Die umstrittene Figurengruppe Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom ist Thema eines öffentlichen Expertenforums am kommenden Mittwoch, dem 7. Juli, um 19
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Domorganist
Kerwa-Konzert mit Markus Willinger
Am kommenden Samstag, am 27. August, findet um 15 Uhr das schon zur Tradition gewordene „Orgelkonzert zur Sandkirchweih“ im Bamberger Dom statt. Domorganist Markus Willinger spielt die Rieger-Orgel, um an die ursprüngliche Intention der Kerwa, die Weihe von St. Elisabeth im Sand, zu erinnern.
Wie das Erzbistum mitteilte, steht das Kerwa-Konzert in diesem Jahr unter dem Thema Kontraste. Markus Willinger (lesen Sie hier das Stadtecho-Interview mit dem Domorganisten) stellt Stücken von Philipp Emanuel Bach, Max Reger und Maurice Duruflé Werke von Johann Sebastian Bach (unter anderem das „Wohltemperierte Clavier“) gegenüber. Wiederum im Kontrast dazu spielt Willinger freie Improvisationen über Choräle nach Publikumswünschen.
Das Publikum ist eingeladen, Lieder aus dem Gotteslob auszuwählen und die Vorschläge entweder als E‑Mail ans Amt für Kirchenmusik (kirchenmusik@erzbistum-bamberg.de) zu senden oder auf Zetteln zu notieren und bis fünf Minuten vor Konzertbeginn am Dom-Eingang abzugeben.
Der Einlass zum Konzert ist ab 14:30 Uhr über die Sakristeipforte an der Domrückseite nach geltenden Corona-Regeln möglich. Der Dom bleibt während des Konzerts geschlossen. Karten sind im Vorverkauf beim bvd sowie an der Tageskasse erhältlich. Weitere Informationen finden Sie hier.
- August 23, 2022
- Redaktion Webecho Bamberg
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Requiem für Monsignore Anton Otte
Leben im Zeichen der Aussöhnung
Mit einem Requiem im Bamberger Dom ist der jahrzehntelange Einsatz des verstorbenen Priesters Anton Otte für die deutsch-tschechische Aussöhnung gewürdigt worden. Die Trauermesse mit vielen Ehrengästen am Freitag zelebrierte Kardinal Dominik Duka aus Prag, die Predigt hielt der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick.
„Anton Otte hat sich sein ganzes Leben für die deutsch-tschechische Versöhnung eingesetzt, und dabei ist ihm Hervorragendes gelungen“, sagte Erzbischof Schick und betonte: „Ohne Versöhnung keine Zukunft.“ Versöhnung sei niemals ein Ist-Zustand, sondern immer ein Prozess und Dauerauftrag. Für Versöhnung brauche es demütige, bescheidene und selbstlose Menschen. Otte habe an die Möglichkeit der Versöhnung geglaubt. Vom Himmel rufe er heute zu: „Lasst euch mit Gott versöhnen und versöhnt euch miteinander!“ Auch in der Gefängnisseelsorge habe Otte den Dienst der Versöhnung ausgeübt. „Der Glaube an Gott, der die Menschheit so sehr liebt, dass er ihre Versöhnung und ihren Frieden will, ist Bedingung und Ansporn zur Vergebung, auch von menschlich Unvergebbarem“, so Erzbischof Schick.
Kardinal Duka, der mit dem Bischof von Pilsen, Tomás Holub, in das „Fränkische Prag“ gekommen war, sagte zu Beginn des Gottesdienstes: „Monsignore Anton Otte hatte ein großzügiges Herz, das nach Versöhnung suchte und nach der Möglichkeit, anderen zu helfen.“ Er sei nicht aufgefallen durch körperliche Größe oder kräftige Statur, sondern durch die Größe seines Geistes und seinen Mut. „Ich bin überzeugt, dass er einen Teil der Geschichte der Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik geschrieben hat“, so der Kardinal von Prag.
Anton Otte wurde am 15. August 1939 im schlesischen Weidenau geboren und verließ 1960 mit seiner Familie als Spätaussiedler seine Heimat, nachdem sein Vater dort hingerichtet worden war. 1967 wurde er zum Priester des Erzbistums Bamberg geweiht. Nach der Kaplanszeit in Ebermannstadt war er viele Jahre in der Gefangenenseelsorge unter anderen in den Justizvollzugsanstalten Bayreuth und Nürnberg sowie als Religionslehrer tätig. Bereits 1977 wurde er Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde Bamberg, die sich der Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken widmet. Ab 1991 baute er im Auftrag der Ackermann-Gemeinde in Prag eine deutschsprachige katholische Gemeinde auf. Er wurde unter anderem ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Bayerischen Verdienstorden und zum Ehrendomherrn des Königlichen Kollegiatskapitels Sankt Peter und Paul in Prag ernannt, von 2011 bis 2014 war er Propst des zweitwichtigsten Kanonikerkapitels in Böhmen.
Im Anschluss an das Requiem fand die Beisetzung auf dem Bamberger Friedhof statt. Otte war am 28. Dezember im Alter von 82 Jahren in Scheßlitz gestorben.
- Januar 10, 2022
- Redatkion Webecho Bamberg
Kontaktloser Weihwasserspender
„Holy Drop“ im Bamberger Dom
Im Bamberger Dom müssen Besucherinnen und Besucher nicht mehr auf das Kreuzzeichen mit Weihwasser verzichten. An der Sakristeipforte am für Gottesdienste geöffneten Westeingang steht ab sofort ein berührungsloser Weihwasserspender.
