„Was bedeutet Gesundheit für mich, und was bedeutet es für mich, für die Gesundheit anderer Sorge zu tragen?“ Diese Frage sollten die
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Kunst im Krankenhaus
„Was bedeutet Gesundheit für mich?“
„Was bedeutet Gesundheit für mich, und was bedeutet es für mich, für die Gesundheit anderer Sorge zu tragen?“ Diese Frage sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft für eine Installation gestalterisch beantworten. Jetzt war es so weit und das Werk, das im Rondell der Steigerwaldklinik bewundert werden kann, wurde offiziell übergeben.
Die Installation war ein Projekt über eine Dauer von circa einem Jahr und bestand aus drei Teilen. Im ersten Teil wurden die Wände rundum im Lichthof des Rondells durch ein Fotoprojekt gestaltet. Großformatige Naturfotografien, aus dem umliegenden Wald, mit dem Themenschwerpunkt „Schönheit und Vergänglichkeit der Natur“. Im zweiten Teil entstanden zentral im unteren Bereich Holzobjekte, die thematisch unterschiedliche Lebensthemen behandeln. Diese zwei Abschnitte wurden von den Patientinnen und Patienten der Fachabteilung der Psychosomatik begleitet durch die Kunsttherapeuten Frau Silke Riemer-Weidenhammer und Herr Thomas Wirth erarbeitet.
Den dritten Teil der Installation gestalteten über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Unternehmenseinheiten der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft. So entstanden 17 Messingobjekte, stellvertretend für die 17 Unternehmen der GKG, die die Frage „Was bedeutet Gesundheit für mich, und was bedeutet es für mich, für die Gesundheit anderer Sorge zu tragen?“ gestalterisch beantworten. Als eine Art „Gesundheitsmobile“ stellt es, frei hängend, die Verbindung zwischen den Holzobjekten und dem ersten Stock dar.
Das Ergebnis ist beeindruckend und das Feedback der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch. Trotz der angespannter Arbeitssituation, waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begeistert dieser Frage nachzugehen, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und kreativ und mit handwerklichem Geschick gestalterisch umzusetzen.
Ein faszinierendes Gesamtergebnis, das derzeit nur die Patientinnen und Patienten sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GKG bestaunen können. „Auf diese Installation können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr stolz sein. Sie wird viele Blicke auf sich ziehen und viele Gedanken und Gespräche werden beim Betrachten entstehen. Die Installation wird uns auch an die Zeit der Pandemie mit ihren Auswirkungen auf die Arbeit erinnern. Ein großartiges Zeitobjekt“, zeigte sich Betriebsleiter Sebastian Götz sichtlich beeindruckt.
Frau Silke Riemer-Weidenhammer und Thomas Wirth, Kunsttherapeuten und Organisatoren des Projektes, skandieren: „Wir sind beeindruckt, wie sich der Platz im Rundbau verändert hat. Leicht sollten die Arbeiten wirken und Verbindungen sichtbar machen. Das tun sie auch. In vielen Teilen konnten wir uns nicht vorstellen, wie sich so viele Menschen beteiligen können sowie einen Platz in der Gestaltung finden können – zusätzlich auch noch unter Pandemiebedingungen. Neben den sehr persönlichen Zugangswegen der Einzelnen hat uns immer wieder die Unterstützung und das Vertrauen beeindruckt, welche wir aus dem Haus bekommen haben, besonders möchten wir hier auch die Haustechnik erwähnen, die uns tatkräftig unterstützt hat.”
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Neue Internetseite „Klärwerk“ für junge Menschen und Familien
Stadt Bamberg und Gesundheitsregion plus aktivieren Netzwerke zur Stärkung psychischer Unterstützungsangebote
Mit der neuen Internetseite „Klärwerk“ der Gesundheitsregion plus werden künftig Angebote zur Unterstützung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien in der Region Bamberg bekannt gemacht.
