Baskets mitteilen. Vor 3.826 Zuschauer:innen sah zunächst alles nach einer Bamberger Niederlage aus. Ab der zweiten Halbzeit entwickelte sich die Partie jedoch zu einem echten Pokal-Krimi.
Die bislang noch ungeschlagen nach Bamberg angereisten Ulmer erwischten dabei den deutlich besseren Start. Offensiv getragen durch Justinian Jessup und Isaiah Roby führten die Gäste schnell mit 11:4 (4. Minute). Auch eine Bamberger Auszeit mochte zunächst wenig an der Tatsache ändern, dass die Ulmer beim Rebound (2:12 im ersten Viertel) oder auch an anderen freien Bällen meist schneller waren.
Die Bamberger aber kämpften und angeführt von Ronaldo Segu (sieben Punkte, drei Assists im ersten Viertel) kam man nach einem Dreier von KeyShawn Feazell auf 19:21 (8. Minute) wieder heran.
Bei Ratiopharm Ulm lief allerdings ein weiterer Spieler bereits früh heiß. Alfonso Plummer traf alle seine Würfe im ersten Viertel (darunter drei Dreier). Mit elf Punkten in nicht einmal vier Minuten Spielzeit stand er nach dem ersten Abschnitt bei einer Effektivität von 14 und verhalf seinem Team nach zehn Minuten zu einer 31:21-Führung.
Auch die ersten Minuten des zweiten Viertels gehörten Ratiopharm Ulm. Beim Stand von 25:40 (13. Minute) musste Anton Gavel bereits seine zweite Auszeit verwenden. Dann fanden die Bamberger aber besser ins Spiel. Nicht zuletzt dank starker Impulse unter anderem von Gabriel Kuku und Kevin Wohlrath begannen sie, sich in dieses Spiel hineinzuarbeiten. Mit einem 17:6‑Lauf kamen die Baskets nach einem Dreier von Kevin Wohlrath beim 42:46 (18. Minute) wieder nahe an Ulm heran. Die Gäste lagen zur Pause jedoch noch immer vorne (46:51).
96:96 59 Sekunden vor dem Ende
In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild. Denn mit acht Punkten von Kevin Wohlrath waren die Baskets nach vier gespielten Minuten der zweiten Halbzeit bis auf 57:58 dran. Das Publikum sah nun ein intensiv geführtes und spannendes Spiel.
Es dauerte aber noch weitere drei Minuten, ehe die Hausherren in diesem Pokalfight erstmals in Front lagen. Mit drei Abschlüssen in Serie sorgte Ibrahim Watson für das 63:62. Nun kochte die Halle endgültig. Das Spiel wogte weiter hin und her und am Ende des dritten Viertels lagen die Baskets vorne (71:69).
Mit ihren Fans im Rücken gelang den Bambergern dann ein kleiner Zwischenspurt. Nach einem Dreier von Kyle Lofton konnte sich die Mannschaft bis auf 83:74 (35. Minute) absetzen. Die Ulmer aber gaben sich noch nicht geschlagen und nahmen ihrerseits erneut Fahrt auf.
Vor allem Justinian Jessup und Alfonso Plummer entwickelten sich in der Schlussphase zum Alptraum der Bamberger Verteidigung. Immer wieder trafen sie auch schwierigste Würfe und so war 59 Sekunden vor dem Ende noch lange keine Entscheidung gefallen (96:96).
Die Bamberger aber konnten stets vorlegen. Nach einem erfolgreichen Freiwurf von Kyle Lofton führten die Baskets fünf Sekunden vor dem Ende mit 100:98. Ulms Marcio Santos glich bei noch zwei Sekunden Restspielzeit auf 100:100 aber erneut aus.
Dann rief Anton Gavel zu seiner letzten Auszeit, um den letzten Wurf mit seinem Team zu besprechen. Ronaldo Segu übernahm danach den Einwurf und passte den Ball zu Ibrahim Watson in die Ecke. Schnell kam der Ball zum mittlerweile ins Feld gelaufenen Segu zurück, der bei noch knapp einer Sekunde auf der Uhr den Ball in Richtung Ulmer Korb warf. Dort schlug dieser ein und zappelte zum viel umjubelten 103:100-Endstand im Netz. Bamberg hatte gewonnen und das BBL-Pokal-Viertelfinale erreicht.
Auf wen die Bamberg Baskets dort nun am 7. oder 8. Dezember treffen werden, entscheidet sich am Sonntag (20. Oktober) im Anschluss an das letzte Achtelfinale zwischen den Telekom Baskets Bonn und dem FC Bayern München.
Trainerstimmen zum Spiel
Ty Harrelson, Coach von Ratiopharm Ulm, sagte nach dem Spiel: „Zunächst einmal war es ein fantastisches Basketballspiel. Beide Mannschaften haben den Ball heute sehr gut geworfen. Uns hätte es gelingen müssen, mehr Stopps zu generieren, denn 103 zugelassene Punkte in 40 Minuten sind einfach zu viel. Zudem haben wir nur 57 Prozent unserer Freiwürfe getroffen, was bei einem Spiel, das du mit einem Wurf in letzter Sekunde verlierst, ganz einfach nicht genug ist. Hier hätten wir einfach besser treffen müssen.“
Und Bambergs Anton Gavel sagte: „Es ist ein enorm wichtiger Sieg für uns und deshalb Glückwunsch an die Mannschaft. Wir haben das Spiel katastrophal angefangen, lagen mal wieder mit 15 Punkten hinten und hatten keinen Zugriff auf das Spiel. Die Ulmer haben ihre Würfe getroffen und wir haben ihnen viele freie Möglichkeiten gestattet. Im zweiten Viertel haben wir uns dann ins Spiel reingekämpft. Auch dank Spielern wie Gabriel Kuku, der in seinen nur 1:44 Minuten Einsatzzeit enorm viel Druck gemacht hat und so dann auch das Momentum mit geändert hat. Jeder, der ab dann ins Spiel kam, hat seinen Beitrag geleistet und so haben wir uns dann auch in der zweiten Halbzeit deutlich verbessert. Unsere Defense war zwar nicht da, wo sie hätte sein sollen, Ulm jedoch hat auch viele schwierige Würfe getroffen, aber am Ende hatten wir dann auch das nötige Glück auf unserer Seite.“