Wenn man die Hand unter den Hahn hält, wird automatisch und kontaktlos ein Tropfen geweihtes Wasser gespendet. „Der freistehende Hahn ist direkt am Weihwasserbecken aufgestellt und unterscheidet sich durch sein wertiges Design deutlich von den Desinfektionsmittelspendern, sodass keine Verwechslungsgefahr besteht“, erläuterte Birgit Kastner, Hauptabteilungsleiterin für Kunst und Kultur im Ordinariat. Wenn sich das Modell mit der Bezeichnung „Holy Drop“ bewährt, sollen die Spender an allen Eingängen aufgestellt werden. Zu Beginn der Corona-Pandemie waren in allen Kirchen aus Infektionsschutzgründen die Weihwasserbecken geleert worden.
- Oktober 29, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Erzbistum Bamberg
Schick zur Bedeutung von katholischen Schulen und Religionsunterricht
„Christliche Kultur soll erhalten und weitergegeben werden“
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat im Gottesdienst mit 27 Schulleitungen im Bamberger Dom die Bedeutung von katholischen Schulen in der deutschen Schullandschaft hervorgehoben.
„Ich sehe mich als Verteidiger und Promoter von katholischen Schulen und des konfessionellen Religionsunterrichts“, sagte Schick. Für ein gutes Leben in der Gegenwart und in der Zukunft sei es unerlässlich, die christliche Kultur zu erhalten und weiterzutragen. „Dabei leisten katholische Schulen und der Religionsunterricht einen unverzichtbaren Dienst.“
Jede Kultur müsse ihre Identität bewahren, führte Schick aus. „Wenn wir christliche Kultur bewahren möchten, dann sollten wir uns immer wieder aufs Neue von Jesus Christus inspirieren lassen. Er hält seine Kultur lebendig und wirksam durch uns.“ Katholische Schulen und Religionsunterricht spielten dabei eine große Rolle, denn sie hätten die Aufgabe vorzustellen, woher die christliche Kultur komme – von Jesus Christus selbst – und welche Auswirkungen sie auf Schriften und Kunst, Lebensart und Moral in der Gesellschaft habe.
Aufgabe sei es zuerst, Wissen wertschätzend und einladend zu vermitteln, sodass die Schülerinnen und Schüler selbst anfangen, christliche Kultur zu leben und zu praktizieren. „Dabei ist die Freiheit ein wichtiger Faktor der christlichen Kultur“, erläuterte der Bamberger Erzbischof. Die christliche Kultur sei in ihrem Ursprung und Wesen eine menschenfreundliche, humane Kultur der Lebensbejahung, der Hoffnung und der Zuversicht. „Sie steht für Gerechtigkeit und Frieden, setzt sich für die Bewahrung der Schöpfung ein und ist durch Solidarität und Freude gekennzeichnet.“ Auch die kritische Auseinandersetzung mit Beispielen aus der Kirchengeschichte, die nicht dem Geiste Jesu entsprochen hätten, dürfte keinesfalls außer Acht gelassen werden. Immer dann, wenn Kirchen oder Christen herrschen und die Macht an sich ziehen wollten, ging christliche Kultur verloren und wurde zerstört. Schick betonte im Gegenzug: „Dann, wenn christliche Kultur im Geist Jesu und im Geist Mariens eine helfende, eine dienende und inspirierende Kultur sein wollte, war und ist sie dienlich, lebensfördernd und zukunftsträchtig.“
- Oktober 7, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Erzbistum Bamberg
Gottesdienst zum bundesweiten Caritas-Sonntag
„Die Caritas gehört zur Kirche“
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Caritas als Erbe und Auftrag der Kirche gewürdigt und dazu aufgerufen, diesen Auftrag zu erfüllen und zu erneuern.
Im Gottesdienst zum bundesweiten Caritas-Sonntag im Bamberger Dom sagte Schick: „Die Kirche hat diesen Auftrag immer als Auftrag für die Welt gesehen, damit sie heil und in Frieden sei.“ Die Caritas gehöre zur Kirche seit Anfang an: „Jesus hat sie uns aufgetragen. Wir sollen sie so üben, wie er es getan hat.“ Der jährliche Gottesdienst des Deutschen Caritas-Verbandes fand anlässlich des 100. Jubiläums des Bamberger Diözesanverbandes in Bamberg statt. Als Vertreter des Deutschen Caritasverbandes nahm dessen Vize-Präsident Heinz-Josef Kessmann an dem Gottesdienst teil.
„Caritas gelingt am besten, wenn Frauen und Männer, Jung und Alt, Katholiken, Evangelische und Orthodoxe, Kirche und Staat gemeinsam machen, was die Zivilisation der Liebe ausmacht und fordert“, so Schick in seiner Predigt. Immer wenn die Kirche in der Geschichte den karitativen Auftrag vernachlässigt habe, sei es ihr nicht gut gegangen, mahnte Schick und betonte: „Die Caritas gehört zur Kirche wie das Amen zum Gebet.“
Aufruf zur Unterstützung
Der Gottesdienst stand unter dem Caritas-Jahresthema „Das machen wir gemeinsam“ und eröffnete die Caritas-Sammlungswoche, die in Bayern vom 27. September bis 3. Oktober dauert. 80 Prozent seines Anteils am Ertrag der Sammlung wird der Diözesan-Caritasverband Bamberg in das Projekt „Digitale Bildung und Teilhabe“ geben. Es unterstützt gezielt Maßnahmen vor Ort in den Stadt- und Kreis-Caritasverbänden, den Pfarreien und den Fachverbänden. Die Maßnahmen sollen Menschen die Nutzung erleichtern, denen der Zugang zu digitalen Angeboten erschwert ist.
