Der Energiepreisindex der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. ist im Februar 2025 im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozent
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Energiepreisindex Februar 2025
Energiekosten unverändert auf hohem Niveau
Der Energiepreisindex der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. ist im Februar 2025 im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozent auf 126,2 Punkte zurückgegangen. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft appelliert, die Senkung der Stromsteuer rasch umzusetzen.
„Der vbw Energiepreisindex zeigt trotz leichtem Rückgang deutlich, dass die Energiekosten noch immer auf einem zu hohen Niveau liegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Index um 3,4 Prozent angestiegen. Die Unternehmen in Bayern kämpfen inmitten der schwierigen Konjunktur- und Strukturlage weiterhin mit dem zu hohen Niveau der Energiepreise. Umso wichtiger ist es, dass die wachstumsfördernden und standortsichernden Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag festgelegt worden sind, jetzt zügig umgesetzt werden“, erklärt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Für viele einzelne Energieträger zeichnet sich ein vergleichbarer Trend ab wie beim Gesamtindex. Während die Preise im Februar gegenüber dem Vormonat leicht zurückgingen, liegen sie im mittelfristigen Vergleich deutlich erhöht. Hierzu erläutert Brossardt: „Der Index für Primärenergie notierte im Februar 2025 bei 124,4 Punkten. Im Vergleich zum Vormonat Januar lag der Index damit um 1,0 Prozent niedriger. Im Vergleich zum Durchschnitt des Vor-Corona-Jahres 2019 lag der Index hingegen, mit einem Plus von +55,7 Prozent, um über die Hälfte höher. Der Preisindex für Sekundärenergie ging im Februar 2025 im Vergleich zum Januar um 0,4 Prozent zurück. Mit 128,1 Punkten lag dieser, wie die anderen Indizes auch, jedoch weiterhin auf einem zu hohen Niveau. Im Vergleich zum Durchschnitt des Vor-Corona-Jahres 2019 lag der Index um 46,1 Prozent höher.“
Aus Sicht der vbw ist das Energiepreisniveau einer der drängendsten Belastungsfaktoren für den Wirtschaftsstandort. „Die Energiekosten sind einer unserer großen Standortnachteile. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß, die Reduzierung der Übertragungsnetzentgelte und die Einführung eines Industriestrompreises für energieintensive Unternehmen begrüßen wir sehr. Um die Zukunft des Standorts zu sichern und damit auch den Wohlstand und die Beschäftigung zu erhalten, sind diese Maßnahmen unerlässlich. Zudem müssen wir den Ausbau aller erneuerbaren Energien und der Netze noch entschiedener vorantreiben“, so Brossardt. Der vollständige vbw-Energiepreisindex und weitere Erläuterungen dazu sind hier zu finden.
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Unternehmen fordern Maßnahmen zur Wettbewerbsfähigkeit
IHK-Blitzumfrage zeigt dringenden Handlungsbedarf der Politik
Einen enormen Handlungsbedarf seitens der Politik und speziell für die neue Bundesregierung sieht die oberfränkische Wirtschaft, so eine Blitzumfrage unter den Mitgliedern der IHK für Oberfranken Bayreuth im Vorfeld der Bundestagswahl.
Die oberfränkische Wirtschaft befindet sich enorm unter Druck. Kurz vor der Wahl holte die IHK für Oberfranken Bayreuth von ihren Mitgliedsunternehmen ein Stimmungsbild ein. Die zentrale Frage: Was muss die neu gewählte Bundesregierung aus Sicht der Unternehmen vornehmlich anpacken? „Diese Forderungen haben nicht nur Relevanz für unsere Wirtschaft selbst, sondern für jeden von uns. Denn nur wenn die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft stimmen, geht es mit unserem Land aufwärts”, verdeutlicht Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth, die große Bedeutung der Wirtschaft für die Gesamtgesellschaft.
