Im Februar wurden die Zwischenzeugnisse verteilt und die Schulen starteten in ihr zweites Halbjahr. Nach den Infotagen, die zum Teil bereits stattgefunden
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Vorbereitungen für 2025 //26 laufen
Neues Schuljahr im Blick
Im Februar wurden die Zwischenzeugnisse verteilt und die Schulen starteten in ihr zweites Halbjahr. Nach den Infotagen, die zum Teil bereits stattgefunden haben, stehen demnächst die Anmeldetage für die Grundschulen und für die weiterführenden Schulen an. Anlass für uns, mit Schulleitungen der unterschiedlichen Schularten und mit Ulrike Linz, Internatsleiterin des Aufseesianums, zu sprechen.
Ab Dezember befassen sich die Verantwortlichen n der Heidelsteigschule mit der Einschulung für das kommende Schuljahr. In dieser Zeit bekommen die Grundschulen vom Einwohnermeldeamt Listen mit den Namen der Kinder, die vom Alter her im darauffolgenden Jahr Erstklässler werden. „Wir schreiben danach die Eltern an und dann ist im Januar, dieses Jahr war es am 23. Januar der Fall, meist schon der Eltern-Infoabend bei uns“, berichtet Schulleiter Christian Förtsch. An diesem Abend erfahren die Eltern was „schulfähig“ bedeutet und erhalten viele Informationen und Tipps rund um die Einschulung.
Am 19. März ist in diesem Jahr an den Grundschulen in der Stadt Bamberg der Anmeldetag. In der Heidelsteigschule wird an dem Tag auch ein sogenanntes Screening gemacht. „Die Eltern können beim Infoabend angeben, welche Zeitfenster für sie passen, um am 19. März zu kommen. Dann werden die künftigen Schülerinnen und Schüler mit Eltern nach Terminen gestaffelt eingeladen und wir spielen mit den Kindern Schule in einer kleinen Gruppe von bis zu sechs Schülerinnen und Schülern.“ Kleine Aufgaben, beispielsweise Ausschneiden oder mit Figuren eine Geschichte nacherzählen, die ein Lehrer erzählt hat, würden dann gestellt, um zu sehen, ob das Kind „schulfähig“ ist. Bei kleineren Defiziten, die auffallen, würden den Eltern dann Tipps gegeben, wie zum Beispiel die Motorik bis zum Schulbeginn im September gefördert werde könne.
Der Ablauf des ersten Schultags sei in jedem Jahr gleich, berichten Andrea Weber, Konrektorin, und Christian Förtsch. „Die Erstklässler kommen an dem Tag erst um neun Uhr in die Heidelsteigschule. Man muss ja bedenken, es ist auch für alle anderen der erste Schultag nach den großen Ferien. Da gilt es, insgesamt von Null auf Hundert hochzufahren“, sagt Herr Förtsch. Um neun Uhr beginne das Programm für die Erstklässler in der Turnhalle oder auf dem Freigelände mit einer Begrüßung durch den Schulleiter und die anderen Klassen bereiten meist kleine Aufführungen vor. „Und dann nach 20, 25 Minuten werden die Kinder schon für ihre Klasse aufgerufen und gehen mit Schultüte ins Klassenzimmer für ein erstes Kennenlernen, während die Eltern in der Zwischenzeit mit Kaffee und Informationen versorgt werden.“
Einzige Kulturschule der Grundschulen in Bamberg
Die Heidelsteigschule hat derzeit 150 Grundschüler, die zweizügig auf insgesamt 8 Klassen aufgeteilt sind. Sie ist Kulturschule der Stadt Bamberg, sowohl als Grund- als auch als Mittelschule. Die Grundschule ist, ebenso wie die Mittelschule, die einzige Kulturschule der Stadt. „Das bedeutet, unsere Schüler kommen vielfältig in Kontakt mit Kultur. Das kann etwas Künstlerisches oder etwas Musisches sein“, so Christian Förtsch. Die Schule arbeitet mit vielen Partnern zusammen, wie beispielsweise mit allen Museen und mit den Symphonikern, auch Bildender Kunst und Literatur begegnen die Schülerinnen und Schüler. Von Seiten des Kulturamts wird ein Kulturkatalog mit sogenannten Kulturellen Bildungseinheiten vorgegeben, auf dessen Basis die Lehrerinnen und Lehrer die Einheiten buchen und dann mit Künstlern zusammenarbeiten.

„Das sind oft auch sehr kreative Sachen, zum Beispiel stellen die Schüler mit einem Künstler Buchstaben mit ihrem Körper dar“, so Förtsch. „Die kulturellen Bildungseinheiten sind abgestimmt mit dem Lehrplan. Wir hatten drei Jahre lang Pilotphase“, so Andrea Weber, „und wir haben immer wieder evaluiert. Wir haben bereits in dieser Phase gut mit dem Kulturamt zusammengearbeitet.“ Von 2014 bis 2017 lief die Pilotphase, 2017 wurde die Schule dann zertifiziert, 2020 und 2023 jeweils rezertifiziert.
Das Konzept soll den Schülerinnen und Schülern eine umfassende Persönlichkeitsbildung ermöglichen, die Teilhabe und Mitgestaltung am gesellschaftlichen Leben fördern. Auch die Auszeichnungen als „Schule mit Courage, Schule gegen Rassismus“ und „Fairtrade-Schule“ stellen den wertschätzenden Umgang mit jeder und jedem Einzelnen in den Mittelpunkt.