Erzbischof Schick erbat der Caritas ihren Segen und rief zur Unterstützung und zu Spenden auf. Wegen der Corona-Pandemie findet in vielen Pfarreien keine Haussammlung statt, bei der Ehrenamtliche von Tür zu Tür gehen und um Spenden bitten. An vielen Orten werden ausschließlich Flyer mit angehängtem Zahlschein oder Spendentütchen in die Briefkästen der Haushalte verteilt. Weitere Informationen gibt es unter https://caritas100.de/spenden/jubilaeumsspende/
- September 26, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Erzbistum Bamberg
200 Jahre Erzbistum Bamberg
Erzbischof Schick erinnert zum Heinrichsfest an die Gründung der Metropolie nach der Säkularisation
Beim diesjährigen Heinrichsfest hat Erzbischof Ludwig Schick an die Gründung der Kirchenprovinz Bamberg vor 200 Jahren erinnert.
Nach dem Fall Napoleons und der Säkularisation habe man gespürt, dass ohne die Kirchen für das geistliche Leben und die Seelsorge sowie für die Armen und Kranken nicht genügend getan werden könne. Deshalb sei in den Jahren 1815 bis 1821 das kirchliche Leben neu aufgebaut und belebt worden. Dabei sei aus dem 1007 von Kaiser Heinrich gegründeten Bistum Bamberg das Erzbistum geworden, zu dem in der Metropolie bis heute die Bistümer Würzburg, Eichstätt und Speyer gehören.
„Auch damals spürten die Menschen, vor allem auch die Politiker, dass diese Welt mit den materiellen Gütern und Strukturen nicht alles sein kann“, sagte Schick am Sonntag in seiner Predigt im Bamberger Dom. „Wenn das geistige und geistliche Leben fehlt, geht es weder dem einzelnen Menschen noch der Gesellschaft gut.“ Deshalb habe der Staat mit dem Papst das kirchliche Leben in Bayern und ganz Deutschland neu geordnet.
„Lasst uns heute unseren Auftrag wahrnehmen, in allen unseren Gemeinden und Gemeinschaften, in unseren Kirchen, Pfarreien und Seelsorgebereichen, in den Kindergärten und Schulen, auch in unserem Ordinariat und allen Behörden geistliche Zentren zu werden und Geistliches auszustrahlen.“ Deshalb solle das Heinrichsfest 2021, das pandemiebedingt mit einem reduzierten Programm vorwiegend digital stattfindet, Zeichen der Erinnerung und Erneuerung sein, so Erzbischof Schick.
- Juli 12, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Erzbistum Bamberg
Predigt von Erzbischof Schick zum Heinrichsfest
„Es gibt keinen Grund, sich vor Veränderung zu fürchten“
Jede Pfarrei und jeder Seelsorgebereich soll nach Worten von Erzbischof Ludwig Schick ein geistliches Zentrum sein. Es sei die Absicht des Bistumsgründers Heinrich und seiner Frau Kunigunde gewesen, überall geistliche Zentren in ihrem Reich zu gründen.
Heinrich habe vor tausend Jahren schon sehr modern gedacht, als er Klöster, Stifte und Pfarreien bildete. Er habe gewusst, dass für jeden Menschen und für den Staat das Wohl des Geistes und der Seele wichtig ist. „Auch heute sind bei den Umstrukturierungen für die Zukunftsfähigkeit der Kirche geistliche Zentren unerlässlich“, sagte Schick am Sonntag in seiner Predigt zum Heinrichsfest im Bamberger Dom.
Es sei heute notwendig, Seelsorgebereiche zu gründen und die Verwaltungsstrukturen der Kirchenstiftungen zusammenzuführen, sagte Schick und verwies auf die sinkenden Zahlen bei Gläubigen, Seelsorgern und Finanzen. Pastoralteams könnten zudem besser kooperieren und ermöglichten einen charismenorientierten Personaleinsatz. Bei allen Maßnahmen müsse aber immer das Ziel im Mittelpunkt stehen, dass alle Umstrukturierungen dem Ziel dienen müssten, überall geistliche Zentren zu bilden.
Geistlich bedeute für Christen konkret Leben im und aus dem Geist Jesu: „Sein Geist ist der Geist der Gottes- und Nächstenliebe, der achtsamen und hilfreichen Sorge für die Menschen, es ist der Geist der Goldenen Regel: Was du von anderen erwartest, das tu auch ihnen!“
Es bestehe kein Grund, sich vor Veränderung zu fürchten, betonte Erzbischof Schick. „Kirche hat immer Wandel in der Zeit erlebt, auf und nieder. Im Glauben an Gott können wir den Wandel annehmen und ihn aktiv für Friede und Heil gestalten.“ Schick erinnerte auch daran, dass die Kirche in vielen Regionen der Welt, insbesondere in Afrika und Asien, derzeit wachse und den Menschen Stütze und Halt gebe.