Die Covid-19-Pandemie ist eine Herausforderung für viele Lebensbereiche und schränkt uns alle in unterschiedlichster Weise seit Anfang 2020 ein. Die pandemische Situation führt zu erheblichen Belastungen, Verlusterlebnissen, gesteigerten familiären Problemen und einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Insbesondere für Kinder und Jugendliche ergeben sich enorme emotionale Belastungen, die auch nach Corona Folgen haben werden. Eine gute psychologische Versorgung in der Region ist aus diesem Grund enorm wichtig. Ebenso wichtig ist aber auch, dass entsprechende Angebote für Betroffene leicht zu finden sind. Mit der Internetseite https://www.klaerwerk-bamberg.de der Gesundheitsregion plus wird die Suche Unterstützungsmöglichkeiten erheblich vereinfacht.
Auf Einladung des Sozialreferats haben sich dazu Anfang Mai Vertreterinnen und Vertreter der Politik, der Verwaltung, Beratungslehrerinnen und ‑lehrer, Schulpsychologinnen und ‑psychologen, der Jugendarbeit und Familienstützpunkte et cetera bei einem gemeinsamen Online-Treffen ausgetauscht. Dabei wurde deutlich, dass es bereits viele Angebote es zur Unterstützung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien in Bamberg bereits gibt. Diese wurden auf der Internetseite der Gesundheitsregion plus www.klaerwerk-bamberg.de nun aufgelistet.
Zielgruppenspezifische Werbemaßnahmen geplant
Bei einem weiteren Treffen Anfang Juni haben sich Vertreterinnen und Vertreter von, auch spezialisierten, niedergelassenen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und die Stadtverwaltung ausgetauscht. Hierbei ging es in erster Linie darum, welche Möglichkeiten es für Familien und Lehrkräfte gibt, um mit Problemen, die durch die Covid-19-Pandemie hervorgerufen werden, besser umgehen zu können. Dementsprechende Angebote für Eltern und Angehörige sowie Fachpersonen sind nun ebenfalls auf https://www.klaerwerk-bamberg.de zu finden.
In den kommenden Wochen und Monaten werden noch weitere Angebote entwickelt und auf der Seite veröffentlicht. Zudem sollen in Zukunft zielgruppenspezifische Werbemaßnahmen zu den Angeboten der Unterstützung der psychischen Gesundheit folgen, damit möglichst alle die facettenreichen Angebote auch wahrnehmen und – im individuellen Bedarfsfall – annehmen können.
„Wir möchten alle betroffene Personen und Familien – oder alle, die Sorge haben wohlmöglich betroffen sein zu – einladen, auf die Seite zu schauen und die Hilfe- und Unterstützungsangebote zu nutzen“, betont Bürgermeister und Sozialreferent Jonas Glüsenkamp.
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Erzbischof Schick zum Welttag der Kranken
Für Christen gibt es keine „austherapierten“ Patienten
Zum heutigen Welttag der Kranken hat Erzbischof Ludwig Schick daran erinnert, dass bei allen medizinischen Fortschritten nicht alle Krankheiten besiegt werden könnten, wie das Erzbistum Bamberg mitteilt. Auch die unheilbar Kranken dürften nicht vernachlässigt werden. „Austherapierte Kranke gibt es für Christen nicht“, sagte Schick.
Auch bei akuten Krankheitspandemien, wie jetzt Covid-19, dürften zum Beispiel Krebs, Multiple Sklerose, Demenz, Diabetes, Aids und Malaria sowie die vielen psychischen Leiden, die immer mehr zunehmen, nicht vergessen werden.