Diese drei Auszeichnungen treffen genauso auch auf die Mittelschule zu, hier ist die Heidelsteigschule darüber hinaus auch „Kulturschule Bayern“ – eine von neun, die als erste Schulen im Oktober 2022 zertifiziert wurden. In der Mittelschule der Heidelsteigschule sind derzeit 188 Schülerinnen und Schüler in insgesamt 10 Klassen ebenfalls zweizügig eingeteilt. Die vier Mittelschulen Bambergs sind alle in einem Verbund. Die Mittelschule der Heidelsteigschule ist darunter die einzige mit der sogenannten Gebundenen Ganztagsschule, deshalb kommen alle Schülerinnen und Schüler aus Bamberg, die dieses Angebot in Anspruch nehmen, ab der 5. Klasse in die Heidelsteigschule. Sie besuchen dort die b‑Klassen, in den a‑Klassen sind jeweils die Schüler aus dem Sprengel. „In der Mittelschule im Gebundenen Ganztagsunterricht haben die Schüler in unseren b‑Klassen einen festen Unterrichtstag, der montags bis donnerstags bis 15.30 Uhr dauert“, sagt Herr Förtsch. „Der Vorteil im Gebundenen Ganztag ist, die Kinder kommen dann nach Hause und die Hausaufgaben sind zu 95 Prozent erledigt.“
Die offene Ganztagsschule für die Grundschüler hat zwei Langgruppen und zwei Kurzgruppen mit Kapazität für insgesamt 84 Schüler. Die Plätze werden nach einem Punkteplan vergeben. „Wir hätten noch locker eine zusätzliche Gruppe bilden können, haben aber nicht die Kapazität“, sagt Frau Weber.
Im Arboretum auf der Wiese gegenüber der Heidelsteigschule ist diese auch involviert. „Wir haben viele Ideen einfließen lassen, haben Bäume mitgepflanzt und werden das Insektenhotel und Sitzgelegenheiten bauen“, so Christian Förtsch. „Und wir bekommen ein grünes Klassenzimmer.“ Auch der Schulbrunnen am Troppauplatz ist ein Projekt der Schule, gemeinsam mit dem Künstler Thomas Gröhling wurden die Kacheln gestaltet. „Da hat auch jede Klasse mitgemacht. Leider gab es dann nicht so eine große Einweihungsfeier wie geplant wegen der Pandemie“, erinnert sich Frau Weber, „das war wirklich ein super Projekt.“
Grundschulverbund Bamberg-Ost startet im Frühjahr
In den Klassenzimmern gebe es eine gute Mischung aus traditionellem Arbeiten und dem Fortschritt durch Digitalisierung. „Über unseren Tafeln hängt ein Großbild-Fernseher, der eine App von Apple TV hat und dann kann mit dem I‑Pad gearbeitet werden“, so Frau Weber. In der Grundschule sei noch die Präferenz mit Tafel zu arbeiten und dazu mit Active Panels und Dokumentenkameras an den Tischen. „Wir haben ein buntes Gemisch“, so Herr Förtsch.
Einen zu großen Fokus auf Digitalem zu Lasten von Heften oder Büchern halten Förtsch und Weber für suboptimal. „Ich bin nicht dafür. Es muss ein gutes Miteinander von herkömmlichen Materialien und Digitalem sein“, so Frau Weber. „Man sieht in Skandinavien, die in Sachen Digitalisierung in Schulen vorne dabei waren, dass sie mittlerweile auch wieder zurückgehen zum Buch“, ergänzt Förtsch.
Ab dem Frühjahr wird es den Grundschulverbund Bamberg-Ost geben, um die Ausgewogenheit was die Schülerzahlen angeht zwischen den Grundschulen in diesem Bereich einfacher herzustellen. „Es soll für uns dann leichter sein, dass wir uns in dem Verbund Kunigunden-Grundschule, Rupprecht-Grundschule, Heidelsteig-Grundschule absprechen können und wenn es unbedingt nötig sein sollte, einen Schüler im engen Austausch mit den Eltern einer anderen der drei Schulen zuordnen können“, so Christian Förtsch. Bisher sei es so, dass die Eltern formal einen Gastschulantrag bei der Stadt Bamberg stellen müssen. „Wenn wir den Grundschulverbund haben, genehmigt das der noch zu bestellende Verbundkoordinator. Das wird einer der Schulleiter der betreffenden Schulen sein.“
Einzige UNESCO-Projektschule
der Region
Auch in den Gymnasien laufen die Vorbereitungen für das kommende Schuljahr, Infotage finden ab Februar statt. Die Anmeldungen der Schülerinnen und Schüler erfolgen in diesem Jahr im Zeitraum vom 5. bis 7. Mai.
Die Gymnasien legen aufgrund ihrer Raumkapazitäten jeweils fest, wie viele Schüler sie im folgenden Schuljahr aufnehmen können. Die Zahlen aller Gymnasien werden zentral beim Zweckverband für die Gymnasien von Stadt und Landkreis Bamberg zusammengeführt. Letztlich wurde aus diesen auch ersichtlich, dass die Kapazitäten der Bamberger Gymnasien künftig nicht mehr ausreichen werden, was dazu führte, dass ein neues Gymnasium beantragt wird.
„Grundsätzlich melden die Eltern ihre Kinder an dem Gymnasium ihres Wunsches an. Da es aber keinen Rechtsanspruch auf ein bestimmtes Gymnasium gibt, geben die Eltern noch einen Zweitwunsch ab“, erläutert Markus Knebel, Schulleiter des E.T.A.-Hoffmann-Gymnasiums. Im ETA-Hoffmann Gymnasium stehen 108 Plätze für die Fünftklässler zur Verfügung, je 27 können in vier Klassen untergebracht werden.

Falls es zu viele Anmeldungen an einer Schule gibt und diese nicht alle Kinder aufnehmen kann, verständigen sich die Schulleitungen der Bamberger Gymnasien nach dem Anmeldezeitraum untereinander, an welcher Schule noch Kapazitäten vorhanden sind und nehmen vor allem den Zweitwunsch in den Blick. „So kamen die Schulen gemeinsam mit den Eltern in den letzten Jahren so gut wie immer zu tragfähigen Lösungen“, betont Herr Knebel.