Immer am zweiten Wochenende im Juli feiert das Erzbistum Bamberg mit dem Heinrichsfest seinen Gründer, den heiligen Kaiser Heinrich II. Pandemiebedingt findet das reduzierte Programm neben den Gottesdiensten in diesem Jahr digital statt.
- Juli 11, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Erzbistum Bamberg
Expertendiskussion
Bleibt die Synagoga im Dom?
Die umstrittene Figurengruppe Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom ist Thema eines öffentlichen Expertenforums am kommenden Mittwoch, dem 7. Juli, um 19 Uhr in Bamberg. An dem Gespräch nehmen unter anderen der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teil.
Die Diskussion unter dem Titel „Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom: Ein schwieriges Erbe?“ in der Aula der Universität Bamberg mit beschränkter Teilnehmerzahl kann online verfolgt werden.
Die Bamberger „Synagoga“ gilt aufgrund ihrer Anmut und bildhauerischen Perfektion als eine der schönsten mittelalterlichen Kathedralfiguren. Der Vorschlag ihrer Entfernung aus dem Bamberger Dom rief vor einem Jahr vor allem Entrüstung, aber auch Zustimmung hervor. Im Erzbistum Bamberg hat sich eine Expertengruppe mit der langen Tradition des Antijudaismus in der christlichen Kirche und ihrer Bildbotschaften befasst.
Das Figurenpaar der siegreichen Ecclesia als Sinnbild der christlichen Kirche und der besiegten Synagoga mit Augenbinde als Zeichen des Judentums ist an bedeutenden Kathedralen des Mittelalters zu finden wie in Paris, Reims, Straßburg oder Bamberg. In Bamberg besteht der Sonderfall, dass die Figuren nicht nur als Kopien an einem Portal zu sehen sind, sondern die Originale im Dom selbst aufgestellt sind. Diese Herabwürdigung des Judentums in einem katholischen Kirchenraum hat die Diskussion jüngst ins Rollen gebracht – verbunden mit der Forderung, die Figuren der Ecclesia und Synagoga in das benachbarte Diözesanmuseum zu versetzen.
Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass die Botschaft der Figuren – und auch der Kopien am Fürstenportal – aus dem historischen und theologischen Zusammenhang erklärt werden müsste. Letzteres ist ein großes Anliegen des Erzbistums, von einer Entfernung distanzieren sich Erzbischof und Domkapitel deutlich. Erzbischof Ludwig Schick betont mit Verweis auf die Erklärung „Nostra Aetate“ im Zweiten Vatikanischen Konzil 1965: „Die lange Tradition des christlichen Antijudaismus und auch das Bild der besiegten Synagoga haben zur Feindbildprägung beigetragen. Die Kirche von Bamberg ist sich dessen bewusst und ruft dazu auf, jeder Form des Antisemitismus ausdrücklich entgegen zu treten und die Verbundenheit mit Jüdinnen, Juden und dem Judentum zu fördern.“
Beitrag des Erzbistums Bamberg zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
Mit der Podiumsdiskussion soll die Öffentlichkeit an den Fragestellungen zum Umgang mit den Figuren, die kein einfaches Kulturerbe darstellen, eingebunden werden. Diskussionsgäste sind neben Erzbischof Ludwig Schick und dem Zentralratspräsidenten der Juden, Josef Schuster, der Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, sowie Ludwig Unger für den bayerischen Antisemitismus-Beauftragten. Von der Universität Bamberg sind beteiligt der Lehrstuhl für Judaistik, Susanne Talabardon, sowie der Lehrstuhl Kunstgeschichte des Mittelalters, Stephan Albrecht.
Gleichgültigkeit gegenüber judenfeindlichen Darstellungen hält Birgit Kastner, Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg, für genauso bedenklich wie die Vorstellung, durch eine Entfernung einer Figur Geschichte optimieren zu können. In ihrer Einführung zur Diskussion wird sie die Bedeutung der Figuren und ihre Geschichte erläutern. Moderiert wird die Diskussion von Barbara Schneider vom Bayerischen Rundfunk.
Diese Veranstaltung ist eingebunden in das bundesweite Festjahr #2021JLID, das der Verein „321−2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ mit seiner Geschäftsstelle in Köln organisiert und koordiniert. Hintergrund ist, dass der römische Kaiser Konstantin am 11. Dezember 321 ein Edikt erließ. Dieses Gesetz besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Das Edikt Konstantins, das in einer Abschrift in der Bibliothek des Vatikans aufbewahrt wird, ist somit das früheste schriftliche Zeugnis über jüdisches Leben in Mittel- und Nordeuropa. Es belegt, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden also nachweislich seit mindestens 1700 Jahren auf dem Territorium des heutigen Deutschlands.
Im Festjahr #2021JLID koordiniert der Verein 321 mit großer Unterstützung des Bundes, verschiedener Bundesländer und Kommunen sowie aus der Zivilgesellschaft bundesweit rund 1000 Aktionen und Kulturevents, die dazu beitragen sollen, kulturelle, politische und interreligiöse Debatten innerhalb der Gesellschaft anzustoßen und deutliche Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus zu setzen. Ein Überblick über das bundesweite Jahresprogramm findet sich hier: https://2021jlid.de/programm/
Die Veranstaltung am 7. Juli kann live verfolgt werden unter dem Link https://erzbistum-bamberg.webex.com/erzbistum-bamberg/j.php?MTID=m127a956e640c036adba4dad4091a8e8e
- Juni 30, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Erzbistum Bamberg
„Seelsorger geben der Seele Heimat“
Erzbischof Ludwig Schick weiht den früheren Altenpfleger Sebastian Heim zum Priester
Bei der Priesterweihe im Bamberger Dom hat Erzbischof Ludwig Schick die Seelsorge als „die wesentliche Aufgabe“ der Kirche betont. „Jeder Mensch hat eine Seele und braucht Seelsorge, und wir brauchen Seelsorger, die der Seele Heimat geben“, so der Erzbischof am Samstag in seiner Predigt zur Weihe des 34-jährigen Sebastian Heim.
