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Wildfang

Cari­tas Bamberg

Pro­jekt „Wild­fang“: Stär­kung für Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Familien

Das kos­ten­freie Grup­pen­an­ge­bot „Wild­fang“ der Cari­tas Bam­berg geht im März im Bru­der­wald in die vier­te Run­de. Das Pro­jekt rich­tet sich an Kin­der im Alter von 8 bis 12 Jah­ren, deren Eltern oder nahe Ange­hö­ri­ge von Sucht­er­kran­kun­gen betrof­fen sind. Der Ansatz von „Wild­fang“ kom­bi­niert stär­ken­de Natur­er­fah­run­gen mit einem siche­ren Rah­men fach­lich beglei­te­ter ruppeneinheiten.

Schät­zun­gen des NACOA Deutsch­lands (Natio­nal Asso­cia­ti­on for Child­ren of Addicts) zufol­ge leben in Deutsch­land min­des­tens drei Mil­lio­nen Kin­der in sucht­be­las­te­ten Fami­li­en. Alko­hol ist dabei die Haupt­sub­stanz, etwa 2,6 Mil­lio­nen Kin­der haben es mit einer Alko­hol­sucht ihrer Eltern zu tun. 40.000 bis 60.000 Kin­der leben außer­dem in Fami­li­en mit Eltern­tei­len, die Dro­gen kon­su­mie­ren. Ein wei­te­rer Anteil (40.000 bis 150.000) sind Kin­der von Eltern­tei­len mit patho­lo­gi­scher Glücks­spiel­sucht. Damit ist unge­fähr jedes sechs­te Kind in Deutsch­land von einer Sucht­be­las­tung im fami­liä­ren Umfeld betrof­fen. Wei­te­re Sucht­for­men wie Kauf­sucht oder Medi­en­sucht sind in den Erhe­bun­gen nicht berücksichtigt.

Um Bam­ber­ger Kin­dern aus sol­chen Fami­li­en Hil­fe zu bie­ten, ent­stand im Jahr 2016 das Natur­er­leb­nis-Pro­jekt „Wild­fang“ im Rah­men des Cari­tas-Arbeits­krei­ses „Schul­ter­schluss“. Die­ser soll­te auch der bes­se­ren Ver­net­zung von Sucht­be­ra­tungs-Stel­len die­nen und setz­te sich aus Fach­kräf­ten der Gesund­heits­hil­fe sowie der Jugend- und Sucht­hil­fe von Stadt und Land­kreis Bam­berg zusammen.

Wir haben mit den „Wildfang“-Projektverantwortlichen Tan­ja Mei­er vom HaLT Zen­trum Bam­berg, das ange­glie­dert an das Land­rats­amts Bam­berg Alko­hol­prä­ven­ti­on bei Kin­dern und Jugend­li­chen betreibt, und den bei­den „Wildfang“-Gruppenleiter:innen, der Psy­cho­lo­gin Astrid Heyl von der Cari­tas Erzie­hungs­be­ra­tungs­stel­le Bam­berg sowie dem Wild­kräu­ter- und Wild­nis­päd­ago­gen Robert Scheu­ring, über die Hin­ter­grün­de des Pro­jek­tes, sei­nen Ablauf und sei­ne Ziel­set­zung gesprochen.

Wildfang
Von links: Astrid Heyl, Robert Scheu­ring, Tan­ja Mei­er, Foto: Karo­li­ne Rübsam
Wie ent­stand „Wild­fang“ mit sei­nem Natur-Schwer­punkt? Han­delt es sich um ein Novum oder gibt es ähn­li­che Präventionsprojekte?

Astrid Heyl: Es gibt an ver­schie­de­nen deut­schen Stand­or­ten das unter ande­rem vom Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um geför­der­te und mit­ent­wi­ckel­te Prä­ven­ti­ons­pro­gramm „Tram­po­lin“, wel­ches sich eben­falls an Kin­der zwi­schen acht und 12 Jah­ren rich­tet. Wir haben uns bei der Ent­wick­lung von „Wild­fang“ an den Modu­len des Tram­po­lin-Pro­gramms ori­en­tiert, aller­dings unser eige­nes Kon­zept vor allem durch die Ver­knüp­fung von Natur­er­le­ben und Indoor-Arbeit ent­wi­ckelt. Erleb­nis­se in der Natur unter­stüt­zen das Grup­pen­ge­fühl und die Selbst­wirk­sam­keit der Kin­der. Erkennt­nis­se aus der medi­zi­ni­schen For­schung zu Natur­er­leb­nis­sen unter­strei­chen die Bedeu­tung von Natur­er­fah­run­gen zum Bei­spiel für Ent­span­nung, Krea­ti­vi­tät, psy­chi­sches Wohlbefinden.