Als Kriterien beim Erstwunsch können etwa Aspekte wie Geschwisterkinder, die bereits an der Schule sind, oder der Wohnort beziehungsweise die Nähe zu Gymnasien in den Blick genommen werden.
Der Ablauf des ersten Schultages hängt von der jeweiligen schulischen Tradition ab. „In den meisten Fällen beginnt er mit einer zentralen Begrüßung aller neuen „Fünfis“, bei der auch die Eltern anwesend sind“, berichtet Markus Knebel. „An vielen Schulen, so auch am E.T.A., gehen dann die Schülerinnen und Schüler, sobald sie erfahren haben, mit wem sie in eine Klasse kommen, mit ihren Lehrkräften und den Tutorinnen und Tutoren in ihre Klassenräume, um sich an diesem ersten Tag ein wenig zu „beschnuppern“. Die Eltern werden zeitgleich über die Abläufe der ersten Tage informiert, letzte Fragen können geklärt werden, im sich anschließenden Elterncafé können die Eltern dann selbst erste Kontakte knüpfen.“
Das E.T.A. Hoffmann-Gymnasium hat sich im 20. Jahrhundert aus der Lehrerbildungsanstalt entwickelt, die vor gut 150 Jahren in Bamberg gegründet wurde, um Lehrkräften flächendeckend eine ordentliche Ausbildung zu ermöglichen. Nach dem 2. Weltkrieg entstand daraus das sogenannte Deutsche Gymnasium, das dann später zum E.T.A. Hoffmann-Gymnasium wurde. An diesem stehen aufgrund des musischen Profils Kunst, Musik, Theater und Literatur ganz besonders im Fokus. „Das ist sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal unserer Schule und macht den besonderen Charakter und Charme des E.T.A. aus. Gleichzeitig sind aber alle Gymnasien, unabhängig von ihrer Ausbildungsrichtung, darauf ausgerichtet, bis zum Abitur in allen Fächern eine fundierte Ausbildung zu garantieren“, betont Herr Knebel. „Denn am Ende schreiben im Abitur alle in allen Fächern die gleichen Prüfungen, egal ob sie an einem musischen, naturwissenschaftlichen oder sprachlichen Gymnasium waren.“ Aktuell werden im E.T.A. Hoffmann-Gymnasium 850 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, in den meisten Jahrgangsstufen gibt es vier Klassen.
Abweisungen aufgrund der Kapazität habe es in den letzten Jahren am E.T.A. nicht gegeben, sagt Herr Knebel. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Musische Gymnasium aufgrund seines besonderen Profils mit den bereits genannten Schwerpunkten eine zwar große Anzahl an Schülerinnen und Schülern anzieht, die aber alle aufgenommen werden konnten. Und so manches „falsche Gerücht“, das im Umlauf ist, etwa dass man am E.T.A. mindestens zwei Instrumente spielen muss oder dass man nur als angehender Profimusiker hier richtig sei, hat vielleicht auch dazu geführt, dass sich die Anmeldungen im überschaubaren Rahmen halten.“ In der Tat sei es so, dass nur ein Instrument gespielt werden müsse. Bei tatsächlichen Engpässen in Sachen Kapazität habe es immer Abhilfe gegeben. So seien in den vergangenen Schuljahren siebte Klassen bis zur Fertigstellung an Aufseesianum und Domschule untergebracht worden, in diesem Schuljahr seien drei siebte Klassen an der Domschule und zwei Räume des Aufseesianums würden zudem für geteilte Gruppen, Projekte und andere schulische Aktivitäten vom E.T.A. genutzt.
„Innovation ist wichtig, darf aber nicht zum Selbstzweck werden“
Das E.T.A. Hoffmann-Gymnasium ist als einzige Schule der Region UNESCO-Projektschule und hat sich in ihrem Schulprofil entsprechend den Idealen dieser Institution verschrieben, etwa den Schwerpunkten der Demokratieerziehung, der Nachhaltigkeit und Umwelterziehung sowie des internationalen Austauschs. „Um UNESCO-Schule bleiben zu dürfen, haben wir uns verpflichtet, in jedem Schuljahr in allen diesen Bereichen im Unterricht, aber auch darüber hinaus verschiedene Projekte durchzuführen. Unser UNESCO-Parlament, bestehend aus Schülerinnen und Schülern, plant und organisiert hier wichtige Bausteine des schulischen Lebens“, berichtet Markus Knebel. Ganz wichtig sei der Schule der internationale Austausch, sei es durch Schüleraustausch ganzer Klassen oder kleinerer Gruppen oder auch durch Auslandsaufenthalte einzelner Schülerinnen und Schüler. Da die Schule aktuell im Programm Erasmus+ eingebunden ist, stehen ihr hier alle Türen offen. „Gleichzeitig sind wir als musisches Gymnasium natürlich unserem Ausbildungsprofil verpflichtet, was sich in zahlreichen Ensembles, Theatergruppen, Konzerten, Vernissagen und Aufführungen niederschlägt.“ Das E.T.A. Hoffmann-Gymnasium bietet auch eine offene Ganztagesbetreuung mit gemeinsamem Mittagessen, Hausaufgaben und einem Freizeitangebot bis 16.00 Uhr an, die vor allem von zahlreichen Schülerinnen und Schüler aus den unteren Jahrgangsstufen wahrgenommen werde.
In Sachen traditioneller oder moderner Ausstattung der Klassenzimmer und Unterrichtsformen könne jedes Gymnasium eigenverantwortlich entscheiden. An manchen Schulen gebe es nur noch digitale Tafeln, an anderen hybride Lösungen mit Beamern, Tablets, Dokumentenkameras und Kreidetafeln. Digitales Lernen habe in der heutigen Zeit an allen Schulen einen wichtigen Stellenwert und jede Schule ein eigenes medienpädagogisches Konzept, etwa bei der Frage, ab welcher Jahrgangsstufe man flächendeckend mit Tablet-Klassen arbeiten sollte. „Einige beginnen hier bereits in Jahrgangsstufe fünf, andere – wie wir am E.T.A. – erst in der Mittelstufe, also in der achten oder neunten Jahrgangsstufe“, berichtet Markus Knebel.