„Die Seele findet ihre Heimat bei Gott. Bei ihm, dem Ursprung, Sinn und Ziel aller Menschen und der ganzen Schöpfung, findet sie Ruhe und Heil. Seelsorger sind Seelenführer zu Gott. Deshalb brauchen wir Berufungen zum priesterlichen Dienst“, so der Erzbischof. Für die Seelsorge sei die Kirche gegründet und bestellt. „Damit die Seelsorger ihre genuine Aufgaben erfüllen können, müssen sie sich auch aus anderen Aktivitäten in Politik und Gesellschaft, die anderen Mitgliedern der Kirche aufgetragen sind, heraushalten. Der seelsorgliche Dienst muss immer in Heiligkeit und Gerechtigkeit, in Selbstlosigkeit und Hochachtung vor jedem anderen Menschen erfüllt werden“, fügte Schick hinzu.
Die Pandemie habe deutlich gemacht, dass die Menschen nicht nur einen Leib, sondern auch eine Seele haben. Die alten Menschen, die nicht besucht werden konnten, hätten zwar für ihren Leib alles erhalten, aber dabei sei die Seele krank geworden. Auch die Angehörigen, die ihre Lieben in den Heimen und Krankenhäusern nicht besuchen durften, hatten Schaden an der Seele genommen. Durch die Abstands- und Hygieneregeln seien viele Seelen, auch von Kindern und Jugendlichen, geschädigt worden, und viele litten darunter. „Lasst uns auf unsere Seele achten, schätzen wir Seelsorge, beten und werben wir um gute Seelsorgerinnen und Seelsorger“, so Schick.
Sebastian Heim hat zehn Jahre als Altenpfleger in der Caritas-Sozialstation Coburg gearbeitet, bevor er sich entschied, Priester zu werden. Als Ministrant und Pfarrgemeinderat war er zudem schon jahrelang im Gemeindeleben aktiv. Er wurde 1986 in Coburg geboren und wuchs in Neundorf/Gemeinde Weitramsdorf auf. 2014/2015 absolvierte er das Propädeutikum in Bamberg und begann danach das Studium im überdiözesanen Priesterseminar in Lantershofen. Das Pastoralpraktikum machte er seit 2019 im Seelsorgebereich Neubau in Neunkirchen am Brand. Im September 2020 empfing er die Diakonenweihe. Seine Primiz feiert Heim am 2. Juli um 9.30 Uhr in seiner Heimatgemeinde Neundorf.
- Juni 26, 2021
- Webecho Bamberg
- Quelle: Erzbistum Bamberg
VHS-Kurs Bamberger Dom
„Manche kennen den Dom so gut wie gar nicht“
Im Angesicht der Allgegenwärtigkeit des Bamberger Doms verwundert es, dass manche Bambergerinnen und Bamberger kaum eine, wie auch immer geartete, Beziehung zum berühmtesten Bauwerk der Stadt zu haben scheinen. Diese Beobachtung hat zumindest Dr. Matthias Scherbaum gemacht. In einem derzeit stattfindenden VHS-Kurs bietet der Philosoph, Theologe und Gästeführer umfassende historische, architektonische und theologische Informationen über den Dom. Wir haben ihn zum Gespräch getroffen.
In der Ankündigung des VHS-Kurses zum Bamberger Dom wird dieser als einer der bedeutendsten Kirchenbauten Deutschlands bezeichnet. Was macht seine herausragende Bedeutung aus?
Matthias Scherbaum: Die Bedeutung des Bamberger Doms ist vielschichtig: Zum einen haben wir es mit einer kaiserlichen Stiftung durch Heinrich II. zu tun – weswegen er auch zu den sieben Kaiserdomen zählt –, zum anderen beherbergt er mit Clemens II. das einzige Papstgrab nördlich der Alpen, darüber hinaus ist vor dem Ostchor des Doms das einzige heiliggesprochene Kaiserpaar – Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde – der Geschichte bestattet, mit dem Bamberger Reiter haben wir eines der bekanntesten mittelalterlichen Kunstwerke überhaupt vor uns und der ehemalige Domschatz, jetzt im Diözesanmuseum Bamberg ausgestellt, umfasst Exponate, die in ihrer Singularität europäischen Rang haben. Zudem ist der Bamberger Dom eine sogenannte Basilika minor, ein ausgewiesener päpstlicher Ehrentitel, und bildet mit Alter Hofhaltung und Neuer Residenz in ihrer hohen historischen Authentizität auf dem Domberg eines der schönsten architektonischen beziehungsweise städtebaulichen Ensembles Deutschlands.
Auch wird der Dom ein Gesamtkunstwerk genannt. Warum?