Robert Scheu­ring: Der Ansatz von Wild­fang ist inno­va­tiv und basiert auf dem geziel­ten Wech­sel zwi­schen stär­ken­den Natur­er­fah­run­gen und einem siche­ren Rah­men beglei­te­ter Grup­pen­ein­hei­ten. Die­ser Ansatz ermög­licht es den Teilnehmer:innen, sich in einem ande­ren Rah­men zu bewe­gen, umfas­sen­de Sin­nes­er­fah­run­gen zu machen und sozia­le Kom­pe­ten­zen zu ent­wi­ckeln. Der Ein­satz der Natur­päd­ago­gik unter frei­em Him­mel ermög­licht einen qua­li­ta­tiv ande­ren Zugang zu den Kin­dern. Im Wald kön­nen sich die Kin­der aus­to­ben, sich erden, zur Ruhe kom­men. Wir erle­ben auch, dass der Zugang zu belas­ten­den Gefüh­len und Gedan­ken leich­ter mög­lich wird.

Wie kann man sich das vorstellen?

Robert Scheu­ring: Ein schö­nes Bei­spiel ist das Wald­bild. In einer unse­rer Wald­stun­den haben die Kin­der die Mög­lich­keit, mit Natur­ma­te­ria­li­en wie Kie­fern­na­deln, Tan­nen­zap­fen, Stö­cken oder Blät­tern ein Bild ihrer Fami­lie oder eine Sze­ne ihres All­tags zu legen. Da kom­men manch­mal sehr inten­si­ve Ein­bli­cke in ihre Welt zu Tage, die geteilt und bespro­chen wer­den kön­nen. Ein Kind leg­te etwa mal einen Stock als Sym­bol für sich selbst ganz weit abseits sei­nes Bil­des, in dem sich der Rest sei­ner Fami­lie befand. Es fühl­te sich aus sei­nem Fami­li­en­sys­tem aus­ge­schlos­sen, als nicht dazu­ge­hö­rig. Bei einem ande­ren Kind tauch­ten unglaub­lich vie­le Natur­ele­men­te als Fami­li­en­mit­glie­der auf. Über die Sym­bo­le­be­ne fin­den wir Zugang zum sub­jek­ti­ven Erle­ben der Kin­der und kön­nen uns aus­tau­schen und Hil­fen und Lösungs­ideen auf­zei­gen. Durch das bewuss­te Ange­bot von Natur­er­fah­run­gen erhal­ten die Kin­der nicht nur die Mög­lich­keit, sich aus­zu­to­ben oder sich zu ent­span­nen und zu rege­ne­rie­ren, son­dern auch, sich selbst und ande­re bes­ser wahr­zu­neh­men. Die natür­li­che Umge­bung dient dabei als för­der­li­cher Rah­men für indi­vi­du­el­le Ent­wick­lungs­pro­zes­se. Damit ver­bun­den ist auch das The­ma Resilienzförderung.

Wie vie­le Wald­tref­fen gibt es und wie sind die Grup­pen­ein­hei­ten konzipiert?