Bürokratieabbau als Kernforderung mit 98 Prozent Zustimmung
„Nicht verwunderlich, dass das Thema ‘Bürokratieabbau’ die Rangliste der Top-Themen der oberfränkischen Wirtschaft klar anführt. Die Brisanz des Themas für die Wirtschaft wird anhand der Befragung jedoch noch einmal deutlich“, fasst Wolfram Brehm, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth, die Ergebnisse zusammen. So gibt mit 98 Prozent Zustimmung nahezu jedes der befragten Unternehmen an, dass der Abbau von Bürokratie von der Politik primär angegangen werden muss.
Auf der To-Do-Liste für die neu gewählte Regierung folgt auf Rang zwei die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren (73 Prozent Zustimmung). Auf dem dritten Platz liegen gleichauf die Forderung nach Steuerentlastungen für Unternehmen sowie die Begrenzung von Sozialabgaben (70 Prozent). Aber auch die Beschleunigung und Digitalisierung von Verwaltungsleistungen (68 Prozent) sowie Maßnahmen zur Reduktion der staatlichen Belastung des Strompreises (59 Prozent) spielen aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmer eine herausragende Rolle. Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth, betont: „Die aus Sicht der Wirtschaft dringlichsten Themen hat die neue Regierung zu großen Teilen selbst in der Hand. Auf die EU zeigen oder auf geopolitische Krisen zu verweisen, das funktioniert nicht. Die Politik kann und muss nun dringend zur Tat schreiten.“
Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland in Gefahr
Die IHK-Mitgliedsunternehmen wurden gebeten, die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland im Vergleich zum Corona-Herbst 2021 einzuschätzen. “Bedenklich stimmt, dass die Unternehmen bei fast allen Indikatoren eine Verschlechterung wahrnehmen“, fasst Brehm die Situation zusammen.
So stuft die absolute Mehrheit der Befragten – 96 Prozent – die Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf die Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik schlechter ein als im Herbst 2021. „Unsere Wirtschaft ist spürbar ins Hintertreffen geraten“, warnt Dr. Waasner. „Ohne umfassende Reformen droht Deutschland, international endgültig den Anschluss zu verlieren. Die Belange der Wirtschaft müssen wieder stärker in den Fokus rücken. Viele Politiker haben den Ernst der Lage noch nicht erkannt.“ Eine deutliche Verschlechterung der Rahmenbedingungen nehmen die Unternehmen außerdem bei den Aspekten Bürokratie und Auflagen (93 Prozent), Arbeitskosten (89 Prozent) sowie den Kosten für Strom- (86 Prozent) und Gasversorgung (85 Prozent) wahr.
Gelder für notwendige Maßnahmen sollten aus Einsparungen kommen
Auf die Frage, wie die in den kommenden Jahren notwendigen zusätzlichen öffentlichen Investitionen für die Sicherung von Wohlstand und Wachstum sowie die Transformation der Wirtschaft finanziert werden sollen, zeigt das IHK-Unternehmensbarometer zur Bundestagswahl eine eindeutige Tendenz: Während 38 Prozent der Aussage zustimmen, dass der Kreditspielraum der öffentlichen Haushalte erheblich erweitert werden sollte, stimmen drei von vier Befragten zu, dass die Finanzierung vornehmlich über Einsparungen an anderer Stelle in den öffentlichen Haushalten vorgenommen werden sollte.
„Die Herausforderungen sind immens und müssen zeitnah, kompetent und zukunftsorientiert gelöst werden“, mahnt Dr. Waasner. „Andernfalls drohen Insolvenzen, Verlagerungen und Arbeitsplatzabbau. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden.“ IHK-Präsident und IHK-Hauptgeschäftsführer sichern aber auch zu, dass die IHK-Organisation die neue Bundesregierung bei dieser Herkulesaufgabe unterstützen wird.