Matthias Scherbaum: Wie viele mittelalterliche Sakralgebäude verkörpert auch der Bamberger Dom eine harmonische Einheit von liturgischen, kunsthistorischen, materiell sehr wertvollen religiösen und ganz profan-funktionellen Aspekten. Dies ist kein Zufall, sondern wurde weitgehend von den Erbauern in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bewusst in dieser Weise konzipiert und stellt in dieser Form einen Lobpreis Gottes und eine Manifestation des Glaubens zu dieser Zeit dar. Sicherlich sind in allen Großkirchen, wie allen Sakralgebäuden der Menschheit, auch bestimmte profane Überlegungen eingeflossen, aber die doch maßgebliche Idee, etwas zu errichten, was über das Alltägliche hinausgeht und etwas Großes ansprechen will, verleiht dem Dom in allen seinen Aspekten eine gewisse Erhabenheit und qualitas sui generis, die man in ihrer Gesamtschau unbenommen als einfach sehr schön bezeichnen kann.
Worin besteht Ihre persönliche Faszination für das Bauwerk?
Matthias Scherbaum: Da ich seit mittlerweile fast zehn Jahren Gästeführer am Bamberger Dom bin, ist er mittlerweile fast etwas wie ein Lebensmittelpunkt von mir geworden. Über erwähnte sachlichen, kunsthistorischen Belange hinaus, die mich tatsächlich jedes Mal wieder aufs Neue ergreifen und faszinieren, ist es vielleicht sogar vorrangig der zwischenmenschliche Aspekt, den ich im Kontext des Domes sehr schätze: Von den Kollegen, über die Organisatoren, Vertreter der Dombauhütte und des Domkapitels und den Erzbischof, die sehr präsent und lebensnah im Dom sind, sowie die vielen Gäste, die ich durch unsere Domkirche führen darf, bis hin zu diversen kulturellen Veranstaltungen, wie etwa Orgelkonzerten oder Ausstellungen, mit ihren diversen Protagonisten wie Interessenten, – es ergeben sich im Rahmen dieses Bauwerkes und meiner Tätigkeit hierbei immer wieder konkrete Begegnungen mit Menschen, die für mich wie ein erlebbarer und persönlicher Wiederhall der Schönheit dieses Gebäudes ankommen und entsprechend wertvoll sind, wofür ich sehr dankbar bin.
Wie sieht das Programm des VHS-Kurses aus? Kann man sich in sechs Kursen dem Dom umfassend genug nähern oder müssen Sie in der Programmgestaltung eher oberflächlich bleiben?
Matthias Scherbaum: Eine sehr gute Frage! Natürlich kann man in sechs Sitzungen zu jeweils 1,5 Stunden dem Bamberger Dom in seiner Gänze nicht gerecht werden, allein das Inventar, also all das, was im Innenbereich des Doms unmittelbar sichtbar ist, würde, wollte man sich damit nur auf faktischer Ebene annähernd angemessen beschäftigen, locker die Zeit und den Anspruch von drei bis vier Uni-Semestern beanspruchen, vielleicht auch noch mehr. Von den Hintergründen, historischen Zusammenhängen, kunstgeschichtlichen Würdigungen und so weiter ganz zu schweigen. Dennoch ist es eine gute und begrüßenswerte Möglichkeit, sich im Rahmen eines etwas ausführlicheren VHS-Kurses dem Bamberger Dom nähern zu können, so dass zumindest ein paar Basics ausführlicher thematisch werden können, auf denen man dann gegenbenenfalls weiter aufbauen kann: Die normalen Führungen im Dom dauern circa eine Stunde, das ist ok, um Gästen einen ersten Eindruck des Gebäudes vermitteln zu können, es gibt darüber hinaus erfreulicherweise im Portfolio der Domtouristik ein ganzes Bündel an Spezialführungen, die dann auch mal zwei oder auch drei Stunden dauern können, wo man natürlich viel tiefer gehen kann, zumal bestimmte Aspekte anbelangend. Die wissenschaftlichen Untersuchungen und Publikationen, die ein nennenswert hohes Niveau haben, so wurde etwa vor wenigen Jahren von der Uni Bamberg ein ausgesprochen spannendes Projekt zu den Portalen des Bamberger Doms durchgeführt, und das Optimum darstellen, was man über den Bamberger Dom in Erfahrung bringen kann, sind in der Regel nur an der Uni beziehungsweise in den entsprechenden Publikationen habbar. Da ich mich sozusagen in beiden Welten, sprich den konkreten Führungen wie der Wissenschaft, bewege, stellt dieser VHS-Kurs vielleicht einen annähernd idealen Weg zur Vermittlung von einigen tiefergehenden Inhalten an ein möglichst breites und interessiertes Publikum dar.
Wird der VHS-Kurs neue Erkenntnisse zum Dom bieten? Beziehungsweise können solche Erkenntnisse überhaupt noch gewonnen werden oder ist in Sachen Dom alles erforscht?
Matthias Scherbaum: Alle Bereiche des Empirischen, so eben auch die Forschungen zum Bamberger Dom, sind in principio unabschließbar. Das ist einerseits vielleicht etwas frustrierend, weil es kein abschließend gesichertes Wissen hierüber geben kann – andererseits aber auch immens aufregend, weil es de facto immer was Neues zu finden, zu interpretieren, zu diskutieren und so weiter gibt. Ich habe immer wieder dazu gearbeitet und bin aktuell auch gerade dabei, etwas zum Dom zu erforschen, mein Steckenpferd sind die Domskulpturen, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob ich das in dem Kurs besprechen werde, vielleicht ein oder zwei Aspekte mal kurz berühren, sicherlich werde ich dazu noch zwei, möglicherweise auch drei Publikationen verfassen, aber das ist noch nicht so ganz sicher. Aber ja: Neue Erkenntnisse zum Bamberger Dom sind immer drin, das steht außer Frage.