Astrid Heyl: Vor Beginn der Grup­pen­ein­hei­ten gibt es zunächst ein Vor­ge­spräch mit Kind und Eltern­teil. Wenn mög­lich, bie­ten wir eine Schnup­per­stun­de im Wald vor dem Start an. Aktu­ell star­tet „Wild­fang“ im März mit einer neu­en Grup­pe. Das Pro­jekt umfasst sechs Ein­hei­ten mit einer Dau­er von jeweils zwei bis drei Stun­den. Start ist immer im Wald, wo wir in den ers­ten Stun­den begin­nen, ein Wald­la­ger zu errich­ten. Unser Lager sym­bo­li­siert Schutz und Sicher­heit und die Mög­lich­keit, selbst dar­an zu bau­en und gemein­sam dar­an mit­zu­wir­ken. Wir berat­schla­gen zusam­men, wie und aus wel­chem Mate­ri­al wir bau­en. Die­se Par­ti­zi­pa­ti­on als grund­le­gen­de Hal­tung beglei­tet die gesam­te Grup­pen­zeit. Und dann geht’s an Sam­meln, Tot­holz suchen, Äste, Zwei­ge. Dabei fin­det ein gegen­sei­ti­ges spie­le­ri­sches Ken­nen­ler­nen statt und wir wach­sen als Grup­pe zusam­men und pro­fi­tie­ren von den krea­ti­ven Ideen aller. Meis­tens wird dann auch schon das The­ma Sucht gestreift. Nicht alle Tref­fen fin­den im Wald statt, wir nut­zen auch die Bera­tungs- und The­ra­pie­räu­me im Bera­tungs­haus der Cari­tas. Hier kön­nen wir ande­re Medi­en nut­zen, erar­bei­ten Pla­ka­te, infor­mie­ren zum The­ma Sucht, ana­ly­sie­ren Situa­tio­nen aus den eige­nen Erleb­nis­sen oder Fil­men und Büchern.

Wie unter­stützt das Pro­jekt den Aus­tausch zwi­schen den betrof­fe­nen Kindern?

Robert Scheu­ring: „Wild­fang“ ist in ers­ter Linie ein erleb­nis­päd­ago­gi­sches Ange­bot, bei dem es um Bezie­hungs­ar­beit geht, um Ver­trau­ens­auf­bau, die Kin­der ler­nen sich beim Bau­en oder sogar schon beim Ideen­sam­meln über den Lager­auf­bau unter­ein­an­der ken­nen. Im Lau­fe der Grup­pen­stun­den kommt mal frü­her, mal spä­ter von jeder und jedem ein­zel­nen die Geschich­te zu Tage. Bei man­chen Kin­dern haben wir beob­ach­tet, dass es aus ihnen her­aus­spru­delt, man­che erzäh­len erst spät oder nur ganz wenig von ihrem Hin­ter­grund. Aber es kommt immer von ganz allei­ne. Uns ist ganz wich­tig, dass es nicht wie viel­leicht in einer Selbst­hil­fe­grup­pe abläuft, wo sich alle mit Vor­na­men vor­stel­len und gleich von ihrer Geschich­te berich­ten. Die Kin­der mer­ken: Ich bin nicht allei­ne, der oder die neben mir ist genau­so alt und hat auch so eine ähn­li­che Erfah­rung gemacht wie ich. Das ist äußerst wich­tig, da das The­ma Sucht sehr tabui­siert ist und Kin­der oft kei­ne Mög­lich­keit haben, sich anzuvertrauen.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Astrid Heyl: Wir hat­ten ein Mäd­chen, die mit zu den Ältes­ten der Grup­pen zähl­te und sich schwer­ge­tan hat­te, sich mit die­sem The­ma zu beschäf­ti­gen. Sie hat lan­ge gebraucht und erst durch die Erfah­rungs­be­rich­te der ande­ren kam es dazu, dass sie sich ganz am Schluss öff­ne­te und sag­te, wie doof es ist, dass die Mut­ter stark alko­ho­li­siert und schla­fend auf dem Sofa lie­ge, wäh­rend sie selbst dann allei­ne im Wohn­zim­mer spie­le. Durch die Unter­stüt­zung der ande­ren und die Nor­ma­li­tät schwie­ri­ger Erfah­run­gen als Kind in einer von Sucht­er­kran­kung belas­te­ten Fami­lie trau­te sich das Mäd­chen erst­mals von ihren Erleb­nis­sen zu berich­ten und wir ent­wi­ckel­ten Hilfs­mög­lich­kei­ten. Dazu zäh­len nicht nur die Ideen aus der Grup­pe, die Kin­der haben auch immer die Mög­lich­keit, auch nach Ende der Grup­pe in der Bera­tungs­stel­le für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern wei­ter unter­stützt zu wer­den. Im Fall die­ses Mäd­chens kann ich berich­ten, dass die Mut­ter mitt­ler­wei­le eine erfolg­rei­che sta­tio­nä­re Sucht­be­hand­lung abge­schlos­sen hat.