Auch was eine besondere Umgebung beim Unterricht angeht, betont Herr Knebel: „Innovation ist wichtig, darf aber nicht zum Selbstzweck werden.“ Lernpsychologisch entscheidend sei ein motivierender Unterricht – und damit eine Lehrkraft, die den Lernprozess so gestaltet, dass Kinder und Jugendliche gerne lernen und neugierig bleiben. „Dabei kann der Unterricht im Schulgarten ebenso unterstützen wie Lernorte außerhalb der eigenen Schule, Exkursionen oder gute digitale Apps.“
Als Internatsschüler oder als Tagesschüler ans Aufseesianum
Ab der fünften Klasse gibt es für Schülerinnen und Schüler in Bamberg auch die Möglichkeit, das Aufseesianum für die Nachmittagsbetreuung oder als Internatsschüler zu besuchen.
Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen können sich am Aufseesianum anmelden, von Fachschulen, Realschulen, Gymnasien oder Wirtschaftsschulen, aber auch Auszubildende, die temporär bleiben, weil sie blockweise an Berufsschulen vor Ort sind. „Die Idee ist, dass wir für alle Schüler in Bamberg ab fünfter Klasse das zweite Zuhause sind“, sagt Schulleiterin Ulrike Linz. Derzeit stehen etwa 50 Zimmer zur Verfügung, die meisten Internatsschüler sind in Doppelzimmern oder in Einzelzimmern untergebracht.

Im vorletzten Jahr hatte der in Bamberg gedrehte Film „Das fliegende Klassenzimmer“ 50jähriges Jubiläum. Das Aufseesianum bildete 1973 die Kulisse des Jungeninternats des Johann-Sigismund-Gymnasiums, dessen Schüler in dem Film mit den Realschülern verfeindet sind.
Im realen Aufseesianum sind die Schüler derzeit wohl eher nicht auf Krawall gebürstet. „Gerade ist es echt ruhig und angenehm“, beschreibt die Internatsleiterin Ulrike Linz das Klima. „Es ist ein gutes Miteinander.“
Die Verantwortlichen der Veranstaltungsreihe „Sommerkino im Aufseesianum“, die traditionell während der Sommerferien mit einer Reihe an aktuellen Filmen im Freien aufwartet, hatten im Sommer 2023 nach Abschluss ihrer Veranstaltung die Leinwand stehen gelassen, sodass das Aufseesianum am ersten Schultag die Aufseesianer, Alt-Aufseesianer, alle Bamberger Fünftklässler und Komparsen des Films „Das fliegende Klassenzimmer“ zu einer Filmvorführung einladen konnte. „Unser Hausmeister ist ein großer Fan des Films und hat an diesem Tag moderiert. Er hatte sogar das Original-Sacko vom „Schönen Theodor“ aus dem Film herbekommen und dieses bei der Moderation getragen“, erinnert sich Ulrike Linz.
Das Aufseesianum, 1738 gegründet, beherbergt derzeit 28 Internatsschüler, einschließlich einer Basketball-WG, außerdem blockweise Auszubildende mit weiterer Entfernung zum Heimat- oder Ausbildungsort und blockweise auch Auszubildende, die im Bildungszentrum der Handwerkskammer praktische Kurse absolvieren, in denen sie einzelbetriebsübergreifende fachliche Qualifikationen gelehrt bekommen. Anders als zur Gründungszeit und im Film von 1973 sind die meisten der Schülerinnen und Schüler, die sich hier aufhalten, allerdings mittlerweile Tagesschüler, derzeit 44.
Die Zeit der Anmeldungen für das neue Schuljahr läuft genau wie bei den Schulen auch am Aufseesianum zurzeit an. „Die Schüler und Eltern informieren sich in der Regel schon ums Halbjahr herum bei uns“, so Ulrike Linz. „Sie wissen zwar dann noch nicht, an welcher Schule die Kinder sind, ob es mit der Wunschschule klappt, aber um die Zeit kommen die ersten Anmeldungen.“ Die Anmeldung sei auch so formuliert, dass sie nur gültig sei, wenn es auch mit der Anmeldung an der entsprechenden Schule funktioniert, ansonsten könne sich die Schülerin oder der Schüler wieder abmelden. In den meisten Fällen seien es zurzeit bei den Tageschülern Schüler des Clavius-Gymnasiums. „Die anderen Schulen haben ja ihre eigenen Nachmittagsbetreuungen. Aber wir haben durchaus von anderen Schulen auch Tageschülerinnen und ‑schüler, die aus irgendwelchen Gründen nicht in ihrer eigenen Schule in die Nachmittagsbetreuung gehen, sondern zu uns kommen.“
„Fragen gehen vor“
Während der Betreuungszeit zwischen 13 Uhr und 17.45 Uhr gibt es Lernzeiten und dazwischen Essenspausen und auch Pausen zu anderweitiger Beschäftigung, sei es Sport, auf den Sitzkissen im Garten zu entspannen oder Darts. „Während der Studierzeit machen die Mädchen und Jungen Übungen oder können Hausaufgaben erledigen und die Präfekten helfen bei Fragen weiter.“ Die Betreuung erfolgt in drei Studiersälen mit jeweils etwa 18 bis 20 Schülern jeweils durch einen Hauptpräfekt und eine Zweitkraft. Einer der Präfekten ist Diplommathematiker und Sozialpädagoge, spricht auch Griechisch und Latein und könne in nahezu allen Fächern helfen. „Da haben wir einen echten Joker“, so Frau Linz. Schließlich werden Kinder von der fünften Klasse bis zum Abitur betreut.