„Die Fraktionen müssen sich angesichts der herausfordernden weltpolitischen und der schwierigen wirtschaftlichen Lage zeitnah auf eine neue Bundesregierung verständigen. Wir können uns ein monatelanges Gezerre nicht leisten”, macht Brehm deutlich. „Ist die Regierungsbildung abgeschlossen, ist es unabdingbar, dass die Auswirkungen auf die Wirtschaft wieder bei jeder politischen Entscheidung mitgedacht werden”, gibt Dr. Waasner der Politik abschließend mit auf den Weg.
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Umbau des Energiesystems stagniert in weiten Teilen
vbw fordert Bekenntnis der neuen Bundesregierung zur Energiewende
Der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. hat das 13. Monitoring der Energiewende veröffentlicht, welches zeige, dass der Umbau des deutschen Energiesystems in weiten Teilen stagniere. In beinahe allen Bereichen verfehle der Ausbaufortschritt weiterhin die vorgegebenen Ziele.
„Die Energiewende kommt nicht voran, bleibt einmal mehr hinter den Erwartungen zurück. Erneut können wir keine Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr erkennen. Das ist alarmierend“, kommentiert vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Im Monitoring der Energiewende wird Zwischenbilanz in vier Kategorien – Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit, Energieeffizienz /erneuerbare Energien und Umweltverträglichkeit – gezogen. Als Maßstab der Bewertungen dienen die selbstgesteckten Ziele von Bund und Freistaat. Laut aktuellem Monitoring kämen insbesondere der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netzausbau nur schleppend voran, zeitgleich verharrten die Energiepreise auf einem höheren Niveau als vor der Energiepreiskrise. „Die Preis-Ampel steht auf Dunkelrot. Das schadet unserem Standort und ist eine der Ursachen für die zunehmende Deindustrialisierung. Hier muss dringend gegengesteuert werden“, fordert Brossardt und ergänzt, es gäbe keinen Anlass, sich über eine bessere Bewertung bei den Treibhausgas-Emissionen zu freuen, wenn das maßgeblich auf einen Produktionsrückgang der energieintensiven Industrien als Folge der Konjunkturkrise zurückzuführen sei. Ein Erfolg sei die Energiewende dann, wenn diese Unternehmen mit bezahlbarer, nachhaltiger Energie versorgt seien.
Trotz aller grundlegenden Versäumnisse sieht die vbw auch positive Entwicklungen. So liege der Photovoltaik-Ausbau in Reichweite der ambitionierten jährlichen Zubauziele. „Bei Windkraft und beim Ausbau der Energienetze hinken wir aber weit hinter den Zielen hinterher. Zwar gehen die Planungen endlich schneller voran, echte strukturelle Verbesserungen sind aber weiterhin nicht zu erkennen“, erklärt Brossardt.
Um endlich den Zielpfaden zu entsprechen, brauche es aus Sicht der vbw erstens ein klares Bekenntnis der neuen Bundesregierung zu zentralen Zielen einer Energiewende. „Der Ausbau von erneuerbaren Energien und Netzen muss massiv beschleunigt werden und die bisherige Dauer von Planungs‑, Genehmigungs- und Bauprozessen erheblich verkürzt werden“, fordert Brossardt. Zweitens müssten die Energiekosten umfassend gesenkt werden, damit der Standort endlich wieder international wettbewerbsfähig werde. „Der Brückenstrompreis für die energieintensive Industrie ist überfällig und die dauerhafte Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestniveau für die gesamte Wirtschaft ebenso“, fordert Brossardt.
Drittens fordert die vbw die neue Bundesregierung auf, mehr für die Versorgungssicherheit zu tun. „Unser Stromverbrauch in Deutschland wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Wir brauchen daher bis 2030 ausreichend Backup-Kapazitäten. Das wird vorübergehend nur mit Gaskraftwerken erreicht werden können. Phänomene wie die ‚Dunkelflaute‘ dürfen unserer Industrie nicht die Schweißperlen auf die Stirn bringen. Zukünftig gilt es, diese Gaskraftwerke dann schrittweise auf Wasserstoff umzustellen“, fordert Brossardt und fügt abschließend hinzu: „Als Bayerische Wirtschaft setzen wir bei der Energiewende auf ein hohes Umsetzungstempo und eine konsequente energiepolitische Aufholjagd. Das erwarten wir von der neuen Bundesregierung.“ Das 13. Monitoring der Energiewende der vbw steht hier zum Download bereit.