Wie vie­le Kin­der haben ins­ge­samt an dem Pro­jekt teil­ge­nom­men und was sind die Zie­le des Pro­jekts? Inwie­fern trägt das Grup­pen­an­ge­bot „Wild­fang“ dazu bei, das Bewusst­sein für die Her­aus­for­de­run­gen von Kin­dern aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en zu schärfen?

Astrid Heyl: Ins­ge­samt haben bis­her etwa 40 Kin­der teil­ge­nom­men, der Mäd­chen- und Jungs-Anteil hält sich die Waa­ge. Wich­tig ist uns zu ver­deut­li­chen, dass Wild­fang kein The­ra­pie­er­satz für Kin­der mit erheb­li­chen Belas­tun­gen oder krank­heits­wer­ti­gen Stö­run­gen ist. Es geht dar­um, Kin­dern einen siche­ren Rah­men zu geben sich zu öff­nen. Es geht um Erfah­rungs­aus­tausch und gene­rell dar­um, die Krank­heit Sucht zu ver­ste­hen: Was macht Sucht mit dem mensch­li­chen Kör­per, was pas­siert im Kör­per, was sind Grün­de für eine Sucht?

(Astrid Heyl deu­tet auf Pla­ka­te an der Wand, die die Kin­der des letz­ten Kur­ses gezeich­net haben. Dar­auf sind Han­dys abge­bil­det und die Kin­der haben Sym­bo­le gefun­den zum The­ma „Alles was den eige­nen Akku auf­lädt“, zum Bei­spiel Freun­de tref­fen, ein Bild malen, Musik hören.)

Astrid Heyl: Über Res­sour­cen­ar­beit erwei­tern wir den Blick­win­kel und ermu­ti­gen die Kin­der ihre Fähig­kei­ten zu nut­zen und auszubauen.

Robert Scheu­ring: Wir the­ma­ti­sie­ren auch eige­ne pro­ble­ma­ti­sche Ver­hal­tens­wei­sen. Fast alle Kin­der ant­wor­ten auf unse­re Nach­fra­ge, ob sie viel­leicht auch Pro­ble­me damit haben, auf etwas zu ver­zich­ten, mit „Han­dy, Inter­net und Süßig­kei­ten.“ Ver­hal­ten zu regu­lie­ren und gesun­des Ver­hal­ten zu stär­ken, ist Anlie­gen unse­rer Prä­ven­ti­ons­ar­beit. Wir klä­ren auf, arbei­ten zu Sucht­the­men und haben dabei die indi­vi­du­el­le Situa­ti­on der Kin­der im Blick. Prä­ven­ti­on ist ein sehr wich­ti­ger Fak­tor im Umgang mit Sucht­er­kran­kun­gen. Nach Erhe­bun­gen von NACOA Deutsch­land haben 30 Pro­zent der Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en im Erwach­se­nen­al­ter selbst Sucht­pro­ble­me mit Alko­hol, Dro­gen oder Medi­ka­men­ten oder ent­wi­ckeln eine psy­chi­sche Stö­rung. „Wild­fang“ ver­sucht, durch psy­cho­edu­ka­ti­ve, erleb­nis­ori­en­tier­te und Resi­li­enz för­dern­de Ange­bo­te die­ses Risi­ko zu minimieren.

Wie wol­len Sie die Ziel­grup­pe erreichen?

Tan­ja Mei­er: Obwohl wir das Pro­jekt ziem­lich offen­siv bewer­ben, an vie­len Schu­len, Bera­tungs­stel­len, Jugend­ein­rich­tun­gen und so wei­ter Fly­er aus­lie­gen und wir regel­mä­ßi­ge Mai­lings machen, ist es nicht ein­fach, Teilnehmer:innen für unse­re Grup­pe zu gewinnen.