Gottesdienst heute im Livestream
„Immer sind uns alle Kranken lieb und wert“, betonte der Erzbischof und verwies auf die Erfahrungen im französischen Marienwallfahrtsort Lourdes, wo 70 medizinisch nicht erklärbare Heilungen von Kranken verbürgt seien. So bedeutsam diese seien, viel wichtiger seien die unspektakulären Wunder in der Seele, die Tausende in Lourdes erleben: „Langzeit- und unheilbar Kranke sowie ihre Angehörigen erfahren Trost, Stärkung und Gelassenheit, ihre Krankheiten, ihr Schicksal und ihre Leiden anzunehmen und das Beste daraus zu machen.“
Lourdes stehe für eine umfassende Sorge und Hilfe für alle Kranken. „Lourdes zeigt aber auch, dass gerade bei den Patienten, bei denen nichts mehr zu machen ist, ganz viel gemacht werden kann und muss bis zum Tod, palliativ, pflegerisch und human“, sagte Schick. Die Ausdrücke „austherapiert“ und „Da ist nichts mehr zu machen“ seien für Christen Unworte.
Der Welttag der Kranken wurde 1993 von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen und wird seitdem am 11. Februar, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes, gefeiert.
Der Gottesdienst zum Welttag der Kranken wird heute ab 19 Uhr auf https://www.youtube.com/erzbistumbamberg im Livestream übertragen.
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Bundeswehreinsatz
„Die Soldatinnen und Soldaten werden so lange bleiben, wie sie gebraucht werden“
Anfang April bat das Bamberger Landratsamt die Bundeswehr um Hilfe zur Unterstützung des im Kampf gegen die Corona-Verbreitung knappen Personals in elf Alten- und Pflegeheimen des Landkreises Bamberg. Da sich ein Mitglied des abgesandten Teams aber mit dem Virus ansteckte, musste sich die gesamte Gruppe in Quarantäne begeben. Kurzum schickte die Bundeswehr ein neues Team, das Ende April seine Arbeit in Bamberg aufnehmen konnte. Major Volker Schreiner ist Pressestabsoffizier der zuständigen Pressestelle in Veitshöchheim. Mit ihm haben wir über den Einsatz gesprochen.
Lässt sich sagen, wie und wo sich der Soldat des ersten Teams, das ursprünglich nach Bamberg kommen sollte, angesteckt hat? Wie geht es ihm?
Volker Schreiner: Wo sich der Soldat infiziert hat, ist derzeit nicht bekannt. Der Soldat befindet sich in häuslicher Quarantäne. Ihm geht es, den Umständen entsprechend, gut.
Warum ist der Einsatz der Bundeswehr in Bamberg nötig geworden?
Volker Schreiner: Durch den Ausfall des ursprünglich vorgesehenen Personals wurde die Bundeswehr im Rahmen der sogenannten Amtshilfe angefragt. Das Landratsamt Bamberg hat einen Antrag gestellt, der vom Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin gebilligt worden ist. Der Regionale Führungsstab Süd in Veitshöchheim bei Würzburg hat Kräfte regional zugewiesen.
Aus wie vielen Leuten besteht das Team?
Volker Schreiner: Zu Beginn der Amtshilfemaßnahme waren 35 Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 104 aus Pfreimd eingesetzt. Derzeit sind 33 Soldatinnen und Soldaten in der Amtshilfe tätig. Die Soldatinnen und Soldaten haben grundsätzlich keinen medizinischen Hintergrund, verfügen aber über eine Erste Hilfe-Ausbildung. Die Soldaten sind nicht im pflegerischen Bereich tätig, sondern dienen der Unterstützung des dort eingesetzten Personals.
Wo wird das Team eingesetzt, welche Aufgaben hat es genau?
Volker Schreiner: Die Soldaten werden in Alten- und Pflegeheimen im Kreis Bamberg eingesetzt und unterstützen im Rahmen der sogenannten Helfenden Hände unter fachlicher Anleitung des dort ausgebildeten Pflegepersonals. Sie befüllen beispielsweise Regale oder helfen bei der Zubereitung in der Küche.
Wie lange soll der Einsatz dauern?
Volker Schreiner: Wie lange der Einsatz dauert, ist derzeit nicht absehbar. Die Soldatinnen und Soldaten werden so lange bleiben, wie sie für die Amtshilfe gebraucht werden.