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IG BAU startet „Lockruf in die Wahlkabine“
Spitzen-Arbeitspensum: Bauarbeiter in der Region Bamberg arbeiten knapp 1.500 Stunden pro Jahr
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt weist darauf hin, dass die Bauarbeiter ein enormes Pensum im Vergleich zu anderen Beschäftigten leisten, und ruft zum Gang an die Wahlurne am kommenden Sonntag auf. Es gehe darum, die Probleme, die den Menschen auf den Nägeln brennen, klar auf den Punkt zu bringen.
Bauarbeiter leisten „Spitzen-Arbeitspensum“: Pro Kopf arbeiten Baubeschäftigte im Landkreis Bamberg im Schnitt 1.473 Stunden im Jahr, in der Stadt Bamberg sind es 1.493 Stunden. Das sind 179 Stunden im Kreis beziehungsweise 177 Stunden in der Stadt mehr als Beschäftigte hier quer durch alle Berufe durchschnittlich bei der Arbeit verbringen.
Darauf hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt hingewiesen. Die IG BAU Oberfranken beruft sich dabei auf den aktuellen Arbeitsmarkt-Monitor des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Wissenschaftler haben darin eine Arbeitszeitanalyse für 2019 – dem Jahr vor der Corona-Pandemie – gemacht.
„Der Bau gehört demnach zu den Branchen mit einem Spitzenpensum bei der Arbeitszeit“, sagt Gerald Nicklas. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Oberfranken geht davon aus, dass die Zahl der Arbeitsstunden, die Bauarbeiter leisten, aktuell eher sogar noch zugenommen hat: „In der Pandemie hat es einen enormen Auftragsstau im Baugewerbe gegeben. Für viele Baubeschäftigte sind Überstunden ohnehin an der Tagesordnung.“
„Sie sind körperlich einfach Jahre früher am Ende“
Der Arbeitsmarkt-Monitor des WSI liefert auch den Vergleich mit dem öffentlichen Dienst, dem Erziehungsbereich und dem Gesundheitssektor: Demnach werden auf dem Bau im Landkreis Bamberg sogar 353 Stunden pro Kopf im Jahr mehr gearbeitet als in diesen Branchen, in der Stadt sind es 207 Stunden. „Das liegt vor allem daran, dass auf dem Bau gilt: entweder ganz oder gar nicht. Vollzeit plus Überstunden – das ist die Regel: Den ‚Halbtagsmaurer‘ gibt es nicht. Bei oft langen Anfahrten zur Baustelle von 60 Kilometern und mehr funktioniert kein Teilzeitmodell“, so Gerald Nicklas.
Das bedeute, dass Baubeschäftigte „enorm lange und enorm hart am Stück arbeiten“. Die körperliche Belastung im Laufe eines Berufslebens sei auf dem Bau gewaltig: „Kaum ein Dachdecker schafft es bis zur Rente. Nur jeder Zehnte arbeitet noch zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr. Im Schnitt müssen Bauarbeiter vor 59 in Rente gehen, obwohl sie eigentlich bis 67 durchhalten müssten. Sie sind körperlich einfach Jahre früher am Ende und müssen dann zum Teil starke Abstriche bei der Rente in Kauf nehmen“, sagt Gerald Nicklas von der IG BAU Oberfranken.
Zur geringeren Rente komme dann auch noch eine geringere Lebenserwartung. Bei Männern sei dies besonders drastisch. So lebe ein Beamter statistisch zum Beispiel 5,6 Jahre länger als ein Arbeiter. Entsprechend länger bekomme er auch seine Pension. Das gehe aus einer aktuellen Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. „Hart arbeiten und dann am Ende für eine kürzere Zeit weniger Rente bekommen – damit muss Schluss sein“, fordert Gerald Nicklas.