Der Dom beherbergt zahlreiche Kunstwerke – welche sind die besonders erwähnenswerten?
Matthias Scherbaum: Das lässt sich gar nicht so einfach sagen. Natürlich ist der Reiter das herausragende Kunstwerk des Doms, seinen Bekanntheitsgrad anbelangend, aber auch das Kaisergrab von Riemenschneider ist ausgesprochen und zu Recht berühmt. Sehr schön und in gewisser Weise auch sehr witzig ist etwa das Chorgestühl im Westbereich des Doms, das Fürstenportal hat aus mehrerlei Hinsicht zweifellos europäische Bedeutung, als Einzelskulpturen sind besonders zwei Frauenfiguren hervorzuheben: Die Synagoga sowie die „Alte Frau im antiken Gewand“ sind aus vielerlei Hinsicht wirklich atemberaubend. Besonders gelungen finde ich aber auch das 1996 entstandene Kreuz des gebürtigen Würzburgers Fritz König in der Westkrypta des Bamberger Doms, das allerdings nur mit Führungen zugänglich ist – ein, wie ich finde, ausgesprochen bemerkenswertes, tiefsinniges und schönes Beispiel moderner Sakralkunst.
Letztes Jahr wurden allerdings Forderungen laut, zwei steinerne Figuren im Bamberger Dom, Ecclesia und Synagoge, die die christliche und die jüdische Religion darstellen, zu entfernen, weil sie vermeintlich das Judentum abwerten. Was halten Sie von diesen Forderungen?
Matthias Scherbaum: Das Fürstenportal an der Nordseite des Doms ist links und rechts von zwei Säulen eingerahmt, auf denen zwei Großplastiken stehen. Die jetzigen Figuren sind Kopien, die Originale hiervon befinden sich im Inneren des Doms und zwar an den südlichen Ostchorschranken, wenn man in den Dom hineingeht gleich hinter der Adamspforte. Es handelt sich hierbei um zwei Frauenfiguren, wobei die vom Betrachter aus gesehen linke Dame die Ecclesia – das heißt die Symbolisierung der christlichen Kirche – und die rechte Dame die Synagoga, also die Symbolisierung des Judentums darstellt. Vor ziemlich genau einem Jahr hat ein Erlanger Mitarbeiter der Erzdiözese Bamberg in einem Vortrag die These vertreten, dass es sich hierbei um eine Diffamierung des Judentums handelt, weswegen er auch für einen Abbau der Originale im Inneren des Doms plädiert hat. Der Fränkische Tag hat hierüber mehrfach berichtet. Hintergrund für diese Auffassung ist der Umstand, dass die Ecclesia mit Krone dargestellt ist, ursprünglich hielt sie in ihren Händen – was mittlerweile abgebrochen ist – einen Kreuzstab mit Fahne sowie einen Abendmahlskelch, während die Synagoga bis heute gut sichtbar eine Augenbinde trägt und einen zerbrochenen Stab in ihrer rechten Hand hält. Damit wird auf symbolische Weise die Ecclesia als Siegerin, die Synagoga als Verliererin der Heilsgeschichte veranschaulicht, wobei der Grund, weswegen die Synagoga als Verliererin erscheint, vorrangig darin liegt, dass sie den Messias in der Person Jesu Christi nicht erkannt hat. Im Kontext des Fürstenportals ist dies eingebunden in ein umfangreiches weiteres Skulpturenprogramm, das eine sehr große und komplexe Geschichtsauffassung, die ich hier nicht ausführlich erläutern kann, zum Ausdruck bringt, was aber in der isolierten Form im Innenraum des Doms nicht in dieser Weise erkennbar wird. Im biblischen Hintergrund hiervon ist etwa die Rede von den zwei Bräuten Christi, wie man das bei Paulus finden kann. Es ist sicherlich eine gute Sache, dieses ikonographische Programm zu erläutern, da es in aller Regel den Menschen heute nicht mehr unmittelbar verständlich ist, weswegen auch, zumal in diesem Jahr: 1700 Jahre Judentum in Deutschland, viele Programme hierzu im Rahmen des Bamberger Doms laufen, wie etwa Spezialführungen, verschiedene Aufsätze, wahrscheinlich auch Erläuterungen auf Tafeln und so weiter, aber eine Entfernung wäre aus vielerlei Hinsicht sicherlich kontraproduktiv. Zum einen, weil Ikonoklasmus, also Bildersturm, meines Wissens nach immer Vorbote beziehungsweise Symptom von politischer oder religiöser Gewalt gewesen ist und gerade das, was in diesem Fall wichtig ist, nämlich Aufklärung und Dialog, unterbunden hat. Zum anderen, weil diese Kunstwerke selbstredend denkmalgeschützt sind und ein hohes Kulturgut darstellen, an dem nicht nur die Kunstgeschichte Interesse hat. Und schließlich auch, weil es die eigene Position in solchen Fragen unglaubwürdig machen würde: Man verurteilt die Taliban, weil sie in Afghanistan die denkmalgeschützten Buddha-Statuen zerstört haben, würde aber, wenn auch sicherlich in abgeschwächter Form, aber nichtsdestotrotz von der Intention her etwas Vergleichbares vor der eigenen Haustür unternehmen. Aufklärung und Erklärung halte ich für gut, eine Entfernung des Figurenpärchens würde in meinen Augen langfristig vermutlich mehr Probleme erzeugen, als lösen, zumal es der Thematik, um die es hier geht, sachlich nicht gerecht werden würde.