Mit welchen Gefühlen gehen die Soldatinnen und Soldaten in diesen Einsatz?
Volker Schreiner: Die Soldaten gehen mit dem Gefühl in den Einsatz, gut eingewiesen zu sein, sie sind handlungssicher und motiviert. Sie wissen um die Wichtigkeit ihrer Unterstützung und darum, dass sie hier einen Beitrag zum Gemeinwohl und zur Entlastung ziviler Strukturen leisten.
Wie sehen Rückmeldungen über den bisherigen Verlauf aus? Lassen sich schon Erfolge verzeichnen?
Volker Schreiner: Der Erfolg liegt in der Tatsache begründet, dass die Bundeswehr an dieser Stelle eine nicht unerhebliche Unterstützung erbringt. Das breite Medienecho zeigt eindrucksvoll, dass wahrgenommen wird, wie engagiert die eingesetzten Soldaten ans Werk gehen.
Wurden die Teammitglieder auf die Aufgabe in Bamberg speziell vorbereitet?
Volker Schreiner: Die Soldatinnen und Soldaten bekamen vor Ort eine Unterweisung und Unterrichtung durch Fachpersonal, zu ihrem eigenen Schutz unter anderem Verhaltensweisen und Hygienevorschriften, aber auch für ihre fachlichen Tätigkeiten in den Pflegeheimen.
Wurden die Teammitglieder rekrutiert oder aus Personen zusammengestellt, die sich freiwillig gemeldet haben?
Volker Schreiner: Die Panzerbrigade 12 hat den Amtshilfeantrag an das Panzerbataillon 104 weitergeleitet. Dort wurde verfügbares Personal identifiziert und in der Amtshilfe eingesetzt.
Wirtschaftswissenschaften
„Es gibt hier ganz klar einen Zielkonflikt, um den ich keinen Politiker beneide“
Immer deutlicher und drängender wurden in den vergangenen Wochen Forderungen aus der Wirtschaft, die gesellschaftlichen Beschränkungen sobald wie möglich wieder aufzuheben. Doch auch nun, nachdem diese Beschränkungen nach und nach gelockert werden, bleibt das Dilemma bestehen, dass die Gesundheit der Bevölkerung und die der Wirtschaft wohl nicht gleichzeitig garantiert werden können. Dr. Björn Asdecker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktion und Logistik an der Universität Bamberg. Mit ihm haben wir über diesen Konflikt, Hamsterkäufe und die Zukunft des Bamberger Handels gesprochen.
Die Maßnahmen, die in Deutschland zur Eindämmung der Corona-Infektionszahlen verhängt wurden, haben nicht nur persönliche, sondern auch wirtschaftliche Einschränkungen zur Folge. Wie und in welchem Umfang leidet die bayerische Wirtschaft darunter?
Björn Asdecker: Fragen über die Höhe des entstandenen Schadens lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beantworten. Klar gibt es aktuell Verdienst- und Erlösausfälle, aber die Konsequenzen der Krise gehen weit darüber hinaus. Corona stellt die gesamte Lebensweise auf den Kopf. Wobei ich betonen möchte, dass dies langfristig nicht immer schlecht sein muss, sondern viele überfällige Entwicklungen beschleunigt. Ich glaube beispielsweise, dass man künftig nicht mehr schief angeschaut wird, wenn man gerne mehr aus dem Home-Office arbeiten möchte.
Hätten Sie eine andere Vorgehensweise, die nicht auf Beschneidung persönlicher Freiheiten, Schließungen und soziale Distanz, sondern unter anderem auf vermehrte Tests und individuelle Isolierung setzt, vorgezogen?