Jeder Studiersaal hat einen Nebenstudiersaal, sodass man die Schüler auch aufteilen kann. „Entweder weil einige ganz in Ruhe arbeiten wollen und rausgehen. Oder man trennt beispielsweise die Achtklässler von den Siebtklässlern. Das bringt ganz gut Ruhe rein, wenn nicht alle in einem Raum sind.“
Wenn die Zeit dazu da ist, werden auch Hausaufgaben kontrolliert. Gerade bei den Fünft- und Sechstklässlern sei es aber eher so, dass viele Fragen auftauchen. „Fragen gehen vor“, sagt Frau Linz. „Grad bei den Kleinen, wenn einer nicht weiß, wie er die Arbeit zu machen hat, erklärt man die erst. Der Anspruch von uns ist es schon, die Aufgaben anzuschauen, aber Vorrang hat, dass wir helfen.“
In den meisten Fällen seien gegen 17 Uhr kaum noch Tageschüler da, nur die Internatsschüler. Für Schülerinnen und Schüler, die die Fachoberschule besuchen und erst abends kommen, gibt es ab 17 Uhr eine dritte und nach dem Abendessen ab 18.30 Uhr eine vierte Studierzeit. Grundsätzlich dürfen auch alle Tageschüler länger bleiben. Ein Angebot, das vor allem vor Schulaufgaben oder Klausuren gerne wahrgenommen wird, um sich in Ruhe vorzubereiten. „Ich kann das für mich gut nachvollziehen. Es gibt Plätze, an denen man gut arbeitet. Und es gibt Plätze, an denen man rumlungert“, so Ulrike Linz. „Und das Arbeiten ist eben hier und das Rumlungern zu Hause.“
Für die Tages- und die Internatsschüler gibt es mittags zwei warme Essen zur Auswahl, eines davon vegetarisch, und für die Internatsschüler auch Abendessen. Für diese stehen außerdem in den Stockwerken, in denen die Schlafräume untergebracht sind, auch Küchen zur Verfügung. Auch eine eigene Kapelle und das Aufseß-Café befinden sich im Aufseesianum. Daneben die Turnhalle, ein Fitnessraum, ein Kicker und ein Billardtisch. Schließlich soll auch der Spaß nicht zu kurz kommen und Möglichkeiten für ein Miteinander geboten werden.
Das Aufseesianum stellt auch Unterrichtsräume für Schulen zur Verfügung. Dauerhaft ist die Private Wirtschaftsschule eingemietet, außerdem hat derzeit das E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium zwei Zimmer und das Maria-Ward-Gymnasium hat die komplett die Turnhalle von 8 bis 13 Uhr und noch 3 Zimmer, solange deren Schule umgebaut wird.
„Im Moment wird alles der Reihe nach umgebaut. Da ist auch ein jahrzehntelanger Investitionsstau entstanden, weil nichts gemacht worden ist in Bamberg“, weiß Frau Linz. „Als das Clavius umgebaut wurde, hatten sie bei uns Zimmer. Vorher auch schon zum Teil, weil sie zu wenige Zimmer hatten. Das ist für alle eine gute Sache. Die Schulen haben in der Zeit Räumlichkeiten. Wir haben was davon, weil wir die Zimmer in der Früh vermieten können und am Nachmittag selber im Studiersaal sein können. Das ist eine absolute Win-Win-Situation.“
Auch im Aufseesianum gab es die letzten Jahre und wird es auch in den kommenden Jahren weiterhin Umbaumaßnahmen geben. Auch im Hinblick auf den Neubau der Handwerkskammer, der 2029 bezogen werden soll. Für deren Auszubildende sollen am Aufseesianum weitere Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. „Da müssen wir noch einiges Umbauen, denn da brauchen wir noch einige Zimmer mehr.“ Durch die jetzt angelaufene Kooperation zeigt sich Frau Linz optimistisch, dass bis 2029 genügend Erfahrung gesammelt werde und sich die Zusammenarbeit bis dahin gut eingespielt habe.
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Unterbringung von Auszubildenden
Aufseesianum und Handwerkskammer kooperieren
Die Handwerkskammer für Oberfranken und das Aufseesianum Bamberg kooperieren bei der Unterbringung von Auszubildenden im Handwerk, die im Bildungszentrum Bamberg der HWK einen Kurs der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) besuchen und nicht täglich nach Hause fahren können. Dies teilt die Handwerkskammer für Oberfranken mit. Damit gehen zwei Partner eine Zusammenarbeit ein, die gemeinsame Werte und Traditionen verbindet.
Die Handwerkskammer für Oberfranken und das Aufseesianum Bamberg haben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen: Auszubildende, die im Bildungszentrum Bamberg der HWK eine Maßnahme der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung belegen und eine Übernachtungsmöglichkeit benötigen, werden jetzt in dem Internat am Michelsberg untergebracht. „Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Aufseesianum Bamberg einen hoch angesehenen Partner gefunden haben, mit dem wir sicherstellen können, dass unsere Auszubildenden für notwendige Übernachtungen auf eine geeignete, pädagogisch betreute Unterkunft zurückgreifen können“, sagt Matthias Graßmann, Präsident der HWK für Oberfranken. Zumal die Partner gut harmonieren würden. „Die Traditionen und Werte des Handwerks und des Internats passen hervorragend zusammen.“
Das Aufseesianum Bamberg in Trägerschaft der Freiherr von Aufsees’sche Seminarstiftung beherbergt seit 1738 Schülerinnen und Schüler aller Schularten – und jetzt auch Auszubildende des Handwerks. Diesen stehen nicht nur wertige Einzel- oder Doppelzimmer für die Übernachtung zur Verfügung. Sie erhalten zudem einen umfassenden Verpflegungsservice, können die Aufenthalts- und Sporträume wie den Fitnessraum nutzen und sämtliche Freizeitangebote des Internats in Anspruch nehmen. Wichtiger noch ist der Handwerkskammer aber die pädagogische Betreuung, die im Aufseesianum gewährleistet ist. „Die Auszubildenden im Handwerk sind mitunter sehr jung. Dafür ist es für uns und natürlich auch für die Eltern wichtig, dass sie während der ÜLU, sollte eine Übernachtung notwendig sein, in einem betreuten Umfeld wohnen können“, erklärt Rainer Beck, Geschäftsführer bei der Handwerkskammer.