Astrid Heyl: Es gibt im Prin­zip drei Hür­den: Da ist zum einen die soge­nann­te Com­pli­ance, also die Erkennt­nis oder Ein­sicht des Eltern­teils, eine Sucht­pro­ble­ma­tik zu haben. Außer­dem sind psy­chi­sche Erkran­kun­gen und ins­be­son­de­re Sucht­er­kran­kun­gen immer noch mit Schuld- und Scham­ge­füh­len ver­bun­den und Eltern haben gro­ße Sor­gen, stig­ma­ti­siert und von ande­ren erkannt zu wer­den. Nach­barn könn­ten sie ja sehen, oder Arbeitskolleg:innen. Die drit­te Hür­de ist die Scham vor dem eige­nen Kind selbst. Vie­le Betrof­fe­ne ver­su­chen, ihren Selbst­wert zu schüt­zen, indem sie dar­an fest­hal­ten, dass ihr Kind nichts von der Sucht mit­be­kom­me. Es fal­len Sät­ze wie: „Ich trin­ke nur, wenn die Kin­der im Bett sind“ oder „die sind zu jung und mer­ken das nicht“.

Robert Scheu­ring: In unse­ren Vor­ge­sprä­chen und auch bei der Schnup­per­stun­de bedeu­tet das viel Über­zeu­gungs­ar­beit und Ver­ständ­nis. Bei gemein­sa­mem Sor­ge­recht müs­sen bei­de Eltern der Teil­nah­me ihres Kin­des an „Wild­fang“ zustim­men, wor­an eine Teil­nah­me häu­fig scheitert.

„Wild­fang“ 2024

Die dies­jäh­ri­ge Wild­fang-Grup­pe star­tet im März 2024. Die Anmel­dung ist über die Cari­tas Bera­tungs­stel­le für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern mög­lich. Im Rah­men einer Prä­ven­ti­ons­wo­che für Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en, die jähr­lich im Febru­ar statt­fin­det, hat der Arbeits­kreis „Schul­ter­schluss“ zusam­men mit Cha­peau Claque außer­dem ein Thea­ter­stück ent­wi­ckelt. Die­ses wur­de am 19. Febru­ar urauf­ge­führt und kann von Schu­len und ande­ren Ein­rich­tun­gen gebucht wer­den, um einen mög­lichst brei­ten, päd­ago­gisch fun­dier­ten Zugang mit der Tabu­the­ma­tik der Sucht­er­kran­kung zu schaffen.

Infor­ma­ti­ons­tag am 6. Oktober

Cari­tas: Pro­jekt „Wild­fang“ für Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Familien

Im Früh­jahr 2024 star­tet in Bam­berg zum vier­ten Mal das kos­ten­freie Grup­pen­an­ge­bot „Wild­fang“. Das Erzie­hungs­be­ra­tungs-Pro­jekt soll Kin­dern aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en Aus­tausch und Betä­ti­gung bie­ten. Am 6. Okto­ber ver­an­stal­tet die Cari­tas einen Informationstag.

In Deutsch­land leben etwa drei Mil­lio­nen Kin­der und Jugend­li­che mit sucht­kran­ken Eltern. Das ist etwa jedes fünf­te Kind. Mehr als 30 Pro­zent der Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en wer­den selbst sucht­krank. Sie sind die größ­te bekann­te Sucht-Risikogruppe.

Um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, hat die Bam­ber­ger Cari­tas das Grup­pen­an­ge­bot „Wild­fang“ geschaf­fen. Das Erzie­hungs­be­ra­tungs-Pro­jekt rich­tet sich an Kin­der von 8 bis 12 Jah­ren, deren Eltern oder Ange­hö­ri­ge von Sucht­er­kran­kun­gen betrof­fen sind. Das Kon­zept beinhal­tet einen Wech­sel zwi­schen Natur­er­fah­run­gen und dem siche­ren Rah­men beglei­te­ter Grup­pen­ein­hei­ten in den Räu­men der Sucht-Bera­tungs­stel­le der Cari­tas in der Gey­ers­wörth­stra­ße 2. So sol­len wich­ti­ge Ent­wick­lungs­aspek­te wie Bewe­gung, gemein­sa­me Gestal­tung eines Wald­la­gers und inhalt­li­che Ein­hei­ten umge­setzt werden.

Ein Infor­ma­ti­ons­nach­mit­tag am 6. Okto­ber 14:30 bis 17 Uhr im Bru­der­wald Bam­berg dient als ers­te Ori­en­tie­rung und zum Ken­nen­ler­nen. Infor­ma­tio­nen zur Anmel­dung bis 29. Sep­tem­ber fin­den sich auf der Home­page der Bam­ber­ger Cari­tas.