„Der Bau in der Region Bamberg ist typisch für das hohe Pensum an Arbeitsstunden, das im Baugewerbe geleistet wird. Wer mehr und härter arbeitet, sollte am Ende allerdings auch eine höhere Rente bekommen als heute. Die neue Bundesregierung muss deshalb die Rente ab Herbst anpacken und auf neue Füße stellen: Wir müssen endlich Altersarmut effektiver verhindern. Und auch eine geringere Lebenserwartung muss ausgeglichen werden“, fordert der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger. Er spricht sich für eine „grundlegende Rentenreform“ aus: „Bei der Rente muss die Reset-Taste gedrückt werden. Notwendig ist eine Rentenkasse, in die alle einzahlen – Arbeiter, Angestellte, Selbständige, Beamte, Parlamentarier und Minister: der Polier genauso wie die Professorin und der Politiker.“
Damit das passiere, sei eine Botschaft wichtig: „Eine sichere und gute Rente kann man wählen“, so Feiger. Der IG BAU-Chef appelliert deshalb, „einen kritischen Blick in die Wahlprogramme der Parteien zu werfen und genau zuzuhören, was von denen kommt, die in den Bundestag und ins Kanzleramt wollen“. Die Ziele der Parteien zur Rente seien sehr unterschiedlich. Die Gewerkschaft hat deshalb jetzt einen „Lockruf in die Wahlkabine“ gemacht – Wahl-Clips mit der Aufforderung: „… iXen gehen!“. Es sind Film-Spots mit skurrilen Szenen und kuriosen Charaktertypen – wie dem „Marathon-Schufter“ auf einer Baustelle, der mit 78 Jahren noch Säcke auf dem Bau schleppen muss. Dazu der Kommentar: „Deutschland, deine Rentner. Solange sie noch atmen, sollen sie auch arbeiten.“
Die IG BAU macht damit einen „Weckruf zur Wahl“: „Es geht darum, die Probleme, die den Menschen auf den Nägeln brennen, klar auf den Punkt zu bringen – mit einem Augenzwinkern. Ob per Briefwahl am Küchentisch oder am 26. September in der Wahlkabine: Wichtig ist, dass die Menschen wählen gehen“, sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger.
Der Wahl-Clip „Rente“ mit einem „Marathon-Schufter“ ist zu finden unter https://igbau.de/Rente-wählen
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124 Bauarbeiter mehr im Pandemie-Jahr 2020
Bau im Kreis Bamberg bietet der Krise die Stirn
Gegen den Trend ist es im Pandemie-Jahr 2020 mit dem Bau im Landkreis Bamberg bergauf gegangen, wie eine Analyse der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ergab.
Die Zahl der Baubeschäftigten lag am Jahresende bei 4.046. Damit gab es im ersten Corona-Krisen-Jahr im Landkreis Bamberg 124 Bauarbeiter mehr – ein Plus von 3,2 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zur Beschäftigung in der Corona-Zeit. „Der Bau hat in der Pandemie für Stabilität gesorgt. Er hat der Krise die Stirn geboten wie kaum eine andere Branche. Vom Wohnungs- bis zum Straßenbau hat der Bau eine gute Job-Perspektive geboten“, sagt Gerald Nicklas. Der
Bezirksvorsitzende der IG BAU Oberfranken sieht die Bauwirtschaft als „Motor in der Krise“. Während der Bau zulegen konnte, sah es für die übrigen Wirtschaftszweige zusammengenommen längst nicht so gut aus: Dort ging die Zahl der regulär Beschäftigten bis Ende 2020 auf 34.403 zurück. Gegenüber dem Vorjahr – und damit der Zeit vor Corona – ist dies ein Rückgang um 2.193 Beschäftigte und damit ein Minus von 6 Prozent.