„Wir wollen, dass sich die jungen Handwerkerinnen und Handwerker auf ihre Ausbildung konzentrieren können, und sich gleichzeitig bei uns wohlfühlen“
Hintergrund ist: In den ÜLU-Kursen im Bildungszentrum erwerben Auszubildende einzelbetriebsübergreifende fachliche Qualifikationen. Rainer Beck: „Viele Handwerksbetriebe haben sich spezialisiert und können deshalb nicht alle Ausbildungsinhalte in der vollen Breite und Tiefe unterweisen. Hier setzt die ÜLU im Handwerk als ein unverzichtbarer Bestandteil der betrieblichen Ausbildung an. In ein- oder auch mehrwöchigen Kursen werden die Auszubildenden – ergänzend zur Ausbildung im Betrieb – in den Bildungszentren der Handwerkskammer in den neuesten Technologien und Techniken unterwiesen, damit eine ganzheitliche Ausbildung gewährleistet wird.“
Die ÜLU-Kurse umfassen je nach Beruf bis zu mehreren Wochen während der Ausbildung, zudem wird nicht jeder Beruf an jedem Standort gelehrt. Daher haben Auszubildende mitunter eine weitere Anfahrt zu dem jeweiligen Bildungszentrum und müssen daher vor Ort zu übernachten.
Inzwischen haben die ersten Übernachtungen von Auszubildenden stattgefunden und durch deren Feedback wurden im Aufseesianum letzte Details für die HWK-Gäste optimiert. „Wir haben beispielsweise die Frühstückszeit für die Auszubildenden nach vorne gezogen, damit diese im Anschluss den Bus zum Bildungszentrum erreichen können – und pünktlich in ihrem ÜLU-Kurs sind“, bestätigt Ulrike Linz, Stiftungsdirektorin des Aufseesianum. „Und diesen gleichzeitig eine besser Verbindung herausgesucht. Wir wollen schließlich, dass sich die jungen Handwerkerinnen und Handwerker auf ihre Ausbildung konzentrieren können, und sich gleichzeitig bei uns wohlfühlen.“
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26. August bis 7. September
Kino unter freiem Himmel: Sommerkino im Aufseesianum
Im Innenhof des Aufseesianums findet auch dieses Jahr wieder die Filmreihe „Sommerkino“ statt. Auf dem Programm stehen Kinderfilme, Komödien und Oscargewinner.
Auf einer 40 Quadratmeter großen im Innenhof des Internats Aufseesianum zeigt das Lichtspielkino zwischen 26. August und 7. September 13 Filme beim diesjährigen Sommerkino. Alle Vorführungen finden unter freiem Himmel statt. Sollte das Wetter jedoch nicht mitspielen, stehen auch 80 überdachte Plätze zur Verfügung, wie das Kino mitteilt.
Los geht es beim Sommerkino am 26. August mit dem Bildvortrag „Eine Zeitreise in Fotografien – Bamberg 1885 bis 1985“ von Christian Schmidt. Die Fotografien aus Schmidts Sammlung erstrecken sich über vielfältige Themenbereiche, wobei der Schwerpunkt Bamberg-Ansichten sind, die heute so nicht mehr zu sehen sind.
Am 27. August steht der Trash-Märchen-Film „Chantal im Märchenland“ auf dem Programm. Chantal, bekannt aus der Reihe „Fack ju Göhte“, gerät durch einen Zauberspiegel in eine Märchenwelt. Mit so einer Prinzessin haben die dortigen Prinzen allerdings nicht gerechnet.
Weiter geht es am 28. August mit „Oh, là, là – wer ahnt denn sowas“. Nach „Monsieur Claude“ inszeniert Christian Clavier erneut einen Film über Familie Bouvier-Sauvage. Diesmal möchte die Tochter einen Autohändler heiraten.
„Perfect Days“, das einfühlsame Porträt eines Toilettenreinigers, von Wim Wenders hat im letzten Jahr weltweit Filmpreise gewonnen. Beim Sommerkino läuft der Film am 29. August.
Eine Wohlfühlkomödie steht am 30. August mit „Es sind die kleinen Dinge“ auf dem Programm. Darin setzt sich ein Dorf in der Bretagne zur Wehr, um das Dorfleben zu retten.
Auch „Anatomie eines Falls“ konnte jüngst weltweit Preise gewinnen. Das Justizdrama mit Sandra Hüller gewann unter anderem den Oscar für das beste Drehbuch. Das Sommerkino zeigt den Film am 31. August.
Sommerkino im September
Der September beginnt beim Sommerkino mit der Aufführung von „Morgen ist auch noch ein Tag“. Der Film erzählt die Geschichte der italienischen Krankenschwester Delia und ihres Widerstands gegen das Patriarchat im Rom der 1940er-Jahre.
Am 2. September läuft „Eine Million Minuten“. Die Aussteigergeschichte handelt von einem Elternduo, das versucht, mehr Freizeit und Freiheit im Leben zu haben.
„Liebesbriefe aus Nizza“ zeigt das Sommerkino am 3. September. Die Sommerkomödie zeigt, dass kein Alter vor Verliebtheit und später Rache schützt. Denn als François alte Liebesbriefe findet, fällt der pensionierte Offizier aus allen Wolken.
„Poor Things“ war der große Gewinner bei den diesjährigen Oscars. In der bizarren Komödie wird Bella vom unorthodoxen Wissenschaftler Baxter zurück ins Leben geholt. Voller Hunger auf die Welt bricht sie zu einer abenteuerlichen Reise über die Kontinente auf. Der Film läuft am 4. September.