Cari­tas-Bera­tungs­stel­le für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern

„Wild­fang“ will Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en stärken

Im April star­tet die neue Grup­pe „Wild­fang“ der Cari­tas in Bam­berg. Die­se Erzie­hungs­be­ra­tung bie­tet ein Prä­ven­ti­ons­pro­gramm für Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en an.

„Sucht domi­niert das gesam­te Fami­li­en­le­ben“, sagt Diplom­psy­cho­lo­gin Astrid Heyl von der Bera­tungs­stel­le für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern der Cari­tas Bam­berg-Forch­heim. Zusam­men mit einem Kol­le­gen aus der Wild­nis­päd­ago­gik lei­tet sie das Pro­gramm „Wild­fang“.

„Oft über­neh­men Kin­der in sucht­be­las­te­ten Fami­li­en Tei­le der Eltern­rol­le. Sie küm­mern sich um klei­ne­re Geschwis­ter, erle­di­gen Auf­ga­ben im Haus­halt.“ Paren­ti­fi­zie­rung nen­nen dies die Exper­ten. „Sie ver­su­chen auch, die Eltern zu schüt­zen, und ent­schul­di­gen sie beim Arbeit­ge­ber, erfin­den Aus­re­den, war­um sie nicht kom­men können.“

Obwohl sie in solch schwie­ri­gen Ver­hält­nis­sen leben, hät­ten die Kin­der eine hohe Bin­dung an die Eltern. „Sie ver­su­chen sogar, sie zum Bei­spiel vom Trin­ken abzu­brin­gen.“ Vie­le Eltern sei­en aber auch gewillt, trotz Sucht­ten­den­zen ihre Kin­der so gut wie mög­lich zu ver­sor­gen. „Dies zeigt sich bei den Eltern, die ihre Kin­der bei uns anmel­den und sich dem Sucht­the­ma stellen.“

Cha­rak­te­ris­tisch sei auch, dass die Kin­der gegen­über Drit­ten nicht über die Sucht der Eltern spre­chen. Daher bie­tet das Prä­ven­ti­ons­pro­gramm „Wild­fang“ den Kin­dern eine wich­ti­ge neue Erfah­rung. „Erst­mals erle­ben sie sich unter ihres­glei­chen“, sagt Astrid Heyl. „Sie mer­ken, es gibt ja ande­re Kin­der, die in der glei­chen Situa­ti­on sind wie ich. Und sie kön­nen über ihre Pro­ble­me sprechen.“

Rund 3 Mil­lio­nen Kin­der mit sucht­kran­ken Eltern

Wich­tig ist der Erzie­hungs­be­ra­tung, dass die Kin­der für ein paar Stun­den aus ihrem All­tag her­aus­kom­men, dass sie Kind sein dür­fen und Spaß haben. „Wir legen gro­ßen Wert auf Akti­vi­tä­ten, drin­nen wie drau­ßen“, betont Heyl. „Die Aktio­nen stär­ken das Selbst­wert­ge­fühl der Kin­der und sie kön­nen Natur erle­ben. Daher gehen wir viel in den Wald.“

In Deutsch­land leben rund 3 Mil­lio­nen Kin­der und Jugend­li­che mit sucht­kran­ken Eltern zusam­men. Das ist etwa jedes 5. Kind. Mehr als 30 Pro­zent der Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en wer­den selbst sucht­krank. Sie sind die größ­te bekann­te Sucht-Risi­ko­grup­pe. „Daher spre­chen wir auch über Sucht und über Sucht­mit­tel“, sagt Astrid Heyl. „Wir wol­len vor­beu­gen, dass die Kin­der selbst sucht­krank wer­den. Infor­ma­ti­on und Auf­klä­rung als auch das Stär­ken von Res­sour­cen sind einen wich­ti­ges Ele­ment der Suchtprävention.“

Die nächs­te Grup­pe „Wild­fang“ star­tet im April und bie­tet dann über den Zeit­raum von zwei Mona­ten regel­mä­ßi­ge Grup­pen­ter­mi­ne. Gedacht ist sie für 8- bis 12-jäh­ri­ge Kin­der. Anmel­de­schluss ist am 31. März 2022.