Ins Zeug legen und für Nachwuchs sorgen
„Besonders stark hat die Krise bei den Mini-Jobs reingehauen“, so Gerald Nicklas. Außerhalb der Baubranche sei die Zahl der Mini-Jobber im ersten Corona-Krisenjahr im Landkreis Bamberg um 491 auf 10.921 Ende 2020 gesunken – ein Rückgang um 4,3 Prozent. Auf dem Bau dagegen gab es Ende des vergangenen Jahres 889 Mini-Jobber – ein Plus von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das, obwohl der Bau „alles andere als eine typische Mini-Job-Branche“ sei. Gerald Nicklas beruft sich dabei auf eine regionale Arbeitsmarkt-Analyse, die das Pestel-Institut (Hannover) mit Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der IG BAU gemacht hat.
„Die Situation im Landkreis Bamberg ist damit typisch für die bundesweite Beschäftigung. Und der Trend wird anhalten: Der Bau braucht Leute. Vor allem Fachkräfte“, sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger. Bauindustrie und Bauhandwerk müssten sich hier „ins Zeug legen“ und für Nachwuchs sorgen. Der Bau habe eine Mammutaufgabe vor sich: „Allein beim Wohnungsbau schiebt die Branche einen enormen Berg von genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen vor sich her: Über 780.000 Wohnungen – so groß ist der aktuelle Bauüberhang. Allein in Bayern stehen rund 176.900 Wohnungen auf der ‚Bau-Warteliste‘“, so Feiger.
Darüber hinaus müsse sich die Baubranche auf ein „starkes Jahrzehnt der Sanierungen“ einstellen. Die neue Bundesregierung werde alles daransetzen müssen, deutlich mehr Klimaschutz-Sanierungen zu schaffen. „Auch der seniorengerechte Umbau von bestehenden Wohnungen drängt enorm. Es werden künftig viel mehr Seniorenwohnungen gebraucht als heute schon. Denn bald geht die Baby-Boomer-Generation in Rente“, sagt IG BAU-Chef Robert Feiger.
Auf den Bau komme eine Menge Arbeit zu. „Und dafür brauchen wir ordentliche Regeln: Die Arbeitsbedingungen und der Lohn müssen passen“, fordert Feiger. Die IG BAU setze sich genau dafür am Tariftisch ein. Trotzdem sei hier auch der Staat gefordert: Von den Arbeitszeiten über den Arbeitsschutz bis zum Kampf gegen Lohn-Dumping – die neue Bundesregierung habe wichtige Instrumente in der Hand, um „Wildwuchs im Arbeitsalltag“ zu bekämpfen.
Weckruf zur Wahl
„Damit das passiert, ist eine Botschaft wichtig: Gute und faire Arbeit fängt beim Wählen an“, so Feiger. Der Gewerkschaftsvorsitzende appelliert deshalb, „einen kritischen Blick in die Wahlprogramme der Parteien zu werfen und genau zuzuhören, was von denen kommt, die in den Bundestag und ins Kanzleramt wollen“. Die Ziele der Parteien seien sehr unterschiedlich. Manche ließen Themen, die für Beschäftigte enorm wichtig seien, sogar komplett unter den Tisch fallen: „Das gilt zum Beispiel für einen höheren Mindestlohn, also für die unterste, noch erlaubte Lohnkante. Genauso wie für ein bundesweites Tariftreuegesetz, das Firmen vorschreibt, den fairen Tariflohn zu bezahlen, wenn sie einen öffentlichen Auftrag wollen“, sagt Robert Feiger.
Die IG BAU rührt deshalb jetzt die Werbetrommel für die Bundestagswahl: „Gute und faire Arbeit kann man wählen. Bezahlbare Wohnungen und eine ordentliche Rente übrigens auch“, so Feiger. Dazu hat die Gewerkschaft einen „Lockruf in die Wahlkabine“ gemacht – Wahl-Clips mit der Aufforderung: „… iXen gehen!“. Es sind Film-Spots mit skurrilen Szenen und kuriosen Charaktertypen – wie dem „Unglücksraben“ auf einer Baustelle, der als absoluter Dilettant in Sachen Arbeitsschutz tragisch heikel mit einer Kettensäge hantiert. Die IG BAU will damit einen „Weckruf zur Wahl“ machen: „Es geht darum, die Probleme, die den Menschen auf den Nägeln brennen, klar auf den Punkt zu bringen – mit einem Augenzwinkern. Ob per Briefwahl am Küchentisch oder am 26. September in der Wahlkabine: Wichtig ist, dass die Menschen wählen gehen“, sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger.