Björn Asdecker: Ich bin kein Virologe. Deswegen möchte ich keine Wertung zur Vorgehensweise verschiedener Staaten vornehmen. Es ist aus meiner Sicht zudem nicht sinnvoll, weil zu viele Parameter mit hineinspielen. Die asiatischen Staaten haben beispielsweise andere Erfahrungswerte bezüglich der Ausbreitung von Virusinfektionen, weshalb die Bevölkerung Warnungen ernster nimmt und sich an kommunizierte Empfehlungen beziehungsweise Verhaltensregeln hält. Nachdem man gesehen hat, wie leichtfertig weite Teile der Bevölkerung Mitte bis Ende März in Bamberg mit der Thematik umgegangen sind, bin ich der Meinung, dass man um die jetzigen sehr strengen Regelungen fast schon gebettelt hat und dass es da auch keine realistische Alternative gab.
Wie kann Ihrer Meinung nach das Dilemma gelöst werden, dass, je länger der Lockdown andauert, desto mehr schadet es der Wirtschaft, je früher die Beschränkungen aber aufgehoben werden, umso größer ist das Risiko für die Gesundheit?
Björn Asdecker: Gar nicht. Da muss man nicht lange um den heißen Brei reden. Es gibt hier ganz klar einen Zielkonflikt, um den ich keinen Politiker beneide.
Wie sehen Sie die sogenannten Hamsterkäufe?
Björn Asdecker: Die Frage ist, wie man „Hamstern“ definiert. Klar, es gibt Negativbeispiele, bei denen man nur mit dem Kopf schütteln kann. Aber abgesehen davon habe ich im Lebensmitteleinzelhandel vor allem Bevorratungskäufe beobachtet. Auch ich habe meine Vorräte aufgestockt, weil ich in der aktuellen Lage nicht mehrmals wöchentlich in den Supermarkt möchte. Das ist aus meiner Sicht kein asoziales Hamstern, sondern ein vernünftiger Beitrag zur Wahrung der physischen Distanz. Außerdem ist es aktuell nicht so, dass das Angebot an Lebensmitteln grundsätzlich gefährdet ist, wir also hungern müssten. Deshalb sehe ich die Hamsterkäufe – sofern man sie denn unbedingt so nennen mag – als nicht dramatisch an. Ich bitte außerdem darum, die Dinge richtig einzuordnen. Es gibt aktuell wahrlich größere Probleme als wenn man tatsächlich vor einem leeren Regal steht und nach Alternativen suchen muss.
Manche Händler haben zum Beispiel im Fall von Toilettenpapier veranlasst, dass pro Kunde nur ein Pack gekauft werden darf, andere Händler haben mit Preiserhöhungen ab dem zweiten Pack reagiert. Was halten Sie von solchen Maßnahmen?
Björn Asdecker: Das sind durchaus Maßnahmen, die dazu beitragen können, Nachfrageschwankungen zu glätten, um die kurzfristige Warenverfügbarkeit zu verbessern. Als kundenfreundlichere Alternative empfinde ich allerdings die Definition von Höchstabgabemengen. Eine Staffelung mit steigenden Preisen erweckt bei mir eher den Eindruck als ginge es dem Händler nicht primär um die Aufrechterhaltung des Warenangebots, sondern vielmehr um die Maximierung seines Gewinns.
Was bedeutet die Krise für das Verhältnis zwischen Online- und stationärem Konsum? Wird ersterer noch weiter zunehmen?
Björn Asdecker: Absolut. Ich bin davon überzeugt, dass der langfristige Gewinner der Onlinehandel ist. Wir sehen diese Verschiebung von Umsätzen aus dem stationären Handel in den Onlinehandel ja bereits seit Jahren. Es ist einfach so, dass das Geschäftsmodell des Internethandels in vielerlei Hinsicht dem stationären Handel überlegen ist. Dazu tragen die unbeschränkten Öffnungszeiten, die größere Auswahl, die bessere Preistransparenz und die rechtlich gesicherten Rückgabemöglichkeiten bei. Die Ausgangsbeschränkungen führen nun dazu, dass viele zurückhaltende Bevölkerungsgruppen den Onlinehandel ausprobieren. Und wenn die Kunden erstmal verloren sind, wird es für den stationären Handel aufgrund der genannten strukturellen Nachteile schwer, diese zurückzugewinnen. Je länger die Phase der Geschäftsschließungen dauert, desto größer wird die Problematik. Trotzdem gibt es auch im Onlinehandel Licht und Schatten.