„Back to Black“ ist das Biopic über die 2011 verstorbene Sängerin Amy Winehouse. Sie ist eine der größten Künstlerinnen der jüngeren Pop-Geschichte und hat mehr als 30 Millionen Platten verkauft. Der Film läuft am 5. September.
Leichtere Kost gibt es am 6. September, wenn das Sommerkino den Animationsfilm „Alles steht Kopf 2“ zeigt. Im Kopf des frisch gebackenen Teenagers Riley wird plötzlich die Kommandozentrale umgebaut, um Platz für etwas völlig Unerwartetes zu schaffen: neue Emotionen.
Den Abschluss des Sommerkinos macht am 7. September „Zwei zu eins“. Drei Freunde aus Sachsen-Anhalt entdecken darin im Sommer 1990 einen Bunker voller Ost-Mark, die noch drei Tage lang in D‑Mark umgetauscht werden können, bevor sie ihren Wert verlieren. Die von realen Begebenheiten inspirierte Komödie ist nach dem damaligen Wechselkurs benannt.
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Freak City Bamberg e.V.
Mit der Nachwuchs-WG zurück zu alter Stärke
Vor fast zehn Jahren entstand die Idee, talentierte Korbjäger in einer Basketball-Nachwuchs-WG entwickeln zu lassen, menschlich wie sportlich. Die WG im Aufseesianum errang in der Tat große Erfolge und soll nun – verzahnt im Verein, dessen Name vor wenigen Wochen im Vereinsregister zu „Freak City Bamberg e.V.“ abgeändert wurde – zu alter Stärke zurückfinden, inhaltlich neu konzipiert und mit Veränderungen im personellen Bereich.
Brose-Nachwuchskoordinator Wolfgang Heyder baute weit über ein halbes Jahr um. Nein, nicht sein Eigenheim in Litzendorf oder die Büroräume „seines“ Veranstaltungsservice, sondern in einer Mulde zwischen Domberg und Michaelsberg, und das noch in einem Bauwerk, das seit 1738 in Bamberg Geschichte geschrieben hat.
Der Erbauer von „Freak City“ besaß vor fast zehn Jahren die glorreiche Idee, hoch talentierte Korbjäger in einer Basketball-WG entwickeln zu lassen, menschlich und auch sportlich. Kurzum: Gemeint ist das Aufseesianum mit Tages- und Internatsschülern als Wohnraum und besten Voraussetzungen, in der angeschlossenen Halle samt Kraftraum Leistungssport auf höchstem Niveau betreiben zu können. Die WG im „Aufsees“, das filmisch im Kästner-Klassiker „Das fliegende Klassenzimmer“ (1973) mit Joachim Fuchsberger verewigt ist, ist das „Baby“ von Wolfgang Heyder, das große Erfolge aufweisen kann, aber in der jüngeren Vergangenheit etwas vernachlässigt wurde und nun zu alter Stärke zurückfinden soll. Ein Umbau also nicht mit baulichen Veränderungen, sondern inhaltlich neu konzipiert und mit vielen Veränderungen im personellen Bereich. Das Aufseesianum 2021 soll der Beginn eines Erfolgskapitels werden und an Final Four-Teilnahmen und Titelgewinne vergangener Jahre anknüpfen.
Wie erfolgreich WG-Akteure waren, davon geben Jubel-Poster im gesamten Flur ein Bild ab. Und als Krönung im XXL-Format über dem Schreibtisch des neuen WG-Chefs Victor Löbbert ein Jubel-Foto mit Leon Kratzer (jetzt Telekom Baskets Bonn) und Andi Obst (FC Bayern München). Die beiden BBL- und Nationalspieler – Letztgenannter gehörte zum DBB Olympia-Team in Tokio – bilden zusammen mit Johannes Thiemann (Alba Berlin) – ebenfalls Olympionike – ein Trio, das seine Wurzeln in der Brose-WG hat. Arnoldas Kulboka, Kay Bruhnke und ganz aktuell Elias Baggette, der nach seinem Schulabschluss der WG „entschlüpft“ ist, sind weitere Marksteine dieser Konstellation, die bundesweit zu den Führenden gehört.
Veränderungen beleben das „Aufsees“ wieder
Nichtsdestotrotz genügt es nicht, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen und in der Vergangenheit zu schwelgen. Nur eine Neustrukturierung und die Blickrichtung Zukunft bringen den Bamberger Basketballsport voran. Genau dies erkannte Heyder und investierte Hunderte von Stunden, Tausende von Kilometern sowie unzählige digitale Kontakte und Videokonferenzen. Das „Aufsees“ musste wiederbelebt werden.
Neben der notwendigen Veränderung an der WG-Spitze – Chris Seel veränderte sich beruflich – drehte Heyder buchstäblich jeden Stein um. „Der basketballerische Umbruch war komplett. Bis auf einen Spieler kamen ausschließlich Neue, bei denen sehr großer Wert auf das vorhandene Talent gelegt wurde. Da auch schon 14-Jährige dabei sind, ist dies schon eine spannende Sache, wie sich alles entwickelt. Das weiß man nie, auch wenn wir gut bestückt sind. Zusätzlich haben wir außerhalb eine WG installiert, die aus dem Internat kommt“, berichtet der „Macher“ und „Bauherr“ mit großer Vorfreude.
Heyder weiß auch, dass die Jugend-Förderung nicht zu aufseeslastig sein darf. „Wir fördern natürlich auch viele Bamberger Spieler persönlich, die zuhause wohnen. Auch müssen wir weit unten anfangen, sprich im Mini-Bereich und der U13/14. Sicher haben wir mit der Neuausrichtung einen Schritt nach vorne gemacht, handeln statt verwalten ist angesagt. Anders als in der Vergangenheit legen wir großen Wert auf junge deutsche Spieler.“ Die Voraussetzungen sind günstig: Nach der schulischen Bildung ist zwischen 15 Uhr und 17.30 Uhr in der Regel Individualtraining angesagt mit den neuen Coaches Gabriel Strack, der aus Düsseldorf kam, und dem aus Würzburg gekommenen Jan Schröder sowie zusätzlich zweimal in der Woche mit Stefan Weißenböck. Am Abend folgt dann das Teamtraining der JBBL, NBBL, ProB, oder Regionalliga. Doppeleinsätze am Wochenende dürften da zur Regel werden.