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Wohnungen in der Region Bamberg knapp
IG BAU startet „Lockruf in die Wahlkabine“ per Film zum Thema Wohnen: „…iXen gehen!“
Das Wohnen fängt beim Wählen an: „Für die Mieten in der Region Bamberg gibt es seit Jahren nur eine Richtung – nämlich immer nach oben“, sagt Gerald Nicklas. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Oberfranken beruft sich dabei auf eine Mietpreis-Analyse des Pestel-Instituts.
Im Fokus der Untersuchung steht der Anstieg der Kosten fürs Wohnen, die der Staat übernimmt, wenn Haushalte auf Hartz IV angewiesen sind: Selbst die Kaltmiete für Wohnungen mit einfachem Standard ist demnach im Kreis Bamberg von 5 Euro pro Quadratmeter (im Januar 2015) auf 6,60 Euro (im April 2021) und in der Stadt Bamberg von 5,80 Euro pro Quadratmeter (im Januar 2015) auf 7,70 Euro (im April 2021) enorm angestiegen – ein Plus von 32,5 Prozent im Landkreis und 31,3 Prozent in der Stadt. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise haben im gleichen Zeitraum deutlich weniger zugelegt – nämlich um 9,8 Prozent, so das Pestel-Institut.
Drehen an der Mietspirale muss ein Ende haben
„Die neue Bundesregierung muss sich enorm ins Zeug legen und für mehr Wohnungen sorgen“, so Gerald Nicklas. Es fehlten vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen – gerade auch im Kreis Bamberg. „Die Situation in der Region Bamberg ist damit Teil der bundesweiten Misere auf dem Wohnungsmarkt“, sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger. Das Drehen an der Mietspirale müsse ein Ende haben. „Die Mieten müssen wieder runter. Dafür muss der Neubau aber deutlich nach oben gehen – vor allem bei den bezahlbaren Wohnungen und bei Sozialwohnungen“, fordert Feiger. Deshalb müsse die neue Bundesregierung „schleunigst ein dickes Wohnungsbau-Paket“ auf den Weg bringen.
„Damit das passiert, ist eine Botschaft wichtig: Das Wohnen fängt beim Wählen an“, so Feiger. Der IG BAU-Chef appelliert deshalb, „einen kritischen Blick in die Wahlprogramme der Parteien zu werfen und genau zuzuhören, was von denen kommt, die in den Bundestag und ins Kanzleramt wollen“. Es gebe Parteien, die bereits klare Zielmarken beim Neubau von Wohnungen gesetzt hätten. Andere dagegen blieben vage und vermieden konkrete Zahlen.
„Wohnungen kann man wählen. Gute Arbeit und eine ordentliche Rente übrigens auch“, sagt Feiger. Dazu startet die IG BAU jetzt einen „Lockruf in die Wahlkabine“ – mit Wahl-Clips und der Aufforderung: „… iXen gehen!“. Es sind Film-Spots mit skurrilen Szenen und kuriosen Charaktertypen – wie dem „Wohnungen-wählen“, der als grotesker Makler die Situation auf dem Wohnungsmarkt ebenso schräg wie spöttisch skizziert.