Neue Grup­pe star­tet im Frühjahr 

„Wild­fang” – für Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Familien

Sich im Wald aus­to­ben, einen gemein­sa­men Unter­schlupf bau­en, Ver­trau­en ent­wi­ckeln und sich aus­pro­bie­ren: Das haben die Teil­neh­men­den der von der Cari­tas-Bera­tungs­stel­le für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern orga­ni­sier­ten Grup­pe „Wild­fang“ die­sen Herbst genos­sen. Nach dem „Wald­le­ben“ konn­te in der Bera­tungs­stel­le zu ver­schie­de­nen The­men gear­bei­tet werden.

Ziel der von der Cari­tas-Bera­tungs­stel­le orga­ni­sier­ten Grup­pe „Wild­fang“ ist es, betrof­fe­ne Kin­der und Jugend­li­chen in den Mit­tel­punkt zu stel­len, ihnen Frei­raum und Aus­tausch zu ermög­li­chen und ihre Stär­ken neu zu ent­de­cken. Aber auch leid­vol­le Erfah­run­gen zu tei­len und im Schutz­raum der Grup­pe neue Erfah­run­gen zu machen, Bewäl­ti­gungs­stra­te­gien zu stär­ken und sich selbst­wirk­sam zu erleben.

Sucht­er­kran­kun­gen in Fami­li­en bil­den nicht nur einen erheb­li­chen Belas­tungs­fak­tor für Kin­der, son­dern auch das Risi­ko selbst eine Abhän­gig­keits­er­kran­kung zu ent­wi­ckeln, ist erhöht. In der For­schung geht man von 30 Pro­zent erhöh­ter Wahr­schein­lich­keit aus.

Die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer der Grup­pe im Herbst erstell­ten gemein­sam Res­sour­cen-Col­la­gen, aber auch ein Aus­tausch über belas­ten­de Erleb­nis­se in den Fami­li­en konn­te stattfinden.


Drin­gend not­wen­di­ger Ansatzpunkt

Durch das Kon­zept der Co-Lei­tung aus den Fach­rich­tun­gen Psy­cho­lo­gie und Wild­nis­päd­ago­gik ergänzt durch den The­ra­pie­hund „Charles“ konn­te der kom­ple­xen Dyna­mik für Kin­der aus Fami­li­en­sys­te­men mit Sucht­be­las­tung gerecht wer­den. Durch ver­schie­de­ne Arbeits­ma­te­ria­li­en – unter ande­rem Ver­wen­dung von Natur­ma­te­ria­li­en, kör­per­be­zo­ge­ne Übun­gen, Film­se­quen­zen, Skulp­tur­ar­beit – wur­den unter­schied­li­che Aspek­te der Lebens­welt der Kin­der erfasst und bearbeitet.

Nach­dem Mil­lio­nen von Kin­dern in Fami­li­en mit min­des­tens einem sucht­be­las­te­ten Eltern­teil auf­wach­sen, ist die­se Arbeit ein drin­gend not­wen­di­ger Ansatz­punkt, um nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen zu redu­zie­ren. „Gute Hilfs­an­ge­bo­te für such­ter­krank­te Men­schen gibt es bereits, etwa Bera­tungs­stel­len für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern wie auch Psy­cho­so­zia­le Bera­tungs­stel­len. In Stadt und Land­kreis Bam­berg fehl­te ein spe­zi­el­les Ange­bot für Kin­der und Jugend­li­che aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en bis­her völ­lig. Ich freue mich sehr, dass es in Zusam­men­ar­beit mit Cari­tas und Schul­ter­schluss mög­lich ist, die­sen Ver­sor­gungs­be­darf end­lich zu berück­sich­ti­gen“, so die Psy­cho­lo­gin Astrid Heyl. „Ich bedan­ke mich bei den bis­her teil­neh­men­den Kin­dern und Jugend­li­chen für ihre Offen­heit und bei den Eltern für den Mut und die Stär­ke, die es braucht, um Ihre Kin­der anzumelden.“

Im kom­men­den Früh­jahr star­tet eine neue Grup­pe für Kin­der im Alter von 8–12 Jah­ren. Inter­es­sier­te Eltern, Kon­takt­per­so­nen, zuwei­sen­de Stel­len kön­nen sich jeder­zeit an die Bera­tungs­stel­le für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern für Infor­ma­tio­nen und Vor­anmel­dung wen­den, tele­fo­nisch unter 0951 – 2995730 oder unter astrid.heyl@caritas-bamberg-forchheim.de