Offiziell verzahnt ist das Jugendkonzept im „e.V.“, dessen Name vor Wochen im Vereinsregister zu „Freak City Bamberg e.V.“ abgeändert wurde. „Es lebt finanziell natürlich von der GmbH, das Internatsthema kostet Geld. Viele Anforderungen kommen auch von der Liga, das fängt schon bei drei hauptamtlichen Trainern an“, so Heyder, der das Gesamtpaket Jugend mit einem „höheren sechsstelligen Betrag“ bestätigt.
Löbbert folgt auf „Institution“ Seel
Die ausführende Hand der Heyder-Ideen ist seit einigen Wochen der 26-jährige Victor Löbbert aus Bad Soden-Salmünster. Der frühere Hobby-Basketballer und FSJ-ler im Breitensportbereich besitzt einen Studienabschluss in Pädagogik und Sportdidaktik. Mehr oder weniger zufällig kam er über Umwege an das Brose-Jobangebot.

Als er dabei den Namen Sebastian Böhnlein – seit diesem Jahr 1. Vorsitzender des „e.V.“ – entdeckte, erkannte er diesen von einem Uni-Seminar.
Von da an ging alles ruckzuck, Löbbert bewarb sich im Juni – „ich wollte unbedingt diese Stelle, da will ich dabei sein“ – und nach dem Bewerbungsgespräch hatte er auch ein „gutes Gefühl.“
Der Fokus des Neuen auf der „Aufsees“-Kommandobrücke ist ganz klar nicht auf den Sport selbst gerichtet: „Ich sehe mich als Mittelsmann zwischen Schule, Basketball und Eltern. Ich will die Jungs auffangen, wenn es ihnen nicht gut geht. Sie sollen sich hier wie zuhause fühlen, eine Art Wohlfühloase schaffen. Ich sehe da die sportliche Pädagogik als meine Hauptaufgabe, es geht ja nicht um eine WG, in der soziale Ernstfälle zu lösen sind.“
Der Übergang Seel/Löbbert verlief reibungslos. „Chris war ja eine Institution; er hat mir drei Tage lang die Abläufe gezeigt und Tipps gegeben. Alles bestens!“ Löbbert reiste bereits Anfang August nach Bamberg, um sich einzuleben. Die WG füllte sich dann bis zum letzten August-Wochenende und das Individualtraining startete dann Mitte September mit dem ersten Schultag. Zur Internatsbetreuung gehört auch der Einkauf für die „Freizeit“, sprich dem Wochenende, wenn es keine Internatsbetreuung gibt. „Das ist eine größere Aktion; drei, vier Einkaufwägen sind da schnell voll. Essenswünsche darf man da natürlich auch äußern. Es wird gekocht, aber auch gegrillt“, beschreibt der Pädagoge, dessen Aufgaben sehr vielfältig sind. Während Heyder mit den Trainern das Sportliche im Blick hat, hat Löbbert das Ziel, dass „erwachsene Jungs rauskommen.“ Gelingt beides mitsamt dem Schulabschluss, dann ist der Dreiklang perfekt!
Burkard unterstützt WG als Mentor
Und damit dies möglich ist, können sich alle Beteiligte darüber sehr freuen, dass es mit Norbert Burkard einen Mentor gibt, der mit all seiner großen Erfahrung – Burkard war zehn Jahre e.V.-Vorsitzender – dafür sorgt, dass „der Laden reibungslos läuft“. Der Ehrenamtler, der im Vorfeld mit Heyder großartige Arbeit leistete, kümmert sich um die Mitarbeiter und Spieler, mit dem eigentlichen Training hat er nichts zu tun.

Auch die gesamte Personaleinsatz-Planung – neben Löbbert gibt es vier weitere Mitarbeiter – liegt in Burkards Händen. „Natürlich steht das Sportliche weit oben, aber es geht auch um Zufriedenheit im Alltag, schließlich sind viele Jungs erstmals vom Elternhaus weg. Auch auf den Schulabschluss legen wir großes Gewicht. Nachdem es keine weiten Wege gibt, kann es durchaus sein, dass die jeweils zu bestimmten Trainern zugeordneten Spieler auch bereits vor Schulbeginn in der Halle sind.“
Heyder, Löbbert, Burkard, hauptamtliche Trainer, 24 Stunden pädagogische Betreuung, dazu die finanzielle Absicherung durch den Kooperationsvertrag mit der GmbH, dazu viel sportliches Talent quer durch das gesamte Bundesgebiet rekrutiert – die WG hat ein völlig neues Gesicht bekommen, geblieben sind nur die Mauern aus dem 18. Jahrhundert und der WG-Wohnbereich mit Einzel- und Doppelzimmern. Die übrigens phantastische Blicke auf den Michaelsberg bieten! Ein besseres „Saatgut“ gibt es nicht; wie allerdings die Ernte am Saisonende beziehungsweise in einigen Jahren ausfällt, ist nicht auszumachen. Bamberg wieder im Final Four? Wer schafft den Sprung in die Jugend-Nationalmannschaften, gar in die BBL oder in das „große“ DBB-Team mit EM, WM und Olympia? Finden Obst, Kratzer und Thiemann weitere WG-Nachfolger?
So beeindruckend die Poster im Wohnbereich auch sind, es wäre schön, wenn es einen sportlichen Erfolgs-Anlass gäbe, neue Jubelbilder zu drucken!