Die IG BAU will damit einen „Weckruf zur Wahl“ machen: „Es geht darum, die Probleme, die den Menschen auf den Nägeln brennen, klar auf den Punkt zu bringen – mit einem Augenzwinkern. Ob per Briefwahl am Küchentisch oder am 26. September in der Wahlkabine: Wichtig ist, dass die Menschen wählen gehen“, sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger. Hier geht es zum Wahl-Clip „Wohnen“ mit einem „Wohnungen-wählen“: https://www.igbau.de/wohnungen-wählen
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Viele abgeschlossene Arbeitsverträge in der Region Bamberg befristet
NGG: Nächste Bundesregierung soll sachgrundlose Befristungen abschaffen
Kritik an unsicheren Jobs: In der Stadt Bamberg waren zuletzt 45 Prozent aller neu abgeschlossenen Arbeitsverträge befristet, im Landkreis 29 Prozent. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert, die nächste Bundesregierung müsse das Problem dringend in den Griff kriegen und Befristungen eindämmen.
1.186 von insgesamt 2.661 Neueinstellungen in Bamberg und 497 von insgesamt 1.711 Neueinstellungen im Landkreis hatten im zweiten Quartal 2020 ein Verfallsdatum. Darauf macht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufmerksam und beruft sich hierbei auf Zahlen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
„Befristete Jobs sind besonders stark im Lebensmittelhandwerk und im Gastgewerbe, aber auch in der Ernährungsindustrie verbreitet – und können gerade für jüngere Beschäftigte zur Falle werden“, sagt Michael Grundl, Geschäftsführer der NGG-Region Oberfranken. Wer nur eine Stelle auf Zeit habe, bekomme etwa nur schwer eine Wohnung oder einen Kredit. Sogar die Familienplanung werde erschwert. Die nächste Bundesregierung müsse das Problem dringend in den Griff kriegen und Befristungen eindämmen.
Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren im vergangenen Jahr bundesweit 56 Prozent aller Neueinstellungen im Nahrungs- und Genussmittelgewerbe befristet. Im Gastgewerbe lag die Quote mit 45 Prozent ebenfalls weit über dem branchenübergreifenden Durchschnitt von 38 Prozent. „Im Zuge der Corona-Pandemie können Befristungen für die Betroffenen zu einem großen Problem werden, weil viele Firmen ihre Arbeitsverträge auslaufen lassen“, warnt Grundl. Es sei überfällig, dass die Politik Befristungen ohne einen sogenannten Sachgrund eindämme. Als Sachgründe gelten etwa eine Elternzeitvertretung oder eine Probezeit.
Lasten der Corona-Krise gerecht verteilen
An die Beschäftigten aus den Branchen der NGG appelliert der Gewerkschafter, sich vor der Bundestagswahl über die Wahlprogramme der Parteien in puncto Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik zu informieren und am 26. September wählen zu gehen. „Am Thema Befristungen zeigt sich, wie sehr es auch auf die Stimme der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ankommt“, unterstreicht Grundl. Wer in der Region Bamberg in der Ernährungsindustrie, in Hotels und Gaststätten, Bäckereien oder Fleischereien arbeite, für den stehe bei dieser Wahl viel auf dem Spiel. „Denn wie viele Stunden die Menschen arbeiten müssen, welche Rente sie am Ende bekommen oder ob aus einem Minijob eine feste Stelle wird – das entscheidet sich auch bei der Bundestagswahl“, so Grundl.
Wichtig sei auch, dass die kommende Bundesregierung die Tarifbindung stärke. Laut IAB arbeiteten im letzten Jahr lediglich 45 Prozent aller westdeutschen Beschäftigten nach einem Branchentarifvertrag. Im Jahr 2000 waren es noch 63 Prozent. Zugleich fordert die Gewerkschaft NGG, die Lasten der Corona-Krise gerecht zu verteilen. „Es kann nicht sein, dass einzelne Unternehmen Dividende an ihre Aktionäre ausschütten, nachdem sie vom Staat großzügig mit dem Kurzarbeitergeld unterstützt wurden“, so Grundl. Unter dem Motto „Du hast die Wahl“ hat die NGG zentrale Forderungen zusammengetragen – den „Wahl-Check“ gibt es online unter: https://www.ngg.net/btw21.