Welche Branchen werden da speziell profitieren, welche weniger oder gar nicht?
Björn Asdecker: Schwer getroffen sind aktuell beispielsweise die Modeversender. Durch die Ausgangsbeschränkungen ist die Motivation gering, sich neue Bekleidung und Schuhe anzuschaffen. Wozu auch? Man kann sie ja schließlich nicht ausführen. Einen echten Boom erleben Onlineapotheken, der Lebensmittelversand und alle Shops, die das Zurückziehen in die eigenen vier Wände bedienen. Darunter fällt dann alles von Spielekonsolen über Hanteln, bis zu hin zum Kochzubehör.
Welche Chancen sehen Sie für den Bamberger Handel, nach der Krise wieder auf die Beine zu kommen?
Björn Asdecker: Ich bin kein Freund von Horrorszenarien. Ich glaube nicht, dass es nach der Krise plötzlich keinen Bamberger Einzelhandel mehr geben wird. Für mich ist die Coronakrise ein Katalysator. Ein Ereignis, das die Veränderungsgeschwindigkeit erhöht. Das, was wir nun in ein bis zwei Jahren sehen werden, hätte unter normalen Umständen vielleicht fünf bis zehn Jahre gebraucht. Es geht nun also schneller, aber gekommen wäre vieles sowieso. Ich glaube das Schlimmste, was man aktuell machen kann, ist, sich zurückzulehnen und abzuwarten – in der Hoffnung, dass alles wieder so wird wie vor der Krise. Handel ist Wandel. Das war schon immer so, nur geht es jetzt nochmal deutlich schneller.
Welche Maßnahme könnte der Bamberger Handel dazu selbst ergreifen, welche Maßnahmen von außen könnten helfen?
Zunächst einmal sollte jeder natürlich bei sich selbst anfangen. In gewisser Weise heißt es deshalb ja auch „SELBSTständigkeit“. Eine solch einschneidende Krise zerstört vieles Bekanntes, bietet aber gleichzeitig Chancen, neue Wege zu gehen beziehungsweise neue Ansätze zu verfolgen. Bleiben Sie beispielsweise mit Ihren Kunden über WhatsApp, Facebook und Co. in Kontakt, erlauben Sie telefonische Bestellungen, setzen Sie sich mit den vielfältigen Online-Verkaufsplattformen auseinander, probieren Sie diese aus, versuchen Sie ein lokales Liefermodell zu etablieren. Es gibt diesbezüglich in Bamberg einige Best Practice-Beispiele, an denen man sich orientieren kann. Ich möchte zum Beispiel auf die Buchhandlung Collibri verweisen, die trotz Amazon als stationärer Händler nicht erst seit Corona ausliefert. Ebenso verdient das Bamberger Projekt „Liefert.Jetzt“ eine lobende Erwähnung, das darüber informiert, welche stationären Händler in Bamberg zusätzlich ausliefern. Darüber hinaus rückt man in Krisenzeiten bekanntlich enger zusammen. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit für ungewöhnliche Kooperationen. Viele haben ja ähnliche Probleme. Könnte man beispielsweise die Bamberger Taxiunternehmen dafür gewinnen, statt Personen nun Waren zu befördern? Eventuell können an dieser Stelle die lokale Politik und die IHK Impulse geben und die entsprechenden Kontaktpunkte schaffen.
Was machen Sie als erstes, wenn die Ausgangsbeschränkung aufgehoben ist?
Ich freue mich riesig, aus dem Home-Office wieder in mein Büro zurückzukehren. Das hat jetzt weniger mit meinem Büro zu tun, als mit dem Umstand, dass ich meine Studierenden wirklich vermisse. Ich hoffe inständig, dass dies keine einseitige Wahrnehmung ist, sondern auf Gegenseitigkeit beruht.