Lässt sich einschätzen, welche Bedeutung der Dom für die Bambergerinnen und Bamberger hat? Inwieweit geht sie über die eines bloßen Gotteshauses hinaus?
Matthias Scherbaum: Soweit ich darüber etwas sagen kann, hätte ich den Eindruck, dass die Bedeutung des Doms für die Bamberger heterogen ist. Und das aus mindestens zwei Hinsichten: Manche kennen den Dom so gut wie gar nicht, die Mehrheit wohl schon. Und von denen, die ihn kennen, finden ihn einige aus ästhetischen, weltanschaulichen oder sonstigen Gründen nicht so gut, es gibt aber auch viele, von denen ich auch persönlich recht viel kenne, die den Dom sehr mögen. Eine Freundin von mir, gebürtige Bambergerin, aufgewachsen in Bamberg-Ost, mittlerweile in ihren 50ern, hat, zumindest laut Selbstaussage damals, 2012 zum 1000-jährigen Jubiläum, den Dom zum ersten Mal in ihrem Leben betreten. Auf meine verwunderte Nachfrage ihre Antwort: Aus Bamberg-Ost geht ma nett in Dom! Mittlerweile ist der Dom ihr Arbeitsplatz geworden, was sie dazu verdonnert, als Östlerin, regelmäßig das Gebäude aufzusuchen und zu betreten, was aber, so zumindest mein Eindruck, ihr keine Bauchschmerzen mehr verursacht. So gesehen gibt es also ganz kuriose Beispiele für eine Neo- oder Re-Identifikation von Bambergern mit dem Dom. Ablehnung desselben habe ich vor allem aus ästhetischen Gründen erlebt, viele empfinden den Dom von Innen als zu kahl, zu kühl, zu steril und so weiter, selten gibt es einen grundsätzlichen antiklerikalen, religions- oder christentumskritischen Impetus, was aber vorrangig politisch, ideologisch motiviert ist. Sie sprechen die religiöse Praxis an: Generell sind die Zahlen der Kirchen- beziehungsweise Gottesdienstbesucher europaweit rückläufig, das ist in Bamberg auch so. Die Sonntags- und vor allem Weihnachtsmessen sind relativ gut besucht, Ostermessen ebenfalls, der Dom fungiert auch als beliebte Hochzeitskirche, Taufen sind recht häufig, aber den ganz klar überwiegenden Großteil der Besucher stellen Touristen. Ich schätze mal, dass die Bedeutung des Doms für die Bamberger einigermaßen heterogen ist – einigen bedeutet er viel, wie etwa mir und vielen Kollegen und Mitarbeitern der Erzdiözese, für andere ist er halt einfach da, wird zu Kenntnis genommen, aber mehr dann auch nicht, es hängt denke ich stark von der jeweiligen Person und ihrem jeweilig geistigen Hintergrund ab.
Falls es so etwas wie eine Bamberger Identität gibt – welche Rolle spielt der Dom dabei?
Matthias Scherbaum: Auch das würde ich meinen ist sehr stark abhängig von der jeweiligen individuellen Person, ich kann dazu so gut wie nichts Allgemeingültiges sagen. Wobei der Dom sicherlich durch seine große Präsenz, direkt optisch, man sieht ihn etwa bereits von verschiedenen Stellen der Bahngleise, oder auch indirekt, wie etwa in der Brauerei Kaiserdom oder dem Bamberger Reiter als Logo der Stadt, in der Gaststätte „Domterrassen“, oder als Motiv auf diversen Werbeträgern, sehr viel mit der Stadt Bamberg zu tun hat und jemand, der gerne in Bamberg lebt und die Stadt insgesamt gut findet, sicherlich auch ein positives Verhältnis zu diesem Bauwerk haben dürfte.
In Köln heißt es: Wenn der Kölner Dom vollendet ist, geht die Welt unter. Gibt es zum Bamberger Dom ähnliche Sprichwörter?
Matthias Scherbaum: Es gibt einen ganzen Sagen- und Legendenkranz in Bezug auf den Bamberger Dom, beispielsweise die „Domkröten“, der „Teufelsbaumeister“, die Legenden um Heinrich II. und Kunigunde auf dem Kaisergrab, bei denen immer wieder auch ganz ähnlich apokalyptische Szenarien wie das von Ihnen angeführte Kölner Beispiel eine Rolle spielen, aber ein in diesem Sinn vergleichbar knackiger Spruch den Bamberger Dom anbelangend ist mir in dieser Form soweit nicht bekannt, außer vielleicht folgendem: „Wer zum Bamberger Dom will, muss durch die Hölle gehen“ – was ich vor ein paar Jahren mal von Schülern gehört hab, die vom Stephansberg kommend über den Schulplatz Richtung Domgrund unterwegs waren, und damit offenbar auf den entsprechenden Straßennamen bei der Oberen Pfarre angespielt haben, was so gesehen als launiger Spruch Jugendlicher, weniger als etabliertes geflügeltes Wort verstanden werden kann, aber nichtsdestotrotz natürlich ganz witzig ist.
- Februar 22, 2021
- Sebastian Quenzer
- Foto: Sebastian Quenzer